Gesundheitsdefinitionen
Frühere, negative Definitionen: Abwesenheit von Krankheit (Abgrenzung von Gesundheit)
Erste offizielle positive Definition (WHO, 1948):
„Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit und Gebrechen.“
Erfassung von Gesundheit
Subjektiv festgestellte Gesundheit
Objektivierte Messung der Gesundheit
Biomedizinisches Modell
Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit (pathogenetisches Modell)
Eindeutige Zuordnung
Annahme biologischer Faktoren für Entstehung von Krankheiten
Überholt, da
Nachgewiesener Einfluss von Lebensgewohnheiten, Risikoverhalten sowie Umweltbedingungen
Dichotomie von Gesundheit und Krankheit nicht aufrecht erhalten werden kann
Gesundheits-Krankheits-Kontinuum
Gesundheit als „positiver funktioneller Gesamtzustand im Sinne eines dynamischen biopsychologischen Gleichgewichtszustands, der erhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss“
Bedeutende Konsequenzen für ältere Menschen
Zunehmende Einschränkungen durch Multimorbidität und Polypathologie
Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit, Wohlbefindens und Lebensqualität
Welche Ressourcenorientierten Ansätze gibt es?
Salutogenesekonzept
Kohärenzgefühl
Resilienz
Salutogenesekonzept von Antonovsky
Stressmodell, das sich mit Bewältigung von Anforderungen und der Aufrechterhaltung der Gesundheit beschäftigt
Kohärenzsinn im Mittelpunkt als Ausdruck der Lebensorientierung
Was erhält einen Menschen trotz vieler Widrigkeiten, negativer Umstände und ungünstiger Bedingungen gesund?
-> Kontinuum und Komponenten?
Gesundheit und Krankheit als eine Dimension mit unterschiedlichen Facetten
Health-ease-dis-ease-Kontinuum
(subjektive) Position auf HEDE-Kontinuum durch vier Indikatoren bestimmbar:
Schmerzerleben
Beeinträchtigung von Funktionen
Handlungsimplikationen
Prognostischen Implikationen
Zwei zentrale Komponenten:
Generelle Widerstandsressourcen
Interne Ressourcen
Individuelle Ressourcen eines Menschen für Auseinandersetzung mit Belastungen
Körperliche Konstitution, Wahrnehmung eigener Bedürfnisse, Wünsche, Anforderungen, gewisse Ich-Stärke usw.
Externe Ressourcen
Materielle und soziale Unterstützung, beruflicher und sozialer Status, soziale Integration
-> Werden schon in Kindheit und Jugend gebildet
-> Kräfte, die Menschen dazu befähigen, potenziell krankmachende Einflüsse zu bewältigen, ohne zu erkranken
Kohärenzgefühl oder „sense of coherence“
„(...) globale Orientierung, die das Maß ausdrückt, in dem man ein durchdringendes, andauerndes aber dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass die eigene interne und externe Umwelt vorhersagbar ist und dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass sich die Dinge so entwickeln werden, wie vernünftigerweise erwartet werden kann“
Komponenten des Kohärenzgefühls
Verstehbarkeit
Handhabbarkeit bzw. Bewältigbarkeit
Sinnhaftigkeit oder Bedeutsamkeit
Was ist Resilienz?
„Mit Resilienz werden Prozesse oder Phänomene beschrieben, die eine positive Anpassung des Individuums trotz vorhandener Risikofaktoren widerspiegeln.“
Resilienz sowohl als Ergebnis als auch als Prozess dahin
Positive Anpassung
Aufrechterhaltung der normalen Entwicklung trotz negativer Einflüsse
Wiederherstellung des psychischen Funktionsniveaus
Vorhandensein von Risikofaktoren
Faktoren, die durchschnittlich beim Individuum zu negativen psychischen und/oder physischen Konsequenzen führen
Resilienzfaktoren können auf verschiedenen Ebenen auftreten:
Faktoren auf individueller Ebene
Persönlichkeitsmerkmale, Kompetenzen, physiologische Faktoren, etc.
Faktoren auf sozialer Ebene
Soziale Bezüge zur Familie und Peers
Faktoren auf gesellschaftlicher Ebene
Einflüsse, die durch Normen und Institutionen entstehen; Verfügbarkeit von Ressourcen
Resilienzvariablen:
Methodische Aspekte
Nur indirekte Erfassung
Resilienzforschung muss drei Variablen beinhalten:
Risikoindikatoren
Positive Anpassung auf das Risiko hin
potenzielle Resilienzfaktoren
Was ist Lebensqualität?
Zusammensetzung
Mehrere Dimensionen
Physische und psychische Befindlichkeit
Soziale und ökologische Aspekte
Subjektive Angabe, die auf Bewertungsprozessen basiert
„Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre • Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertesystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Maßstäbe und Anliegen (...).“
Gesundheitsbezogene Lebensqualität
Mehrdimensionales Konstrukt mit vier wesentlichen Bereichen
Krankheitsbedingte körperliche Beschwerden
Psychische Verfassung
Erkrankungsbedingte funktionale Einschränkungen in alltäglichen Lebensbereichen
Ausgestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und sozialer Interaktionen
-> Zunehmend häufiger als Ziel- und Evaluationskriterium in der Medizin und in den Gesundheitswissenschaften eingesetzt
Was ist Prävention und Interventionsformen?
Was ist Prävention?
Maßnahmen, mit deren Hilfe Krankheiten verbessert oder verhindert werden sollen
I
nterventionsformen nach Caplan (1964)
Primäre Prävention
Sekundäre Prävention
Tertiäre Prävention
Verhaltensprävention oder Verhältnisprävention
-> Zwingende praktische Beziehung zur Krankheitsbelastung einer Population und der Verfügbarkeit medizinischer Ressourcen
Bedeutung epidemiologischer Daten
Bedeutung einer präventiven Maßnahme ist untrennbar mit Merkmalen der Erkrankung, Verbreitung in der Allgemeinbevölkerung, Gefährdung bestimmter Risikogruppen usw. verbunden
Medizinisches Risikofaktorenmodell
Risikofaktoren bei Erkrankten
Analyse der Häufigkeit, Beitrag zur Krankheit
-> nicht notwendigerweise oder nur teilweise beeinflussbar
Beispiel: Dickdarmkrebs
Genetische Prädisposition nicht beeinflussbar
Frühe Screenings erlauben Intervention vor Manifestation der Erkrankung
Alternative Klassifikation nach Gordon (1983)
Risk-Benefit-Modell
Individuelles Risiko zu erkranken
Erwarteter Aufwand der risikoverringernden Maßnahme
Universelle Prävention
Selektive Prävention
Indizierte Prävention
Verhaltens und Verhältnisprävention
Verhaltenspräventive Maßnahmen
• Am Individuum ansetzen und versuchen z.B. die individuellen Bewertungsprozesse oder individuellen Ressourcen zum Umgang mit Stressoren zu beeinflussen
Verhältnispräventive Maßnahmen
• Suchen nach interindividuellen Stressoren, z.B. problematische Bedingungen am Arbeitsplatz, Organisation des Studienablaufs, etc. sowie nach Möglichkeiten der Veränderung dieser Stressoren
Psychoedukation „Pfundsfit“
Evaluation von Prävention
Formative Evaluation
Konzeptbildung, Ausgestaltung und Umsetzung des Programms
Insbesondere in der Test- und Vorlaufphase
Summative Evaluation
Wirkungen eines Programms, Berücksichtigung sowohl der erwarteten als auch unerwarteten/ unerwünschten Wirkungen
Entscheidungen zwischen verschiedenen Programmen
Frage der Weiterführung oder Einstellung von Programmen
-> Identifikation von Mediatoren
10 Nationale Gesundheitsziele
Zuletzt geändertvor 2 Jahren