Wie gewinnt man Erkenntnisse über die Zukunft?
Methode 1: deskriptives Modell, stochastische Zusammenhänge
Aufzeichnung vergangener Zustände —> Bild einer Zeitreihe
mathematische Formalisierung und Extrapolation der Beobachtungen
wissenschaftliche Statistik notwendig —> DATEN
Problem: nicht klar, wie es weitergeht (linear, Schwankunen)
Methode 2: Erklärung der wirkenden Systeme, Modellbildung, Analysemodell
erklärendes Modell + funktionale Zusammenhänge
Analyse der Einflussfaktoren und Wirkungszusammenhänge
Positiv: Begründete Annahmen zur Weiterentwicklung der Einflussfaktoren und Zusammenhänge
Backcasting
man baut ein Modell und kalibriert es auf hier und jetzt
dann füttert man es mit Daten aus 1980 und versucht, diesen Verkehr zu erklären
Wie entsteht Verkehrsnachfrage? (Faktoren)
individuelle Präferenzen und Möglichkeiten
gesellschaftliche Rahmenbedingungen
verfügbare Infrastruktur (Verkehrsangebot)
Raumstruktur (Verteilung der Aktivitätenorte)
Modellzweck
Modell konzetriert sich auf einen Ausschnitt der Wirklichkeit
dieser wird detailliert und möglichst “erklärend” modelliert
Was soll modelliert werden
grundsätzlicher Konflikt zwischen Genauigkeitsanspruch und Praktikabilität
exogene Einflüsse
Einflüsse aus der Modellumgebung
werden als nicht rückgekoppelt betrachtet (Modell wirkt nicht auf diese zurück)
Modellumgebung
Teil der Wirklichkeit, der zwar nicht im Modell selbst abgebildet wird, der jedoch auf das Modell wirkt
Modellgültigkeit
Modell muss in der Lage sein, eine zurückliegende Entwicklung zu beschreiben und für die Gegenwart realitätsnahe Zustandsgrößen zu berechenen
Abstraktion (Vereinfachung)
empirisch ermittelte Zustandsveränderungen im Zeitverlauf werden durch funktionale Zusammenhänge erklärt und in mathematische Funktionen abgebildet
Verkehrsplanungsmodelle sollen…
die künftige Verkehrsnachfrage
Anzahl Fahrten und Wege
die künftige räuumliche und zeitliche Verteilung
Quellen/Ziele, Zeiten der Verkehrsteilnahme
die Verkehrsmittelwahl
benutzte Verkehrsmittel
Belastung der Infrastruktur
Verkehrsmengen auf Strecken, Linien und Knoten
vorhersagen
Verkehrsnachfrage von Raumeinheiten in zeitlicher und räumlicher Hinsicht prognostizieren und Belastungen schätzen
Untersuchungsraum
Planungsraum
erweiterter Untersuchungsraum
Umland, das Wirkungen auf den Planungsraum hat
Prognose
darf lediglich als eine, unter den herrschenden Voraussetzungen geltende, begründete Vermutung angesehen werden
Szenarienbetrachtung
wenn die Entwicklung der Einflussgrößen unsicher ist
liefert Infos, wie stark die Ergebnisse variieren, wenn die Eingangsdaten in bestimmter Weise verändert werden
Verkehrsplanungsmodelle (EInsatzbereich)
Verkehrsplanung
Umweltplanung
Straßenerhaltung
Neu- und Weiterentwicklung von Verkehrsnetzen mit baulichen Maßnahmen
Verkehrsflussmodelle (Einsatzbereich)
LSA-Steuerung
Simulation des Verkehrsablaufes
Input: Fahrverhalten der einzelnen Fz, detaillierte Entwurfsmerkmale der Verkehrsanlagen
Output: Verkehrsablauf auf Strecken und an KP
Modellbildung (Schritte)
1. Modellzweck
2. Zustandsgrößen, Vorgabegrößen, Wirkungsbeziehungen
3. Systemkonzept/Wortmodell
4. Wirkungsstruktur
Verkehrsplanungsmodelle (Input und Output)
Input: Flächennutzung, Bevölkerungs-/Wirtschaftsstruktur, Verkehrsangebot, Moibiltätsverhalten
Output: Verkehrsaufkommen, Verkehrsmittelwahl, Verkehrsmengen im Netz
prinzipieller Aufbau Verkehrsplanungsmodell
1. Erzeugungsmodell
2. Verteilungsmodell
3. Aufteilungsmodell
4. Umlegungsmodell
Ergebnis: Streckenbelastungen
1-3 —> Verkehrsnachfragemodell; Ergebnis: Fahrtenmatrizen
Verkehrerzeugung (Teilmodell 1) Allgemein
Wovon hängt die alltägliche Mobilität ab?
Berücksichtigung der Raumstruktur als Strukturmerkmal
wird abgebildet durch Art und Maß der baulichen Nutzung, Verkehrsangebot, Bewohner, zentrale Einrichtungen
Quell- und Zielverkehr wird an Einspeisungspunkten konzetriert in das Verkehrsnetz eingeleitet
Verkehrsnachfrage: Folgeerscheinung der Aktivitäten von Personen, die sich in fahrtzweckbezogenen Wegeketten dokumentieren
Bedingung: Summe Quellverkehr = Summe Zielverkehr
VHG
verhaltenshomogene Personengruppen
für Verkehrerzeugung auch Aggregate aus sich ähnlich verhaltenden Menschen gebildet, für die die Verkehrserzeugung berechnet wird
Quell- und Zielverkehrsaufkommen je VHG ist abhängig von: Motorisierung, Kfz-Verfügbarkeit, Anzahl Einwohner, Erschließungsqualität
Individualverhaltensmodell von Kessel
5 VHG: erwerbstätig, Pkw Besitz…
5 Wegezwecke
Verkehrerzeugung (Teilmodell 1) Datenbedarf
Raum- und Bevölkerungsstrukturdaten
Wirtschaftsstrukturdaten
MID
Netzdaten
—> Herausforderung: Datengewiinung, Qualität der Daten, Gewinnung von Prognosedaten
“Modell kann nicht besser als seine Eingangsdaten sein”
Quellverkehr einer Verkehrszelle
wird berechnet als Summe der fahrtzweckbezogenen Fahrten aller VHG für alle Fahrtzwecke
sinngemäß beim Zielverkehr
Verkehrsverteilungsmodell (Teilmodell 2) Allgemein
Wo fahren die Leute hin?
Wovon hängt die Zielwahl ab?: Entfernung, Attraktivität, Auswahl vor Ort
Aufgabe: das im Erzeugungsmodell berechnete Aufkommen der VZ möglichen Zielen zuordnen
je Fahrtzweck und VHG separate Teilmatrix
ob Zielbinnenverkehr berücksichtig werden muss hängt von der Zellgröße und der Relevanz ab
Ergebnis: n-Fahrtenmatrizen für n Fahrtzwecke, Fahrten Fij je Kategorie, noch keine Zuordnung zu Verkehrsmitteln bei Wahlfreien
Einflüsse auf die Zielwahl
Entfernung
Verkehrsmittelverfügbarkeit
Ausbauzustand der Netze
Kosten
Zeitbugdet
—> Widerstand der Raumüberwindung
Quellkopplung
Einhaltung der Bedingung, dass Summe über alle Fahrten aus der Zelle i = Quellverkehr i
Zielkopplung
Einhaltung der Bedingung, dass Summe über alle Fahrten aus den Zellen i in die Zelle j = Zielverkehr j
Quell-Ziel-Kopplung
Einahltung der Quell- sowie der Zielkopplung
Verkehrsaufteilung (Teilmodell 3) Allgemein
Verkehrsmittelwahl
werden die in den beiden ersten Teilmodellen ermittelten fahrtzweckspezifischen Fij-Werte auf die Verkehrssysteme verteilt
traditionelle Modelle: auschließlich messbare Merkmale —> Verfügbarkeit, Kosten, Reisezeit
neue Modelle: auch subjektive Situation —> Nutzen, Sauberkeit, Ausstattung etc.
Ergebnis: Fahrtzweck- und Verkehrsmittelspezifische Matritzen
Nutzenmaximierungsmodelle
discret choice
Entscheidungsverhalten als Streben nach individueller Nutzenmaximierung
Probit-Modelle
spannweite Mobilitätsverhalten innerhalb einer VHG kann u.a. durch Wahrscheinlichkeitsverteilungen abbgebildet werden
Wahlfreie nutzen dann bei gegebener Angebotssituation mit einer auf der gewählten Wahrscheinlichkeitsfunktion beruhenden Häufigkeit das eine oder das andere Verkehrsmittel
Verkehrsumlegung (Teilmodell 4) Allgemein
Routenwahl
drei Arbeitsschritte: 1. Verschlüsselung des Netzes, 2. Routenssuche, 3. Umlegung von Fahrten auf günstige Routen
Netzmodelle
Strecken, KP, Bezirksanbindungen (Einspeisungspunkt), Scheinknoten (für Lageplan treue Abbildung des Netzes)
für Routenwahl müssen Strecken Infos über den Widerstand erhalten —> Geschwindigkeit, Streckenlänge, Streckentyp, Kapazität, belastungsabhängige Geschwindigkeit (capacity restraint)
makroskopische und mikroskopische Verkehrsplanungsmodelle
makroskopisch: Knotten in “eigenes Netz” auflösen
jeder Fahrstreifen eigene Geschwindigkeit, Abbiegewiderstand
mikroskopisch: mehr Zwischenpunkte, Parkplätze
Auffinden sinnvoller alternativer Routen zw. Quelle und Ziel —> Baumverfahren
Auswahl der günstigsten Route aus den verfügbaren Alternativen
iterativ wird das Netz voller und die ROutenwahl passt sich immer wieder ans neue Netz an —> sukzessive Bestumlegung
Bestwegverfahren
alle Fahrten auf die “beste” Route umgelegt
Voraussetzung: Verkehrsteilnehmer kennen sich im Netz gut aus und können die aktuellen Verkehrsflusszustände einschätzen
Alternativroutenverfahren
Fahrten umgekehrt proportional zum Widerstand der Routen aufgeteilt
führt tendenziell zu stärkeren Belastungen im nachgeordneten Netz
sukzessiv Verfahren
1.Schritt: vorgegebenen Anteil der Fahrten Fij auf die ermittelten kürzesten Wege umlegen
2.Schritt: nach Änderungen der Widerstände aufgrund der bereits umgelegten Verkehrsbelastungen werden wiederum kürzeste Wege ermittelt und die Umlegung für weitere Teile der Restfahrten Fij wiederholt
Anzahl Iterationsschritte richtet sich nach der Kapazität und Auslastung des Netzes
je mehr Iterationen, desto stärker nähert sich das Ergebnis der Umlegung an einen Gleichgewichtszustand an, bei dem eine veränderte Routenwahl keine individuelle Zeitvorteile mehr bringt
capacity restraint
belastungsabhängige Veränderung des Widerstandes einer Strecke
Gesamtwiderstand
aus Bewertungsfunktion,die einen Belastungs-unabhängigen Grundwiderstand und einen belastungsabhängigen Widerstandanteil enthält
qv-Diagramme
bilden in Außerortnetzen den Zusammenhang zwischen der mittleren Pkw-Fahrtgeschwindigkeit und der Verkehrsmenge ab
nicht vorhanden für angebaute innerörtliche Straßen
hier Kapazität und Qualität des Verkehrsbalaufes durch z.B. Knoten bestimmt
Analysen, die mit Umelgungsmodellen nicht befriedigend durchführbar
Verfolgung und Beeinflussung der Routen einzelner Verkehrsteilnehmer
realitätsnahe Abbildung des Verkehrsablaufes der einzelnen Fahrzeuge
vornehmlich betrieblich orientierte Verkehrslenkungs- und Steuerungskonzepte
—> für Prognose von Verkehrszuständen und Maßnahmenwirkungen sind zusätzliche Verkehrsflussmodelle notwendig
makroskopische Flussmodelle
betrachtet Fahrzeugkollektive, für die die Wechselwirkungen zwischen Verkehrsstärke, Verkehrsdichte und Geschwindigkeit modelliert werden
mesoskopische Flussmodelle
Erweiterung von Umlegungsmodellen
ausgehend von den auf den Routen umgelegten Fahrten werden fahrzeugfeine Modellkomponenten aufgesetzt, um individuelle dynamische Routenführungssysteme modellieren zu können
mikroskopische Flussmodelle
psycho-physisches Fahrzeugfolgemodell nach Wiedemann
bildet vielzahl messbarer und modellierbarer Einflussgrößen des Systems Fahrer-Fahrzeug-Straße ab
raumkontinuerlich: in Zeitschritten Reaktion der Verkehrsteilnehmer in Form von Beschleunigung und Verzögerung auf den Abstand und die Geschwindigkeit zum Vorausfahrenden abbilden
Zellular-Automaten
Strecke in Wegelemente eingeteilt, in denen sich entweder kein oder ein Fahrzeug befindet —> raumdiskret
nur sprunghafte von einer Raum-Zeit-Zelle zur nächsten
Kritik klassische Verkehrsplanungsmodelle
liefern nur Punkt-zu-Punkt Aussagen
berücksichtigen keine nichtlinearen Entwicklungen im Zeitverlauf
vernachlässigen viele rückgekoppelte Einflüsse auf die Verkehrsnachfrage und können Belastbarkeitsgrenzen von Systemen ggf. nicht erkennen
sind nur gültig unter ceteris paribus Bedingungen
große Transformation
neue Mobilitätskonzepte
Zuletzt geändertvor 2 Jahren