Ärztliche Rechtskunde : Abstract ?
Jeder medizinische Eingriff erfüllt nach dem Strafgesetzbuch den objektiven Tatbestand der Körperverletzung!
Aufgrund dieser Rechtslage müssen ärztliche Tätigkeiten einen juristischen Rahmen erhalten, um einerseits das Wohl und das Recht des Patienten, anderseits aber auch die Rechte des Arztes zu schützen.
Gerade Behandlungsfehler führen oft zu Klagen bezüglich Aufklärungspflicht, korrektem ärztlichem Handeln oder Übernahme- und Organisationsverschulden.
Es kann abhängig von Kläger, Ausmaß des Fehlers und außergerichtlicher Klärung zu unterschiedlichen Prozessen kommen.
Strafrechtlich können Freiheitsstrafen, Geldstrafen und Berufsverbote verhängt werden.
Häufiger sind aber zivilrechtliche Prozesse erfolgreich, bei denen ein Schadensersatzanspruch geltend gemacht wird.
Im bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) ist im Verfahren auch eine Beweislastumkehr (bei der der Arzt seine Unschuld beweisen muss) möglich.
Auch eine unterlassene Hilfeleistung und eine Durchbrechung der Schweigepflicht können zu straf- und zivilrechtlichen Prozessen führen.
Alle Ärzte sind zur Mitgliedschaft in den zuständigen Landesärztekammern verpflichtet.
Diese regeln als Körperschaften des öffentlichen Rechts die Berufs- und Weiterbildungsordnung und können in standesgerichtlichen Prozessen u.a. Disziplinar- und Geldstrafen verhängen.
N:
Das Fehlverhalten eines Arztes kann gleichzeitig zivilrechtlich (z.B. Zivilprozessordnung), strafrechtlich (z.B. Strafprozessordnung), standesrechtlich und nach öffentlichem Recht geahndet werden!
Bei einem zivilrechtlichen Prozess geht es um eine adäquate Entschädigung des geschädigten Patienten. Bei strafrechtlichen Prozessen geht es um eine Bestrafung des Arztes!
Grundsätzlich sollten keine Privatgeräte zur Aufnahme von Gesundheitsdaten verwendet werden!
Datenschutz entspricht nicht der Schweigepflicht. Auch wenn die Weitergabe ggf. rein datenschutzrechtlich gestattet wäre, muss die ärztliche Schweigepflicht immer eingehalten werden! Der Schutz der Daten beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod der betroffenen Person, die Schweigepflicht besteht jedoch auch nach dem Tod weiter! Ein Verstoß gegen die Schweigepflicht kann strafrechtlich verfolgt werden.
Alle Anliegen sollen unverzüglich an den Datenschutzbeauftragten gemeldet werden!
Die Abgabe von Einmalspritzen an Betäubungsmittelabhängige stellt kein Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz dar!
Thanatologie : Abstract ?
(Wissenschaft vom Tod)
Die Thanatologie beschäftigt sich mit dem Tod, dem Sterben und der Bestattung vom Menschen aus rechtsmedizinischer Sicht.
Bei der Leichenschau und der gerichtsmedizinischen Obduktion werden Veränderungen des menschlichen Körpers dokumentiert und beurteilt.
Nach dem Tod eines Menschen kann anhand von Todeszeichen der Tod festgestellt und der Todeszeitpunkt eingegrenzt werden.
Bei der Beurteilung werden sichere von unsicheren und frühe von späten Leichenveränderungen unterschieden.
Vitalitätszeichen sind Hinweise dafür, dass ein Mensch zum Zeitpunkt einer schädigenden Einwirkung noch gelebt hat.
Supravitale Reaktionen sind ein Ausdruck für erhaltene Körperfunktionen bei einer Leiche (z.B. sind erhaltene Pupillenreaktionen bis zu 17 Stunden nach dem Tod nachweisbar) – sie geben hilfreiche Hinweise zur Eingrenzung des Todeszeitpunkts.
Ein nicht-natürlicher oder ungeklärter Tod muss der Polizei gemeldet werden. Die Staatsanwaltschaft kann daraufhin eine gerichtsmedizinische Obduktion anordnen!
Laut Strafprozessordnung (§ 89) muss sich die Leicheneröffnung, soweit der Zustand der Leiche dies gestattet, stets auf die Öffnung aller drei Körperhöhlen (Schädel-, Brust- und Bauchhöhle) erstrecken!
Ist ein vermeintlich natürlicher Tod im Krankenhaus (Ableben eines multimorbiden Patienten) ursächlich auf einen anderen Zusammenhang zurückzuführen (z.B. Unfall), so handelt es sich um einen nicht-natürlichen Tod!
Totenflecken treten nach 20–30 Minuten auf und sind – insofern keine mit dem Leben nicht vereinbaren Verletzungen vorliegen – das erste sichere Todeszeichen!
Eine Todesbescheinigung darf nie ohne das Vorhandensein sicherer Todeszeichen ausgestellt werden!
Die Vitalreaktionen geben Hinweise darauf, dass eine Schädigung des Organismus vor dem Todeszeitpunkt stattgefunden hat!
Verletzungen und Gewalteinwirkung : Abstract ?
Bei Suizidgedanken oder Sorgen um Betroffene sei auf die von der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gelisteten Hilfsangebote verwiesen, siehe Tipps & Links.
Um Informationen über den Charakter einer Verletzung bei Gewalteinwirkungen zu erhalten, ist es aus rechtsmedizinischer Sicht wichtig, einen möglichen Tathergang zu rekonstruieren und somit zwischen einer Selbst- und Fremdbeibringung zu unterscheiden.
Dabei werden unter anderem der Schnittverlauf, die Regelmäßigkeit und die Tiefe der Wunde sowie mögliche Abwehrverletzungen beurteilt.
Bei Kopfverletzungen können mithilfe der Hutkrempen-Regel und der Puppe-Regel Informationen über den Hergang gewonnen werden, während der Charakter von Knochenfrakturen Hinweise bezüglich des Tatwerkzeugs liefern kann.
Bei Stichverletzungen kann der Einstich durch Weichteilkompression tiefer als die Länge des Stichwerkzeugs sein!
Querdruck verursacht Querbrüche, Längsdruck verursacht Längsbrüche!
Strangulation und Ersticken : Abstract ?
Erhängen, Erwürgen und Erdrosseln sind aus rechtsmedizinischer Sicht Folgen einer Strangulation (gewaltsames Abschnüren des Halses).
Beim Tod durch Erhängen wird zwischen Erhängen im klassischen Sinne (Gleitknoten dorsal am Nacken) und atypischem Erhängen, bei dem der Gleitknoten nicht am Nacken, sondern seitlich oder submental liegt, unterschieden.
Weiterhin müssen nach einem Erhängungstod Vitalitätszeichen beurteilt werden, um ein nachträgliches Umsetzen einer Leiche in die Erhängungsposition auszuschließen.
Beim gewaltsamen Ersticken kann zwischen Erdrosseln (mithilfe eines Werkzeuges) und Erwürgen (mit den Händen) unterschieden werden, wobei ein Tod durch Erwürgen nur durch Fremdbeibringung möglich ist.
Ein Tod durch Erdrosseln kann im Gegensatz dazu auch durch Selbstbeibringung erfolgen.
Sauerstoffmangel im Gehirn führt nach 2–3 Minuten zu irreversiblen Schäden und nach 8–10 Minuten zum Hirntod!
Eine Erdrosselung kann sowohl Fremd- als auch Selbsthandlung sein! Erwürgen ist immer eine Fremdhandlung, ein Suizid ist auf diese Weise unmöglich!
Klinischer Hinweis: Auch wenn ein versuchtes gewaltsames Ersticken überlebt wird, besteht weiterhin Erstickungsgefahr! Infolge der Gewalteinwirkung kann es nämlich zu einer progredienten Schwellung der Atemwege im Kehlkopfbereich kommen!
Beim Bolustod handelt es sich nicht um einen Tod durch Ersticken!
Ertrinken : Abstract ?
(Tod durch Ertrinken)
Als Ertrinken bezeichnet man den innerhalb von 24 h eintretenden Tod infolge einer lebensbedrohlichen Submersion.
Todesursache ist dabei die Asphyxie infolge einer Verlegung der Atemwege durch Wasser oder andere Flüssigkeiten.
Aus rechtsmedizinischer Sicht wird i.d.R. zwischen typischem (Ertrinkungstod) und atypischem Ertrinken unterschieden.
Das typische Ertrinken geschieht bei vollem Bewusstsein und ist vereinfacht durch den Kampf gegen das Ertrinken und die Aspiration von Flüssigkeit geprägt.
Charakteristische Zeichen für diese Form sind Paltauf-Flecken, das Fritz-Zeichen und das Wydler-Zeichen.
Das atypische Ertrinken zeichnet sich durch eine rasche Erstickung unter der Wasseroberfläche aus.
Hierdurch sind charakteristische Zeichen des Ertrinkens sehr viel geringer ausgeprägt.
Kenntnisse über die rechtsmedizinischen Merkmale des Ertrinkungstodes sind wichtig, um nachträglich ins Wasser verbrachte Leichen identifizieren zu können (Leichen-Dumping).
Nur weil eine Leiche im Wasser gefunden wurde, muss die Todesursache nicht zwangsläufig Ertrinken sein, da Leichen mitunter nach ihrem Tod an andere Orte verbracht werden (sog. Dumping)!
Zeichen thermischer Schädigungen : Abstract ?
Bei der Einwirkung von Kälte, Hitze und elektrischem Strom sind charakteristische Veränderungen nachweisbar.
Mit Hilfe der Beurteilung dieser Befunde lassen sich Rückschlüsse auf Schädigungsart und -zeitpunkt ziehen.
Bei starker Hitzeeinwirkung können prämortale Vitalitätszeichen von postmortalen Veränderungen unterschieden werden.
Diese Befunde geben Aufschluss darüber, ob ein Mensch zum Zeitpunkt eines Brandes noch gelebt hat oder bereits verstorben war.
Bei einem Kältetod sind als typische Charakteristika z.B. hämorrhagische Nekrosen an der Magenschleimhaut (Wischnewski-Flecken) zu erwarten.
Ein Tod durch elektrischen Strom kann sich abhängig von Stromstärke, Spannung und Widerstand ganz unterschiedlich präsentieren.
Während ein hoher Widerstand mit Verbrennungen und Strommarken einhergeht, ist bei niedrigem Widerstand das Fehlen von charakteristischen Befunden typisch.
Sobald die Körpertemperatur unter 30°C fällt, kommt es in der Regel zur Bewusstlosigkeit. Bei Unterschreiten von 25°C kommt es schnell zum Tod!
Wechselstrom (Haushalt: Frequenz 50–60 Hz) ist gefährlicher als Gleichstrom, da durch die wechselnde Spannung leichter ein Kammerflimmern ausgelöst werden kann!
Hoher Hautwiderstand führt zwar zu Hautverbrennungen, schützt aber vor einer Überleitung mit der Gefahr eines Kammerflimmerns!
Je kleiner die Kontaktstelle und je größer der Widerstand, desto eher kommt es zu lokaler Hitzeentwicklung (Joule'sche Wärmeentwicklung) und charakteristischen Hautveränderungen!
Schussverletzungen : Abstract ?
Schussverletzungen sind eine Form der stumpfen Gewalteinwirkung und häufig Folge eines kriminologischen Tatbestandes.
Dementsprechend ist insbesondere die rechtsmedizinische Beurteilung des Tathergangs von Bedeutung.
Anhand der Beurteilung der Charakteristika der Wunden können Hinweise über die Schussdistanz und über Fremd- oder Selbstbeibringung gewonnen werden.
Verkehrsunfall : Abstract ?
(Unfälle im Straßenverkehr)
Jährlich kommt es zu mehr als 2,5 Millionen Verkehrsunfällen in Deutschland.
Dabei werden über 3000 Personen getötet und rund 400.000 Personen verletzt.
Aus rechtsmedizinischer Sicht ist eine Rekonstruktion des Unfallherganges von Bedeutung.
Bei einem Anfahrunfall kann zum Beispiel anhand der Verletzungen am Schienbein (Messerer-Keil) auf die Richtung der ursächlichen Gewalteinwirkung geschlossen werden.
Auch können anhand der Lokalisation der Verletzungen am Fußgänger und der Beschädigungen am Fahrzeug Hinweise über die Gehrichtung gewonnen werden.
Spurensicherung : Abstract ?
Die Spurensicherung ist ein wichtiges Instrument für die Rekonstruktion eines Tatherganges bzw. zur Überführung eines Täters.
In der Regel sollten alle Spuren und Proben mit Stieltupfern gesichert und luftgetrocknet werden.
In der DNA-Analyse sind vor allem nicht-codierende DNA-Abschnitte und Short-Tandem-Repeats interindividuell verschieden und deshalb für die Identifizierung eines Täters entscheidend.
Wichtige Informationen können auch durch die Sicherstellung und Identifizierung von Flüssigkeiten gewonnen werden.
Blut kann z.B. von anderen Flüssigkeiten mithilfe von Luminollösungen und Wasserstoffperoxidlösungen unterschieden werden.
Alle Spuren müssen zur Asservierung in der Regel luftgetrocknet sein!
Keine Verwendung von Gleitmitteln, um Proben nicht zu verfälschen!
Artifizielle Störungen : Abstract ?
Bei den artifiziellen Störungen fallen die Betroffenen durch absichtliches Erzeugen und/oder Vortäuschen von körperlichen und/oder psychischen Symptomen auf.
Beim Münchhausen-Syndrom fügen sich die Betroffenen die Schäden selber zu.
Beim Münchhausen-by-proxy-Syndrom (einer Form der Kindsmisshandlung) fügen die Betroffenen ihrem Kind die Schäden zu.
Zelluläre Veränderungen und Anpassungsreaktionen : Abstract ?
Gewebe und Zellverbände reagieren auf äußere Einflüsse und passen sich diesen an.
Eine wichtige Unterscheidung hierbei liegt beispielsweise in der Reaktion auf eine verstärkte Inanspruchnahme des Gewebes, der entweder durch Hypertrophie (Vergrößerung der einzelnen Zellen) oder Hyperplasie (Vermehrung der Zellzahl) begegnet wird.
Dabei hat jeder Gewebetyp eine unterschiedliche Fähigkeit zur Anpassung und zur Regeneration.
So kann sich bspw. labiles Gewebe (wie die Schleimhäute) sehr schnell vermehren und somit auch abheilen, wohingegen dies bei Ruhegewebe (wie Nervengewebe) praktisch ausgeschlossen ist.
Darüber hinaus kann es auch zu schädigenden Einflüssen kommen, die zu einem Absterben der Zelle (Zelltod) führen können.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die wichtigsten Begriffe.
Untersuchungsmethoden in der Pathologie : Abstract ?
Das primäre Ziel der Pathologie ist die diagnostische Einordnung krankhaft veränderter Gewebeverbände (Histologie) und die Beurteilung der Zellmorphologie (Zytologie).
Neben der Obduktion ist die histo- und zytologische Untersuchung von vitalem Gewebe der größte Arbeitsbereich der Pathologie.
Zur lichtmikroskopischen Untersuchung von Gewebe und Zellen bedarf es einer umfassenden Beurteilung, Aufarbeitung und Asservierung der Präparate.
Neben der makroskopischen und mikroskopischen Untersuchung, stellen neuere Verfahren auf zellulärer Ebene, die über die Pathologie hinaus gehen, vor allem in der Forschung, Alternativen dar.
Dieses Kapitel gewährt einen Überblick über die gängigen pathologischen Untersuchungs- und Färbemethoden.
Bei Tumoren wird zusätzlich auf die Eindringtiefe, Resektionsränder, Lymphknotenbefall und sichtbare Metastasierung geachtet!
Die Zytologie untersucht Zellen, ist schnell gewonnen und weniger invasiv. Die Histologie untersucht Gewebe, ist invasiv, aber ermöglicht eine Beurteilung der lokalen Ausbreitung eines Tumors (T-Stadium)!
Allgemeine Onkologie : Abstract ?
Die Onkologie ist die Wissenschaft von Tumoren.
In diesem Kapitel sind einige Grundbegriffe erläutert, die in der Entstehung von Tumoren, der Tumordiagnostik und der sich anschließenden Therapie von Bedeutung sind.
Eine histologische Untersuchung erlaubt die Bestimmung der Tumorentität und des Malignitätsgrads (Grading).
Die Tumorausbreitung wird mit Hilfe der international standardisierten TNM-Klassifikation eingeschätzt.
Die Standardisierung hat den Vorteil, dass sich onkologische Studien weltweit inhaltlich annähern und eine Vereinheitlichung der Prognosen/Therapien ermöglicht wird.
Die Fernmetastasierungswege können in einen Cava-Typ mit Metastasierung in die Lunge und einen Pfortadertyp mit Metastasierung in die Leber unterschieden werden.
Diese Einteilung spiegelt die realen Metastasierungswege in der Praxis jedoch nur begrenzt wider.
Nach Klassifizierung des Tumors kann eine Therapie in kurativer (meist frühe Stadien) oder palliativer (meist späte Stadien) Intention geplant werden.
Bei operativer Entfernung eines Tumors kann eine supportive Radiatio und/oder Chemotherapie adjuvant (nach der OP) und/oder neoadjuvant (vor der OP) durchgeführt werden.
Die Erfolgsraten sind dabei (abhängig von Tumor und Stadium) sehr unterschiedlich.
Zur Sicherung der Diagnose muss stets eine histologische Untersuchung angestrebt werden! Ziel der Gewebeuntersuchung ist eine Beurteilung der Dignität, des Phänotyps, des Gradings sowie ggf. spezieller Eigenschaften des Tumors, die für die Therapieplanung wichtig sein können (z.B. Rezeptorstatus, molekulare Diagnostik)!
Somatische Mutationen sind Grundlage der Karzinogenese!
Neben Entität, Stadium, Prognose und therapeutischen Möglichkeiten einer Tumorerkrankung müssen auch die patientenseitigen Voraussetzungen wie Allgemeinzustand (→ Karnofsky-Index), Begleiterkrankungen oder psychosoziale Faktoren in die Entscheidung zur Wahl des Therapieregimes einfließen!
Tumormarker : Abstract ?
Tumormarker sind biologische Substanzen, die aufgrund eines malignen Tumorleidens in den Körperflüssigkeiten stark erhöht sein können und dadurch als diagnostisches Mittel in Frage kommen.
Aufgrund mangelnder Spezifität und Sensitivität können Tumormarker in der Regel nicht als Such- sondern nur als Verlaufsparameter eingesetzt werden.
Ausnahmen bilden AFP und β-HCG, die relativ spezifisch auf bestimmte Malignome hindeuten.
Bei der Bestimmung der immunhistochemischen Marker werden bestimmte Zellfilamente (z.B. Vimentin, Desmin) nachgewiesen, die Hinweise auf das Ursprungsgewebe (z.B. glatte Muskulatur, Plattenepithel) geben.
Dadurch kann zwischen verschiedenen Malignomen unterschieden werden.
Tumormarker werden in der Regel nur als Verlaufsparameter verwendet, nicht als Suchtest!
Neurokutane Syndrome : Abstract ?
(Phakomatosen)
Neurokutane Syndrome (früher auch Phakomatosen genannt) stellen eine komplexe Gruppe unterschiedlicher Krankheitsbilder dar, die sich insb. an den Organsystemen Haut und Nervensystem manifestieren.
Die Erkrankungen beruhen auf erblich bedingten oder durch Neumutationen entstandenen Entwicklungsstörungen und sind mit dem Auftreten multipler Hamartome vergesellschaftet.
Je nach Syndrom kommt es häufig zu weiteren systemischen Manifestationen, z.B. am Skelettsystem oder den Nieren.
Das am häufigsten auftretende neurokutane Syndrom ist die Neurofibromatose Typ I.
Hierbei kommt es zur klassischen Symptomtrias der Haut (axilläre Hyperpigmentierung, Café-au-lait-Flecken und Lisch-Knötchen) sowie dem Auftreten multipler Neurofibrome.
Weitere jedoch seltenere Syndrome sind u.a. die tuberöse Sklerose, das Von-Hippel-Lindau-Syndrom oder das sehr seltene Louis-Bar-Syndrom.
Während kutane Symptome häufig bereits kongenital vorhanden und oft wegweisend für die Diagnose sind, treten neurologische Symptome entsprechend des jeweiligen Syndroms zeitlich sehr variabel auf.
Eine Diagnosestellung kann daher meist erst in Zusammenschau von kutanen und neurologischen Befunden erfolgen.
Eine Kausaltherapie der Erkrankungen existiert nicht, unter Umständen können symptomatische Behandlungsmöglichkeiten (z.B. Exzision von bindegewebigen Tumoren) erfolgen.
Paraneoplastische Syndrome : Abstract ?
Paraneoplastisch ist ein Ausdruck für ein Phänomen, das neben („para“) einer malignen Tumorerkrankung („neoplastisch“) auftritt.
Paraneoplastische Syndrome können theoretisch von jedem Malignom ausgehen und sich abhängig von den produzierten Substanzen ganz unterschiedlich präsentieren.
Sehr häufig sind allgemeine Erscheinungen wie Tumorkachexien, erhöhte Thromboseneigung und Hyperthermie.
Ein Karzinom, bei dem es sehr häufig und charakteristischerweise zu zahlreichen speziellen paraneoplastischen Symptomen kommt, ist das kleinzellige Lungenkarzinom.
Die tumorinduzierte Hyperkalzämie ist wiederum sehr häufig für die meisten Malignome und beruht auf einer paraneoplastischen Produktion von PTHrP.
Einige Paraneoplasien (z.B. Acanthosis nigricans maligna) entstehen praktisch nur bei Malignomen und sollten deshalb eine sofortige Tumorsuche nach sich ziehen.
Jeder Nachweis einer Akanthosis nigricans maligna sollte eine Malignomsuche nach sich ziehen!
Die Symptomatik der paraneoplastischen Kleinhirndegeneration tritt meist schon Monate vor der Diagnose eines Primärtumors auf!
Das Opsoklonus-Myoklonus-Syndrom ist keine Epilepsieform, sondern eine (oft paraneoplastische) Hirnstamm-Enzephalitis.
Systemische Amyloidose : Abstract ?
(Amyloidose)
Der Begriff Amyloidose bezeichnet eine sehr heterogene Gruppe von Erkrankungen, die durch Ablagerungen veränderter Proteine („Amyloid“) verursacht werden.
Lokale Amyloidosen treten als Begleiterscheinung bei einer großen Anzahl an Erkrankungen wie bspw. der Alzheimer-Demenz oder dem Morbus Parkinson auf, ihre Relevanz ist bis heute unklar.
In diesem Kapitel geht es daher v.a. um die systemischen Amyloidosen, bei denen die Amyloid-Ablagerungen auch entfernt vom Syntheseort auftreten.
Sie können alle Organsysteme betreffen und daher vielfältige Symptome hervorrufen.
Die Diagnose wird über eine Biopsie mit histopathologischer Untersuchung und Typisierung der Ablagerungen gestellt, die Klassifikation erfolgt dann abhängig vom Ursprungsprotein des Amyloids.
Die häufigsten Unterformen sind die mit lymphoproliferativen Erkrankungen assoziierte AL- und die durch chronische Entzündungsprozesse hervorgerufene AA-Amyloidose.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl erworbener und angeborener seltenerer Formen.
Therapeutisch steht meistens die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund, Substanzen zur Elimination bestehender Amyloid-Fibrillen sind derzeit in Entwicklung.
Für die AL- und ATTR-Amyloidose gibt es zudem spezifische Therapieschemata.
Systemische Amyloidosen können viele verschiedene Symptome hervorrufen, sodass sie bei vielen internistischen, neurologischen, dermatologischen und orthopädischen Beschwerden als mögliche Differenzialdiagnose berücksichtigt werden müssen!
An eine systemische Amyloidose sollte insb. bei Symptomen gedacht werden, die mehrere Organsysteme betreffen!
Als erster Biopsieort eignet sich das abdominelle Fettgewebe am besten!
Die etablierten Therapien reduzieren v.a. die Bildung von Amyloid-Vorläufern. Sie verhindern so einen Progress, bewirken aber nur sehr eingeschränkt eine Besserung schon bestehender Amyloid-Ablagerungen!
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