Strabismus - Definition
= Abweichen der Sehachse eines Auges vom gemeinsamen Fixationsobjekt
Gesichtslinien schneiden sich vor oder hinter fixierten Objekt
vor = Strabismus convergens
hinter = Strabismus divergens
Epidemiologie
Mitteleuropa: 1-5%
bei positiver FA bis zu 30%
Schielformen
Heterotropie (manifestes Schielen)
+ Strabismus concomitans
Begleitschielen; nichtparetisches Schielen
+ Strabismus incomitans
Lähmungsschielen; paretisches Schielen
Heterophorie (latentes Schielen)
Diagnostik bei Kind V.a. Strabismus
Strabismus ja nein?
(Covertest, Fixation, Motilität, Binokularität)
Ambylopiezeichen
Ausschluss organischer Ursachen
(Spaltlampe, Fundus)
Objektive Refraktion in Zykloplegie
Begleitschielen - Strabismus Concomitans
Definition: Schielen bei gleichbleibendem Schielwinkel, das schielende Auge „begleitet“ das führende Auge in alle Blickrichtungen (auch abwechselndes Schielen der Augen möglich)
Ätiologie
Genetisch
Refraktionsfehler (vor allem Hyperopie)
Einseitige Sehschwäche/Amblyopie: z.B. organische Ursache, Netzhauterkrankung, Retinoblastom
Fusionsschwäche
Zerebrale Schäden
Formen
Frühkindliches Schielsyndrom (häufigste manifeste Form): Beginn innerhalb der ersten 6 Lebensmonate
Normosensorisches Spätschielen: Schielbeginn nach dem 1. Lebensjahr (nach Ausbildung der Binokularfunktion)
Mikrostrabismus: Schielwinkel <5°, daher häufig erst späte Diagnose → Hohe Amblyopiegefahr
Latentes Schielen: Meist kein Krankheitswert, da Abweichung durch Fixation zu kompensieren ist (Fusion); Dekompensation und Manifestation in Belastungssituationen
Diagnostik
Prüfung der Hornhautreflexe (Lichtreflexe)
Einseitiger Abdecktest (Cover-Test)
Ausmessen des Schielwinkels, ggf. mithilfe einer Tangententafel
Therapiemöglichkeiten
Okklusionsbehandlung
Möglichst frühzeitiger Beginn
Abdeckung des führenden Auges → „Schulung“ des schwächeren Auges
Niemals zu lange Abdeckung, da dies zur Amblyopie des abgedeckten Auges führen kann
Nachteil: Binokularfunktion kann hierdurch nicht positiv beeinflusst werden
Schieloperation
Lockerung des zu stark wirkenden Muskels
Kürzung der Gegenseite
Therapieempfehlungen
Frühkindliches Schielsyndrom
Primär: Amblyopieprävention (z.B. Okklusionsbehandlung)
Sekundär: Schieloperation (5. bis 6. Lebensjahr)
Normosensorisches Spätschielen
Frühzeitige Operation zur Erhaltung des Binokularsehens
Komplikationen
Störung des Binokularsehens
Amblyopie
Definition: Schwachsichtigkeit eines oder beider Augen (funktionelle Sehschwäche) aufgrund einer Entwicklungsstörung des Sehvermögens während der frühen Kindheit
Pathophysiologie: Funktionsstörungen im Bereich der Sehrinde, da ein bzw. beide Augen sehr schlechte Abbildungsleistungen weiterleiten oder die Informationen zwischen rechtem und linkem Auge nicht übereinstimmen, so dass es zur zentralnervösen Unterdrückung eines der beiden Bilder kommt.
Deprivationsamblyopie (z.B. durch Ptosis, Katarakt, Okklusion)
Therapie/Prävention: Entfernung der Störung der Sehachse (z.B. durch OP)
Refraktionsamblyopie: Bei deutlich unterschiedlichen Refraktionen auf dem rechten und linken Auge entstehen Bilder unterschiedlicher Größe/Schärfe, so dass das Bild des schlechter sichtigen Auges zentral unterdrückt wird
Therapie/Prävention: Refraktionskorrektur, Brille
Schielamblyopie
Therapie/Prävention: Okklusionsbehandlung, Schieloperation
Ein Schielen muss möglichst frühzeitig und konsequent behandelt werden, um eine Amblyopie zu verhindern!
NOTIZEN
Lähmungsschielen - Strabismus paralyticus
Definition: Schielen durch Augenmuskellähmung, der Schielwinkel verändert sich je nach Blickrichtung
Klinik
Doppelbild am größten bei Blickrichtung in Zugrichtung des gelähmten Muskels
Oft kompensatorische Kopfhaltung
Weitere Informationen: Siehe Hirnnerven-Syndrome
Im Gegensatz zum Lähmungsschielen hat die sog. Skew-Deviation mit einer vertikalen Schielstellung der Augen ihre Ursache nicht in einer Muskellähmung, sondern in einer pränukleären Schädigung des Hirnstamms oder des Kleinhirns!
Schiel-Früherkennung
TNO Stereotest
Lang-Test
Diagnostik Strabismus
Hirschberg-Test
Lage der Hornhautreflexbilder bei simultaner Beleuchtung beider Augen
Verschiebung des Reflexbildes um 1mm entspricht Winkel von 7 Grad
Cover Test
Abdeck Test
akutes Auftreten im 3.-4. LJ
Kurze Phase der Diplopie
Auffallend durch Ungeschicklichkeit
Verlust der Stereopsis
Ambylopie
DD: ZNS Tumor
Neuropädiatrische Abklärung
Normosensorisches Spätschielen - Behandlung
umgehend Prismenausgleich vor das Führungsauge
Ambylopiebehandlung
gute funktionelle Prognose
Kardinalsymptome Lähmungsschielen
Blickrichtungsabhhänige Änderung des Schielwinkels (Inkomitanz)
Diplopie
Kompensatorische Kopfhaltung
Okulomotoriusparese - Ursachen
Vaskulär (20%)
Aneurysma (16%)
Tumor (13%)
Trauma (15%)
Varia (13%)
Unklar (25%)
Abduzensparese - Ursache
Unklar (27%)
Tumor (22%)
Varia, z.B. MS (22%)
Vaskulär (Diabetes) )13%)
Abduzensparese - DD
Duane Retraktionssyndrom
Hypo- o Aplasie Abduzenskern, internukleäre Fasern erhalten
Externus von aberrierenden N III Neuronen innerbiert
Adduktionsdefizit, Bulbusretraktion
Typ I Abduktionsdefizit, kaum Adduktionsdefizit und Retraktion (häufigster Typ)
Typ II Adduktionsdefizit ,starke Retraktion
Typ III Hochgradiges Ab- und Adduktionsdefizit
schon bei 10-20° KZH hochwertiges Binokularsehen möglich
Duane-Retraktionssyndrom
Das Duane-Syndrom ist eine sehr seltene Form der angeborenen Augenmuskellähmung, deren Ursache noch nicht umfassend aufgeklärt ist. Etwa 1 % aller Fälle des Strabismus entfällt auf diese Augenerkrankung. Der Symptomkomplex kann in verschiedenen symptomatischen Ausprägungen auftreten und wird deswegen in verschiedene Typen eingeteilt. In der Regel ist nur ein Augebetroffen.
Die Beschreibung des Duane-Syndroms erfolgte im Zeitraum von 1887 bis 1905 durch die AugenärzteAlexander Duane (namensgebend), Jakob Stilling und Siegmund Türk.
Je nach klinischer Ausprägung wird das Duane-Syndrom in drei Typen eingeteilt, wobei Typ I mit Abstand am häufigsten auftritt.
leichtes Innenschielen bei Geradeaus-Blick
leicht verminderte Adduktion
beim Versuch der Adduktion kommt es zu einer leichten Lidspaltenverengung und Retraktion
Abduktion nur bis zur Mittellinie möglich
deutlich eingeschränkte Adduktion
starke Lidspaltenverengung und Retraktion beim Versuch der Adduktion
während Adduktion ist Hebung oder Senkung des Auges möglich
Abduktion nur gering eingeschränkt und bis über die Mittellinie möglich
Abduktion und Adduktion stark eingeschränkt
Retraktion erfolgt bereits ohne Adduktion
Die genaue Ursache des Duane-Syndroms ist bisher noch nicht umfassend aufgeklärt. Als wahrscheinlich gilt eine angeborene Fehlfunktion des Nervus abducens. Gleichzeitig gehen Wissenschaftler von einer Fehlinnervation des Musculus rectus lateralis durch Äste des Nervus oculomotorius aus.
Will der Betroffene eine Adduktion - also eine Bewegung des Augapfels zur Nase hin - durchführen, kommt es zu einer Verengung der Lidspalte bei gleichzeitiger Retraktion des Aufapfels in die Orbita. Augenbewegungen zur Schläfe hin (Abduktion) sind je nach Erkrankungstyp mehr oder weniger stark eingeschränkt. Beim Geradeausblick zeigt sich ein ausgeprägter Strabismus mit entsprechender Kopfzwangshaltung. Bei einem Großteil der Patienten ist der Augeninnendruck erhöht.
Die ophthalmologische Diagnostik beeinhaltet eine Reihe von Untersuchungsmethoden, die das Duane-Syndrom von anderen Formen des Strabismus unterscheiden. Zum Einsatz kommen insbesondere Motilitätsanalysen, Doppelbildschemata und eine Elektromyografie. Differentialdiagnostisch gilt es, v.a. eine Abduzensparese auszuschließen.
Therapie der Wahl ist eine chirurgische Korrektur, bei der das Feld des binokularen Einfachsehens in die Primärposition repositioniert wird. Die Kopfzwangshaltung wird somit künftig vermieden und die optischen Verhältnisse bessern sich. Praktisch geschieht dies durch Rückverlagerung der Augenmuskeln in die Muskelzugrichtung.
Trochlearisparese - Ursachen
unklar 32%
Trauma 29%
vaskulär 18%
Tumor 4%
Varia 16%
bds 4%
Def= Minderung Sehschärfe bei normalem mprph. Augenbefund (Netzhaut und vordere Sehbahn)
visuelles Funktionsdefizit bedingt durch Entwicklungsstörung
bei rechtzeitiger Behandlung (sensitive Phase) ganz oder teiweise reversibel
Ambylopie - Ursachen
Deprivationsambylopie
Medientrübungen/ Verlegung der optischen Achse
Nystagmus
Refraktionsanomalien
2- Suppresionsambylopie
Strabismus
Therapie:
Brille, Okklusion, OP
Zuletzt geändertvor 2 Jahren