Was ist Sprache?
Sprache bezeichnet die Fähigkeit, abstrakte Ideen durch eine komplexere Abfolge von Zeichen oder Signalen zu kommunizieren. Diese Signale können entweder aus Lauten oder Buchstaben bestehen oder Gestik und Mimik beinhalten.
Wozu dient die Sprachproduktion?
Die Sprachproduktion (Reden, Schreiben) gibt Auskunft über innere Zustände eines Menschen. Sprechen als Kommunikation mit anderen führt zur Selbstoffenbarung, zur Enthüllung eigener Gedanken, Beweggründe, Absichten und Gefühle. Das davon abzugrenzende stille innere mit sich oder leise zu sich Sprechen ist eine Form des Denkens. Es dient der Selbststeuerung des Handelns.
Welche Disziplinen befassen sich mit der Erforschung des Sprechens und Schreibens und deren Resultate?
Sprachwissenschaft, Sprachpsychologie, Kommunikationspsychologie (gemeinsame wissenschaftliche Wurzel in der Völkerpsychologie 19. Jhd)
Nenne bedeutende Sprachpsychologen:
Bühler, Hörmann, Herrmann, Brain (Zum Teil sorgten sie für den Brückenschlag zwischen Psychologie und Linguistik).
Wann entstand die Psycholinguistik als Disziplin?
Ab den 1960er/70er Jahren mit der kognitiven Wende in der Psychologie im Schnittfeld der beiden Wissenschaften Psychologie und Linguistik.
Erläutere die Sprachpsychologie:
Die Sprachpsychologie ist Teil der Psychologie. Sie untersucht Sprache im Zusammenhang mit psychischen Funktionen, d.h. in Verbindung mit Wahrnehmung, Emotionen, Persönlichkeit und Intelligenz. Sie sieht die Sprachproduktion als Ausdruck innerer psychischer Zustände und Prozesse.
Beschreibe die Linguistik als Disziplin:
Überspitzt formuliert ist die Linguistik eine Regelwissenschaft. Sie Analysiert die Struktur der Sprache als soziales und kulturelles Phänomen.
Sie sucht erstens nach generellen formalen Regeln der Zusammensetzung von Worten und Sätzen (Gegenstand der Synthaxlehre).
Zweitens sind für die Linguistik Regeln der Sprachanwendung (Pragmatik) zentral.
Die Semantik ist der dritte Bereich der allgemeinen Linguistik und untersucht die Bedeutung von Zeichen, Worten und Sätzen.
1. Syntax: Dieser Bereich untersucht die formalen Regeln, nach denen Wörter und Sätze in einer Sprache zusammengesetzt werden.
2. Pragmatik: Hierbei geht es um die Regeln und Prinzipien, die bestimmen, wie Sprache in verschiedenen kommunikativen Situationen verwendet wird.
3. Semantik: Dieser Bereich untersucht die Bedeutung von Zeichen, Wörtern und Sätzen in einer Sprache.
Zusammenfassend betrachtet die Linguistik die Sprache als ein soziales und kulturelles Phänomen, das durch diese verschiedenen Regelbereiche analysiert und verstanden wird.
Nenne die zentrale Analytische Kategorie der Linguistik:
Eine zentrale analytische Kategorie ist die Performanz. Sie definiert Sprechen als ein von außen beobachtbares Verhalten. Sprechakte werden als sprachliche Handlungen analysiert und auf soziale Kontexte bezogen.
Demgegenüber sind die Kompetenzen von Sprechern ihre innere Potenziale, die das richtige Sprechen ermöglichen. Kompetenz ist ein kognitives aber teilweise unbewusstes Wissens- und Regelsystem, das eine muttersprachliche Person auszeichnet.
Was ist eine Sprachstörung?
Eine starke Störung sprachlichen Ausdrucks.
Worunter fällt die Diagnostik von Sprachstörungen?
Unter Zuständigkeit von Medizin, Logopädie, Sozialpädagogik und Klinischer Psychologie.
Nenne die diversen Sprach Sprachelemente:
Laute, Silben, Einzelworte, Satzglieder, Sätze und Texte.
Wann begann die Geschichte der Sprachpsychologie in der A P?
In der Völkerpsychologie (Wilhelm von Humboldt).
Definiere den Begriff Völkerpsychologie:
Steinthal und Lazarus bestimmten den Volksgeist eines Volkes als ein überindividuelles historisch sich entwickelndes System von Anschauungen, Vorstellungen und Begriffen.
Wie bezeichnete Wundt in Rückblick Jochen Fahrenberg Wundts Völkerpsychologie?
Die Völkerpsychologie bezeichnet er als Kulturpsychologie: Die heutige Kulturpsychologie erforscht fremde Kulturen und Subkulturen unserer Gesellschaft. Sie analysiert die Sinnkonstruktionen von Menschen in ihrem spezifischen kulturellen Umfeld und das damit verbundene Erleben und Handeln.
Beschreibe grob die Geschichte der Sprachpsychologie im 20. Jhd:
Die Geschichte der Sprachpsychologie ist Teil der Allgemeinen Psychologie. Zu Beginn des 20. Jhd wurden sprachpsychologische Forschungen aus der Perspektive der Assoziationstheorie durchgeführt.
Nach dem 2. Weltkrieg dominiert in der AP der Behaviorismus: Er beschrieb das Erlenen von Worten und Sätzen als operante Konditionierung.
Äußere Belohnungen führen bei Kindern zur Wortbildung und zum Sprechen. Über innere kognitive Prozesse sei nichts Gesichertes auszusagen. Mit der kognitive Wende setzten sich Modelle der kognitiven Informationsverarbeitung zur Analyse des Sprachverstehens durch.
Welche Studien markierten den Beginn der experimentellen Sprachpsychologie in der AP?
Studien der Würzburger Schule der Denkpsychologie:
Karl Marbe unternahm in Würzburg die ersten psychologischen Experimente zur Forschung von Sprache und Denken.
Analogiebildung in Sprachwissenschaft:
Worte die in einer Sprachgemeinschaft gemeinsam gebraucht werden, formen sich in der Lautsprache allmählich um.
Als ein Beispiel nannten Marbe und Thumb den Plural “Täge” (statt Tage), der sich in süddeutschen Dialekten findet. Sie erklärten diese “falsche” Pluralbildung durch den gemeinsamen Gebrauch des Plurals von Tag und Nacht im Alltag. “Täge” ergibt sich analog zu “Nächte”.
Beschreibe das Geläufigkeitsgesetz von Marbe und Thumb:
Marbe-Effekt, Marbesches Gesetz:
Die Reaktionszeit für das Aussprechen eines Assoziationswortes wird umso geringer, je bekannter (geläufiger) das von einer VP ausgesprochene Wort unter allen Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft ist.
Allgemein bekannte Worte werden schneller assoziiert.
Wo blieb das Assoziationsprinzip ein wichtiger Ansatz?
In der Kulturhistorischen Schule der sowjetischen Psychologie (1920).
Was verknüpften die Vertreter der kulturhistorischen Schule in ihren Forschungsarbeiten?
In ihren Forschungsarbeiten verknüpften sie Konzepte der marxistischen Tätigkeitstheorie mit der Bewusstseinspsychologie und Sprachpsychologie. Leontjew beschrieb geistige Assoziationen von Worten als Motor der Sprachproduktion von Kleinkindern. Ihm zufolge führt bei Kleinkindern die spontane assoziative Erinnerungen an zurückliegende Situationen zum Aussprechen eines bekannten Wortes in neuen Umfeldern.
Zusammenfassung
Die Vertreter der kulturhistorischen Schule verknüpften die marxistische Tätigkeitstheorie, die die Bedeutung von Tätigkeiten und Handlungen für die menschliche Entwicklung betont, mit der Bewusstseinspsychologie, die sich mit den inneren Prozessen des Denkens und Bewusstseins befasst. Leontjew beschrieb, dass geistige Assoziationen von Worten eine treibende Kraft für die Sprachproduktion bei Kleinkindern sind, da diese Assoziationen es den Kindern ermöglichen, bekannte Wörter in neuen Kontexten zu verwenden und so ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln.
Wie sieht die Kulturhistorische Schule Assoziationen?
Zentral für die gelingende Sprachreproduktion von Menschen.
Was entdeckte der Neuropsychologe Lurija bei der Durchführung von Assoziationstest bei Hirnverletzten in Kombination mit Aufgaben zur manuellen Koordination bei Tätigkeiten?
Er ermittelte als Ursache für Wortfindungsstörung von Patienten mit Aphasien, dass sie innerlich von vielen Assoziationen überflutet werden.
Unterscheide die Begriffe Konnotation und Denotation (Linguistik):
Denotationen:
Sind überindividuelle und übersituative Bedeutungen der Worte, wie in Lexika.
Konnotationen:
Sind die von Sprechern und Situationen abhängige Nebenbedeutungen (Entstehung durch Wortverknüpfungen in alltäglicher Sprachpraxis).
Konnotationen führen zu Assoziationen im Bewusstsein der Sprechende.
Beispiele:
• „Hund“:
• Denotation: Ein vierbeiniges, domestiziertes Säugetier aus der Familie der Canidae.
• Konnotation: Kann positive Assoziationen wie „treu“, „freundlich“, „Haustier“ haben, oder negative wie „laut“, „gefährlich“ je nach individuellen Erfahrungen.
• „Haus“:
• Denotation: Ein Gebäude, das als Wohnstätte dient.
• Konnotation: Kann Wärme, Geborgenheit, Familie bedeuten oder auch Bürde, Kosten, Verantwortung.
Zusammenfassung:
• Denotationen: Überindividuelle, objektive Bedeutungen, die in Lexika zu finden sind.
• Konnotationen: Subjektive, situationsabhängige Nebenbedeutungen, die durch persönliche Erfahrungen und spezifische Kontexte entstehen.
Definiere den Begriff Assoziationsfeld:
Der Schweizer Sprachwissenschaftler Charles Bally bezeichnete alle möglichen assoziativen Verbindungen eines Wortes zu anderen als dessen Assoziationsfeld.
(In der deutschsprachigen Linguistik sind als Synonyme die Bezeichnungen Wortfeld und Bedeutungsfeld üblich.
Wie werden Umfang und Grenzen von Wortfeldern untersucht?
Umfang und Grenzen von Wortfeldern werden in der Psycholinguistik mit Assoziationsexperimenten untersucht. Die Versuchsperson soll zu einem vorgegebenen Wort alle ihr einfallende Worte nennen.
Die Ergebnisse an verschiedenen Personengruppen zeigen, dass Assoziations- bzw. Wortfelder potenziell unendlich sind.
Wie unterscheiden sich Methoden der Sprach- und Denkpsychologie?
Methodologische Unterschiede zwischen Sprach- und Denkpsychologie bestehen im Fokus auf Zielgruppen. Für die sprachpsychologische Forschung sind Kinder und Jugendliche interessant, die Besonderheiten im Erlernen von Sprache in der kindlichen Entwicklung aufweisen, z.B. sogenannte Wolfskinder und zweisprachig (bilingual) aufwachsende Kinder.
Erläutere das Vier-Seiten-Modell von Schultz von Thun:
Jede Nachricht, die zwischen Menschen kommuniziert wird, enthält vier grundlegende Aspekte:
Die Selbstoffenbarung des Senders, die Sachaussage der Nachricht, den aktuellen Beziehungsstatus zwischen Sender und Empfänger sowie eine zumeist verdeckte Aufforderung an den Empfänger, etwas zu tun.
Was ist der Unterschied zwischen Kommunikations- und Sprachpsychologie?
Ihr Unterschied zur Sprachpsychologie ist, dass der Fokus auf der Interaktion zwischen Kommunikationspartnern liegt. Sie sucht nach den Formen gelingender Kommunikationen in zwischenmenschlichen Beziehungen, um sie von schädlichen oder krankmachenden Kommunikationsweisen abzugrenzen.
Kommunikationspsychologie ist zum einen Beratungspsychologie und Psychotherapie: Trainer, Berater un Therapeuten werden in Kommunikationspsychologie ausgebildet.
Zum anderen ist sie eine Ätiologie, eine Lehre von den Ursachen psychischer Störungen, soweit diese durch negative Kommunikationsformen entstehen können.
Wie definiert Bühler Sprache?
Bühler knüpfte an Sprachtheorien der antiken griechischen Philosophie an. Sprache sieht er als ein Werkzeug, mit dem eine Person anderen etwas vermittelt. Bühler nannte seine Sprachtheorie Organon-Modell, mit Bezug auf das altgriechische Wort für Hilfsmittel bzw. Werkzeug.
Drei Vermittlungsfunktionen der Sprache:
1) Ausdrucksfunktion (innerer Zustand, Symptom),
2) Darstellungsfunktion (Symbolgehalt, Inhalt, Symbol),
3) Appellfunktion (Erwartung, Signal)
Was erfordert das Verstehen von Worten und Sätzen in gesprochener und schriftlicher Sprache?
Kognitive Leistungen: Wahrnehmung, Denken und Gehirn
Was ist Sprachrezeption?
Sprach- und Informationsverarbeitung.
Was ist die Grundfrage der Sprachpsychologie in der AP?
Was passiert im Kopf des Hörers oder Lesers, wenn er fremde Worte und Sätze aufnimmt?
Was ist die Grundannahme der meisten kognitiven Modelle des Sprachverstehens?
Die Grundannahme der meisten kognitiven Modelle des Sprachverstehens ist, dass Rezipienten kognitiv, sekundenschnell eine sequenziellen Prozess durchlaufen, der vom Verstehen der Einzelelemente (Zeichen, Silben, Worte) zum Erfassen komplexer Texte (Sätze, Textabschnitte) voranschreitet.
Aus welchen Elementen besteht ein Wort?
Silben und Buchstaben.
Was ist die kleinste lautliche Einheit?
Die kleinste lautliche Einheit sind Phoneme. Sie entsprechen in der Schriftsprache den Graphemen.
Phoneme sind die kleinsten lautlichen Einheiten der gesprochenen Sprache, während Grapheme ihre schriftlichen Entsprechungen sind. Beide spielen eine entscheidende Rolle in der Kommunikation und dem Verständnis von Sprache und Schrift.
Beschreibe das Phonem:
Phoneme können aus einem oder mehreren Buchstaben bestehen (z.B. sind es drei beim Zischlaut “sch”). Ein Phonem dient der Unterscheidung von Worten und ihren Bedeutungen, ist aber kein Bedeutungsträger. Beispielsweise unterscheiden die Phonemen k und t die Worte Tasse und Kasse.
Was ist ein Morphem?
Ein Morphem ist die kleinste bedeutungsragende Einheit in der Sprache. Das Morphem Hund ist zugleich eine Silbe. Die Pluralform Hunde besteht dagegen aus zwei Silben. Das Mophem e bezeichnet den Plural von Hund.
Worauf basiert die kognitive Laut- und Wortverarbeitung?
Menschen verstehen beim Hören und Lesen die Teile (Phoneme, Morpheme, Silben) und die Zusammenhänge als Ganzes.
Vor welcher Aufgabe stehen Rezipienten der Laut- und Wortverarbeitung?
„Segmentierungsproblem“: Rezipienten stehen vor der Aufgabe, den Sprachfluss in Teile zu zerlegen, um die mit Sprachsequenzen verbundenen Bedeutungen differenziert zu verstehen.
„Variabilitätsproblem“: Ist die aussprache eines gleichen Wort mit unterschiedlicher Intonation (Bären / Beeren). Rezipienten müssen die Vielfalt (Variabilität) der Aussprache auf ein Wort und dessen Bedeutung zurückführen.
Was nehmen sequenzielle Modelle der Worterkennung an?
Dass der Rezipient beim Hören des Wortbeginns etliche Wörter und deren Bedeutung bereithält, die ähnlich beginnen.
Definiere das mentale Lexikon:
Das mentale Lexikon ist eine Art zentrale Speichereinheit im LZG, in der alle verfügbaren Informationen über ein Wort abgebildet sind. Dazu zählen z.B. Informationen über Phonologie (Regeln der Lautbildung), Morphologie (Regeln der Wortbildung), Syntax (Regeln der Satzbildung) sowie Orthographie (Schreibweise).
Dieses geballte Wortwissen wird auch als lexikalisches Wissen bezeichnet. Erwachsene haben einen aktiven Wortschatz von 30.000 – 100.000 Wörtern.
Beschreibe das Kohorten Modell des US-Amerikanischen Neuropsychologen William D. Marslen-Wilson:
Sequenzielles Worterkennungsmodell:
Beim Verstehen wird beim Hören des Wortbeginns laut Kohorten-Modell eine Gruppe ähnlich beginnender Worte aus dem mentalen Lexikon aktiviert. Am Anfang des Wortverstehens steht der assoziative Zugriff auf ähnlich beginnende Worte im mentalen Lexikon, was rasch zur Auswahl der passenden Buchstabenkette führt. Die Identifizierung des Zielwortes sieht Marslen-Wilson als Zusammenführung der Prüfung der Zeichensequenz (Syntax) und der Generierung von Bedeutung (Semantik). So wird erklärbar, dass ein Wort auch bei Fehlen der letzten Silbe bzw. letzten Morphems richtig erkannt wird.
• Sequenzielles Worterkennungsmodell: Worterkennung erfolgt in Reihenfolge beim Hören.
• Aktivierung: Der Anfang eines Wortes aktiviert eine Gruppe ähnlich beginnender Wörter im mentalen Lexikon.
• Mentales Lexikon: Inneres Wörterbuch aller bekannten Wörter.
• Wortauswahl: Schnell und automatisch, bis das richtige Wort identifiziert ist.
• Syntax und Semantik: Überprüfung der Buchstabenfolge und Bedeutung für Worterkennung.
• Fehlererkennung: Richtige Worterkennung auch bei Fehlern der letzten Silbe, basierend auf Kontext und vorheriger Information.
Beispiel: Hören von “Sch” aktiviert Wörter wie “Schule”, “Schiff”, “Schuh”. Weiteres Hören führt zur Identifikation des richtigen Wortes, z. B. “Schiff”, auch wenn “Schiffe” gesagt wurde und das “e” nicht klar war.
Welche drei Aspekte der Worterkennung unterscheidet Marslen-Wilson?
Zugriff (access), Auswahl (selection), Zusammenführung (integration).
Worüber stimmen die meisten Worterkennungsmodelle in der A P überein?
Die meisten Worterkennungsmodelle der A P stimmen darin überein, dass die psychologische Worterkennung über ein serielles Abarbeiten von Zeichenketten und sequenzielles Eingrenzen im mentalen Lexikon hinausgeht. Viele Modelle gehen von drei miteinander verschränkten Verarbeitungsprozessen im Bewusstsein der Hörer aus:
1) Aktivierungsprozess aktiviert die zu einem Wortanfang möglichen Ergänzungen im persönlichen Lexikon.
2) Zwischen zwei konkurrierenden Worten, die sich im Bewusstsein aufdrängen, gibt es eine gegenseitige Hemmung, sodass nicht beide gleichzeitig aktiviert werden.
3) Interaktionen zwischen ganzen Worten und Phonemen zur Identitätsprüfung der rezipierten Zeichenkette mit dem im mentalen Lexikon ausgewählten Wort. Diese erfolgen sowohl Top-down (Von ganzen Worten auf Einzelteile) als auch Bottom-up (von Phonemen zum ganzen Wort).
Was führt zu einer korrekten Abfolge eines Aussagesatzes?
Formale Phrasenstrukturregeln (Subjekt, Verb, indirektes und direktes Objekt).
Wie wird in der Linguistik die Phrasenstruktur eines Satzes dargestellt?
Als Phrasenstrukturbaum (Chomsky; Hierarchisch.
Welche Lesearten gibt es?
Attributive / instrumentelle Leseart
Erläutere das Prinzip der minimalen Hinzufügung (minimal attachment):
Die im Satz folgenden Informationen werden von den Rezipienten syntaktisch an die erste Phrase angefügt.
Frazier hat das seriell-syntaktische Verstehen von Rezipienten als Gartenweg-Modell des Satzverstehens bezeichnet. Es ist der kürzeste Wes des Satzverstehens, der die geringste geistige Anstrengung erfordert.
Was ist der Nachteil des seriell-syntaktischen Verstehens für Rezipienten?
Der Nachteil für Rezipienten ist, dass sie aufgrund ihres kurzschlüssigen Rezeptionspfads unter Umständen Missverständnissen unterliegen.
Wovon geht Frazier aus?
Frazier geht davon aus, dass nach der seriellen Rezeption des Satzes in einem zweiten kognitiven Schritt mit Blick auf den gesamten Satz dessen Bedeutung (Semantik) durchdacht wird. Rezipienten kommen so unter Umständen zu einer Neuinterpretation.
Welche Modelle der Satzverarbeitung gibt es?
Linear-sequenzielle Modelle, Einschränkungsmodelle, Gut-Genug-Ansatz.
1. Linear-sequenzielle Modelle: Sätze werden Wort für Wort verarbeitet. Beispiele: Prinzip der minimalen Hinzufügung, Gartenpfad-Modell.
2. Einschränkungsmodelle: Verschiedene Informationsquellen werden gleichzeitig genutzt. Beispiele: Mehrfacheinschränkungen, interaktive Verarbeitung.
3. Gut-Genug-Ansatz: Menschen suchen oft nach einer schnellen, pragmatisch ausreichenden Interpretation, anstatt nach der detailliertesten.
Erläutere das Verfahren der Einschränkungsmodelle in der Satzverarbeitung:
Einschränkungsmodelle beschreiben das Sprachverstehen als einen Prozess des sukzessiven Einschränkens von Mehrdeutigkeiten, beginnend mit der ersten Phrase. Bedeutungsinterpretationen erfolgen während der syntaktischen Verarbeitung durch gleichzeitige Nutzung von semantischem Wissen und anderen Informationsquellen im mentalen Lexikon.
Erläutere den Gut-Genug-Ansatz der Satzverarbeitung:
Rezipienten haben nur eine oberflächliche Sicht auf den aufzunehmenden Satz. Eine detailreiche syntaktische/semantische Analyse des zu verstehenden Satzes wäre viel zu aufwendig und entfällt.
Personen lassen sich von einem vagen inneren Bedeutungsbild beim Auffassen eines Satzes leiten. Das Vorgehen ist ausreichend, um im Alltag Aussagen zu verstehen.
Welche psychologischen Rahmenbedingungen sind für das Verstehen längerer Sätze grundlegend?
Aufseiten der Rezipienten greifen neben der kognitiven Verarbeitung der Inhalte Psychologische Rahmenbedingungen, die für den Erfolg bzw. Misserfolg von Verstehensprozessen mitverantwortlich sind.
Die Konzentration muss über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden, damit ein Text vollständig erfasst wird.
Weitere wichtige psychische Faktoren beim Verstehen sind Vorwissen und Gedächtnis (KZG muss während des Lesens gut arbeiten). Die Informationen aus dem Textbeginn dürfen nicht verloren gehen, sollen spätere Textpassagen vollständig verstanden werden.
Das verstehen komplexer Texte ist sehr eng verknüpft mit kognitiven Lern- und Gedächtnisprozessen.
Wie konzipieren die meisten sprachpsychologischen Studien das Textverstehen?
Die meisten sprachpsychologen Studien konzipieren das Textverstehen als komplexen Interaktionsprozess zwischen Leser und Text. Verstehen basiert auf der Passung zwischen kognitiven Prozessen im Kopf der Leser und einer verständlichen Gestaltung von Texten durch deren Autoren.
Wie entstanden Verständlichkeitsmodelle und quantitative Verständlichkeitsformeln?
Forscher konzentrieren sich entweder auf die Erforschung der allgemeinen Verständlichkeit von Texten oder auf die kognitiven Prozesse beim Lesen. Einige Sprach- und Kommunikationspsychologen haben sich seit Mitte der 1960er Jahren mit der empirischen Untersuchung der Textverständlichkeit befasst.
Erläutere das Hamburger Verständlichkeitsmodell:
Verständlichkeitsmodell von den Psychologieprofessoren: Tausch, Langer, Schulz von Thun. Es wurde erstmals 1974 publiziert.
Orientieren sich die Autoren und Rezipienten an dem Modell, können sie den ihnen vorliegenden Text anhand der vier Dimensionen Einfachheit, Gliederung, Kürzeprägnanz und zusätzliche Stimulanz einschätzen, um dessen Verständlichkeit zu bestimmen.
Ein Text ist demnach gut verständlich, wenn er überwiegend aus bekannten Worten besteht, die Gliederung gut gelungen ist und die Formulierungen prägnant und nicht weitschweifig sind. Außerdem sollte der Text kurze, die Leserschaft anregende oder unterhaltende Passagen enthalten.
Welche zwei generellen kognitiven Verarbeitungsfunktionen wurden von Forschern zu kognitiven Verarbeitungsprozessen beim Lesen und Hören längerer texte identifiziert?
Es sind der Aufbau einer internen Repräsentation der Textinformation unter Einbeziehung von Vorwissen (Konstruktionsphase) und die Reduktion der Textrepräsentation auf die mit dem Situationskontext kohärenten Bestandteile (Integrationsphase). In den Lesern entsteht ein inneres Abbild als Textrepräsentation, das auf Wissen im LZG bezogen wird, das zum Inhalt des Textes passt. Das Arbeitsgedächtnis verknüpft Aussagen von Textpassagen zu einem propositionalem Netzwerk. Nur Teile davon gelangen in das LZG.
Was beschreiben Wissensmodelle des LZG?
Wie die von Rezipienten verstandenen Aussagen aus Texten zu permanentem Wissen als propositionales Netzwerk im LZG werden.
Ein Propositionnales Metzwerk ist ein mentales Modell, das wissen und Form von Verknüpften Propositionen darstellt.
Beschreibe die Sprachgattung der Metapher:
Metaphern sind Sprachbilder, die mehrere voneinander unabhängige oder sogar gegensätzliche Bedeutungen vereinen.
Welche Erklärungen konkurrieren in der Linguistik für die Sprachgattung der Metapher?
Vergleichstheorie:
Auf Aristoteles und die antike Rhetorik geht die Annahme zurück, eine Metapher sei ein verkürzter Vergleich zwischen Sachverhalten, um eine größere Lebendigkeit der Rede zu gewinnen.
Substitutionstheorie:
Im 20. Jhd. entstand die Subsitutionstheorie der Metapher, welche die Metapher als eine Ersetzung definiert. DIe Verdeckte, nicht direkt formulierte Phrase stellt die in der Formulierung ausgelassene Bedeutung der Metapher dar.
Interaktionstheorie (hat ihre Ursprünge in der Sprachpsychologie):
Bestimmt die Metapher als eine Interaktion zwischen verschiedenen Bildfeldern, welche Analogiebildungen ermöglicht, die zunächst nicht zu erwarten gewesen wären. Metaphern erlauben dadurch ganzheitliche Bezugnahmen auf vorhandene Wahrnehmungs- und Erfahrungsbestände von Menschen und deren Verfügbarmachung zur Erschließung neuer Lebensperspektiven und -möglichkeiten.
Was setzt das Verstehen einer diskontinuierlichen Bildfolge in einer Metapher psychologisch voraus?
Das Verstehen einer diskontinurierlichen Bildfolge in einer Metapher setzt psychologisch den Willen zu einer Sinnkonstanz voraus. Wo Sinn nicht Sofort sichtbar ist, wird er von Menschen gesucht und hergestellt.
Der Sprachpsychologe Hans Hörmann hat das in seinem Grundlagenwerk als ein Prinzip sprachlicher Kommunikation benannt:
“Die sprachliche Äußerung vermittelt dem Hörer nicht Informationen, die er vorher nicht gehabt hat, sondern der Hörer schafft, geleitet von de sprachlichen Äußerung, Information. Dass er dies tun kann, ist eine Auswirkung seines Strebens, die Welt und ihre Ereignisse immer und überall sinnvoll verstehbar zu machen”.
Was verstehen die Allgemeine und die Entwicklungspsychologie unter dem Begriff Sprachentwicklung?
Den individuellen mündlichen Spracherwerb in den ersten Lebensjahren.
Beschreibe die üblichen Etappen des Spracherwerbs beim Kleinkind gemessen an der Sprachreproduktion:
Ca. zwei Monate: Gurren und Produktion angenehmer Vokallaute.
Ab vier Monaten: Lallen, Kombination von Vokalen und Konsonanten zu Silben und deren Wiederholung, erste Nachahmungen der Sprache von Erwachsenen (ab 7 Monaten).
8-12 Monate: Lallen von Vokal-Konsonanten-Sequenzen (mit passender Intonation) aus der Sprachgemeinschaft des Kindes.
Ca. 12 Monate: Produktion des ersten Wortes.
18-24 Monate: „Benennungsexplosion“: Das aktive Vokabular steigt plötzlich von 50 auf 200 Worte.
20-26 Monate: Produktion einfacher Sätze (Zwei- und Dreiwortsätze).
Wie zeigt sich die Entwicklung des Spracherwerbs im Alltag bei Kleinkindern?
Die Entwicklung zeigt sich primär als Niveau und Quantität der Sprachreproduktion.
Wie kompensieren Kinder meist Entwicklungsverzögerungen?
Entwicklungsverzögerungen sind häufig und werden von den meisten Kindern im weiteren Entwicklungslauf spätestens in der Grundschule ausgeglichen.
Worum geht es bei der sog. „Benennungsexplosion“?
Erwachsene erleben die Sprachverbesserungen der Kinder nicht als kontinuierlich, sondern als sprunghaft. Kinder im Alter von 18-24 Monaten steigern ihren aktiven Wortschatz in wenigen Wochen von 50 auf 200 selbst produzierte Worte.
Welche kognitiven Prozesse liegen dem erfolgreichen Spracherwerb des Kleinkindes zugrunde?
Welche kognitiven Prozesse dem erfolgreichen Spracherwerb des Kleinkindes zugrunde liegen, ist eine unter Medizinern, Psychologen und Linguisten häufig und kontrovers diskutierte Frage. Es gibt sehr unterschiedliche Erklärungsansätze. Sicher ist, dass dieser Prozess anders verläuft als das kognitive Lernen Erwachsener, das auf sprachlichem Wissen im Langzeitgedächtnis und intentional eingesetzten Lernstrategien beruht. Über beides verfügen Kleinkinder nicht. Sie besitzen aber ein Arbeits- und Langzeitgedächtnis. Letzteres ist aber weit weniger sprachlich organisiert als das von Erwachsenen und viel stärker auf Kontexte zurückliegender Erlebnisse als auf die Ereignisse selbst bezogen.
Was bedeutet der Spracherwerb eines Kindes?
Die Sprache der Umgebung zu erlernen bedeutet für das Kind, dass es sich einen komplexen, aus vielen impliziten Regeln bestehenden, kulturell geprägten Lerngegendestand erschließen muss.
Welche Rolle spielt die Umgebung beim Spracherwerb eines Kindes?
Eltern, Erzieher, Spielpartner: Unterstützende Rolle.
Wie erwerben Kinder Sprache?
Kinder lernen die Sprache im Gebrauch, in der Interaktion und Kommunikationen mit anderen Personen und beim Spielen (z.B. beim Reden mit Stofftieren und Puppen).
Was bedeutet das Voranschreiten der Sprachentwicklung in der Kindheit?
Prosodische, linguistische und pragmatische Kompetenzen eines Kindes differenzieren und verbessern sich immer weiter. Das ist notwendig, um verschiedene Komponenten der menschlichen Sprache vollständig zu lernen.
• Prosodische Kompetenz: Fähigkeit, rhythmische und intonatorische Aspekte der Sprache zu verstehen und zu nutzen (z.B. Sprachmelodie, Betonung).
• Linguistische Kompetenz: Fähigkeit, grammatikalische und syntaktische Regeln einer Sprache anzuwenden (z.B. Satzbildung, Wortschatz).
• Pragmatische Kompetenz: Fähigkeit, Sprache im sozialen Kontext angemessen zu verwenden (z.B. Konversationen, nonverbale Kommunikation).
Beschreibe die Komponenten der Sprache sowie die zu entwickelnden Kompetenzen:
Tabelle:
Worüber sind sich Entwicklungspsychologen einig?
Das dass Lernen der Sprach im Kleinkindalter überwiegend ein impliziter bzw. vorbewusster Prozess ist.
Das Kleinkind nimmt sich das Lernen nicht bewusst vor. Das Erlernen der Sprache erfolgt im Alltag ungeplant. Es gibt aufseiten des Kindes keine intensive Reflexion über Lernereignisse.
Was nahm Sprachpsychologe Martin Braine bezüglich der Produktion von Wortkombinationen von Kleinkindern an?
Kleinkinder kopieren bei der Produktion von einfachen Wortkombinationen nicht die Syntax der bei anderen Personen gehörten Äußerungen, sondern folgen einer selbst konstruierten und einfachen Ankerpunkt-Grammatik. Vor ihrem geistigen Auge haben die Kinder ein oder zwei Worte, die sie aussprechen möchten, sehen aber zugleich eine Leerstelle davor, danach oder dazwischen.
Der Pivot ist hierbei der Ankerpunkt und steht immer an derselben Stelle, d.h. am Beginn oder am Ende. Die Anzahl der Pivots, die ein Kind zu Beginn der Zwei- und Dreiwortphase hat, ist gering. Die Leerstelle wird durch Wortassoziationen gefüllt und immer wieder variiert. Braine nahm an, dass sich aus den Ankerpunkten bei Kleinkindern der Gebrauch der Funktionswörter (Präsentationen, Pronomen) entwickelt, aus den mit Worten besetzten Leerstellen dagegen die Begriffe, die Gegenstände und Vorgänge der Umwelt bezeichnen.
Zu welchen Schluss kamen Entwicklungspsychologinnen Sabine Weinert und Hannelore Grimm?
Der Erwerb der Sprache stellt einen stetig fortschreitenden struktursuchenden und strukturbildenden Prozess dar, der als ein aktiver Induktionsprozess vorgestellt werden kann. (Sprachliche Daten werden verarbeitet und die hierin enthaltenen Verteilungsmuster abstrahiert, die die Basis für die Ableitung grammatischer und bedeutungsbezogener Kategorien und Regelmäßigkeiten bilden.
Zusammengefasst beschreiben Weinert und Grimm also, dass der Spracherwerb ein dynamischer Prozess ist, bei dem Kinder aktiv an der Strukturbildung der Sprache beteiligt sind, indem sie Muster in der Sprache identifizieren, abstrahieren und für die eigene Sprachproduktion und -verstehen nutzen.
Worauf basiert das Erlernen von Sprache?
Auf der Auditive Wahrnehmung. Jedes Kind wird in der Regel in eine sprechende Umwelt hineingeboren. Aus dem Strom der gehörten Sprache muss es Wörter isolieren und mit Bedeutungen verknüpfen. Kindern, denen die phonologische Segmentierung der gehörten Sprache nicht gelingt, laufen Gefahr, Sprachentwicklungsstörungen zu erleiden. Davon ist auch der korrekte Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache betroffen.
Beschreibe die Präferenztechnik:
Experiment mit der Präferenztechnik:
Babys zeigen ihre Präferenzen gegenüber einem visuellen oder akustischen Reiz, indem sie sich diesem mit einer Körperbewegung, zumeist Drehen des Kopfes, zuwenden. Mit dieser Technik konnte gezeigt werden, dass Säuglinge schon mit zwei Tagen ihre Muttersprache gegenüber einer fremden Sprache bevorzugen und von dieser unterscheiden.
Wie wird die Sensitivität von Babies für prosodische Segmente nahegelegt (Hinweis aufgrammatische Einheiten)?
Befunde der Säuglingsforschung: Säuglinge präferieren Sprachbeispiele, bei denen die Pausen an grammatisch sinnvollen Stellen eingefügt werden, gegenüber solchen, bei denen Pausen willkürlich gesetzt werden, die die übliche Satzmelodie verfremden.
Was sind sog. Wolfskinder?
Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt oder unter weitgehender Isolation eingesperrt wurden.
Was geben Befunde aus Studien mit in der Sprachentwicklung zurückgebliebenen Kindern nahe?
Es gibt eine sensible Periode für den Spracherwerb, die mit dem Abschluss der Hirnlateralisation beendet ist. Späteres lernen (Pubertät) ist für betroffene mühevoll und erfordert große Anstrengungen.
Studien Immigranten: Die bei Immigranten in Sprachtests gemessenen Leistungen fallen im Mittel umso höher aus, je früher sie in einen neuen Sprachkontext gelangen.
Wie unterscheiden die Entwicklungspsychologinnen Weinert und Grimm das Kommunikationsverhältnis zwischen Kind und Mutter?
Wie steht die Entwicklungspsychologie zu Bilingualismus?
Überforderung: Nein.
Es gibt Regionen auf der Erde, in denen zwei Sprachen von Kindesbeinen an gelernt und gesprochen werden. Z.B. Südtirol oder Elsass-Lothringen.
Zweisprachig aufwachsende Kinder erlernen Zweitsprache ohne bewusste Anstrengung. Gelegentlich werden Wortlücken durch das Wort der jeweils anderen Sprache gefüllt.
Definiere den Begriff Sprachstörungen:
Sprachstörungen sind Beeinträchtigungen in der Rezeption und Produktion von gesprochener Sprache/Schriftsprache.
Wie entstehen Sprachstörungen?
Bei Erwachsenen meistens als Folge neurologischer und psychiatrischer Krankheiten.
Kinder: ebenfalls Folge von neurologischen oder/und psychiatrischen Krankheiten. Die meisten Sprachstörungen bei Kindern beziehen sich aber auf das erstmalige Erlernen der Muttersprache (fehlerhaft oder verzögert).
Definiere den Begriff Aphasie:
Aphasie ist eine erworbene Störung der Sprache aufgrund von Schädigungen des Gehirns, die zum Ausfall von Nervenzellen führen. Ursache dafür sind neurologische Krankheiten, wie Schlaganfall oder Unfälle mit Schädel-Hirn-Traumen.
Worunter begreift die klinische und pädagogische Diagnostik Sprachstörungen?
Entwicklungsstörungen (kindliche Störungen in Bezug auf Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Wahrnehmung, Sprache, Problemlösung, soziale Kontakte zu anderen).
Unterscheide Sprachstörungen von Sprech- und Stimmstörungen:
Sprechstörungen basieren auf fehlerhafter Sprachmotorik (Lispeln, Stottern).
Stimmstörungen sind z.B. dauerhafte Heiserkeit oder Versagen bzw. Verlust der Stimme (Folge anhaltender stimmlicher Belastungen).
Sprachstörungen beziehen sich auf Fehlen im Verstehen von mündlicher Sprache und Texten sowie der Reproduktion von Worten und Sätzen (Fehler in Grammatik, Fehler logischer Abfolge, fehler in der Wortproduktion.
Wann treten Sprachentwicklungsstörungen auf?
Meist bereits in der Zeit vor der Vor- und Grundschule.
Wodurch kennzeichnen sich Sprachentwicklungsstörungen?
Schlechtes Sprach- und Wortverständnis, verzögertes Sprechen und eine extrem hohe Anzahl von grammatikalischen Fehlern.
Was zählt zu den am häufigsten umschriebenen Entwicklungs- bzw. Teilstörungen?
Sprachentwicklungsstörungen bzw. Lese-Rechtsschreibstörungen (5-15%).
Wie werden Störungen der Sprachentwicklung meist diagnostiziert?
Störungen der Sprachentwicklung werden oftmals durch die zahlreiche in Vor- und Grundschulen angesetzten Screening-Tests zur Früherkennung erkannt. Viele dieser Kinder, die positiv auf eine Sprachentwicklungsstörung getestet werden, weisen später eine schulische Teilleistungsstörung auf: die Dyslexie bzw. Legasthenie.
Was gilt als Ursache einer Dyslexie?
Mangelndes phonologisches Bewusstsein. Teils erblich bedingt.
Wie kann eine Dyslexie behandelt werden?
In einem sensomotorischen Training, in dem bis zu 10-jährige Kinder über 2 Wochen täglich 3 Stunden mit immer schnelleren und sich unterscheidenden Computer-Tonspielen trainiert werden, kann eine völlig normale Sprachentwicklung jedoch erreicht und eine Dyslexie damit auch behandelt werden. Durch das Training erhöht sich die Durchblutung in den betroffenen temporalen Hirnarealen bis auf Normalniveau.
Welche Arten von Aphasien werden Differenzialdiagnostisch unterschieden?
Broca-Aphasie (motorische Aphasie), Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie), amnestische Aphasie und globale Aphasie.
1. Broca-Aphasie (motorische Aphasie):
• Schwierigkeiten beim Sprechen, besonders beim Bilden von Wörtern und Sätzen.
• Verständnis für Sprache ist meist erhalten.
• Verursacht durch Schädigung im Broca-Areal im Gehirn.
2. Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie):
• Flüssige Sprache, jedoch oft semantisch inkorrekt oder sinnlos.
• Schwierigkeiten beim Verstehen und Interpretieren von Sprache.
• Verursacht durch Schädigung im Wernicke-Areal im Gehirn.
3. Amnestische Aphasie:
• Schwierigkeiten beim Abrufen spezifischer Wörter.
• Sonst flüssige Sprache und normales Sprachverständnis.
• Verursacht durch Hirnschädigungen, die mit dem Wortabruf zusammenhängen.
4. Globale Aphasie:
• Schwere Beeinträchtigung beim Sprechen und Verstehen von Sprache.
• Verursacht durch umfassende Schädigung der Sprachzentren im Gehirn, oft nach schweren Hirnverletzungen.
Beschreibe das Wernicke Gebiet im Großhirn:
Befindet sich im hinteren Drittel der ersten Schläfenhirnwindung (Gyrus temporalis superior) und ist für das Hören und Verstehen der Sprache zuständig.
Beschreibe das Broca-Gebiet im Großhirn:
Liegt an der Basis der dritten Stirnhirnwindung (Gyrus frontalis inferior) und ist für das Sprechen zuständig.
Beschreibe das Geschwind-Wernicke-Modell:
Neuronale Weg der Sprachverarbeitung:
Beim Hören werden akustische Signale im primärenauditorischen Cortex empfangen und zum Wernicke-Areal weitergeleitet, das als neuronale Basis des Sprachverstehens fungiert. Wenn vom Rezipienten geantwortet werden soll, gehen die neuronalen Informationen weiter zum Broca-Areal. Dort wird ein neuronales Programm aktiviert, das die Neuronen des primären motorischen Kortex und über diese schließlich die Sprachmuskulatur (Kehlkopf) aktiviert. Beim Lesen wird zuerst die primäre Sehrinde im Cortex aktiviert. Diese leitet elektrische Impulse zum Gyrus angularis weiter, wo die visuelle Form in einen auditiven Code übersetzt und zum Verstehen an das Wernicke-Areal weitergeleitet wird. Von dort erfolgt wie beim Hören die Weiterleitung zum Broca-Areal.
Beschreibe die vier Formen der Aphasie:
Broca-Aphasie (motorische Aphasie): Störung mündlicher Sprachreproduktion. Mangel anflüssiger Artikulation von Worten und Sätzen. Störung des grammatischen Ausdrucks(Telegrammstil) Sprechfluss gestört. Nicht nur Verbindung zwischen Gedanke und Wort sondern auch Sprechmuskeln beeinträchtigt.
Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie): Störung des Hörverständnisses. Eigene Sprachreproduktion gestört. Fehlen gedanklicher Kontrolle beim Sprechen. Sprachempfindung ist gestört, nicht motorische Produktion (Broca).
Amnestische Aphasie: Alle Formen, bei denen Wortfindungsprobleme in der Sprachproduktion im Vordergrund stehen. Unterbrechung, weil Fehlen von Wörtern (Umschreibungen als Hilfe).leichteste Form der Aphasie
Gobale Aphasie: schwerste Form. Alle Aspekte der mündlichen und schriftlichen Sprachproduktion sind betroffen. Aussprache ungeordnet unvollständig, Lalllaute, gleiche sinnlose Floskel.
Wie fallen Sprachstörungen bei Kindern mit Behinderungen auf?
Ab 5 Jahren, nach normaler Sprachentwicklung, stark eingeschränkter Wortschatz.
stereotypengebrauch weniger und teilweise unverständlicher Laute.
Down-Syndrom: Sprachentwicklung um mehrere Jahre verzögert (Im alter 10 die Fähigkeit eines 3 jährigen Kindes), Verbesserung langsam, aber stetig
Wie erscheinen Sprachstörungen bei Personen, die unter einer akuten Schizophrenie leiden?
Unlogisch und bizarre Wort- und Satzbildungen; entziehen sich dem normalen Alltagsverständnis; Häufig Neulogismen; Folge von Persönlichkeits- und Denkstörungen (Denkstörung als Leitsymptom, behindert den normalen, sinnvollen und flüssigen Sprachausdruck: Verdeutlichung Zusammenhang Sprachen und Denken)
Was wird unter Lateralisierung/Lateralisation verstanden?
In den Neurowissenschaften die funktionale Spezialisierung beider Gehirnhälften bei der psychomotorischen Aufgabenverteilung. Linke Hemisphäre: Sprachrezeption und -produktion dominierend.
Was passiert bei Split-Brain Patienten?
Der Corpus callosum wurde operativ voneinander geteilt (Neurochirurgische Behandlung Epilepsie); Damit wird die Kreuzung des Sehnervs unterbrochen. Normalerweise Impulse aus rechtem Auge in linke Hirnhälfte und andersrum. Bei Split-Brain Patienten kommt es zur Störung, dass Gegenstände, die im Blickfeld des linken Auges wahrnehmen, nicht sprachlich benennen können. Korrekte Bezeichnung fällt nicht ein, Voraussetzung rechtes Auge verdeckt.
Zuletzt geändertvor 5 Monaten