- Antwortkriterium -> liberal vs. konservativ
o Wahrnehmungsschwellen können sich aufgrund des Antwortkriteriums unterscheiden
o konservative Personen geben an einen Reiz gesehen zu haben, wenn sie sich wirklich sicher sind (hier Regina)
o liberale Personen die Wahrnehmung des Reizes bestätigen, sobald sie glauben, dass es möglicherweise dargeboten wurde (hier Julie)
- Um diese Schwierigkeit zu lösen, verwendet man Methoden auf der Grundlage der Signalentdeckungstheorie (SDT)
Ein Signalentdeckungsexperiment
- In einem Signalentdeckungsexperiment zur Entdeckung von Tönen ist die Stimulusintensität auf niedrigem Niveau konstant
- Der eine Ton wird in manchen Versuchsdurchgängen dargeboten, in anderen hingegen nicht
- Somit zwei Unterschiede zu klassischem psychophysischem Experiment
o Nur eine einzige Stimulusintensität
o In manchen Versuchsdurchgängen wird kein Stimulus dargeboten
Begriffe
o Treffer (hit) -> korrekte Art der Antwort – Ja zu sagen, wenn ein Stimulus dargeboten wird
o Verpasser (miss) -> inkorrekte Arte der Antwort – Nein zu sagen, wenn ein Stimulus dargeboten wird
o Falscher Alarm (false alarm) -> inkorrekte Art der Antwort – Ja zu sagen, wenn kein Stimulus dargeboten wird
o Korrekte Zurückweisung (correct rejection) -> korrekte Art der Antwort – Nein zu sagen, wenn kein Stimulus dargeboten wird
> konservative niedrigere Trefferrate, dafür aber auch niedrigere Rate für falschen Alarm
Payoffs
- > Belohnungen oder Bestrafungen für korrekte bzw. falsche Antworten
o Mittels Payoffs kann ohne Veränderung der Tonintensität eine Veränderung der Treffer und Verpasser-Verteilung erreicht werden (Beispiel an einer eigentlich konservativen Person)
§ Belohnt man einen Treffer mehr, als man die anderen bestraft, wird auch eine konservative Person liberaler (liberaler Punkt L auf der ROC-Kurve
§ Mittels einer anderen Payoff-Matrix lässt sich das Antwortverhalten wieder konservativer machen:
(konservativer Punkt k auf der ROC-Kurve)
§ Bei neutraler Payoff-Matrix ergeben sich 75% Treffer und 20% falscher Alarm (Neutraler Punkt N auf der ROC-Kurve)
ROC-Kurve
è Aus diesem Punkten ergibt sich die Isosensitivitätskurve (ROC – receiver operating characteristic curve)
- L´; N´und K´sind Wiederholungen mit einer eigentlich liberalen Person
è Die Empfindlichkeit einer Person wird durch die Form der ROC-Kurve dargestellt!
è Wenn Experimente mit zwei Personen identische ROC-Kurven ergeben, müssen ihre Empfindlichkeiten ebenfalls identisch sein
è Somit ist der Vergleich von Empfindlichkeiten möglich, ohne dass das Antwortkriterium (liberal vs. konservativ) diese verfälscht
è Hat dies einen Einfluss auf die Funktionen der spektralen Hellempfindlichkeitskurve oder der Hörschwellenkurve?
o Hier wird von einem konstanten Antwortkriterium während des gesamten Experiments ausgegangen und es werden erfahrene Versuchspersonen verwendet
è Klassische psychophysische Methoden sind bei einer Anwendung unter gut kontrollierten Bedingungen nach wie vor ein wichtiges Werkzeug für die Untersuchung der Beziehung zwischen Stimulus und Wahrnehmung
Signal und Rauschen
- Signal: der einer Person dargebotene Stimulus (hier der Ton)
- Rauschen: Gesamtheit aller anderen Stimuli in der Umwelt und da das Signal normalerweise sehr schwach ist, kann das Signal mit dem Rauschen verwechselt werden (hier: man hört einen Ton, obwohl kein Ton dargeboten wird)
- Rauschen ist immer da
- Signal plus Rauschen (S+R) -> Ton bzw. Stimulus wird dargeboten
- Rauschen (R) -> Ton bzw. Stimulus wird nicht dargeboten
Wahrscheinlichkeitsverteilungen
- linke Kurvè: Wahrscheinlichkeit, dass ein perzeptueller Effekt durch Rauschen (R) hervorgerufen wurde
- Rechte Kurve: Wahrscheinlichkeit, dass ein perzeptueller Effekt durch Signal plus Rauschen (S+R) hervorgerufen wurde
- X-Achse -> wahrgenommene Lautheit aber beachten: Ton hat immer dieselbe Intensität (Schwankungen wegen z.B. Aufmerksamkeitsveränderungen etc.)
- Bei Lautheit von 10 wahrscheinlich (R), bei Lautheit von 30 wahrscheinlich (S+R)
- Aber Überlappung in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen für (S+R) und (R) in der Mitte macht die Beurteilung bei manchen Lautheiten schwierig
- Wie wird entschieden, ob bei einer Lautheit von 20 der Ton durch (S+R) oder durch (R) entstanden ist? -> Gemäß der SDT hängt das Urteil der Person von der Position ihres Antwortkriteriums ab
Das Antwortkriterium
- Laut SDT benutzen Personen die folgende Regel, um zu einem Urteil in einem Versuchsdurchgang zu gelangen:
o Wenn der perzeptuelle Effekt oberhalb des Antwortkriteriums (im Diagramm rechts davon) liegt, wird die Antwort Ja gegeben; liegt der perzeptuelle Effekt unterhalb des Antwortkriteriums (im Diagramm links davon), lautet die Antwort Nein
Liberales Antwortkriterium
o Darbietung von (R):
§ größter Teil der Wahrscheinlichkeitsverteilung für (R) liegt rechts des Antwortkriteriums
§ Wahrscheinlichkeit einer Ja Antwort ist bei Darbietung von R recht hoch (= falsche Alarm)
o Darbietung von (S+R):
§ Gesamte Wahrscheinlichkeitsverteilung liegt rechts vom Kriterium
§ Darbietung von (S+R) wahrscheinlich zu einer wahrgenommenen Lautheit rechts vom Kriterium führen
§ Wahrscheinlichkeit einer Ja Antwort bei Darbietung des Signals hoch und somit auch die Trefferwahrscheinlichkeit
è Hohe Rate falscher Alarme und hohe Trefferrate, siehe auch Punkt L in ROC-Kurve
Neutrales Antwortkriterium
o Darbietung von (R): nur selten Ja-Antwort, da nur ein kleiner Teil der (R)-Verteilung rechts des Antwortkriteriums liegt. Niedrige Rate für falschen Alarm
o Darbietung von (S+R): Person wird häufig mit Ja antworten, da Großteil der entsprechenden Verteilung rechts vom Kriterium liegt. Hohe Trefferrate aber etwas geringer als bei liberal
è Punkt N in der ROC-Kurve
Konservatives Antwortkriterium
o Darbietung von (R): sehr wenig falsche Alarme, da die Verteilung von (R) ganz links vom Kriterium liegt.
o Darbietung von (S+R): Trefferrate wird ebenfalls sehr niedrig sein, da nur ein kleiner Teil der entsprechenden Verteilung rechts vom Kriterium liegt
è Ergibt punkt K in der ROC-Kurve
Der Einfluss der Empfindlichkeit auf die ROC-Kurve
- Beispiel Jamie-Lynn mit empfindlichem Gehör
- Kaum hörbarer Ton für Regina ist für Jamie-Lynn laut -> ihre (S+R) Verteilung muss weiter rechts liegen
- Jamie-Lynns hohe Empfindlichkeit wird durch den Abstand (d´) zwischen den (R) und (S+R) Verteilungen angezeigt
- Liberales Antwortkriterium
o Darbietung von (R): viele falsche Alarme
o Darbietung von (S+R): Viele Treffer
è Ergibt Punkt L´ in der ROC-Kurve
- Neutrales Antwortkriterium:
o Darbietung von (R): Wenig falsche Alarme: Jamie-Lynns Rate für falsche Alarme ist hier bei neutralem Antwortkriterium niedriger als die von Regina, denn bei Jamie-Lynn ist nur ein kleiner Teil der (R)-Verteilung rechts des Antwortkriteriums, bei Regina ein größerer
o Darbietung von (S+R): Viele Treffer. Trefferrate von Jamie-Lynn über der von Regina, weil der größte Teil der entsprechenden Verteilung bei Jamie-Lynn rechts vom Kriterium liegt aber ein vergleichsweise kleiner Teil bei Regina
è Ergibt Punkt N´ in der ROC-Kurve
- Konservatives Antwortkriterium:
o Darbietung von (R): Wenig falsche Alarme
o Darbietung von (S+R): Wenige Treffer
è Ergibt Punkt K´ in der ROC-Kurve
- Unterschied zwischen den beiden ROC-Kurven ist offensichtlich
- Eine Steigerung des Abstands (d´) verändert die Form der ROC-Kurve
o Bei einer sehr hohen Empfindlichkeit (d´) der Person ist die ROC-Kurve stärker gekrümmt
- Bestimmung von (d´) durch den Vergleich der ROC-Kurve mit standardisierten ROC-Kurven
Zuletzt geändertvor 2 Jahren