Buffl

Affektive Störungen II: Bipolare Störungen

JW
von Julia W.

- Symptome

Bipolar-I-Störung DSM-5


Für die Diagnosestellung einer Bipolar-I-Störung ist es notwendig, dass die folgenden Kriterien einer manischen Episode erfüllt sind. Hypomane oder depressive Episoden können dabei der manischen Episode vorausgegangen sein oder ihr folgen.

Manische Episode

A. Eine abgegrenzte Periode von abnorm und anhaltend gehobener, expansiver oder reizbarer Stimmung und abnorm und anhaltend gesteigerter zielgerichteter Aktivität oder Energie von mindestens 1 Woche Dauer (bei Hospitalisierung auch kürzer), welche die meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen vorhanden sind.


B. Während der Periode der Stimmungsveränderung und gesteigerten Energie oder Aktivität bestehen mindestens 3 (bei nur reizbarer Verstimmung mindestens 4) der folgenden Symptome in einem deutlichen Ausmaß und stellen eine deutliche Veränderung des üblichen Verhaltens dar:

1. Übersteigertes Selbstwertgefühl oder Größenideen

2. Vermindertes Schlafbedürfnis

3. Vermehrte Gesprächigkeit oder Rededrang

4. Ideenflucht oder subjektives Gefühl des Gedankenrasens

5. Erhöhte Ablenkbarkeit

6. Zunahme zielgerichteter Aktivität (im sozialen, beruflichen, schulischen oder sexuellen Bereich) oder psychomotorische Unruhe (z. B. planlose, nicht zielgerichtete Aktivität)

7. Übermäßige Beschäftigung mit Aktivitäten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen (z. B. ungezügeltes Einkaufen, sexuelle Abenteuer oder törichte geschäftliche Investitionen)


C. Die affektive Störung ist schwer genug, um deutliche soziale oder berufliche Funktionsbeeinträchtigungen zu verursachen oder eine Hospitalisierung zur Abwendung einer Selbst- oder Fremdgefährdung erforderlich zu machen oder es sind psychotische Symptome vorhanden.


D. Die Episode ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz (z. B. Substanz mit Missbrauchspotenzial, Medikament, andere Behandlung) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors).


Beachte: Für eine manische Episode müssen die Kriterien A bis D erfüllt sein. Mindestens eine manische Episode während des Lebens ist für die Diagnose einer Bipolar-I-Störung erforderlich.


- Symptome

Bipolar-II-Störung DSM-5

-> Was ist der Unterschied zu I?

Für die Diagnosestellung einer Bipolar-II-Störung ist es notwendig, dass die folgenden Kriterien für eine aktuelle oder frühere hypomane Episode und die folgenden Kriterien für eine aktuelle oder frühere Episode einer Major Depression erfüllt sind.


Hypomane Episode

A. Abgegrenzte Periode von abnorm und anhaltend gehobener, expansiver oder reizbarer Stimmung und abnorm und anhaltend gesteigerter Aktivität oder Energie an mindestens 4 aufeinanderfolgenden Tagen, welche die meiste Zeit des Tages an fast allen Tagen vorhanden sind.


B. Während der Periode der Stimmungsveränderung und gesteigerten Energie oder Aktivität bestehen mindestens 3 (bei nur reizbarer Verstimmung mindestens 4) der folgenden Symptome in einem deutlichen Ausmaß und stellen eine deutliche Veränderung des üblichen Verhaltens dar:

1. Übersteigertes Selbstwertgefühl oder Größenideen

2. Vermindertes Schlafbedürfnis

3. Vermehrte Gesprächigkeit oder Rededrang

4. Ideenflucht oder subjektives Gefühl des Gedankenrasens

5. Erhöhte Ablenkbarkeit

6. Zunahme zielgerichteter Aktivität (im sozialen, beruflichen, schulischen oder sexuellen Bereich) oder psychomotorische Unruhe (z. B. planlose, nicht zielgerichtete Aktivität)

7. Übermäßige Beschäftigung mit Aktivitäten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen (z. B. ungezügeltes Einkaufen, sexuelle Abenteuer oder törichte geschäftliche Investitionen)


C. Episode geht mit einer eindeutigen und für den Betroffenen untypischen Veränderung des Funktionsniveaus im Vergleich zur symptomfreien Zeiten einher.


D. Stimmungsveränderung und Veränderung im Funktionsniveau sind für andere beobachtbar.


E. Episode ist nicht schwer genug um deutliche soziale oder berufliche Funktionsbeeinträchtigungen zu verursachen oder eine Hospitalisierung erforderlich zu machen. Treten psychotische Merkmale auf, wird die Episode per definitionem als manisch klassifiziert.


F. Episode ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz.


Beachte: Für eine hypomane Episode müssen die Kriterien A bis F erfüllt sein. Hypomane Episoden treten häufig bei einer Bipolar-I-Störung auf, sind für die Diagnose jedoch nicht erforderlich.


Unterschied:

-> identische Symptome

-> Dauer ist kürzer und Schweregrad ist geringer (keine massive Beeinträchtigung bei der Bipolar II Störung)







Diagnostik

• Diagnose beim Auftreten einer Manie relativ einfach zu stellen

• Schwieriger beim Auftreten einer depressiven Episode

• Verlaufsbeurteilung notwendig

• (hypo-)manische Phasen: Betroffener empfindet Zustand oft als angenehm, fühlt sich gesund -> kein Leidensdruck und keine Veränderungsmotivation -> Arzt wird nicht aufgesucht

• Problem: bipolare Störung oft fehlerhaft bzw. überhaupt nicht diagnostiziert


Diagnostik bipolarer Störungen unter anderem dadurch erschwert, dass Erkrankung häufig mit depressiven Phasen beginnt und hypomanische Symptome nicht als beeinträchtigend erlebt werden -> daher Kenntnis der wichtigsten Risikofaktoren nötig:


• positive Familienanamnese für bipolare Störungen (wenn Familien auch bipolare Störungen hatten)

• Depression im Kindes- oder Jugendalter

• schneller Beginn oder rasche Rückbildung der Depression

• subsyndromale hypomanische Symptome im Rahmen depressiver Episoden

• detaillierte Anamnese der Krankheitsgeschichte

• Möglichst: Einbezug wichtiger Bezugspersonen (diese erleben (hypo-)manische Phase anders als Betroffener oft als starke psychosoziale Belastung)

• Strukturierte bzw. standardisierte Erfassung v. Symptomatik u. Komorbiditäten (Interviewverfahren, z.B. DIPS, SKID, CIDI)

• Differentialdiagnostisch relevant:

○ Psychische Störungen: Unipolare Depressionen, Schizophrenie, Schizoaffektive Störung, Persönlichkeitsstörungen

○ Organische Erkrankungen (z.B. neurologische Erkrankungen)

○ Pharmakologische Ursachen (z.B. Psychostimulanzien)


Author

Julia W.

Informationen

Zuletzt geändert