Biopharmazie (Definition)
Beeinflussung der Wirksamkeit eines Medikaments durch die Arzneiform -> Wirkung ist abhängig von der Verteilung des Arzneistoffs im Organismus
Lehre vom Zusammenhang zwischen den chemischen und physikalischen Eigenschaften von Arzneistoffen und Hilfsstoffen sowie ihrer Darreichungsform und deren biologischen Effektivität in einem lebenden Organismus
Welche biologischen Barrieren gibt es?
Fluid-Mosaik-Modell: Lipiddoppelmembran mit eingelagerten Proteinen
Epithelien: zuständig für den Transport in Organe -> bedecken innere und äußere Oberfläche des Organismus und sind die entscheidende Barriere
Fluid-Mosaik-Modell (Bestandteile)
Phospholipide: polare (hydrophile) Kopfgruppe und apolarer (hydrophober) Schwanz -> bilden die Lipiddoppelschicht durch hydrophoben Effekt
Proteine: peripher (an der Oberfläche) oder integral (durchziehen mit hydrophoben Regionen die Membran), können Zuckerreste an der Oberfläche haben (Glykokalix, längere Ketten für Interaktion mit anderen Zellen)
Cholesterol: verknüpft Phospholipide und macht Membran rigider und undurchlässiger
Epithelien (bestandteile)
basolaterale Membran -> verbunden z-B- mit Blutkapillaren
apikale Membran (zum Lumen hin) -> Mikrovilli zur Oberflächenvergrößerung
tight junctions und Desmosomen: verbinden Zellen und sind Diffusionsbarriere
Ionenkonzentration K+
Intrazellulär: 140 mM
Extrazellulär: 5 mM
Ionenkonzentration Na+
Intrazellulär: 5-15 mM
Extrazellulär: 145 mM
Ionenkonzentration Mg2+
Intrazellulär: 30 mM
Extrazellulär: 1-2 mM
Ionenkonzentration Ca2+
Intrazellulär: 1-2 mM
Extrazellulär: 2,5 - 5 mM
Ionenkonzentration Cl-
Intrazellulär: 4 mM
Extrazellulär: 110 mM
Passive Diffusion
Häufigster Aufnehmeweg von Molekülen
Moleküle bewegen sich aufgrund ihrer thermischen Energie vom Ort hoher Konzentration zum Ort niedriger Konzentration
polare Moleküle bewegen sich in unpolarem Medium langsam (z.B. Salicylsäure in Paraffin)
Fick’sches Gesetz
1. Fick’sches Gesetz -> Fluss ist proportional zum Konzentrationsgradienten entgegen der Diffusionsrichtung -> wieviele Teilchen bewegen sich pro Zeiteinheit durch eine Flächeneinheit senkrecht zur Diffusionsrichtung
Lipiddiffusion
Brodies Resorptionsprinzip/pH-Verteilungshypothese
bezieht sich auf gastrointestinale Absorption von Arzneistoffen
Membran wirkt hierbei als Lipid-Sibe-Barriere -> nichtionisierte, lipophile Arzneistoffe passieren bevorzugt!
pH-Werte im Gastraintestinaltrakt: Magensaft ~2 -> Darm ~7-8
Arzneistoffe haben funktionelle Gruppen die über die Darmstrecke unterschiedlich geladen sind -> saure Arzneistoffe werden im Magen resorbiert (da sie dort ungeladen sind) -> basische Arzneistoffe werden
im Darm resorbiert (sind im Magen protoniert)
Filtration durch Poren (Prinzip und zwei Beispiele)
wassergefüllte Poren durch die hydrophile Substanzen transportiert werden können -> bedingte Selektivität durch Größe der Poren/Kanäle
konvektiver Transport: Transport von Molekülen durch Verschiebung des Lösungsmittels
Druckunterschied auf beiden Seiten der Barriere als treibende Kraft
Glomuläre Filtration
glomuläre Filtration: niedermolekulare Proteine werden von Glomeruli aus dem Blut herausgefiltert und sind dann im Urin enthalten
Transport durch Poren
Lebersinusoide
Lebersinusoide: erweitertes Kapillargefäß, das sauerstoffreiches Blut aus der Leberaterie und nährstoffreiches Blut aus der Pfortader transportiert -> Fremdstoffe werden hier herausgefiltert und abgebaut (Makrophagen!)
Osmose
Lösungsmitteltransport durch semipermeable Membran die zwei Lösungen mit unterschiedlicher Konzentration trennt
Membran ist nur für Lösungsmittel durchlässig und dieses diffundiert solange bis ein Konzentrationsausgleich erreicht wird
Parazellulärer Transport
Stoffe werden durch Zwischenräume zwischen den Zellen transportiert
Kann durch tight junctions verhindert werden
Dieser Transportprozess eines Medikamentes ist eher unbeliebt in der Biopharmazie, da hierdurch tight junctions aufgebrochen werden müssen
Verwendung von Ca2+ Agonisten können Ca2+ Rezeptoren aktivieren, die zum Abbau der tight junctions führen
Transzellulärer Transport
Transport durch die Zelle (Bsp. Blut Hirn Schranke)
Arten von Transportproteinen
Kanäle, Carrier und Pumpen
Welche Eigenschaften spielen bei membranproteinvermittelten Transportprozessen eine Rolle?
Sättigungskinetik, Substratspezifität, Induktion und (nicht-)kompetitive Hemmung
Kinetik eines unidirektional gerichteten Transporters
prinzipiell Enzym-Substrat-Reaktion nach Michaelis-Menten-Kinetik:
𝑉 = 𝑉𝑚𝑎𝑥 ∗ [𝑆] / ([𝑆]+𝐾𝑀)
𝑚𝑎𝑥
𝑀
Ionenkanäle
Ionen können entlang eines elektrochemischen Gradienten passieren
kein Energieverbrauch (passiv)
hohe Selektivität über die größe der Pore
schnell
Kanäle bestehen aus 4-6 UE und haben zentrale wassergefüllte Pore
Regulation durch „gating“ (geschlossen -> offen) -> Änderung der Proteinkonformation entweder spannungsabhängig oder durch Ligandenbindung
Wasserkanäle / Aquaporine
transportieren Wasser und kleine organischen Moleküle wie Glycerin (keine Protonen)
viele sind permanent geöffnet
Gap junctions
Stofftransport zwischen benachbarten Zellen
geringe Selektivität
können auch große Moleküle transportieren
Stofftransport durch Carrier (Allgemein)
erleichterte Diffusion durch membranständige Transportporteine
passiver Transport in Richtung eines Konzentrationsgradienten
Konformationsänderung des Carriers beim Binden und Abgeben des Moleküls
Es gibt keine durchgehende Pore wie bei Ionenkanälen
Welche Arten von Carriern gibt es?
Uniporter: transportiert nur eine Molekülart in eine Richtung
Symporter: gekoppelter Transport von zwei Molekülen in eine Richtung (z.B. Natrium-Glucose-Transporter und Wasserstoff-Peptid-Transporter im Darm)
Antiporter: gekoppelter Transport von zwei Molekülen in unterschiedliche Richtungen (z.B. mitochondriale Carrier (ATP <- -> ADP))
Ionenpaartransport: zwei geladene Ionen bilden einen ungeladenen Komplex -> können so über Lipidbarriere -> lipophile Gegenionen bleiben z.T. in der Lipidmembran und fungieren als Carrier für hydrophile Arzneistoffe (zB Gallensäuren und Fettsäuren)
Stofftransporte durch Pumpen (Prinzip aktiver Transport)
Ionen oder Moleküle werden aktiv (unter Energieverbrauch) gegen ein (elektrochemisches) Konzentrationsgefälle transportiert
Energie durch Spaltung von ATP
Drei Arten von ATP getriebenen Pumpen
P-Typ Pumpe: Wird beim Transport von Ionen phosphoryliert
ABC-Transporter: ATP-binding Casette Transporter, transportieren kleine Moleküle
V-Typ Pumpe: transportiert Protonen in Organellen
Was sind primär, sekundär und tertiär aktiver Transport
primär aktiver Transport: Transportprotein hydrolysiert ATP zu ADP und P (ATPasen; z.B. Na+/K+-ATPase)
sekundär aktiver Transport: Carrier-vermittelter Transport mit dem Konzentrationsgradienten der durch ATPasen aufgebaut wurde
tertiär aktiver Transport: benutzt den Konzentrationsgradienten, der durch den sekundär aktiven Transport aufgebaut wurde (z.B. Aufnahme von Di- und Tripeptiden im Dünndarm durch Peptidtransporter 1 mit H+-Gradient)
Verschiedene Transporter
Na+/K+-ATPase
SLC-Transporter
ABC-Transporter
P-Glycoprotein
Antiporter
pro ATP werden 3 Na+ raus und 2 K+ rein transportiert
Phosphorylierung -> Konformationsänderung, sodass 3 Na+ nach außen abgegeben werden und 2 K+ binden können
P wird abgespalten -> Konformationsänderung, sodass 2 K+ nach innen abgegeben werden und 3 Na+ wieder gebunden werden
Hemmung des zweiten Schritts durch Herzglykoside
-> durch die Hemmung wird weniger Na+ nach außen transportiert
-> dadurch wird auch der Na+/Ca2+ Antiport gehemmt, weil sich außen nur ein ungenügender Na+ Konzentrationsgradient aufbauen kann, sodass Ca2+ eher in der Zelle verbleibt und das Herz so mehr zur Kontraktion stimuliert
Verschiedene SLC-Transporter
mehr als 400 verschiedene in 60 genetischen Familien
GLUT (Glukose-Transporter)
Na-Glu-Transporter
Na- H-Austauscher
Na-Ca-Austauscher (Muskeln, Nerven)
SLC-Transporter allgemein
Solute-Carrier-Transporter
befördern ungeladene, anionische und kationische endogene Substanzen und einige exogene Substanzen durch Zellmembran
Carrier-vermittelte erleichterte Diffusion oder sekundär aktive Transporter
SLC Transporter Aufbau Anionen und Kationentransporter
Anionen- und Kationentransporter haben 2 Transmembrandomänen (je 6 TM-Helices) und intrazelluläre Phosphorylierungsdomäne, extrazelluläre Glykosylierungsdomäne (für Regulation!)
TM-Domänen bilden Kanal mit verschiedenen Bindungsstellen, gewisse Substratspezifität, Induktion und Inhibition über Substrate (nukleärer Farnesoid X Rezeptor (FXR) -> Aktivierung im Zellkern -> Dimer mit RXR -> Transkription)
ABC-Transporter allgemein
ATP Binding Cassette Transporter
primär aktive Pumpen (ATP-Hydrolyse)
ABC Transporter sind Exportproteine in Barriere-Geweben
-> transportieren neben einigen endogenen Substanzen viele Arzneistoffe und deren Metabolite (-> im Mensch: Export-Aktivität!)
Sie sind mit der Hauptgrund für Chemoresistenz, weil sie in fast allen Barrieregeweben vorkommen
mehr als 50 Transporter in 7 Subfamilien (ABC A-G)
3 wichitge Familien von ABC Transportern
Multidrug-Resistenz-Proteine (MDR) -> ABCB
2 ATP Bindestellen, 3 Glykosylierungsstellen, N und C Terminus innen
Multidrug-Resistenz-related-Proteine (MRP) -> ABCC
2 ATP Bindestellen, 1 Glykosylierungsstelle, N Terminus außen und C
Terminus innen
Mitoxantron-Resistenz-Proteine (MXR) -> ABCG
-> Mitoxanthron ist ein Zytostatikum, was in die DNA interkaliert
1 ATP Bindestelle, 1 Glykosylierungsstelle, N und C Terminus innen
MDR1 (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: P-gp (permeability Glycoprotein)
Subfamilie: ABCB
Vorkommen: Leber, Pankreas, Niere, Darm, Blut- Hirn-Schranke
Substrate: Lipohile und amphiphile Substanzen
MRP1 (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: ABC29, ABCC, GS-X
Subfamilie: ABCC
Vorkommen: Ubiquitär
Substrate: Organische Anionen, Glutathio-Konjugate
MRP2 (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: cMOAT (canalicular multispecific organic anion transporter 1), ABCC2, ABC30
Vorkommen: GIT, Leber, Niere
Substrate: Organische Anionen, Glucuronide
MRP3 (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: cMOAT2 (canalicular multispecific organic anion transporter 2), MLP2, MOAT-D (multi-specific organic anion transporter D), ABCC3
Vorkommen: Git, Leber, Pankreas
Substrate: Glucoronide, Gallensäuren, Methotrexat
MRP4 (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: MOAT-B (multi-specific organic anion transporter B), ABCC4
Vorkommen: Lunge, Pankreas, Gallenblase. Prostata, Hoden
Substrate: Organische Anionen, Nukleosidanaloga
MRP5 (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: MOAT-C (multi-specific organic anion transporter C), SMRP, ABCC5, ABC33, pABC11
Substrate: Organische Anionen, Nukleosidanaloga, Glutathionkonjugate
MXR (Alias, Subfamilie, Vorkommen, Substrate)
Alias: ABCG2, ABCP (ABC transporter in placenta), BCRP (Breast cancer resistance protein)
Subfamilie: ABCG
Vorkommen: GIT, Leber, Blut- Hirn-Schranke, Plazenta
Substrate: Mitoaxntran, lipophile, amphiphile Substanzen
CFTR-Chlorid-Ionenkanal
Alle ABC Transporter sind aktive Transporter, weil dabei ATP hydrolysiert wird mit Ausnahme des CFTR-Chlorid-Ionenkanals
Dieser enthält auch eine ABC-Kassette und ATP reguliert das Öffnen und die Schließung des Ionenkanals
Chlorid wird entlang seines Konzentrationsgradienten aus der Zelle raus transportiert
Hintergrund Cystische Fibrose (CF) - Mukoviszidose
Mutation im CFTR Gen -> codiert den cystic fibrosis transmembrane conductance regulator
CF wird autosomal rezessiv vererbt und es gibt bis zu 6 Mutationsklassen
Die häufigste Mutation ist die Deletion an Stelle Phe 508. -> Fehlfaltung und verfrühter Abbau des Kanals
Wenn Chlorid nicht mehr transportiert wird, ist die Osmose beeinträchtigt und der Wassergehalt außen ist zu gering, sodass Schleim sehr zähflüssig wird -> gutes Medium für Krankheitserreger -> 90% sterben an chronischen Atemwegsinfektionen
P-Glycoprotein (Entdeckung)
Entdeckung:
ursprünglich als Resistenzfaktor gegen Zytostatika in Tumorzellen entdeckt (1976, in Tumorzellen hoch exprimiert!) kommt in allen Barrieren vor (Blut-Hirn-Schranke, Blut-Plazenta- Schranke, Nieren, Pankreas,...)
P-Gp (Expressionsorte)
Wird hoch in Tumorzellen exprimiert, daher galt es ursprünglich als Resistenzfaktor gegen Zytostatika (Entdeckung 1976)
kommt in allen Barrieren vor (Blut- Hirn-Schranke, Blut- Plazenta-Schranke, Nieren, Pankreas)
Befindet sich häufig in metabolischen/stoffwechselaktiven Zellen, die auch ein hohes CYP450 Level haben
Die Expression steigt proximal zu distal im Magen-Darm-Trakt an
P-Glycoprotein (Rolle)
spielt wichtige Rolle bei der Verteilung und Elimination vieler Arzneistoffe (z.B. in apikaler Membran von Darmepithelzellen (-> Transport in Darmlumen) und Nierentubuluszellen (-> Transport in Lumen des Tubulus) sowie luminaler Membran in Endothelzellen von Gehirnkapillaren (-> Transport in Blut))
transportiert hauptsächlich lipophile und kationische Substanzen aus der Zelle hinaus (senkt dadurch deren Toxizität)
entfernt Stoffwechselprodukte aus Zellen -> keine Produkthemmung der Enzyme!
entfernt Arzneistoff -> senkt Konzentration und verhindert Übersättigung der metabolisierenden Enzyme -> effiziente Metabolisierung
Verantwortlich für Zytostatika Multiresistenz
p-Gp (Aufbau)
besteht aus 2 Hälfte mit je 6 TM-Domänen und einer ATP/Nukleotid- Bindungsstelle im cytoplasmatischen Teil
3 Glykosylierungsstellen
Eine Polypeptidkette
p-Gp (Transport)
Transportiert strukturell unterschiedliche Stoffe
Hauptsächlich lipophile und kationische Substanzen aus der Zelle hinaus (dadurch wird deren Toxizität gesenkt)
Die Bioverfügbarkeit lipophiler Arzneistoffe sinkt, wenn mehr P-gp exprimiert wird
p-Gp (Substraterkennung)
sehr geringe Substratspezifität -> mehrere Bindungsstellen in den TM- Regionen
genauer Mechanismus der Substraterkennung ist unbekannt (Hypothese: P-gp fängt Xenobiotika schon in der Membran ab)
Verteilung von P-gp, MRP, BCRP im Gastrointestinaltrakt
Magen (wenig P-gp, viel MRP),
Dünndarm (gleichviel P-gp und MRP),
Kolon (viel Pgp, wenig MRP),
BCRP (überall gleich (mittel))
Was macht Johanniskraut?
Johanniskraut führt zur Aktivierung des Pregnane X Rezeptors vor allem durch Hyperforin -> daher induziert es CYP450 3A4 und 1A2 und P-gp (es erhöht also deren Expression)
Johanneskraut wirkt gegen Depressionen, da es die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin hemmt
Arzneistoffe wie z.B. die Pille oder manche AIDS-Präparate, Antibiotika, Immunsupressiva sind unwirksam!
Johanneskraut enthält Hypericin (Anthrachinon-Derivat -> Einsatz in der photodynamischen Krebstherapie als Photosensibilisator in krebsartigem Gewebe) -> Bestrahlung führt zu einer Reaktion von Hypericin mit Sauerstoff und Sauerstoffradikale werden gebildet (wird auch beim Zahnarzt verwendet, um bakterielle Biofilme abzutöten)
Auch Zytostatika, Immunsuppressiva und Antibiotika können Expression induzieren!
Was macht MRP2?
transportiert anionische Substanzen (-> Glutathion-Konjugate), Peptide und peptidähnliche Wirkstoffe
ubiquitär an apikaler Zellmembran lokalisiert
nachgeschaltetes, aktives Eliminationssystem von Phase-2-Metaboliten (z.B. HIV-Proteasen, Glutathion-Konjugaten, Glucuronid-Konjugaten)
bis zu 5 zusätzliche TM-Domänen für zusätzliche Substrabindungsstellen (mehr Substrate)
Was macht MXR?
Halbtransporter, der vermutlich Homodimer bildet
Hemmung durch MDR-Modulatoren
kompetitive Hemmung durch Interaktion mit der Substratbindungsstelle
nicht kompetitive Hemmung durch allosterische Konformationsänderung
Verminderung der ATPase-Aktivität; z.B. Cyclosporin A (Immunsuppressivum)
Inhibitoren von P-gp
Tween 80 und Cremophor RH40
Cyclosporin A
Immunsuppressivum, zyklisches Peptid, inhibiert Calcineurin, welches normalerweise NF-AT aktiviert
NF-AT ist ein Transkriptionsfaktor, der immunstimulierende Gene in Immunzellen aktiviert
Wie kommt es zur Induktion von Transportern?
Expression von Transportern und Metabolisierungsenzymen wird oft durch Arzneistoffe selbst induziert -> schneller Abbau von Fremdstoffen;
Induktion geschieht über cytosolische oder nukleäre Rezeptoren wie PXR (Pregnan-X-Rezeptor) oder FXR (Farneosid-X-Rezeptor) -> Rifampicin und Glucocorticoide induzieren z.B. über PXR, ABCB1 (P-gp) und CYP3A4
Beispiel der Induktion über PXR
Pregnane-X-Rezeptor wird vom Liganden gebunden -> Translokation zum Kern -> Dimerisierung und Bindung an die DNA (an XRE (Xenobiotic Response Element))
Induktion über Rifampicin
Tuberkulose-Antiobiotikum, hemmt DNA-abh. RNA Polymerase
Könnte auch einen präventiven Effekt gegen Alzheimer haben, da es P-gp induziert
-> P-gp transportiert schädliches Amyloid-b-Peptid weg (aber bei Alzheimer Patienten ist P-gp leider runterreguliert)
Induktion über Glucocorticoide
Bsp. Cortison
induzieren über PXR ABCB1 (P-gp) und CYP3A4
Andere Proteine der ABC Familie (außer ABCB, C und G)
ABCA: transportiert Cholesterol und Lipide
ABCA1 exportiert Cholesterol und spielt eine Rolle beim Reverse Cholesterol Transport -> wenn ABCA1 defekt ist, tritt die Erbkrankheit Tangier-Disease auf
ABCD: transportiert z.B. Fettsäuren in Peroxisomen
ABCE/F: keine Transporter, regulieren Proteinsynthese und –expression
Endozytose
zur Aufnahme von größeren Molekülen, Partikeln (Phagozytose) oder Flüssigkeitströpfchen (Pinozytose)
Einstülpen und Abschnüren der Membran, Freisetzung in der Zelle
Rezeptorvermittelte Endozytose:
spezifisch
gezielte Aufnahme von Molekülen, z.B. LDL (low density lipoprotein, Lipidkomplex für den Transport von Lipiden (Cholesterol) und Vitaminen)
LDL bindet an LDL-Rezeptor in „clathrin pit“
„clathrin coated“ Vesikel wird in die Zelle aufgenommen
Clathrin und LDL-Rezeptor werden recycelt
andere Moleküle die über Clathrine transportiert werden: LDL, Insulin, α2-Makroglobulin (Protease-Inhibitor), Neurotransmitter, Virusproteine
Zelluläre Transportwege: Cytosol -> Zellkern
über Kernporen („nuclear pore complex“)
freie Diffusion von kleineren Molekülen
große Moleküle tragen ein Kern-Lokalisations-Signal (NLS, nuclear localization signal) welches von Kernimport-Rezeptoren erkannt wird
z.B. Ran-GTPase (Protein mit NLS bindet Kernrezeptor und wird importiert -> Ran-GTP bindet an Rezeptor und wird wieder exportiert (ATP-Hydrolyse) -> Ran-GDP dissoziiert und Rezeptor ist wieder verfügbar)
Zelluläre Transportwege: Cytosol -> Mitochondrien
Signalsequenz für Import
verschiedene Proteintranslokatoren für verschiedene Lokalisationen
ATP-abhängig
TOM-Komplex (translocase of the outer membrane) -> äußere Membran
TIM-Komplex (translocase of the inner membrane) -> innere Membran, TIM22 -> Insertion in innere Membran
SAM (Sorting and Assembly Machinery) -> Insertion von Porinen („β-barrels“) in äußere Membran
Zelluläre Transportwege: Cytosol -> Peroxisomen (Microbodies)
Signalsequenz an Proteinen wird von speziellen Rezeptoren erkannt und
Proteine werden importiert (Translokatoren)
Zelluläre Transportwege: Cytosol -> ER
Lipid- und Protein-Biosynthese finden am rauen ER statt -> Signalsequenz für Translokation ins ER oder Cytoplasma
Signalsequenz + SRP (signal recognition particle) + Rezeptor -> Translokation
Vesikel-Transport
Ziel ist abhängig von membranassoziierten Proteinen auf der Vesikelmembran
COP1: Golgi -> ER;
COP2: ER -> Golgi;
Clathrin: Zellmembran -> cytoplasmatische Kompartimente;
Erkennen von Zielkompartiementen:
Vesikel Transport
Membranproteine tragen KKXX-Signal -> wird von COP1 erkannt -> Rücktransport, lösliche Proteine tragen KDEL-Signal -> wird von KDEL-Rezeptor gebunden -> COP1-Vesikel werden gebildet
lösliches Sar1-GDP + GEF (guanine exchange factor) -> Umwandlung in aktives, membrangebundenes Sar1-GTP -> COP2 bindet an Cargoproteine im ER-Lumen über Cargorezeptoren welche Signalsequenzen auf Proteinen erkennt -> Vesikelabschnürung
Proteine werden von Rezeptor erkannt -> wandern zu Clathrin-Grube -> binden an Adaptin -> binden an Clathrin -> Vesikelbildung -> Abschnüren durch Dynamin -> Lösen von Clathrin (nur für Bildung und Krümmung notwenig, wird recycelt)
Erkennen von Zielkompartimenten
v-SNARE auf Vesikel und t-SNARE auf Membran werden von Rab-GTP (Vesikel) und Rab-Effektor (auf Membran) in räumliche Nähe gebracht -> Fusion von Vesikel und Membran nach Verdrängung des Wassers
Glucose Transport - SGLT-1 Glucose / Na+ Symport
Die Natriumkonzentration innerhalb der Zelle ist gering (weil es immer nach draußen gepumpt wird) ->dieser Gradient wird genutzt, um Glucose in die Zelle hinein zu transportieren (2 Na+ werden mit in die Zelle importiert)
Der Symport ist eigentlich ein sekundär aktiver Transport, weil zuvor die Na+/K+ ATPase ATP verbraucht hat, um außen den Na+ Konzentrationsgradienten aufzubauen
kann auch Galaktose transportieren
Glucose Transport im Darm
Expression von SGLT-1 in der apikalen Zellmembram -> zur Aufnahme in die Schleimhaut-Zellen
Glucose wird entgegen des Gradienten vom Darmlumen in die Schleimhaut-Zellen transportiert
Expression von GLUT-2 in der Schleimhautmembran -> passiver Transport von der Zelle ins Blut
passiv: weil in den Zellen ein hoher Glucosegradient aufgebaut wird
Glucosetransporter in der Niere
SGLT-2 benötigt nur ein Na, um ein Glucosemolekül zu transportieren
es ist nicht möglich einen starken Glucosegradienten aufzubauen
Glucosetransporter im Gehirn
GLUT1 (SLC2A1) -> Carrier und Uniport
Energie kommt vom Glucosegradienten
Wie kann der Co Tranport von Glucose und Na+ in vitro getestet werden?
Man gibt Membran-Vesikel in eine Natrium/Glucose Lösung
Danach reinigt man die Vesikel auf und misst die Konzentration der beiden Stoffe
Um zu zeigen, dass der Transport Natrium abhängig ist, kann man einfach das Natrium weglassen
Aminosäuretransport
vorwiegend im Dünndarm
Es gibt unterschiedliche Transporter für verschiedene Gruppen von Aminosäuren (kationisch, anionisch, neutral)
Sekundär aktiver Transport (Natrium Symporter)
Uniporter
Symporter für Di- und Tripeptide
Sekundär aktiver Transport für AS
Natrium Symporter
Für Großteil der AS
EAAT1 -> Glutamin
Y(+)LAT1 -> transportiert kationische und neutral Aminosäuren
CAT-1 -> Kationische Aminosäuren
Uniporter für AS
Ry+LAT1 -> passiver Transporter für basische Aminosäuren
Antiporter für AS
rBAT -> tertiär aktiv
tertiär aktiver Transport durch PepT1 und PepT2
Antrieb ist ein Na+ / H+ Antiporter (NHE3, sekundär aktiv) basierend auf dem Na+ Gradienten durch die Na+ / K+ Pumpe
Kann Stoffe wie Penicillin transportieren (viele Arzneimittel haben ein Peptidgerüst, über welches sie Aminosäuretransporter nutzen können, Bsp: ACE Inhibitoren, Prodrugs)
LADME – Grundprinzip der Biopharmazie
Liberation: Freisetzung des Wirkstoffs aus der Arzneiform am Applikationsort
Absorption: Aufnahme in das Gewebe (Lymph- und Blutbahn)
Distribution: Umverteilung in die Körpergewebe
Metabolismus: Umwandlung des Arzneistoffs
Exkretion: Ausscheidung aus dem Körper
Einteilung in Invasion / Anfluten (LAD) und Elimination / Abfluten (ME)
Liberation (LADME)
Freigabe des Wirkstoffs aus der Arzneiform am Applikationsort
Spielt besonders eine Rolle bei festen Darreichungsformen (Kapseln, Tabletten, Zäpfchen)
Desintegration der Arzneiform und anschließende Desaggregation in kleine Partikel aus Wirkstoff und Hilfsstoff -> Auflösung des Arzneistoffs in Lösungsmittel am Applikationsort (Dissolution) -> Absorption
kann auch kontinuierlich abgegeben werden
Wovon hängt die Löslichkeit eines Wirkstoffs ab?
Eigenschaften des Wirkstoffs:
Ladung
Salzform
Lipophilie
Polarität
pKa-Wert (je niedriger desto stärker die Säure)
Teilchengröße
Benetzbarkeit
Solvatbindung
Komplexbildung
Gastrointestinales Milieu
Verdauungssaft, Galle, pH-Wert
aber auch ob der Wirkstoff mit oder ohne Essen aufgenommen wurde
Verschiedene Salze haben unterschiedliche Auswirkung auf die Löslichkeit
Bsp. Penicillin V (nur Stoffe die sich schnell lösen werden zeitnah absorbiert)
Verteilungskoeffizient
Maß für die Polarität / Hydrophilie -> je höher, desto besser die Löslichkeit in Medium A
Klassifizierung von Löslichkeit
Referenz ist eine maximale Dosis in einer schnell freigebenden Darreichungsform
Als gut lösbar gelten Stoffe, die sich in 250 ml oder weniger bei pH 1-7.5 lösen
Bei saurem pH (0.1 N HCL, künstlicher Magensaft ohne Enzyme, pH 4.5 Puffer)
-> mind. 85% des Wirkstoffes muss sich in 30 min lösen
Bei basischem pH (künstlicher Darmsaft ohne Enzyme, oder pH 6.8 Puffer)
Wie werden der Zerfall, die Auflösung und die Löslichkeit geprüft in vitro?
Geschlossene Systeme:
Bechermethode, Drehkörbchenmethode, Blattrührermethode
Aber: Unphysiologisch, da die Lösungsmittelmenge variabl ist und man keine konstante Durchmischungsintensität hat
Offene Systeme:
Durchflussmethode
Ähnliche Auflösungsbedingungen wie in vivo
Flüssigkeitsstrom von ca 40-80 ml/min
Absorption/Resorption (LADME)
Aufnahme des Arzneistoffs aus dem Außenmilieu in die Blut- oder Lymphbahn
Schleimhäute besonders gut für Stoffaufnahme (haben keine lipiddurchsetzte Hornschicht (größte Barriere) -> stattdessen wässrige, schleimartige Grenzphase, die von lipophilen Stoffen leicht überwunden werden kann)
natürliche Organe der Stoffaufnahme: Dünndarm, Lungenalveolen (gute, große Adsorptionsflächen, gute Durchblutung) -> gastrointestinale Gabe bevorzugt
perorale Applikation: gut handhabbar (kann Patient selbst machen), günstig, gute Plasmaprofile durch ausgedehnten Absorptionsprozess, noch besser durch Depotarzneiformen mit verzögerter Freigabe
Absorptionsbestimmende Faktoren: anatomische-physiologische Bedingungen am Absorptionsort (Fläche, Durchblutung, Beschaffenheit (vgl. Schleimhaut/Haut), pH), Stoffeigenschaften (Lipophilie, Löslichkeit,...)
pH-Verteilungshypothese: nicht ionisierte, ungeladene Arzneimittelform wird bevorzugt absorbiert
Mechanismen der Wirkstoffresorption
Nutzung von Transfer und Diffusionsprozessen durch Gewebe und Gefäßmembranen am Aborptionsort
Passiver Transport
Aktiver Transport
Konvektive Resorption durch Poren
Ionenpaarresorption
Zytotische Mechanismen (Pinozytose, Endozytose)
Was passiert bei der peroralen Gabe eines Medikament?
Nach der Freisetzung aus der Darreichungsform findet die Resorption im Magen und zum größten Teil im Dünndarm statt
Zunächst erfolgt die Passage durch die Schleimhautzellen (Mukosa) in das venöse System des Magen-Darm-Trakts und dann wird der Wirkstoff über die Pfortader in die Leber transportiert
Die erste Leberpassage nennt man auch den First Pass Effekt, wo die Bioverfügbarkeit maßgeblich reduziert werden kann, indem der Wirkstoff bereits chemisch verändert werden kann, noch bevor er systemisch im Organismus verteilt wurde
Nach der Leberpassage wird der Wirkstoff systemisch im strömenden Blut im Körper verteilt
Vorteile der peroralen Gabe
Gut handhabbar und günstig
Gute Plasmaprofile durch den ausgedehnten Absorptionsprozess
Noch bessere Profile durch Depotarzneiformen mit verzögerter Wirkstofffreisetzung
Welche Faktoren bestimmen allgemein die Absorption?
Anatomisch physiologische Bedingungen am Absorptionsort
Fläche, Durchblutung, Beschaffenheit (Haut vs Schleimhaut)
pH (Verteilungsprinzip), Stoffeigenschaften (Lipophilie, Löslichkeit)
physiologische Faktoren der Arzneistoffresorption im Gastrointestinaltrakt
physiologische Faktoren der Arzneistoffresorption im Gastrointestinaltrakt:
spezielle Faktoren: pH (Ort, Inhalt), Enzyme, Volumeninhalt, Verweilzeit, Komplexbildner, Emulgatoren, Viskosität des Inhalts, lokale Durchblutung
allgemeine Faktoren: Art- und Menge der Nahrungs, Genuss-, und Arzneimittel, Geschlecht, Alter, Gewicht, Größe, Gesundheit, Genetik/Rasse, Milieu/Umwelt, Applikationszeit (Biorhythmus)
pH-Verteilungsprinzip nach Brodie
Besagt, dass nicht ionisierte, ungeladene Arzneiformen bevorzugt absorbiert werden
Die Gastrointestinalmembran wirkt als Lipoide Sieb Barriere
Saure Arzneimittel werden bevorzugt im Magen resorbiert
Basische Arzenimittel im Darm
Über welche organe können Wirkstoffe absorbiert werden?
Schleimhäute
Magen
Dünndarm
Dickdarm
Rektum
Mundhöhle
Auge
Lunge
Nase
Muskel
Vagina
Haut
Wirkstoffabsorption über Schleimhäute
Sehr geeignet für Wirkstoffaufnahme, da sie im Gegensatz zur Epidermis keine lipiddurchsetzte Hornschicht besitzen (diese ist normalerweise die größte Barriere)
Besitzen wässrige, schleimartige Grenzphase, die leicht von lipophilen Stoffen überwunden werden können
Wirkstoffabsorbtion im Magen
Absorption von schwachen Säuren und Neutralstoffen
„Basenfalle“ -> Basen sind hier aufgrund des niedrigen pHs (1-3) protoniert und können nicht absorbiert werden -> reichern sich an, relativ geringe Absorptionsfläche
Magensäure wird im Zwölffingerdarm durch Natriumhydrogencarbonat aus der Bauchspeicheldrüse und durch Gallenflüssigkeit neutralisiert
Was machen Prostaglandine im Magen?
Für die Stimulation von Magenschleimhautbildung und Freisetzung von Natriumhydrogencarbonat werden Prostaglandine benötigt
-> Prostaglandine werden durch die Cyclooxygenase (COX) aus Arachidonsäure hergestellt
-> daher schadet Ibuprofen (COX Hemmer) dem Magen
-> Natriumhydrogencarbonat neutralisiert Magensäure
Was machen Irreversible Protonenpumpeninhibitoren im Magen?
Irreversible Protonenpumpeninhibitoren wie Omeprazol/Pantoprazol können den pH auf 4-5 erhöhen (normal ist 1-3) -> Anwendung bei der Refluxkrankheit
Wirkstoffabsorption im Dünndarm
wichtigster Absorptionsort mit riesiger Oberfläche (200 m^2) durch Falten, Zoten, Mikrovilli
Zoten sind stark verzweigtes, arterielles und venöses Blutgefäßnetzwerk und ein zentrales Lymphgefäß dicht unter der Epithelzellenschicht
Resorption von lipophilen Stoffen, die im Magen unlöslich sind
relativ langsame Passage (6-8h)
relativ hoher pH (6.5-8) -> direkt an der Darmwand sorgen Na+/H+ Antiporter für einen niedrigeren pH-Wert -> dennoch werden Basen absorbiert durch Diffusion, Endozytose und Transporter (SLC, ABC, Carrier)
Wirkstoffabsorption im Dickdarm
nach peroraler Gabe erreichen nur schlecht absorbierbare Stoffe den Dickdarm
nach rektaler Applikation erfolgt die Absorption ausschließloch im Dickdarm (-> Umgehung der Leber!)
Absorption über hydrophile Poren, v.a. Wasser und Salze werden hier resorbiert
Absorptionsprofil ist langsamer steigend und hat ein längeres Plateau
pH ~ 7,5-8
Wirkstoffabsorption über Rektum
Wird bevorzugt bei Gastrointestinal Beschwerden angewandt
Vermeidung des First Pass Effekts in der Leber
Wichtige Resorptionsfaktoren: Flüssigkeitsmenge (1-3 ml) und pH 7.2-7.4
Im Vergleich zur oralen Gabe ein langsameres Anfluten aber längere Plateauphase
Resorption hauptsächlich durch passive Diffusion
Wirkstoffabsorption in Lunge
sehr große, stark durchblutete Absorptionsfläche
geeignet für die pulmonale Gabe von Gasen, Dämpfen und Inhalationsaerosolen
schnelle Absorption und Elimination
lipophile Moleküle können durch Lipidbarriere
langsame Diffusion von hydrophilen Molekülen durch wassergefüllte Poren
wenig Carrier-vermittelter Transport und Endozytose
subkutane/intramuskuläre Absorption
Umgehung des GIT und der primären Leberpassage (direkter Kontakt mit Blut- und Lymphgefäßen)
langsames Anfluten (LA) durch langsames Auflösen des Arzneistoffs
Applikation von hydrophilen, hochmolekularen Arzenistoffen die in GIT nicht/kaum resorbiert werden würden
Liberationssteuerung durch Depotpräparate
Nachteile: lokale Reizungen, aufwendig (Injektion)
nasale Absorption
Alternative zur Injektion, für niedermolekulare Peptidpharmaka
Nase besitzt eine dünne Schleimhaut
Wird verwendet wenn orale Gabe aufgrund des First Pass Effekts nicht möglich ist
vaginale Absorption
Umgehung der primären Leber-Passage
Einfluss des pK-Werts auf die Resorption in Magen / Darm
kutane Absorption
hohe Barriere durch Hornhaut, langsame Penetration, v.a. lokale Anwendung
kutan -> über Haut
In-Vitro Modelle zur Bestimmung der AM Absorption
Lipid-Bilayer (Liposomen)
Ermöglicht nur die Bestimmung der passiven Diffusion
Verteilungskoeffizient zwischen wässriger Phase und Lipidphase
Membran-Vesikel
Vesikel können durch Dichtegradienten-Zentrifugation aus Geweben isoliert werden
Ermöglicht Bestimmung von aktiven Transportmechanismen
Schwer für lipophile Arzneimittel wegen der hohen Bindungsaffinität an die Membran
umgestülpte Säcke („everted sacs“)/Eingeweidegewebe:
z.B. Mausdarm umstülpen -> Darmlumen außen
Bindungs- und aktive Transportstudien möglich
Nachteile: Spezies-Differenzen, absterbendes Gewebe ist nur ca. 24h nutzbar
Monolayermodelle:
aktiver und passiver Transport, Metabolismus und Membranbindung können evaluiert werden
HT-29 Zellen
CaCo-2 Zellen
Darmschleimhaut-Produktion
wachsen auf Filter mit der „Blutseite“ unten
Nachteil: undichter Monolayer
aus Kolonkarzinom
wachsen auf Filter mit der „Lumenseite“ nach oben
AM wird oben auf Mikrovilli gegeben und Konzentration wird unten gemessen
Vorteil: Transport in beide Richtungen messbar, hohe P-gp-Expression
Messung der Affinität des Arzneimittels zu P-gp -> viele Substrate des Proteins zeigen eher einen gerichteten Transport in die apikale Richtung
Dichtigkeit der Monolayer kann mit Stoffen validiert werden, die selten durch Transporter transportiert werden (Mannose, Dextrane, Sucrose)
Validierung erfolgt auch mit Substanzen, bei denen der Papp Wert (Permeabilitätskoeffizient) schon bekannt ist (Methotrexat, Propanolol-Hydrochlorid, Testosteron)
Distribution (LADME)
Arzneistoff wird mit Blut schnell in die verschiedenen Kapillargebiete transportiert und breitet sich von dort v.a. durch passive Diffusion (Lipid- /Porendiffusion), Filtration durch die Kapillarwände (konvektiver Transport) aber auch durch carriervermittelte und aktive Transportmechanismen in den angrenzenden Geweben aus
ideal: höchste Konzentration am gewünschten Wirkort -> aber realisierbar sind eher spezifische Wechselwirkungen als spezifische Anreicherung
„drug targeting“: Versuch Verteilung zu beeinflussen -> z.B. Liposomen mit Antikörper welche speziell von Zielzellen erkannt und per Endozytose aufgenommen werden
Verteilungsräume: Blutkreislauf, Flüssigkeitsräume, Bindegewebe
Maß für die hydrophilie eines Stoffes
Verteilungsvolumen
Beschreibt die Verteilung des Arzneistoffs zwischen Plasma und Gewebe (L/kg)
Verhältnis Gesamtmenge des Medikaments und Plasmakonzentration des Medikaments
Lipophile Wirkstoffe haben meist ein großes Verteilungsvolumen
Entspricht dem fiktiven Volumen, was eingenommen werden würde, wenn sich ein Arzneistoff in gleicher Konzentration im Plasma verteilen würde (Reine Rechengröße)
Verteilungsprizipien
je nach Eigenschaften des Arzneistoffs verteilt sich dieser entweder nur im
Plasma (z.B. wenn lipidunlöslich und größer als Poren der Kapillarwände)
im gesamten Extrazellulärraum (Plasma, interstitieller und transzellulärer Raum)
oder im extra- und intrazellulären Raum
Verteilungsbestimmende Faktoren bei Distribution
Permeabilität der Kapillaren
Kapillarisierung und Durchblutung der Organe und Gewebe
Beschaffenheit des Interzellularraums
Eigenschaften der Zellmembran
pH-Verhältnisse
Bindung an Plasma- und Gewebeproteine
Speicherung durch hohe Lipidlöslichkeit und Affinität zu Biostrukturen und aktiven Transportern
Morphologie der Blut-Hirn-Schranke
Hirnkapillaren (Endothelzellen ohne interzelluläre Lücken („tight junctions“), sehr eng gepackt) umgeben von dicker Basalmembran und dichter Hülle aus Endfüßen der Astrozyten
Blut-Hirn-Schranke wird benötigt, weil das Gehirn eine gleichbleibende Ionenhomöostase braucht
Transport über die Blut-Hirn-Schranke
überwiegend transzelluläre Transportwege
Carriertransport von physiologischen Elektrolyten, Stoffwechselprodukten, Körperbausteinen (AS), Hormonen
in Endothel-/Epithelzellen sind viele Transporterproteine -> erleichterte Diffusion und aktiver Transport von verschiedenen Substraten durch SLC- und ABC-Transporter
organische Anionentransporter (OAT, OATP) an der luminalen (zum Blut) und abluminalen (zum Hirn) Membran
ABC-Transporter (P-gp, MRP (1,5), MXR) an der luminalen (zum Blut) Membran -> maßgeblich für die Barriere-Funktion veranwortlich -> Schutzfunktion durch Ausschleusen von Fremdsubstanzen
Transzytose/rezeptorvermittelte Endocytose ebenfalls benutzt um BHS zu überwinden
für hydrophile oder ionisierte Arzneistoffe ist BHS undurchlässig
Trick: Konjugation, sodass es reinkommt mit einem anderen Transporter, aber nicht wieder raus, weil es im Hirn verstoffwechselt wird (Bsp. Antikörper gegen den Transferrin Rezeptor, Transferrin für Eisentransport)
Wirkstoffe mit hoher Lipophilie -> niedrige Plasmalöslichkeit und hohe Affinität zu Plasma- und Gewebeproteinen führen zu Anreicherung in Fettgewebe aber nicht im Gehirn
Wann / wo liegt eine erhöhte Permabilität der BHS vor?
bei Fötus und Neugeborenen -> BHS noch nicht voll entwickelt -> erhöhtes Risiko für Eindringen von neurotoxischen Substanzen
bei Entzündung, Tumore, Bestrahlung
durch bestimmte Substanzen (Harnstoff, Ethanol, Chlorpromazin (Psychopharmaka))
Epilepsie
Die Erfolgsrate einer Monotherapie sinkt mit der Zahl der Therapiezyklen (50% -> 13% -> 4%)
Überwindung / Modulation der Blut-Hirn-Schranke
Direkte Hemmung der Transporter Aktivität durch spezifische Inhibitoren (Bsp. Valspodar – Cyclosporin D-Derivat, hemmt P-gp)
Vektor-gekoppelte Darreichungsformen-/Systeme: Selektivität für die Blut-Hirn-Schranke, Umgehung von ABC-Proteinen
Nanopartikel (PCBA), wird die Oberfläche mit Tween modifiziert, können die Nanopartikel durch die Blut-Hirn-Schranke
Bsp. Itraconazol, wird bei systemischen Mykosen eingesetzt ist aber scher hirngängig -> mit Hilfe kolloidaler Träger kann es im Hirn wirken (verbesserter Effekt und bessere endotheliale Aufnahme durch Oberflächenmodifizierung)
Blut-Liquor-Schranke
Schranke zwischen Blut und Zerebrospinalflüssigkeit
im Bereich, in dem Zerebrospinalflüssigkeit gebildet wird relativ dicht
Austausch zwischen Zerebrospinalflüssigkeit und Hirngewebe über Ependym (-> hohe Permeabilität)
basolaterale Membran (zum Blut): MRP raus, OATP (Organic Anion Transporting Polypeptide) rein
apikale Membran (zum Liqour): MRP und P-gp rein, OATP und OAT (Organo-Anion-Transporter) raus
„restriktive Diffusion“: Filtration aus dem Liqour in venöses Blut über
Arachnoidalvilli
Zyklisch pharmakokinetische Prozesse (welche 3 gibts?)
Glomeruläre Filtration/tubuläre Reabsorption
Enterohepatischer Kreislauf
Gastroenterohepatischer Kreislauf
nahezu vollständige Reabsorption der glomerulär gefilterten lipohilen Stoffe in den Nierentubuli:
Blut -> glomuläre Filtration -> Nierentubuli -> usw. (Substanzen können erst nach Biotransformation zu weniger lipophilen Metaboliten aus Kreislauf entfernt werden)
Zirkulieren bestimmter Substanzen im Körper von Säugetieren zwischen Darm, Leber und Gallenblase
Kreislauf von Substanzen vom Darmkanal ( entero) zur Leber ( hepatisch) und über die Galle wieder zurück zum Darm
Lipophile Substanzen gelangen über Galle in den Darm -> Reabsorption -> Pfortader -> Leber -> Galle -> usw.
schwache Basen im Blutplasma können bei ausreichender Lipidlöslichkeit in den Magen diffundieren -> „Basenfalle“ da stark sauer -> Anreicherung im Magensaft -> Dünndarm -> Absorption -> Pfortader -> Leber -> Blut -> usw.
Wieso werden Stoffe metaboliert?
Fremdstoffe werden biotransformiert/verändert um sie besser ausscheiden zu können
Ziel: Erhöhung der Hydrophilie/Wasserlöslichkeit
hydrophile Substanzen können die Lipidbarriere nicht mehr überwinden und werden daher schlecht wieder vom umgebenden Gewebe aufgenommen
Rückresorption in der Niere ist im Vergleich zu lipophilen Stoffen deutlich langsamer, sodass hydrophile Stoffe schneller ausgeschieden werden
Lipophile Wirkstoffe werden einfacher rückresorbiert (Niere und enterohepatischer Kreislauf) und dafür nicht so einfach ausgeschieden
Verhinderung der tubulären (Stoffe aus dem ultrafiltriertem Primärharn) und enteralen (Darm) Reabsorption nach dem Übergang aus der Galle
Was ist der first-pass-Effekt?
schnelle Metabolisierung auf dem Absorptionsweg oder bei der ersten Leberpassage senkt die Bioverfügbarkeit und Wirkung stark
Ausnutzen des first-pass-Effekts mit Prodrugs welche zunächst aktiviert werden müssen
Der First-Pass-Effekt beschreibt die Umwandlung eines Arzneistoffes während dessen erster Passage (engl. first pass) durch die Leber. Durch die dabei stattfindende biochemische Umwandlung (Metabolisierung) kann ein wirksamer oder unwirksamer Metabolit entstehen
WElches ist das Haupttransformationsorgan? Wieso?
Leber
Größte Drüse des Körpers
stark durchblutet:
hier findet Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel statt
Biosynthese von Proteinen und Lipoproteinen des Blutplasmas, Cholesterol und Gallensäure
Schutzfunktion:
Blut aus dem GIT gelangt über Pfortader zur Leber -> Biotransformation -> dann erst Einspeisung in den systemischen Kreislauf -> Schutz vor gefährlichen Fremdstoffen
Welche Biotranformationsenzyme gibt es?
breites Enzymspektrum in Hepatozyten
Cytochrom b5 -> Leitenzym der Mikrosomenfraktion, NADH-Reduktase (in ER-Membran)
Cytochrom P450-abhängige Enzyme -> Monooxygenasesystem, Epoxidhydrolase und UDP-Glucuronyltransferase (in ER-Membran)
N-Acetyltransferase, Amidasen, Glutathion-S-Transferasen, Methyltransferasen, Sulfotransferasen, Xanthinoxidasen (alle zytosolisch)
Welche Transportsysteme gibt es in Hepatozyten?
Diffusion/Filtration
Transporter (geringe Substratspezifität und uneinheitliche Transportrichtung)
Basolaterale Transporter, die auf der Blutseite exprimiert werden und in die Hepatozyten hineintransportieren:
NTCP -> Natrium Taurocholate Cotransporting Polypeptide (Wiederaufnahme Gallensäuren)
MBAT -> Multispecific bile acid transporter
SAT -> Sulfate Anione Transporter
Basolaterale Transporter, die in beide Richtungen transportieren:
OATP -> Organic Anion Transporting Polypeptide
OAT -> Organic Anion Transporter
OCT -> Organic Cation Transporter
Basolaterale Transporter, die exportieren:
MRP -> Multidrug Resistance Related Protein
Canaliculäre Membran (Canaliculi sind Gänge in der Leber, in der Galle gesammelt wird):
MOAT -> multispezifischer organischer Anionen-Transporter
P-gp -> ABC Transporter
GS-X-T -> Glutathiontransporter
Cytochrom P-450
Schlüsselenzym der Biotransformation
Hämproteine mit enzymatischer Aktivität (Oxidoreduktasen)
Gruppe von hämhaltigen Enzymen (viele Isoformen), die hautsächlich Monooxygenierungen katalysieren (Binden, Aktivieren und Übertragen eines Sauerstoffs)
𝑅 − 𝐻 + 2𝑒− + 2𝐻+ + 𝑂2 → 𝑅 − 𝑂𝐻 + 𝐻2𝑂 (mit Hilfe von NADPH+H+)
hauptsächlich in der Leber, aber auch in Darm, Niere, Lunge und Haut
Enzym für Sauerstoffübertragung und Co-Enzym für Elektrone Übertragung auf Häm-Eisen-System
Ziel: hydrophobe Stoffe wasserlöslich und damit ausscheidbar zu machen
Hauptaufgabe ist der oxidative Abbau von körpereigenen und –fremden Substanzen durch Sauerstoffübertragung (Monooxygenase/Oxidoreduktase), zudem Beteiligung an der Biosynthese von Steroiden, Prostaglandinen und Retinoiden
Hemmung von Cytochrom P-450
Chinidin (Antiarrhythmikum, hemmt CYP2D6),
Grapefruitsaft (hemmt CYP3A4),
Ritonavir (HIV-Proteaseinhibitor, hemmt CYP 3A4, 2D6, 2C9, 2C19 -> induziert auch P-gp!),
Cimetidin (ein H2 Rezeptor Hemmer)
Valspodar (Cyclosporin-D Derivat)
Induktion von Cytochrom P-450
Johanniskraut (induziert CYP3A4)
Rifampicin (induziert CYP 2C19, 3A4, 2D6)
Aryl-Hydrocarbon-Rezeptor
Phase-1-Reaktionen
Bei den durch Arzneimittel metabolisierende Enzyme katalysierten Biotransformationsreaktionen wird im menschlichen Organismus zwischen Phase-1- und Phase-2-Reaktionen unterschieden.
Phase-1-Reaktionen sind Funktionalisierungsreaktionen. Sie führen funktionelle Gruppen (zum Beispiel eine Hydroxylgruppe) in das unpolare Molekül ein oder legen entsprechende funktionelle Gruppen frei.
Entstehung eines polaren Metaboliten
Oxidation, Reduktion, Hydrolyse, Hydratisierung, Isomerisierung
oft ausreichend für die renale Ausscheidung
katalysiert durch Cytochrom P-450 Isoenzyme, Alkoholdehydrogenasen (Oxidation), Aminoxidasen (Oxidation), Aldehydreduktasen (Reduktion), Ketoreduktasen (Reduktion), Esterasen (unspezifische Spaltung von Estern, Amiden, Imiden, Peptiden und Glykosiden)
Phase-2-Reaktionen
Phase-2-Reaktionen sind Konjugationsreaktionen, bei denen funktionelle Gruppen mit sehr polaren, negativ geladenen endogenen Molekülen (zum Beispiel Glukuronsäure) gekoppelt werden.
zu 90-95% in der Leber
Glucoronidierung (Erhöhung der Wasserlöslichkeit (-> starke Säure die bei physiologischem pH ionisiert ist), Glucuronyltransferase)
Acetylierung (Senkung der Polarität, Acetyltransferase)
Sulfatisierung (Sulfotransferase)
Glutathion-Konjugation (Glutathiontransferase)
Methylierung (Methyltransferasen)
Konjugationspartner muss aktiviert sein (außer bei Glutathion)
leichtere renale und biliäre Ausscheidung (-> erhöhtes
Molekulargewicht)
Pharmakogenetik von Cytochrom P-450
14 humane Familien
Cytochrome P-450 = CYP
CYP 1,2 und 3 sind für Fremdstoffmetabolismus verantwortlich
CYP 1A2, 2C und 3A4 machen ca. 50% im Körper aus
CYP3A4 wichtigstes Isoform -> metabolisiert ~ 50% aller Arzneimittel
Mutationen können Metabolisierungsgeschwindigkeit beeinflussen:
2 gesunde Allele -> „extensive metabolizer“,
1 gesundes Allel -> „intermediate metabolizer“ (verstärkte NW, Prodrugs werden nicht ausreichend aktiviert),
2 defekte Allele -> „poor metabolizer“ (toxische NW, Prodrugs unwirksam da nicht aktiviert)
single nucleotide polymorphisms“ und Genamplifikationen führen zu Polymorphismen:
CYP2D6 -> mehr als 50 bekannte Mutationen -> „poor metabolizer“ (mehr NW) oder „ultra rapid metabolizer“ -> spielt bei mehr als 30 Arzneistoffen eine Rolle (z.B. Antiarrhythmika, Betablocker, Antipsychotika, Antidepressiva, Opioide);
CYP2C19 -> 2 Allelvariationen (homozygot) führen zu fehlender Enzymaktivität -> „poor metabolizer“ -> spielt bei Protonenpumpnehemmern, Antiepileptika, Antidepressiva und Malariamitteln eine Rolle
Welche Möglichkeiten zur Exkretion von Arzneistoffen gibt es?
renale Ausscheidung mit dem Harn
biliäre Ausscheidung mit dem Kot
intestinale Ausscheidung: Übertritt von Substanzen aus der Blutbahn in den Darm -> sehr selten, bei Schwermetallen
pulmonale Auscheidung über die Atemluft: Exkretion flüchtiger Substanzen wie z.B. Inhalationsnarkotika, ätherische Öle mit der Alveolarluft
Renale Ausscheidung (mit dem Harn) (Wie verläuft es?)
Niere als wichtigstes Organ der Flüssigkeitsausscheidung
glomuläre Filtration (in der Niere): Abfiltrieren des Primärharns -> weitgehend proteinfrei, enthält aber Arzneistoffe
Tubuläre Sekretion: aktiver Transport des Harn in das Tubuluslumen durch ABC-Transporter (MDR, MRP) und OCTs/OATs
tubuläre Reabsorption: Arzneistoffen und Ionen können durch passive Diffusion oder Carrier-vermittelten Transport (OCT, OAT) wieder ins Blut rückresorbiert werden
Biliäre Ausscheidung mit der Galle und dem Kot
mit der Gallebildung und –ausscheidung gekoppelt, aktive Sekretion konjugierter Gallensäuren, Bilirubin- Diglucuronid-Verbindungen durch MRP, MDR und cMOAT
aktive Na+-Reabsorption -> Wasserrückstrom ins Blut -> Eindickung der Galle
Lipophile Substanzen können über den enterohepatischen Kreislauf wieder rückresorbiert werden
Maximale renale exkretorische Clearance
650 ml / min
Bilirubin
Bilirubin ist ein gelbes Abbauprodukt vom Häm-Anteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobins
In der Leber wird Glucoronsäure an Bilirubin angehängt, damit ein wasserlöslicher Komplex entsteht
Hämoglobinabbau beim Bluterguss:
Anfangs rot (Blut) -> blau (Blut in sauerstoffarmer Region) -> braun (Entstehung von Choleglobin/Verdoglobin) -> grün (Biliverdin) -> gelb (Bilirubin)
Gelbsucht (Ikerus)
Entsteht bei zu viel Bilirubin
häufig bei Neugeborenen, da die Glucuronyl-transferaseaktivität bei Geburt nur bei 1% liegt
Erythrozyten haben eine verkürzte Lebensdauer -> Häm muss abgebaut werden
Es besteht die Gefahr eines Kernikterus durch Ansammlung von Bilirubin (Schädigung des ZNS durch den Überschuss)
Bilirubin kann sich nämlich in den Basalganglien des Gehirns ablagern, da die Blut-Hirn-Schranke bei Babys noch sehr durchlässig ist
Therapie: Phototherapie (450-475nm) -> entfernt das Bilirubin aus der Haut, indem es zu löslichem Lubirubin umgewandelt wird
Ikterus kann auch bei Menschen mit eingeschränkter Leberfunktion auftreten (Hepatitis, Diabetes)
Pharmakodynamik (Definition)
Wirkung von Arzneistoffen im Organismus -> Mechanismus, Ort, Stärke, Wirksamkeit
Wirkmechanismen der Pharmakodynamik
zelluläre Wirkorte: Proteine in der Zellmembran (G-Protein gekoppelte Rezeptoren, Rezeptoren mit Enzymaktivität, Ionenkanäle, Transporter), im Zellkern (Transkritptionsregulierung), Enzyme im Cytoplasma, Strukturproteine
Rezeptortheorie: Bildung eines Rezeptor-Liganden-Komplex am Wirkort -> Reiz/Effekt
Agonisten (+) und Antagonisten (-), verschiedene Untergruppen (partiell, kompetitiv, allosterisch)
Sättigungsphänomen (vgl. Michaelis-Menten-Kinetik)
Michaelis-Menten-Kinetik
𝐸 = (𝐸𝑚𝑎𝑥∗[S]) / (𝐾𝑚+[S])
𝑣 = 𝑣𝑚𝑎𝑥∗[S] / (𝐾𝑚+[S])
Michaelis-Menten-Konstante KM entspricht der Substratkonzentration, bei der die Hälfte der Enzyme mit einem Substrat besetzt sind / die Hälfte der maximalen Reaktionsgeschwindigkeit erreicht ist
Einheit des KM-Werts: mol/L
Ein niedriger KM-Wert bedeutet, dass die Affinität zwischen Enzym und Substrat hoch ist.
Pharmakodynamik: Dosis-Wirkungs-Kurve / Konzentrations-Wirkungs-Kurve
Zusammenhang zwischen der verabreichten Dosis einer Maßnahme und der daraus resultierenden Wirkung
bestimmte Dosis führt abhängig von den pharmakokinetischen Eigenschaften einer Substanz zu einer bestimmten Konzentration im Blut -> bestimmte Wirkung
Konzentrations-Wirkungs-Kurve: Ausschalten pharmakokinetischer Einflüsse -> bessere Quantifizierbarkeit von Vorgängen auf molekularer Ebene -> Quantifizierung von Bindung und Wirkung -> Bestimmung des Maximaleffekts (intrinsische Aktivität/Wirkstärke), Wirksamkeit = Konzentration die für bestimmten Effekt nötig ist (entweder 50% oder Konzentration am Kurvenwendepunkt)
Therapeutische Breite
Abstand zwischen der therapeutischen Dosis und einer Dosis, die zu einer toxischen Wirkung führt. Ein Arzneimittel ist umso sicherer, je größer die therapeutische Breite ist. (a=therapeutische Wirkung, b=Nebeneffekt, c=letale Effekte)
ED50: Dosis, bei der bei 50% der Individuen der gewünschte Effekt eintritt
LD50: Dosis, bei der bei 50% der Individuen tödliche NW auftreten
Therapeutischer Quotient gilt nur, wenn die Kurven parallel verlaufen. Sonst: LD25 / ED75
Bsp.: ASS (Acetylsalicylsäure) -> verschiedene therapeutische Fenster da verschiedene Rezeptoren angesprochen werden -> unterschiedliche NW werden je nach Erkrankung angenommen (Magenblutungen bei Schmerzbehandlung nicht annehmbar, bei rheumatischem Fieber schon)
Pharmakokinetik
Gesamtheit aller Prozesse, denen ein Arzneistoff im Körper unterliegt. Dazu gehören die Aufnahme des Arzneistoffes (Resorption), die Verteilung im Körper (Distribution), der biochemische Um- und Abbau (Metabolisierung) sowie die Ausscheidung (Exkretion) -> LADME (before Absorbation, Liberation)
beschreibt was mit dem Arzneistoff nach Gabe im Körper passiert
beschreibt den zeitlichen Verlauf von Wirkstoffkonzentrationen und ihrer Metaboliten in den verschiedenen Kompartimenten des Körpers
aus Primärdaten wie Konzentrationsverläufen in Blutplasma (zentrales Kompartiment) und Urin (Problem hier: auch Ausscheidung über Galle, Leber) können Modelle entwickelt werden
Verschiedene Messkompartimente der Wirkstoffkonzentration im Körper
absolute Konzentration messbar in: Blut, Speichel, Muttermilch (vor Sekretion), Gelenkflüssigkeit, Gewebe, Atem
kumulative Konzentration messbar in: Harn, Fäzes, Schweiß, Muttermilch (nach Sekretion), Galle
Formel für Wirkstoffkonzentration
Wirkstoffkonzentration: 𝑐 = 𝑐0 ∗ 𝑒^−𝑘𝑡
0
Wirkstoffelimination (Formeln)
Hepatische und renale Elimination verlaufen exponentiell
Eliminationshalbwertszeit = Plasmahalbwertszeit: Zeit, in der die Konzentration auf die Hälfte abfällt
t1⁄2 = ln2 / kel
Eliminationsgeschwindigkeitskonstante: kel = Cl / V
Cl = Clearence (fiktives Volumen, das pro Zeiteinheit vollständig vom Wirkstoff befreit wird), V = Verteilungsvolumen
Verteilungsvolumen: V = Gesamtmenge Medikament / Plasmakonzentration Medikament
experimentelle Bestimmung der Eliminationsgeschwindigkeitskonstanten k: log c (Konzentration) gegen Zeit t auftragen -> aus der Steigung kann k bestimmt werden
Bioverfügbarkeit (Definition)
Anteil eines Wirkstoffes, der unverändert im Blutkreislauf systemisch zur Verfügung steht
Sie gibt an, wie schnell und in welchem Umfang der Stoff aufgenommen (resorbiert) wird und unverändert am Wirkort zur Verfügung steht
Hängt von der Liberation und Absorption ab
Wird normalerweise im Blut gemessen und ist der Wirkstoff im Blut nach Resorption und erster Leberpassage
Bei intravenöser Gabe (i.v.) beträgt die Bioverfügbarkeit genau 1
Berechnung Bioverfügbarkeit
Produkt aus der absorbierten Fraktion (fa) und systemisch verfügbarer Fraktion (ffp) im Zirkulationssystem nach der ersten Leberpassage
Der First Pass Effekt (fp) kann die Bioverfügbarkeit nach extravasaler Gabe verringern oder der Wirkstoff kann unvollständig absorbiert werden
Relative Bioverfügbarkeit
Referenz: gleicher Applikationsweg
Vergleich von 2 Darreichungsformen -> Tablette vs. Lösung
Man bestimmt die Plasmakonzentrations-Zeit Kurve des Test- und Standardpräparates
Die relative Bioverfügbarkeit ist das Verhältnis der Flächen unter der Kurve (AUC – area under curve)
Annahme: Dosis und Clearance für Test- und Standardpräparat sind gleich
Absolute Bioverfügbarkeit
Referenz: i.v. Injektion
Vergleich einer Darreichungsform mit einer i.v. Applikation
Kann durchgeführt werden, wenn die AUC für eine bestimmte Dosis bei i.v. Applikation bekannt ist
Auch hier wird angenommen, dass die totale Clearance gleich ist
Ist die Dosis i.v. und extravasal gleich, dann kürzt sich der Dosisterm weg
Bioverfügbarkeit - Plasmakonzentration-Zeit-Kurven
AUC (Area under the curve): Fläche unter der Plasmakonzentrationskurve bei intravenöser oder peroraler Gabe
AUC ist bei gleicher Dosis und gleicher Verfügbarkeit unabhängig vom
Applikationsort
Kumulation im „steady state“: bei chronischer Applikation kumuliert Arzneistoff einmal pro HWZ
Zeitverlauf im Plasma beschrieben durch die Bateman-Funktion: Summe aus Invasion (LAD) und Elimination (ME)
-> je schneller Invasion, desto höher ist die maximale Konzentration und desto schneller beginnt die Elimination
Bioäquivalenz (Definition)
Medikament mit identischer AUC und identischem Zeitverlauf
Bedeutet, dass zwei Arzneimittel, die den identischen Wirkstoff enthalten sich nicht/kaum in ihrer Bioverfügbarkeit unterscheiden
Bewertet die Austauschbarkeit zweier wirkstoffgleicher Arzneimittel und deren therapeutische Gleichwertigkeit
-> sie sind dann biologisch äquivalent, wenn sie bei gleicher Dosis eine in Form und Höhe identische Plasmakonzentrations-Zeit Kurve des Wirkstoffes oder dessen Metabolite ergeben
man vergleicht also das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Arzneimittelresorption zweier Medikamente
Pharmazeutisch äquivalent (Definition)
AM mit gleichem Wirkstoff in gleicher chemischer Form, gleicher Menge und mit identischer Arzneiform und Applikationsart
pharmazeutisch alternativ (Definition)
AM mit gleichen wirksamen Bestandteilen aber in chemisch anderer Form (-> mehr Wirkung/weniger NW)
therapeutische Äquivalenz (Definition)
gleicher Wirkstoff und gleiche klinische Wirksamkeit und Unbedenklichkeit
Generika/Generikum (Definition)
AM mit gleicher qualitativen und quantitativen Zusammensetzung und gleicher Applikationsart (-> Bioäquivalenz)
Biosimilars (Definition)
Nachfolgeprodukte biotechnologisch hergesteller AM
wenn Patent ausgelaufen ist
Wirkstoffe sind nicht zu 100% identisch zum Original wie Generika
Gründe für Unterschiede: Andere Glycosylierungsmuster, Verwendung unterschiedlicher Organismen, andere Verfahren für Abtrennung des Wirkstoffs von der Oberfläche und Reinigung
-> Aminosäuresequenz muss identisch zum Original sein
-> Erlaubte Schwankungen, damit es als bioäquivalent gilt sind +- 20%
-> Bsp. Insulin: unterschiedliche Glykosylierungen
Biologicals (Definition)
biotechnologisch hergestellte Arzneimittel (Proteine, Antikörper)
-> meist sehr teuer
Wann spricht man von Bioaquivalenz?
Zwei Arzneimittel sind bioäquivalent, wenn die Bioverfügbarkeit in einem 90% Konfidenzintervall zwischen 80 – 125% liegt -> in 90% der Fälle, wird eine solche Bioverfügbarkeit abgedeckt
Nur gleichartige Arzneiformen können biologisch äquivalent sein
Welche Parameter werden benötigt, um die Bioäquivalenz zu bestimmen?
Messung via AUC der Plasmakonzentrations-Zeit-Kurve
Erfolgt im Plasma oder im Harn unter der Voraussetzung, dass diese im untersuchten Konzentrationsbereich mit den Wirkungen korrelieren
Um den Flächeninhalt von Hand zu bestimmen, kann man die Trapez- Methode anwenden
-> einzelne Messwerte werden linear verbunden und der Flächeninhalt der einzelnen Trapeze wird bestimmt
-> AUC entspricht dann der Flächen der Trapeze
Cmax -> Spitzenplasmaspiegel, den ein Medikament erreicht
Tmax -> Zeit, nachdem Cmax erreicht wurde
MRT (mean residence time) -> durchschnittliche Zeit, die ein Medikament im Körper verbringt (Dosis/AUC)
Wann reicht die Bioäquivalenzprüfung nicht aus?
Bei Arzneimitteln mit verzögerter Freigabe (Retard und Depotformulierungen)
Bei Arzneimitteln mit engem therapeutischem Fenster
-> Beispiele: Herzglycoside, Insulin, Theophyllin (Asthma), Thyroxin
Bei großen Rezepturänderungen
Zeitlicher Verlauf der Wirkstoffkonzentration
regelmäßige Anwendung
unregelmäßige Anwendung
Was ist am besten?
Was muss noch beachtet werden?
bei regelmäßiger Anwendung: Verlauf und Höhe des Plasmaspiegels sind abhängig vom Verhältnis zwischen Halbwertszeit der Elimination und Dauer des Applikationsintervalls -> Kumulation des AM, wenn es innerhalb des Applikationsintervalls nicht komplett eliminiert wird
unregelmäßige Einnahme: stärkeres Schwanken des Plasmaspiegels -> auch schon wenn z.B. 3x täglich eingenommen werden soll -> über Nacht längeres Intervall und stärkeres Absinken des Plasmaspiegels
Compliance: Therapietreue oft sehr gering, großes Problem
z.B. bei 10 Tagen: 1x täglich -> 35% halten es ein, 2x täglich -> 20%, 3x täglich -> 15%
Kumulation-Auslenkung Plasmaspiegel: i.v. am besten, da konstanter Plasmaspiegel, mehrfache Applikation auch gut (weniger Schwankungen), aber Compliance problematisch
Änderung der Eliminationscharakteristik: Bedingungen für Biotransformation oder die renale Exkretion sind nicht zwingend konstant während einer Arzneistofftherapie -> CYP-Induktion oder Änderung der Protonen-Konzentration im Harn -> schnellere Elimination, fortschreitende Niereninsuffiziens -> Hemmung der Elimination
Kompartiment
pharmakokinetisch einheitlicher Raum
„Ein-Kompartiment-Modelle“
modellhafte Veranschaulichung pharmakokinetischer Vorgänge (Absorption, Elimination) in einem Kompartiment
offenes Modell, laufender Stoffaustausch kann stattfinden
Vorgänge beruhen allesamt auf der Kinetik einer Reaktion 1. Ordnung (Reaktionsgeschwindigkeit nur von der Konzentration des zerfallenden bzw. umgesetzten Stoffes abhängig)
Geschwindigkeitskontanten zwischen den Kompartimenten gleich
Konzentrationsverläufe über einen definierten Zeitraum unter Berücksichtigung unterschiedlicher Applikationsformen können beschrieben werden
Plasma- und Gewebespiegel verlaufen parallel, schnelle Verteilung
Intravenöse Applikation:
Zwei-Kompartiment-Modelle
schnelle Verteilung im zentralen Kompartiment, andere Verteilungsgeschwindigkeit im peripheren Gewebe, dann erst Elimination
Lineare Pharmakokinetik
linearer Zusammenhang zwischen Dosis und Plasmakonzentration -> Elimination nach Kinetik erster Ordnung (Änderungsgeschwindigkeit der AM-Konzentration ist proportional zur vorliegenden Konzentration)
Nicht-lineare Pharmakokinetik
Eliminations- und Verteilungsvorgänge zwischen einzelnen Kompartimenten nicht mit Geschwindigkeitskonstanten erster Ordnung zu beschreiben
ist Konzentration kleiner als KM -> Elimination erster Ordnung
M
ist Konzentration größer als KM -> Elimination nullter Ordnung
nullte Ordnung: Änderungsgeschwindigkeit der Konzentration ist konstant (Substratsättigung)
erste Ordnung: Änderungsgeschwindigkeit der Konzentration ist proportional zur vorliegenden Konzentration (je höher die Konzentration, desto höher die Elimination)
Konzentration im Plasma und Wirkung laufen nicht immer parallel -> keine lineare Korrelation von Wirkung und Konzentration
HWZ und Erreichen der Gleichgewichtsplasmakonzentration: bei Mehrfachgabe werden 4-5 HWZ benötigt um Gleichgewicht zu erreichen und 4-5 HWZ bis Effekt wieder abklingt
Statistisches und physiologisches pharmakokinetisches Modell
statistisch: zeitlicher Konzentrationsverlauf als Häufigkeitsverteilung (-> mittlere Verweildauer)
physiologisch: jedes Organ wird einzeln betrachtet, Annahme der gleichmäßigen und konstanten Durchblutung, nur geeignet bei linearer Pharmakokinetik zur Berechnung der Clearance einzelner Organe
t1⁄2
1⁄2
Halbwertzeit -> bestimmt aus Plasmakonzentrations-Zeit-Kurven
Bestimmung der Halbwertszeit
Wenn man die Plasmakonzentrations-Zeit-Kurve halblogarithmisch darstellt (Logarithmus der Konzentration gegen die Zeit) kann man die Steigung k aus dem Graphen bestimmen
Mit der Steigung kann man dann die Halbwertszeit errechnen (Ln(2)/k)
Aus dem Schnittpunkt mit der y-Achse kann C(0) bestimmt werden
bestimmt aus Plasmakonzentrations-Zeit-Kurven
unverändert renal ausgeschiedene Fraktion
bestimmt aus Plasmakonzentrations-Zeit-Kurven und kumulativen Urindaten -> benutzt zur Bestimmung der renalen Clearance (fE) und extrarenalen Clearance (1- fE)
E
Ungebundene Arzneistofffraktion im Plasma
fU
U
bestimmt aus Proteinbindungsstudien in vitro
mit V und t1⁄2 lässt sich ungebundene Fraktion im Gewebe berechnen
Bioverfügbarkeit
F
bestimmt aus AUC nach intra- und extravasaler Applikation des Wirkstoffs
Physikalisch-chemische Grundlagen der Absorption (logD und logP)
log D (pH 7,4): Verhältnis der Konzentrationen aller Spezies in der Octanolphase und in der Puffer-Phase
D = Distribution coefficient
log P: pH-unabhängiger Koeffizient der Lipophilie ausdrückt
P = partition coefficicent
LogP = 1 means there is a 10:1 ratio Organic:Aqueous
Lipinski’s rule of 5
sagt aus, ob ein chemisches Molekül prinzipiell als Arzneistoff geeignet ist
Die Regeln lauten wie folgt:
Nicht mehr als 5 Wasserstoffbrückendonoren (vor allem Stickstoff-Wasserstoff- und Sauerstoff-Wasserstoff-Bindungen)
Nicht mehr als 10 Wasserstoffbrückenakzeptoren (vor allem Sauerstoff- und Stickstoffatome)
Ein Molekulargewicht von weniger als 500 g/mol
Ein logP-Wert von unter 5
gilt nur für oral verabreichte Arzneistoffe und solche, die über passive Transportmechanismen, also ohne Transporter, im Darm aufgenommen werden
Biopharmazeutisches Klassifizierungssystem (BCS)
Die Löslichkeit und Resorption von Wirkstoffen aus ihrer Darreichung kann man in vitro bestimmen und dazu benutzen, um die relative Bioverfügbarkeit zu beurteilen
Die verschiedenen BCS-Klassen treffen eine Aussage über die Bioverfügbarkeit der Arzneistoffe
bewertet Löslichkeit und intestinale Permeabilität
Grenzen des BCS:
Korrelation der in vitro/in vivo Absorption
Qualifizierung der biologischen in vitro Systeme
Metabolismus – Beeinflussung durch Wirkstoffe
Drug-Drug Interaktionen
Medikamente, die zwar löslich und gut permeabel sind, die aber systemisch wirken bei nicht-peroraler Gabe, müssen trotzdem in vivo untersucht werden
BCS Klasse I
Klasse I: hohe Löslichkeit/hohe Permeabilität (z.B. Paracetamol)
Hohe Bioverfügbarkeit, die von der Arzeniform unabhängig ist
Generika der BCS Klasse I, die eine ausreichend große therapeutische Breite haben, können auch eine in vitro Bioäquivalenz-Prüfung durchlaufen, um zugelassen zu werden
gute Resorption, nur kontrolliert durch die Geschwindigkeit der Magenentleerung
Bsp: Paracetamol, Metoprolol
BCS Klasse II
Klasse II: geringe Löslichkeit / hohe Permeabilität
• Die schlechte Auflösung bremst die Resorption
Die Auflösung ist der Geschwindigkeitsbestimmende Schritt
Bsp. Carbamazepin - Epilepsie, Ibuprofen
BCS Klasse III
Klasse III: hohe Löslichkeit /geringe Permeabilität
Die Arzneistoffe gehen gut in Lösung, werden aber nur schlecht resorbiert
Die Resorption ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt
Bsp: Aciclovir - HPV, Cimetidine
BCS Klasse IV
Klasse IV: geringe Löslichkeit /geringe Permeabilität (z.B. Cyclosporin A)
Die Bioverfügbarkeit ist unabhängig von der Arzneiform gering
Der Wirkstoff wird häufig parenteral (Injektion) gegeben
Bsp: Cyclosporin A - Immunsuppresivum, Hydrochlorothiazid
Topische Wirkstoffe
Werden direkt am Wirkort freigesetzt, daher ist die Konzentration am Wirkort besonders hoch
Systemische Wirkstoffe
Die Konzentration am Wirkort hängt von der Freisetzung und Absorption in den Blutkreislauf ab
Bei intravenöser Verabreichung ist die Konzentration des Wirkstoffes im Moment der Freisetzung maximal -> von da an sinkt sie kontinuierlich, weil der Wirkstoff nach und nach aus dem Blut abgegeben wird
-> Gründe: Aufnahme ins Gewebe und Speicherung, Metabolisierung und Exkretion
Bei einer anderen Verabreichung ist die Konzentration im Moment der Verabreichung erst null und steigt dann langsam an (Invasion)
Bateman-Funktion
Zusammenspiel von Invasion und Elimination ergibt eine charakteristische Kurve (Differenz zwischen absorbierter und eliminierter Menge)
Wenn die Invasion dominiert, wird schneller eine höhere Plasmakonzentration erreicht
Wenn die Elimination dominiert, steigt die Plasmakonzentration nicht so steil an und die maximale Plasmakonzentration ist geringer, die Kurve flacht am Ende schneller wieder ab
Cmax: maximale Konzentration des Wirkstoffs im Plasma -> ist meist verringert (kurve flacher), wenn das Medikament mit dem Essen eingenommen wird, weil dann die Resorption langsamer ist
Tmax: Zeit bis Cmax im Plasma erreicht ist -> hängt von der Geschwindigkeit der Invasion ab (je schneller, desto höher Cmax und desto schneller die Elimination
T1/2: Plasmahalbwertszeit/Eliminationshalbwertszeit (Minuten bis Wochen) -> Dauer, bis die Hälfte aller Wirkstoffmoleküle aus dem System ausgeschieden sind
Nach ca. 5 HWZ sind alle Moleküle aus dem System entfernt
Die hepatische und renale Elimination verlaufen exponentiell
Der Wendepunkt ist nach 2 tmax erreicht -> Hier findet nur noch Elimination des Wirkstoffes statt, keine Absorption mehr
Infusion und Einfluss der Fließgeschwindigkeit
Je höher die Fließgeschwindigkeit, desto höher ist die Steady State Konzentration
Nach 5 Halbwertszeiten wird eine steady state Konzentration erreicht, wenn man die Infusion beibehält (Invasion = Absorption)
Wird die Infusion abgesetzt, befindet sich der Wendepunkt am Ende des Plateaus, wo ab dann ein exponentieller Konzentrationsabfall stattfindet
Kurve bei mehrfacher Gabe
Rund: perorale mehrfache Gabe
Eckig: intravenöse mehrfache Gabe
Nach 5 HWZ ist ein Steady State erreicht -> Danach kann man die AUC im Dosierungsintervall t bestimmen (AUCtss)
Ein plötzlicher Anstieg der Konzentration kann durch Enzym- Sättigung hervorgerufen werden
AUC -> Maß für die total systemisch verfügbare Menge eines Arzneistoffs im Körper nach Applikation einer (Einfach)-Dosis
Pharmakokinetik/Pharmakodynamik-Korrelationen
Annahme, dass es eine Beziehung zwischen Konzentration und Wirkung gibt
für Korrelation ist Vorstellung zu Wirkmechanismus nötig -> spiegelt sich in PD- Markern, Effektgröße und Biomarkern wieder
näherungsweise direkte Beziehung zwischen Dosis und pharmakokinetischen Charakteristika
Effekthalbwertzeit: entspricht nur in kleinem Bereich der pharmakokinetischen HWZ
pharmakokinetische Modelle bei Pharmakokinetik/Pharmakodynamik-Korrelationen
lineare Konzentrations-Effekt-Beziehung: eher selten anwendbar
log-lineare Konzentrations-Effekt-Beziehung: Effekt über großen Konzentrationsbereich messbar -> halb-logarithmische Darstellung -> verlaufen zwischen 20 und 80% des Maximaleffekts linear (exponentielle Zunahme)
einfache Emax-Modelle: typischer Kurvenverlauf mit sättigbarem Maximaleffekt -> charakteristische sind EC50 und Emax, Verlauf spiegelt das Ausmaß der Besetzung von Bindungsstellen wieder
sigmoidale Emax-Modelle: Steigung der Kurve wird durch Exponenten (Hill-Faktor) modifiziert -> bei hohen Hill-Faktoren starke Steigung im linearen Bereich (Alles-oder-Nichts)
Area under Effect Curve (AUEC): steigt nicht linear mit der Dosis an, sondern ist proportional zum Logarithmus der Dosis (Analyse von Langzeiteffekten)
Klassifizierung von Pharmakokinetik/Pharmakodynamik-Link-Modellen
Die PK/PD-Modellierung umfasst in der Pharmakologie Methoden des Wirkstoffdesigns, welche die Pharmakokinetik und die Pharmakodynamik zur Berechnung des zeitlichen Verlaufs einer Wirkung in Abhängigkeit von der Verabreichung einer Dosis verwenden
mathematische Methode zur Vorhersage der Wirkung und Wirksamkeit der Medikamentendosis im Laufe der Zeit
soft-link“ PK/PD-Modelle: deskriptives Modell, welches aus den empirisch gemessenen Konzentrations-Zeit und Effekt-Zeit-Verläufen erstellt wird -> keine Vorhersage für andere, verwandte Substanzen
„hard-link“ PK/PD-Modelle: mechanistisches Modell, welches mit Hilfe von Kinetik-Daten und in vitro-Daten (z.B. Bindungsaffinität) auch Vorhersagen für andere Substanzen erlaubt -> Wirkmechanismus muss bekannt sein -> IC50 (mittlere inhibitorische Konzentration) kann benutzt werden um EC50 (mittlere effektive Konzentration) vorherzusagen
„direct-link“ PK/PD-Modelle: unmittelbare, direkt Proportionalität zwischen Plasmakonzentration und Konzentration am Wirkort (keine zeitliche Verzögerung -> schnelle Gleichgewichtseinstellung)
„indirect-link“ PK/PD-Modelle: zeitliche Abweichung zwischen Verlauf der Plasmakonzentration und Effekt -> Ursache: zeitlich verzögertes Erreichen des Effektkompartiements (sequentielles Auftragen der Daten gegeneinander -> Hysteresschleife)
Hystereseschleifen
eine Änderung der Wirkung, die verzögert gegenüber einer Änderung der Ursache auftritt -> zeitlich verzögerter Effekt im Vergleich zum Plasmakonzentrationsverlauf
Ursachen:
zeitliche Verzögerung zwischen kinetischem Messkompartiment und Effektkompartient (Hysterese gegen den Uhrzeigersinn)
Nichtberücksichtigung der Konzentration von aktiven Metaboliten im kinetischen Messkompartiment (Hysterese gegen den Uhrzeigersinn; je langsamer die Metaboliten-Clearance, desto länger ist der Effekt hoch trotz sinkender Plasmakonzentration)
Toleranzentwicklung (Hysterese im Uhrzeigersinn; z.B. bei nasaler Applikation von Kokain -> zuerst steigende Konzentration und Euphorie, dann Nachlassen der Euphorie obwohl Konzentration noch leicht ansteigt, dann starker Abfall von Konzentration und Euphorie)
Drug Targeting (welche verschiedenen gibts?)
passives targeting
physikalisches targeting
aktives targeting
Passives drug targeting
Ausnutzen von physiologischen Besonderheiten des Zielgewebes
z.B. Ausnutzen des EPR-Effekts (enhanced permeability and rentention) in Tumorzellen:
Tumorzellen sind gut an Blutversorgung angeschlossen (Angiogenese) und Endothelzellen sind deutlich weniger dicht gepackt -> Makromoleküle (z.B. durch PEGylierung), Liposomen und Nanopartikel werden im Tumorgewebe angereichert (können aufgrund ihrer Größe nicht in gesundes Gewebe oder renal ausgeschieden werden, hohe t1⁄2)
Physikalisches drug targeting
Temperatur- und pH-sensitive Liposomen -> Anreicherung im Tumorgewebe aufgrund höherer Temperatur und niedrigerem pH;
magnetisches Targeting
Aktives drug targeting
Liganden für oder Antikörper gegen bestimmt Proteine
Zelluläre Trägersysteme beim drug targeting
beladen von Zellhüllen oder ganze Zellen mit Wirkstoffen
Nachteile: schlechte Permeabilität und Immunreaktionen; z.B.
Transplantation von CD8-positiven T-Zellen die Leukämiezellen erkennen
transfektion mit retroviralem Vektor für Diphterietoxin/IL4-Fusionsprotein
Hemmung des Tumorwachstums bei weniger NW im Vergleich zur Applikation des freien Toxins
Vorteile Prodrugs
bessere Penetration durch biologische Membranen von z.B. Estern bei Acetylsalicylsäure oder β-Lactam-Antibiotika -> ubiquitäre Esterasen spalten -> Aktivierung
zielgerichtete Wirkstofffreigabe: Aktivierung nur in bestimmten Kompartimenten
Verringerung der NW: durch zielgerichtete Freigabe von z.B. Cytostatika
Verbesserung der Löslichkeit: z.B. durch Alkylester-Prodrugs (L-DOPA, nasale Applikation)
Erhöhung der Stabilität: z.B. durch Salzformen
Verlängerung der Wirkungsdauer: durch kovalente Kopplung an polymere Träger (z.B. Dextrane)
Pharmazeutische Alternativen für schwerlösliche Arzneistoffe (verschiedene Möglichkeiten)
als Salz
als Prodrug
als Komplex
als Polymerkomplex
als monomolekulare Einschlussverbindung
Pharmazeutische Alternativen für schwerlösliche Arzneistoffe (als Salz)
Pharmazeutische Alternativen für schwerlösliche Arzneistoffe (als Komplex)
Ionenaustauscher bilden mit Arzneistoffen Komplexe -> verzögerte Freisetzung (Retardzubereitung)
z.B. Eisen-Ethylendiamintetraacetat (EDTA)-Komplex wird von der Magenschleimhaut reizlos vertragen und im Intestinaltrakt besser resorbiert
Pharmazeutische Alternativen für schwerlösliche Arzneistoffe (als Polymerkomplex)
Protein-Wirkstoff-Komplexe: z.B. Serumalbumin bindet Warfarin zu >90%
Ionenaustauscher-Wirkstoff-Komplexe: Retardformen, z.B. unlösliches, quellbares Polystyrolsulfonat bindet basische Wirkstoffe
Hilfsstoff-Wirkstoff-Komplex (Inkompatibilitäten): z.B. Polyethylenglykol (PEG) bildet Komplexe mit Hydroxybenzoesäure, Salicylsäure, Acetylsalicylsäure -> PEGylierung erhöht Plasmahalbwertzeit stark
Pharmazeutische Alternativen für schwerlösliche Arzneistoffe (als monomolekulare Einschlussverbindungen)
monomolekulare Reaktion = eine chem. Elementarreaktion, bei der ein Molekül ohne Reaktionspartner umgewandelt
Cylodextrine: zyklische Zuckermoleküle mit hydrophobem Hohlraum für Gastmoleküle <8 nm -> Eigenschaften des Gastmoleküls ändern sich (Löslichkeit steigt, Flüchtigkeit von Duftstoffen nimmt ab)
Cyclodextrine sind nicht toxisch und temperaturstabil (-> autoklavierbar), Amylase-stabil, Hydrolyse-stabil gegen schwache Säuren und Basen, nicht hygroskopisch (Eigenschaft von Stoffen, Feuchtigkeit aus der Umgebung zu binden)
Schutz des eingeschlossenen Wirkstoffs vor Oxidation, lichtinduzierten Reaktionen, Abbau und thermischer Zersetzung, Verdampfung und Sublimation, mikrobiologischer Kontaminationen, unerwünschtem Geschmack/Geruch
Anwendungen: verbesserte Löslichkeit und Bioverfügbarkeit (z.B. oral applizierbare Benzodiazepine), Verhindern von Flüchtigkeit, Maskieren von Geschmack (Femoxetin, Serotoninaufnahmehemmer)
nur bei hochpotenten Wirkstoffen verwendbar, da Beladung sehr gering (< 10%) -> häufige Einnahme oder Einnahme großer Mengen wäre nötig
Unerwünschte Nebeneffekte von:
Lösungsvermittler, Netzmittel
Bildung nicht resorbierbarer Mizellen
Suspensionshilfsmittel
viskose Hilfsstoffe beeinflussen Magenverweilzeit
Füllstoffen
Bildung von Salzen
(Mischen mit) Bindemittel, Gleitmittel
Auslöseverzögerung
Granulieren
unterschiedliche Lösungsgeschwindigkeiten durch
verschiedene Verfahren
Mahlen
Umwandlung zu polymorphen Formen mit unterschiedlicher
Löslichkeit
Tablettieren
Auslöseverzögerung durch nicht optimale Presskraft
Pharmakologische und biochemische Vorinformationen für den Entwicklungsbeginn (12)
Dosis, therapeutische Wirkung (Beginn, Dauer, Intensität, Blutspiegelverlauf), NW, lokale Verträglichkeit, Toxizität, Handhabungssicherheit, pharmakokinetische Daten, Mindestlösegeschwindigkeit, Freigabeverlauf, Zubereitungsform, Applikationsort, Patientenart
Galenische Vorarbeiten
Wirkstoffeigenschaften: pKa (Säurekonstante), Kristallform, Schmelzpunkt, Teilchengröße und -volumen, Oberfläche, Löslichkeit bei verschiedenen pH und in verschiedenen Lösungsmitteln (Wasser, künstlicher Magensaft, Darmsaft, organische Lösungsmittel), Auflöseverhalten, chemische Stabilität, Stabilität unter Stressbedingungen
technologische Eigenschaften (Verpressbarkeit, Fließfähigkeit, etc.)
Anwendungsmöglichkeiten von Prodrugs
Wirkstoff-Transport: bessere Penetration biologischer Membranen, z.B. bei unvollständiger Resorption im GIT oder schlechter Permeation durch Endothelzellen der Blut-Hirn-Schranke
Wirkstoffmetabolismus: bei zu kurzen HWZ, rasche Resorption und/oder Elimination -> längere Wirkdauer
Wirkstoff-Verteilung: bei toxischen NW, Plasmaspitzen, lokalen Reizwirkungen, Verteilung in toxikologisch-relevanten Organen
schlechte „site-specifity“: bei Akkumulation in Nicht-Zielorganen
physikalisch-chemische Eigenschaften: bei Problemen mit Löslichkeit, Stabilität und Geschmack
Design von Pro Drugs (Schritt für schritt)
bekannter Wirkstoff mit definierten pharmakologischen Eigenschaften
Identifizierung des Drug delivery-Problems
identifikation der physikalisch-chemischen Eigenschaften, um Wirksamkeit zu erhöhen
Identifikation eines Prodrugs mit gewünschten Spaltungseigenschaften im Zielgewebe
„site specific drug delivery“ (Beispiel Blut-Hirn-Schranke)
Akkumulation des Wirkstoffs (nach Spaltung eines Prodrugs) in einem speziellen Gewebe/Zelltyp -> entweder selektiver Transport zum Zielort oder selektive Bioaktivierung am Zielort
Beispiel Blut-Hirn-Schranke
sehr dichte Endothelzellbarriere -> Targeting durch Ausnutzen eines Redoxprinzips
Wirkstoff-Prodrug (Trigonellin/Dihydropyridin-Einheit als Carrier) wandert über Blut-Hirn- Schranke und wird oxidiert -> wegen positiver Ladung gelangt es nicht wieder zurück -> Wirkstoff wird dann im Gehirn durch Spaltung des Prodrugs langsam freigesetzt wird
z.B. Dopamin, Estradiol, Penicillin
Azidothymidine: erstes AIDS-AM (RT-Inhibitor), „retrometabolic prodrug approach“, selektive Aktivierung im Zielorgan -> reduzierte Form von Trigonellin wird an Azidothymidine gekoppelt -> Diffusion über BHS -> enzymatische Oxidation (ausschließlich im Gehirn) -> Bildung eines Aromatischen Systems (kann nicht über BHS zurück) -> Esterspaltung setzt Azidothymidine im Gehirn frei
„site specific drug delivery“ (Beispiel Aciclovir)
selektive Bioaktivierung durch Enzyme in der Zielzelle
antivirales Medikament gegen Herpes
Acycloguanosinmonophosphat wird von viraler Phosphokinase in acycloguanosintriphosphat umgewandelt -> Einbau in virale DNA -> Inhibition der viralen DNA-Polymerase
Einbau in virale DNA ca. 3000 mal häufiger
„site specific drug delivery“ (Beispiel Ampicilline)
Verbesserung der Resorption nach peroraler Gabe durch Verknüpung mit geladenen oder aromatischen Gruppen
„site specific drug delivery“ (Beispiel Simvastatin)
Cholesterol-Syntheseenzym-Hemmer/HMG-CoA- Reduktase-Hemmer -> selektive Aktivierung in der Leber
Prodrug mit geschlossenem Lactonring wird in Leber gut resorbiert (keine Ladung) -> Spaltung des Lactonrings in der Leber aktiviert AM
„site specific drug delivery“ (Beispiel Estradiol-Sulfonat)
orale Gabe -> GIT Passage -> Einschluss in Erythrocyten -> durch Leber -> langsames Herausdiffundieren des unmetabolisierten Wirkstoffs -> Spaltung in Estradiol (Organe, unter Umgehen der Leber) und Aminosulfonsäure (Exkretion über Urin)
„site specific drug delivery“ (Beispiel intra venöse Applikation)
Verbesserung der Löslichkeit, z.B. bei Prednisolon-Bernsteinsäureester (Immunsuppressivum, antiinflammatorisch)
ProDrug (Beispiel Geschmackverbesserung)
Chloramphenicol (Antibiotikum) schmeckt bitter -> Chloramphenicolpalmitat ist geschmackslos
Prodrug (Beispiel Resorbierbarkeit Verbeserung)
Erhöhung der Lipophilie
Warum macht man Retard- und Depotformen bei AM?
Wirkung über längeren Zeitraum bei Verringerung der Applikationsfrequenz, Vermeidung von Plasmaspitzen (-> senkt NW), Einsparung an Wirkstoff, verbesserte Patientencompliance
Retardarzneiformen
Liberation wird pharmazeutisch-technologisch so gesteuert, dass der für den Effekt notwenige Plasmaspiegel über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden kann, meist perorale Applikation
„single units“: monolithische Arzneiformen (Tabletten, Dragees) die den Magen-Darm-Trakt weitgehend unzerfallen passieren und entweder durch Abbau immer kleiner werden (Erosionstablette) oder den Wirkstoff erst im Darm freigeben (magensaftresistente Beschichtung)
„multiple units“: Formlinge, die im Magen in Untereinheiten zerfallen
Depotarzneiformen
allmähliche Liberation aus einem Depot -> meist parenterale Applikation (ABER auch als Synonym/Überbegriff für Retardarzneiformen)
„sustained release“: Freigabe durch Initialdosis, welche gewünschte pharmakodynamische Wirkung ergibt, danach Erhalt der optimalen Konzentration für eine gewisse Zeit
„prolonged release“: Initialdosis mit gewünschtem pharmakodynamischen Effekt, Wirkstoff wird kontinuierlich freigegeben -> Wirkungsverlängerung
„repeated release“: Initialdosis, danach weitere Einzeldosen
„delayed release“: verzögerte Freigabe des Wirkstoffs erst längere Zeit nach der Applikation (nicht unbedingt Depotarzneiform!)
kontrollierte Freisetzung: Freisetzung von Mechanismen gesteuert, die von physiologischen Bedingungen nicht beeinflusst werden -> diffusions-, matrix-, quellungs-, membran- oder chemisch kontrolliert
Welche Möglichkeiten der Wirkungsverlängerung gibt es?
chemische Modifikationen am Arzneistoff
Salzbildung z.B. Procain-Penicillin
Esterbildung, Etherbildung z.B. Steroide
Additionsverbindungen, Komplexverbindungen z.B. Zink-Insulin
Einführung chemischer Gruppen z.B. Cytostatika-Konjugate, fluorierte Steroide
physiologische, pharmakologische oder therapeutische Maßnahmen
Applikationsart
Kombination mit Enzymhemmern (z.B. CYPs)
Gefäßkonstriktoren ((Nor-)Adrenalin -> Resorptionshemmung)
Auscheidungsblocker (Probenecid, OAT-Hemmer)
pharmazeutisch-technologische Möglichkeiten
Wirkstoffmodifikationen z.B. kristallin, amorph
Teilchengröße- und form -> je größer desto langsamere Auflösung
Interaktion mit Hilfsstoffen: Klebemittel, Formtrennmittel, Ionentauscher
Gerüstbildung z.B. Matrixtabletten, Polymerpartikel
Nachteile von Retard- und Depotformulierungen
Herstellungskosten oft deutlich höher
Bioverfügbarkeit v.a. peroral, oft niedriger oder mit stärkeren Variationen (unterschiedlich schnelle Hüllenauflösung/Passagegeschwindigkeit, pH, „food effects“)
Gefahr der schlagartigen Freisetzung der gesamten Wirkstoffmenge („dose dumping“)
Risiko der Toleranzausbildung (z.B. bei Schmerz- und Betäubungsmitteln)
problematisches Entfernen nicht-bioabbaubarer Implantate (z.B. Implanon)
Pflaster -> Allergien, Reizungen und verzögerter Wirkungseintritt (kutane
Applikation)
Liposomen
kleine, sphärische Vesikel (50-500 nm groß), gefüllt mit wässriger Phase
formen sich, wenn man Phospholipide hydratisiert -> hydrophile AM werden im Inneren eingeschlossen, lipophile AM lagern sich an oder in die Lipiddoppelschicht ein
Herstellung: Phospholipide in organischem Lösungsmittel -> verdampfen des Lösungsmittel -> Membran bildet sich am Boden -> Zugabe einer wässrigen AM-Lösung -> Ultraschallbehandlung oder durch Form pressen um einzelne Liposomen zu erhalten
Anwendung von Liposomen (2 Beispiele)
vor allem in Kosmetik und Medizin
Ambisome (Amphotericin B): lipophiles AM, Applikation als Spray bei Pilzinfektionen
Doxil (Doxorubicin, Daunomycin): intravenös appliziertes Zytostatikum
Nachteile von Liposomen
empfindlich gegenüber umgebendem Medium (Blut, Magensäure)
Liposomen werden schnell von Makrophagen erkannt und von phagozytotischen Blutzellen aufgenommen
orale Gabe ist nicht möglich, da Liposomen nicht magensäureresistent sind
Strategien um das Potential von Liposomen zu steigern
Maskierung der Oberfläche: z.B. durch PEGylierung -> sterische Hinderung für die Anlagerung von phagozytotischen Zellen + Steigerung der HWZ (5-6 Tage)
Immunliposomen: Antikörper an PEG koppeln -> Zielort
passives Targeting: EPR-Effekt
(Lecithin-)Liposomen: (Lecithin = ein Phosphatidylcholin; gut für Liposomen-Aufbau)
Einbau von TELs (Tetraetherlipiden) aus extremophilen Bakterien
TELS: Glycerin-Etherbindung statt Esterbindung -> magensaftresistent
TELs durchspannen die gesamte Lipiddoppelmembran -> sehr hohe chemische und physikalische Stabilität
Protein- und Peptidwirkstoffe können peroral verabreicht werden!
Beispiel Somatostatin (Peptid): zur symptomatischen Behandlung einiger Tumorarten (z.B. Agromegalie)
-> normale Applikation 3x täglich i.v. -> HWZ 7-9 min;
-> Retardmikrokapseln 1x monatlich -> HWZ 30 Tage;
-> Octreotide (verkürztes, chemisch stabileres Somatostatin) -> 90 min HWZ, da Enzymangriffspunkte maskiert sind
Liposomen in der Tumortherapie
Ausnutzen des EPR-Effekts (enhanced permeability and retention)
Blutgefäße im Körper sind dicht umhüllt -> Liposomen gelangen nicht ins Gewebe
Gefäßwände im Tumorgewebe haben Lücken zwischen den Endothelzellen -> Liposomen gelangen ins Tumorgewebe
außerdem sind Tumore durch Angiogenese gut an das Blutgefäßesystem angeschlossen, haben ein größeres extrazelluläres Volumen und keine/wenige Lymphkapillaren
Gemcitabine: kurze HWZ im Blut -> hohe Dosen mit erheblichen NW werden benötigt -> Liposomenformulierung soll HWZ erhöhen und EPR- Effekt ausnutzen
Problem: AM kann nur sehr kurz aufbewahrt werden wegen schneller Diffusion des AM aus den Liposomen (Volumen außen >> Volumen innen) -> Lösung: Vesicular phospholipid gels (VPG)
Vesicular phospholipid gels (VPG)
dicht gepackte Vesikel: Volumen außen ~ Volumen innen -> in schlechtestem Fall sind Liposomen zu 50% gefüllt
lange Lagerzeit (> 14 Monate)
Verdünnung mit Kochsalzlösung ergibt i.v. applizierbare Suspension
autoklavierbar
hoher Retentionseffekt -> AM muss durch viele Bilayer diffundieren bevor er freigesetzt wird
hohe in vivo-Effizienz
nutzbar für empfindliche Wirkstoffe, in Labor und Industrie
Nachteil: zeitaufwendige Formulierung und Handhabung
Immunliposomen zum Targeten der Blut-Hirn-Schranke
konventionelle Liposomen PEGylieren um HWZ zu erhöhen (60-70 h)
Antikörper an PEG konjugieren für „Targeting“
Antikörper gegen Rezeptoren an der BHS: z.B. Transferrin (Glykoprotein für den Eisentransport), Insulin-Rezeptoren, LDL-Rezeptoren
Lysosomale Speicherkrankheiten: z.B. Arylsulfatase defekt -> Kohlenhydrate werden in Liposomen gespeichert anstatt abgebaut -> führt zu Entwicklungsrückständen und verkürzter Lebensdauer
Idee: DNA über Liposomen in Gehirn einschleusen -> exprimieren der Arylsulfatase
Nasale Arzneimittelverabreichung
v.a. Oligo- und Polypeptide, nasale Vakzine und Diagnostika
Permeationsbarriere, metabolische Barriere, Muccus-Barriere
Verbesserung der Resorption durch:
grenzflächenaktive Stoffe
Aggregationshemmer
Proteaseinhibitoren
Kompetitive Substrate zur Hemmung metabolisierender Enzyme
Lockerung der intrazellulären Kontakte
Darreichungsformen: Nasalpipette, Dosierpumpenzerstäuber, Pulverapplikation
Arzneimittelverabreichung über die Mundschleimhaut
Vorteile: hohe Arzneistoffstabilität (kein Magensaft!), gute Resorption (enger Kontakt zu gut durchlässiger Mundschleimhaut), kein „first-pass- Effekt“, schnelle Regeneration der Mundschleimhaut
Nachteile: Fremdkörpergefühl, unangenehmer Geschmack, Behinderung beim Essen und Trinken (senken alle die Compliance), Therapieversagen, wenn AM geschluckt wird
verwendet z.B. bei Sexualhormonen, Schlafhormonen, Immuntherapeutika
Darreichungsformen: Beißkapseln, Bioadhäsive, Tabletten, Kaumassen/-tabletten, Sublingualtabletten
Arzneimittelverabreichung über die Lunge
Zugang über Mund und Nase
Nachteil: Wirkstoffverluste
Resorptionsfaktoren: Viskosität und Menge des Ciliaschleims
Aerosolabscheidung abhängig von Partikelgröße (je größer, desto früher abgeschieden), Abscheidung durch Diffusion (kleine Moleküle), Sedimentation (mittlere Moleküle) und Impaktion (große Moleküle)
pulmonale Arzneiformen zur Behandlung von Asthma, Peptide und Proteine, die sonst nur i.v. applizierbar sind
Wann werden Inhalation und Aerosole werwendet?
wenn Wirkstoff weder gasförmig vorliegt noch verdampfbar ist -> durch Druck zerstäubt -> Versprühen von Flüssigkeiten (Verneblung) oder Trockenzerstäubung von pulverförmigen AM;
Nachteile: hohe Abscheidung im Mund und Rachenraum, Handhabung (Synchronisation von Atmung und Applikation)
Treibgase
permanentes Gas: Tkrit < 0 °C, überhalb dieser Temperatur kann Gas auch unter Druck nicht flüssig existieren
krit
druckverflüssigbare Treibgase: höhere Tkrit -> lassen sich unter wenig Druck verflüssigen und sind so einsetzbar (z.B Propan,
Butan, FCKWs, Dimethylether)
druckverdichtete Gase können nicht verflüssigt werden -> Nachteil: schnelle Abnahme des Sprühdrucks und geringe Löslichkeit
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