3 DIMENSIONEN DER INDIVIDUALISIERUNG - Ullrich Beck
1
FREISETZUNGSDIMENSION
-> Chancenzuwachs - Chance: Lebensweg durch Bildung
Freisetzung aus traditionellen Bindungen - nicht mehr an Klassen & Sozialformen gebunden
Mehr Handlungsspielraum + Wahlmöglichkeiten
2
ENTZAUBERUNGSDIMENSION
-> pos & neg Folgen von Freiheit
Keine Feste Handlungsorientierung - jeder ist für sein eigenes Leben verantwortlich
Selbstverantwortung - Mehr Freiheit + Weniger Sicherheit & Halt (z.B. Berufswahl hat sehr große Auswirkung auf das spätere Leben)
3
KONTROLL- bzw. REINTIGRATIONSDIMENSION
-> Finanzierung
Individualisierung ist an bestimmte Regeln & Gesetze gekoppelt
Absicherung - Neue Art der sozialen Einbindung (Wohlfahrtsstaaten)
→ Doppelseitig: Freisetzung + Reintegra8on (bringt Freiheit & Risiken mit sich)
Individuum darf & muss Entscheidungen selbst treffen
Ursachen & Rahmenbedingungen der Individualiserungsprozesse
Ursachen Fahrstuhleffekt
Ursachen
Fahrstuhleffekt
Durch vermehrte soziale Mobilität & Bildungsexpansion steigt die Individualität in der Gesellschaft
Fahrstuhleffekt: Wohlstandsmehrung - Unterschied zwischen Arm & Reich gleichgeblieben ABER beide sind wohlhabender geworden
Ungleichheit ist dadurch ein wenig in den Hintergrund gerückt
Wesentlicher Treiber für Individualisierung
Auslöser: Wirtschaftlicher Aufschwung nach 2. Weltkrieg
Wohlfahrtsstaaten Bildungsexpansion
Wohlfahrtsstaaten
Bildungsexpansion
Wohlfahrtsstaaten: Ökonomische Absicherung & Hilfe - fördert Individualisierung
Bildungsexpansion: höhere Ausbildung → mehr Entscheidungsmöglichkeiten Mobilität → Freisetzungsdimension → Zunahme sozialer Mobilität
Biografien müssen selbst gestaltet werden - nicht mehr durch soziale Schicht
Meritokratie
scheinbare Chancengleichheit + Regeln in Meritokratie
scheinbare Chancengleichheit
Individueller Erfolg im Bildungswesen (Leistung) → bessere Lebensbedingungen
• Ressourcenausstattung - Voraussetzung beherrschen (Sprache, außerschulische Vorbildung, Lernmotivation, Habituspassung)
=> Legitimation von sozial ungleichen Bildungschancen
Regeln in einer Meritokratie
Gleiche Möglichkeiten, Bewertung, Bedingungen
Probleme: Sozialer Status/ Herkunft entscheidet trotz allem über Chancen
Freier Bildungswettbewerb (3 Bedingungen einer Meritokratie)
3 Bedingungen/ Elemente einer meritokratischen Gesellschaft
Verantwortungspositionen werden (durch Nachweis) von Kompetenzen besetzt
Bildungschancen sind an natürliche Vorraussetzungen/ Begabungen gebunden (Selektion begabter SuS)
Leistung als Legitimation sozialer Ungleichheit + resultierende soz. Ungleichheit ist Legitimation des Systems
→ Bildung als wichtigste Verteilungsinstanz sozialer & beruflicher Positionen
Meritokratische Leitfigur
NATÜRLICHE FUNDIERUNG SOZIALER UNGLEICHHEIT
Natürliche Begabung zur Erklärung von Bildungsunterschieden
Nature-Nature-Frage: welche Anteile individuelle Leistungsunterschiede (biologisch) + welche Anteile sozial Faktor
Natürliche Leistungsunterschiede → Herstellung sozialer Ungleichheit
→ keine natürliche Kategorisierung sondern Bildungskategorien = soziale Konstrukte (anhängig von sozialer Schicht)
UNGLEICHHEIT ALS GESELLSCHAFTLICHES FUNKTIONSEFORDERNIS
Differenz als Mittel zur Herstellung sozialer Ordnung
Hierarchie in Berufspositionen
Für ungleiche Leistungen ungleiche Bezahlungen
→ Aufstieg durch Anstrengungen möglich → Legitimation von Hierarchie
NOTWENDIGKEIT ORGANISIERTER (STANDARDISIERTER) BILDUNGSPROZESSE
Gestaltung von Bildungsprozessen das Individuen in Ausbildungs-/ Arbeitsmarkt nach Kompetenzen & Qualifikationen eingeordnet werden können
Bildungszertifikate beachten keine außerschulischen Kompetenzen
Individueller Kompetenztest besser als Bildungszertifikate
→ zertifizierte Kompetenznachweise dienen zur Übermittlung an den Arbeitsmarkt (nicht Kompetenzen alleine)
4
INDIVIDUELLE STATT KATEGORIALE UNGLEICHHEITSDEFINITION
Individualisierung als Auslöser von Ungleichheit
Risiken & Chancen sind Legitimation von Ungleichheit
→ Abfrage individueller Leistungen nicht kategorialer Leistungen
5
ENDPERSONIFIZIERUNG DER DEFINITION VON LEISTUNG
Bildungsinstitutionen sind für Definition der Leistungskriterien & deren Erfüllung verantwortlich
Schule als „Gatekeeper“ bei der Verteilung von Lebenschancen
→ Bildungserfolg der Individuen hängt von deren Leistung & den Möglichkeiten die Schule bietet ab
Klassifikation & Zuordnungsfunktion
Klassifikation ist Instrument zur Aufteilung, Einordnung & Steuerung (Entstehen von Selektionsprozessen)
Kernbestand soz. Leben
Einordnung & Bewertung von Leistung & Verhalten in Bildungssystem & Soziale Hierarchie (Zuordnung Bildungstyp)
→ Soziale Grenzen legen zwischen „behindert“, „normal“, „hochbegabt“
→ Legitimation Sonderpädagogischer Fördersysteme
Vergabe staatlicher Ressourcen (Wohlfahrtsstaaten)
Ettikettierungs-Ressourcen-Dilemma
Phänomen im Bildungssystem in dem zusätzliche Ressourcen (Wohlfahrtsstaaten) nur durch Etikettierung (Feststellung Behinderung) erfolgt
Dilemma: Negative Stigmatisierung, Diskriminierung ↔ Zugang zu zusätzliche Ressourcen
Etikettierung nach Einmalige Testung entscheidet über Bildungs- & Lebenslaufbahn
Förderschule = Defizit → SuS sehen Chancenlosigkeit → Negative Beeinflussung des Selbstbilds
Dualer Prozess: Fremd- & Selbstklassifikation | Etikettierung von oben - schaffen dadurch Iden8tät & Persönlichkeit
Kampf gegen Anerkennung & Gleichberechtigung (Vermeidung von Sonderschulen)
→ Gegenteil Inklusion (Grenzen sind gesetzt - setzt SuS in Posi8on in der sie das Gegenteil nicht beweisen können) ➡ Schule (Zuordnungsfunk8on) als Schlüsselrolle in der Verteilung von Bildungskarrieren & Lebensläufen
Auswirkungen des Ettikettierungs-Ressourcen-Dilemmas
→ Gegenteil Inklusion (Grenzen sind gesetzt - setzt SuS in Position in der sie das Gegenteil nicht beweisen können) ➡ Schule (Zuordnungsfunktion) als Schlüsselrolle in der Verteilung von Bildungskarrieren & Lebensläufen
Boundary Work
Erschaffung einer klaren Trennlinie/ Grenze zwischen „normalen“ und „nicht normalen“ SuS + deren institutionale Unterrichtsangebote
Kategorisierung wichtig für Entlastung der Regelschulen + um Gesellschaft zu ordnen
→ Verfestigung Klassifizierung (negativ)
→ inklusion wichtig für demokratische Gesellschaft & Lockerung der Klassifizierung
Zuletzt geändertvor 2 Jahren