Buffl

Innere-Pneu

JT
von Jof T.

Zystische Fibrose

EPI/ÄTI

Genetische Mutation des CFTR-Gens: Kodiert für das gleichnamige Chloridkanalprotein CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator)

->autosomal-rezessive Vererbung, in D Hterozygotenfrequenz 1:25

->führt zu verändertem Schleim, höhere Viskosität

Einteilung in 6 Mutationsklassen, Klasse 2 die häufigste in Deutschland (90%)

->Die Mutationsklassen I und II werden auch als „Minimalfunktionsmutationen“ bezeichnet, da sie eine sehr minimale CFTR-Funktion zur Folge haben, während man die Mutationsklassen IV, V und VI auch „Restfunktionsmutationen“ nennt, da hier immerhin noch eine gewisse CFTR-Funktion vorliegt!

Aktuell leben in Deutschland ca. 8.000 Betroffene und es gibt ca. 200 Neuerkrankungen pro Jahr (Stand 2017), davon sind >50% älter als 18 Jahre

->Durchschnittliche Lebenserwartung: Im Median 53 Jahre

Patho:

->Im bronchopulmonalen System: Erhöhte Viskosität und veränderte Elektrolytzusammensetzung des Schleims → Reduzierte mukoziliäre Clearance → Schleimadhäsion → Chronische Infektion → Chronische Entzündung → Freisetzung von Proteasen und Oxidanzien → Organschädigung

Klinik

je nach betroffenem Organsystem

Respirationstrakt: Rezidivierende obstruktive Bronchitiden mit exspiratorischem Giemen und Brummen sowie ggf. feuchten Rasselgeräuschen sowie Rezidivierende Infekte mit charakteristischen Erregern (hiB, Staph aurreus, Pseudomonas, Pilze),

Chronische bronchopulmonale Entzündung(von Bronchitiden über Emphysem bis zur chronischen respiratorischen Insuffizienz), Chronische Sinusitis und Polyposis nasi

Pankreas: Endokrine und exokrine Insuffizienz (Postnatal: Verzögerter Mekoniumabgang oder Ausbleiben des Mekoniumabgangs, Aufgetriebenes Abdomen, Maldigestion mit dadurch bedingten massiven, übelriechenden Fettstühlen und Gedeihstörungen, Eventuell Rektumprolaps)

GI-Trakt: Reflux, Magenentleerungsstörung, distales Obstruktionssyndrom)

Leber/Galle: Verlängerter Neugeborenenikterus, Cholestase, Cholezystolithiasis, Primär sklerosierende Cholangitis (PSC), Leberverfettung bis hin zur biliären Zirrhose

Herz/Kreislauf: Cor pulomnale, portale Hypertonie

Schweiß: Verminderte Rückresorption von Chlorid-Ionen → Salziger Schweiß

Keimdrüsen: ♂: Sterilität durch obstruktive Azoospermie, ♀: Verminderte Fertilität

weitere: Osteoporose (>30%), Dermatitis (insb. im Kindesalter), Depression (25%), CF-Arthropathie

Diagnostik

Diagnosekriterien

es muss mindestens einer der folgenden diagnostischen Hinweise und eine nachgewiesene CFTR-Funktionsstörung vorliegen.

Diagnostische Hinweise:

Positives Neugeborenenscreening

oder Geschwister mit Diagnose einer CF

oder mindestens ein klinischer Hinweis auf eine CF

Nachweis:

Pathologischer Schweißtest (Chlorid ≥60 mmol/L) in mind. zwei unabhängigen Messungen

oder Nachweis von zwei CF-verursachenden CFTR-Mutationen (in trans)

oder apparativer Nachweis einer charakteristischen Abnormalität der CFTR-Funktion mittels nasaler Potenzialdifferenzmessung (NPD) oder intestinaler Kurzschlussstrommessung (ICM)


allgemein

wird im Neugeborenenscreening untersucht

->3-stufiger Test

bei maternaler CF kann auch eine pränatale Diagnostik aus Zotten oder Fruchtwasser geschehen

Ausschluss bzw Konfirmationsdiagnostik

Pilocarpin-Iontophorese (Schweißtest)

->Diagnosesicherung der CF durch Messung der Chlorid-Ionen-Konzentration im Schweiß nach Stimulation der Schweißsekretion

->Chlorid-Ionen-Konzentration: Einzig zulässiger Parameter (im Rahmen des Schweißtests) zur Diagnosesicherung

->wenn 2 mal pathologisch ist die Diagnose gesichert

DNA-Mutationsanalyse

->Diagnosesicherung, Therapieplanung und gezielte Untersuchung von Familienmitgliedern

->Schritt 2 nach dem Schweißtest im Rahmen der Konfirmationsdiagnostik

->je nach Herkunft des Patienten wird länderspezifisch nach anderen Mutationen geschaut

Labor

Beurteilung der Krankheits- bzw. Entzündungsaktivität und des Substitutionsbedarfs

->Blutbild, CRP, AST, ALT

->Hypovitaminose

->Hyponatriämie und hypochlorämische Alkalose bei Salzverlustsyndrom

->Hypoproteinämie und Hypalbuminämie aufgrund der Leberbeteiligung


Generll gilt: regelmäßiges Untersuchen des Patienten auf mögliche Komplikationen ->regelmäßig Sono des Abdomens, regelmäßig Lunge kontrollieren, Stuhluntersuchung hinsichtlich einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, regelmäßiger oGTT,

Alle 3 Monate: Körperliche Untersuchung und Anamnese

->Erheben von Länge und Gewicht (im Kindesalter mit Perzentilenkurven)

->Lungenfunktionsuntersuchung, am besten mittels Bodyplethysmografie – sobald altersbedingt möglich, i.d.R. ab 3 Jahren

->„Lung Clearance Index“ (LCI) mit Gasauswaschmethode, möglich ab dem Säuglingsalter

->Mikrobiologische Untersuchung, am besten Sputum, alternativ Rachenabstrich

jährlich:

->Oraler Glucosetoleranztest (oGTT), ab dem 10. Lebensjahr

->Abdomensonografie

->Labordiagnostik: CRP, GOT, GPT, fettlösliche Vitamine (A, E, D, K), Zink, Selen, Pseudomonas-aeruginosa-Antikörper-Titer mittels ELISA

regelmäßig: Röntgen-, MRT- oder CT-Thorax

Therapie

Ziele

Verbesserung von Lebensqualität und Lebenserwartung

Insb. Stabilisierung von Lungenfunktion und Körpergewicht

Basistherapie

1. Kurzwirksame Bronchodilatatoren

2.Sekretmobilisierung

3.Physiotherapie

4.Langwirksame Bronchodilatatoren (ggf. in Kombination mit Steroiden)

5.Ggf. inhalative Antibiotika


Pulmo: Sekretolyse (mit SABA, nach Mannitol-Initialdosistest auch Mannitolgabe zulässig,Dornase alpha inhalativ), Physiotherapie, großzügige Gabe von AB, ggf O2 Dauertherapie

Pankreas: Ausgewogene hochkalorische Ernährung mit Beachtung der Fettqualitä, Substitution von Pankreasenzymen, Substitution der fettlöslichen Vitamine, Insulingabe bei DM

Leber: Ursodeoxycholsäure trägt zu einer verminderten Viskosität der Gallensekrete bei.

Osteoporose: Bisphosphonate

bei Frauen: Regelmäßiges Beckenbodentraining zur Vermeidung einer Harninkontinenz, Interdisziplinäre Beratung und Begleitung im Hinblick auf Familienplanung


Kausal

CFTR-Modulatoren beeinflussen im Gegensatz zur symptomatischen Basistherapie die Funktionsstörung direkt, sodass sie bereits nach einer kurzen Anwendungsdauer zu einer deutlichen Verbesserung der Symptomatik führen. Die CFTR-Modulatoren beheben jedoch nicht den genetischen Defekt, sodass bei Absetzen der Therapie die Symptome wieder zunehmen, was eine lebenslange Einnahme notwendig macht. Während CFTR-Korrektoren den richtigen „Zusammenbau“ der Ionenkanäle in der Zelle fördern, aktivieren CFTR-Potenziatoren die Kanäle, verbessern die Öffnungswahrscheinlichkeit (Gating) und sorgen dadurch für eine Verstärkung des Chlorid-Ionenflusses durch die Kanäle.



Sarkoidose

EPI/ÄTI

vor allem zwischen 20.–40. Lebensjahr, häuig erkranken junge Frauen

Inzidenz 5–60 Fälle/100.000 Einwohner pro Jahr (Europa), manche Bevölkerungsgruppen mehr betroffen (schwarze Amerikaner, Japaner)

Ursache ist unbekannt, diskutiert werden Umweltnoxen als Risikofaktoren sowie eine Genetische Prädisposition: Assoziation zu HLA-Antigenen HLA-DRB-1, HLA-DPB-1 und HLA-DQB-1

Systemische Erkrankung mit Störung der T-Lymphozyten-Funktion (Th1-gewichtete T-Helfer-Antwort) bei gleichzeitig erhöhter B-Lymphozyten-Aktivität, mit Bildung von nicht-verkäsenden Granulomen

Klinik

zwei Verlaufsformen: akut (1/3) und chronisch (2/3)

akut

Allgemeinsymptome: Hohes Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme

Pulmonal: Dyspnoe, Thoraxschmerz, trockener Husten

Sonderform: Löfgren-Syndrom : Hochakutes Krankheitsbild mit Fieber und folgender Symptomtrias

->Polyarthritis, insb. der Sprunggelenke (Sprunggelenksarthritis)

->Erythema nodosum, insb. an Streckseiten der Unterschenkel

->Bihiläre Lymphadenopathie

Prognose: Heilt i.d.R. folgenlos aus, sehr selten Übergang in chronische Form

chronisch

am häufigsten Lungensarkoidose

-> symptomarm, ggf Belastungsdyspnoe und Husten

extrapulmonal

Auge: Uveitis, Iritis, chronische Konjunktivitis

Haut: Eythema nodosum, Narbensarkoidose, Lupus pernio

Neurosarkoidose, Kardiale Sarkoidose, Lymphknotensarkoidose

Klassifikation

Stadieneinteilung der chronischen Sarkoidose erfolgt nach radiologischem Thoraxbefund.

0 Normalbefund

1 Bihiläre Lymphadenopathie (reversibel) ->70% Remissionsrate

2 Bihiläre Lymphadenopathie mit Lungenbefall → Disseminierte, retikulonoduläre Zeichnungsvermehrung ->50% Remissionsrate

3 Lungenbefall ohne Lymphadenopathie ->Remissionsrate 20%

4 irreversible Lungenfibrose


Diagnostik

Labor

bei akuter Sarkoidose erhöhte Entzündungsparameter

bei chronischer Sarkoidose:

->ACE als Aktivitätsparameter und zur Therapiekontrolle

->IgG bei 50% erhöht

->Calcium↑ (Epitheloidzellen produzieren Vitamin D), ungünstiger Prognosefaktor

->Löslicher Interleukin-2-Rezeptor (S-IL-2R), Neopterin: Parameter korrelieren ebenfalls mit der Krankheitsaktivität und werden daher auch zum Therapiemonitoring eingesetzt

==>Bei Sarkoidosepatienten mit Hyperkalzämie soll keine Osteoporoseprophylaxe mittels Calcium- und Vitamin-D-Substitution durchgeführt werden!


weitere

Goldstandard: Die histologische Sicherung von betroffenen Geweben (z.B. Lymphknoten, Lunge, Haut) mit Nachweis von nicht-verkäsenden Granulomen

Röntgen-Thorax zur Stadieneinteilung

Lungenfunktion

EKG, Augenbefunde, PET zum Auffinden weiterer Organbeteiligungen

DD

Tuberkulose

Malignome der Lunge

Morbus Hodgkin

Exogen allergische Alveolitis

Therapie

Indikation

chronische Sarkoidose ab Stadium 2 mit Einschränkung der Lungenfunktion

Hypercalciämie

Extrapulmonale Manifestation der Sarkoidose

keine Indikation: Löfgren-Syndrom

Prinzip

Eskalationsschema abhängig von der Wirksamkeit der Therapieoptionen

1 Monotherapie mit Glucocorticoiden

2 Kombination aus Glucocorticoiden in reduzierter Dosierung + alternatives Immunsuppressivum (MTX, Azathriopin)

3 Kombination aus Glucocorticoid in reduzierter Dosierung + Anti-TNF-α-Antikörper

4 Lungentransplantation


supportiv: NSARs

Neben dem klinischen Beschwerdebild müssen die organspezifischen Veränderungen (z.B. Röntgen-Thorax zur Beurteilung der Rückbildung der bihilären Lymphknotenschwellung, EKG für Hinweise auf myokardialen Befall etc.) und die Lungenfunktion kontrolliert werden

Komplikationen

Lungenfibrose, Chronische Niereninsuffizienz

Prognose

relativ hohe Spontanheilungsraten (bei Löfgren bis 85%)

Die Spontanheilungsrate der akuten Sarkoidose ist sehr hoch, während sie bei chronischem Verlauf vom Typ der Erkrankung abhängig ist!


Pulmonale Hypertonie und Cor Pulmonale

Def

Pulmonale Hypertonie: Chronisch erhöhter pulmonal-arterieller Mitteldruck (mPAP) in Ruhe ≥25 mmHg

Präkapilläre pulmonale Hypertonie: Pulmonary Capillary Wedge Pressure (PCWP) ≤15 mmHg

Postkapilläre pulmonale Hypertonie: Pulmonary Capillary Wedge Pressure (PCWP) >15 mmHg

->kann isoliert oder kombiniert auftreten

Cor pulmonale: Rechtsventrikuläre Hypertrophie oder Dilatation als Folge einer Lungenerkrankung

EPI/ÄTI/Klassifikation

Prävalenz: ca. 1% der globalen Bevölkerung

->Im Alter >65 Jahren ca. 10%

Klassifikation anhand der Ätiologie nach Nizza:

1 Pulmonale arterielle Hypertonie (präkapillär)

2 Pulmonale Hypertonie bei Lungenerkrankungen

3 Chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie und andere Pulmonalarterien-Obstruktionen

4 Pulmonale Hypertonie durch Linksherzerkrankungen

5 Pulmonale Hypertonie mit unklarer und/oder multifaktorieller Genese

Klinik

unspezifische Symptomatik: Belastungsdyspnoe, Sinustachykardie, Schwindel und Müdigkeit, Synkopen, Zyanose, Brustschmerzen

Rechtsherzdekompensation, maligne Herzrythmusstörungen

Stadien

Einteilung in WHO-Funktionsklassen der PAH

1 asymptomatisch

2 Beschwerdefreiheit in Ruhe, Dyspnoe bei starker Belastung

3 Beschwerdefreiheit in Ruhe, Dyspnoe bei leichter Belastung

4 Dyspnoe und Synkopen bereits in Ruhe


Diagnostik

initial

Auskultation mit lautem 2.HHerzton 2.ICR rechts (Pulmonalklappe)

Labor mit NTproBNP

6-Minuten Gehtest

EKG

LUFU

Herzecho mit Nachweis rechtventrikulärer Hypertrophie und Abschätzung des pulmonal-arteriellen Drucks (PAP)

Röntgen-Thorax

->Sind sowohl EKG als auch NT-proBNP unauffällig, ist das Vorliegen einer pulmonalen Hypertonie unwahrscheinlich!

weiterführend

HR-CT: Bei allen Patienten, insb. jedoch bei Patienten mit V.a. auf eine zugrundeliegende Lungenparenchymerkrankung

Rechtsherzkatheteruntersuchung bei pulmonaler Hypertonie

->Indikation: Bei V.a. PAH, CTEPH und schwere pulmonale Hypertonie sowie vor Herz- oder Lungentransplantation

->Messung mPAP und Wedge-Druck

->Vasoreagibilitätsmessung: Identifikation sog. „Responder“, die auf eine Therapie mit hochdosierten Calciumantagonisten ansprechen

Therapie

allgemein

Sauerstoff-Langzeittherapie nur bei manifester Hypoxämie mit pO2 <60 mmHg

Diuretika bei Überwässerung

Rehabilitationsmaßnahmen in spezialisierten Einrichtungen

gezielt

PAH

Ziel: Stabilisierung der Erkrankung, Heilung nicht möglich

Positive Vasoreagibilitätsmessung

->Monotherapie mit Calciumantagonist, z.B. Amlodipin

Negative Vasoreagibilitätsmessung

->Endothelin-Rezeptoranatgonist

-> oder PDE-5-Hemmer

Pulmonale Hypertonie bei Lungen- oder Linksherzerkrankungen

Therapie der Grunderkrankung steht im Vordergrund, keine Empfehlung fürGabe von PAH-Medikation

Chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie

Operative pulmonale Endarteriektomie, danach lebenslange Antikoagulation



Pulsoxy und BGA

Def

BGA: Invasives diagnostisches Verfahren zur Beurteilung der Lungenfunktion (Ventilation und Gasaustausch) sowie zur Analyse der Elektrolyte, des Säure-Basen-Haushaltes, des Blutzuckers und der Hämoglobin- und Lactatkonzentration


Pulsoxy: Nicht-invasives diagnostisches Verfahren zur Bestimmung der peripheren kapillären Sauerstoffsättigung (spO2) sowie der Pulsfrequenz mithilfe eines speziellen Spektralphotometers

Indikation

Pulsoxy: Monitoring, schnelle Überprüfung der Sauerstoffsättigung

BGA: Auf Intensiv o. Notfallsetting, schneller Hb, Beurteilung Atmung, Metabolischer Status

Interpretation

Pulsoxy

unter 95% Sauerstoffsättigung: Hypoxygenation

-><95: leicht, <90 mittelgradig, <85% hochgradig

Fehlerquellen: Bei Kohlenstoffmonoxidvergiftung zeigen normale Pulsoxymeter falsch-hohe Werte an, da das CO-Hämoglobin nicht vom oxygenierten Hämoglobin unterschieden werden kann!


BGA

Resp. Insuffizienz:

paO2↓ = Hypoxämische respiratorische Insuffizienz (alt: Respirato­ri­sche Partialinsuffizienz)

paO2↓ und paCO2↑ = Hyperkapnische respiratorische Insuffizienz (alt: Respiratorische Globalinsuffizienz)

Unter Belastung paO2↓ = Latente respiratorische Insuffizienz

Anionenlücke

Bedeutung/Indikation: Errechneter Parameter zur weiteren Abklärung einer metabolischen Azidose. Eine vergrößerte Anionenlücke spricht für eine "Additionsazidose"

Normale Anionenlücke = „Bicarbonatverlust

->Diarrhoe, Erbrechen, Gallen- oder Pankreasfistel, Gabe von Carboanhydrasehemmern,

Vergrößerte Anionenlücke = „Additionsazidose

->Ketoazidose, Laktatazidose, Urämie, Vergiftung durch Salicylsäure, Ethanol, Methanol, Ethylenglyko

==>Merkwort für Ursachen einer vergrößerten Anionenlücke „Kuss-Maul“: Ketonkörper, Urämie, Salicylsäure, Methanol, Äthylenglykol (bzw. Ethylenglykol), (Urämie), Lactat


Pleuraerguss

Ein Pleuraerguss ist eine Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle zwischen Lunge und Brustwand. Handelt es sich um eine zell- und eiweißarme Flüssigkeit, wird dies als Transsudat bezeichnet. Es entsteht infolge eines vermehrten Flüssigkeitsaustritts aus den Kapillaren bei einer Stauung oder einer pathologischen Zusammensetzung des Blutes. Ist die Flüssigkeit hingegen zell- und eiweißreich, handelt es sich um ein Exsudat. Dieses entsteht in Folge einer entzündungs- oder tumorbedingten Störung der Barriere zwischen Blutbahn und Lymphwegen mit Austritt von Zellen.

Äti

Transsudat

Austritt von Flüssigkeit mit wenigen Zellen und Proteinen über die intakte Pleura aufgrund pathologischer Druckunterschiede

->Hydrostatischer Druck↑ in den Pleurakapillaren, Interstitieller Flüssigkeitsdruck↑ in der Lunge ,Intrapleuraler Druck↓, geringer intravasaler onkotischer Druck

->Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, Nephrotisches Syndrom, Peritonealdialyse, Obere Einflussstauung

Exsudat

Austritt von Flüssigkeit mit reichlich Zellen und Proteinen in den Pleuraspalt aufgrund erhöhter Durchlässigkeit der Kapillarwände im Rahmen einer Entzündung oder Tumorerkrankung

durch: Vermehrte Durchblutung oder gestörte Lymphabtransport

->Pneumonie (parapneumonischer Erguss) Malignom, Viruserkrankungen (virale Pleuritis), Lungenembolie


Diagnostik

Anamnese

Vorerkrankungen vor allem kardial,Aktuelle/kürzlich zurückliegende Infektsymptomatik (respiratorischer Infekt, Fieber, Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust), Zeitlicher Verlauf der Symptome, Medikamenteneinnahme, Asbestexposition

KU

Inspektorisch Nachschleppen einer Thoraxhälfte (asymmetrische Thoraxexkursion), verminderter Stimmfrenitus

Auskultatorisch Abgeschwächtes oder fehlendes Atemgeräusch sowie verminderte Bronchophonie

perkussorisch Gedämpfter Klopfschall

Apparativ

Sono im Sitzen: sehr sensibel

ggf Röntgen-Thorax mit Verschattung

CT-Thorax bestenfalls nach einer Punktion machen, kann Hinweise auf Genese liefern

Pleurapunktion

Diagnostisch wie auch therapeutisch

Max. 1,5 L Flüssigkeit in einem Eingriff ablassen, andernfalls droht Reexpansionsödem

Kontraindikation: Quick <50%; INR >1,5; Thrombozyten <50.000/μL

Komplikationen: Infektionen, Blutungen, Nervenläsionen, Leber- und Milzverletzungen sowie Pneumothorax

DD

siehe AMBOSS mit Tabelle

Sonderformen

Pleuraempyen

Eiteransammlung in der Pleurahöhle

Kann parapneumonisch (infektiös) oder Posttraumatisch nach Thoraxtraumen, Lungeninfarkten oder Operationen entstehen

geht meist mit deutlich reduziertem AZ und Fieber einher

typisch in der Bildgebung ist ein organisierter Erguss, bzw ein gekammerter Erguss mit Lufteinschluss

Stadien:

->Stadium I: Exsudative Phase

->Stadium II: Fibrinös-purulente Phase

->Stadium III: Chronisches Empyem mit Verschwielung und Vernarbung

Therapie: kalkuliert mit Aminopenicillin plus Laktamasehemmer, alternativ Clindamycin plus Cephalosporin 2. o. 3. Generation

Sowie Stadienabhängig:

->Stadium I: Zusätzlich Spültherapie über Thoraxdrainage DOSIS

Stadium II zusätzlich erwägen :Lokaltherapie mit Fibrinolytika: Urokinase, Streptokinase oder Alteplase lokal über liegende Drainage

Chirurgische Intervention: Debridement mittels Video-assistierter Thorakoskopie (VATS)

Stadium III: Chirurgische Sanierung



Lungenembolie

meist durch Thrombus aus der unteren Hohlvene (zB Tiefe Beinvenenthrombose), selten durch obere Hohlvene bei Anlage eines ZVKs, teilweise auch in Form einer Fettembolie bei größeren OPs

Physiologie

Akute Rechtsherzbelastung durch erhöhten pulmonalarterieller Druck sowie ZVD

Erhöhung des funktionellen Totraumvolumens mit Hypoxämie

Hyperventilation mit Hypokapnie (pCO2↓) → Respiratorische Alkalose

Vorwärtsversagen durch Minderung des HZV

Klinik

Allgemein

Akutes Einsetzen (z.B. nach morgendlichem Aufstehen) von Symptomen

Infolge der Erhöhung des funktionellen Totraumvolumens->Tachy- und Dyspnoe, ggf Zyanose

Infolge einer begleitenden Pleuritis oder eines Lungeninfarkts-> Husten, Fieber, atemabhängige Thoraxschmerzen, Hämoptysen

Infolge der Rechtsherzbelastung-> Tachykardie, Hypotonie, Synkope

Bei rezidivierender oder progredienter Dyspnoe unklarer Ätiologie sollten rezidivierende Lungenembolien als Differenzialdiagnose in Betracht gezogen werden!

Diagnostik

Die erste Frage bei Verdacht auf eine Lungenembolie sollte sein: Ist der Patient hämodynamisch stabil?

Stabil

Einschätzen der klinischen Wahrscheinlichkeit, dass eine LE vorliegt

->hoch: Angio-CT

->niedrig: Bestimmung der D-Dimere, wenn positiv Angio-CT

instabil

Reanimationspflichtigkeit oder

Obstruktiver Schock

oder Persistierende Hypotonie

und Minderdurchblutung von Endorganen

Ist der Patient stabil genug für ein Angio-CT?

Stabil genug → Angio-CT → Nachweis/Ausschluss

Nicht stabil genug für CT → Echokardiografie

->Nachweis rechtsventrikuläre Beeinträchtigung


Allgemein

Anamnese, insb. hinsichtlich klinischer Hinweise auf eine tiefe Beinvenenthrombose (TVT)

Erhebung der Vitalparameter

Inspektion mit Hinweis auf Rechtsherzbelastung (gestaute Halsvenen) oder Hinweis auf eine TVT

Erhebung WELLS-Score

Labor

Bei Patienten mit Verdacht auf Lungenembolie (ohne Schock) soll bei niedrigem Risiko-Score eine D-Dimer-Bestimmung und bei hohem Score eine CT-Pulmonalisangiografie/Lungenszintigrafie erfolgen!

Troponin und BNP↑: Hinweis auf vermehrte Rechtsherzbelastung → Prognostisch ungünstig

BGA

Apparativ

CT-Angiografie (CTA): Mittel der 1. Wah

Echo zur Bestimmung der rechtsventrikulären funktion, Dilatation und Hypokinesie des rechten Ventrikels

Perfusions- und Ventilationsszintigrafie der Lunge als Alternative zur CT-Angio bei Konraindikation zu dieser

Risikostratifikation

Mit PESI-Score bzw sPESI (simplified)

Scores zur Bestimmung der 30-Tages-Letalität nach LAE

Kriterien: Alter, Malignom, RR<100mmHg, HF>110/min, sO2 in Raumluft <90%, chronische HI oder chronische Lungenerkrankung

ab einem Punkt 30-Tages Letalität mind 10%

klinisch meist Kombination aus sPESI, Labordiagnostik und Bildgebung

Therapie

akut

allgemein

Halbsitzende Lagerung

Sauerstoffgabe über die Nasensonde oder Maske (6 L/min) unter Monitoring mittels Pulsoxymetrie

medis

Analgesie bei Schmerzen, ggf. Anxiolyse bzw. Sedierung

Initiale Antikoagulation: Gabe von niedermolekularem Heparin (NMH) , Fondaparinux oder unfraktioniertem Heparin (UFH) als Bolus oder direkten oralen Antikoagulantien (Rivaroxaban, Apixaban)

verlegung

auf Intensiv


massiver Lungenembolie mit Lebensgefahr: Rekanalisierende Maßnahmen

Thrombolyse Bei hämodynamischer Instabilität oder Reanimationspflichtigkeit

vorzugsweise mit rekombinantem Gewebeplasminogen-Aktivator (rt-PA, z.B. Alteplase) und gleichzeitiger Kombination mit vorheriger und begleitender Gabe von intravenösem unfraktioniertem oder niedermolekularem Heparin

Bei Blutung sofort Abbruch der Lyse und Gabe von Tranexamsäure oder Protamin

Bei Reanimationspflichtigkeit gibt es keine Kontraindikationen für eine systemische Lysetherapie!

Sekundärprophylaxe

Umstellung der initialen Antikoagulation auf Erhaltungstherapie für 3–6 Monate: Mit DOAK (1. Wahl) oder Vitamin-K-Antagonisten


COPD

Def

chronisch progrediente Atemwegs-/Lungenerkrankung, die sich durch eine nicht vollständig reversible Atemwegsobstruktion auszeichnet

ursächlich ist eine Chronisch-entzündliche Reaktion nach langjähriger Exposition gegenüber Noxen,

EPI/ÄTI

6% der Weltbevölkerung betroffen, weltweit 3.häufigste Todesursache

Rauchen jeglicher Art (90%), inkl. Cannabiszubereitungen

->Ab ca. 20–30 Pack Years ist bei 80–90% der Raucher:innen mit der Entstehung einer chronischen Bronchitis zu rechnen, die in eine COPD übergehen kann

Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung

Passivrauchen, insbesondere Elterliches Rauchen in der Wohnung

Tbc

α1-Antitrypsin-Mangel, Kartagener-Syndrom, Frühgeburtlichkeit

Klassifikation

Schweregradeinteilung nach Nationaler VersorgungsLeitlinie COPD

Abgefragt werden Atemnot, Husten und Auswurf, das Stärkste Symptom ist ausschlaggebend

leicht: Unter Belastung leichte Atemnot, Husten&Auswurf nur morgens

mittel: Unter Belastung deutliche Atemnot, keine Ruhedyspnoe, Husten&Auswurf mehrfach tagsüber

schwer: Ruhedyspnoe, Husten tagsüber ständig, zudem auch nachts,

Ständig verschleimt, schweres Abhusten

Stadieneinteilung nach Empfehlungen der GOLD-Leitlinie

Die GOLD-Leitlinie beinhaltet zwei Möglichkeiten der Klassifikation: nach FEV1 (GOLD 1–4) sowie nach Einschätzung von Symptomen und Exazerbationshäufigkeit (ABE-Gruppen). Letztere ist Basis für alle Therapieentscheidungen, wohingegen die Stadien GOLD 1–4 eher von historischer Bedeutung sind

Gold 1-4: Bestimmung der FEV1 nach inhalativer Bronchodilatation

1 ≥80%

2 50–79%

3 30–49%

4 <30%


ABE: Erfassung der Anzahl an Exazerbationen und Schwere der Symptomatik anhand spezifischer Fragebögen

->Fragebögen: Zum Einsatz kommen CAT (zu bevorzugen, besteht aus 8 Fragen) oder mMRC


Exazerbationen/Jahr

Klinische Symptomatik

A

≤1 mit ambulanter Behandlung

Wenig symptomatisch

  • mMRC <2

    CAT <10

B

Stark symptomatisch

  • mMRC ≥2

    CAT ≥10

E

≥2 mit ambulanter Behandlung oder

≥1 mit stationärer Behandlung

Unabhängig von Symptomatik


Klinik

Leitsymptom: Husten, Auswurf, Dyspnoe

Initial Belastungsdyspnoe, im Verlauf dauerhafte Dyspnoe

Ggf Zyanose, Ggf. Zeichen der Rechtsherzdekompensation bei fortgeschrittenem Cor pulmonale

Bei langjähriger COPD (insb. im Emphysemstadium): „Fassthorax“

Lungenemphysem

Irreversible Erweiterung der Lufträume distal der Bronchioli terminales als Folge einer zerstörten Lungenarchitektur, meist durch eine COPD hervorgerufen, ggf auch durch eine berufliche Staubexposition

bietet das Bild eines Fassthorax

Diagnostisch Röntgen/CT, in LuFu erkennt man Restriktion mit Emphysemknick

therapeutisch Vermeidung von Noxen und Ggf. Bullektomie/Lungenvolumenreduktion

Bei Personen <50 Jahren mit Lungenemphysem sollte immer ein α1-Antitrypsin-Mangel ausgeschlossen werden!

Diagnostik

Grundsätzlich immer ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung, Spirometrie, Pulsoxymetrie sowie ein Röntgen-Thorax

Anamnese

Beschwerden, Art und Umfang des Tabakkonsums, Allergien, berufliche Exposition, Schlaf, Belastbarkeit, rez. Infekte

KU

Besteht schon ein Emphysem? Hypoxizeichen? Cor pulmonale?

Auskultatorisch Rasselgeräusche oder Hinweise auf eine Obstruktion?

LuFu

: FEV1/FVC (Tiffeneau-Index) <0,7 („starrer“ Normwert) nach Bronchodilatation

auch typisch: FEV1↓, Residualvolumen↑, intrathorakales Gasvolumen↑, Diffusionskapazität↓

Blut

Entzündungsparameter: Kleines Blutbild (Leukozytose), CRP, ggf. PCT

Blutgasanalyse: Initial und auch als Verlaufskontrolle während des stationären Aufenthalts ->Hypoxische RI oder auch Hyperkapnische RI

α1-Antitrypsin: Spiegelbestimmung bei allen Betroffenen <50 Jahren bei Erstdiagnose zum Ausschluss eines α1-Antitrypsin-Mangels

Bildgebung

Röntgen-Thorax: Immer im Rahmen der Erstdiagnostik bei V.a. COPD

->Ausschluss eines Infiltrates

bei Unklarheit: CT

ggf EKG, Echo, Polysomnographie

Therapie

Allgemein

Kompletter Verzicht auf Rauchen bzw. Expositionsstopp

Verbesserung der respiratorischen Situation durch Atemtraining und Patientenschulung

Erhalt der allgemeinen Belastbarkeit durch Sportmaßnahmen

Impfungen gemäß der STIKO (iinsb. Grippeimpfung, Pneumokokken-Impfung, COVID-19-Impfung)

Osteoporoseprophylaxe mit Vitamin D3 und Calcium

Die Therapie der COPD kann lediglich eine Symptomlinderung und somit einen Erhalt der Alltagskompetenz ermöglichen. Eine Verzögerung der Krankheitsprogression ist für die medikamentösen Therapien nicht nachgewiesen! Therapieziel ist die Vermeidung von Exazerbationen.

Medikamentös

COPD-Stufentherapie nach Leitlinie der GOLD (2023)


Initialtherapie nach COPD-Einteilung in ABE-Gruppen (nach GOLD 2023)

A

Monotherapie mit einem Bronchodilatator (kurz- oder langwirksam)

  • I.d.R: LAMA oder LABA

B

LAMA + LABA

E

LAMA + LABA

Ggf. + ICS bei Asthma in der Vorgeschichte und/oder Eosinophilenzahlen von ≥300/μL


COPD-Stufentherapie nach Nationaler VersorgungsLeitlinie COPD (2021)

Symptome im Vordergrund

Exazerbationen im Vordergrund

Leichte bis mittelgradige Symptome

Mittelgradige bis schwere Symptome

Keine Therapie oder

Bedarfsmedikation mit SAMA oder SABA oder

Dauertherapie mit LAMA oder LABA

LAMA oder LABA oder

LAMA + LABA

Ersttherapie: Immer LAMA , ggf. + LABA

Eskalationsstufen

-LAMA → Zusätzlich LABA

-LAMA + LABA → Zusätzlich ICS

-Ggf. Roflumilast


Stehen Exazerbationen im Vordergrund und eine Eosinophilie sollte ein ICS dazugezogen werden

Komplikationen

Chronische respiratorische Insuffizienz mit Notwendigkeit einer Langzeitsauerstofftherapie über 16h pro Tag oder Heimbeatmung, lungenvolumenreduktive Verfahren, Lungentransplantation als Ultima Ratio




Akut exazerbierte COPD

Zunahme von Dyspnoe und/oder Husten und Auswurf, die innerhalb von weniger als 14 Tagen aufgetreten ist und von Tachypnoe und/oder Tachykardie begleitet sein kann

meist getriggert durch infekte

Klinik

Zunehmender oder neu aufgetretener Husten mit vermehrtem, ggf. purulentem Sputum

Zunehmende Atemnot, ggf. mit respiratorischer Insuffizienz

Ggf. zentrale Zyanose, Ggf. Fieber

Klinisches Management

Ersteinschätzung

Inspektion: Tachypnoe, Einsatz der Atemhilfsmuskulatur

Lungenauskultation: Giemen, Brummen, Silent Lung

Pulsoxymetrie: Tachykardie, reduzierte spO2

Beurteilung des Sputums (Volumen, Farbe)

Wenn möglich BGA, ggf. Blutentnahme (Entzündungszeichen)

Ggf. Röntgen-Thorax, insb. zum Nachweis möglicher Infiltrate

==>Einteilung in Schweregrad

Kriterien für eine Krankenhauseinweisung

Schwere, insb. akut zunehmende Dyspnoe

Schwere pulmonale Infektion

Stark reduzierter Allgemeinzustand

Trotz Therapie progrediente oder unzureichend gebesserte Symptomatik

Schläfrigkeit, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörung

Keine adäquate häusliche Versorgung gewährleistet

Schwere Begleiterkrankungen mit Instabilität

Neuauftreten oder Zunahme von peripheren Ödemen, Zyanose

Kriterien für eine Aufnahme auf Intensivstation bzw. Intermediate Care

Bewusstseinsstörung

Hämodynamische Instabilität

Persistierende arterielle Hypoxämie (pO2 <40 mmHg) trotz Sauerstoffgabe

Schwere oder unter Sauerstoffgabe progrediente Hyperkapnie (pCO2 >70 mmHg)

Ausgeprägte, persistierende Tachypnoe (≥25/min) als Risiko für eine Erschöpfung: Überwachung auf der Intensivstation zumindest in Betracht ziehen

DD

LAE, Pneumonie, Pneumothorax, Lungenödem, MI

Therapie

je nach klinischer Ausprägung

allgemein

Sitzende Position und ausreichende Flüssigkeitsgabe

Sauerstoffgabe mit einem Zielwert von 88-92%

Inhalative Therapie

SABA plus SAMA

Systemisch

Glucocorticoide: In der Akutsituation für 5 Tage, i.v. oder p.o.

Morphin: Zur Beruhigung bei starker Dyspnoe

Bei zunehmender respiratorischer Insuffizienz: Nicht-invasive Beatmung (NIV); als Ultima Ratio invasive Beatmung


Asthma Bronchiale


Chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege mit reversibler bronchialer Obstruktion und/oder hyperreagiblem Bronchialsystem

Asthmaanfall: Akut einsetzende, schwere Asthmaexazerbation, die sich fulminant innerhalb von wenigen Minuten entwickelt und schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann

Status asthmaticus: Vital bedrohlicher Asthmaanfall mit Ortho- und Tachypnoe, Tachykardie und Zyanose, der trotz adäquater Therapie mind. 24 Stunden andauert

EPI/ÄTI

ca 10% aller Kinder und 5% aller Erwachsener betroffen

Risikofaktoren: Genetische Prädisposition, Erhöhtes Körpergewicht, Psychosoziale Belastungen, Tabakrauch, Allergene, Medikamente, chemisch-toxische Substanzen, berufliche Noxen, Umweltbedingungen

häufige Komorbiditäten sind COPD, Gastro-ösophagealer-Reflux, chronische Sinusitis, atopische Dermatitis,

Trigger für einen Asthma Anfall: Infektionen, Umweltnoxen, kalte Luft, psychische Konditionierung, ASS oder Beta-Blocker, körperliche Anstrengung

Unterformen

keine strikte Unterscheidung

Allergisches Asthma

Kriterien: Nachweis spezifischer IgE-Antikörper (atopische Diathese) plus Allergenbezug zur Asthmasymptomatik

häufigste Form bei Kindern, Häufiges Verschwinden der Symptomatik in der Pubertät, manchmal Wiederauftreten im Erwachsenenalter

Auslösende Allergene

->Saisonal: Pollen, Schimmelpilz

->Nicht-saisonal (perennial=ganzjährig): Hausstaubmilben , Tierepithelien

Therapie: Allergenkarenz, Allergen-Immuntherapie, ICS-Therapie bei saisonalem Asthma

Nicht-allergisches Asthma

Kriterien: Kein Nachweis spezifischer IgE-Antikörper und fehlende Allergiesymptomatik

Prävalenz: ca. 30–50% aller erwachsenen Asthmatiker

Alter: Insb. >40 Jahre

Auslösender Faktor: Insb. Atemwegsinfekte


am häufigsten besteht eine Mischform

Läufer-Asthma

Kriterien: Bronchiale Obstruktion nur oder insb. bei körperlicher Belastung

Therapie:

Allgemein: Aufwärmphase vor körperlicher Belastung

Akuttherapie: Kurzwirksame inhalative β2-Sympathomimetika (Salbutamol) nach Bedarf

==>Die Verwendung von β2-Sympathomimetika bei Leistungssportlern unterliegt den Regularien der WADA (World Anti-Doping Association)!

Analgetika-Asthma

Kriterien: Sog. Samter-Trias

  • Asthma bronchiale (meist intrinsisch)

    Chronische Sinusitis und Polyposis nasi

    Intoleranz gegenüber COX-1-Hemmern (wie Aspirin oder Ibuprofen)

Therapie

  • Adaptive Desaktivierung: ASS-Dauertherapie

Eosinophiles Asthma bronchiale

Kriterien: Nachweis der eosinophilen bronchialen Entzündung mittels Sputumuntersuchung und Differenzialblutbild

Ätiologie: Eosinophilie der Atemwege sowohl bei allergischem als auch bei nicht-allergischem Asthma möglich

Identifizierung wichtig! ->besseres Ansprechen auf ICS und Indikation für Einsatz von Biologicals


Klassifikation

Grad der Asthmakontrolle

Bedeutung: Bei allen Patienten sollte wenn möglich ein kontrolliertes Asthma angestrebt werden

->Unbehandelte Patienten: Beginn der medikamentösen Behandlung nach dem Grad der Asthmakontrolle

->Bereits behandelte Patienten: Therapieanpassung (Eskalation oder Deeskalation) unter Berücksichtigung des Grades der Asthmakontrolle

Kriterien: Symptome tagsüber (sollte kleiner 2 sein für kontrolliert),

Einschränkung von Alltagsaktivitäten (sollte mit Nein beantwortet werden),

Nächtliche Symptome oder nächtliches Erwachen (sollte mit Nein beantwortet werden),

Notwendigkeit von Bedarfsmedikation oder Notfallbehandlung (sollte bei kleiner 2 pro Woche liegen)

==>Teilweise kontrolliertes Asthma: 1–2 Kriterien

unkontrolliert ab 3 Kriterien

Asthma-Schweregrad

bei bereits therapierten Patienten

Leichtes Asthma: Kontrolliertes Asthma auf Therapiestufe 1 oder 2

Mittelgradiges Asthma: Kontrolliertes Asthma auf Therapiestufe 3 oder 4

Schweres Asthma: Therapie mit ICS in Höchstdosis und mind. 1 zusätzlichen Langzeitmedikament (LABA oder LTRA) oder OCS >6 Monate/Jahr plus mind. 1 Zusatzkriterium

Pathophysio

Atemflusslimitierung durch Bronchospasmus

Schleimhautödem und entzündliche Schleimhautinfiltration mit Hyperplasie der Becherzellen und Verdickung der Basalmembran

Remodeling der Bronchialwände mit Hypertrophie der glatten Muskulatur

Vermehrte Produktion zähen Schleims

Klinik

Allgemein

Chronischer Husten oder Räusperzwang, teilweise auch als primär einziges Symptom

Kurzatmigkeit/Dyspnoe

Häufig atopische Komorbiditäten, bspw. atopisches Ekzem

Exarzerbation

(Anfallsartig auftretende) Luftnot und exspiratorische Atemgeräusche mit Giemen, Brummen und pfeifender Atmung

Brustenge, Erstickungsangst, Thorakale Einziehungen

Trockener Husten

Auftreten insb. nachts und früh morgens

Häufig nur episodenhafte Beschwerden

Diagnostik

Diagnose-Kriterien

Die Diagnose Asthma bronchiale gilt als gesichert bei charakteristischer Symptomatik + Nachweis einer Obstruktion + Reversibilität!


Asthma wahrscheinlich wenn:

Typische Klinik und Anamnese

plus Nachweis einer Bronchialobstruktion (FEV1/VC (Tiffeneau-Index) < LLN ) und Teilreversibilität

plus ein weiteres Merkmal, zB Nachweis einer Hyperreagilibiltät im Provokationstest, oder Ansprechen auf antiinflammatorische Therapie, oderoder signifikanter FEV1-Abfall während oder innerhalb von 30 Minuten nach körperlicher Belastung


Erstdiagnostik

Anamnese: Asthmatypische Symptomatik (insb. nachts und früh morgens), Bekannte Allergie oder allergietypische Symptome, Triggerfaktoren, die die Symptomatik begünstigen oder auslösen (bspw. Allergene, Infekte)

Familienanamnese hinsichtlich Atopien, Berufsanamnese hinsichtlich Exposition gegenüber Allergen

Labor: bei schwerem Asthma oder fehlendem Therapieansprechen

->Differenzialblutbild, insb. mit der Fragestellung „Eosinophilie“, CRP

Allergiediagnostik bei Asthma bronchiale

Ggf. Sputumbakteriologie

Allergiediagnostik

Alle Patienten bei Erstdiagnose Asthma

Methoden: Allergie-Anamnese , Prick-Test oder spezifische IgE-AK im Serum (z.B. durch CAP (Carrier-Polymer-System)-Test), Gesamt-IgE im Serum, Molekulare Allergiediagnostik

LuFu

Spirometrie: FEV1↓ <80% des Sollwertes, Tiffeneau-Index (FEV1/VC)↓ <70% = Obstruktive Ventilationsstörung mit Erhöhung des Atemwegswiderstandes

—>Schweregrade der Obstruktion: FEV1 >60-80% leichtgradig; >40–60% mittelgradig; <40% schwergradig

Bronchospasmolysetest:

Komplette Reversibilität der Obstruktion durch Bronchodilatatoren, insb. Salbutamol: Nachweis eines Asthma bronchiale (Anstieg des FEV1 um mindestens 12% UND um 200 mL)

Provokationstest

bei Verdacht auf Asthma bei aktuell fehlender Klinik und fehlender bronchialer Obstruktion in der Lungenfunktion oder zur Verlaufskontrolle

Kontrainidikationen: Obstruktive Ventilationsstörung bereits in Ruhe, Herzrhythmusstörungen, Nicht-kontrollierter arterieller Hypertonus

Direkte Stimulation: Methacholin-Provokationstest

->Positivbefund: FEV1-Abfall ≥20% bzw. Verdopplung des spezifischen Atemwegswiderstandes (≥2,0 kPa×sec)

Indirekte Stimulation: Belastungs-Lungenfunktionstest

->Hintergrund: Körperliche Belastung, Inhalation von Kaltluft, Mannitol, hyper- und hypotoner NaCl-Lösung oder Adenosin → Freisetzung entzündlicher Mediatoren → Bronchokonstriktion

->Positivbefund: Signifikanter FEV1-Abfall um ≥10%


Bronchiale Hyperreagibilität ist typisch beim Asthma – aber auch bei allergischer Rhinitis, CF, COPD, Sarkoidose und bei Gesunden (unspezifischer Befund)!

Der Methacholin-Provokationstest kann einen lebensbedrohlichen Asthmaanfall auslösen! Deshalb muss immer(!) eine Bronchodilatation im Anschluss erfolgen!


Peak-Flow-Messung

Indikation: Objektive Verlaufsbeurteilung zusätzlich zur Klinik (bei jedem Asthma-Patienten)

Methode: Eigenmessung mittels Peak-Flow-Meters, das den exspiratorischen Spitzenfluss (PEF) misst

FeNO-Messung

Erklärung: Fraktion des exhalierten Stickstoffmonoxids

Indikation: Diagnosestellung bzw. Überprüfen der Asthmakontrolle (in jedem Alter)

Methode: Non-invasiver Biomarker der Atemwegsinflammation

Apparativ

Röntgen-Thorax:

Indikation: Bei Erstdiagnose Asthma und Vorliegen atypischer Symptome, sowie Husten, Auswurf, Dyspnoe (zum Ausschluss anderer Erkrankungen)

Zeichen der Lungenüberblähung: Tiefstehendes, abgeflachtes Zwerchfell, Verbreiterte Interkostalräume, Bei längerem Bestehen: Ggf. Fassthorax


Asthma Bronchiale- Therapie

Allgemein

Meidung anfallsauslösender Faktoren

Bei infektassoziiertem Asthma: Frühzeitige Infekttherapie

Bei Belastungsasthma: Aufwärmphase, gute Langzeiteinstellung, SABA vor Belastung

Körperliche Aktivität

Normales Körpergewicht halten bzw. Gewichtsabnahme

Tabakkarenz und Vermeidung von Passivrauchen

Asthmaschulung zur Verbesserung der Selbstmanagementfähigkeiten

Ggf. zusätzlich Yoga, Hypnose und Entspannungstechniken

Initialtherapie entsprechend der Asthmakontrolle (bei unbehandelten Patienten)

->Teilweise kontrolliertes Asthma: Therapiebeginn mit Therapiestufe 2

->Unkontrolliertes Asthma: Therapiebeginn mit mind. Therapiestufe 3


Es gibt 2 Ansätze: niedrig anfangen, höher eskalieren, oder eine stufe höher wahrscheinlich benötigt anfangen und bei erreichter Asthmakontrolle deeskalieren

Therapieanpassung im Verlauf: Nicht- oder teilkontrolliertes Asthma: Ggf. Therapie-Eskalation

Gute Asthmakontrolle über ≥3 Monate: Therapie-Deeskalation ; bei klinischer Verschlechterung sofortige Re-Eskalation

Bei der Deeskalation einer Therapie mit ICS+LABA als Fixkombination sollte immer zuerst die ICS-Dosis halbiert werden. Bei Erreichen einer niedrigen ICS-Dosis unter stabiler Klinik kann zusätzlich das LABA abgesetzt werden!

Bei einer reinen ICS-Therapie sollte eine Deeskalation auch bei Kindern erst bei guter Asthmakontrolle über mind. 3 Monate versucht werden!

Jeder Patient nach Exazerbation mit systemischem Glucocorticoid-Bedarf sollte eine antiinflammatorische Dauertherapie erhalten!


Stufentherapie

1 Dauertherapie: keine

Akuttherapie: ICS + Formoterol oder SABA

2 Dauertherapie ICS (niedrige Dosierung) oder keine

Akuttherapie: ICS+Formoterol als Fixkombination

3 Dauertherapie ICS + LABA als Fixkombination1: Niedrige Dosis oder ICS in mittlerer Dosierung oder ICS +LTRA

Akuttherapie: ICS + Formoterol oder SABA

4 Dauertherapie ICS + LABA als Fixkombination1: Mittlere bis hohe Dosis oder

ICS + LABA als Fixkombination: Mittlere bis hohe Dosis + LAMA

Akuttherapie: ICS + Formoterol oder SABA

5 Dauertherapie ICS + LABA als Fixkombination: Hohe Dosis + LAMA

Als Add-On: Anti-IL-5(R) oder Anti-IL-4R oder Anti-IgE

Akuttherapie: so wie immer


möglichst einen Inhaler mit Fixkombination benutzen


akuter Anfall

Bei einem akuten Asthmaanfall stehen inhalative β2-Sympathomimetika im Vordergrund! Da Glucocorticoide bei inhalativer(!) Applikation einen verzögerten Wirkungseintritt aufweisen, sollten diese immer oral oder i.v. gegeben werden! ->Indiziert ab einer schweren Exarzerbation, wenn Sprechen durch Dyspnoe beeinträchtigt ist

Bei jedweder Form eines Asthmaanfalls dürfen keine Betablocker gegeben werden!

Jeder Patient mit einem schweren bis lebensbedrohlichen Asthmaanfall sollte unter Notarztbegleitung ins Krankenhaus gebracht werden!

Atemerleichternde Manöver (bspw. Lippenbremse) und Körperposition (sitzende Position mit aufgestützten Armen für den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur)




Pneumonie

Ätiologie

meist bakterielle Erreger

je nach Alter unterschiedliche Erreger

Ambulant erworbene Pneumonie: Pneumokokken (häufigster Erreger bei jungen Erwachsenen) , Haemophilus influenzae (selten), Mycoplasma pneumoniae und Chlamydia pneumoniae

Nosokomial erworbene Pneumonie: Vor allem gramnegative Erreger (wie Pseudomonas aeruginosa und Enterobacteriaceae) und Staphylokokken

Pneumonie bei Immunsuppression: Häufiger durch opportunistische oder bei Immunkompetenten nicht sehr virulente Erreger ausgelöst

meist durch eine Tröpfcheninfektion

Risikofaktoren

Hohes Alter und Immobilität jeglicher Ursache

Schlechter Immunstatus : Insb. bei Pneumocystis-Pneumonie und Pilzpneumonien

Chronische Erkrankungen, vorbestehende Influenza, maschinelle Beatmung

Klassifikation

Einteilung nach Entstehungsort in Community acquired und in Hospital-acquired

Nach Immunstatus: in the immunosuppressed host

==>Bei Patienten mit Pneumonie soll in der Notaufnahme die Therapie entsprechend der Zuordnung zu einer der drei Formen erfolgen:

a) Ambulant erworben , Patient immunkompetent.

b) Nosokomial erworben , Patient immunkompetent.

c) Unter Immunsuppression erworben Patient immunsupprimiert.


nach Klinik: typisch vs atypisch

primär vs sekundär


Klinik

typisch

Plötzlicher Krankheitsbeginn mit starkem Krankheitsgefüh

->Hohes Fieber, Produktiver Husten mit eitrigem Auswurf (gelblich-grünlich), Tachypnoe und Dyspnoe, Schmerzen beim Atmen durch Begleitpleuritis, oft begleitend ein Herpes Lablialis

atypisch

vor allem bei Infektionen durch Mykoplasmen, Chlamydien, Legionellen, Viren und/oder bei alten Patienten

Schleichender Beginn mit: Kopf- und Gliederschmerzen, Leichtem Fieber, Dyspnoe, Trockenem Husten, Oftmals nur diskret veränderten Entzündungsparametern


Eine Trennung von typischer und atypischer Pneumonie ist im klinischen Alltag aufgrund fließender Übergänge nicht immer möglich, zudem können beide Erscheinungsbilder theoretisch durch jeden Erreger ausgelöst werden. Folglich erlaubt diese Unterscheidung keine sichere therapeutische Konsequenz!

Diagnostik

Anamnese

Alter und Komorbiditäten

->Funktionaler Status: weniger als 50% bettlägerig (Gruppe 1a), mehr als 50% Bettlägerg (1b), schwere Komorbidität (Gruppe 2)

->Bestimmt die Prognose und das Therapiezieö

Risikostratifikation anhand ATS-Score

Abfragen Immunstatus, Abfragen verändertes Keimspektrum zB bei Reiseanamnese

Die bestmögliche Kenntnis der anamnestischen Daten ist wichtig, um das Risiko für einen schweren Verlauf einschätzen und eine passende kalkulierte Antibiotikatherapie verordnen zu können!

Klinische Untersuchung

Erfassung der erweiterten Vitalzeichen

->qSOFA-Score zur Evaluation einer Sepsis

Inspektion und Palpation ->Auf Dyspnoezeichen achten

Auskultation & Perkussion

->Feinblasige, klingende Rasselgeräusche und ggf gedämpfter Klopfschall

Labor

Entzündungszeichen sowie PCT bei bakterieller Pneumonie erhöht, zusätzlich erweitertes Basislabor : Transaminasen, Quick/INR, Kreatinin, Harnstoff, Blutzucker, Lactat

BGA um eine respiratorische Insuffizienz auszuschließen

bei stationärer Aufnahme: Erregerdiagnostik

je nach vermuteten Erreger Anzucht, gramfärbung, Antigennachweis, PCR

Abnahme von mind. 2 Blutkultursets

Urin: Pneumokokken-Antigentest, bei Verdacht auf Legionellen-Pneumonie auch Bestimmung des Legionellenantigens

Sputum-Diagnostik: Sputumkultur, zusätzlich mikroskopische Erfassung der Anzahl reaktiver Leukozyten pro Gesichtsfeld (polymorphkernige Leukozyten, toxische Granulation) und ggf. Legionellen-PCR alternativ zum Antigen-Test im Urin

Pleurapunktion: Bei Vorliegen eines Pleuraergusses Probepunktion mit Bestimmung des pH, Beimpfung von Blutkulturflaschen mit dem Punktat und Bestimmung der Leukozytenzahl und des Eiweißgehaltes

Eine Bronchoskopie kann bei schweren Pneumonien diagnostisch wegweisend sein, da der Nachweis eines Erregers eine gezielte Antibiotikatherapie ermöglicht. Leider kann eine Bronchoskopie aber auch zur respiratorischen Insuffizienz eines zuvor noch spontan atmenden Patienten führen. Daher sollte stets eine Abwägung des Für und Wider erfolgen. Für den Nutzen „routinemäßiger“ Bronchoskopien besteht keine Evidenz!

Bildgebung

Konventionelles Röntgen-Thorax

->Unterscheidung zwischen lobären und interstitiellen Infiltrationen

bei unklaren Befunden: CT-Thorax

Pleurasono: Therapeutische Relevanz: Punktion bei Nachweis eines Ergusses → Bei eitrigem Punktat (Pleuraempyem) ist eine Thoraxdrainage erforderlich


Diagnosesicherung

1 Haupt- und 2 Nebenkriterien

Hauptkriterium: Neu aufgetretenes Infiltrat im konventionellen Röntgen-Thorax in zwei Ebenen

Nebenkriterien:

->Fieber (≥38,5 °C) oder Hypothermie (≤36,5 °C)

->Leukozytose (>10.000/μL) oder Leukopenie (<4.000/μL)

->Eitriger Auswurf (gelblich-grün)

->Für Infiltration sprechende physikalische Zeichen (Bronchophonie, Stimmfremitus u.a.): Nur geringe Sensitivität und Spezifität

->Nachweis eines Erregers (Blutkultur, Sputum, Bronchialsekret oder Pleuraflüssigkeit)


oft kann die Diagnose nur klinisch gestellt werden und nicht gesichert, vor allem älteren Patienten oder einer atypischen Pneumonie


Therapie

stets multimodal und richtet sich nach dem Schweregrad des individuellen Verlaufs

Kriterien für stationären Aufenthalt

CRB-65-Score (Confusion, Respiratory Rate >30/min, Bloodpressure <90/60mmHg, 65-years)

—>ab einem Punkt stationär Behandlung indiziert, ab 2 Punkten vermehrt Komplikationen

—>patientenbezogene zusätzliche Kriterien bachten die eine stationäre Einweisung rechtfertigen wie Komplikationen, schlechte Sozialsituation, instabile Komorbiditäten oder eine Sauerstoffpflichtigkeit


supportive Maßnahmen

Körperliche Schonung, jedoch keine strenge Bettruhe

Physiotherapie: Frühmobilisierung und Atemtherapie

Hohe Flüssigkeitsaufnahme

Bei Hypoxie: Atemunterstützung bzw. Sauerstoffgabe

Antipyretika, Analgetika (z.B. Paracetamol, Ibuprofen)

(Antitussiva (z.B. Codein)), Expektoranzien und Mukolytika

Medikamentös

Leichte Pneumonie → Ambulante Behandlung

bei : CRB-65 = 0 und ausreichende Oxygenierung (SaO2 ≥92%)

Ohne Risikofaktor: Amoxicillin 1.000 mg (<70 kgKG 750 mg) p.o. 1-1-1 für 5–7 Tage oder alternativ Makrolid für 5-7 Tage

mit Risikofaktor: : Aminopenicillin + β-Lactamase-Inhibitor (Amoxicillin/Clavulansäure 875/125 mg p.o. 1-0-1 für 5–7 Tage) und bei atypischen erreger zusätzlich Makrolid

Orale Cephalosporine sollten nicht eingesetzt werden, da sie häufig nicht ausreichend wirksam sind und die Ausbreitung von MRGN und die Selektion von Clostridium difficile begünstigen!


Mittelschwere und schwere Pneumonie → Stationäre Behandlung

mittelschwer: Zwischen leichter und schwerer Pneumonie, Vorliegen von max. 2 Minorkriterien der ATS-Klassifikation, Lactat >2 mmol/L

Aminopenicillin + β-Lactamase-Inhibitor i.v. (z.B. Ampicillin/Sulbactam ) oder Cephalosporine der 2. oder 3. Generation i.v. (z.B. Cefuroxim DOSIS oder Ceftriaxon )

  • Kombination mit einem Makrolid: Abdeckung atypischer Erreger und Nutzung immunmodulatorischer Effekte

schwer: : Akute respiratorische Insuffizienz und/oder Sepsis und/oder dekompensierte Komorbidität

: Piperacillin/Tazobactam oder Cephalosporine der 3. Generation (z.B. Ceftriaxon ) und immer zusätzlich ein Makrolid

Gegenüber Clarithromycin weist Azithromycin insb. bei älteren Patient:innen bzw. bei Patient:innen mit einer Polymedikation ein geringeres Gefahrenpotential bezüglich Nebenwirkungen auf


Die antibiotische Medikation kann 2–3 Tage nach Entfieberung beendet werden oder anhand von Bestimmung des Procalcitonins im stationären Setting verkürzt werden (Therapieende bei PCT ≤0,25 μg/L). Bei einer ambulant erworbenen Pneumonie, die ambulant behandelt werden kann, ist eine antibiotische Medikation von 7 Tagen ausreichend!

allgemein

alle 48-72h Verlaufskontrolle

->Klinische Stabilitätskriterien, Labor: Kontrolle von CRP bzw. PCT an Tag 3–4 empfohlen,

->bei Therapieversagen Eskalation der Therapie und erneute Erregerdiagnostik

Prognose und Prävention

Prävention durch Pneumokokkenimpfung, Grippeimpfung und Rauchstopp

Prognose nimmt mit dem Alter ab, ATS-Score zur Einschätzung


Lungen Karzinom

Def

kleinzellige von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen unterschieden. Grundlage für diese Unterteilung ist die Zellteilungsrate, die sich in diesen beiden Subgruppen unterscheidet: Kleinzellige Lungenkarzinome haben eine deutlich höhere Zellteilungs- und damit Wachstumsrate als nicht-kleinzellige Lungenkarzinome.

Nicht-Kleinzellig

Histologische Subtypen: Adenokarzinom(eher peripher), Plattenepithelkarzinom(Eher zentral)

Therapieansatz: Öfter auch kurativ


kleinzellig

Histologie: Gehört zu der Gruppe der neuroendokrinen Tumoren

Lage: Eher zentral

Zellteilungsrate: Hoch, somit schnelles Wachstum, außerdem frühereMetastasierung

Therapieansatz: Selten kurativ

Prognose: Schlecht

EPI/ÄTI

Geschlecht: ♂ > ♀ (ca. 3:1)

->beim Mann häufigste KrebsTODESursache, 2.häufigster Krebs

Alter: Inzidenz nimmt insb. ab der sechsten Lebensdekade zu, Häufigkeitsgipfel im achten Lebensjahrzehnt

Nicht-Kleinzellige Lungenkarzinome: Ca. 85%

kleinzeller: 15%

Risikofaktoren:

Rauchen: Dauer und Menge des Konsums bestimmen das Krebsrisiko

Berufliche Karzinogene: Verschiedene Metalle (Arsen, Chrom, Nickel, Uran), polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe etc.

Umweltbedingte Faktoren: Passivrauchen, Feinstaub, Asbest, Industrie- und Verkehrsgase, Radonexposition

Bei Adenokarzinom eher:

->Genetische Disposition und/oder Vorerkrankungen der Lunge mit Narbenbildung bzw. chronisch-entzündlichen Prozessen, z.B. Tuberkulose

Klassifikation

Tis: carcinoma in situ

T1: Größter Durchmesser <3 cm, umgeben von Lungengewebe oder viszeraler Pleura, Hauptbronchus nicht beteiligt (a-d je nach Größe)

T2: Größter Durchmesser >3 bis ≤5 cm und/oder Infiltration des Hauptbronchus o. viszerale Pleura o. Tumorbedingte atelektasen

T3: Größter Durchmesser >5 bis ≤7 cm und/oder Infiltration der Thoraxwand, N. phrenicus, parietalem Perikard oder zweiter tumor im selben Lappen

T4: Größter Durchmesser >7 cm und/oder direkter Infiltration von Diaphragma, Mediastinum, Herz, großen Gefäßen, Trachea, N. laryngeus recurrens, Ösophagus, Wirbelkörper oder Carina oder Zusätzlicher Tumor in anderem ipsilateralen Lungenlappen


N3 bei kontralateraler mediastinalem Lk-Befall


Klinik

allgemein

B-Symptomatik

Chronischer Husten oder rezidivierende Erkältungskrankheiten mit kurzer Anamnese sind bei Patienten ≥40 Jahre immer karzinomverdächtig

Hämoptysen, Dyspnoe

Bei chronischer Hypoxie: Uhrglasnägel und Trommelschlägelfinger , Kachexie

Dysphagie bei Kompression des Ösophagus

Heiserkeit, Obere Einflussstauung

Metastasierung

lymphogen: Lunge und Mediastinallymphknoten sowie Skalenus- und supraklavikuläre Lymphknoten

hämatogen: Leber, Gehirn, Nebennieren , Knochen

->Knochenmarksmetastasierung: Ggf. Panzytopenie im Blutbild

Paraneoplastisch

Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH, Schwartz-Bartter-Syndrom)

Hyperkalzämie: Produktion eines dem Parathormon ähnlichen Peptids

Cushing-Syndrom: ACTH-Produktion

Lambert-Eaton-Syndrom: Antikörper gegen präsynaptische Calciumkanäle

Hypoglykämie: Produktion von Insulin-Like-Growth-Factor durch Tumorzellen

Paraneoplastische zerebelläre Degeneration und paraneoplastische Polyneuropathie

Thrombozytose mit vermehrter Phlebothrombose und Phlebitis migrans

Hypertrophe pulmonale Osteoarthropathie (Pierre-Marie-Bamberger-Syndrom)

Stadien



Stadium 0

Tis (Carcinoma in situ)

Stadium I

Geringe Tumorausbreitung

->IA: T1, N0

->IB: T2, N0

Stadium II

Tumorausbreitung auf Lunge begrenzt

->IIA: T2b, N0

->IIB: T1–T2, N1 oder T3, N0

Stadium III

Tumorausbreitung über Lunge hinaus, aber noch auf den Hemithorax beschränkt

->IIIA: T1–T2, N2 oder T3, N1 oder T4, N0–N1

Tumorausbreitung über Lunge hinaus und nicht mehr auf den Hemithorax beschränkt

->IIIB: T1–T2, N3 oder T3–T4, N2

->IIIC: T3–T4, N3

Stadium IV

Fernmetastasierung bzw. Tumorausbreitung über Lunge hinaus (jedes M+ unabhängig von N)

alternativ Einteilung des kleinzelligen Karzinoms in:

Very Limited Disease (VLD): T1–T2, N0–N1

Limited Disease (LD): T1–T4, N2–N3 (Lymphknotenmetastasen im Mediastinum)

Extensive Disease (ED): M1 (jedes T, jedes N)

Lungenkarzinom Diagnostik & Therapie

Diagnostik

KU und Blut

Untersuchung insb. fokussiert auf mögliche Folgen einer Ausbreitung und eingetretener Komplikationen (maligner Pleuraerguss, Atelektase, Pneumonie, Kachexie)

Blutbild, Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium, Phosphat), Kreatinin, Harnstoff, Leberwerte (AST, ALT, GGT, AP, Bilirubin), LDH, Harnsäure

->Nieren und Leberwerte für Therapieplanung wichtig

Tumormarker: Neuronenspezifische Enolase (NSE): Tumormarker des kleinzelligen Lungenkarzinoms,

CYFRA-21-1: Tumormarker für Lungenkarzinome unabhängig der Histologie

=>generell Tumormarker nur mit geringer Bedeutung

Bildgebung

Basisdiagnostik: Röntgenthorax

weitere:

->1. Wahl: CT mit Kontrastmittel von Thorax und Oberbauch

Jeder Lungenrundherd bei einem Patienten >40 Jahre gilt bis zum Beweis des Gegenteils als Lungenkarzinom!

Diagnosesicherung

für die definitive Diagnose ist der bioptische Beweis obligat und für die Therapieentscheidung essenziell.

Bronchoskopie mit transbronchialer Biopsie: Bei zentraler Raumforderung

Transthorakale, CT-gesteuerte Biopsie: Bei peripheren Raumforderungen

operativ bei unzureichender Sicherung und der Fragestellung der genauen intrathorakalen Ausbreitung


Staging

Ausschluss Fernmetastasierung

->CT-Abdomen, MRT des Schädels, Knochenszintigrafie oder PET-CT,

bei verdächtigen Herden und kurativer intention: PET-CT

molekulare Diagnostik

Indikation: Insb. in der palliativen Therapie des multipel metastasierten Stadiums IVB des NSCLC

Molekulare bzw. immunologische Therapie-Targets: Neue Chemo-/Immunotherapeutika sind vor allem bei NSCLC vermehrt in klinischer Prüfung oder bereits zugelassen


Diagnostik vor thoraxchirurgischem Eingriff

Präoperative Lungenfunktionsdiagnostik zur Feststellung der funktionellen Operabilität

->Lobektomie: FEV1>1,5 L; Diffusionskapazität von >60% der Norm gefordert

->Pneumonektomie: FEV1>2,0 L (80% des Solls); Diffusionskapazität von >60% der Norm gefordert


Therapie

Grundsätze

Interdisziplinäre Tumorkonferenz

Studieneinschluß prüfen

Bei NSCLC: Kurative Therapiekonzepte umfassen in frühen Stadien die Operation, ggf. adjuvante Chemotherapie und Strahlentherapie

Bei SCLC: Nur in sehr begrenzten Stadien („Very Limited“) kommt eine Operation infrage, im Stadium der „Limited Disease“ kann eine kombinierte Radiochemotherapie erfolgen, in höheren Stadien ist eine Chemotherapie mit multiplen Zytostatika als palliative Therapie möglich.

Therapieaggressivität und Allgemeinzustand: Aggressive Therapieoptionen, insb. bei Diagnose in späten Stadien und bei Rezidiven nach Erstlinientherapie erfordern einen ausreichend guten Allgemeinzustand des Patienten


Therapie Nicht-Kleinzeller

Alle Stadien bis IIIA3 kurativ

->Operative Resektion oder stereotaktische Radiatio

->Adjuvante Kombinationschemotherapie Ab Stadium II

->Ggf. konsolidierende Radiatio des Mediastinums bei N2-Status, im Anschluss an die adjuvante Chemotherapie und nur bei geeigneten Patienten


Ab Stadium IIIA4 palliativ

->Definitive Radiochemotherapie (Kombinationschemotherapie + Radiatio)

->In Stadium IV: Palliative Systemtherapie (Chemotherapeutika)

->Ausnahme: Bei solitären Nebennieren-, ZNS-, Lungen-, Leber- oder Knochenmetastasen kann ein kuratives Behandlungskonzept infrage kommen


bei Pancoast-Tumoren bis IIIB kurativ

->Neoadjuvante Radiochemotherapie (Kombination aus simultaner Radiatio und Kombinationschemotherapie), dann OP


Therapieschemata: Cisplatin in Kombination mit Vinorelbin, Docetaxel, Paclitaxel, Etoposid, Gemcitabine oder Pemetrexed

Ab Stadium III: Simultane Radiochemotherapie mit Cisplatin + Etoposid als Standard

bestrahlung generell Bei operierten Patienten: Nach inkompletter Resektion oder ggf. bei präoperativem Status ≥N2

oder In den Stadien I und II: Bei nicht operablen Patienten


palliativ je nach Treibermutation


Therapie Kleinzeller

Very Limited Disease (5%): OP + adjuvante Chemotherapie + prophylaktische Schädelbestrahlung (kurativ)

Limited Disease (20%): Simultane Radiochemotherapie sowie Prophylaktische Schädelbestrahlung (kurativ)

Extensive Disease (75%): Palliative Chemotherapie

Radiatio des Mediastinums, Prophylaktische Schädelbestrahlung oder regelmäßige cMRT-Kontrollen


->Kombinationstherapie mit Cisplatin und Etoposid;

Prognose

Prognostische Faktoren: TNM-Stadium, Genotyp, Histologie, Geschlecht, Allgemeinzustand und Komorbidität

Mittlere 5-Jahres-Überlebensrate: Etwa 10–20% (♀ 21%, ♂ 16%)

Beste Prognose: Nichtkleinzellige Lungenkarzinome (Tumorverdopplungszeit von 180–300 Tagen) in lokal begrenzten Tumorstadien (T1–T2 N0 M0) → 5-Jahre-Überlebensrate bis zu 70%


Tuberkulose

DEF

Primäraffekt: Intrapulmonaler spezifischer Tuberkuloseherd nach Erstinfektion

Primärkomplex: Primäraffekt + lokale Lymphknotenreaktion, häufig verkalkt

Minimal Lesions: Kleine Organherde durch erste hämatogene Aussaat oft in der Lungenspitze

Simon-Spitzenherd: minimal lesion in der Lungenspitze

EPI/ÄTI

Etwa ein Viertel der Weltbevölkerung mit latenter Infektion

->Von den Infizierten erkranken 5–10% im Laufe ihres Lebens an TB

Todesfälle: 1,3 Mio. weltweit (2017), damit die zehnthäufigste Todesursache

Hohe Inzidenzen weltweit u.a. in Mosambik, Südafrika und auf den Philippinen

Hohe Inzidenzen europaweit in den postsowjetischen Staaten

Risikogruppen in Deutschland: Migranten und Spätaussiedler aus Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz, HIV-Infizierte und andere Immunsupprimierte, Obdachlose. Drogenabhängige


Erreger sind Mykobakterien: Unbewegliche, aerobe, grampositive, säurefeste Stäbchen mit lipidhaltiger Zellhülle

Infektionsweg: Insb. durch Tröpfcheninfektion

Multi-Drug—resistant Erreger nehmen zu, Regionen mit erhöhter Inzidenz: Ehemalige Mitgliedsstaaten der Sowjetunion (z.B. Kasachstan, Estland, Moldawien), Indien, China und Südafrika

->Ursachen: Unzureichende Kombination, Regelmäßigkeit und Wirkstoffkonzentration, z.B. bei mangelnder Compliance oder nicht adäquater Behandlung

->Armut, Immunschwäche: Weltweite Tuberkuloseinzidenz steigt an und geht mit vermehrten multiresistenten Keimen einher

Risikofaktoren

Immunsuppression, HIV (weltweit betrachtet ist Tuberkulose die häufigste Todesursache bei AIDS-Patienten)

Drogenabhängigkeit und Alkoholkrankheit

Unterernährung

Vorgeschädigte Lunge (z.B. Silikose, COPD)


Klassifikation

nach zeitlicher Genese:

Primärtuberkulose

->Primärkomplex: Intrapulmonaler spezifischer Tuberkuloseherd (auch „Ghon-Herd“ oder „Primäraffekt“ genannt) + lokale Lymphknotenreaktion (z.B. der Hiluslymphknoten)

->Positiver indirekter Erregernachweis: Z.B. durch Tuberkulinhauttest

anschließend latente Infektion (95%) oder manifeste Tuberkulose


Postprimäre Tuberkulose

->Organinfektion nach einer zurückliegenden Erstinfektion, zu 80% Lunge betroffen->endogene oder exogene (selten) Reaktivierung möglich


Falldefinitionen der Tuberkuloseerkrankung

nach Robert-Koch-Institut Einteilung in 5 Fälle

A Klinisch diagnostizierte (Klinisches Bild einer Tuberkulose ohne Erregernachweis und ohne Epidemilogische Bestätigung)

B klinisch-epidemiologisch bestätigte Erkrankung (Klinisches Bild einer Tuberkulose ohne Erregernachweis)

C Klinisch-labordiagnostisch bestätigte Erkrankung (Klinisches Bild einer Tuberkulose mit Erregernachweis)

D Labordiagnostisch nachgewiesene Infektion bei nicht erfülltem klinischen Bild

E Labordiagnostisch nachgewiesene Infektion bei nicht bekanntem klinischen Bild

Klinik

Primartuberkulose

Latenz von 4–8 Wochen nach Erstinfektion kommt es zu einer Immunantwort und damit zur Primärtuberkulose

Unspezifische Allgemeinsymptome: Subfebrile Temperaturen, Gewichtsverlust, Nachtschweiß (→ B-Symptomatik), Abgeschlagenheit

Produktiver Husten mit ggf Blutbeimengung

Postprimartuberkulose

entsteht zumeist durch endogene Reaktivierung (z.B. bei Immunschwäche) und kann durch hämatogene Streuung zu einzelnen Organmanifestationen führen

extrapulmonale Tuberkulose

Urogenitaltuberkulose:

->Prostatitis, Adnexitis

->Pyosalpinx: Eitriger Fluor, Metrorrhagien und Hypermenorrhö, subfebrile Temperaturen

->Dysurie, Flankenschmerzen, Hämaturie

->Diagnostik: Klinische Chemie mit Leitbefund: Sterile Leukozyturie in der Primärurinkultur

->Therapie: Medikamentöse Tuberkulosetherapie, ggf. operative Lösung von Verwachsungen (♀) und Harnröhrenstrikturen


Hauttuberkulose:

->Lupus vulgaris: Häufigste und klassische Erscheinungsform der Hauttuberkulose, Bevorzugt im Gesicht, Rötlich-braune Verhornungen, später sind Ulzerationen, Narbenbildung und Verstümmelungen möglich

—>Diagnostik durch Sondeneinbruchzeichen

->Tuberculosis cutis colliquativa, betrifft die Subkutis, Umschriebener subkutaner Knoten mit nekrotischer Einschmelzung und Ulzerationen


Andere Manifestationen: Knochentuberkulose, Kehlkopftuberkulose, Darmtuberkulose mit Chronische (blutige) Durchfälle, Fieber, Gewichtsverlust

Diagnostik

Anamnese

Reise bzw Migrationsanamnese

Allgemeine Anamnese mit Fokus auf Risikofaktoren zB Immunsuppression oder Drogenabusus

Schonmal eine Tuberkulose gehabt bzw wie wurde diese behandelt

Blut

unspezifisch, HIV-Test und Hepatitis-Serologie anbieten

Bildgebung

Röntgen-Thorax in 2 Ebenen (p.a. und lateral), ggf CT

->unspezifisch bei Primärtuberkulose, aber Im verlauf Ausbildung von dickwandigen, unscharf und unregelmäßig berandeten Kavernen („kavernöser Spitzenherd“)

->abgeheilte Tuberkulose erkennt man an Verkalkten, teilweise sternförmigen Narben

Erregerdiagnostik

indirekt: Quantiferon-Test (es wird mittels ELISA die Menge an Interferon-γ gemessen, die von den T-Zellen des Patienten bei Kontakt mit Antigenen des Tuberkuloseerregers ausgeschüttet wird) oder Tuberkulin-Hauttest ->Quantiferon test bei frischer Infektion schneller positiv

—>Nachweis einer durchgemachten Infektion ohne Bezug zur Klinik, keine Unterscheidung ob aktiv oder alt und stumm, viele Störfaktoren


direkt: Ein direkter Erregernachweis kann aus verschiedenen Untersuchungsmaterialien erfolgen und sichert die Diagnose. Insb. bei extrathorakalen Manifestationen ist ein entsprechender Erregernachweis wegweisend.

->Sputum, BAL, Magensaft, Urin, Stuhl, Knochenmark, etc


Diagnosesicherung

An 3 aufeinander folgenden Tagen wird Material gewonnen (z.B. Sputum, Urin, Magensaft, Menstruationsblut)

->Angestrebt wird immer eine Kultur mit Antibiogramm

->mikroskopischer Nachweis von säurefesten Stäbchen + positiver PCR des gleichen Materials

->Direkter Keimnachweis in Sekreten bedeutet offene Tuberkulose

Blutkulturen gehören nicht zur Standarddiagnostik bei Tuberkulose, da sich die Mykobakterien in Blutkulturen kaum anzüchten lassen!


Therapie

Allgemein

Sowohl der gesicherte als auch der hochgradige V.a. eine Tuberkulose sind Indikationen für die medikamentöse Standardtherapie ->davor Material für Kultur sammeln

->4-6 Wochen nach Therapiebeginn besteht keien Infektiösität mehr

Patienten mit V.a. eine offene Lungentuberkulose müssen isoliert werden->Ende der Isolation: 3 negative Sputummikroskopien an 3 unterschiedlichen Tagen

generell sollte möglichst regelmäßig die Compliance überwacht werden sowie der Therapieerfolg

medikamentös

Gesamttherapiedauer: Im Regelfall 6 Monate

->Initialphase mit 4-fach-Therapie: 2 Monate Isoniazid (INH) + Rifampicin (RMP) + Pyrazinamid (PZA) + Ethambutol (EMB)

->Kontinuitätsphase mit 2-fach-Therapie: Über weitere 4 Monate, hierbei möglichst mit INH + RMP

->ggf kann die Therapiedauer auch verlängert werden etwa bei komplizierteren Fällen


Alle Ab wirken, bis auf Ethambutol, bakterizid


Alternativen: Fluorchinolone (z.B. Levofloxacin, Moxifloxacin)

Injizierbare Medikamente (z.B. Amikacin und Streptomycin

Nebenwirkungen

Isoniazid: Hepatotoxizität, Neurotoxisch (Gabe von Vitamin B6)

Rifampicin: Hepatotoxizität, CYP-Induktionen

Pyrazinamid: Hepatotoxizität, Flush-Syndrom, Myopathie und Arthralgien

Ethambutol: Optikusneuritis


Während der tuberkulostatischen Therapie müssen regelmäßige Kontrollen von Blutbild, Harnsäure, Nierenretentionsparametern und Leberwerten erfolgen!

Vor Therapiebeginn ist wegen der Gefahr einer Optikusneuritis bei Ethambutol-Gabe ein Ophthalmologie-Konsil indiziert!

Kontrolle von Blutbild, Nieren- und Leberfunktionsparametern nach 2 und 4 Wochen

->Bei stabilen Werten: Ausdehnung des Kontrollintervalls auf 4 Wochen

Geringgradige Leberwerterhöhungen können toleriert werden

->Absetzen bei 5fach asymptoatisch oder 3fach symptomatisch Erhöhung der Leberwerte

Therapieendpunkte

  • Heilung: Vollständige Therapie und

    • Mind. 1 negative Kultur im Therapieverlauf und

    • 1 negative Kultur im letzten Therapiemonat

  • Abgeschlossene Therapie: Vollständige Therapie ohne Nachweis einer negativen Kultur zu Therapieende

  • Therapieerfolg: Heilung oder abgeschlossene Therapie

oder Abbruch der Therapie


Pneumothorax

Def

Luftansammlung im Pleuraspalt zwischen Lunge (Pleura visceralis) und Brustwand (Pleura parietalis)

->Spannungspneu zusätzlich mit Ventilmechanismus wodurch Luft im Thorax eingeschlossen wird

auch einteilung nach Lokalisation oder Ursache möglich

EPI/ÄTI

♂ > ♀ (etwa 3:1)

primärer Spontanpneu vorallem zwischen 20-30Jahren, sekundärer Spontanpneu vor allem ab 75 Jahren

Spontanpneu

Primär idiopathisch, bei pulmonal gesunden Patienten durch Ruptur blasiger Veränderungen im apikalen pleuropulmonalen Bereich

Risikofaktoren: Schlanke und hochgewachsene Patienten (sog. „asthenischer Körperbau“)

Rauchen (90% der Betroffenen; bis zu 20-fach erhöhtes Risiko; Risikoanstieg mit Zigarettenanzahl)

Männliches Geschlecht, Genetische Prädisposition

Sekundärer Spontanpneumothorax (SSP): Bei pulmonal vorerkrankten Patienten

->Rauchen, COPD, Infekte, interstitielle Lungenerkrankungen, Emphysem, maligne Lungenerkrankungen

iatrogen

bei ZVK-Anlage, beim Legen eines Sheldon-Katheter, Bei Subclaviapunktion (daher immer nur einseitig), Pleurapunktion

->Röntgen als Kontrollaufnahne

Klinik

Allgemein

Plötzlich einsetzender, stechender, atemabhängiger Schmerz im Brustkorb der betroffenen Seite, Husten

Dyspnoe, Tachypnoe, Tachykardie, ggf. Zyanose

->aber auch symptomarm/symptomlos möglich

bei Spannungspneu zusätzlich: Obere Einflussstauung, Hämodynamische Instabilität, Schocksymptomatik, Angst, Panik und Unruhe

Diagnostik

Anamnese

Starke Dyspnoe und Thoraxschmerzen → Verdacht auf Spannungspneumothorax

Junge, schlanke Patienten → Verdacht auf primären Spontanpneumothorax

Rauchen → Verdacht auf primären oder sekundären Spontanpneumothorax

Pulmonale Vorerkrankungen → Verdacht auf sekundären Spontanpneumothorax

Z.n. medizinischer Intervention oder thoraxchirurgischem Eingriff → Verdacht auf iatrogenen Pneumothorax

Z.n. Thoraxtrauma mit weiteren Traumafolgen → Verdacht auf traumatischen Pneumothorax

KU

Hinkt eine Seite beim Atmen nach?

Perkussion/Auskultation : Befunde der betroffenen Thoraxhälfte sind

->Fehlendes oder abgeschwächtes Atemgeräusch

->Hypersonorer Klopfschall

->Auskultatorisch pulssynchrones Klicken

Palpation

->Kein Stimmfremitus

->Ggf. instabiler Thorax bzw. Krepitationen der Rippen bei Rippenfraktur

Bei Spannungspneumothorax fallen Kreislaufinstabilität und ggf. zusätzlich eine Zyanose, eine Einflussstauung (gestaute Halsvenen) und/oder ein Hautemphysem auf!

Blut

BGA

Bildgebung

Röntgen-Thorax: Standard-/Initialdiagnostik: Thorax p.a. im Stehen (Luft sammelt sich apikal) und in Inspiration

bei unklaren Befund oder zur Abklärung einer möglichen OP-Indikation: CT

ggf Sono als schnelles Mittel der Wahl

Therapie

Erstmaßnahmen: Sofortige O2-Gabe über eine Nasensonde (4–6 L/min) bzw. eine Maske (bis zu 10 L/min) mit Reservoir und Oberkörperhochlagerung zur Verbesserung des pulmonalen Gasaustausches

konservativ

bei kleinem primärem Pneumothorax zu erwägen

symptomatische Therapie, im Verlauf häufig Remission


Bei primärem Spontanpneumothorax und komplizierenden Bedingungen (Vorliegen eines Hämatothorax, eines Weichteilemphysems, schwerwiegende Vorerkrankungen, anamnestische Thorax-OP und/oder Rezidiv eines Pneumothorax) sowie bei sekundärem Spontanpneumothorax sollte eine zeitnahe Vorstellung in der Thoraxchirurgie bzw. beim Pneumologen erfolgen!


interventionell

Ein Spannungspneumothorax und ein beidseitiger Spontanpneumothorax sind Notfallindikationen

ansonsten je nach Klinik und Ausmaß des Pneu

->Mittel der Wahl: Thoraxdrainage

->Meist mit Wasserschloss oder Heimlich-Ventil: Beides verhindert über einen Ventilmechanismus das Eindringen von Luft in den Pleuraraum

->Bülau-Position: 4. ICR (auf Höhe der Mamille) zwischen vorderer und mittlerer Axillarlinie (im sog. „Safe Triangle“ ) oder

->Monaldi-Position: 2. ICR in der Medioklavikularlinie

Durchführung: Minithorakotomie in Lokalanästhesie

->Hautschnitt etwas kaudal der beabsichtigten Punktionsstelle

->Präparation des Drainagekanals: Stumpf mit Schere oder Kornzange am Oberrand der unteren Rippe des entsprechenden ICR → Tunnelung nach kranial → Eröffnung der Pleura parietalis → Abtasten des Pleuraspalts mit dem Finger → Drainage wird ohne Führungsstab mit der Kornzange gegriffen und (evtl. unter Führung des Fingers) ca. 20 cm eingeführt

Anlage von Sog: Ggf. indiziert bei symptomatischem Pneumothorax mit großer Atelektase bzw. bei persistierendem Luftleck >48 Std. nach Anlage für 3-5 Tage


operativ

Indikation

->Rezidiv eines Spontanpneumothorax

->Nachgewiesene Bullae

>Spannungspneumothorax (auch Erstereignis)

->Persistierendes Luftleck und/oder mangelnde Reexpansion trotz Drainagebehandlung

->Dislozierte Rippenfraktur

->Hämatothorax

VATS gesteuert

Vorgehen:

  1. Versorgen der Undichtigkeit der viszeralen Pleura

  2. Resektion blasentragender bzw. veränderter Lungenareale

  3. Rezidivprophylaxe mittels Pleurodese


Author

Jof T.

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