1.) Was sind Nozizeptoren, wie werden sie aktiviert und sensibilisiert?
Nozizeptoren = unspezifische Kationenkanäle, an Membran von sensorischen Nervenendigungen
->werden aktiviert durch mechanische/ chemische oder physikalische Reize
->durch Aktivierung des jeweiligen Rezeptors kommt es über Na+/Ca2+ Einstrom zu Depolarisation und Aktionspotential wird generiert
bekannte Kanäle:
->TRP-Rezeptoren (transient receptor potential channels, 7 Untergruppen):
TRPV1 (transient receptor potential vanilloid 1; reagiert auf Hitze, Säure und Capsaicin (schärfevermittelnd))
TRPM8 (transient receptor potential menthol 8, reagiert auf Menthol und Kälte)
->P2X3: Purinorezeptor, reagiert auf ATP (normalerweise nur in der Zelle, wenn außerhalb = Hinweis für Zelluntergang)
3
->ASIC (acid sensitive ion channel): reagiert auf Protonen
->PIEZO 1 und 2: mechano-sensitiv
Aktivierung von Nozizeptoren durch
schmerzauslösende Stoffe wie: K+-Ionen, Protonen
Physikalische Reize: Hitze, Kälte, Druck
Sensibilisierung: bei einer Entzündung wird der Schmerzrezeptor empfindlicher für mechanische und thermische Reize
->Ursache: Bindung von Mediatoren an Rezeptoren der sensorischen Nervenendigungen (z.B. Histamin an H1) und anschließende Phosphorylierung der Schmerzrezeptoren über second messenger Systeme bewirkt Erhöhung der Öffnungswahrscheinlichkeit der Kanäle
->Mediatoren:
1) Bradykinin u.a. Kinine,
2) Histamin aus aktivierten Mastzellen,
3) Serotonin aus aggregierenden Thrombozyten,
4) Prostaglandine v.a. PGE2
(Pharmakologisch: gegen Aktivierung von Nozizeptoren kann man nichts machen, nur bei Sensibilisierung eingreifen)
->bei starker Erregung der Nozizeptoren: Freisetzung von Substanz P aus sensorischer Nervenendigung -> Aktivierung von Makrophagen, Mastzellen, Vasodilatation und Plasmaextravasation (erhöht die Durchlässiglkeit der Gefäßwand)
… vom Hinterhorn des Rückenmarks zum ZNS -> Verarbeitung
2.) Wie funktioniert das nozizeptive und das antinozizeptive System?
aufsteigendes/ nozizeptives System: Einteilung der Schmerzinformation-weiterleitenden Nervenfasern in
- schnelle A delta Fasern und (früher stechender Schmerz; neospinothalamicus; markhaltig)
- langsame C-Fasern. (später, dumpfer, langanhaltender Schmerz; paleospinothalamicus; marklos)
Erregungen, die an den Nozizeptoren in der Peripherie gebildet werden, werden über die A delta- und die C-Fasern zu den Spinalganglien geleitet (= Umschaltstelle). Die von der Peripherie kommende Erregung (aus afferenten Fasern) wird durch Freisetzung exzitatorischer Transmitter (Glutamat und Substanz P) auf ein postsynaptisches Neuron übertragen, von dort über das Rückenmark zum Thalamus und weiter zu den sensorischen Impulsfelder der Großhirnrinde (dort findet die Schmerzwarnehmung und Verarbeitung statt (Lokalisation und Stärke)) .
absteigendes/ antinozizeptives System: Gegenspieler des nozizeptiven Systems. Ist ein Netzwerk aus multiplen Hemmungssystemen zur Unterdrückung der Schmerzwahrnehmung im Rückenmark, Hirnstamm, Thalamus und Cortex. Es ist ständig aktiv und bestimmt das Ausmaß der augenblicklichen und individuellen Schmerzempfindlichkeit.
Modulation der Intensität des Schmerzempfindens durch Freisetzung von endogenen Morphinen (= endogene, schmerzhemmende Stoffe) und Bindung an Opioidrezeptoren (µ-Rezeptoren (Gi)) an der präsynaptischen Endigung des afferenten Neurons. Es kommt zu einer Hyperpolarisation und somit Blockade der Glutamatfreisetzung und Unterbrechung der Erregungsleitung.
-> endogene antinozizeptive Transmitter: z.B. Enkephaline, Endorphine, Dynorphine (sind Peptide; aufgrund kurzer HWZ keine therapeutische Bedeutung; Cannabinoide setzen hier an)
beta-Endorphin = stärkster körpereigener Agonist an µ-Rezeptor
3.) Beschreiben Sie anhand der Formel eines Lokalanästhetikums den Einfluss des pH-Wertes auf den Wirkort/ Wirkmechanismus?
Lokalanästhetika lösen eine reversible und örtlich begrenzte Hemmung der Erregbarkeit und des Leitungsvermögens sensibler Endorgane aus, indem sie spannungsabhängige Na+ Kanäle hemmen (bindet vom zellinneren aus; hauptsächtlich an offene Kanäle). Es kommt zu keinem Na+ Einstrom und somit keiner Depolarisation und keiner Weiterleitung der Erregung (Reizleitung unterbrochen).
Infiltrations- und Leitungsanästhetika sind meist in Kombi mit Vasokonstriktoren (Adrenalin, Noradrenalin) zugelassen für eine bessere lokale Begrenzung und Verlängerung der Wirkdauer (verzögerter Abtransport, verringerte Toxizität).
Beispiele: Procain, Lidocain
Strukturell gesehen sind Lokalanästhetika meist schwache Basen (haben eine sekundäre oder tertiäre Aminofunktion)
LA haben pKa-Werte zwischen 7,6 und 9 (Lidocain: 7,9 -> bei einem pH-Wert von 7 liegen ca 10 % nicht protoniert vor und können durch die Zellmembran penetrieren)
Nur der undissoziierte, lipophile Anteil des Lokalanästhetikums kann durch passive Diffusion die Zellmembran überwinden und am intrazellulären Wirkort wirksam werden. Im Zellinneren findet dann eine Protonierung statt und nur die protonierte, aktive Form des Lokalanästhetikums kann an eine Bindungsstelle in der Pore des spannungsabhängigen Na+-Kanals binden und den Na+ Einstrom blockieren. (Gleichgewicht ist relevant zwischen Penetration und Wirkung)
Der pH-Wert bestimmt den Anteil an dissoziiertem und undissoziiertem Wirkstoff und beeinflusst somit die Wirkung des Lokalanästhetikums.
Bei einer Entzündung kommt es zu einer Erniedrigung des pH-Werts auf 4,5-6, daher liegt ein Großteil des Lokalanästhetikums bereits extrazellulär protoniert vor und kann nicht mehr in die Zelle eindringen und wirksam werden. Lokalanästhetika wirken somit in entzündetem Gewebe schlechter. (zb sollte man beim Zahnarzt häufig warten bis sich die Entzündung etwas beruhigt hat, da sonst das LA nicht gut wirkt)
Negative Korrelation der Wirkung und Penetration: Penetration besser bei höherem pH (undissoziierte Form) und Wirkung besser bei niedrigem pH (protonierte Form).
=> müssen basisch genug sein um ins Zellinnere zu gelangen, aber sauer genung um an den Na+-Kanal zu binden.
pH-Wert in entzündetetem Gewebe: Ödembildung -> größerer Diffusionsweg -> Sauerstoffmangel -> anaerobe Glykolyse nimmt zu -> Laktat/Milchsäurebildung nimmt zu -> lokale Laktatazidose
Strukturen:
Procain
Lidocain (N wird in Abhängigkeit vom pH-Wert (de)protoniert)
Benzocain
Lidocain: Strukur
= (Säure)amidtyp (wird in der Leber über CYP metabolisiert)
Procain: Struktur
= Esthertyp (werden über Plasmacholinesterease gespalten -> kurze HWZ)
=Procain (häufiger allergische Reaktionen)
=Benzocain (Oberflächenanästetikum, Hämorrhoiden, Gastriden, Hals-/Ohrenschmerzen, Katheterisierung, Druckschmerz bei Zahnprotesen)
3a.) Einteilung und Indikationen von Lokalanästhetika
Einteilung:
Oberflächenanästhesie
=zur Applikation auf Schleimhäuten und Wunden
zB Benzocain
Infiltrationsanästhesie
= Injektion ins Gewebe
Lidocain und Procain
Leitungsanästhesie
= gezielte Umspülung ausgewählter Nerven
Indikationen:
Oberflächenanästhesie:
Hals- und Ohrenschmerzen, Hämorrhoiden, schmerzhafte Gastritiden, Druckschmerz bei Zahnprothetik, Katheterisierung
Infiltrations- und Leitungsanästhesie:
Zahnbehandlung & -extraktion, kleine chirurgische Eingriffe (zB. Wundnaht)
Systemisch: Lidocain:
Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen
3b.) Nebenwirkungen von Lokalanästhetika
(+ Kontraindikationen)
Nebenwirkungen:
allergische Reaktionen (v.a. Procain)
bei versehentlicher intravasaler Applikation und somit systemischer Wirkung
zentralnervöse Störungen (Schwindel, Benommenheit)
Herz-Kreislaufstörungen (Arrhythmien, Bradykardie, Blutdruckabfall, Schock)
(Kontraindikationen:
schwere Herzryhtmusstörungen
akut dekompensierte Herzinsuffizienz)
4.) Opioidanalgetika: Welcher Rezeptor und Mechanismus – Klassifizierung nennen
Opioidanalgetika stimulieren μ-, δ-, κ- Opioidrezeptoren (alle Gi-gekoppelt), welche bei Stimulation Gi-gekoppelt die Adenylatcyclase hemmen und es zu einer Erniedrigung der cAMP Konzentration kommt.
Dies führt
präsynaptisch zu einer Hemmung der Transmitterfreisetzung durch Erniedrigung der Öffnungswahrscheinlichkeit von Ca2+ Kanälen und dadurch Hemmung der Transmitterfreisetzung (z.B. Glutamat) und
αi-UE von Gi-> AC↓-> cAMP↓ > PKA-Aktivität ↓ -> keine Phosphorylierung präsynaptischer Ca2+-Kanäle ->schließen -> Ca2+↓ -> Glutamat-Freisetzung↓ (präsynatpisch)
postsynaptisch durch Erhöhung der Öffnungswahrscheinlichkeit von Ka+ Kanälen zu einer Hyperpolarisation und somit wird die Erregungsweiterleitung nozizeptiver Signale gehemmt.
βγi-UE von Gi-> K+-Ausstrom (postsynaptisch)
=> Synergistische Wirkung von cAMP und Ca2+!!!
Klassifizierung der Opioidanalgetika:
Reine Agonisten (Morphin, Codein, Methadon, Pethidin, Fentanyl)
Partielle Agonisten (Tramadol, Buprenorphin)
Antagonisten (Naloxon, Naltrexon, Antidot Opiatüberdosierung, Opiatentzug)
*alle Opioide vom Morphinwirktyp weisen eine µ-Opioidrezeptorpräferenz auf
5.) 5 zentrale NICHT-analgetische und 2 periphere Wirkungen von Opioidanalgetika
zentral:
sedierend/ hypnotisch,
euphorisch (zu Beginn)/ dysphorisch (mit fortlaufender Einnahme; κ-Opioidrezeptor für dysphorie verantwortlich),
atemdepressiv (inhibitorische Wirkung im ZNS; Herabsetzung der Empfindlichkeit des Atemzentrums gegenüber pCO2)),
2
antitussiv (Hustenzentrum wird blockiert, v.a. Codein und Dihydrocodein),
emetisch/ antiemetisch
va zu Beginn emetisch (Chemotriggerzone im Gehirn wird aktiviert; ist durchlässiger, damit eben toxische Substanzen erbrechen auslösen können)
miotisch (Pupillenverengung = Leitsymptom bei Vergiftungen),
Toleranz (zunehmend höhere Dosis nötig um gleiche Wirkung zu erzielen),
Sucht/Abhängigkeit
peripher:
Wirkungen an der glatten Muskulatur:
verzögerte Magenentleerung
Obstipation, (über Gi)
Spasmen im Gallenapparat (nicht spürbar durch Analgesie; µ-Opioidrezeptorantagonisten),
Miktionsstörungen
über Histaminfreisetzung:
Blutdrucksenkung,
Flush-Phänomen (anfallsartige Rötung der Haut),
Bronchokonstriktion/ Asthmaanfälle,
allergische Reaktionen (Urtikaria)
*µ-Opioidrezeptor-Agonisten steigern den Tonus des GI-Traks sowie den Austritt von Elektrolyten und Wasserr in das Darmlumen -> verzögerte Magenentleerung und spastische Obstipation
6.) Opioidanalgetika: Indikationen (+Substanzen) und die wichtigsten Nebenwirkungen, Kontraindikationen
Indikationen (der Agonisten):
starke Schmerzen unterschiedlicher Genese (Morphin, Tramadol)
Unterdrückung des Hustenreizes (Codein, Dihydrocodein, nur bei trockenem/unproduktivem Reizhusten)
zur Substitutionstherapie bei Opiatentzug (Methadon, Buprenorphin)
Anästhesie (Fentanyl)
Atemdepression
Spasmen der glatten Muskulatur
Übelkeit und Erbrechen
Bedrohliche Entzugssymptomatik (Entzug nur unter ärztlicher Betreuung)
Suchtgefahr
*über beta-Arrestin-WW mit Opioid-Rezeptor
Strenge Indikationsstellungen/ Kontraindikationen:
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Geburtshilfe, Schwangerschaft, Stillzeit (Tramadol wird eingesetzt)
Atemstörungen
Bewusstseinsstörungen
Erkrankungen des Gallenapparats
Obstruktive und entzündliche Darmerkrankungen (=OED)
früherer oder andauernder Opiatabusus
7.) Relative Wirkstärke von 5 Opioidanalgetika
Agonisten:
Morphin = 1 (Wirkstärke wird auf Morphin normiert)
Codein = 0,08 (Hustensaft, weniger als 10 % der Wirkstärke von Morphin)
Methadon = 1
Pethidin = 0,2
Fentanyl = 75 (Narkotikum; großes Problem in der Drogenszene mit der Überdosierung)
Partielle Agonisten:
Tramadol = 0,1
Buprenorphin = 30
Merke: M und M haben beide 1
Antagonisten von Opioid- Rezeptoren und Indikation
Naloxon und Naltrexon
Indikation:
Aufhebung der Opioidwirkung/Antidot (Naloxon)
Opiat-Entzug (Naltrexon)
7a.) Interaktion von ß-Arrestin mit Opioidrezeptoren/ Angiotensin II Rezeptoren
ß-Arrestine = negative Regulatoren der G-Protein-gekoppelten Signalübertragung
bei übermäßiger Aktivierung von Opioidrezeptoren: Agonist bindet an Rezeptor und löst entweder
Gi-gekoppelte Signaltransduktionskaskade aus (klassische Opioidwirkung)
präsynaptisch: cAMP↓ + Öffnungswahrscheinlichkeit von Ca2+-Kanälen↓ (da sie nicht durch die PKA phosphoryliert werden)
=synergistische Wirkung von cAMP und Ca2+
postsynaptisch: Öffnung von K+-Kanälen -> Hyperpolarisation
=>Analgesie
oder ß-Arrestin bindet an Rezeptor (an GRK-site= G-Rezeptor-Kinase-site) nach vorangegangener Phosphorylierung des Opioidrezeptors (Phosphorylierung zb durch PKC, Calcium-Calmodulin-abhängige Kinase II, GRKs)
dadurch blockiert es die weitere Signalübertragung und leitet die Internalisierung des Rezeptors ein (Rezeptor wird durch Endozytose ins Zellinnere transportiert) -> keine Schmerzlinderung mehr und MAP Kinase wird aktiviert
=> ist verantwortlich für viele Nebenwirkungen Toleranz, Atemdepression, Obstipation
man versucht Agonisten zu finden, der selektiv den Rezeptor aktiviert, aber nicht den ß-Arrestin Weg (biased Agonisten)
beim Angiotensin II ist es umgekehrt. Man versucht den beta-Arrestinweg selektiv zu aktivieren.
1) Opioidrezeptor wird durch Agonisten aktiviert
2) Aktivierter Opioidrezeptor stimuliert Gi-Protein
3) G-Protein aktiviert verschiedene Signalwege (über cAMP, DAG, IP3)
4) G-Protein-gekoppelte-Rezeptor Kinase (GRK) phosphoryliert den Opioid-Rezeptor
5)Arrestin kann jz an phosphorylierten Opioidrezeptor binden
6) Arrestin-Bindung verhindert weitere Gi-Protein vermittelte Signale
7)
8) Internalisierung des phosphorylierten Opioid-Rezeptors
-> die Interaktion von β-Arrestin mit Opioid-Rezeptoren ist für viele Nebenwirkungen verantwortlich (Atemdepression, Obstipation, Toleranz)
8a.)
Entstehung von Fieber
Mögliche Funktionen
Gefahren
Empfehlungen
Fieber -> Pyrogene bzw. fiebererzeugende Stoffe: exogene Pyrogene (zb Lipopolysaccharide) aktivieren Monozyten und Makrophagen, woraufhin endogene Pyrogene (Zytokine: IL-1, IL-6, TNF, IFN) freigesetzt werden.
Diese gelangen auf dem Blutweg zum Gehirn, wo sie im Endothel des Hypothalamus die COX 2 induzieren und es somit zur Prostaglandin PGE2-Freisetzung kommt. PGE2 führt über Prostaglandinrezeptoren (EP-Typ; Gs-gekoppelt) im thermoregulatorischen Zentrum (Hypothalamus) zu einer erhöhten Bildung von cAMP, wodurch es zu einer Erhöhung des Sollwertes der Körpertemperatur kommt.
In der Folge steigt die Körpertemperatur an durch eine reduzierte Wärmeabgabe (Konstriktion der Hautgefäße) und eine gesteigerte Wärmeproduktion (Muskelzittern).
Bei der Rückker auf die Normale Kerntemperatur -> Schweißausbrüche, Vasodilatation der Hautgefäße und subjektives Wäremgefühl.
2. mögliche Funktionen:
erhöhte Phagozytose
verstärkte Proliferation von T-Lyphozyten
vermerhte Bildung von Interferonen
Fieber reduziert die Mortaliät bei Infektionen.
3. Gefahren:
> 40,5: erste (reversibleI Störungen der Gehirnfunktion, erhebliche physiologische Belastung, notärztliche Behandlung erforderlich
ab 44 tödlich
4. Empfehlungen
bis 38,5 keine Behandlung erforderlich
bei Kleinkindern bis 39.5 Grad (aber ärztliche Untersuchung)
38,5 - 40,5 Behandlung mit Antipyretika
> 40,5 Notarzt
externe Kühlung des Körpers ist nutzlos (wie heizen bei offenem Fenster), eventuell Kühlung der Stirn mit nassem Lappen
8.)
Kardinalsymptome der Entzündung,
welche Mediatoren bzw. welcher Prozess ist daran beteiligt, (BEGRÜNDUNG)
wie entsteht Entzündung?
Entzündung = Reaktion von Gefäßbindegewebe auf schädliche Einflüsse (chemische oder physikalische Noxe, Infektionen mit Mikroorganismen).
Diese Noxe ruft eine Gewebe- und Zellschädigung hervor, woraufhin diverse Entzündungsmediatoren (=Mediatoren, die zur Entstehung einer Entzündung beitragen) freigesetzt werden, die zum einen Reperaturmechanismen in Gang setzen und zu den Kardinalsymptomen einer Entzündung beitragen.
5 Kardinalsymptome der Entzündung: erstmals ~ 20 n.Chr. beschrieben von Aulus Cornelius Celsus
Calor bzw. Erwärmung,
Rubor bzw. Rötung,
Dolor bzw. Schmerz,
Tumor bzw. Schwellung,
Functio laesa bzw. Funktionsverlust
->Calor/ Erwärmung und Rubor/ Rötung: resultieren aus einer Störung der Mikrozirkulation, es kommt zu lokaler Vasodilatation und über die verstärkte Durchblutung zu Rötung bzw. Überwärmung
Mediatoren: Histamin, NO, PGE2, Bradykinin
->Dolor/ Schmerz: ausgelöst durch eine Hyperalgesie bzw. Sensibilisierung der Nozizeptoren, es kommt durch die Mediatoren zu einer Phosphorylierung der Nozizeptoren wodurch diese empfindlicher werden
Mediatoren: NO, Prostaglandine, Bradykinin, Serotonin
->Tumor/ Schwellung: durch Störung der Mikrozirkulation kommt es zu Erhöhung der Gefäßpermeabilität/Kapillarpermeabilität und in weiterer Folge zu Exsudation (Austreten von eiweißhaltiger Flüssigkeit) in das entzündete Gewebe und Ödembildung
=> humorale und zelluläre Bestandteile kommen besser en den Schädigungsort.
Mediatoren: Histamin, Bradykinin, PAF (Plättchen-aktivierender Faktor), Leukotriene, Komplementfaktoren C3a und C5a
->Functio laesa/ Funktionsverlust: resultiert aus der Erregung und Sensibilisierung der Nozizeptoren und der Schwellung
-> Histamin Rubor und Tumor
-> Serotonin Dolor,
-> Bradykinin Rubor/ Tumor/ Dolor
-> NO und aktive Sauerstoffspezies (H2O2, OH*, O2-*, ONOO- (Peroxynitit)) agieren gemeinsam (zerstören Gewebematrix/wirken zytotoxisch)
Durch chemotaktische Mediatoren wie den Komplementfaktoren C3a und C5a, PAF oder Leukotriene kommt es zur stetigen Anlockung weiterer Immunzellen bzw. fördern die Komplementfaktoren die Histaminfreisetzung und PAF aktiviert Thrombozyten und Granulozyten.
Hauptursachen/wesentliche Ursachen für Ödembildung:
Herzinsuffizeinz
Entzündung -> erhöhte Kapillarpermeabilität
5 typische Entzündungsmediatoren die gebildet werden:
Bradykinin
Spaltprodukt des Kallikrein-Kinin-Systems
-> Sensibilisierung von Nocizeptoren, Vasodil, Erhöhung der Gefäßpermeabilität, Hyperalgesie
=> Rubor, Tumor, Dolor
Histamin
Mastzellen, basophilen Granulozyten
-> Sensibilisierung von Nocizeptoren, Vasodil., Erhöhung der Gefäßpermeabilität
=> Rubor und Tumor
Komplementfaktoren
Spaltprodukt des Komplementsytems
-> Chemotaxis-> Leukozyten permeieren ins Gewebe, Erhöhung der Gefäßpermeabilität, Histaminfreisetzung aus Mastzellen
Leukotiene
Leukozyten, Makrophagen, Mastzellen
-> Chemotaxis (LTC4 direkt, die anderen indirekt), Erhöhung der Gefäßpermeabilität
Plättchenaktivierender Faktor PAF
Granulozyten, Makrophagen, Mastzellen, Thrombozyten
-> Aktivierung von Thromozyten und Granulozyten, Chemotaxis, Erhöhung der Gefäßpermeabilität
Prostaglandine
Endothel, Makrophagen, Neurone, Granulozyten
-> Vasodil (PGE2), Vasokonst (PGF2), Sensibilisierung von Nocizeptoren
Serotonin
Thrombozyten
->Einfluss auf Gefäße komplex, Hyperalgesie, Thrombozytenaggregationsförderung, Sensibilisierung von Nocizeptoren
Stickstoffmonoxid
Makrophagen, Endothel, Neurone
-> Hyperalgesie, Vasodil, zytotoxischer Effekt, Teil der nichtspezifischen Immunabwehr
Aktive Sauerstoffspezies (va Superoxid-Anionen O2–•)
Granulozyten, Makrophagen
-> zytotoxisch, Teil der nichtspezifischen Immunabwehr
Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies
Beispiele für Entzündliche Erkrankungen
Asthma bronchiale
MS
Morbus Chron, Collitis ulcerosa
Ulcus
Gicht
Konjunktivitis, Rhinitis
Artheriosklerose
Diabetes
M. Alzheimer
rheumatische Erkrankungen
9.) 2 Wege des Arachidonsäure Metabolismus nennen, je 2 Produkte und deren Wirkungen/ TXA2 und PGI2: Bildungsort und Wirkungen
Arachidonsäuremetabolismus wird induziert durch eine Erhöhung der intrazellulären Ca2+-Konzentration. Die Phospholipase A2 wird aktiviert, welche die Freisetzung der Arachidonsäure aus den Phospholipiden katalysiert (=geschwindigkeitsbestimmender Schritt).
Die Arachidonsäure kann über die 5-Lipoxygenase im Lipoxygenasestoffwechsel oder über die Cyclooxygenasen (COX) 1 bzw. 2 im Cyclooxygenasestoffwechsel umgesetzt werden.
Über COX 1/2 werden die beiden Endoperoxide PGG2 und PGH2 gebildet. PGH2 ist Ausgangssubstanz für unterschiedliche Prostaglandine und Thromboxan, je nachdem in welchen Zellen/ welchem Gewebe der Metabolismus aktiviert wurde entsteht durch unterschiedliche Enzyme ein anderes Produkt.
Thromboxan-Synthase -> Thromboxan (TXA2):
wird in den Makrophagen und Thrombozyten synthetisiert und bindet an
Gq (Ca2+ Konzentration im Zytosol) bzw.
G12/13 (Ca2+ sensitivität der Zelle)
- gekoppelte TP-Rezeptoren. Bei Stimulierung kommt es zu einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur (über PI-Turnover und Ca2+ Sensitivierung) bzw. zur Thrombozytenaggregation.
Prostaglandin-D/E/I/F-Synthase -> PGD2, PGE2, PGI2, PGF2α
PGI2 (Prostacyclin): Gegenspieler von Thromboxan, wird im Gefäßendothel synthetisiert, bindet an Gs-gekoppelte IP-Rezeptoren. Bei Stimulierung kommt es über die PKA (Proteinkinase A) zu einem cAMP Anstieg und somit einer Tonusabnahme der glatten Muskulatur bzw. einer Thrombozytenaggregationshemmung.
PGF2α: wird u.a. im Uterus synthetisiert, bindet an Gq-gekoppelte FP-Rezeptoren und führt über PI-Turnover zu einer Tonuserhöhung der glatten Muskulatur (Uteruskontraktion).
PGD2: bindet an Gs-gekoppelten DP-Rezeptor, über PKA geht Tonus glatter Muskulatur herunter (Vasodilatation)
Durch die 5-Lipoxygenase (5-LOX) wird über 5-HPETE (Hydroxyperoxyeicosatetraensäure) Leukotrien A4 (LTA4) gebildet. In weiterer Folge erhält man durch Hydrolasen LTB4 und durch LTC4-Synthasen LTC4. Aus LTC4 entsteht durch Abspaltung von Glutaminsäure LTD4 und daraus durch Abspaltung von Glycin LTE4.
Wirkungen von Leukotrienen (binden v.a. an Gq gekoppelte Rezeptoren, z.B. CysLT1 (va auf glatter Muskulatur)
LTB4 bindet an BLT1 (Gi) und BLT2 (Gq):
proaggregatorisch,
wirken chemotaktisch auf Keratinozyten/ Fibroblasten und Leukozyten,
degranulierende Wirkung auf Leukozyten,
Erhöhung der Gefäßpermeabilität (indirekt via Leukozytenadhäsion)
LTC/D/E4 = Cysteinyl-Leukotriene:
binden an CysLT1 und CysLT2 (beide Gq)
Bronchokonstriktion (1000x stärker als Histamin),
Proliferation glatter Muskelzellen
Vasokonstriktion,
Konstriktion der Darmmuskulatur,
stimulieren die Freisetzung von LH (Luteotropem Hormon) aus dem Hypophysenvorderlappen,
direkte Erhöhung der Gefäßpermeabilität (Fenstre werden größer wenn Gefäße kontrahieren)
über Tonuserhöhung der glatten Muskulatur
10.) Nennen Sie die wichtigsten Produkte des Lipoxygenasestoffwechsels und einen Arzneistoff, der diese hemmt und dessen Indikation
Im Lipoxygenasestoffwechsel entstehen durch Metabolisierung der Arachidonsäure mittels 5-Lipoxygenase Leukotriene.
Leukotriene haben 3 konjugierte Doppelbindungen
Die wichtigsten Produkte sind Leukotrien B4 (LTB4) und die Cysteinyl-Leukotriene LTC4, LTD4 und LTE4.
Die Cysteinyl-Leukotriene wirken unter anderem stark bronchokonstriktorisch (1000 x potenter als Histamin) und sind somit an der Pathogenese von Asthma bronchiale und chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen beteiligt.
LT-Antagonisten sind aber nicht so potent bei Asthma wie erwarte.
LT-Antagonisten sind Montelukast, Pranlukast und Zafirlukast (Pranlukast und Zafirlukast in Ö nicht zugelassen) und werden bei
Asthma bronchiale und
COPD begleitend angewendet.
11.) Was versteht man unter Cysteinyl-Leukotriene? Beschreibung der Wirkung, Beschreibung der Funktionsweise des CysLT1-Rezeptors und einen registrierten Arzneistoff nennen, der als Antagonist bei diesem Rezeptor wirkt.
Zu den Cysteinyl-Leukotriene gehören Leukotrien C4/D4/E4 (LTC4, LTD4, LTE4), sie besitzen einen Cysteinrest.
Es handelt sich neben LTB4 um die Hauptprodukte des Lipoxygenasestoffwechsels bei dem sie, ausgehend von der Arachidonsäure, mittels der 5-Lipoxygenase gebildet werden.
Wirkungen:
Bronchokonstriktion,
direkte Erhöhung der Gefäßpermeabilität,
Plasmaexsudation
Schleimproduktion
Proliferation glatter Muskelzellen,
Freisetzung von LH im Hypophysenvorderlappen
über ihre Gq Wirkung auf die glatte Muskulatur
Die Cysteinyl-Leukotriene wirken über CysLT1 und CysLT2 Rezeptoren.
Die Wirkungen werden vor allem über den CysLT1-Rezeptor, einen Gq-gekoppelten Rezeptor vermittelt. Durch Bindung von Cysteinyl-Leukotrienen an den Rezeptor dissoziiert das heterotrimere G-Protein nach Austausch von GDP durch GTP ab und es kommt zur Aktivierung der Phospholipase C. Phospholipase C katalysiert den PI-Turnover, also die Spaltung von PIP2 (Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat) zu
IP3 (Inositol-1,4,5-triphosphat) und
DAG (Diacylglycerol),
und es kommt in weiterer Folge über STIM (Ca2+ bindendes Protein auf SR) und Orai (membranständige speicherregulierte Ca2+ Kanäle) zu einer Erhöhung der intrazellulären Ca2+ Konzentration,
-> somit zu einer Aktivierung der Myosinleichtkettenkinase (MLKK) und zur Kontraktion glatter Muskulatur. Gleichzeitig kommt es zu einer Ca2+ Sensitivierung wodurch die Kontraktion zusätzlich verstärkt wird.
Registrierter CysLT1-Rezeptoranatgonist = Montelukast, bei COPD und Asthma bronchiale
*bronchokonstriktorische Wirkung 1000 x stärker als von Histamin
12.) Thromboxan und Prostacyclin Synthese und Wirkung/ Bildungsort und wesentliche Wirkung von Thromboxan und Prostacyclin
Thromboxan (TXA2) und Prostacyclin (PGI2) sind Prostaglandine, die durch den Cyclooxygenasestoffwechsel aus der Arachidonsäure gebildet werden.
Sie sind Gegenspieler:
Thromboxan wird in den
Thrombozyten und Makrophagen synthetisiert und
wirkt über Gq/ G12/13-gekoppelte TP-Rezeptoren, die im Gefäßendothel und den Thrombozyten exprimiert sind.
Durch deren Stimulierung kommt es zu einer Erhöhung des Tonus der glatten Muskulatur und Thrombozytenaggregation.
Prostacyclin wird
im Gefäßendothel gebildet und
wirkt über Gs-gekoppelte IP-Rezeptoren, die im Gefäßendothel, Thrombozyten und in nozizeptiven Neuronen exprimiert sind.
Durch deren Stimulierung kommt es zur Senkung des Tonus der glatten Muskulatur und zur Thrombozytenaggregationshemmung.
13.) Klassifizierung nicht opioider Analgetika (je 1 Beispiel). Welche würden Sie bei entzündlichen Schmerzen empfehlen?
Klassifizierung:
· Salicylate ASS
· Anilinderivate Paracetamol
· Pyrazol-on-derivate Metamizol
· Pyrazolidin-di-on-derivate Phenylbutazon
NSARDs/Antiphlogistika
· Anthranilsäurederivate Mefenaminsäure
· Propionsäurederivate Ibuprofen
· Phenylessigsäurederivate Diclofenac
· Heteroarylessigsäurederivate Indometacin
· Oxicame Meloxicam
· Coxibe Celecoxib
· Salicylate
bei Fieber und leichten Schmerzen: Salicylate, Anilinderivate Mittel der Wahl
Salicylate bzw. Salicylsäurederivate: z.B. ASS/ Acetylsalicylsäure, Diflunisal, Ethanzamid, Salicylamid, Carbasalat calcium (=Salz mit Harnstoff)
Anilinderivate: z.B. Paracetamol
Pyrazol-on-derivate: z.B.
Metamizol (stark wirksam, auch bei begleitenden Krämpfen (wirkt spasmolytisch), Koliken, Regelbeschwerden),
Phenazon (nicht registriert in A),
Propyphenazon
Pyrazolidin-dion-derivate: z.B. Phenylbutazon (eingeschränkte Indikation -> NW: Agranulozytose; in A nur veterinärmedizinisch)
nicht saure (NSAIDs) bei entzündungsunabhänigen Schmerzen gut geeignet.
NSARDs (nonsteroidal antirheumatic drugs):
Anthranilsäurederivate: z.B. Mefenaminsäure,Tolfenaminsäure, Flufenaminsäure
Propionsäurederivate: z.B. Ibuprofen
Ketoprofen, S-Naproxen, Ketorolac
Essigsäurederivate:
Phenylessigsäurederivate: z.B. Diclofenac
Heteroarylessigsäurederivate: z.B. Indometacin, Acemetacin, Proglumetacin, Sulindac, Tolmetin, Bendazac, Benzydamin
Oxicame (COX 2 Präferenz, sehr lange HWZ): z.B. Meloxicam, Piroxicam, Tenoxicam, Lornoxicam
Coxibe (COX 2 Selektivität, erhöhtes Risiko kardiovaskulärer Ereignisse, bestimmte Indikationen wie Osteoathrose oder chronische Polyathritis, weniger GI-Komplikationen): z.B. Celecoxib
Anthranilsäurederivate, Propionsäurederivate, Essigsäurederivate: =saure NSAIDs -> vor allem bei Entzündungsschmerzen gut geeignet
14.) NSAID-Aufzählung + je 1 Beispiel. Welcher AST kann Kindern verabreicht werden bei entzündlichen Schmerzvorgängen?
-Anthranilsäurederivate (Mefenaminsäure)
-Propionsäurederivate (Ibuprofen)
-Essigsäurederivate
Phenylessigsäurederivate (Diclofenac)
Heteroarylessigsäurederivate (Indometacin)
-Oxicame (Piroxicam, Meloxicam)
-Coxibe (Celecoxib) (nicht sauer)
Bei Kindern und Jugendlichen kann bei entzündlichen Schmerzvorgängen Mefenaminsäure (Parkemed) und Ibuprofen in Form von Suppositorien oder einer Suspension (Nurofen) verabreicht werden. Ibuprofen eignet sich schon für Kinder ab 3 Monaten und Mefenaminsäure für Kinder ab 6 Monaten.
therapeutisch erwünschte (4) und unerwünschte (6) Wirkungen von ASS
Analgetisch (Hemmung der Bildung von PGE2 und PGI2)
antipyretisch (Hemmung der PGE2-Bildung)
antiphlogistisch (erfordert 2- 3-fach höhere Dosierung)
500 mg (max. 3 g)
antithrombotische (präsystemische, irreversible Hemmung der TXA2-Bildung in Thrombozyten für ihre Lebenszeit
30 -100 mg
unerwünschte Wirkungen:
Magen (HAUPTNEBENWIRKUNG)
Sekretion von Magensäure ↑
Sekretion von Schleim und Bicarbonat ↓
=> Erosion der Magenschleimhaut (lebensbedrohliche Magen-Darmblutungen möglich)
Lunge
indirekt bronchokonstriktorisch (Analgetika-Asthma aufgrund des Shifts des Arachidonsäure-Stoffwechsels zu Leukotienen; Arachidonsäure wird noch freigesetzt, aber dann ist die COX gehemmt -> shift zur Lipooxigenase)
Niere
verminderte Nierendurchblutung ↓
Senkung der glomerulären Filtrationsrate ↓
ASS:
Nebenwirkungen 5
KI 2
strenge Indikationsstellung 4
Nebenwirkungen
Schädigung der gastrointestinalen Schleimhaut (lokal und systemisch) =HAUPTNEBENWIRKUNG
lebensbedrohliche Magen-Darm-Blutungen bei chronischem Gebrauch!
Hyperreaktivität der Bronchialmuskulatur ("Analgetika-Asthma")
Verschlechterung der Nierenfunktion (v.a. bei Therapie mit Diuretika)
Verlängerung der Gerinnungszeit
allergische Reaktionen
Kontraindikation
Magen-Darm-Ulcera
hämorrhagische Diathese (Blutungsneigung)
Strenge Indikationsstellungen
vorgeschädigte Nieren
Kinder < 14 Jahren (Assoziation mit dem lebensbedrohlichen Reye-Syndrom; kausal nicht begründbar)
Schwangerschaft (3. Trimenon)
15.) Acetylsalicylsäure: warum Magenschleimhaut schädlich/ Ion-Trapping am Beispiel ASS erklären
ASS = Nicht-Opioid-Analgetikum
Die analgetische Wirkung beruht auf einer irreversiblen Hemmung von Cyclooxygenasen (COX 1 Präferenz) durch Acetylierung des Serinrestes im aktiven Zentrum des Enzyms (entzündungshemmende Wirkung bei höherer Dosierung, nicht vollständig durch COX-Acetylierung erklärbar).
Ion trapping ist die Anreicherung eines Arzneistoffes (z.B. ASS in der Magenschleimhaut) durch unterschiedliche pH-Verhältnisse.
ASS hat einen pKs von 3 und liegt daher im Magen bei pH 3 zu 50% dissoziiert und zu 50% undissoziiert vor. Der nicht ionische, lipophile Anteil kann durch passive Diffusion die Membran passieren und in die Magenschleimhaut gelangen. Im Endothel herrscht allerdings ein pH-Wert von ca. 7, wodurch ASS deprotoniert wird und dadurch nicht mehr durch die Membran zurückdiffundieren kann. Das ASS-Anion ist sozusagen „gefangen“ und kann die Endothelzellen nicht mehr verlassen.
Es kommt zur Schädigung der Magenschleimhaut durch ASS-Wirkung (die COX-Hemmung; nicht durch Protonen):
Es kommt zur Hemmung der COX 1/2 und somit zu einer Hemmung der Prostaglandinsynthese und deren Wirkungen. Dies zeigt sich vor allem durch
eine erhöhte Sekretion von Magensäure,
verminderte Hydrogencarbonatsekretion und eine
verminderte Schleimsekretion.
Dies verursacht eine Erosion der Magenschleimhaut und bei chronischem Gebrauch besteht das Risiko von Magen-Darm-Ulzera.
Wirkungen von ASS
->therapeutisch erwünscht: analgetisch, antipyretisch, (antiphlogistisch), antithrombotisch
->unerwünscht: verstärkte Sekretion von Magensäure, Erosion der Magenschleimhaut, indirekt bronchokonstriktorisch (über Leukotriene), verminderte Nierendurchblutung, Senkung der GFR
16.) Warum wirkt niedrig dosiertes ASS antithrombotisch?
Niedrig dosiertes ASS (in 5-10-fach niedrigerer Dosierung (50-100 mg) wirkt antithrombotisch durch eine präsystemische (bevor in systemischen KL aufgenommen wird) Hemmung der Thromboxan Synthese in den Blutplättchen, ohne nennenswerte/langfristige Beeinflussung der endothelialen Prostacyclinsynthese.
Die Hemmung beruht auf einer irreversiblen COX 1(2) Hemmung in Thrombozyten durch Acetylierung eines Serinrestes (Ser 530) im aktiven Zentrum der COX.
Thromboxan und Prostacyclin sind Gegenspieler, wobei Prostacyclin antithrombotisch wirkt (Thrombozytenaggregationshemmung) und Thromboxan prothrombotisch (Thrombozytenaggregation). Durch niedrig dosiertes ASS verschiebt sich das Gleichgewicht auf Seite des thrombozytenaggregationshemmenden Prostacyclin.
Prostacyclin kann nach ein paar Stunden weitersynthetisiert werden, da die Endothelzellen im Gegensatz zu den Thrombozyten einen Zellkern besitzen, wodurch es zu einer Resynthese von Cyclooxygenasen kommen kann. Dies ist den Thrombozyten aufgrund des fehlenden Zellkerns nicht möglich.
Ein weiterer Grund warum ASS hauptsächlich auf Thromboxan wirkt ist, dass Thrombozyten präsystemisch in hohen Konzentrationen vorkommen, während Endothelzellen im gesamten System verteilt sind. Dadurch werden Thrombozyten lokal stärker gehemmt als die Endothelzellen.
17.) Welches Nicht-Opioid-Analgetikum ist auch für Kleinkinder geeignet? Wesentlicher Unterschied dieser Substanz zu anderen Nicht-Opioid-Analgetika?
Bei Fieber und Schmerzen empfiehlt sich am ehesten die Einnahme von einem Präparat mit Paracetamol als Wirkstoff. Es kann bei
Babys,
Kindern,
Schwangeren und
Patienten mit Ulcera-Vorgeschichten angewendet werden.
Es unterscheidet sich von den anderen Nicht-Opioid-Analgetika vor allem durch die vorwiegend zentrale Wirkung. Über die Aktivierung von TRPV1.
Wirkt analgetisch und antipyretisch, aber nicht antiphlogistisch und aggregationshemmend
WEnn eine entzündungshemmende Wirkung gefordert ist -> Ibuprofen
Paracetamol:
Wirkung
Indikation 4
gute analgetische und antipyretische Wirksamkeit
kaum entzündungshemmend und nicht aggregationshemmend
Leber- und Nierentoxizität bei hoher Dosierung (>7.5 g)
Indikationen von Paracetamol
leichte bis mittelstarke Schmerzen
NICHT bei entzündlichen Schmerzen oder starken Schmerzen
Fieber
Mittel der Wahl zur Behandlung von Säuglingen, Kleinkindern,
Personen mit Ulcus-Vorgeschichte (Paracetamol und eventuell Metamizol sind geeignet)
in empfohlener Dosierung sehr gut verträglich
Urtikaria (selten)
Analgetika-Asthma (selten, weniger häufig als bei anderen Analgetika)
Agranulozytose (sehr selten)
Nieren- und Leberschäden bei Überdosierung (potentiell letal)
Antidot: N-Acetylcystein (Thiolsubstitution, i.v. !)
Kontraindikationen
Leberfunktionsstörungen (z.B. Alkoholismus)
Niereninsuffizienz
18.) Paracetamol Formel:
Anilinderivat (=Benzamin-Derivat)
= N-Acetyl-p-aminophenol
= Acetaminophen
19.) Paracetamol: Wirkmechanismus erklären
Paracetamol
bewirkt keine nennenswerte Cox-Hemmung. Stattdessen wirkt Paracetamol vorwiegend zentral.
Es kommt zu einer Bioaktivierung in der Leber indem mittels Deacetylierung p-Aminophenol und mittels Konjugation mit Arachidonsäure das aktive (Anandamid-ähnliche) Konjugat AM404 =N-Arachidon-oyl-phenol-amin gebildet wird.
Anandamid ist eine endogene Substanz, die vor allem im ZNS vorkommt. Sie aktiviert Vanilloid-TRPV1 Rezeptoren und Cannabinoid-Rezeptoren des Endocannabinoidsystems.
an C-Fasern im Hinterhorn des Rückenmarks und Substantia grisea centralis (=zentrales Höhlengrau)
=> ZENTRAL => antinoziceptives System wird verstärkt
Capsaicin hemmt die Schmerzhemmung????
AM404 bindet anTRPV1 (transient receptor potential vanilloid 1), einen unspezifischen Kationenkanal, im Zentralen Höhlengrau und im Hinterhorn des Rückenmarks an C-Fasern und es kommt
durch Ca2+ bzw. Na+ Einstrom zu einer Depolarisation und
Glutamatfreisetzung aus den Vesikeln.
Glutamat dockt wiederum an einem
Gq-gekoppelten Glutamatrezeptor (MGluR5) an und die
Phospholipase C aktiviert den PI-Turnover (PIP2 wird zu IP3 und DAG).
Das daraus entstandene Diacylglycerol wird durch die
DAG-Lipase zum
-> Endocannabinoid 2-Arachidon-oyl-glycerol.
Dieses aktiviert den Cannabinoidrezeptor CB1, wodurch die GABA Freisetzung an inhibitorischen GABAergen Interneurone gehemmt wird.
1
GABA hemmt normalerweise die Schmerzhemmung und wenn die GABA Freisetzung inhibiert wird, kann das antinozizeptive System aktiviert werden.
Kurz zusammengefasst:
Durch AM404 kommt es zu einer und zur Aktivierung des Schmerzrezeptors TRPV1 (transient receptor potential vanilloid 1) im zentralen Höhlengrau (Substantia grisea centralis) und an C-Fasern im Hinterhorn des Rückenmarks und dadurch zur Aktivierung des Cannabinoid Rezeptors CB1.
-> GABA-Freisetzung wird gehemmt -> Aktiviertung der antizozizeptiven absteigenden Scherzbahnen -> Analgesie
20.) Beschreibung der Hepatotoxizität von Paracetamol. Ab welcher Dosis ist es lebensbedrohlich?
Paracetamol induziert durch Bindung an den Pregnane X Rezeptor (=Transkriptionsfaktor, der die Genexpression zahlreicher CYP Enzyme reguliert) die Bildung von CYP450.
Durch CYP450 entsteht aus Paracetamol das reaktive Intermediat N-Acetyl-p-benzochinonimin, welches im Phase-II-Metabolismus durch Konjugation mit Glutathion detoxifiziert wird. Es entsteht die Mercaptursäure, die über die Galle ausgeschieden wird.
Bei einer zu hohen Dosierung von Paracetamol sind die Glutathionspeicher in den Hepatozyten (Leber) mit der Zeit erschöpft und das reaktive Intermediat N-Acetyl-p-benzochinonimin kann nicht mehr ausreichend detoxifiziert werden. Es entstehen kovalente Addukte mit SH-Gruppen von zellulären Proteinen -> Proteine verlieren ihre Fuktion und Zellen gehen zu grunde -> hepatotoxisch.
Die empfohlene Tagesmaximaldosis beträgt 4 g ? (er sagt 2 g), über 7,5 g können lebensbedrohlich sein. => therapeutische Breite hat ~ Faktor 4
N-Acetylcystein als Antidot
*das mit dem Alkohol hät er nicht für so relevant
L-Glutamyl-L-cysteinyl-glycin (GSH):
21.) Hauptnebenwirkungen der Nicht-Opioid-Analgetika?
lokale und systemische Schädigung der gastrointestinalen Schleimhaut und erhöhtes Ulcera-Risiko
verlängerte Blutungszeiten (durch Ungleichgewicht Thromboxan/Prostacyclin)
Hyperreaktivität der Bronchialmuskulatur -> Analgetika Asthma (Shift zu Leukotriensynthese)
verringerte Funktionsleistung der Niere:
geringere GFR,
Senkung der Nierendurchblutung,
bei längerer Einnahme Analgetikanephropathien
22.) Warum Analgetika-Asthma?
Durch Nicht-Opioid-Analgetika kommt es zur reversiblen bzw. irreversiblen (ASS) Hemmung der Cyclooxygenasen 1 und 2.
Die Arachidonsäure kann entweder über den Cyclooxygenasestoffwechsel oder den Lipoxygenasestoffwechsel umgesetzt werden.
Durch die Hemmung des Cyclooxygenasestoffwechsels verschiebt sich das Gleichgewicht des Arachidonsäuremetabolismus in Richtung Lipoxygenasestoffwechsel und es kommt zu einer verstärkten Synthese von Leukotrienen.
Unter anderem werden Cysteinyl-Leukotriene gebildet, welche potente Bronchokonstriktoren sind.
-
-Wesentliche Interaktionen der Nicht-Opioid-Analgetika: Aufpassen mit Selbstmedikation (gilt für alle rezeptfreien Analgetika), Verstärkung Hyperkaliämie durch K+ sparende Diuretika, verminderte Wirkung von Antihypertonika, verstärkte Blutungsgefahr und Ulceration durch Glucocorticoide (hemmen Arachidonsäurefreisetzung), Erhöhung der Plasmaspiegel von Digoxin (herzwirksames Steroidglykosid, geringe therapeutische Breite), Erhöhung der Blutungsgefahr durch Antikoagulantien (z.B. Gingko biloba), Verstärkung der Wirkung oraler Antidiabetika, Verstärkung der Toxizität von Methotrexat (DMARDs), Hemmung der antithrombotischen Wirkung von niedrig dosiertem ASS durch Ibuprofen und anderen COX-Hemmern à kompetitive Wechselwirkung (verhindern irreversible Hemmung durch ASS)
Metamizol = Methyl-amino-Pyrazol = Dipyron:
Wirkungen
Wirkungsmechanismus
Indikationen 2
Nebenwirkungen 2
Präparat
stark analgetisch
stark antipyretisch
zuätzlich spasmolytisch (Relaxation der glatten Muskulatur)
kaum entzündungshemmend
keine Schädigung der GI-Schleimhaut
vermutlich zentrale Wirkung
Bioaktivierung in der Leber zu den 2 aktiven Metaboliten: 4-Methylaminoantipyrin (4-MAA) und 4-Aminoantipyrin (4-AA)
Wirkungsmechanismus nicht endgültig geklärt
zentrale COX-Hemmung (COX-3?; = splißvariante der COX-1)
Aktivierung von Opioid- und Cannabinoid CB1-Rezeptoren
Hemmung/ Desensitivierung von TRPA1 (=mechano-, thermo- und chemosensitiv; transient receptor potential A1)
Spasmolyse durch Hemmung der PLC -> Hemmung der Ca2+Freisetzung in der glatten Muskulatur
schwere akute Schmerzen (postoperativ, Verletzungen, Koliken, Tumoren)
stärker wirksam als Paracetamol
sehr hohes Fieber
allergische Agranulozytose (relativ selten aber lebensbedrohlich!)
hypotensive Krisen und Schock (bei parenteraler Verabreichung; durch Hemmung der der PLC und damit Hemmung der Ca2+-Freisetzung in glatter Muskulatur-> Vasodil.)
Kontraindikationen:
Pyrazolon-Allergie
Schwangerschaft
Präparat: Novalgin
Roter Urin wegen der Rubazonsäure bei höheren Dosen
Säurederivate und Oxicame:
Beispiele
Indikationen
KI
strenge Indikationsstellung
Säurederivate (saure NSAID)
Anthranilsäurederivate: Mefenaminsäure
Propionsäurederivate: Ibuprofen
Essigsäurederivate: Diclorphenac, Indometacin
Oxicame: (nicht saure NSAID)
Meloxicam, Piroxicam
entzündliche chronische Erkrankungen,
zB Gicht, Zahnschmerzen,
antiphlogistische Wirkung im Vordergrund
extraartikuläre rheumatische Erkrankungen (Weichteilrheumatismus),
degenerative Gelenkserkrankungen,
mechanische Abnutzungen etc., symptomatisch Behandlung
akute entzündliche Schmerzen (Ibuprofen und Diclofenac sind Mittel der Wahl)
akuter Gichtanfall
Schädigung der gastrointestinalen Schleimhaut (Ulcera, Blutungen)
Analgetikanephropathie (nach 10 bis 20 Jahren chronischer Applikation -> Nierenschäden)
Analgetikaasthma
Nierenfunktionsstörungen
Leberfunktionsstörungen (Kontrolle der Serum-Transaminase nach > 4 Wochen)
Blutbildungsstörungen (Phenylbutazon)
zentralnervöse Störungen (Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Depressionen)
erhöhtes Risiko für Myokardinfarkt und plötzlichen Herztod (der Nutzen übertrifft zumeist das Risiko)
(der Nutzen übertrifft zumeist das Risiko)
für Celecoxib, Ibuprofen, Diclofenac Risikoerhöhung gezeigt
Hautreaktionen (v.a. Oxicame)
Blutbildungsstörungen
Magen-Darm-Ulcera (bei längerer Einnahme -> PPIs)
stenge Indikationsstellung:
Magen-Darm-Ulcera in der Anamnese (also wenn sie nicht akut sind, aber schon mal aufgetreten sind)
akute hepatische Porphyrien
Überempfindlichkeit
Herzinsuffizienz oder Koronarer Herzkrankheit
Leberfunktionsstörungen
Schwangerschaft (1. und 2. Trimenon) und Stillzeit
ältere Patienten und Kinder
Coxibe:
Wirkstoff
Auswirkungen der COX-2 Selektivität
Coxibe: COX 2 selektive Hemmstoffe (400-fach stärkere COX-2 Selektivität) -> Celecoxib noch am Markt
rheumatische Erkrankungen, die alle mit chronischen Schmerzen einhergehen:
chronische Polyarthritis (= Hauptindikation; nicht heilbar)
Osteoarthrose,
Spondylitis ankylosans (morbus Bechterew)
Warum COX 2-Hemmung relevant
= konstitutiv exprimiert (immer exprimiert, physiologische Wirkungen),
bei Entzündung wird vermehrt induziert, außerdem durch COX 1 Hemmung v.a. gastrointestinale NW (physiologische Schutzmechanismen der Prostaglandine fällt weg)
=> daher COX-2 Selektivität erwünscht
Die Häufigkeit von GI-Komplikationen ist um 50% reduziert.
ABER:
Induktion von COX-2 im Endothel bei einer Entzündung führt zur Bildung von antithrombotisch wirkendem PGI2. Hemmung von COX-2 könnte dadurch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Myokardinfarkt, plötzlicher Herztod) erhöhen. Zusätzlich kann TXA2 in den Thrombozyten durch die COX-1 unbeeinflusst weiter synthetisiert werden -> TXA2-PGI2-Gleichgewicht wird in Richtung Thromboxan verschoben
Neue Studien zeigen allerdings ähnliches Risiko für Ibuprofen und Diclofenac.
Wesentliche Interaktionen der Nicht-opioid Analgetika 8
Verstärkung der Hyperkaliämie durch K+-sparende Diuretika (zb Aldosteronantagonisten (Spironolacton))
verminderte Wirkung von Antihypertensiva
Diuretika, ACE-Hemmer, Betarezeptorenblocker und Angiotensin-II-Antagonisten
verstärkte Blutungsgefahr und Ulceration durch Glucokortikoide
Glicocorticoide blockieren die Arachidonsäure-Freisetzung
Hemmen zusätzlich die Prostaglandin- (und Leukotien-) -synthese
Erhöhung der Plasmaspiegel von Digoxin, Lithium, Phenytoin
Erhöhung der Blutungsgefahr durch Antikoagulantien
=synergistische Blutungsverstärkung
(auch viele pflanzliche Präparate, wie z. B. Gingko biloba)
Verstärkung der Wirkung oraler Antidiabetika -> Blutzuckerspiegel kann zu stark sinken -> Diabetisches Koma (Sulfonylharnstoffe zb Tolbutamid)
Verstärkung der Toxizität von Methotrexat !
(wird bei chronischer Arthritis eingesetzt; =häufige Interaktion)
Hemmung der antithrombotischen Wirkung von niedrig dosiertem Aspirin durch Ibuprofen und andere COX-Hemmer
KABAAM GAss100
Kalium-Anihypert-therapeutische Breite-Antidia-Antikoa-Methodrexat- Glucocort- Apirin niedrig dosiert
23.) Einteilung reumatischer Erkrankungen
Rheumatische Erkrankungen
Erkrankungen v.a. im Bereich der Gelenke und umgebenden Weichteile,
häufig Systemerkrankungen des Bindegewebes
Einteilung in 3 Formen:
entzündliche Formen:
Rheumatoide Arthritis: Chronische Polyarthritis, pharmakologisch behandelbar im Gegensatz zur Arthrose
Prävalenz 1 % => häufigste Autoimmunerkrnakung in Europa
Morbus Bechterew: ankylosierende Spondylitis (versteifende Wirbelkörperentzündung)
Kollagenosen: systemische Autoimmunopathien, v.a. Vaskulopathien und fibrinoide Gewebenekrosen
Rheumatisches Fieber: Streptokokkenrheumatismus, v.a. in der 3. Welt
degenerative (nicht entzündliche) Formen:
Abnutzung, man kann nicht viel machen außer neues Knie/ Hüfte usw., nicht entzündlich, pharmakologisch nicht behandelbar
degenerative Erkrankungen der Gelenke (Arthrosen)
degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule (Halbgelenke)
Bandscheibenveränderungen (Chondrosen)
extraartikuläre Formen:
nicht an oder in der Umgebung von Gelenken
Muskelrheumatismus (Myogelose)
Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
Sehnen- und Sehnenscheidenentzündung (Tendinitis und Tendovaginitis)
Symptomatik der rheumatoiden Arthritis:
= chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung des Bindegewebes mit unbekannter Ursache (genetische Disposition + Auslösefaktor, vermutlich Infektionen), die zur Zerstörung der Gelenksknorpel durch im Entzündungsprozess freigesetzte lysosomale Enzyme führt
Verlauf:
typischerweise in Schüben, aber nicht zwingend
Prodromal-stadium
= Vorläuferspase; uncharakteristische Syptome
(Appetitlosigkeit, Schwäche, Ermüdbarkeit, Gewichtsabnehme),
Stadium I (Schwellungen der Gelenke, Morgensteifigkeit),
Stadium II (vermehrte Proliferation des synovialen Bindegewebes (Teil Gelenkkapsel)
Pannusgewebe, Bursitis, Schwellung Sehnenscheiden, Ausstülpungen der Gelenkkapsel durch vermehrte Bildung von Gelenkflüssigkeit),
Stadium III (ausgeprägte Gelenkschwellungen und -deformationen, Subluxation, verstärkte Funktionsbehinderung, Morgensteifheit bis zu 5h
Stadium IV (zusätzlich fibröse und knöcherne Ankylosen (=vollstänige Gelenkssteife), kompletter Funktionsverlust der Gelenke, Invalidität & Pflegebedarf)
Risikofaktoren für RA:
-> Rauchen (=wichtigster Umweltfaktor)
-> Wesentlicher genetischer Faktor (?)
humanes Leukozytenantigen (HLA) – DRB1
Humanes Leukozytenantigensystem ist Teil des Hauptkompatibiltätskomplex (MHC, für Erkennung körperfremder Zellen)
Einzelnucleotidpolymorphismus im Gen PTPN22: erhöhtes Risiko für rheumatoide Arthritis
Pathogenese der rheumatoiden Arthritis:
Einwanderung von Immunzellen (T-/B-Lymphozyten, dendritische Zellen) in Synovialmembran des betroffenen Gelenks.
Modifizierung von körpereignen Substanzen (Antigenen) z.B. durch Citrullinierung (Arginin zu Citrullin), wodurch diese Autoantigene als körperfremd erkannt werden.
Es kommt u.a. zur Aktivierung von Makrophagen und Freisetzung von Zytokinen (v.a. TNF α, IL-1 und IL-6), die einen Entzündungsprozess auslösen.
Durch Aktivierung von Osteoklasten kommt es zum Knochenabbau,
durch Aktivierung von Fibroblasten kommt es zur Zerstörung von Knorpel,
es kommt zur Pannusbildung (Wucherung der Synovialmembran) und zur
Bildung von Immunkomplexen, wodurch lysosomale Enzyme freigesetzt werden (um diese abzubauen), die wiederum zur Knorpeldegeneration beitragen.
Im weiteren Verlauf können auch Organe betroffen sein. Bei einem Teil der Patienten kommt es zur Bildung von Rheumafaktoren, Autoantikörper gegen körpereigene Immunglobuline (IgG), die neben Anti-citrullinierte-Protein-Antikörper (ACPA) als diagnostische Parameter dienen (es haben allerdings nur 50% der Patienten ACPA-Antikörper).
Zuerst symptomfreie Periode -> erst am Entzündung der Gelenke kann die Diagnose gestellt werden. Es gibt viele Begleiterkrankungen (Osteoporose, Lymphome, Kardiovaskuläre komplikationen, Zerstörrung des Gelenksknorpels…)
Diagnostik:
Rheumafaktoren
ACPA (anti citrullinated protein antibodies)
AST-Gruppen zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen:
NSARDs: systhemische Gabe; symptomatische Behandlung, gastrointestinale NW als Limitation der Dauertherapie, kein Einfluss auf Krankheitsverlauf
Glucocorticoide: antiinflammatorisch, immunsuppressiv, können Basistherapeutika nicht ersetzen sind aber wichtiger Teil der Therapie
Basistherapeutika (DMARDs = disease modifying antirheumatic drugs):
verlangsamen Verlauf der rheumatoiden Arthritis (nicht analgetisch, + NSAIDs),
Wirkungseintritt nach Wochen bis Monaten
Immunsuppressiva/ Immunmodulatoren/ Biologica
Goldverbindungen (Aurofin, Bindung an Cys-Reste proinflammatorischer Transkriptionsfaktoren, hemmt Bildung von endothelialen Adhäsionsmolekülen und IL-1, aufgrund schwerer NW weitgehend obsolet),
Sulfasalazin
primäre Indikation: M. Crohn und Colitis ulcerosa,
im Colon gespalten (wo wirksam), Hemmung der 5-Lipoxygenase (Leukotriensynthese),
verminderte Bildung IL-1/ IL-6,
Hemmung der Expression von IL-2-Rezeptoren,
Hemmung der Biosynthese von Tetrahydrobiopterin (Kofaktor von NO-Synthasen)
Antimalariamittel (Chloroquin, Hemmung lysosomaler Enzyme, Verminderung der Aktivierung von NF-kB)
D-Penicillamin
als Antidot bei Cu- und Pb-Intoxikation (eher andere Chelatbildner, NW: Blutbildungsstörungen, Nierenschäden),
Wirkmechanismus fragwürdig, Wirkung müsste schneller eintreten -> Hemmung der Aktivität von AP-1 (=proinflammatorischer Transkriptionsfaktor) durch Bildung von Disulfidbrücken mit Cysteinresten der DNA-Bindungsdomäne)
Antibiotika (Penicillin, Makrolide): bei rheumatischem Fieber, infektiösen Arthriden (zb septischer Arthritis)
Chondroprotektiva (Knorpelschutz), Radikalfänger: Wirksamkeit nicht belegt, Risiken überwiegen, zweifelhafter therapeutischer Nutzen
AST-Gruppen zur Behandlung rheumatoider Erkrankungen
NSARD:
symptomatisch, Magenschleimhaut-schädlich, äußerliche Anwendung ist zweifelhaft
Einsatz der ENTZÜNDUNGSHEMMENDEN NSAIDs: Säurederivate, Oxicame, Celecoxib
Glucocorticoide:
kein Ersatz für Basistherapie,
antiinflammatorisch + immunsuppressiv
zB Prednisolon
Antibiotika:
Penicillin oder Makrolide bei rheumatischem Fieber oder infektiöse Arthritis (zB septischer Arthritis)
Chondroprotektiver, Radikalfänger: Unsinn! Haifischknorpel
Basistherapie = DMARD (verlangsamen den Verlauf der RA; Wirkungseintritt nach Wochen bis Monaten)
Immunsuppressiver, Immunmodulierer
Metodrexat, Leflunomid
Baricitinib, Tofacitinib (JAK1/2- Inhibitoren)
Biologics (proteinbasierte Makromoleküle)
Etanercept, Infliximab, Adalimumab, Golimumab, Certolizumab
Anakinra
Abatacept
Tocilizumab
Rituximab
Sulfasalazin (M. Chron und Collitis Ulcerosa)
Chloroquin
D-Penicillam
Auranofin (Goldverbindungen obsulet)
24.) 5 Prinzipien der Therapie (Wirkmechanismus) von rheumatoider Arthritis mit Biologicals + jeweiligen AST nennen (keine Präparatnamen)
Biologica (Makromoleküle):
greifen je nach AST an verschiedenen Stellen der Signaltransduktionskaskade ein, die durch die Freisetzung der Zytokine (v.a. TNF-α) durch die Makrophagen ausgelöst wird.
mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt,
parenteral verabreicht
Inaktivierung von TNF-α (Tumornekrosefaktor alpha):
TNF-alpha
= wichtiges Zytokin in der Pathogenese der rheumatoiden Arthritis
kommt vorwiegend aus Makrophagen und -T-Zellen
fördert Leukozyteneinwanderung durch Ausschüttung von Chemokinen und Adhäsionsmoleküle
fördert Leukozytenaktivierung
fördert Produktion + Sezernierung von IL-1 und IL-6 und TNF-α
Fördern Knochenabbau, Knorpelabbau, Gelenksentzündung, Rekrutierung weiterer Entzündungszellen und Gefäßneubildung
=> chronische Entzündung mit Knorpel und Knochenzerstörung
Biologicals: Etanercept, Infliximab, Adalimumab, Golimumab, Certolizumab
gegen solubleTNF und den transmembranärenTNF
Etanercept (Präparat: Enbrel):
rekombinantes Fusionsprotein bestehend aus
humanem FC-Teil von IgG1 und
extrazellulären, ligandenbindenden Teil des TNF-α-Rezeptors
=TNF-alpha-Rezeptor
bindet an lösliches TNF-α und inaktiviert es,
bindet an transmembranäres TNF-α und löst ein „reverse signaling“ aus (Hemmung der Zytokinfreisetzung)
Infliximab (Präparat: Remicade):
rekombinant hergestellter monoklonaler AK gegen TNF-α,
fast ausschließlich mit Methotrexat kombiniert (reduziert u.a. Bildung von AK gegen Infliximab)
wird auch bei Morbus Chron verwendet
Adalimumab (Präparat: Humira): humaner monoklonaler AK gegen TNF-α
Golimumab (Präparat: Simponi): humaner monoklonaler AK gegen TNF-α
Certolizumab (Präparat: Cimzia): pegyliertes Fab-Fragment eines humanisierten monoklonalen AK gegen TNF-α
IL-1 Rezeptorantagonist:
IL-1 bei rheumatoider Arthritis im Plasma und in der Synovialflüssigkeit erhöht, führt zu Knorpelzerstörung und Knochendegeneration,
Verwendung in Kombi mit Methotrexat
Anakinra (Präparat: Kineret)
rekombinant hergestellter humaner Interleukin-1-Rezeptorantagonist, es kommt zur kompetitiven Blockade der Wirkungen von IL-1 an IL-1α und v.a. an IL1-ß Rezeptoren,
Hemmung der Aktivierung von T-Zellen (CTLA-4 Analogon, natürlich vorkommend):
Abatacept (Präparat: Orencia)
rekombinanten Fusionsprotein aus dem FC Teil des humanen IgG und der extrazellulären Domäne von humanem CTLA4 = CD125 (cytotoxic T-Lymphocyte associated protein 4),
bindet an CD80 und CD86 von antigenpräsentierenden Zellen und verhindert so die Co-Stimulierung und damit die Aktivierung von T-Lymphozyten (Zytokinproduktion gehemmt),
wird nur bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs eingesetzt, teuer und erhebliche Nebenwirkungen (nicht in Monotherapie)
mAB (monoklonaler Antiköper) gegen IL-6 Rezeptoren:
Tocilizumab (Präparat: RoActemra)
rekombinanter monoklonaler AK gegen lösliche und membrangebundene IL-6-Rezeptoren,
hemmt durch Bindung an die Rezeptoren die proinflammatorischen Effekte des aus Makrophagen und T-Zellen freigesetzten IL-6,
bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs,
IL-6 fördert
Agktivirung von Makrophagen, T-Zellen, Neutrophilen und B-Zellen (AK-Produktion)
Knochenabbau (Osteoklastendifferenzierung, RANKL maßgeblich beteiligt),
Pannusbildung (VEGF ↑ (=vascular endothelial growth factor; Pannus=Wucherung der Gelenksinnenhaut))
mAB gegen CD20:
Rituximab (Präparat: MabThera)
rekombinanter monoklonaler AK gegen CD20, ein vor allem auf B-Lymphozyten exprimiertes AG
(chimär, Maus/Mensch),
führt über Bindung an CD20 zur Elimination=Depletion von B-Zellen, wodurch gleichzeitig
weniger Autoantikörper (Rheumafaktoren) gebildet werden
und eine Interaktion mit autoreaktiven T-Lymphozyten verhindert wird
wird bei schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (unzureichende Wirkung anderer DMARDs)/ Non-Hodgkin-Lymphom, chronische lymphatische Leukämie eingesetzt; hat schwere Nebenwirkungen
Elimination=Depletion über
AK abhängige zellvermittelte zytotoxizität
Komplementabhängige Zytotoxizität
Apoptose
alle haben ähnliche Nebenwirkungen:
schwerwiegende, gelegentlich tödliche Infektionen (v.a. oberer Respirationstrakt)
Leukopenie
gastrointestinale Störungen
Herzkreislaufstörungen
Husten
Hautausschläge
Inhibitoren von Januskinasen
Inhibitor von Januskinasen (JAK 1 und JAK 2):
Baricitinib (Präparat: Olumiant),
Tofacitinib (Präparat: Xeljanz) schwerere Nebenwirkungen, als Reservetherapeutikum bei C. ulcerosa
keine Biologicals (sind kleine niedermolekulare Moleküle), oral wirksame Inhibitoren der JAK 1 und 2, bei rheumatoider Arthritis und Colitis ulcerosa indiziert
JAK = Rezeptor-assoziierte Tyrosin-Kinase, aktiviert STAT Proteine (=Transkriptionsfaktoren für Zytokine bei chronisch inflammatorischen Erkrankungen)
JAK-STAT-Pathway:
1) Aktivierung der Thyrosinkinase durch Effektor -> Dimerisierung der Thyrosinkinase
2) Andocken von JAK-Proteinen und Autophosphorylierung der Tyrosinreste des Rezeptors
3) Assoziation von STAT-Proteinen mit den phosphorylierten Rezeptordomänen
4) assoziierte STAT-Proteine durch JAK-Kinase phosphoryliert
5) Dimerisierung der STAT-Proteine
6) dimerisierte STAT-Proteine werden in Zellkern transloziert und aktivieren spezifische Gene (wirken als Transkriptionsfaktoren)
25.) Indikation und Aufbau von Etanercept
Aufbau:
Etanercept ist ein rekombinant hergestelltes Fusionsprotein (kein Antikörper, aber Biologikum) aus dem
extrazellulären, ligandenbindenden Teil des humanen TNF-α-Rezeptors und dem
Fc-Teil von humanem IgG1.
Etanercept bindet spezifisch an lösliches TNF-α und inaktiviert es dadurch und an transmembranäre TNF-α wodurch ein „reverse signaling“ in TNF α-produzierenden Zellen ausgelöst wird und die Zytokinfreisetzung unterdrückt wird.
Etanercept wird meist in Kombination mit anderen DMARDs (disease modifying antirheumatic drugs, z.B. Methotrexat) zur Behandlung von rheumatoider Arthritis eingesetzt. (sowie bei Morbus Brechterew und Psoriasis)
TNF-α ist ein wichtiges Zytokin in der Pathogenese von Rheumatoider Arthritis und anderen entzündlichen rheumatischen Erkrankungen.
Es kommt vorwiegend aus Makrophagen, aber auch T-Zellen und fördert die Leukozyteneinwanderung durch
Ausschüttung von Chemokinen (Zytokine, die eine Wanderbewegung auslösen) und
Ausschüttung von Klebemolekülen der Endothelzellen
und bewirkt durch Förderung der Produktion und Sezernierung von IL-1 und IL-6
Leukozytenaktivierung (chronische Entzündung, Synovialitis),
Osteoblasten-Hemmung sowie Osteoklasten-Aktivierung (Knochenabbau) und
Proliferation von Fibroblasten (Knorpelabbau).
Erythme mit Juckreiz und Schmerzen an der Injektionsstelle (~35 %; ~3 Tage)
Infektionen (sehr häufig, v.a. Infektionen der oberen Atemwege)
keine nennenswerte Bildung von Anti-Drug-Antikörpern, aber relativ häufig (~11 %) Bildung
antinukleärer Autoantiköper (gegen doppelsträngige DNA), die die Wirkung nicht beeinträchtigen aber ein Lupus erythematosus-ähnliches Syndrom hervorrufen können.
Kontraindikatioonen
aktive Infektionen
Sepsis oder Risiko einer Sepsis
Methotraxat
Hochaffiner, kompetitiver Inhibitor von Dihydrofolatreduktase (DHF-R) (=Folsäure-Antagonist/Antimetabolit)
Hemmung der Purin-Biosynthese (hemmt C-Gruppen-Übertragung) und dadurch Hemmung der Neusyntehse von Nuceinsäuren -> Proliferation von Lymphozyten (sich schnell teilende Zellen) reduziert
=> Hemmt zelluläre Immunantwort
zytostatischer Effekt wird zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis genutzt
=> Erste Wahl als Basistherapeutikum
Übelkeit/Erbrechen
Dermatitis und Stomatitis
Anstieg der Serumspielg von Transaminase
Pneumonie
vermehrte Infektanfälligkeit
hoch Teratogenität
C2 und C8 stammen vom Tetrahydrofolat
26.) Leflunomid
Struktur,
Wirkungsmechanismus,
Hauptindikation,
Substanzklasse
Nebenwirkungen und KI (keine Altfrage)
Leflunomid zählt zu den Immunsuppresiva -> sind Basistherapeutika (DMARDs, disease modifying antirheumatic drugs), welche zur Behandlung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (v.a. rheumatischer Arthritis) verwendet werden.
Es wird häufig in Kombination mit Glucocorticoiden oder NSARDs eingesetzt.
Wirkungsmechanismus:
Es hemmt reversibel die Dihydro-orotat-dehydrogenase (DHODH; = ein mitochondriales Enzym)
DHODH hemmt die Umwandlung von Dihydroorotat zu Orotat
Orotat spielt eine wichtige Rolle in der Pyrimidinsynthese spielt. Leflunomid hemmt somit die de novo Pyrimidinsynthese
reduziert somit die Proliferation aktivierter T-Lymphozyten, die am Entzündungsprozess maßgeblich beteiligt sind. (benötigen 8-fach erhöhten Pyrimidin-Spiegel um zu proliferieren)
=> Menge an proinflammatorischen Zytokinen sinkt
Orotsäure ist ein Pyrimidin-Derivat und Zwischenprodukt der Biosynthese des Uridinmonophosphats (UMP). Salze = Orotate
= UMP
Aktivierte T-Lymphozyten sind stärker als andere Zellen von der Pyrimidinsynthese betroffen, da sie einen 8-fach erhöhten Pyrimidinspiegel benötigen, um zu proliferieren. Sonst reicht der Salvage-Pathway (Bildung von Nucleotiden und Wiederverwertung der entsprechenden Basen) meist aus für die Proliferation, bei aktivierten T-Lymphozyten braucht man aber zusätzlich zum Salvage-Pathway die de novo Pyrimidinsynthese.
Salvage-Pathway = Rettungswege bei wesentlichen Synthesewegen (gibt es nicht nur hier)
Öffnung des Isooxazolrings -> Aktiver Metabolit entsteht
ØDuchfall und Übelkeit
ØHaarausfall
ØHautausschläge
ØBlutdruckanstieg
ØLeberfunktionsstörungen (<0.1 %; potentiell lebensbedrohlich!)
ØRisiko schwerer Nebenwirkungen erhöht bei gleichzeitiger oder kurz zurückliegender Behandlung mit
hepatotoxischen DMARDs (z.B. Methotrexat)
Øschwere Infektionen oder Immundefekten (z.B. AIDS)
Øeingeschränkte Leberfunktion
Øschwere Niereninsuffizienz
ØSchwangerschaft und Stillzeit (Teratogenität; sicherer Konzeptionsschutz bis 2 Jahre nach Behandlung
Ønicht rheumatisch bedingte Blutbildveränderungen (z.B. eingeschränkte Knochenmarksfunktion, ausgeprägte Anämie, Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie
27.) Möglichkeiten zur Therapie der rheumatoiden Arthritis
Das Therapieziel ist das Erreichen einer Remission (vorübergehendes oder dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen) oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität.
Monotherapie:
Basistherapeutikum als Monotherapie + Glucocorticoid (zb Prednisolon)
Mittel der 1. Wahl = Methodrexat, alternativ Leflunomid oder Sulfasalazin
bei ausbleibendem Therapieerfolg
Anpassung der Methotexat- oder Prednisolon-Dosis
eventuell Chloroqhin, Azathioprin oder Ciclosporin A als Alternative
Kombitherapie von DMARD: zb
MTX+ LEF oder
MTX + Ciclosporin A
MTX + Sulphasalazin + Chlorquin
MTX + 1 Biologikum
Bei ausbleibendem Therapieerfolg sollte nach 3 Monaten zusätzlich zu Methodrexat … gegeben werden.
Adalimumab, Certolimumab, Infliximab, Golimumab, Etanercept,
(Anakinra), Abatacept, Tocilimumab (eig alle außer Rituximab)
MTX + 2 Biologikum
wenn nach 3-6 Monaten keine Besserung:
Methodrexat + wechsel auf
anderen TNF-alpha-Inhibitor (Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Certolizumab, Golimumab) oder auf
Abatacept (CTLA-4 Analogon)
Tocilizumab (mAB gegen IL-6)
Rituximab (mAB gegen CD20)
Die Therapie sollte engmaschig kontrolliert werden
Keine Kombi von TNF-alpha-Inhibitoren miteinander (erhöhtes Risiko für schwewiegende Infektionen)
Adalimumab, Certolizumab, Etanercept
= sind auch zur Monotherapie zugelassen, wenn Methotrexat nicht einsetzbar ist
Methotexat
= hochaffiner, kompetetiver Inhibitor der Dihydrofolatreduktase (=Antimetabolit) -> Hemmung der Neusynthese von Nucleinsäuren und damit von DNA -> Zytostatischer Effekt
Orale Verabreichung; bei fehlender Wirkung nach einigen Wochen -> parenterale Verabreichung + Dosissteigerung
THF wird gebraucht für die Übertragung von C1 Bausteine bei der Biosynthese von Purinen, es kommt zur Hemmung der Neusynthese von Nucleinsäuren und reduziert somit die Proliferation von Lymphozyten, Mittel der ersten Wahl (mit anderen kombiniert), kann auch Proliferation von anderen Zellen beeinflussen (nicht erwünscht)
Bei Methodrexat-Unverträglichkeit -> Leflunomid-Gabe
=Dihydroorotatdehydrogenase -> hemmt de novo Pyrimidinsynthese
Indikationen von Biologika und JAK-Inhibitoren (Kapitel Rheuma)
Adalimumab
Certalizumab
Infliximab + M. Chron
Goldimumab
Etanercept
Behandlung der rheumatoiden Arthritis in Kombination mit Methotrexat bei Patienten, die unzureichend auf Methotrexat alleine ansprechen
Mäßige bis schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs (in Kombination mit Methotrexat)
Hochaktive und progressive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat behandelt worden sind
Aktive juvenile idiopathische Arthritis von Patienten ab 2 Jahren und älter bei unzureichender Wirkung von NSARDs und Glucocorticoiden (Kombination mit MTX oder als Monotherapie
Mäßige bis schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen bei unzureichender Wirkung anderer
DMARDs (in Kombination mit Methotrexat)
Hochaktive und progressive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen, die zuvor nicht mit Methotrexat
behandelt worden sind
Monotherapie bei Methotrexat-Unverträglichkeit
Mäßige bis schwere aktive polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis von Patienten ab 6 Jahren und
älter bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs inkl. mindestens einem TNFα-Inhibitor
(in Kombination mit Methotrexat)
Schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen (in Kombination mit Methotrexat) bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs inkl. Methotrexat und TNF-Inhibitoren
Non-Hodgkin-Lymphom
Chronische Lymphatische Leukämie (leukämisch verlaufendes Non-Hodgkin-Lymphom)
JAK1/2-Inhibitoren
Mäßige bis schwere aktive rheumatoide Arthritis von Erwachsenen bei unzureichender Wirkung anderer DMARDs als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (beide)
Mittelschwere bis schwere aktive Colitis ulcerosa bei Nichtansprechen auf andere Therapien (Tofacitinib)
Was ist Gicht
Krankheitsverlauf
Pathophysiologie
Arthritis urica: = pathologische Manifestation einer Hyperurikämie (Serumharnsäurespiegel > 6,4 mg/dl)
primäre Gicht:
= eine Nierenfunktionsstörung (verstärkte tubuläre Rückresorption von Harnsäure), genetische Disposition,
gefördert durch exogene Faktoren (Stress, Alkohol, Purin-reiche Nahrung (Innereien), Adipositas u.a.)
sekundäre Gicht:
= Komplikation anderer Erkrankungen
zb Niereninsuffizienz, Chemotherapie von Tumoren (Zelluntergang, viele Purine werden frei)
asymptomatische Hyperurikämie,
akuter Gichtanfall (häufig Monoarthritis, v.a. Großzehe, schmerzhafte Entzündung/ Schwellung/ Hautrötung),
symptomfreie Intervalle,
chronische Gicht (nie völlig symptomfrei)
Uratablagerungen bzw. „Tophi“ an Ohrmuschel/ Händen/ Füßen, Gelenkdeformation,
Nierensteine/ Nierenversagen,
= schwerwiegende systemische Krankheit; ist potentiell tödlich, aber sehr gut behandelbar
Harnsäure wird normalerweise hauptsächlich über die Niere ausgeschieden. Wenn eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Körper ist, kommt es zur Auskristallisation von Natriumurat. Die Kristalle werden von unspezifischer Immunabwehr als körperfremd erkannt und es kommt zur mechanischen Zellreizung (raue, kristalline OF) und Freisetzung chemotaktischer Faktoren.
Es kommt zur Leukozyteneinwanderung und diese phagozytieren die Uratkristalle.
Es kommt zur Freisetzung lysosomaler Enzyme ins umliegende Gewebe durch Schädigung der Phagolysosomen durch die Kristalle.
Zur Bildung reaktiver Sauerstoffspezies, Leukotrienen, PGs und Zytokinen.
Die Folge ist Gewebeläsion und entzündliche Reaktionen. Die dadurch bedingte Erniedrigung des pH-Wertes führt zu einer erneuten Ausfällung von Natriumurat und verstärkt somit den Prozess. =Teufelskreislauf
28.) Pharmakotherapie der Gicht (eng. = Gout) (3 Möglichkeiten)
gibt 6
Gicht wird nur medikamentös behandelt, wenn
sich Symptome zeigen
und der Serumharnsäurespiegel über 8 mg/dl liegt.
Asymptomatische Gicht mit einem niedrigeren Harnsäurespeigel wird mittels (6.4 - 8 mg/dl)
Verringerung der Purinzufuhr (Fleisch und Innereien meiden, Harnsäure ist Abbauprodukt des Purinstoffwechsels) und
Diät zur Normalisierung des Körpergewichts behandelt.
in Kombi mit viel trinken
Pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten:
NSARDs: v.a. Säurederivate, gegen Schmerzen
Glucocorticoide: Entzündungshemmung
Colchicin:
hemmt die Phagozytoseaktivität der Leukozyten (v.a. Makrophagen, nehmen Kristalle nicht auf), wodurch Ruptur und Lyse der Phagolysosomen unterbunden wird und die Entstehung der Entzündungsreaktion gehemmt wird,
wird bei akuten Gichtanfällen eingesetzt
Alkaloid aus den Samen der Herbstzeitlose
Mitosegift, welches die Ausbildung des Spindelapparats hemmt (Tochterzelle ohne Zellkern entsteht)
therap. Tagesdosis 6 - 8 mg; ED ≥15 mg tödlich! (Multiorganversagen) (therapeutische Breite Faktor 2)
Urikostatika
Allopurinol, Febuxostat:
Hemmung der Harnsäurebildung, kompetitive Hemmstoffe der Xanthinoxidase,
Behandlung und Prophylaxe aller Formen der Hyperurikämie,
Allopurinol nicht in der Schwangerschaft (Risiko für teratogene und embryotoxische Wirkungen)
Xanthinoxidase katalysiert die Reaktion von Hypoxanthin zu Xanthin und von Xanthin zu Harnsäure, durch erhöhte Hypoxanthinkonzentration kommt es zusätzlich zur Hemmung der Purinsynthese (negative Rückkoppelung)
Allopurinol wird durch Xanthinoxidase zum lang wirksamen Hauptmetaboliten Oxipurinol hydroxyliert, ist maßgeblich an Wirkung und langer Wirkdauer beteiligt.
Wirkungen: Senkung der Harnsäurekonzentration im Blut (Serum), vermehrte renale Ausscheidung von Hypoxanthin und Xanthin (Harnalkalisierung mit Alkali-Citrat-Salzen zur Verbesserung der Wasserlöslichkeit und viel Flüssigkeit), Auflösung bestehender Uratkristalle und Prophylaxe der Neubildung
Urikosurika
Benzbromaron, (Probenecid in Ö nicht registriert): Hemmung der Harnsäurerückresorption,
Wirkung ist dosisabhängig, bei niedrigerer Dosierung paradoxe Harnsäureretention (Hemmung der tubulären Sekretion von Harnsäure), erst bei höherer Dosierung vermehrte Harnsäuresekretion (Hemmung der Rückresorption von Harnsäure)
vermehrte renale Ausscheidung von Harnsäure,
Besserung einer Gichtarthritis (Schmerzen, Schwellung, Entzündung),
Verkleinerung/ Auflösen von Uratablagerungen im Gewebe,
kaum Besserung einer bereits bestehenden Uratnephrophathie („Gichtniere“) ( sind früher aufgrund der Nierenschädigung gestorben)
Urikolytika
rekombinante Uratoxidase: Rasburikase:
gentechnisch in Saccharomyces cerevisiae hergestellte Uratoxidase des Schimmelpilzes Aspergillus flavus,
katalysiert Reaktion von Harnsäure (zu 5-Hydroxyisourat und restliche Reaktionsschritte durch körpereigene Enzyme) zum Allantoin (=gut wasserlöslich),
Wirkmechanismus kompliziert,
rasche Reduktion der Harnsäure-Serumkonzentration nach i.v. Applikation,
ist keine Standardgichttherapie; Einsatz zB bei Tumorlysesyndroms (hohe Harnsäureserumkonzentration häufig als Folge von Chemotherapie)
starke allerg. Reaktionen bei wiederholter Anwendung
KI: Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
(Gefahr von hämolytischer Anämie durch verminderten Abbau von H2O2)
Fun Fakt: die meisten Tiere haben die Uratoxidase und können daher keine Gicht bekommen (nur Vögel und Menschen haben sie nicht vvon Vertebraten)
29.) Allopurinol: Wirkmechanismus und Wirkungen
Allopurinol ist ein kompetitiver Hemmstoff der Xanthinoxidase, welche die Reaktion von Hypoxanthin zu Xanthin und von Xanthin zu Harnsäure im Purinstoffwechsel katalysiert.
Der XO-Metabolit Oxypurinol ist maßgeblich an der langfristigen Wirkung von Allopurinol beteiligt.
Es wird zur Behandlung + Prophylaxe aller Formen der Hyperurikämie angewendet, ab einer Harnsäureserumkonzentration > 8 mg/dl und einem symptomatischen Verlauf.
Durch die Hemmung der Xanthinoxidase werden Hypoxanthin und Xanthin vermehrt ausgeschieden und die Harnsäurekonzentration im Serum und Urin sinkt
viel Flüssigkeit zu sich nehmen, damit es zu keinen Xanthinablagerungen kommt und
Harnalkalisierung mit Alkali-Citrat-Salzen zur besseren Wasserlöslichkeit der Uratkristalle
Zb Na-Citrat, K-Citrat
Auflösung bestehender Uratkristalle und Prophylaxe der Neubildung
! Hemmung des Abbau von Azathioprin und 6-Mercaptopurin (Dosisredukion um 75 % erforderlich)
reaktiver Gichtanfall (v.a. zu Beginn der Therapie)
Diarrhoe
Anstieg von Transaminasen und alkalischer Phosphatase im Serum
Hautreaktionen
Febuxostat: Erhöhung des Mortalitätsrisikos, v.a. Herz-Kreislauf (nur vs. Allopurinol?)
Schwangerschaft und Stillzeit
(Risiko für teratogene und embryotoxische Wirkungen)
Vorsicht bei Niereninsuffizienz
(Kumulation von Oxypurinol; Anpassung der Dosis an die Kreatinin-Clearance)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren