Was bedeutet die Intentions-Verhaltens-Lücke?
Zielintentionen sind wichtig für Verhaltensänderung, ABER alleine reichen sie für erfolgreiche Verhaltensänderung nicht aus.
Intentions-Verhaltens-Beziehungen
Kernannahme Rubikonmodell
Es gibt 2 große Sorten von Phasen in der Handlungsregulation. Motivationale und volitionale.
Die Phasen zeichnen sich aus durch bestimmte Bewusstseinslagen (“Mindsets”) mit unterschiedlichen Informationsverarbeitungstendenzen.
Was ist die Fazit-Tendenz?
“eine mit der Dauer wachsende Ungeduld, dass der Motivationsprozess zum Abschluss komme”
Was ist die Fiat-Tendenz?
“Es-werde-Tendenz”. Intention muss auf günstigen Moment ihrer Umsetzung warten —> dann Überganz zum Handeln.
Aufbau Rubikonmodell
Wählen. Motivationale Phase. Prädezisionale Phase. Mindset ist offen. Fazit Tendenz.
Abruptes Ende der prädezisionalen Phase mit der Intenstionsbildung (der Rubikon). Bildet Übergang zur volitionalen Phase.
Präaktionale Phase, volitionale. Mindset schmal da “Realisierungsorientierung”. Fiat Tendenz.
Übergang zur Handlung über Intentionsinitiierung.
Handeln. Intentinosrealisierung. volitionale Phase, realisierungsorientiert.
Intentionsdeaktivierung als Überganz zurück zur motivationalen Phase.
Bewertung der Handlung
…zurück zum Anfang…
Was macht das Health Action Process Modell (HAPA) von Schwarzer zu einem Hybridmodell?
Hybridmodell zur Vorhersage gesundheitsrelevanter Verhaltensänderung
Nutzung als kontinuierliches Modell bei Verhaltensvorhersage
Nutzung als Stadienmodell bei Interventionen zur Verhaltensänderung
Aus welchen Theorien der Verhaltensänderung gibt es Anleihen im HAPA?
Rubikonmodell der HAndlungsphasen (Heckhausen, 1989)
Sozial-kognitive Theorie (Bandura)
Health Belief Model (Rosenstock; Becker)
HAPA Struktur
Was ist neu am HAPA bzgl. Selbstwirksamkeit?
Es gibt stadienspezifische Selbstwirksamkeit.
Motivationale Selbstwirksamkeit (Task/motivational self-efficacy): “Ich bin in der Lage, die Aufgabe auszuführen”
Aufrechterhaltungsselbstwirksamkeit (maintenance self-efficacy): “Kann ich das Verhalten auf Dauer aufrecherhalten?”
volitionale Phase
Wiederherstellungsselbstwirksamkeit (recovery self-efficacy): “Kann ich nach einer Pause das Verhalten wieder aufnehmen?”
—> 2 und 3 korrelieren hoch
Beispiel für HAPA-Messinstrumente - Motivationale Selbstwirksamkeit
Manchmal kommt es anders als geplant. Wie sicher sind Sie sich, dass Sie nach Abschluss der Reha das Folgende schaffen?
Ich bin mir sicher, dass ich mindestens zwei Mal in der Woche 20 Minuten lang körperlich aktiv sein kann (Skala)
Beispiel für HAPA-Messinstrumente - Aufrecherhaltungsselbstwirksamkeit
Ich bin mir sicher, dass ich mich dauerhaft regelmäßig körperlich betätigen kann, auch wenn ich nicht sofort positive Veränderungen sehe. (Skala)
Beispiel für HAPA-Messinstrumente - Wiederaufnahmeselbstwirksamkeit
Ich bin mir sicher, dass ich wieder körperlich aktiv werden kann, auch wenn ich meine konkreten Pläne mehrmals verschoben habe. (Skala)
Action Planning/Implementation Intentions
Zielintentionen in Handeln übersetzen:
Wann werde ich handeln?
Wo werde ich handeln?
Wie werde ich handeln?
Formuliert mir “Wenn…, dann..”-Struktur
Gollwitzer: Implementation Intentions erzeugen eine mentale Repräsentation der antizipierten Situation. So wird sie stark aktiviert und leicht zugänglich.
—> mentale Simulation: “Ich stelle mir vor, wie ich meine Sportkleidung anziehe und los laufe.”
Unterschied Ausführungspläne und Zielintentionen
Ausführungspläne: “Wenn Situation Y auftritt, werde ich Handlung Z ausführen”
Zielintentionen: “Ich will den gewünschten Zustand X erreichen”
—> keine wenn-dann-Struktur!
Effekt von Ausführungsplanung bei der Gesundheitsverhaltensänderung
Personen mir Ausführungsplänen handeln schneller und häufiger im Sinne ihrer Zielintentionen (auch wenn Effektstärken hier nicht überbordend)
Aber: Über verschiedene Verhaltensweisen und Populationen hinweg gezeigt
Bewältigungsplanung - Was beinhaltet das?
Zielintentionen gegen Hinternisse abschirmen
Antizipation von Barrieren und Schwierigkeiten
Vorbereiten von Bewältigungsstrategien
mentale Simulation erfolgreicher Szenarien
Beispiel:
“Wenn es regnen, während ich eigentlich joggen möchte, dann gehe ich einfach schwimmen.”
Auch bei Bewältigungsplanung werden Situations-Verhaltens-Kontingenzen geschaffen.
Konkrete Bewältigungshandlungen stehen in den persönlichen “Risikosiuationen” zur Verfügung.
Handlungskontrolle (Action control) - 3 Subfacetten
Bewusstheit der eigenen Standards
“Was ist mein Ziel?” “Was war meine Intention?”
Voraussetzung für erfolgreichen Vergleich von tatsächlichem mit intendiertem Verhalten.
Selbstbeobachtung/ Self-monitoring
“Was mache ich tatsächlich?”
Voraussetzung für erfolgreichen Vergleich von tatsächlichem mit intendiertem Verhalten
z.B. Hälchen im Kalender, Smartphone Schritt-Tracker …
Regulationsbemühen
wenn Diskrepanz zwischen tatsächlichem und intendiertem Verhalten: Anstrengung zur Verringerung der Diskrepanz
Selbstbeobachtung triggert Regulationsbemühen
—> Wenn es gut läuft: Gesteigerte Mastery Experience
Empirische Befunde zur Wirksamkeit von Handlungskontrolle
Ergebnisse aus quer- und längsschnittlichen korrelativen Studien: Handlungskontrolle als wichtiger Prädiktor/Moderator für Verhaltensänderung
Ergebnisse aus randomisierten kontrollierten Interventionsstudien: Handlungskontrolle effektiv in der Steigerung der Verhaltensänderung
Kritik am HAPA
Ist ein Hybridmodell wirklich möglich?
Verletzt Sparsamkeitsprinzip: Volles Modell
Risikowahrnehmung kann vernachlässigt werden
Einige Konstruke zeigen starke empirische Überlappungen (vgl. stadienspezifische SWE)
Effekte von HAPA in Meta-Analysen schwer feststellbar, weil immer unterschiedliche Ausschnitte/Versionen untersucht.
Zuletzt geändertvor 2 Jahren