Ist die Regierungspolitik in Staaten besser, die von Frauen geführt werden?
Beispiel-Studie von Sergent & Stajkovic (2020):
Effekte des Geschlechts der Governor der US-Bundesstaaten während der frühen Corona-Phase
Weibliche Governor zeigen im Vergleich zu männlichen in Coronabezogenen Regierungserklärungen…
mehr Empathie bzgl. Sorgen und Nöten der Bürger
mehr Zuversicht
Außerdem weniger CoronaTote (bis Mai 2020) in Staaten mit weiblichem Governor – vor allem bei frühem Lockdown
Warum sind Frauen als Führungskräfte trotzdem unterrepräsentiert?
Role-Congruity-Theorie (Eagly & Karau, 2002) und Lack-of-Fit-Modell (Heilman, 1983):
=> Für Beurteilung der Eignung ist Passung zwischen erforderlichen Merkmale der Rolle und Merkmalen der Person relevant:
Geschlechtsspezifische Führungs-Stereotype
Think Manager-Think Male (Schein, 1973, 2001):
Erfolgreichen Führungskräften werden vor allem männliche Attribute zugeschrieben
Ursprünglich:
Stereotyp sowohl auf Seiten männlicher als auch weiblicher Führungskräfte beobachtbar
Heutzutage
Stereotyp ist bei weiblichen Führungskräften schwächer geworden
Gibt es Unterschiede in der Motivation zum Führen?
Metaanalyse von Eagly et al. (1994):
Insgesamt etwas größere Führungsmotivation von Männern
Männer haben vor allem höhere Werte bzgl.
Motivation zu sportlichem Wettstreit
Motivation, eine aktive und bestimmende Rollen zu übernehmen
Wirken sich motivationale Unterschiede darauf aus, wer zur Führungskraft wird?
Studie von Schuh et al. (2014):
Befragung von studentischen und arbeitenden Stichproben
In allen Stichproben höhere Führungsmotivation bei Männern
Führungsmotivation…
sagt jeweils vorher, wer eine Führungsrolle bzw. -position hat
wirkt als Mediator zwischen Geschlecht und Führungsrolle/-position
Geschlechtsbezogene Gleichstellung
= aktive Förderung der Chancengleichheit von Männern und Frauen
Was können Unternehmen für die Gleichstellung tun?
Förderung der Chancen bzw. Qualifizierung von Frauen
spezifische Rekrutierungsmaßnahmen, um Frauen gezielt anzusprechen, oder Förderangebote für Frauen vor einer Bewerbung
Gleichbehandlungsmaßnahmen
Verbot von Diskriminierung aufgrund des Geschlechts
Vermeidung von Verfahren, die Frauen benachteiligen
Begünstigung von Frauen (engl. Preferential Treatment)
„Weiche“ Begünstigung: Begünstigung von Frauen bei gleicher Qualifikation
„Starke“ Begünstigung: Grundsätzliche Begünstigung von Frauen unabhängig von der Qualifikation (z. B. durch Quotenregelungen)
Welche Einflussfaktoren bzgl. der Akzeptanz von Gleichstellungsmaßnahmen gibt es?
Wesentliche Ergebnisse der Metaanalyse von Harrison et al. (2006):
Bessere Akzeptanz von Maßnahmen, die …
Entscheidern in Unternehmen mehr Spielraum gewähren
inhaltlich gut begründet werden
Bessere Akzeptanz durch …
Frauen im Vergleich zu Männern
Personen, die selbst bzw. deren Gruppe von Maßnahmen profitiert – Personen, die selbst Diskriminierung erlebt haben
Schlechtere Akzeptanz durch …
Personen mit sexistischen Einstellungen
Personen mit konservativen politischen Einstellungen
Einflussfaktoren, damit Gleichstellungsmaßnahmen effektiv sind
Unterstützung durch die oberste Führungsebene
Klare und überzeugende Kommunikation bzgl.
Zielen der Maßnahmen
Mechanismus der Maßnahmen
Berücksichtigung der Qualifikation der ausgewählten Personen in zentraler Art und Weise
Ins-Boot-Holen der ausführenden Stellen
Haben Gleichstellungsmaßnahmen Nebenwirkungen?
Überblick bei Crosby et al. (2003, 2006):
Negative Effekte in Experimenten, wenn informiert wurde, dass Personen nur aus Gleichstellungsgründen berücksichtigt wurden
Beispielstudien Heilman et al. (1998):
Negativere Selbsteinschätzungen der bevorzugten Personen
Niedrigere Kompetenz-Einschätzungen und negative arbeitsbezogene Reaktionen durch andere
Abmilderung der negativen Effekte durch Informationen, dass Qualifikationen zentral berücksichtigt wurden
aber:
Befunde in erster Linie aus Laborstudien
Keine Belege aus Befragungen von Arbeitnehmerinnen im Feld
Welche Effekte haben Frauen im Top-Management bzgl. dem Aufstieg anderer Frauen im Unternehmen?
Kurtulus & Tomaskovic-Devey (2012):
Analyse von Panel-Daten von 20‘000 US-Unternehmen von 1990-2003
Zunahme der Frauen im Top-Management führt in der Folge zu höherem Frauenanteil im mittleren Management
Warum wirken sich Top-Managerinnen günstig auf den Aufstieg weiterer Frauen im Unternehmen aus?
Übernahme von Mentorinnen-Rolle für weitere Frauen
Förderung der Anwerbung weiterer Frauen aus arbeitsbezogenen Netzwerken
Niedrigere Kündigungsraten von Frauen in Unternehmen mit TopManagerinnen
Schwächung von stereotypen Vorstellungen männlicher Führung
Wirkung als erfolgreiche Rollenmodelle
Führung im interkulturellen Kontext
Kultur –
beeinflusst das Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen
… gibt Werte und Normen des Verhaltens vor
Kulturzugehörigkeit als eine wichtige Einflussgröße für die
… Führung von Mitarbeiterinnen in ausländischen Niederlassungen
… Führung von Personen mit Migrationshintergrund
… Zusammenarbeit in multikulturellen Teams
Konsequenz:
Man kann nicht davon ausgehen, dass ein Führungsstil immer und überall die gleiche Wirkung hat
Es ist wichtig, relevante Kulturdimensionen zu identifizieren
5 häufig verwendete Dimensionen nach Hofstede (1991)
Machtdistanz (Power Distance)
Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit der Ungleichheit der Machtverteilung zwischen Mitgliedern umgeht
Ausmaß, in dem weniger mächtige Mitglieder von Organisationen ungleiche Machtverteilungen akzeptieren bzw. erwarten
Konsequenz für Führung:
Bei niedrige Machtdistanz
geringe Distanz zwischen Führungskraft und Mitarbeiterinnen
Mitarbeiterinnen trauen sich, zu fragen oder zu widersprechen
eher dezentrale Entscheidungsfindung
eher partizipative vs. autokratische Führung
Individualismus vs. Kollektivismus
Ausprägung des „Ich“-Bewusstseins vs. Gruppenbewusstsein
Aufgrund von Loyalität gilt in kollektivistischen Gesellschaften die Bewahrung von Harmonie als Tugend
In individualistischen Gesellschaften wird erwartet, dass jeder offen seine Meinung sagt
Bei hohem Individualismus
Selbstbestimmung und Eigenverantwortung wichtig für Mitarbeiterinnen
Mitarbeiterinnen handeln aufgrund eigener Interessen
u. U. stärkeres Konkurrenzdenken
Bei niedrigem Individualismus ist Team/Gruppe wichtiger
Maskulinität vs. Femininität
Ausprägung von maskulinen vs. femininen Werten
Maskuline Werte: z. B. Konkurrenzbereitschaft und Selbstbewusstsein
Feminine Werte: z. B. Fürsorglichkeit, Kooperation und Bescheidenheit
Bei höherer Maskulinität
mehr Widerstand gegenüber Frauen in technischen Feldern und Führungspositionen
stärker ausgeprägte traditionelle Geschlechtsrollen
größere Konkurrenzbereitschaft
Leistung und Erfolg sind wichtiger als Beziehungen und Umwelt
Unsicherheitsvermeidung (Uncertainty Avoidance)
Ausmaß, in dem die Mitglieder einer Kultur sich durch ungewisse oder unbekannte Situationen bedroht fühlen
Kulturen, die Unsicherheit vermeiden, versuchen, durch gesellschaftliche Regelungen solche Situationen zu minimieren
Mitarbeiterinnen zeigen bei hoher Unsicherheitsvermeidung
stärkeren Wunsch nach mehr Sicherheit
größere Loyalität gegenüber Unternehmen
bessere Akzeptanz von Regeln und Vorgaben
mehr Widerstand gegenüber Veränderungen
Langfristige Orientierung (Long-Term Orientation)
=> Ausmaß des zeitlichen Planungshorizonts
Bei langfristiger Orientierung
sind kurzfristige Vorteile und Gewinne weniger wichtig
sind Sparsamkeit, Beharrlichkeit und das Bilden und Pflegen langfristiger Beziehungsnetze wichtiger
größere Akzeptanz von Belohnungsaufschub
Take Home Messages & praktische Implikationen
Charismatische Führung wirkt anziehend auf Geführte
Destruktive Führung ist erschreckend verbreitet
Frauen und Männer unterscheiden sich in ihrem Führungsverhalten und ihrer Führungseffektivität weniger, als man dies aufgrund ihrer unterschiedlich hohen Anteile in Führungspositionen erwarten würde
Führung im interkulturellen Kontext …
muss Unterschiede der jeweiligen Kultur berücksichtigen
aber: zentrale Aspekte von transformationaler, charismatischer und ethischer Führung werden kulturübergreifend positiv bewertet
Zuletzt geändertvor 2 Jahren