Aussagepsychologie

Nein!

• Laien liegen knapp über dem Zufall

• Sie fokussieren oft auf falsche Hinweisreize und interpretieren diese falsch

• Fachkräfte bei der Polizei und in änhlichen Funktionen sind nur geringfügig besser

• Wenn das Gericht nicht über genügend Sachkunde verfügt

• Aber nur, wenn Besonderheiten in der Person der Zeugen liegen

  • z.B. jugendliches/kindliches Alter oder psychische Erkrankungen

Glaubhaftigkeit einer Aussage ≠ Glaubwürdigkeit einer Person

1. Beauftragung durch Gericht/Staatsanwaltschaft

2. Aktenanalyse

3. Exploration (bei Bedarf Testdiagnostik)

4. Gutachtenanfertigung

5. Hauptverhandlung (mit erneuter Beurteilung)

6. Mündlicher Gutachtenvortrag

• Startpunkt (in dubio pro reo): Unwahrheitshypothese

  • Prüfe alle in Frage kommenden Hypothesen, dass es sich um eine unwahre Aussage handelt

  • Findet sich keine Evidenz für eine der Unwahrheitshypothesen, verwerfe diese und nimm die Wahrheitsannahme an

• Die Aussage ist nicht erlebnisbasiert, sondern

  • Produkt von Persönlichkeitsbesonderheiten

  • Produkt suggestiver Einflüsse

  • eine bewusste Falschbeschuldigung

1. Aussagetüchtigkeit: Verfügt der Zeuge über die kognitiven Voraussetzungen, die für eine gerichts-verwertbare Aussage erforderlich sind?

2. Aussagetüchtigkeit: Gibt es Störfaktoren (z.B. Suggestion), die wahrscheinlich zu nicht-intentionalen Gedächtnisverfälschungen geführt haben?

3. Aussagequalität: Enthält die Aussage Qualitätsmerkmale, die nicht oder nur selten in erlebnisfernen Aussagen zu finden sind?

• Aktenstudium

  • Schulzeugnisse

  • Krankheitsanamnese

  • Arztberichte

• Testdiagnostik

• Kann der Zeuge

  • den Sachverhalt wahrnehmen?

  • den Sachverhalt im Gedächtnis behalten?

  • sich sprachlich ausdrücken?

  • Fantasie und Realität unterscheiden?

• Zusätzlich: Liegt deliktspezifisches Erfahrungswissen vor, um eine Falschaussage zu generieren oder aufrechtzuerhalten?

… kann die Aussagequalität nicht mehr beurteilt werden

Rekonstruktion der Aussagenentstehung und -entwicklung

• Fanden wiederholte suggestive Befragungen statt?

• Kam es zum Einsatz projektiver Verfahren?

• Wurden die Aussagen zum relevanten Tatgeschehen bereits beim ersten Gespräch gemacht oder erst nach wiederholten Befragungen?

1. Semi-strukturiertes Gespräch mit dem Zeugen

2. Merkmalsbasierte Inhaltsanalyse, die die Qualität der Zeugenaussage systematisch einschätzt

3. Anwendung eines Fragenkatalogs, um das Ergebnis der merkmalsbasierten Inhaltsanalyse zu evaluieren

1. Logische Konsistenz

2. Ungeordnet sprunghafte Darstellung

3. Quantitativer Detailreichtum

1. Raum-zeitliche Verknüpfungen

2. Interaktionsschilderungen

3. Wiedergabe von Gesprächen

4. Schilderung von Komplikationen im Handlungsverlauf

1. Schilderung ausgefallener Einzelheiten

2. Schilderung nebensächlicher Einzelheiten

3. Phänomengemäße Schilderung unverstandener Handlungselemente

4. Indirekt handlungsbezogene Schilderung

5. Schilderung eigener psychischer Vorgänge

6. Schilderung psychischer Vorgänge des Angeschuldigten

1. Spontane Verbesserungen der eigenen Aussage

2. Eingeständnis von Erinnerungslücken

3. Einwände gegen die Richtigkeit der eigenen Aussage

4. Selbstbelastungen

5. Entlastung des Angeschuldigten

1. Deliktspezifische Aussageelemente

• Es gibt keinen objektiven Schwellenwert

• Stattdessen erfolgt eine qualitative, einzelfallorientierte Bewertung aller in Frage kommenden Unwahrheitshypothesen

Geringe ökologische Validität

• geringe emotionale Belastung

• zu Studienzwecken klar definierte Kriterien für Erlebnisbasiertheit können von den in der Praxis verwendeteten Kriterien abweichen

• Ungeordnet sprunghafte Darstellung

• Spontane Verbesserungen

Scheint gegeben zu sein

• bis auf 2 Ausnahmen ergeben sich für alle Merkmale mehrheitlich mind. gute Übereinstimmungen

• der Gesamtwert weist durchgängig eine sehr hohe Übereinstimmung zwischen Beurteilenden auf (> .75)

1. Quantitativer Detailreichtum

2. Raum-zeitliche Verknüpfungen

3. Wiedergabe von Gesprächen

4. Ungeordnet sprunghafte Darstellung

-> Kognitive Aspekte differenzieren besser

-> Gesamtwert besser als einzelne Merkmale

• Selbstbelastungen

• Einwände gegen Richtigkeit

• im Mittel wurden 73% der wahren Aussagen als wahr eingestuft

• im Mittel wurden 72% der falschen Aussagen als falsch eingestuft

• Jüngere Kinder produzieren weniger Qualitätsmerkmale

• Bei jüngeren Kindern differenzieren weniger Qualitätsmerkmale zwischen wahren und falschen Aussagen

• Unterschiedliche Merkmale differenzieren in den verschiedenen Altersgruppen zwischen wahren und falschen Aussagen

• Einflussvariablen wie Alter, verbale Fähigkeiten und Interviewstil müssen berücksichtigt werden

• Absolute Schwellenwerte sind sinnlos

• Sinnvoll sind intraindividuelle Vergleiche in der Schilderung wahrer und erfundener Aussagen

Manche Aspekte erlebnisbasierter Aussagen werden besser erinnert als andere - entscheidend ist nicht, ob absolut konstant erinnert wird, sondern ob das Muster dem üblichen Muster erlebnisbasierter Erinnerungen folgt

1. Kerngeschehen

2. Beteiligte Personen

3. Örtlichkeiten

4. Relevante Gegenstände

5. Fortbewegungsarten

6. Lichtverhältnisse

7. Körperpositionen

8. Deliktspezifische Angaben

• Nebenhandlungen

• Nicht beteiligte Personen

• Kleidung, Wetter

• Datierungen, Reihenfolgen

• Schätzungen, Zahlen, Häufigkeiten

• Seitenverhältnisse

• Gespräche

• Eigene Motive

• Schmerz

Das Realkennzeichen lässt sich aufgrund seiner Unzugänglichkeit bei Falschaussagen schlecht nachahmen

• Polygraph

• EKPs

• Bildgebende Verfahren

Kontrollfragentest:

• Irrelevante Frage

• Relevante Frage

• Kontrollfrage, die sich auf sozial verwerfliches Verhalten bezieht

• Schuldige reagieren stärker auf relevante Fragen

• Unschuldige reagieren gleich stark oder stärker auf Kontrollfragen

• andere Arten von Erregung können ebenfalls zum Anstieg peripherphysiologischer Indikatoren führen

• bestimmte Personen reagieren nicht peripherphysiologisch auf Lügen

• Gegenmaßnahmen möglich

  • Entspannungstechniken

  • Selbst erzeugte Erregung bei Kontrollfragen (z.B. auf Zunge beißen)

Tatwissenstest:

• P300: starke Ausprägung bei seltenen, aufgabenrelevanten Ereignissen

• Straftat-Wissen, das nur Schuldige haben können, führt bei Schuldigen zur Ausprägung einer P300

• Lügen ist kognitiv anspruchsvoll

• Um erfolgreich zu lügen, muss die ehrliche Antwort unterdrückt werden

• Beim Lügen zeigt sich dementsprechend erhöhte Aktivität in Regionen für exekutive Kontrolle (PFC)