Der „Ausschlag“ – Das Exanthem
• Morphologie:
o Größe
o Erhaben oder im Hautniveau
o Bläschen, Papeln, etc.
o Verteilungsmuster
• Juckreiz?
• Ist die Hautveränderung wegdrückbar (z.B. Glastest)?
o Falls nicht – V.a. Hauteinblutungen
o Sollte unbedingt abgeklärt werden!
Masern
Prodromalstadium
• Prodromalstadium
• 3-5 Tage
• Fieber, Reizhusten, Rhinitis, Konjunktivitis
• Koplikflecken sind pathognomisch („krankheitskennzeichnend“): Enanthem mit
kalkspritzerartigen Belägen auf hochroter Schleimhaut
• Exanthemstadium
• Dauer 5-7 Tage
• Plötzlicher Fieberanstieg bei stark reduziertem Allgemeinzustand
• Makulopapulöses hochrotes, konfluierendes, gelegentlich hämorrhagisches
Exanthem. Beginnt hinter den Ohren und im Gesicht, breitet sich rasch über
ganzen Körper aus.
• Blasst nach 3 Tagen wieder ab
• Generalisierte Lymphknotenschwellung
Masern - Komplikationen
• Beteiligung der Atemwege – v.a. Pneumonie
• Otitis media, Diarrhoe
• Akute Masernenzephalitis
- 1/1000 bei Schulkindern
- Letalität 10-20%; Defektheilung bei 30%
- 3.-9. Tag nach Exanthembeginn
- Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle, Lähmungen
Röteln
• Allgemeinzustand meist nur gering beeinträchtigt
• Subfebrile Temperaturen
• Rötelexanthem: Diskretes, helles, mittelfleckiges, makulopapulöses Exanthem,
beginnt im Gesicht
• Lymphknotenschwellung hinter dem Ohr und im Nacken
• evtl. Gelenksbeschwerden
Röteln - Embryopathie
• Diaplazentare Übertragung (Virämie)
• Infektion im ersten Trimenon: Abort häufig! Bei Überleben kommt es meist zur
„konnatalen Rötelinfektion“: Schädigung des Nervensystems, der Augen und
des Herzens
• Infektion im 2.-3. Trimenon: Häufig Mikrozephalie – schwere geistige und
körperliche Behinderung
• Risiko für Embryopathie nimmt nach der 17. SSW ab
• Mortalität der Rötel-Embryopathie ca. 10%
• 10-15% im gebährfähigem Alter haben keine Rötel-AK!
• 2018 – 8 Fälle in Österreich
Mumps – Parotitis epidemica - „Ziegenpeter“
• Klinisch sehr unterschiedliches Bild
• Grippaler Infekt
• Fieber
• 30%- 40% beidseits schmerzhafte Parotitis
• Rötung der Ausführungsg.nge
• Dauer der Schwellung 3-7 Tage
• Häufig Pankreatitis: Erbrechen, Oberbauchschmerzen, Appetitlosigkeit
• 4 - 6% Meningitis
• 4% passagerer Hörverlust, selten Innenohrschädigung
• 30% Mumpsorchitis
Mumpsorchitis
• Betrifft ca. 30% der an Mumps erkrankten Buben
• Entzündung des Hodens
• 4 - 6 Tage nach Krankheitsbeginn Schwellung und Schmerzen ein- oder
beidseitig
• In 50% im Verlauf Hodenatrophie mit Verkleinerung der Testikel
• 13% Subfertilität (unabhängig von Testikelgröße)
• Totale Infertilität ist selten
Varicellen – „Windpocken“, „Feuchtblattern“, „Schafblattern“
• Schwerer Verlauf bei Erwachsenen
• Stark juckend
• „Sternenhimmel“ – gleichzeitiges Auftreten von
Macula, Papula, Vesicula und Crusta
• Stamm, Gesicht, beharrter Kopf, Schleimhaut
Diagnose: klinisch
Varicellen
Therapie
Komplikatioen
• Therapie
• Zinkhaltige Schüttelmixtur zur rascheren Austrocknung der Bläschen
• Medikament gegen Juckreiz
• Kurze Fingernägel und langärmlige Baumwollwäsche
• Sonnenschutz im Anschluss zur Vermeidung von Narben
• Komplikationen
• Bakterielle Superinfektion
• 1:4000 Zerebellitis - Schwindel, Erbrechen, Tremor
• Enzephalitis
• Pneumonie
• Myokarditis
Varicellen bei Schwangeren
• Infektion der Schwangeren in der ersten SS-Hälfte führt in 2% zur
Varicellenembryopathie mit schlechter Prognose:
Augen- und ZNS-Anomalien. Skelett- und Muskelveränderungen
• Erstinfektion um die Geburt – viele Viren, aber keine Antikörper übertragen,
Neugeborenes kann schwer erkranken, Letalität 30%!
Stomatitis aphtosa – „Mundfäule“
• Gingivostomatitis (Entzündung des Zahnfleischs und der Schleimhaut)
• Vesikel und Aphten im Bereich der ganzen Mundschleimhaut
• Starker Speichelfluss
• Foetor ex ore (Mundgeruch
• Hohes Fieber
• Reduzierter Allgemeinzustand
• Ess- und Trinkverweigerung
• Diagnose klinisch
• Symptomatische Therapie -
Schmerztherapie
• Cave: bei V.a. Herpesenzephalitis
Virustatikum intravenös!
Exanthema subitum – „Dreitagesfieber“ (HHV-6)
• HHV 6 (und HHV 7) – Humanes Herpesvirus
• Häufigste Exanthemerkrankung im 1. Lebensjahr (100% in 2 LJ pos. Serologie)•
Übertragung über Speichel
• Herpesviren persistieren ein Leben lang
• 2 - 5 Tage hohes Fieber mit geringer Beeinträchtigung
• Sehr häufig mit Fieberkrämpfen assoziiert
• Nach Entfieberung Auftreten des Exanthems: Klein bis
mittelfleckiges, makulopapulöses Exanthem.
Besonders im Nacken und Stamm, wenig im Gesicht
Infektiöse Mononukleose – „Pfeiffersche Drüsenfieber“
• Ebstein Barr Virus (EBV) – Gruppe der Herpesviren
• Übertragung durch infektiösen Speichel - „kissing disease“
• v.a. im Jugendalter
• Im Kleinkindesalter oft subklinischer Verlauf
• Hohe Durchseuchungsrate
• Infektiösität – auch Jahre später im Fall einer Reaktivierung
Infektiöse Mononukleose
• Pseudomembranöse Tonsillitis – Beläge gräulich
• Generalisierte Lymphadenopathie
• Hepatosplenomegalie (verursacht
Bauchschmerzen)
• Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit
• In 5% juckendes Exanthem
Hand-Mund-Fuß Erkrankung
• Coxsackie-Virus
• Typisch: Blasenbildung Handflächen, Fußflächen und
Ulcera der Mundschleimhaut – ganzer Körper kann von
Exanthem betroffen sein
• Erhöhte Temperatur bis Fieber
• Kinder meist in gutem Allgemeinzustand
• Hauptproblem: Schmerzen im Mund - Trinkverweigerung
• Komplikationen selten – evtl. Verlieren der Nägel,
Hautschuppung
Herpangina
• Hohes Fieber bis 41°C
• Symptome einer Sommergrippe – oberer Atemwegsinfekt, intestinale
Beschwerden
• Rachen: vesikulär-ulzeröse Effloreszenzen mit schmalen rotem Randsaum an
Gaumenbögen, Tonsillen, Uvula, Pharynx
Coxsackie beim Neugeboren
• Schwere Verläufe
• Pneumonie, Myokarditis, Meningoenzephalitis, Sepsis
• Übertragung diaplazentar
• Oder nosokomial – Händehygiene!
Erythema infectiosum – „Ringelröteln“
• Leichte Krankheitssymptome – Fieber,
respiratorische Symptomatik (kann aber
auch fehlen)
• Nach beschwerdefreiem Intervall Auftreten
des typischen Exanthems in 20%
à„Slapped-Cheek“ und periorale Blässe
àMakulopapulöses Exanthem – juckt.
Girlandenförmig - zentrale Abblassung
v.a. an den Extremitäten
• Bei Mädchen gelegentlich
Gelenksschmerzen
Poliomyelitis – „Kinderlähmung“
Initialstadium (Minor Illness): Abgeschlagenheit, Fieber, Halsschmerzen,
Erbrechen, Durchfall (1-3 Tage)
Major Illness (nach einer Latenzphase von 1 Woche): 2. Fiebergipfel, Virus
passiert Blut-Hirn-Schranke
• Nicht paralytische Polio: Meningitis
• Paralytische Polio (ca. 1%): Schmerzen. Schlaffe, meist asymmetrische
Lähmungen bis zur Atemlähmung – Letalität 1-4%
• 50% Heilung („Restitutio ad integrum“)
• 25% milder permanenter Muskelschwund
• 25% schwerer permanenter Muskelschwund
Diphterie
• Pseudomembranöse Beläge auf Tonsillen, Pharynx, Larnyx, Nasenschleimhaut
• Komplikationen: Myokarditis, Lähmungen
• Therapie: Antitoxisches Diptherieserum plus Antibiotikum (Penicillin)
• Prophylaxe: IMPFUNG! (6-fach Impfung, danach alle 10 Jahre auffrischen)
• In Österreich ca. 6-14 Fälle/Jahr
Kehlkopfdiphterie - Krupp
• Heiserkeit
• Bellender Husten
• Inspiratorischer Stridor
• Dyspnoe
• Drohende Erstickung
Tetanus – „Wundstarrkrampf“
• Übertragung durch Wundkontamination
• Toxin gelangt über Blutbahn zum Gehirn und Rückenmark
• Symptome
• Rigor und Spasmen, Krämpfe
• Patienten leiden unter vollen Bewusstsein an starken Schmerzen
• Klinische Diagnose
• Therapie: Antibiotikum, Tetanusimmunoglobulin
Neonatale Tetanus
• Tritt bei Kindern ungepimpfter Mütter auf
• Infektion über Nabelschnur
• Weltweit die häufigste Tetanusform
Angina tonsillaris
• Halsschmerzen
• Kopfschmerzen
• Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
• Meist kein Schnupfen, kein Husten, keine Diarrhoe
Klinischer Status:
• zervikale Lymphknotenvergrößerung
• Vergrößerte, gerötete Tonsillen mit eitrigen Stippchen
• Cave: Peritonsillarabszess
Scharlach
• Angina tonsillaris PLUS Exanthem
• Exanthem: v.a. Rumpf und Leisten betroffen
• Stecknadelkopfgroße, dichtstehende rote Papeln
• Rau - „Sandpapier“
• Verursacht durch Toxine
• „Himbeerzunge“ – erhabene Papillen
• „Milchbart“ – Periorale Blässe
• Schuppung der Hände und Fü.e bei Abheilung
Epiglottitis
• Notfall! – akute Erstickungsgefahr!
• Sehr selten dank Impfung
• Klinik: rasch schwer krank, starke
Halsschmerzen, blass, lethargisch,
immobil, hohes Fieber, kloßige
Sprache, Speichelfluss.
• Racheninspektion nur in
Intubationsbereitschaft, Aufregung
vermeiden
• Therapie: Antibiose, prophylaktische
Intubation - Intensivstation
Meningitis - Allgemeines
• Entzündung der Gehirnhaut
• Erreger – Bakterien, Viren, Protozoen, Parasiten, Pilze
• 60% der Meningitiden betreffen das Kindesalter
• Je jünger der Patient umso unspezifischer die Symptome!
Symptome bei Meningitis
Säugling
• Erbrechen
• Vorgewölbte Fontanelle
• Bewusstseinsstörung
• Apathie, Lethargie oder Unruhe
• Berührungsempfindlichkeit
• Zerebrale Krampfanfälle
(Nackensteifigkeit fehlt meist)
Kleinkinder
• Nackensteifigkeit
Meningokokken - Symptome
• Unspezifischer Beginn – Erbrechen, Fieber, Kopfschmerzen
• Fulminanter Verlauf – schwerkranke Patienten
• Wichtigster Hinweis der Meningokokkeninfektion – Auftreten von Petechien
(Zeichen der Blutgerinnungsstörung)
• Kann binnen kurzer Zeit zur Sepsis, zum Organversagen und Tod führen
Meningokokken
Therapie – sofort bei Verdacht auf Meningokokkeninfektion
• Empirische Antibiose
• Kreislaufstabilisierung - Flüssigkeit und Katecholamine
Kontaktpersonen erhalten einmalig prophylaktisch Antibiose
Impfung!
Pertussis - Keuchhusten
3 Stadien
• Stadium catarrhale
• 1-2 Wochen
• Rhinitis, Konjunktivitis, uncharakteristischer Husten
• Stadium convulsivum
• Dauert 4-6 Wochen
• Typische Hustenattacken „stakkato-artig“ – v.a. nachts
• Ziehende juchzende Inspiration
• Herauswürgen von zähem Schleim
• Stadium decrementi
• Dauer 3-4 Wochen
• Hustenattacken nehmen an Frequenz und Ausprägung ab
Pertussis
Diagnostik
Komplikationen
Diagnostik:
• Blutbild (Leukozytose mit Lymphozytose)
• Virusnachweis im Nasensekret (PCR)
• Serologie erst sehr spät positiv
Therapie:
• Antibiotikum – v.a. um weitere Verbreitung zu verhindern, verringert nicht die
Hustendauer!
• Impfung! (im 6fach Impfstoff enthalten, Auffrischung alle 10Jahre)
Komplikationen:
• Apnoen bei Säuglingen – stationäre Observanz
• Pneumonie als Sekundärinfektion
Influenza – „echte Grippe“
Klinik:
• Schlagartiger Beginn der Beschwerden!
• Hohes Fieber - Schüttelfrost
• Starker, trockener Reizhusten – oft hartnäckig
• Glieder- und Gelenksschmerzen
Komplikationen: Otitis, Pneumonie, Myokarditis
Respiratory Syncytial Virus (RSV)
• Häufigster Erreger schwerer Infektionen des unteren Respirationstrakts im
Säuglingsalter
• Krankheitsbilder: Rhinitis, Bronchiolitis, Pneumonie
• Tachypnoe
• Erhöhte Atemarbeit: Einziehungen, Nasenflügeln
• Feuchte Rasselgeräusche
• Verlängertes Exspirium
• Giemen und Pfeifen
• Husten
• Verschlechtert sich meist am 5.Tag
• Therapie – Luftbefeuchtung, Nasentropfen, Atemunterstützung (zB Sauerstoffgabe)
Akute Gastroenteritis
Durchfall (Diarrhoe): 3 oder mehr dünne oder wässrige Stühle am Tag
• akut – Tage
• chronisch – mehr als 2 Wochen
Akuter Durchfall bei sonst gesundem Kind – meist infektiös
fäkal-orale Übertragung der Erreger
Wichtig - Dehydrierung abschätzen
• Gewichtsverlust?
• Urinmenge?
• Herzfrequenz und Atmung?
• Klinischen Status: Apathie? Verminderter Hautturgor? Augen eingesunken? Schleimhäute
feucht?
• evtl. Labor – Astrup (Blutgasanalyse) zu Bestimmung von Elektrolyten, pH-Wert,
Basenexess (BE), Glukose
Rotavirus
• Häufigster Keim im Kindesalter – ca. 40%
• Stuhl grünlich, stinkend
• Subfebrile Temperatur
• Häufig unspezifische respiratorische Symptomatik
•
Windelsoor
• Vorgeschädigte Haut: Rötung bis Erosion (=Windeldermatitis)
à durch warmes und feuchtes Milieu kommt es leicht zur
Superinfektion mit Candida albicans
• Therapie:
• Haut trocken halten (häufiges Windelwechseln oder keine
Windel)
• Keine reizenden Stoffe (keine Feuchttücher)
• Zinkpaste (z.B Inotyol Slb.)
• Bei Superinfektion Antimykotikum lokal (z.B Mykostatin)
Mundsoor
• weiße, mit dem Spatel nicht abstreifbare Beläge
DD Muttermilch
• Antimykotikum lokal, ggf. systemisch
• ggf. Brust der Mutter mitbehandeln
• Reinigung von Fläschchen und Schnuller
Zuletzt geändertvor 2 Jahren