Lernziele
- Diagnostische Kriterien, Differentialdiagnosen, Prävalenz und Erscheinungsformen dementieller Erkrankungen kennen und unterscheiden können
- Auswirkungen dementieller Erkrankungen darstellen können
- Leitlinien-Empfehlungen für Demenzprävention kennen
- Präventive Handlungsmöglichkeiten, präventive Ansätze bei Demenz beschreiben und bewerten können
- wissen was wirkt
- was sind Vor- und Nachteile? Was sind Hindernisse bei der Anwendung?
- Wie könnte es in der Praxis aussehen? Wo bindet man das an? Bsp. Bewegungsförderung für Ältere
anbieten - Wie komme ich an meine Zielgruppe usw.
Was ist die Best Possible Self-Intervention?
Was wird dadurch gefördert?
- Übung ist die Best Possible Self-Intervention (Schreiben über das „ideale Zukunfts-Selbst“), abgeleitet aus dem expressiven Schreiben nach traumatischen Erlebnissen → als Präventionsansatz (positives Selbst fördern um Lebenszufriedenheit zu steigern)
- Positiv-Fokus auf eine „erfolgreiche Zukunft“ statt Negativ-Fokus auf eine „belastende Vergangenheit“ (positiv-psychologischer Ansatz)
- Die Intervention fördert - Wohlbefinden (d=0.33) - Optimismus (d=0.34) - Positiven Affekt (d=0.51)
Was ist self-perception of ageing; SPA?
- findet sich in der Forschung unter dem Namen Negative Altersbilder (self-perception of ageing; SPA)
- Wie werden Alterungsprozesse bewertet? Negativ/Positiv? z. B. Ressourcenentwicklung & Weisheit oder
kognitiver Abbau & Verlangsamung, Schwäche & Einschränkungen
- Forschungsstrang, der sich mit dieser Wahrnehmung des Alterns beschäftigt und deren Auswirkungen auf
die eigene GH
- Ansatzpunkt: Gestaltpsychologie/Allgemeine Psychologie → Reattributionstraining (vgl. Attribution
Modification Training)
- Bewusstmachen automatischer negativer Gedanken
- Hinterfragen der Gedanken und Erarbeiten alternativer Erklärungen (über anderes Thema gelacht; zu spät
losgegangen, ...)
- Wiederholte Übung: Ansatz auf Alltagsbeispiele übertragen
Mit was sind Positive Altersbilder im Längsschnitt verbunden?
- Besserer subjektiver Gesundheit - Weniger Übergewicht - Höherer Lebenserwartung - Besserer Funktionalität im Alltag - Weniger Depressionen
- Bessere kognitive Leistungsfähigkeit (und weniger Demenz)
Ab welchem Alter werden dementielle Erkrankungen relevant?
Wann nimmt die Lebenserwartung ab?
Was passiert, wenn man nun an einer Demenz erkrankt?
Was kann man präventiv gegen Demenz tun?
Was ist das Hauptziel hierbei und welche Hypothese spielt hierbei eine Rolle?
- ab 65 sind dementielle Erkrankungen sehr relevant
- Lebenserwartung nimmt natürlich mit zunehmenden Alter
ab, aber man hat auch noch viele Jahre vor sich - ab 65 Lebenserwartung von 18-20 Jahren noch vor
sich
- wenn dementielle Symptome Auftreten wird die
Lebenserwartung kürzer, Erkrankung steigt stetig an
- innerhalb von 5-7 Jahren sind dementielle Erkrankungen schon sehr stark ausgewachsen
- die hohe Lebenserwartung wird reduziert
- die schönen 20 Jahre die man sich vorgestellt hat, werden kürzer & weniger genussreich
- Fazit: Demenzprävention frühzeitig beginnen, am besten im Jugend bzw. frühen Erwachsenenalter
- man weiß, dass Prävention immer am besten frühzeitig greift, das gilt insbesondere für Demenz, wenn die
ersten Symptome auftreten ist es eigentlich schon zu spät um noch gut unterstützen zu können (therapeutisch
hinauszögern & abmildern noch möglich)
- Hauptziel bei Demenzprävention: Beginn der Erkrankung möglichst weit nach hinten verschieben (z. B. statt 65
mit 85) sprich, dass sich dementielle Erkrankungen erst zeigen, wenn die Lebenserwartung sowieso nicht mehr so hoch ist
- das ganze nennt sich in der Forschung die Compression of Morbidity-Hypothese
Was ist die Compression of Morbidity-Hypothese?
Welche 2 Szenarien sind hierbei möglich?
- Idee: Menschen können sehr lange sehr gesund sein (Fortschritt GH-System usw.), es soll geschafft werden, alle möglichen Erkrankungen so weit nach hinten zu verschieben, dass sie erst später im Leben auftreten und damit nicht mehr so gravierende Auswirkungen haben
- Grundprinzipien der Prävention, ist in diesem Paragdigma der Compression of Morbidity nochmal zusammengefasst, es geht um epidemiologische Studien die genau schauen ab welchen Altersstufen treten Krankheiten auf und wo finden wird Kompressionseffekte
- Compression of Morbidity-Hypothese lässt sich auch noch auf eine andere weise darstellen
- wir haben bis 60 eine Phase der hohen Funktionalität
- ab 60 steigt dann die WK für Erkrankungen (Demenz, KHK, Gelenkerkrankungen, psych. KH usw.)
- 2 Szenarien:
einmal das Nachhintenschieben der beginnenden Morbidität (Kompression)
- gesellschaftlich dann weniger Auswirkungen, da die Lebenserwartung ja geringer wird (Zeit der Morbidität geringer)
Ausdehnung der Morbidität: viel wird begleitend behandelt, aber nicht beseitigt - Argument für Prävention: wir wollen nicht erst im Alter anfangen Menschen zu behandeln, sondern mit der Prävention früher ansetzen, Menschen fit machen, damit Morbidität nicht erst entsteht
Psychologische Theorien des Alterns
Welche psychologischen „Theorien des Alterns“ sind Ihnen bekannt?
- soziale Kontakte nehmen im Alter ab, wahrgenommene soziale Unterstützung wichtig für Lebenszufriedenheit
- SOK-Modell: Selektion von wichtigen Themen, Optimierung der Fähigkeiten, Kompensation
- erfolgreiche Entwicklung als Maximierung von Gewinnen, bei gleichzeitiger Minimierung von Verlusten (Baltes)
- Intelligenzmodelle
Defizitmodell des Alterns
- Fokus auf biologischer und medizinischer Forschung
- Altern bedeutet Abbau wichtiger kognitiver und physiologischer Funktionen, dieses Modell war bis etwa 1960er
Jahre vorherrschend (Defizitmodell)
- Fokus bei den beiden folgenden Theorien ist eher darauf, was baut sich im Alter ab
Trait-Theoretiker (z. B. Costa & McCrae): Persönlichkeit bleibt auch im Alter stabil (die Frage war, gibt es negativ Effekte z. B. Neurotizismus nimmt im Alter zu?)
Wie verändern sich kognitive Leistungen mit dem Alter?
- wie entwickelt sich der Mensch über die Zeit, was bleibt erhalten, was baut sich ab
- verschiedene Formen der Intellogenz: ein Teil nimmt ab (fluid), der andere bleibt erhalten (kristallin)
Was sind Vor- und Nachteile psychologischen Alterns?
Bzgl. des Alterns gibt es auch Qualitative Verlaufsmodelle. Worauf legen diese den Fokus?
Nennen Sie einige Beispiele.
- Fokus auf qualitative Entwicklung
- haben versucht verschiedene Phasen und die besonderen Anforderungen in diesen zu beschreiben
- Entwicklung der Vita ist Auseinandersetzung mit spezifischen Aufgaben
- Erfolgreiches Lösen der stufenspezifischen Aufgaben determiniert Grad der Lebenszufriedenheit
- es geht eher darum, sich die besonderen Herausforderungen der Lebensphasen anzuschauen und zu gucken,
welche Kompetenzen brauche ich für diese
- es geht weniger um den Abbau und Verlust, stärker um die qualitativen Unterschiede
Was ist Frailty?
Frailty – Gebrechlichkeit
- Wahrnehmung von eigener Fitness bzw. Gebrechlichkeit, gut beforschtes Konzept - ist unabhängig von tatsächlicher Gebrechlichkeit/Einschränkungen - Personen können vgl. mit der Altersgruppe zu sehr viel in der Lage sein und sich trotzdem gebrechlich
fühlen
- Menschen die sich als gebrechlich erleben, berichten eine starke Einschränkung ihrer Fähigkeiten (motorischer,
kognitiver und/oder sozialer Fertigkeiten), fühlen sich abhängig von externer Unterstützung, Konstrukt hat einen
hohe Komorbidität mit Depression
- Konzept ist prädiktiv für kognitive Beeinträchtigungen im höheren Alter
- positives Zukunftselbst als Intervention möglich um Gebrechlichkeitsempfinden entgegenzuwirken
Prävalenz von Demenz
Wie hoch schätzen Sie die Prävalenz von dementiellen Erkrankungen in Deutschland für Personen ein, die mindestens 65 Jahre alt sind?
Gibt es Regionen, in denen Demenzen gehäuft auftreten?
Gibt es einen Unterschied bei M und F? Wie lässt sich dieser erklären?
- 10 %
- Prävalenz von Demenz – Stand: 2020 →
- Problem wir damit Alterung der Gesellschaft größer
- Thyrian et al., 2020
- die Arbeit hat sich das ganze auch
aus versorgungsgeografischer
Perspektive angeschaut
- in welchen Regionen tritt demenz
häufiger auf?
- z. B. Hannover und Berlin, sind dicht
besiedelt, viele ältere Menschen leben
dort (Anteile sind größer)
- kann man nutzen für Versorgungs- oder auch Präventionsplanung
- Warum sind Frauen so viel häufiger betroffen? Idee: höhere Lebenserwartungen von Frauen, Männer sterben
eher an Herzinfarkten, Fortschreiten der Erkrankung ist bei Frauen besser zu beobachten (Symptombelastung wird deutlich), Männer werden häufig erst später diagnostiziert (versorgungsbezogener Unterschied) andere Dinge haben bei der Untersuchung einen Fokus z. B. Prostata-Krebs
- kognitives Training reicht als Prävention nicht aus um das Risiko für dementielle Erkrankungen zu reduzieren
Das Leben mit Demenz: 2 Videos
- Woran erkennt man die Demenz als Angehöriger? - Namensgedächtnis schlechter, Worte fehlen - sozialer Rückzug - Mann wurde plötzlich unordentlich, vorher sehr ordentlich/pingelig gewesen
Demenz im Film (Empfehlungen)
- Am goldenen See (1981) An ihrer Seite (2006) Vergiss mein nicht (2012) Amour (2012) The Father (2020)
Demenzkriterien
Wie wird Demenz lt. ICD-10 beschrieben?
Kriterien der Demenzdiagnostik
- Merkmale nach ICD-10 - Abnahme des Gedächtnisses und anderer kognitiver Fähigkeiten über einen Zeitraum von mind. 6
Monaten - Störung der Affektkontrolle, des Antriebs, des Sozialverhaltens - Fehlende Hinweise auf einen vorübergehenden Verwirrtheitszustand (Ausschluss: Delir)
- Häufigste Form: Alzheimer-Demenz
- Verbreitung: exponentieller Anstieg mit Lebensalter
- Problem: schleichender Beginn
- Abgrenzung zum normalen Altern/zur „leichten kognitiven Störung“ und zum Teil zu depressivem Syndrom
schwierig
Zwischen welchen Demenzformen kann man unterscheiden?
Degenerative Demenzen (ca. 60 % aller Demenzen)
- senile Demenz vom Alzheimer Typ (häufigste Form) → stellt Abbauprozesse dar z. B. Absterben von Hirnzellen, Ablagerungen von Eiweißplaques (auch bei den anderen degenerativen)
- Frontotemporallappen-Demenz (u. a. Morbus Pic) → Agittaionn, Aggressionen, Persönlichkeitsveränderungen
- Lewy-Körperchen-Demenz (zweithäufigste Form)
- Demenz bei Morbus Parkinson (auch: Parkinson-Demenz)
- → Behandlung schwierig, man kann den Prozess nur begleiten
Vaskuläre Demenzen (ca. 20 % aller Demenzen)
- Multi-Infarkt-Demenz
- Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (Morbus Binswanger) und lakunäre Infarkte („kleine
Hirninfarkte“)
- Ablagerungen in Gefäßen → Behandlung besser möglich, Lebenstil bedingt, Infarkten kann vorgebeugt werden
Mischformen (aus 1. und 2.); ca. 10 % aller Demenzen)
Nutritiv-toxische Demenzen (<1 % aller Demenzen) z. B. Alkoholdemenz (vgl. Korsakow-Syndrom)
In welchen Stadien läuft Alzheimer ab?
Gehen Sie dabei genauer auf die einzelnen Statioen ein.
1. Leichte Kognitive Störung (ICD-10: „not normal, not demented“)
- leichtgradige Gedächtnisveränderungen, noch nicht dementiell - Erhöhtes Risiko, später Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln
2. Frühes Stadium
- Orientierungslosigkeit - Erste Störungen im Kurzzeitgedächtnis - „Faden verlieren“; nicht die richtigen Worte finden - Erste Schwierigkeiten in räumlicher und zeitlicher Orientierung - Unterstützung bei komplizierteren Tätigkeiten nötig (z. B. Banküberweisung tätigen) - Versuch der Vertuschung/Suppression von Beschwerden; sozialer Rückzug - Stimmungsschwankungen, Depressionen und Reizbarkeit
3. Mittleres Stadium
- Auch Langzeitgedächtnis betroffen; Verlust räumlichen Sehens: Abnahme der Gesichtsererkennung - Selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich; Betreuung notwendig - Verhaltens- und Persönlichkeitsänderung der Betroffenen - Unruhe, Nervosität, Aggressivität, Misstrauen
- gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus durch fehlen zeitlicher und räumlicher Orientierung - Keine differenzierte Auskunft über Stimmung und Emotion mehr möglich
4. Spätes Stadium
- insgesamt sehr geschwächter Körper; Pflegebedürftigkeit
- häufige Todesursache: Atemwegsinfektionen
- schwer zu sagen, nachzuweisen, dass Demenz verantwortlich für den Tod ist, häufig sind es andere Ursachen
die zum Tod führen, sie sterben also an den Folgererscheinungen der Demenz, nicht an der Demenz selbst
Demenzdiagnostik
Welche Instrument zur Diagnostik kann man bei Leichter Kognitiver Störung einsezen?
Was ist der Uhrentest?
- Personen werden gebeten eine Uhr aufzumalen, Stunden einzuzeichnen und Uhrzeiten darzustellen
- um z. B. visuelle Einschränkungen zu untersuchen (Neuropsychologie) aber auch zur Untersuchung von Demenz einsetzbar (wird die Aufgabe verstanden, die Reihenfolge hinbekommen usw.)
- Um eine Person mit leichter kognitive Störung zu diagnostizieren, sollten folgende diagnostische Kriterien erfüllt werden:
- Präsenz von Gedächtnisbeschwerden, im besten Fall durch Informant*innen verifiziert - Objektive Gedächtnisstörung unter dem Altersdurchschnitt
Warum ist die Kombination von objektiven, subjektiven Maßen und Fremdbericht bei der Demenzdiagnostik besonders wichtig?
Um eine Person mit leichter kognitive Störung zu diagnostizieren, sollten welche diagnostische Kriterien erfüllt werden?
- Kriterium: Präsenz von Gedächtnisbeschwerden, im besten Fall durch Informant*innen verifiziert, da
- Subjektiver Beschwerdebericht möglicherweise verzerrt (z. B. aufgrund einer Angstreaktion, Scham; sekundäre Krankheitsgewinne)
- Externes Validitätskriterium: Fremdurteil durch Partner*in oder ein Familienmitglied z. T. präziser (seit wann, welche Intensität, usw.), „blinder Fleck“ bei sozial auffälligem Verhalten kann beleuchtet werden
- Kriterium: Objektive Gedächtnisstörung unter dem Altersdurchschnitt:
- Standardisierte neuropsychologische Diagnostik (Validierung)
- Grad der Beeinträchtigung bestimmen (Vergleich mit Normwerten)
Um eine Person mit leichter kognitive Störung zu diagnostizieren, sollten folgende diagnostische Kriterien erfüllt werden: Allgemein normale kognitive Funktion:
- Alltagsaufgaben wie immer und ohne Hilfe erledigen, z. B. mit dem Hund spazieren gehen, sich waschen, kochen, einkaufen, ...
Einfache Aktivitäten des Alltags sind intakt, auch wenn es zu leichten Störungen bei den komplexeren Aufgaben kommen kann:
- Wahrnehmung einer reduzierten Informationsverarbeitung
- Überforderung oder der Verwirrung durch komplexere Tätigkeiten (z. B. Rechnen)
Abwesenheit von Demenz:
- Kernkriterium: Nichtvorhandensein von Demenzsymptomen wie Apraxien, Agnosien, Prosopagnosien, Sprach- und Bewegungsstörungen
Prävention von Demenz
Wie lange geht der Krankheitsprozess bei einer Demenz?
Was sind zwei Huaptziele der Prävention von Demenz? Gehen Sie genauer auf diese ein.
Biologischer Krankheitsprozess geht klinischer Auffälligkeit voraus Chancen für Prävention
- 12 Jahre steht zwar da, aber meist ist es schon bei 7 Jahren sehr stark fortgeschritten
- Lebenserwartung bei einer Demenzdiagnose ist nicht mehr sehr hoch, weil das Fortschreiten der Erkrankung sehr rasant verläuft
- aber viel Zeit davor um präventiv wirksam zu werden
Ziele der Prävention bei Demenzen
Allgemeine Vorbeugung – Schutzfaktoren stärken
- Widerstandsfähigkeit des Gehirns erhöhen - Aufbau von „Reservekapazität“ durch Neuroplastizität mittels Schutzfaktoren
Allgemeine Vorbeugung – Risikofaktoren schwächen
- Faktoren ausschalten, die die Krankheit begünstigen z. B. Alkoholkonsum
- Schädigung des Gehirns durch zusätzliche Erkrankungen vermeiden
- Verzögerung des pathologischen prä- demenziellen Krankheitsprozesses durch Abbau von Risikofaktoren
Welche Gen-Kombination wird als RF für Demenz verkauft?
Es gibt Hinweise dafür, dass jemand seltener erkrankt, der ...
Gibt es die Wunderpille zum Vorbeugen einer Demenz?
Genetischer Faktor: ApoE4 und das große Geld ...
- ApoE4 wird als „Schlüssel gegen die Demenz“ verkauft
- man hat herausgefunden, dass Menschen mit einer bestimmten Gen-Kombination (ausgeprägtes ApoE4
Protein) eher dazu neigen Demenz zu entwickeln
- wird als eines der wichtigsten RF verkauft
- 2006 gegründet z. B. 23andMe verkaufen dann Gen-Test-Kits die dieses Genom nachweisen
- Zielsetzung: menschliches Genom darstellen
- Risikofaktoren identifizieren für Alzheimer, Krebserkrankungen, Autoimmunerkrankungen,
Pränataldiagnostik, ...
- Positiver Prädiktiver Wert der Analysen unklar
- Wiederholte Vorwürfe des Datenhandels
- undurchsichtige Preispolitik ($999 (2007) bis $99 (2020) pro Testkit) werben mit „jeder kann es sich
leisten“
- wissenschaftlich stimmt es aber nicht, wird aber so verkauft
- ... sich fett- und cholesterinarm ernährt, ungesättigte Fettsäuren (Omega-3) und Vitamine (aus natürlichen Quellen!) zu sich nimmt
- ... Durchblutungsstörungen des Gehirns vorbeugt (rechtzeitige Behandlung z. B. von Diabetes, Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten)
- Nahrungsergänzungsmittel? (werden tatsächlich nicht empfohlen bei Demenz! meist zu hohe Dosis, die dann nicht förderlich ist)
- Vitaminbomben?
- Ginkgo biloba?
- Entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen? → Noch nicht!
Was wird in der 3-Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu Risikofaktoren und Prävention von Demenzen empfohlen?
S3-Leitlinie „Demenzen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zu Risikofaktoren und Prävention von Demenzen
- Leitlinie zielt v.a. auf vaskuläre Demenzen ab: vaskuläre RF und Erkrankungen stellen auch RF für eine spätere Demenz dar
- regelmäßige körperliche Bewegung und ein aktives geistiges und soziales Leben sollten empfohlen werden
- Statement: Eine ausgewogene Ernährung (z. B. mediterrane Kost) wird zur Risikoreduktion empfohlen
S3-Leitlinie „Demenzen“ (2016)
- 92: „Es gibt keine Evidenz für eine wirksame Pharmakotherapie zur Risikoreduktion des Übergangs von Mild Cognitive Impairment (MCI) zu einer Demenz“
- 93: „Es gibt keine Evidenz für wirksame nichtpharmakologische Therapien zur Risikoreduktion des Übergangs von MCI zu einer Demenz“
- 94: „Vaskuläre Risikofaktoren und Erkrankungen (z. B. Hypertonie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Adipositas, Nikotinabusus) stellen auch Risikofaktoren für eine spätere Demenz dar. Daher trägt deren leitliniengerechte Diagnostik und frühzeitige Behandlung zur Primärprävention einer späteren Demenz bei“
- es geht nicht darum die Demenzen zu behandeln, sondern in der Frühphase der Demenz anzusetzen
- das Fortschreiten der KH kann bisher noch nicht wissenschaftlich erwiesen aufgehalten werden
- aber RF für die Verschlechterung der Erkrankung können aufgefangen werden & das frühzeitig und das bevor
leichte kognitive Einschränkungen auftreten
- also auch hier der RF-Ansatz (an klass. RF ansetzen um Demenzprävention zu betreiben): Verschlimmerung in
Frühphase der Demenz hinauszögern - Risiko an sich kann aber nicht reduziert werden, d. h. man kann keine Medikamente/Therapie geben und
dann sagen, die KG tritt dann später gar nicht erst auf, dafür ist es dann zu spät - stattdessen ist frühzeitige Prävention wichtig die verhaltensbezogene RF in den Blick nimmt
Was haben mehrere Studien von körperlicher Aktivität im ZH mit Prävention von Demenz ergeben?
Prävention von Cognitive Decline
- Studie Lautenschläger: konnten zeigen dass durch Förderung von körperlicher Aktivität bei Älteren (50+) kognitive Leistungsfäh. verbessert wurde im Vgl. zur KG die nur GH-Infos bekommen haben
- Primärprävention von kognitiver Verschlechterung im späteren Erwachsenenalter in der Allgemeinbevölkerung (subjektives Gedächtnisproblem)
- Fazit: durch zusätzliche körperliche Aktivität entsteht ein großer Gewinn der auch stabil bleibt
andere Studien: Metaanalysen
- haben ebenso gefunden, dass körperliches Training positive Effekte auf kognitive Funktionen hat
- Aerobes Training (z. B. schnelles Gehen, Radfahren, Joggen) vs. Kontrollgruppe: Positive Wirkung auf mehrere kognitive Funktionen (29 Studien, ≥ 1 Monat)
- Effekte nicht riesen groß, aber sie sind da und beachtlich wenn man sich überlegt, dass nur ein körperliches Training auf so viele kognitive Fähigkeiten wirkt (siehe Bild) → Training hat großen protektiven Wert für demenzielle Erkrankungen
Was ist also hinsichtlich Diagnose und Prävention von Demenz essentiell?
Welche Verhaltensstörungen kommen oft bei einer Demenz noch dazu?
Frühe Diagnose - Frühe Therapie
- Demenzähnliche aber behandelbare Krankheitsbilder werden erkannt
- ca. 10 % der Demenzerkrankungen sind bei früher Diagnose behandelbar
- Je früher die Diagnose, umso effektiver die medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapie
Verhaltensstörungen
- kommen im Störungsbild der Demenz dazu
- Phasenspezifische Symptome: zu Beginn häufig
depressive Verstimmungen (Identitätskonflikt) gefolgt von motorischer Unruhe (Agitationen, Aggressionen) zum Schluss sehr starke kognitive Defizite
- ca. 80 % der Alzheimer-Patienten entwickeln Verhaltensstörungen
- Aggressivität, ängstlich-depressive und paranoide Symptomatik, Unruhe und Schlafstörungen -häufiger Grund für Einweisung in Pflegeheim
Welche Nichtmedikamentösen Therapieoptionen bei Demenz kennen Sie?
- Stärkung der Alltagsfähigkeiten (Verhaltenstherapie, Ergotherapie)
- Förderung der Orientierungsfähigkeit (Milieutherapie - Wohnumfeld mit einbeziehen) - Erinnerungspflege (Erinnerungstherapie, Musiktherapie)
- Anpassung der Kommunikation ([Integrative] Validation)
- validieren/loben was da ist & integrieren -
→ das ganze wurde in einem Programm zusammenfasst, welches stark beworben ist: MAKS
MAKS
- Motorische, Alltagspraktische, Kognitive Aktivierungstherapie mit Spiritueller Einstimmung
- Prof. Gräßel hat Programm entwickelt (Psych. Uniklinik Erlangen): MAKS aktiv-Therapie wirkt insgesamt besser als die „besten“ Medikamente gegen Demenz.
- Weitere Studie(n) die gemacht werden sollen: MAKS aktiv plus Medikamente?
- Methodenkritik (Originalstudie): Kleine, verzerrte Stichprobe (N=61), per protocol-Analyse durchgeführt
(konservativere Analyse wäre ITT)
Ist Alzheimer ansteckend?
Was ist Ziel der Sekundärer und tertiärer Prävention bei Demenz?
- Entlastung der Angehörigen oberstes Gebot! - Angehörige werden durch die dementiellen Erkrankungen sehr stark belastet (siehe Videos) ähnlich bei Sucht, psychischen Erkrankungen, Suizid etc.
- Belastung auf mehrere Schultern verteilen
- Finanzielle Unterstützung in Anspruch nehmen (Pflegestufe, Leistungen bei eingeschränkter Alltagskompetenz)
- Entlastungsangebote nutzen (Tagespflege, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, Betreuungsgruppen oder
Betreuung zu Hause organisieren)
- Angehörigengruppe (am besten evaluierte, nichtmedikamentöse Therapieoption für Angehörige von
Demenzerkrankten)
Ziele der Präventionsmaßnahmen
Sekundäre und tertiäre Prävention
- angesetzt wenn die ersten klaren Anzeichen da sind, dann geht es darum... - Hinauszögern der stationären Pflege - Verbleib in der gewohnten Umgebung zu gewährleisten
Differenzialdiagnostik Demenz?
Psychische Störungen
- 1/4 der über 60-Jährigen leiden an psychischen Störungen
- 13,9 % Demenz
- 9,1 % Depressive Störung
- 1,9 % Angststörung
- 0,7 % schizophren/paranoide Störung
- 0,6 % organisch bedingte wahnhafte Störungen/Halluzinosen
- 0,6 % organisch bedingte Persönlichkeitsstörungen
- je nach Population fällt es unterschiedlich aus !
- hohe Anzahl von Komorbiditäten besonders Depression bei Demenz, wichtig bei der Diff.Diagn. Demenz von Depression zu unterscheiden
Somatische Erkrankungen
- Schlaganfall - (intermittierender) Normaldruckhydrozephalus - Tumorerkrankungen - Weitere, z. B. Infektionen, die eine Meningitis oder Enzephalitis verursachen
- diese können wiederum zu weitern Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen - verbunden mit weiteren Symptomen wie Fieber, schlechter Allgemeinzustand, Einschränkungen der
Lebensqualität
Psychische Erkrankungen
- Depression auch manchmal als Pseudodemenz bezeichnet, wenn sie mit bestimmten Symptomen auftritt - → Symptome ähnlich z. B. Traurigkeit, Interessenslosigkeit, sozialer und emotionaler Rückzug,
Konzentrationsschwächen (gelten ja auch als Symptome für Demenz) - = Depression mit Demenz ähnlicher Symptomatik muss von Demenz unterschieden werden
- Delir - Negativsymptomatik bei Schizophrenie und schizophrenes Residuum - Abhängigkeitserkrankungen
→ können auch zu Gedächtnisstörungen führen → ähnliche Effekte, die wie bei dementiellen Erkrankungen auftreten, aber eben nicht als diese diagnsotiziert werden
Ergänzen Sie die Tabelle.
Zuletzt geändertvor 2 Jahren