Zysten - Definition
path.
epithelialer augekleideter Hohlraum
im Knochen oder Weichgewebe
ein- oder mehrkammerig
mit flüssigem/breiigem Inhalt
Zysten - Unterscheidung
Echte Zyste = bindegewebiger Zystenbalg lumenwärts mit Epithel ausgekleidet
Pseudozysten = bindegewebiger Zystenbalg ohne Epithelauskleidung
Pathogenese - Hypothesen
auf ruhendes Epithel wirken entzündliche oder traumatische Reize ein und führen zur Epithelproliferation
Epithelproliferation selbst als Ursache
Pathogenese
Vorraussetzung für Pathogenese
Vorhandensein von Epithel
Epithelreste des Zahnsäckchens (Odontogen)
Malassez-Epithelreste im Parodontium (Odontogen)
Epithelreste aus Embryonalentwicklung (dysgenetisch)
Drüsenepithel (Retentionszyste)
traumatisch versprengtes Epithel (traumatisches Epithel)
CAVE: meisten Zysten entwickeln sich aus Gewebe des Zahnsystems -> Odontogen
CAVE: Abgrenzung odontogen vs nicht-odontogen vs Kieferpseudozysten
Häufigkeit epitelialer Kieferzysten
radikuläre/residuale Zysten (52%)
follikuläre Zysten (17%)
Keratozysten (11%)
Nasopalatinale Zysten (11%)
übrige Zysten (9%)
Zysten - Größenzunahme
Zystenbalg = semipermeable Membran
Stoffwechselprodukte ins Zystenlumen
durch unterschied. osmotische Gradienten Flüssigkeitsstrom in Zystenlumen
Anstieg hydrostatischer Druck
Vergrößerung führt zur Verdrängung von Knochen und Weichgewebe
-> passive Größenzunahme und kein autonomes Wachstum
Symptomatik
Auftreibung Knochen und Weichteile
Pergamentknistern (Dupuytren’sches Zeichen)
prallelastische Fluktuation
Spontanfraktur
Verzögerter/ausbleibender Zahndurchbruch
Zahnkippung
Zahnlockerung
Sensibilitätsstörung (bei radikulären Zysten -> Ursprung in pulpentoten Zahn)
Verdrängung von Nachbarzähnen
CAVE: symptomloses Wachstum
CAVE: Schmerzen nur durch sekundäre Infektion
Klinische Diagnostik
Vipr
TST
Perk
LG
in Weichteilen = verschieblich, gut abgrenzbar
Radiologische Diagnostik
ZF
OPG
DVT/CT
MRT
Erscheinung im Röntgenbild
scharf begrenzte Aufhellung
rundlich bis oval
Einengung KH
Verdrängung Mandibularkanal
Einbruch in umgebendes Weichgewebe
Differenzialdiagnose zu Neoplasien
Osteolytische Tumore
Ameloblastom
zentrales Riesenzellgranulom
zentrales Fibrom, Myxom
eosinophiles Granulom
Metastase
-> nur über histo-patho möglich
Zystentfernung - Möglichkeiten
Zystektomie (Partsch II)
Zystostomie (Partsch I)
Kombination beider Verfahren, zweizeitig
Zystantrostomie
Exstripation des Zystenbalgs in toto
bei Defekten > 2-3 cm^3 Transplantation von autologem Knochen oder Knochenersatzmaterial
primärer Wundverschluss
Nachuntersuchung: 1/2 jährlich bis vollständig knöchern ausgeheilt (Dauer: 6-12 Monate)
Defektauffüllung - Möglichkeiten
Alloplastisch
Kollagenschwamm
TCP (Knochenersatzmaterial)
Hydroxylapatit
Autogen
Spongiosa (Beckenkamm)
Kortikalis (UK)
Operative Zystenfensterung
Umformung Zystenlumen zur Mundhöhlen Nebenbucht
belassene Zystenbalg-Anteile vernähen
offenhalten mittels Tamponade/Obturator
ggf. anschließende Zystektomie der verkleinerten Zyste
Zystektomie Vorteile vs Nachteile
Vorteile
Zystenbalg Entfernung
kurze Behandlungsdauer
geringere Rezidivgefahr
vollständige Histo
Nachteile
Gefahr Verletzung Nachbarstrukturen
Gefahr Devitalisierung von Nachbarzähnen
höhere Rate sek. Infektionen
Zystostomie Vorteile vs Nachteile
selten Verletzung vitaler Strukturen
geringere Gefahr Devitalisierung von Nachbarzähnen
geringerer opertaiver Aufwand
lange Behandlungsdauer
unvollständiger histo-patho Befund
höhere Rezidivrate
Indikation für kombiniertes Vorgehen
Infizierte Zysten
primäre Inzision und Drainage
nach Entzündungsablinken sek. Zystektomie/Zystostomie
große Zysten
prim. Zystostomie
Verkleinerung Zystenhöhle (minimierte Frakturgefahr, geringere Verletzungsgefahr vitaler Strukturen)
sekundäre Zystektomie
WHO Einteilung
epitheliale Kieferzysten
nicht-epitheliale Kieferzysten
Zysten der KH
Zysten der Weichteile
Odontogene Zysten - Epithelial - Dysgenetisch
-> Entwicklungsbedingt
follikuläre Zyste
Keratozyste (KZOT)
Gingivazyste (Kind + Erwachsen)
Eruptionszyste
Laterale parodontale Zyste
Botryoide odontogene Zyste
Glanduläre Zyste
Odontogene Zysten - Epithelial - Entzündungsbedingt
radiukläre Zyste
Residualzysten radikulärer Zysten
Parodontalzysten
Nicht-epitheliale Zysten
solitäre Knochenzyste
Aneurysmatische Knochenzyste (intraossäres Hämangiom)
Nicht-odontogene Zyste - epithelial - Dysgenetisch
Ductus nasopalatinus Zyste
Nasolabiale Zyste
Globulomaxilläre Zyste
Radikuläre Zyste - Definition
entsteht aus im Desmodont lokalisierten Epithelinseln (Malassez-Reste)
unter Einfluss entzündlichen Reizes
Radikuläre Zyste - Lokalisation
apikal oder lateral der Zahnwurzel
ca. 60 % im OK im vorderen Kieferabschnitt
Radiukläre Zyste - Ursprungsgewebe
Malassez’sche Epithelreste
Radiukläre Zyste - Genese
irreversible Pulpitis -> apikales Granulom -> radikuläre Zyste
CAVE: Vipr zur Lokalisation des verursachenden Zahnes
radikuläre Zyste
Radikuläre Zyste - Rö
periapikale Radioluzez mit Wurzelspitzen im Lumen
Abgrenzung zu apikalem Granulom >6-8 mm oder 2cm^2
Radikuläre Zyste - Histo
mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel
chronisches entzündliches Infiltrat
Bindegewebige Kapsel
Radiukläre Zyste - Therapie
WKB bzw. Revision bei <10mm (CAVE: Versuch unter Rö-Verlaufskontrolle
WSR + Exkochleation des Zystenbalgs bei >10mm
Zahn nicht erhaltungswürdig -> X
Follikuläre Zyste - Definition
entwicklungsbedingte odontogene Zyste
umschließt Krone eines retinierten Zahns
Follikuläre Zyste - Ätiologie
Wachstum durch Flüssigkeitszunahme zw. reduziertem Schmelzepithel oder zw. Schichten d. Schmelzepithels -> Flüssigkeitsansammlung zw. Krone und Schmelzepithel
Altersgipfel: 2-4 Dezennium
Follikuläre Zyste - Betroffene Zähne
UK 8er (v.a.)
OK + UK 3er
OK 8er
Follikuläre Zyste - Diagnostik
Rö (OPG, DVT, CT)
scharf begrenzte Transluzenz
Krone des retinierten Zahns im Zystenlumen
Abgrenzung zum phys. Zahnfollikel
zw. Zahnkrone und Zystenwand >3mm
Follikuläre Zyste - Histo
zweischichtes, unverhorntes Plattenepithel
häufig epitheliale Proliferationen und Ansammlungen mononuklearer Zellen
-> Abgrenzung zur rad. Zyste nur klinisch
Follikuläre Zyste - Therapie
Erwachsene:
Zystektomie oder Zystostomie + X des verursachenden Zahnes
ggf. Defektauffüllung
Kinder und Jugendliche:
Zystektomie + Zahnerhalt ggf. KFO Zahneinstellung
ohne Defektfüllung wegen guter Regeneration
von WHO sowohl als Zyste als auch Tumor klassifiziert
Rezidivneigung (2-63% nach 10 J)
aggressives lokales Wachstum
Bildung von Tochterzellen/Satelliten in benachbarte Spongiosa
durchbricht Kompakta (keine Verdrängung)
frühe Penetration der Weichteile
Keratorzyste - Epidemiologie
2-3 Lebensdekade
Männer > Frauen
Keratozyste - Lokalisation
uni- oder multilokulär
v.a. Kieferwinkel oder Molarenregion UK
UK > OK (3:1)
Keratozyste
Keratozyste - Diagnostik
Kippung + Lockerung von Zähnen
Pulpasensibel, wenn Zahn in Zyste reicht
nur gelegentlich Beschwerden, v.a. bei Sekundärinfektionen
Keratozyste - Rö
häufig mehrkammrige, scharf begrenzte Läsionen
Rand verläuft girladenförmig, Osteolysebedingt
Keratozyste - Histo
mehrschichtiges verhorntes Plattenpithel
begrenzt von dünner fibröser Kaspel
“vanillepuddingartiger” Inhalt
höhere Mitoserate im Vergleich zu odontogenen Zysten
2 Formen:
-> orthokeratinisierte Form (nicht aggressive zystische Läsion)
-> parakeratinisierte Form (benigner zystischer Tumor)
Keratozyste - Therapie
Zystektomie
Knochenhöhle anfrischen (Rosenbohrer)
ggf. intra-OP Carnoy’sche Lösung (CAVE: neurotoxisch)
ggf. Radikal-OP mit Resektion randständiger Knochenabschnitte
Verlaufskontrolle 1/2 jährlich
CAVE: Rezidive bis zu 10 Jahre später
Gorlin-Goltz-Syndrom
autosomal-dominant mit inkompletter Penetranz
multiple Keratozysten im Kieferbereich
Hauttumore (Basaliome)
skelet. Anomalien (Vertebrale Anomalien, Hypertelorismus, pectus excavatum)
Gorlin-Goltz Syndrom - Symptome
Keratozysten
Basaliome
Naevi am Stamm
Verkalkte Flax cerebri
Pits
nicht-odontogene Zysten
langsames expansives Wachstum
CAVE: histo-patho zwingend Notwendig -> benigne Veränderungen können maligne Anteile beinhalten
Ductus nasopalatinus Zyste - Definition
Synonym: Inzisivuszyste oder Ductuszyste
entwickelt sich aus embryonalen Zellsträngen des Tractus nasopalatinus
Ductus nasopalatinus - Lokalisation
in Mittellinie zw. SZ-Wurzeln im OK
Ductus nasopalatinus Zyste - Röntgendiagnostik
-> OPG, Aufbissaufnahme OK, DVT
birnenförmige bis ovale Aufhellung
Ductus nasopalatinus Zyste - Differentialdiagnose
ABER: Zähne vital, PA Spalt erkennbar
Ductus nasopalatinus Zyste - Therapie
Zystektomie über palatinalen Zugang
Schnittführung von 14/15 bis 24/25
aneurysmatische Knochenzyste
Aneurysmatische Knochenzyste
Solitäre Knochenzyste - Vorkommen
v.a. im UK Korpus jugendlicher Pat
Solitäre Knochenzyste - Radiologisch
umgreift Wurzel benachbarter vitaler Zähne
PA-Spalt ist ersichtlich
Aneurysmatische Knochenzyste - Vorkommen
v.a. bei Jugendlichen mit deutlicher Symptomatik
Aneurysmatische Knochenzyste - Röntgen
diffuse osteosklerotische Veränderungen des umgebenden Knochens
Aneurysmatische Knochenzyste - Therapie
Exkochleation
Schleimhautzyste der KH-Schleimhaut
Retentionszyste
post-OP KH-Zyste
Retentionszyste der KH Schleimhaut
Retentionszyste der KH-Schleimhaut - Definition
Zystische Erweiterung des Ausführungsgangs einer Schleimhautdrüse bei Verlegung mit Schleimpfröpfchen
ausgehend von
entzündlichen Prozessen (z.B. apikale PA, Sinusitis etc)
Post-OP
Retentionszyste der KH-Schleimhaut - Rö
Kuppelförmige Verschattung am KH-Boden
mit schwachem Rö-Kontrast und fehlender knöcherner Begrenzung
i.d.R. Zufallsbefund
Retentionszyste der KH-Schleimhaut - Therapie
nur bei Beschwerden
bei X -> Versuch der transalveolären Entfernung
ggf. osteoplastische KH-OP mit Entfernung von vestibulär
Zysten der Speicheldrüsen/Weichteile
Retentionszysten / Extravasationszysten einer Speicheldrüse
lat. Halszyste (Fehlbildung Kiemenbogengewebe)
med. Halszyste (offener Kanal zw. Zungengrund und Speicheldrüse -> enge Beziehung zum Zungenbein)
Stafne-Kavität
rundliche ovale Aufhellung im Kieferwinkel (meist Zufallsbefund)
kein Zahnbezug
meist unterhalb Mandibularkanal, vor Kieferwinkel, im lingualen Kieferkörper
benachbarte Zähne sind vital
keine Schwellung, keine Schmerzen
-> letzendliche keine Zyste
Stafne-Kavität - Äthiologie
vermutlich durch Druck der Weichteile (Gl. submandibularis) herbeigeführte Atrophie des Knochens
Eindellung des Knochens
keine Therapie erforderlich
Stafne-Kavität - Rö
im Rö als zystische Aufhellung
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