Unterteile die Gedächtnisinhalte, die im LZG gespeichert werden:
Das LZG umfasst sowohl deklarative als auch nicht deklarative Inhalte. Die deklarative Inhalte beziehen sich auf explizites Wissen, dass bewusst abgerufen und erklärt werden kann, wie episodisches und semantisches Wissen.
Nicht deklaratives Wissen hingegen bezieht sich auf implizites Wissen, dass nicht bewusst abgerufen werden kann, wie beispielsweise motorische Fähigkeiten oder Konditionierung.
Welche Art Gedächtnis gehört noch zum LZG?
Autobiografisches bzw. episodisches Gedächtnis.
Nenne den Unterschied zwischen deklarativem und autobiografischem Gedächtnis?
Das autobiografische Gedächtnis hat im Unterschied zum deklarativen Wissen einen deutlich stärkeren Selbstbezug. In das autobiografische Gedächtnis haben sich lebenswichtige Erlebnisse als inneres Bild eingeprägt.
Definiere das explizite Wissen des LZG:
Das explizite Wissen des LZG ist das verbale bzw. deklarative Wissen. Dieses ist in Begriffen im Gedächtnis gespeichert (encodiert).
Welche Wissensmodelle unterscheidet die A P?
Schemata, Skripte und propositionale Netzwerke.
Womit ist die deklarative Wissensentwicklung verbunden?
Eng mit sprachlicher Entwicklung
Was ist deklarative Wissensbildung aus entwicklungspsychologischer Sicht?
Aus entwicklungspsychologischer Sicht ist die deklarative Wissensbildung vor allem Begriffsbildung.
Wie entsteht das deklarative Wissen aus Sicht Jean Piagets‘?
Ihm zufolge entsteht das deklarative Wissen aus der Wechselwirkung zwischen Person und Umwelt, beruhend auf individuellen Handlungen:
Über die Manipulation der Gegenstände der Außenwelt formt sich das Denken der Menschen. Begriffe entstehen bei Kindern als Abstraktionen, die auf Handlungen beruhen. Zugleich sind Begriffe Verdichtungen der Beziehungen zwischen Gegenständen. Deklaratives Wissen ist relational.
Zusammengefasst betont Piaget, dass das deklarative Wissen durch aktive Interaktionen mit der Umwelt und durch die Entwicklung abstrakter Konzepte entsteht, die auf den Beziehungen zwischen verschiedenen Objekten oder Ereignissen basieren. Die relationalen Aspekte des Wissens zeigen, dass es nicht isoliert existiert, sondern durch die Verbindungen und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Elementen gebildet wird.
Womit beschäftigte sich der Schweizer Biologe, Psychologe und Erkenntnistheoretiker Jean Piaget?
Mit der Frage, wie die Begriffsbildung bei Kleinkindern funktioniert: Wie geraten die ersten deklarativen Wissenselemente ins Gedächtnis?
Wie bezeichnete Piaget die formale Struktur des Wissens, welches Kinder über Gegenstände ihrer Umwelt gewinnen?
Die formale Struktur des Wissens, welches Kinder über Gegenstände ihrer Umwelt gewinnen, bezeichnete Piaget als Schema (Plural: Schemata).
Wie entwickeln sich bei Kleinkindern allgemeine Schemata der Gegenstände der Umwelt?
Ein Beispiel ist die Entstehung des Begriffs Keks: Kleinkinder lernen die Eigenschaften über direkten Umgang mit dem Objekt (anfassen, drücken, in dem Mundnehmen); Aus wiederholten Erfahrungen mit dem Keks Entwickelt sich eine allgemein mentale Repräsentation als Schema von Keks und ihren Eigenschaften.
Unterstützend wirken dabei sprachliche Benennungen und Erläuterungen von Erwachsenen, die im direkten Kontakt mit dem Kind stehen. So entwickeln sich bei Kindern allgemeine Schemata der Gegenstände der Umwelt.
Erläutere das Verhaltens- oder Handlungsschemata von Piaget:
Das eigene Handeln und das wahrgenommene Objekt sind bei Kindern weniger voneinander getrennt als bei Erwachsenen. Bei Kindern sind sowohl Eigenschaft als Umgang mit Objekt Bestandteile eines Schemas. Denkformen und damit auch die Schemata entwickeln sich auf dem Weg ins Erwachsendasein weg von der konkreten sinnlichen Erfahrung hin zu abstrakten Kategorisierungen, die sich immer stärker von eigenen Handlungen trennen.
Wie sehen kognitive Psychologen mentale Schemata?
Als Form der Prototypenbildung und Kategoriebildung (mentale Landkarte bei Begegnung mit ähnlichen Objekten).
Was bedeutet Prototyp?
Prototyp: -> Grundform eines Objekts, das als Vorbild für alle ähnlichen Objekte dient.
NeueErfahrungen mit einem ähnlichen Objekt werden vor dem Hintergrund des mentalen Prototyps gemacht. Falls neue Erfahrungen nicht vollständig im PT enthalten sind, werden neue Aspekte zusätzlich aufgenommen.
Was setzt die Kategorienbildung voraus?
Ein Schema enthält Abgrenzungen zu anderen Schemata. Diverse Schemata ermöglichen die Einordnung der wahrgenommenen Objekte.
Schemata werden in Oberschemata integriert.
Was sind mentale Bilder der Gegenstände der Umwelt?
Mentale Bilder der Gegenstände der Umwelt sind eine Hierarchie von Relationen.
(Bedeutet: Unsere mentalen Bilder sind nicht nur isolierte visuelle Eindrücke, sondern komplexe Konstruktionen, die auf hierarchische Beziehungen basieren.)
Was sind Schemata?
Gedankliche Kategorisierungen
Wozu dienen Schemata?
Zur Zuordnung der Objekte der Umwelt.
Zu Welchem Wissen gehören Schemata?
Schemata sind Teil des deklarativen sowie nicht deklarativen Wissens aller Menschen.
Wie werden in den Wissenschaften Schemata behandelt?
In den Wissenschaften werden Schemata zu Taxonomien verfeinert.
Definiere Taxonomien:
Mit Taxonomien sind elaborierte Klassifikationssysteme gemeint.
Die Zuordnung von Elementen zu Klassen ist eindeutig geregelt, z.B wissenschaftliches Lehrbuch. Außerdem sind Taxonomien oft hierarchisch organisiert in Ober- und Unterklassen. Sie ist eine mentale Repräsentation über einen Weltausschnitt, die von vielen Individuen geteilt wird.
Wozu dienen Taxonomien?
Sie Lösen sich von individuellen Erfahrungen und dienen der intersubjektiv gültigen Einordnung von Elementen.
Wann entstanden die ersten Taxonomien?
In den Wissenschaften in der Botanik und in der Biologie im 19. Jhd. Sie dienten der Kategorisierung von Arten.
Was enthalten Schemata?
Schemata enthalten die Hauptelemente aller Formen der Wissensmodellierung in der Psychologie: Begriffe und Relationen.
Begriffe bezeichnen Objekte und deren Eigenschaften.
Relationen bezeichnen die Beziehung zwischen den Eigenschaften sowie in hierarchischen Schemata die Interaktion zwischen den Knotenpunkten.
Relationen sind verbal beschreibbar, werden oft grafisch veranschaulicht.
Was ist der Unterschied zwischen Schemata und Skripte?
Skripte beziehen sich auf soziale Situationen als Ganzes. Sie veranschaulichen, wie sich Personen ihre eigenen Handlungen in komplexen Situationen vorstellen.
• Schemata: Schemata sind kognitive Strukturen, die Wissen und Erfahrungen organisieren und helfen, neue Informationen zu verstehen, zu interpretieren und zu verarbeiten. Sie sind mentale Modelle oder Rahmenwerke, die uns helfen, die Welt um uns herum zu strukturieren und zu interpretieren. Schemata können auf verschiedenen Ebenen existieren, einschließlich kultureller, sozialer oder individueller Schemata.
• Skripte: Skripte sind eine spezifische Art von Schemata, die typische Abfolgen von Handlungen oder Ereignissen in bestimmten Situationen repräsentieren. Sie beschreiben, wie bestimmte Ereignisse oder soziale Situationen normalerweise ablaufen, indem sie Informationen über typische Handlungen, Akteure und Orte enthalten. Skripte helfen uns, vorherzusagen, was als Nächstes passieren wird, und erleichtern das Verständnis komplexer sozialer Szenarien.
Ein Beispiel könnte helfen, den Unterschied zu verdeutlichen: Ein “Restaurant-Skript” beschreibt typische Abläufe, die in einem Restaurant stattfinden (z.B. Bestellung aufnehmen, Essen servieren, Rechnung bezahlen). Ein “Schemata für soziale Interaktion” könnte allgemeinere Konzepte und Regeln enthalten, wie man sich in sozialen Situationen verhält, unabhängig vom konkreten Ort oder Kontext.
Worauf basieren Skripte?
Auf Erfahrungen, die sich zu typischen Situationen zusammenfassen lassen.
Was sind Skripte im allgemeinen Sprachgebrauch?
Vorgegebene Rollenanweisungen für Akteure.
Wie beschreiben die Psychologen Roger Schank und Robert Abelson Skripte?
Als psychologisches Wissensmodell: Soziale Situation als Sequenzen von Handlungen, die in den Köpfen der Menschen als Skripte existieren, die als von allen geteiltes sequenzielles Grundmuster einer sozialen Situation fungieren. Beispiel Restaurantbesuch
Beschreibe Schanks Beispiel eines typischen Restaurantbesuchs:
Skript besteht aus Abfolge der Handlungen betreten, Platz nehmen, bestellen, essen, bezahlen und verlassen. Diese Handlungen können in weitere Sequenzen aufgefächert werden. Auch Objekte, mit denen agiert wird, können in die Darstellung integriert werden.
Was ist der Unterschied zwischen Skripten und propositionale Netzwerke?
Skripte sind mentale Verallgemeinerungen von Situationen, die sich sehr ähnlich sind. Als verinnerlichtes Abbild beinhaltet ein Skript die typischen Handlungen einer Person, die dieses Skript als Teil ihres deklarativen Wissensbestandes besitzt.
Im Unterschied dazu beziehen sich semantische und propositionale Netzwerke auf fremde Situationen, die Menschen beobachtet oder von denen sie gehört, gelesen oder auf andere Weise erfahren haben.
Zusammengefasst sind Skripte persönliche, spezifische Ablaufmuster von Ereignissen, die auf eigenen Erfahrungen basieren, während propositionale Netzwerke eher allgemeinere und abstraktere Wissensstrukturen sind, die Konzepte und ihre Beziehungen umfassen, die aus unterschiedlichen Quellen stammen können, nicht unbedingt aus persönlicher Erfahrung.
Wie entstanden propositionale Netzwerke als Wissensmodell in der kognitiven Psychologie?
Bei der Erforschung der Rezeption von Nachrichten über öffentliche Personen.
Wie funktionieren propositionale Netzwerke?
Bei der Rezeption von Nachrichten werden deren Bedeutungen von den Rezipienten in vereinfachte imaginäre Landkarten übersetzt. Diese enthalten Personen, Objekte und Relationen. Ähnlich wie Schemata sind semantische Netzwerke verschachtelt aufgebaut, weisen aber einen höheren Grad an Formalisierung auf.
Was sind Propositionale Netzwerke?
Propositionale Netzwerke sind eine spezielle Art semantischer Netzwerke. Sie enthalten Relationen und Propositionen (explizite Aussage eines Satzes).
Knotenpunkte sind durch Personen und Objekte Repräsentiert (Argumente). Relationen sind Verben, Adjektive und zusammengesetzte relationale Ausdrücke. In einem Aussagesatz schwingen implizit Nebenbedeutungen mit, die in einem propositionalen Netzwerk mit dargestellt werden.
Warum sind propositionale Netzwerke wichtig?
Propositionale Netzwerke helfen uns, komplexe Informationen zu strukturieren und zu verstehen. Sie ermöglichen es uns, Beziehungen zwischen Personen, Objekten und Konzepten auf eine organisierte Weise darzustellen. Diese Art von Netzwerken ist besonders nützlich für die kognitive Psychologie, da sie uns Einblicke gibt, wie Menschen Wissen verarbeiten, speichern und abrufen.
Was ist der Zweck propositionaler bzw. semantischer Netzwerke?
Den menschlichen Prozess der Informationsaufnahme und -verarbeitung in formale Prozeduren und in Sequenzen von Propositionen zu zerlegen. So wird er auf Computern abbildbar und nähert sich den Programmiersprachen der Informatik an.
Was ist Unterschied zwischen Schemata und Skripten und semantischen bzw. propositionalen Netzwerken?
S bzw. P N sind abstrakter, entsprechen jedoch nicht der Selbstwahrnehmung von Personen, die ein Abbild ihres Wissens erinnern, erzeugen verbalisieren oder zeichnen sollen.
Mit welchen Methoden werden in der kognitiven Psychologie die Netzwerke subjektiven Wissens untersucht?
Methoden der qualitativen Wissensdiagnostik: UP werden aufgefordert, ihr deklaratives Wissen zu einem Gegenstand verbal zu beschreiben und grafisch zu veranschaulichen (in Strukturdiagrammen).
Nenne die am häufigsten verwendeten Strukturdiagramme der Wissenskategorisierung:
Mindmaps, Concept-Maps und Struktur-Lege-Technik.
Erläutere die in der qualitativen Wissensdiagnostik genutzten Strukturdiagramme:
Mindmaps und Concept-Maps:
Visualisierungen von Kategorien und deren Relationen in einem grafischen Netzwerk.
Knotenpunkte sind die Kategorien, Verbindungslinien die Beziehungen.
Unterschied: Beziehung wird in Mindmaps nicht explizit geschildert.
Struktur-Lege-Technik: Visualisierungen von Kategorien und Beziehungen mittels Karten auf einen Tisch gelegt. Beziehungen werden durch spezielle Karten geknüpft, die jeweils einen Typus formaler Beziehung darstellt.
Wozu dienen die grafischen Methoden der Wissensdiagnostik?
Die grafischen Methoden der Wissensdiagnostik (Mindmaps, Concept-Maps und Struktur-Lege-Techniken) dienen dazu, mit den Untersuchungspersonen über ihr Wissen zu einem Thema ins Gespräch zu kommen. Dadurch werden Forschern und Untersuchungspersonen Wissenslücken, falsche Vorstellungen und Nichtwissen deutlich. Im Gespräch geht es darum, einen Konsens im Wissen zu einem Thema herzustellen.
Was war am Anfang der Kognitionswissenschaften?
Die kognitive Wende in der Psychologie in den 1960er-/1970er-Jahren war zugleich der Anfang der Kognitionswissenschaften.
Wie entstanden die aktuellen psychologischen Wissensmodelle?
Im Schnittfeld von Psychologie, Kognitionswissenschaften und Informatik.
Wer beschäftigte sich in der Geschichte der kognitiven Psychologie mit der Thematik des Unwissens?
Experimente der Würzburger Schule, Mediziner und Psychologe Walther Poppelreuter.
Definiere Unwissenheit nach Niels Gottschalk-Mazouz:
Unwissenheit liegt dann vor, wenn jemand in keiner Weise weiß, dass er oder sie nichts weiß.
Nichtwissen hingegen liegt dann vor, wenn jemand in irgendeiner Weise weiß, dass er oder sie etwas nicht weiß.
Was ist der Unterschied zwischen Nichtwissen und Unwissenheit?
Der Unterschied zwischen Nichtwissen und Unwissenheit markiert die Grenze von Ahnung und Ahnungslosigkeit
Zu welcher Schlussfolgerung kamen die amerikanischen Kognitionspsychologen Steven Sloman und Philip Fernbach?
Viele Menschen unterliegen starken Verzerrungen bei der Selbsteinschätzung ihres Wissens über Ereignisse, Themen, Personen und Objekte in ihrer Umgebung. Sie überschätzen ihr eigenes Wissen teilweise enorm (Begriff „Wissensillusion“)
Was ist nach Sloman und Fernbach die zentrale Lehr-Lernmethode, um Unwissen bei lernenden zu vermeiden oder abzubauen?
Aufgabenstellungen, die ausführliche verbale Darlegungen der Lernthemen erfordern. Diese sollten in Gruppen geschehen, damit die Lernenden mit andern in Austausch treten und eigene Wissenslücken erkennen.
Was ist Ausgangspunkt allen wissen und wobei sollte man besonders achten?
Eigene Erfahrungen und Erlebnisse sind der Ausgangspunkt allen Wissens. Allerdings dürfen sie nicht verabsolutiert werden.
Wissen und Erkenntnis werden dann egozentrisch bzw. idiosynkratisch und damit unrichtig.
Wann wurde das Gedächtnis als Voraussetzung für den Erhalt dessen, was in einer Biografie zuvor gelernt wurde, zu einem entwicklungspsychologischen Forschungsthema?
Mit dem Aufkommen der Lebenslaufforschung (engl. Life-span-development) in den 1950er Jahren.
Welche These vertritt die deutsche Philosophin Natalie Knapp?
Einschneidende Erlebnisse führen zu lebenswichtigen Entscheidungen.
Was bleibt im Gedächtnis haften?
Bilder von Situationen, die als Weichensteller für den weiteren Lebensweg dienen. Emotional aufwühlende Situationen, die bisherige Einstellungen und Überzeugungen in Frage stellen oder in ein anderes Licht rücken und lebensprägend wirken. biografisch erwartbare Situationen, negative sowie positive.
Wobei handelt es sich bei kritischen Lebensereignissen?
Sie verändern die Lebenssituation von Menschen nachhaltig und erfordern von den Betroffenen besondere Maßnahmen der Bewältigung, die über alltägliche Handlungsroutinen hinausgehen. Sie sind Forschungsthema der Entwicklungspsychologie.
Nenne ein in der Psychotherapie häufig eingesetztes Diagnoseinstrument, für Erwachsene, die sich in biografischen Umbrüchen oder Krisen befinden:
Gestaltung einer Lebenslinie: spezielle Variante der qualitativen biografischen Fallrekonstruktion in der psychologischen Forschung
Aufgabe für den Klienten:
Die Aufgabe für den Klienten besteht darin, den Lebensverlauf bis zum Zeitpunkt des Therapiebeginns darzustellen.
Ziel:
Ressourcen und allgemeine Problemlösefähigkeiten anhand biografischer bedeutsamer Ereignisse aufdecken und nutzbar machen.
Nenne Hellmuth Beneschs‘ Liste der Gruppen biografisch unvergesslicher Erlebnisse:
1. Todesfälle
2. Familienereignisse: Feiern, Geburten
3. Gemeinschaftserlebnisse: Kennenlernen, Streit, Versöhnung
4. Angstzustände: Drucksituationen, durchlittene Gefahren, qualvolle Wehrlosigkeit
5. Naturerlebnisse: Sonnenuntergänge, Erlebnisse mit Tieren
6. Berufliche Erlebnisse
7. Reiseerlebnisse
8. Erfolge/Misserfolge
9. Schulerlebnisse
Welche Erlebnisse drücken dem autobiografischen Gedächtnis einen Stempel auf?
Informelle, emotional aufwühlende Alltagserlebnisse, private wie berufliche, drücken dem autobiografischen Gedächtnis ihren Stempel auf.
Was hat der kanadische Gedächtnisforscher Endel Tulving vorangetrieben?
Die Gleichsetzung der Gedächtniskonzepte episodisches und autobiografisches Gedächtnis. Er unterscheidet in seinem Modell des Langzeitgedächtnisses ein prozedurales, ein semantisches und ein episodisches Gedächtnissystem.
Was vermittelt das autobiografische Gedächtnis lebenden Menschen?
Das autobiografische Gedächtnis vermittelt lebenden Menschen ihr Selbstbild und ihre persönliche Identität. Im Rückblick auf prägende Lebensereignisse erkennen Menschen, wer sie sind, welches Bild sie von sich haben und was ihnen wichtig war und ist.
Was sind öfters gemessene quantitative Indikatoren für die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses in psychologischen Experimenten?
Anzahl richtig erinnerter Elemente aus einer Lernliste.
Was dominiert im Alltag gegenüber psychologischen Studien, die explizite Gedächtnisleistungen trainieren, in denen die UP sich anstrengen und bewusst konzentrieren müssen, um das gelernte zu reproduzieren?
Im Alltag dominieren demgegenüber die impliziten und unbewussten Reproduktionen. Bewusstes Erinnern würde sich als störende Interferenz auswirken.
Definiere den Begriff Indikator:
Ein empirisch gemessener Indikator ist eine Variable, die für ein Konstrukt steht. Für das Konstrukt Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses steht z.B. der Indikator Anzahl der richtig erinnerten Worte aus einer Liste.
Was gehört zu psychologischen Experimenten?
Zu psychologischen Experimenten gehören die Instrukion/Anweisungen, welche die untersuchenden Psychologen den Untersuchten vorgeben, außerdem die Formen des Versuchsmaterials sowie mögliche Unterstützungen oder Einschränkungen bei der Reprodukion.
Welche Formen der Reproduktion werden in psychologischen Gedächtnisstudien unterschieden?
Freie Reproduktion:
ohne Instruktionen, Hinweise, Einschränkungen und Hilfen. Freie Reproduktionen sind Teil von sowohl quantitativen als auch qualitativen Studien zum LZG.
Unterstützte Reproduktion:
Zusätzliche Hilfen durch Versuchsleiter, Hinweisreize zur Förderung der Reproduktion, auch Selbstunterstützung (Konzentrationstechniken, Meditation, Innere Achtsamkeit).
Wiedererkennen:
Reproduktion, bei der das zuvor Gelernte in Reproduktionsphase präsentiert oder visualisiert wird. Z.B. Gegenüberstellung Opfer Täter. Wiedererkennungsversuche durch Vorgabe eines ähnlichen oder schemenhaften Reizmusters.
Was stellt die Abbildung des Schweizer Rechtspsychologinnen Trio dar?
Vergleich zwischen Ergebnissen zur Reproduktionsleistung bei unterschiedlichen Materialien: Silben, spanischen Vokabeln, autobiografische Ereignisse.
Die Silben nach sehr kurzer Zeit vergessen (keine Verwendung im Alltag).
Spanische Vokabeln nur 25% vergessen (Verwendung bei Beschäftigung).
Autobiografische Ereignisse dauerten sogar 6 Jahre, bis 25% vergessen waren (Alltag bietet immer wieder Hinweisreize).
Was belegt die Abbildung des Schweizer Rechtspsychologinnen Trio?
Dieser Vergleich belegt, dass über längere Zeiträume hinweg ein entscheidender Faktor für Gedächtnisleistungen ist, inwieweit Eingeprägtes immer wieder erinnert und reproduziert wird.
Sinnlose Silben finden keine sprachliche Verwendung im Alltag, spanische Vokabeln schon, wenn sich die Person von Zeit zu Zeit mit der Fremdsprache Spanisch beschäftigen. Autobiografische Ereignisse werden am besten erinnert, weil der Alltag immer wieder Hinweisreize bietet.
Was hat der Brite und Psychologe Frederic Charles Bartlett untersucht?
Er untersucht systematisch experimentell die Wirkmacht innerer Bilder beim Erinnern.
EXP:
Er legte seinen Versuchspersonen die Skizze einer polynesischen Maskenzeichnung als „Portrait eines Mannes“ vor. Die VP sollten die Masken aus dem Gedächtnis zeichnen.
Erkenntnis:
Bei wiederholter Reproduktion dient bestimmtes Muster einer Maske als innere geistige Vorlage. VP orientierten sich bei serieller Reproduktion immer stärker an inneres schematisches Abbild des Originals. Das innere Schema gewinnt zunehmende Eigendynamik gegenüber der Originalvorlage.
Eine andere Versuchsreihe war eine indianische Erzählung über Götter und Geister. Die Versuchspersonen sollten diese zweimal durchlesen. Hinterher sollten diese Geschichten in größeren Abständen mehrere Male aufgeschrieben werden. Bartlett stellte fest, dass die Nacherzählungen über die Zeit immer stärker dem britischen Erfahrungshorizont entsprachen.
Die Erkenntnis liegt also darin, dass das Gedächtnis und die Reproduktion von Informationen nicht nur von äußeren Faktoren wie Wiederholung abhängen, sondern auch stark von internen Vorstellungen, Schemata und kulturellen Einflüssen geprägt werden.
Wie definiert Bartlett Schemata?
Als organisierte Wissenseinheiten, die uns die Identifizierung komplexer Sachverhalte ermöglicht und Orientierung stiftet. Wirken verkürzend und vereinfachend, steuern unbewusst die Informationsverarbeitung beim Lernen und Erinnern.
Welche Fragen werfen Bartletts Forschungen auf?
Fragen nach Authentizität, Vollständigkeit und Richtigkeit von Erinnerungen und Reproduktionen im Alltag-> Erinnerungstäuschungen und Gedächtnisverzerrungen wurden nach Bartlett ein großes Thema der Gedächtnispsychologie.
Was ist die Aufgabe von forensischen Psychologen bei Strafprozessen?
Die Glaubwürdigkeit von Aussagen zu begutachten, zumeist von Zeugen bei Straftaten, seltener von Angeklagten oder Opfern.
Welche drei Hauptformen falscher Aussagen vor Gericht und in Vernehmungen durch Polizei und Staatsanwaltschaft beschreibt der Psychologe William Stern?
Absichtliche Lügen, um Nachteile zu verhindern oder anderen zu schaden (keine Erinnerungstäuschung).
Subjektive Irrtürmer als subjektiv plausible (autosuggestive) Erinnerung (Erinnerungstäuschung).
Falsche Suggestionen, die durch wiederholte Gespräche über ein Ereignis mit anderen Personen entstehen und von diesen ausgehen (Erinnerungstäuschung).
Womit hat sich die amerikanische Psychologin Elizabeth Loftus beschäftigt?
Mit der Entstehung subjektiver Erinnerungstäuschungen.
Falsche Suggestion Bsp:
Verlorengehen im Einkaufszentrum:
Beeinflussbarkeit des Gedächtnisses eines jungen Menschen durch andere Personen. Wenn Fremdsuggestion Bedingungen (plausibel) erfüllt, neigen betroffene daran zu glauben.
Subjektive Irrtümer Bsp:
Video mit Unfall, Verschiedene Menschen nehmen gleichen Unfall anders wahr.
Erinnerung ist zudem ein dynamischer, sich immer wieder aktualisierender Prozess.
Wie werden Falschaussagen am besten vermieden?
Um Falschaussagen zu vermeiden, sollten sich Betroffene, vor allem, wenn sie Aussagen über andere Menschen tätigen, von denen viel abhängt, mögliche Fehlerquellen ihres Gedächtnisses vor Augen führen. Falsche Aussagen können ihre Ursachen sowohl bei der Speicherung (Enkodierung im LZG), also der Beobachtung einer Situation, als auch beim darauffolgenden Erinnern (Abruf), z.B. während einer Aussage vor Gericht, haben.
Beschreibe das Modell des amerikanischen Gedächtnisforschers Daniel Lawrence Schacter:
Kognitive Vorgänge (Fehlerquellen) beim Speichern und Abrufen von Inhalten aus dem LZG
Speichern:
Merkmalsbindung (Ereignis wird in Gedächtnisrepräsentation integriert),
Musterseparierung (zeitlich nahe Ereignisse müssen voneinander unterschieden werden).
Abrufen:
Fokussierung (Spezifisches muss generiert werden)
Mustererkennung ( Fehlende teil müssen zu sinnvollem Ganzen ergänzt werden)
Kriteriumsprüfung (Entwicklung Kriterien für subjektives Urteil, ob erinnertes tatsächlich stattgefunden hat).
Nenne die sieben Sünden des menschlichen Gedächtnisses (Daniel Lawrence Schacter):
Gedächtnisschwächen, derer sich jeder bewusst sein sollte (keine Gedächtnisstörungen sondern Gedächtnistäuschungen):
1) Zerfall (abnehmender Zugriff auf Gedächtnis im Zeitverlauf)
2) Geistesabwesenheit (Unaufmerksamkeit bei Enkodierung)
3) Blockierung (Info gespeichert, nicht abrufbar)
4) Fehlattribution (Inhalt falsche Zuordnung)
5) Beeinflussbarkeit (eingepflanzte nicht reale Dinge)
6) Verzerrung (Aktuelles Wissen verzerrt Erinnerung)
7) Persistenz (Intrusionen/Ereignisse, die Person nicht vergessen kann)
Nenne die erfolgversprechendsten Immunisierungsstrategien, um Erinnerungstäuschungen und Suggestionen so weit wie möglich vorzubeugen:
Kenntnis der sieben Gedächtnissünden und Achtsamkeit im Alltag.
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