Charismatische Führung
Charisma = Merkmal einer Führungsperson, die …
… ihre Untergebenen dazu bringt, sich mit ihr zu identifizieren und ihr nachzueifern
… Anziehungskraft ausübt
… Bewunderung hervorruft
… einen fesselnden „Zauber“ versprüht (Den Hartog et al., 1995)
Charisma wird besonders dann durch Geführte attribuiert, wenn Führungspersonen den Status Quo anzweifeln und Visionen entwickeln
Charisma korreliert mit Indikatoren für Führungserfolg (vor allem mit OCB der Mitarbeiterinnen, Den Hartog et al., 2007)
Was für Merkmale haben charismatische Führerinnen?
starkes Machtmotiv
hoch ausgeprägtes Selbstbewusstsein
zeigen Verhalten, um Geführte zu beeindrucken
formulieren eine attraktive Zukunftsvision
versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen
setzen hohe Ziele für Geführte und vermitteln Zuversicht, dass diese Ziele auch erreicht werden
versuchen, fundamentale Motive der Geführten anzusprechen wie Machtmotiv, Anschlussmotiv oder Leistungsmotiv
sprechen diese Motive durch inspirierende Reden, Schriften oder Gesten an
=> in der Praxis kaum von transformationalem Führungsverhalten zu trennen
Transformationale vs. charismatische Führung
Transformationale Führung
Fokus auf Verhalten der Führungsperson
Fokus auf Merkmalen der Führungsperson und Attribution auf Seiten der Geführten
charakterisiert durch ein positives Ziel
charakterisiert durch dynamischen und expressiven Kommunikationsstil
steigert Selbstbewusstsein der Geführten => stärkt die Geführten
betont persönliche Loyalität der Gefühle => schwächt die Geführten u. U.
Kritische Konsequenzen
Mögliche Effekte auf Anhängerinnen charismatischer Führerinnen
emotionale Bindung an Führerinnen
hinterfragen Überzeugungen und Handlungen der Führerin nicht
sehen eigene Rolle zur Erreichung der Ziele der Führerin als zentral an
=> Risiko für Missbrauch der Führungsposition
Ethische Führung
Unterschiedliche Konzeptionen (Brown et al., 2005, Kalshoven et al., 2011):
Aspekte:
mit Mitarbeiterinnen über ethische Fragen im Unternehmen diskutieren
über Richtigkeit des eigenen Handelns nachdenken
konsequent gegen Mitarbeiterinnen vorgehen, die ethische Standards verletzen
Fairness im Umgang mit Mitarbeiterinnen
z. T. auch Aspekte von Mitarbeiterorientierung
≠ transformationale Führung
≠ Ehrlichkeit der Führungsperson
Konsequenzen ethischer Führung
Brown et al. (2005), Kalshoven et al. (2011):
mehr Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen mit ihrer Chefin
mehr wahrgenommene Führungseffektivität
mehr Vertrauen gegenüber der Chefin & Bereitschaft der Mitarbeiterinnen, Probleme anzusprechen
mehr Arbeitsengagement/OCB der Mitarbeiterinnen
Aber Metaanalyse von Hoch et al. (2018): Ethische Führung …
… korreliert sehr hoch mit transformationaler Führung
… klärt bzgl. Arbeitsleistung und OCB der Geführten nur sehr wenig zusätzliche Varianz über transformationale Führung hinaus auf
… verbessert lediglich die Vorhersage von kontraproduktivem Verhalten der Geführten über transformationale Führung hinaus
Konzeptionelles Modell von Einarsen et al. (2007)
Prävalenzraten destruktiver Führung
Befragung von Aasland et al. (2010): letzte 6 Monate
84 % haben irgendeine Form von destruktivem Führungsverhalten erlebt
33.5 % mind. eine destruktive Verhaltensweise oft oder häufiger
Häufigkeit verschiedener Formen (oft oder häufiger)
Konsequenzen destruktiver Führung: Befunde (I)
Laissez-faire Führung:
Abnahme von:
wahrgenommener Führungseffektivität
Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen mit ihrer Führungskraft
Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiterinnen
Zunahme von:
Rollenkonflikten und Konflikten zwischen Mitarbeiterinnen
Mobbing
Stress
Konsequenzen destruktiver Führung: Befunde (II)
Effekte destruktiver Führung bei Mitarbeitern
Arbeitsleistung
Arbeitszufriedenheit und Zufriedenheit mit der Vorgesetzten
Commitment
Wohlbefinden & Gesundheit
wahrgenommenem Stress
Work-Life Konflikt der Mitarbeiterinnen und Aggressivität ihrerseits gegenüber Familienmitgliedern
kontraproduktivem Verhalten
Fluktuation
Ansatzpunkte für Gegenmaßnahmen
bzgl. Führungkräften selbst
Personalauswahl
Personalentwicklung
Verbesserung der Selbsteinschätzung
—> 360-Grad-Feedback + Coaching
Training bzgl. Selbst-Regulation und sozialem Interaktionsverhalten
Glass-Ceiling-Effekt
Frauen kommen kaum in oberste Führungspositionen, sondern steigen oft nur bis ins mittlere Management auf
„Gläserne Decke“ als unsichtbare Aufstiegsbarriere
Frauenanteil in den höchsten Entscheidungsgremien der größten börsennotierten Unternehmen in Europa:
Gibt es relevante Fähigkeitsunterschiede?
46 Metaanalysen
Hyde (2005): Überblick über 46 Metaanalysen
Berücksichtigte Bereiche:
kognitive Variablen, Kommunikationsfähigkeiten, soziale Fähigkeiten, körperliche Fähigkeiten
Unterschiede sind meist vernachlässigbar oder höchstens klein (78%)
z. B. auch bzgl. mathematischen oder sprachlichen Fähigkeiten
In einigen Bereichen höhere Werte für Männer (+) bzw. für Frauen (-)
räumliche Fertigkeiten (++)
mechanisches Verständnis (+++)
Aggressivität (++)
Rechtschreibung (--)
Größte Unterschiede:
werferische Fähigkeiten (d ≈ 2)
Spezifische Metaanalysen
Jeweils sehr geringe Unterschiede – zugunsten von Frauen
Einziger auffälliger (aber immer noch kleiner) Unterschied zugunsten von Männern: – Promotability (Delta = .11)
Insgesamt: mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede
Was bedeutet ein bestimmter Unterschied tatsächlich?
Illustration von Hyde & Linn (2006):
Kleiner Unterschied (d = .20) zugunsten von Männern
85.6% der Verteilungen überlappen sich
Gibt es Unterschiede im Führungsverhalten?
Metaanalysen Eagly et al.
Metaanalyse von Eagly & Johnson (1990):
Keine Unterschiede bzgl. mitarbeiter- oder aufgabenorientierter Führung
Frauen zeigen mehr demokratisches/partizipatives Führungsverhalten
Metaanalyse von Eagly et al. (2003):
Bei Frauen etwas mehr transformationales Führungsverhalten sowie mehr kontingente Belohnung
Bei Männern etwas mehr Management by Exception active und passive sowie Laissez-Faire-Verhalten
Alle Unterschiede sind klein bis sehr klein; größter Unterschied für Management by Exception (passive) mit d = .27
Gibt es Unterschiede in der Führungseffektivität?
Metaanalyse Eagly et al. (1995):
Über alle Studien hinweg keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Aber im Vergleich zu Männern ist die beurteilte Effektivität von Frauen…
etwas schlechter, wenn sie durch andere Führungskräfte/eigene Vorgesetzte bewertet werden
etwas besser, wenn sie durch unterstellte Mitarbeiterinnen bewertet werden
etwas besser auf höheren Hierarchieebenen aber etwas schlechter auf niedrigeren Ebenen
Sind Unternehmen erfolgreicher, die von Frauen geführt werden?
Heterogene Befundlage in Primärstudien
Metaanalyse von Hoobler et al. (2018):
Insgesamt minimal besserer wirtschaftlicher Erfolg für Unternehmen mit Frauen als CEOs bzw. höherem Frauen-Anteil in Leitungsgremien
In Moderator-Analysen…
schwache aber konsistente positive Effekte auf Verkaufszahlen
starke positive Effekte von Frauen als CEOs in Länder mit höherer geschlechtsbezogener Gleichheit
Zuletzt geändertvor 2 Jahren