Vorraussetzung für eine regelhafte Geburt
Übereinstimmung zwischen Geburtsweg und Kind
(reifes Kind → im Mittel 51,5 cm lang und 3400 g schwer)
ausreichende Wehentätigkeit
Kopf des Kindes → bestimmt von Größe und Form den Ablauf der Geburt
96% → Geburt aus der Schädellage
Linea terminalis
schräg verlaufende Linie auf der Innenseite des Beckens
fasst den Beckeneingang ein / markiert die kraniale Begrenzung des kleinen Beckens
wird gebildet durch: Promontorium, Linea arcuata, Eminentia iliopubica, Pecten ossis pubis, Tuberculum pubicum, Symphyse
Beckeneingang
Beckeneingang → queroval
Längsdurchmesser = 12 cm
schräger Durchmesser = 12,5 cm
Querdurchmesser = 13 cm
Beckenausgang
Beckenausgang → längsoval
laterale Begrenzung → Levatorschenkel
Beckenenge (zwischen Spinae ossis ischii) = 10,5 cm
Schrittmacherzentrum
im Bereich der Tubenwinkel → koordiniert und rhythmisch Kontraktionen des Corpus uteri
Richtung Zervix
Dauer der Kontraktionen → 50 bis 60 Sekunden (Komprimierung der Uterus- und Plazentagefäße)
Stellung
Beziehung des kindlichen Rückens zur Seite der Mutter
I. Stellung → Rücken links (a → vorne, b → hinten)
II. Stellung → Rücken rechts (a → vorne, b → hinten)
Spontangeburt aus vorderen Hinterhauptslage
Spontangeburt aus der hinteren Hinterhauptslage
Hypokinetische Wehenschwäche
Wehen → zu schwach, zu kurz, zu selten
primäre Wehenschwäche → verzögerter Eintritt des vorangehenden Teils in das Becken (zervikal vermittelte Mechanismen der Wehenverstärkung), verminderte Oxytocinausschüttung, unzureichende Oxytocinrezeptor-Bildung
sekundäre Wehenschwäche → Erschöpfung der intrazellulären Energiezufuhr infolge protrahierter Eröffnungsperiode (Ermüdungswehenschwäche)
Hyperkinetische Wehentätigkeit
Anzahl der Wehen oder Amplitude erhöht (uterine Hyperaktivität)
Erhöhung des Basaltonus des Uterus (uteriner Hypertonus)
Ursachen: vermehrte Wandspannung des Myometriums (vegetative Fehlsteuerung mit erhöhter Oxytocinausschüttung), Überdosierung von Wehen-verstärkenden Mitteln
bei einer hyperkinetischen Wehentätigkeit kann es durch kontinuierliche Verminderung der Uterusdurchblutung zur Hypoxie des Fetus kommen
Zu den Einstellungsanomalien gehören:
hintere Hinterhauptslage (hHHL) (auch als Stellungsanomalie bezeichnet)
hoher Gradstand
tiefer Querstand
vordere Scheitelbeinstellung
hintere Scheitelbeinstellung
Roederer-Einstellung (auch als Haltungsanomalie bezeichnet)
Ursachen Einstellungsanomalie hintere Hinterhauptslage
häufig unklar
geringe Distanz zwischen Spinae ischiadicae
dorso-posteriore Stellung des Kindes vor der Geburt (besonders II b-Stellung)
häufiger bei Frauen, die in der Schwangerschaft nach hinten geneigte Position bevorzugen
vorzeitiger Blasensprung
überdurchschnittlich hohes Geburtsgewicht und kleine Kinder (z.B. Frühgeburten)
Symptome der Mutter bei hinteren Hinterhauptslage
vermehrt Rückenschmerzen bei Geburtsbeginn (Hinterhaupt → Sakrum)
protrahierte Geburt
früher Pressdrang (Hinterhaupt → Rektum)
Dammbelastung größer
Einstellungsanomalie: ,,hoher Gradstand´´
der Kopf (Sutura sagittalis) steht in oder über Beckeneingang im geraden (oder fast geraden) Durchmesser :
kann nicht ins kleine Becken eintreten
Häufigkeit: bei 2% – 3% findet sich gerade verlaufende Sutura sagittalis in Eröffnungsperiode; nur 0,5% persistiert hoher Gradstand
Ursachen häufig unklar (spastischer kaudaler Uterusabschnitt, M. psoas hyperton, verengtes Becken, Vorliegen eines Armes, Nabelschnurumschlingung, Uterusdeformität oder Myom in Zervixnähe)
wenn innerhalb von 2 – 3 Stunden nach Diagnosestellung “hoher Gradstand“ trotz aller Bemühungen (Entspannung, PDA, Lagewechsel ...) keine Rotation, Flexion, Tiefertreten und weitere Muttermunderöffnung erfolgt (Geburtsstillstand) → Sectio
Einstellungsanomalie: ,,tiefer Querstand´´
der Kopf (Sutura sagittalis) steht über längere Zeit quer auf dem Beckenboden:
mit ca. 3% häufigste Einstellungsanomalie in der Austreibungsperiode
Ursachen: mangelnde Flexion des Kindes (Scheitelhaltung), kleiner rundlicher Kopf, BeBo Muskulatur hypoton, sekundäre Wehenschwäche, ungünstige Gebärposition (z.B. RL), Beckenanomalien
spontane Drehung und Flexion kann zunächst abgewartet werden (Lagerung)
dreht Kopf trotz kräftiger Wehen nicht → vaginal-operative Beendigung der Geburt mit Zange oder Saugglocke
Vordere Scheitelbeinstellung
vordere Scheitelbeistellung (Naegele Obliquität) → fast quer verlaufende Sutura sagittalis, weicht aber Sakrum-wärts ab → vorderes Os parietale führt
Lateralflexion → Kopf nach dorsal → kann anterior absinken
vorderes Parietale führt und schiebt sich über das höher stehende hintere Parietale → hinteres Parietale kann tiefer treten
wenn dies nicht passiert → Sectio
Hintere Scheitelbeinstellung
hintere Scheitelbeinstellung (Litzmann-Obliquität) → fast quer verlaufende Sututra sagittalis, weicht aber Symphysen-wärts ab → hinteres Os parietale führt
Lateralflexion → Kopf nach ventral → kann posterior absinken
hinteres Os parietale führt und schiebt sich über das höher stehende vordere Os parietale → vorderes Os parietale wird am Tiefertreten durch die Symphyse gehindert, während sich die hintere Schulter auf dem Promontorium festsetzt
geburtsunmöglich → Sectio
Roederer Stellung
frühe Flexion des Kopfes:
in bzw. über dem Beckeneingang
kleine Fontanelle übernimmt schon bei Geburtsbeginn Führung → rotiert etwas nach anterior
Ursachen: spastischer kaudaler Uterusabschnitt, allgemein verengtes Becken bzw. großes Kind frühe Flexion → zur Verkleinerung des Kopfumfangs (Circumferentia suboccipitobregmatica ca. 2 cm kleiner)
bei allgemein verengtem Becken → ist mit langsamen Tiefertreten zu rechnen → Ossa paritalia schieben sich übereinander
im Geburtsverlauf wird der Kopf lang gezogen
wenn der Kopf sich dem Raum nicht anpassen kann → Geburtsstillstand → Sectio
Deflexionshaltung: Scheitelhaltung
kindlicher Kopf während des Beckendurchtritts → weder Flexion noch Extension
kindlicher Kopf auf dem Beckenboden → leichte Flexion
Austritt aus dem Becken durch Extension → Stemmpunkt unter der Symphyse → Stirnhaargrenze
Durchtrittsplanum → ca. 34 cm
Deflexionshaltung: Vorderhauptshaltung
kindlicher Kopf während des Beckendurchtritts → leichte Extension → große Fontanelle führt
kindlicher Kopf auf dem Beckenboden → Sutura sagittalis steht gerade Austritt aus dem Becken durch Flexion / Extension → Stemmpunkt unter der Symphyse → Gegend zwischen
Stirnhaargrenze und Nasenwurzel durch zunehmende Flexion wird Hinterhaupt geboren
es folgt Extension zur Geburt des Gesichts Durchtrittsplanum → ca. 35 cm
Deflexionshaltung: Stirnhaltung
selten
Geburts-mechanisch am ungünstigsten → größtes Durchtrittsplanum ca. 37-38cm
Kopf bleibt lange im Beckeneingang stehen
kindlicher Kopf während des Beckendurchtritts → Extension → Sutura metopica im schrägen Durchmesser der Beckenhöhle
kindlicher Kopf auf dem BeBo → Sutura metopica (meist auch leicht schräg) → Erhebung des Nasenrückens palpabel (an Symphyse)
Austritt → erfolgt meist mit schräg stehendem Kopf → Oberkiefer oder Os zygomaticum bilden
Drehpunkt → durch Flexion wird zuerst das Hinterhaupt geboren → über Extension folgt Gesicht
Deflexionshaltung: Gesichtshaltung
kindlicher Kopf während des Beckendurchtritts → maximale Extension → Mundbereich bis Kinn führt
Gesichtslinie (zwischen Sutura metopica, Nase und Kinn) steht bis Erreichen der Interspinallinie oft quer
kindlicher Kopf auf dem BeBo → dreht sich gerade → Kinn palpabel Austritt → nur Flexion möglich → Drehpunkt Os hyoideum, Kehlkopf Durchtrittsplanum → ca. 34 – 36 cm
Schulterdystokie - verzögernte Schultergeburt
Begünstigende Faktoren
Diabetes mellitus der Mutter
hohes Geburtsgewicht > 4000g
Mehrgebärende mit rascher Austreibungsperiode
Adipositas / Gewichtszunahme > 18kg in SS
forcierte Kopfentwicklung (z.B. bei VE oder Forzeps
aktive Schulterentwicklung (kein Abwarten der äußeren Kopfrotation) Beckenanomalien
Todgeburt
Folgen für das Kind und die Mutter
Folgen für das Kind:
Verletzungen Plexus brachialis
Claviculafraktur oder Oberarmfraktur
hypoxische Schädigung durch anhaltenden Sauerstoffmangel
Folgen für die Mutter
traumatisierendes Geburtserlebnis
Beckenbodenverletzungen
Turtle Phänomen
beim hohen Schultergeradstand bleibt Kopf der Vulva aufgepresst stehen (als ob er sich zurückziehen möchte); gleichzeitig erfolgt sofort leichte Kopfdrehung zur Seite
durch anhaltende Wehentätigkeit Kompressionen des Körpers insbesondere Bereich des oberen thorakalen Diaphragmas
Kompressionen kranial (Os occipitale) insbesondere beim hohen Geradstand
Kraniale Zirkulationsproblematik
venös, arteriel, l lymphatisch, Nervengewebe
Beckenendlage : Geburtsmodus
primäre Sectio als grundsätzliche Empfehlung für Erstgebährende Verringerung des kindlichen Risikos
Sectio → stellt jedoch die gefährlichste Entbindungsart für die Mutter dar (Narkosezwischenfälle, verlängerte Wundheilung, HWI, Verwachsungen, Stillprobleme ...)
in Studien konnte gezeigt werden, dass nach eingehender Risikoselektion und bei entsprechender logistischer Voraussetzungen sowie ausreichender Erfahrung der Geburtshelfer keine erhöhtes Spätmorbiditätsrisiko für vaginal geborene Kinder aus BEL gegenüber den per Sectio entbundenen Kindern besteht
bei intrauteriner Wachstumsretardierung, schwerer mütterlicher Erkrankung oder anderen zusätzlichen Risikofaktoren sollte zur Sectio geraten werden
Beckenendlage: Risiken einer vaginalen Geburt
protrahierter Geburtsverlauf
Eröffnungsperiode verlangsamt → Zervix wird vom kleineren Steiß langsamer gedehnt
Austreibungsperiode verlängert → Steiß rutscht in Wehenpausen zurück (Ursache: hochgeschlagenen Beine, die Rumpf des Kindes schienen → erschwert seitliche Flexion der Hüfte)
Nabelschnurvorfall bei Blasensprung
Steiß dichtet unteren Uterusabschnitt ungenügend ab
akuter Sauerstoffmangel
wenn Becken und Teile des Rumpfes geboren sind und Arme und Kopf nicht bald folgen
erschwerte Armentwicklung (Plexus-Verletzungen)
erschwerte Kopfentwicklung
intrakranielle Blutungen als Folge eines Geburtstraumas
Vaginal-operative Entbindung
Forzeps- bzw. Zangenextraktion: Herausziehen des kindlichen Kopfes mit einer am Kopf angelegten Geburtszange
Vakuumextraktion: Herausziehen des kindlichen Kopfes mit einer durch Unterdruck an der Kopfschwarte festhaftenden Saugglocke Voraussetzungen:
Muttermund vollständig eröffnet
Fruchtblase gesprungen bzw. eröffnet
größter Kopfumfang in der Interspinalebene
Beckenausgang nicht zu eng (kein Becken-Kopf-Missverhältnis)
Kopf liegt Zangen- bzw. Vakuum-gerecht
Harnblase ist leer
Indikation vaginal-operative Entbindung
kindliche Indikationen:
drohende intrauterine Hypoxamie
verlängerte Austreibungsperiode (> 2 - 3 Std.)
mütterliche Indikationen:
Erschöpfung nach langem Geburtsverlauf
Geburtsstilltand (Kopf tritt bei guter Wehentätigkeit nicht tiefer)
Erkrankungen (z.B. Präeklampsie, Herzfehler, Gefahr der Netzhautablösung)
Fieber während Geburt (Verdacht auf Amnioninfektion)
vaginale Blutung
Verdacht auf beginnende vorzeitige Plazentaablösung
Indikationen zur primären Sectio:
Placenta praevia totalis (vorliegende Plazenta)
vorzeitige Plazentalösung
absolutes Kopf-Becken-Missverhältnis
BEL mit Zusatzrisiken
Querlage
Zwillinge (erstes Kind nicht in SL)
Drillinge, Vierlinge …
schwere Präeklampsie oder HELLP-Syndrom
fetale Gefährdung durch vaginale Geburt (z.B. HIV oder Genitalherpes der Mutter) starke Geburtsängste der Mutter
Indikationen zur sekundären Sectio:
protrahierter Geburtsverlauf, Geburtsstillstand
intrauterine Hypoxie
drohende Uterusruptur
Nabelschnurvorfall
Blutung bei tiefsitzender Plazenta
Frühgeburt vor der 32. SSW
Zuletzt geändertvor 2 Jahren