Buffl

Biwi 4.1

LH
von Lea H.

Schulgesetz RLP

§1 Auftrag der Schule

(1) Der Auftrag der Schule bestimmt sich aus dem Recht des jungen Menschen auf Förderung seiner Anlagen und Erweiterung seiner Fähigkeiten, unabhängig von seiner Religion, Weltanschauung oder ethnischen Herkunft, einer Behinderung, seinem Geschlecht oder seiner sexuellen Identität sowie aus dem Anspruch von Staat und Gesell- schaft an Bürgerinnen und Bürger zur Wahrneh- mung von Rechten und Übernahme von Pflichten hinreichend vorbereitet zu sein.


§10 Aufgaben und Zuordnung der Schularten

(1) Jede Schulart und jede Schule ist der indivi- duellen Förderung der Schülerinnen und Schüler verpflichtet. Alle Maßnahmen der Leistungs- und Neigungsdifferenzierung in innerer und äußerer Form wie auch die sonderpädagogische Förde- rung durch Prävention und integrierte Förder- maßnahmen tragen diesem Ziel Rechnung. Das Nähere regeln die Schulordnungen. Die Schulen sind verpflichtet, sich an der Lehrerausbildung zu beteiligen.


§23 Selbstständigkeit der Schulen

(1) Die Schulen haben das Recht und die Pflicht, ihre Angelegenheiten nach Maßgabe dieses Gesetzes selbst zu planen, zu entscheiden und durchzuführen. Sie sind in diesem Rahmen für Schulentwicklung und Qualitätssicherung verant- wortlich.


§25 Lehrkräfte

(1) Die Lehrkräfte gestalten Erziehung und Un- terricht der Schülerinnen und Schüler frei und in eigener pädagogischer Verantwortung im Rahmen der für die Schule geltenden Rechts- und Verwal- tungsvorschriften, der Anordnungen der Schulauf- sicht und der Beschlüsse der Konferenzen. Sie sind verpflichtet, an der Schul- und Qualitätsentwick- lung mitzuwirken. Unbeschadet des Rechts, im Unterricht die eigene Meinung zu äußern, sollen die Lehrkräfte dafür sorgen, dass auch andere Auffassungen, die für den Unterrichtsgegenstand unter Berücksichtigung des Bildungsauftrags der Schule erheblich sind, zur Geltung kommen. Jede einseitige Unterrichtung und Information ist unzulässig.

(9) Die Lehrkräfte und die Fachkräfte halten durch Fortbildung den Kontakt mit dem Entwicklungs- stand der Wissenschaft und der für die Unterrichts- tätigkeit wesentlichen Fachpraxis aufrecht.


§27 Allgemeines

(1) Die Lehrkräfte beraten und beschließen in Konferenzen über alle wichtigen Fragen der Er- ziehungs- und Unterrichtsarbeit im Rahmen des Bildungsauftrags der Schule, die ihrer Art nach ein Zusammenwirken der Lehrkräfte erfordern und für die keine andere Zuständigkeit begründet ist.


§37 Grundsatz

(1) Die Eltern haben das Recht und die Pflicht, an der schulischen Erziehung ihrer Kinder mitzuwirken.


§57 Beginn des Schulbesuchs

Alle Kinder, die bis zum 31. August das sechste Lebensjahr vollenden, besuchen die Schule mit dem Beginn des Schuljahres.


Schuleingangsstufe

  • Problem: Große Unterschiede zwischen Schulanfängern als lernförderliches Bereicherungspotenzial

  • Lösungsweg der Kultusministerkonferenz (KMK) 1993,1997: Optimalmodell der neuen Schuleingangsstufe mit folgenden Merkmale, aber kaum umgesetzt (Götz, 2014)

    1. Das erste und zweite Grundschuljahr bilden unter Einschluss jahrgangsgemischten Lernens eine organisatorische und pädagogische Einheit

    2. Die Verweildauer in den ersten beiden Grundschuljahren wird flexibilisiert und kann zwischen ein und drei Jahren betragen

    3. Mehrere Einschulungstermine pro Jahr werden angeboten

    4. In den beiden ersten Grundschuljahren werden sonder-, grund- und sozialpädagogische Arbeit zusammengeführt

    5. Alle schulpflichtigen Kinder werden eingeschult, auf Elternwunsch auch vorzeitig

    6. Zurückstellungen altersmäßig schulpflichtiger Kinder vom Schulbesuch finden nicht mehr statt.


§58 Vorzeitige Aufnahme, Zurückstellung vom Schulbesuch

(1) Kinder, die noch nicht schulpflichtig sind, kön- nen auf Antrag der Eltern in die Schule aufgenom- men werden, wenn aufgrund ihrer Entwicklung zu erwarten ist, dass sie mit Erfolg am Unterricht teilnehmen werden. Die Entscheidung trifft die Schulleiterin oder der Schulleiter im Benehmen mit der Schulärztin oder dem Schularzt. Zur Entscheidungsfindung soll mit Zustimmung der Eltern die Kindertagesstätte einbezogen werden.

(2) Eine Zurückstellung vom Schulbesuch ist für schulpflichtige Kinder aus wichtigem Grund einmal auf Antrag der Eltern möglich. Die Ent- scheidung trifft die Schulleiterin oder der Schul- leiter im Benehmen mit der Schulärztin oder dem Schularzt. Eine Zurückstellung soll in der Regel nur vorgenommen werden, wenn dies aus gesund- heitlichen Gründen erforderlich ist. Diese Kinder können in einem Schulkindergarten oder in einer Kindertagesstätte gefördert werden.


Grundschulordnung RLP

§1 Zielsetzung und Gestaltung von Unterricht und Schulleben

(1) Die Grundschule führt die Schülerinnen und Schüler in das schulische Lernen ein. Sie befähigt sie zum selbstständigen und gemeinsamen Lernen und Handeln. Sie leitet zur Übernahme von Werten, Einstellungen und Haltungen im Sinne des § 1 des Schulgesetzes (SchulG) an. Sie bietet den Schülerinnen und Schülern Hilfen und Orientierung und fördert ihre individuelle Entwicklung.

(2) Die Grundschule geht in ihrer Bildungs- und Erziehungsarbeit vom jeweiligen Entwick- lungsstand der Schülerinnen und Schüler aus. Sie beteiligt die Schülerinnen und Schüler an der Planung und Gestaltung des Unterrichts und des Schullebens.

(3) Die Grundschule arbeitet mit dem Kindergarten konzeptionell zusammen, um den Über- gang in die Schule zu erleichtern. Sie fördert das Schulleben durch vielfältige Vorhaben.


§7 Zusammenwirken von Eltern und Schule

(1) Die gemeinsame Bildungs- und Erziehungsaufgabe verpflichtet Schule und Eltern zu vertrauensvoller Zusammenarbeit. Das Zusammenwirken von Eltern und Schule richtet sich nach § 2 SchulG.

(2) Die Schule berät die Eltern in fachlichen, pädagogischen und schulischen Fragen, bei Erziehungs- und Lernschwierigkeiten und bei der Schullaufbahn, insbesondere beim Über- gang zu einem weiterführenden Bildungsgang. Sie unterrichtet die Eltern möglichst frühzei- tig über ein auffallendes Absinken der Leistungen und über sonstige wesentliche, die Schü- lerin oder den Schüler betreffende Vorgänge. Sie weist rechtzeitig auf die Möglichkeit des freiwilligen Zurücktretens oder des Überspringens einer Klassenstufe hin.

(3) Jede Lehrkraft hält zur Unterrichtung und Beratung der Eltern regelmäßig Sprechstun- den ab. Den Eltern ist auch außerhalb der Sprechstunden Gelegenheit zu einem Gespräch zu geben. Die Schule kann in regelmäßigen Abständen allgemeine Elternsprechtage durch- führen. Der Termin des Elternsprechtags wird im Einvernehmen mit dem Schulelternbeirat festgelegt; der Elternsprechtag findet in der Regel in der unterrichtsfreien Zeit statt.

Rahmenplan Grundschule RLP

Konzept des Rahmenplanes

Der Rahmenplan besteht aus einem Grundsatzteil (Die Grundschule – Ort grundlegender Erfahrungen) und den Teilrahmenplänen für die Fächer und Lernbereiche. Sie beschreiben einerseits die Leitideen grundschulgemäßen Lehrens und Erziehens („ermutigende Pädagogik“) und andererseits die tragenden Grundlagen der einzelnen Fächer und Lernbereiche.


Der Rahmenplan ist im Sinne des Wortes tatsächlich als „Rahmen“ zu verstehen. Dieser Rahmen aus Grundlegender Bildung und den Vorgaben zu den Lernbereichen muss von der ein- zelnen Schule, vor dem Hintergrund ihrer konkreten Schülerinnen und Schüler, durch angemessene Un- terrichtsplanung und Unterrichtsgestaltung ausgefüllt werden. Damit erweitert sich der Gestaltungs- spielraum der Einzelschule erheblich.


Die Ziele der Unterrichtsarbeit werden in „Leistungsprofilen“ dargestellt. Sie formulieren Anforderungen an das Lehren der Lehrkräfte wie auch an das Lernen der Kinder. Damit werden zum einen Qualitätsstan- dards für die Arbeit der Grundschule beschrieben. Zum anderen wird die Basis der nachfolgenden Arbeit der Orientierungsstufe deutlich gemacht.


Im inhaltlichen Bereich erfolgt eine Konzentration auf anschlussfähiges und anwendungsfähiges Wissen. Der Erwerb anschlussfähigen Wissens, als ein gut organisiertes, lebenspraktisch vernetztes System von flexibel einsetzbaren Fähigkeiten und Fertigkeiten, ist nach wie vor eine der wichtigsten Aufgaben der Schule. So werden Qualifikationen wie anwendungsfähiges Wissen, Lernkompetenz, soziale Kompetenzen und Wertorientierungen besonders herausgestellt.

Grundschulpädagogik: Praxis und Wissenschaft

Grundschulpädagogik als:

  1. Pädagogik für ALLE Kinder

  • Umgang mit Heterogenität in der Grundschule

    • leistungsstarke und -schwache Kinder

    • Kinder mit Migrationshintergrund

    • Familiärer Hintergrund: sozio-ökonomischer Status

    • Geschlechterunterschiede

    • Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (Bsp.: Lese-Rechtschreibschwäche, Dyskalkulie, ADHS)

    • Integrativer Unterricht

    • Differenzierender Unterricht

  1. Pädagogik für KINDER

  • Anknüpfen an Voraussetzungen und Entwicklungsstände

    • Kognitiv

    • Motivational

    • Emotional

    • Sozial

    • motorisch

  • Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie sind hier wichtig

    • Piaget und Konstruktivismus

    • Säuglingsforschung und begriffliches Wissen

    • Vygotsky und symbolischer Interaktionismus

  1. Pädagogik mit HEUTIGEN Kindern

  • Lebens- und Sozialisationsbedingungen von Kindern:

    • Scheidung

    • Geschwister

    • Medien

  • Freizeitverhalten

  • Erkenntnisse der Kindheitsforschung

  1. PÄDAGOGIK

  • erzieherischer Auftrag der Grundschule/Erziehender Unterricht

  • Förderung von Persönlichkeits- und Identitätsbildung, Wertehaltungen, sozialer Handlungsbereitschaft

  • staatsbürgerlicher Auftrag von Grundschule

  1. Pädagogik für die GRUNDSCHULE

  • Vermittlung grundlegender Bildung

  • fachliche und überfachliche Kompetenzen, lebenslanges Lernen

  • Kompetenzen

    • Selbstkompetenz

    • Sozialkompetenz

    • Sachkompetenz

    • Methodenkompetenz

  1. DIDAKTIK für die Grundschule

  • Lehr- und Lernprinzipien

    • Konstruktivismus

    • Unterrichtsqualitätsforschung: Strukturierung im Unterricht

  • Unterrichtsprinzipien und -methoden

    • offenerUnterricht

    • Projektmethode

    • kooperatives Lernen

    • Stationenlernen

  • Fachspezifisches Lernen und Kompetenzen

    • Anfangsunterricht

    • Erwerb von Symbolsystemen/Kulturtechniken

    • Mathematik, Schriftspracherwerb, Sachunterricht

  • Domänenübergreifende Kompetenzen

    • Selbstregulation

    • Metakognition

    • Lernmotivation

  1. als FORSCHUNGSDISZIPLIN

  • Untersuchungen zu Lehr-Lern-Prozessen in der Grundschule

    • untersucht Wirksamkeit von unterschiedlichen Lernumgebungen / methodischen Ansätzen für:

      • kognitive Entwicklung

      • motivationale Entwicklung

      • soziale Entwicklung

  • Untersuchungen zur Leistungsentwicklung im Grundschulalter (TIMSS; IGLU; IGLU-E; PIRLS; PERLE)

  • Untersuchungen zur Professionalität von Grundschullehrerinnen und -lehrern

    • Fachspezifisches Wissen

    • Fachdidaktisches Wissen

    • Unterrichtshandeln

    • Einstellungen und Überzeugungen


Lehrformen in der Grundschule:

Entdeckendes Lernen (Bruner, 1981)

  • Sachwissen

  • allgemeine Vorgehensweisen des Problemlösens (= Methodenkompetenz)

  • Prinzip der Induktion: Schlussfolgern aufgrund von Einzelinformationen, Zusammenhänge erschließen

  • Triebfeder: Neugier

  • Aber: Entdecken als “Nach-Entdecken” (Terhart, 1997)

->Es wird davon ausgegangen, dass Selbstentdecktes von anderer Behaltensqualität ist

-> Entdeckendes Lernen ist weniger wirksam, desto weniger Anleitung die Lehrkraft gibt (vgl. Vorholzer & von Aufschnaiter, 2019)


Direkte Instruktion

= Lernen durch darstellende Strategien (Ausubel, 1968)

  • Vorgehensweise: Lehrziele festlegen, Zerlegung des Lernstoffs in kleine Einheiten, Prüfung von Lernvoraussetzungen, Präsentation des Lernstoffs, Fragen zur Überprüfung der Verständlichkeit, Rückmeldung und Korrektur, selbständiges Üben

  • lehrkraftzentrierter Unterricht; fragend- entwickelnder Unterricht

  • Frage der Effektivität von Lernprozessen im Vergleich von darbietendem und entdeckendem Lernen

  • Direkte Instruktion ist höchst lernwirksam, wenn die Lehrkraft auch verbale Unterstützung beim Durchdenken gibt (van der Graaf, van de Sande, Gijsel, & Segers, 2019)

  • Dialogisches Lernen von Lehrkräften und Kindern hat sich ebenfalls als höchst lernwirksam erwiesen (Rojas-Drummond, Torreblanca, Pedraza, Velez, & Guzman, 2013)


Problemorientiertes Lernen

  • Annahmen der Situierten Kognition und des sozio-kulturellen Ansatzes

  • Forderung nach Lernsettings mit authentischen, komplexen, fachübergreifenden Kontexten

  • Möglichkeit des aktiven, selbstorganisierten Lernens, kooperativen Lernens

  • Zeitintensive Auseinandersetzung mit Lernmaterial bei den Kindern (Dewey, 1964)

Unterscheidung von Problemsituationen (Aebli, 1997)

  • Lückenprobleme: Probleme mit enthaltener Ablaufstruktur (woher kommt das Regenwasser? Vom Korn zum Brot)

  • Widerspruchsprobleme: Phänomene, die Erwartungen widersprechen (warum schwimmt ein schweres Schiff aus Eisen?)

  • Komplexitätsprobleme: Erfordern Berücksichtigung von unterschiedlichen Perspektiven

Didaktische Gestaltung des Problemlösens

  • Auswahl der didaktischen Einbindung: Einstieg in eine Lerneinheit, Erarbeitung von Wissen, Sichern von Gelerntem (Transfer), Lernzielkontrolle

  • Unterstützung der Lernprozesse: Bezüge zum Vorwissen, Komplexitätsreduktion, Modellierung von Vorgehensweisen, Anwendung auf offene Probleme (Lankes, 2014)

  • Problemlorientiertes Lernen ist wirksam, wenn es gut strukturiert und angemessen unterstützt wird (Weisberg, 2018)


Die kognitive Handwerkslehre

= Kompetenzen werden durch “Hineinwachsen” in eine Kultur erworben

  • Modell der traditionellen Handwerkslehre steht hier im Vordergrund

  • Für schulische Kompetenzen gilt: charakteristische Denkweisen von Experten (z.B. von Mathematikern oder Biologen) müssen von der Lehrkraft explizit gemacht werden

    -> Lehrkraft sollte beim Problemlösen “laut denken”

Bestandteile:

  • Modellieren: Die Lehrkraft dient als Modell, um den Schülern typische Vorgehensweisen und Entscheidungen zugänglich zu machen

  • Strukturierende Impulse: Die Lehrkraft unterstützt die selbständige Ausführung dieser Problemlöseprozesse bei den Schülern durch geeignete Materialien und Impulse

  • Ausblenden: Die Lehrkraft nimmt diese Strukturierungshilfen zurück, so dass die Schüler immer stärker eigenverantwortlich handeln

  • Ausblendende Unterstützung führt zu besseren Lernergebnissen beim mathematischen Problemlösen bei 4. Klässlern als statische Unterstützung


Kooperatives Lernen

-> wesentliche Merkmale Positive Interdependenz -> gemeinsames Erreichen des Lernziels (Rollen, Ressourcen, Aufgaben etc.)

Kooperatives Lernen setzt voraus:

  • Individuelle Verantwortlichkeit (des Einzelnen für das Lernergebnis)

  • Interaktives Verhalten (der Lernenden untereinander)

  • Soziale Fertigkeiten

  • reflexive Gruppenprozesse (= über die Gruppenprozesse muss nachgedacht werden)

  • Modelle für kognitive Prozesse, erweiterte Wissensbasis, kognitiver Konflikt durch soziale Lernprozesse (Slavin, 1995)

  • Kollaborative Lerngelegenheiten unterstützen den Erwerb von Erklärkompetenzen im naturwissenschaftlichen Lernen (Kinder können besser erklären, was sie gelernt haben)


Gruppenpuzzle (= eine Art des Kooperativen Lernens)

Kompetenzen der Experten:

  • Rollenwechsel 

  • Vermittlung; Erklären statt Lösungen

  • Verständnis prüfen

Kompetenzen der Nichtexperten:

  • Experten als Lehrende akzeptieren

  • Informationen aufnehmen

  • Nachfragen

-> nicht nur aufs eigene Thema konzentrieren

-> den Anderen zuhören

-> Sorge dafür tragen, dass jedes Gruppenmitglied alles versteht

Lernleistung im Gruppenpuzzle

Fragestellungen:

  1. Wird kurz- und langfristig in den kooperativ unterrichteten Klassen mehr gelernt als in den lehrkraftgeleitet unterrichteten Klassen?

  2. Fallen die Lernzuwächse bei guten, mittleren und schwachen Schülern unterschiedlich aus?

  3. Lernen die Schüler in ihrem jeweiligen Expertenthema besonders viel, während sie bei den Teilthemen, die sie von ihren Mitschülern vermittelt bekommen, Wissenslücken aufweisen?

Stichprobe: 16 Klassen der 3. und 4. Jahrgangsstufe an 8 Schulen (je 1x kooperativ, 1x lehrkraftgeleitet)

-> es besteht die Möglichkeit, dass kooperativ lernende Kinder besser lernen, als lehrergeleitete Kinder


Reziprokes Lehren (Palinscar & Brown, 1989)

  • In der Gruppenlernmethode des Reziproken Lehrens zur Förderung von Leseverständnis wird eine Rollenverteilung mit vier Schwerpunkten vorgenommen:

    1. das Formulieren von Fragen zum Text

    2. das Zusammenfassen des Textes

    3. das Treffen von Vorhersagen

    4. das Klären von Verständnisschwierigkeiten im Text

  • die Lehrkraft führt zunächst anhand eines Beispiels vor, wie die einzelnen Rollen ausgeführt werden; die einzelnen Schüler übernehmen anschließend abwechselnd unterschiedliche Rollen, so dass die Verantwortung für den Verständnisprozess geteilt wird und gleichzeitig wichtige Strategien zum Leseverständnis explizit gemacht werden

  • Viele Vergleichsstudien weisen auf hohe Wirksamkeit von Reziprokem Lehren für das Textverständnis und das Verständnis von Konzepten hin


Grundschulunterricht zwischen Öffnung und Strukturierung: Dimensionen der Öffnung

  • persönliche Öffnung: soziales Lernen zwischen Lehrkraft und Schülern

  • institutionelle Öffnung: Bezug zur Lebenswelt der Kinder

  • organisatorische Öffnung: Wahl von Arbeitsformen und Methoden

  • methodische Öffnung: Betonung des Lernens mit allen Sinnen

  • soziale Öffnung: Wahl von Arbeitspartnern

  • inhaltliche Öffnung: Zulassen unterschiedlicher Lernwege und Denkformen als aktive Konstruktion; Wahl von Lerninhalten

  • politisch-pädagogische Öffnung: Zulassen unterschiedlicher Entscheidungsverfahren

  • räumliche Öffnung: Wahl unterschiedlicher Lernorte


Empirische Forschung zur Effektivität offenen Unterrichts

Forschungsmethodische Problematik der vorliegenden Studien und Metaanalysen

-> Man kann nicht einfach sagen, dass offener Unterricht besser ist als darbietender Unterricht, was vor allem damit zu tun hat:

  • unterschiedliche zugrundeliegende Definitionen von offenem Unterricht

  • unterschiedliche Aspekte werden untersucht

  • realisierte Offenheit wird unterschiedlich klassifiziert

  • unterschiedliche Fächer werden einbezogen

  • unterschiedliche Wirkungskriterien werden beurteilt

  • Stichproben werden aus unterschiedlichen Lerngruppen gezogen

  • Untersuchungen werden in unterschiedlichen Kontexten durchgeführt

  • fehlende Kontroll- bzw. Vergleichsgruppen


Theoriebezug offenen Unterrichts

  • Menschenbild und Erziehungsziele der Reformpädagogik

  • humanistische Psychologie (Anspruch: Entfaltung der Persönlichkeit)

  • Konstruktivismus (Wissen soll (nach-)konstruiert werden)

  • Interessenstheorie (Interesse ist zentral für das Lernen)

  • Tätigkeitstheorie (Handeln unterstützt Lernen)

  • Selbstgesteuertes Lernen (Das Individuum muss sein Lernen selber steuern)


Dialektik zwischen Offenheit und Strukturierung

lineare Strukturen

vernetzte (offene) Strukturen

1) Mindeststandards als Entwicklungsdimensionen

1) flexible Lernziele und -inhalte

2) Konstruktion im Kontext angeleiteter Instruktion

2) selbstgesteuerte Konstruktion

3) vorstrukturierte, niveau-differenzierte Aufgabenformate

3) offene, anspruchsvolle Aufgabenformate

4) vorstrukturierte Zeitplanung

4) flexible Zeitstruktur

5) in der Aufgabe vorstrukturierte Sozialformen

5) flexible Sozialform

-> Unterricht kann nicht nur das eine sein: Mischung


Hierarchie der Öffnung

  • Öffnung für die Unterschiede zwischen Kindern

  • Öffnung zur persönlichen Erfahrungswelt von Kindern

  • Öffnung zur Mitwirkung und Mitverantwortung an Entscheidungen


Vereinbarkeit motivationaler und kognitiver Lernziele im offenen Unterricht

  • Programme, die erfolgreich bei affektiv-motivationalen Ergebnissen (Einstellungen, Kreativität, Selbstkonzept) waren, hatten folgende Merkmale:

    • kindorientiertes Lernen

    • diagnostische Evaluation

    • manipulative Materialien

    • individualisierte Instruktion

  • Merkmale traten nicht bei Klassen in Studien mit erfolgreichen kognitiven Ergebnissen auf

  • Grundlage: Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan, 1993): Motiv nach Selbstbestimmung, sozialer Eingebundenheit und Kompetenzerleben -> dann Motivation (im Unterricht)

  • Untersuchung mit 1091 Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klasse

  • Ergebnisse: Zusammenhang zwischen Formen der Öffnung und Selbstbestimmungserleben; indirekter Zusammenhang mit Interesse

  •  Unterschiedliche Formen der Öffnung (z.B.: Arbeitsort, Partner, Zeiteinteilung, Thema) unterscheiden sich kaum in ihrer Auswirkung auf das Selbstbestimmungserleben

  • Untersuchung mit 1200 Grundschulkindern; Unterscheidung von 5 Unterrichtskonzeptionen mittels Beobachtung

  • Ergebnis: in der 1. Klasse leicht bessere Leistung mit einer Öffnung von Unterricht verbunden; in der 2. Klasse umgekehrter Befund (aber: nur ca. 3% Varianzaufklärung)

  • Unterrichtsstudie zu zwei Varianten offenen Unterrichts: mit und ohne kognitiv strukturierende Unterrichtsführung

  • definiert als: Sequenzierung von Unterrichtsinhalten; kognitiv strukturierende Gesprächsführung

  • Ergebnis: bessere Vereinbarkeit kognitiver und affektiv-motivationaler Zielsetzungen in der Gruppe MIT kognitiv-strukturierender Unterrichtsführung


Jean Piaget

  • Entwicklung ab ca. 1920

  • basierend auf Beobachtungen und Befragungen von einzelnen Kindern verschiedenen Alters

  • Breite:

    • Geburt bis Adoleszenz

    • Bereichsübergreifend (z.B. Sprache, physikalisches Denken, wissenschaftliches Denken, moralische Entwicklung, Gedächtnis)

    • Stadientheorie: Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Entwicklung

  • Grundannahmen über Wissenserwerb:

    • Wissen wird konstruiert über aktive Auseinandersetzung mit Umwelt

    • Wissen entwickelt sich

    • natürliches Interesse ist bei den Menschen vorhanden

Zentrale Themen in Piagets Theorie

Interaktion von Anlage und Umwelt in der kognitiven Entwicklung

  • Adaptation: Kinder verfolgen ihre Handlungsziele in adaptiver Weise (= reagieren auf Umweltanforderungen)

  • Organisation/Strukturierung: Partikuläre Erfahrungen werden in kohärentes Ganzes integriert

Quellen der Kontinuität (-> Piaget versteht Entwicklung als ein Kontinuum)

  • Assimilation: Information aus der Umwelt wird an die eigenen Verständnisvoraussetzungen angepasst

  • Akkomodation: Wissensstrukturen werden ständig an neue Erfahrungen angepasst

  • Äquilibration: dialektisches Wechselspiel von Assimilation und Akkomodation mit dem Ziel, ein stabiles Verständnisniveau zu erreichen

Quellen der Diskontinuität

  • Distinkte Stadien der kognitiven Entwicklung

  • Qualitative Unterschiede, altersabhängig

  • Breite: Stadientypische Kennzeichen des Denkens über alle Themen und Domänen hinweg

  • Kurze Phase der Diskontinuität im Übergang zwischen Stadien

  • Unveränderlicher Ablauf:

    • Universell

    • nicht umkehrbar

    • kein Stadium wird übersprungen

Stadien

  • Sensomotorisch (Geburt - 2; Sinneserfahrungen und Handlungen)

  • Präoperational (2 - 7; Sprache und Symbolgebrauch)

  • Konkret operational (7 -12; Logisches Denken und Kategorisierung)

  • Formal operational (ab 12; Hypothetisches Denken, Wissenschaftliche Rationalität)

Präoperationales Denken:

Unfähigkeit zur Perspektivenübernahme (Wahrnehmungs-, epistemischer Egozentrismus)

konkrete Operationen:

Beginn des logischen Denkens

  • Erwerb der Grundbegriffe unseres Realitätsverständnisses (Erhaltungsbegriffe, Raum, Zeit, Kausalität)

  • Erhaltungsbegriffe (Konservierung): Veränderung der Form oder der Anordnung von Objekten sind nicht physikalisch bzw. numerisch relevant


Kritik an Piagets Theorie

ÜBERHOLT: Stadienkonzept

  •  geringe Konsistenz über Domänen hinweg

  • frühe Kompetenzen (Säuglingsforschung, kognitive Kompetenzen des Vorschulkinds)

  • Unterschätzen der sozialen Komponenten kognitiver Entwicklung

  • wenig Verständnis von einzelnen kognitiven Prozessen und Mechanismen

NICHT ÜBERHOLT: Allgemeine Prozessmodelle

  • Assimilation, Akkomodation, Äquilibration, Adaptation

Warum ist das für die Schule wichtig?

-> Kritische Einordnung, die meisten Lehrkräfte kennen nur Piaget

Internal/External Frame of Reference Modell

das fächerspezifische schulische Selbstkonzept entwickelt sich durch simultan wirkende interne und externe Vergleichsprozesse

  • “externer Rahmen”: sozialer Vergleich der eigenen Leistung mit der Leistung des bedeutsamen Umfeldes

  • ”interner Rahmen”: dimensionaler Vergleich innerhalb der bereichsspezifischen Leistungen

  • höhere Leistung in Deutsch führt zur Schwächung des Selbstkonzepts in Mathematik

  • relative Gewichtung des internalen und des externalen Vergleichs führt zur mittleren Ausprägung des fachspezifischen Fähigkeitsselbstkonzepts und zu Null-Korrelationen zwischen den Fähigkeitsselbstkonzepten (Marsh1986)


Bereichsspezifisches Fähigkeitsselbstkonzept

komparativ Wie bist du im Sachunterricht?

  • Im Sachunterricht gehöre ich zu den schlechten/mittleren/guten/sehr guten Schülern

  • Meine Eltern zählen mich im Sachunterricht zu den schlechten/mittleren/guten/sehr guten Schülern

  • Meine Mitschüler zählen mich im Sachunterricht zu den schlechten/mittleren/guten/sehr guten Schülern

absolut Wie bist du im Sachunterricht?

  • Sachunterricht fällt mir schwer

  • Im Sachunterricht mitzukommen fällt mir leicht

  • Schwierige Themen im Sachunterricht verstehe ich oft nicht


Auswirkungen des Fähigkeitsselbstkonzepts

Niedriges Fähigkeitsselbstkonzept

Hohes Fähigkeitsselbstkonzept

Unterschätzung der tatsächlichen Leistung

Überschätzung der tatsächlichen Leistung

Rückführung von Erfolg auf externale Ursachen wie Glück

Rückführung von Erfolg auf internal stabile Ursachen wie Fähigkeit

Rückführung von Misserfolg auf internal stabile Ursachen wie mangelnde Fähigkeit

Rückführung von Misserfolg auf internal stabile Ursachen wie Anstrengung

Unangemessene Aufgabenwahl

Bevorzugung mittelschwerer, lernförderlicher Aufgaben

Das Fähigkeitsselbstkonzept im Grundschulalter

  • eigene Kompetenzen werden stark überhöht eingeschätzt (Helmke, 1998)

  • im Verlauf der ersten Schuljahre gleichen sich die Selbsteinschätzungen zunehmend an die Leistungsbeurteilung an

  • Skill-Development-Ansatz: Selbstkonzept ist Folge vorangegangener Leistungen

  • Skill-Enhancement-Ansatz: Selbstkonzept ist ursächlich für Leistungsentwicklung

-> in den ersten Schuljahren eher ein Einfluss von Leistung auf Selbstkonzept, dann wechselseitige Beziehung (vgl. Martschinke & Kammermeyer, 2006)


Interesse

Person-Gegenstands-Theorie des Interesses (Krapp, 1998)

  1. Emotionale Komponente: Interessen sind von angenehmen Gefühlen begleitet, z. B. positive Kompetenzgefühle

  2. Motivationale (wertbezogene) Komponente: z. B. positive Motivation auch bei Schwierigkeiten

  3. Kognitive Komponente: Interesse an der Sache, an der Erweiterung des Wissens


Unterscheidungen Fachinteresse und Sachinteresse

  • Fachinteresse: das Interesse an einem bestimmten Schulfach

  • Sachinteresse: das Interesse der Schüler an spezifischen Inhalten, Themen und Handlungsmöglichkeiten in einem bestimmten Fachgebiet verstanden; auch: außerschulisches Sachinteresse


Empirische Befunde

SCHOLASTIK-Studie: Lernfreude als Indikator für schulfachbezogene Vorlieben oder Interessen

  • signifikante Abnahme der Lernfreude von der zweiten zur vierten Klasse

  • Lernfreude in Deutsch höher bei Mädchen, in Mathematik höher bei Jungen


Lernmotivation

= Wunsch oder Absicht, eine bestimmte Lernhandlung durchzuführen

  • Lernhandlung = alle Handlungen, die aus der Sicht der handelnden Person direkt oder indirekt zu einem Wissenszuwachs führen (Rheinberg, 1997)


Intrinsische und extrinsische Motivation

  • intrinsische Motivation: Lernhandlung selbst interessant, spannend oder sonst zufriedenstellend

  • extrinsische Lernmotivation: Lernhandlung führt zu positiven Folgen oder negative Folgen sollen vermieden werden

  • intrinsische und extrinsische Motivation in der Schule häufig gemeinsam

  • Grad der dabei erlebten Autonomie hat Auswirkungen auf die Qualität der Handlungsergebnisse (Krapp, 2004; Deci & Ryan, 1993; Wigfield & Eccles, 2000)


Selbstbestimmungstheorie der Motivation: Bedürfnisse nach:

  • Kompetenzerfahrung

  • Soziale Eingebundenheit

  • Autonomie

=> führen zu intrinsischer Motivation


Selbstregulation ist zentral für Bewältigung schulischer Anforderungen

Selbstregulation = Bewusstes Wahrnehmen und steuern von:

  • rigenem Verhalten

  • eigenen Gefühle

  • eigenen Denkprozessen

Voraussetzung für Erfolgreiches Beeinflussen

  • sich selber

  • andere Personen

  • physische Umwelt

Ermöglicht

  • Aufschub von Bedürfnissen

  • Berücksichtigung sozialer Standards bei der Ausrichtung des eigenen Verhaltens

  • Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit

  • gezieltes Planen, Überwachen und Reflektieren des eigenen Verhaltens

  • eigenständige Organisation

  • Strukturierung ihres eigenen Verhaltens und Denkens

Lernstrategien:

  • Kognitive Lernstrategien: Strategien zum Ümgang mit dem einzelnen Lerninhalt/Bearbeitungsweisen

  • Metakognitive Lernstratiegien: Strategien zur Überwachung des eigenen Lernprozesses/Überprüfung des Einsatzes der kognitiven Strategien (selbstreflexion, Selbstbewertung)

  • Ressourcenorientierte Strategien: Strategien zur effektiven Nutzung verschiedener Ressourcen

Prozess des selbstregulierten Lernens

Handlungsplanung -> Handlungsausführung -> Selbstreflexion


Von einem selbstregulierten Lernenden kann gesprochen werden, wenn er/sie:

  • sich selbst für einen möglichen Lösungsweg entscheiden kann.

  • die Lernaktivität gemäß einer zuvor bewusst getroffenen Entscheidung bezüglich des Vorgehens und des Strategieeinsatzes selbst ausführen kann.

  • sich selbst otivieren kann.

  • sein Handeln vortlaufend überwacht und kontrolliert.

  • das Lernegbenis selbst bewerten und reflektieren kann.

  • die Ausführung einer Aufgabe selbst planen kann.


Moralische Entwicklung nach Kohlberg

Präsentation hypothetischer moralischer Dilemmata zur Erfassung von Begründungen des moralischen Urteils, z.B.:

Heinz ist verheiratet und seine Frau leidet an einer schweren Erkrankung. Ein Apotheker hat ein Medikament entwickelt, mit dem es möglich ist, sie vor dem Tod zu retten. Heinz hat nicht genügend Geld für dieses Medikament und der Apotheker weigert sich, es ihm günstiger zu überlassen. Heinz kommt auf die Idee, das Medikament zu stehlen…

Annahme

Die Entwicklung von Kindern im moralischen Denken:

  • entsteht durch zunehmende Fähigkeit zur sozialen Perspektivübernahme

  • verläuft invariant: entlang einer bestimmten Abfolge von diskontinuierlichen und hierarchischen Stufen.

  • verläuft universell: bei allen Menschen gleich

Präkonventionelles Niveau des moralischen Urteils

Stufe 1 -> Orientierung an Strafe und Gehorsam

  • Vermeide Bestrafung

Stufe 2 -> Orientierung an Kosten-Nutzen und Reziprozität

  • Gerecht ist, was im eigenen besten Interesse ist

  • Gleichwertiger Austausch

Konventionelles Niveau des moralischen Urteils

Stufe 3 -> Orientierung an wechselseitigen zwischenmenschlichen Erwartungen, Beziehungen und zwischenmenschlicher Übereinstimmung

  • gut ist, was die Personen im engeren Umkreis erwarten

Stufe 4 -> Orientierung am sozialen System und am Gewissen

  • Orientierung an “Recht und Ordnung”

Postkonventionelles Niveau des moralischen Urteils

Stufe 5 -> Orientierung am sozialen Vertrag oder an individuellen Rechten

  • an Idealen und moralischen Prinzipien orientiert

Stufe 6 -> Orientierung an universellen ethischen Prinzipien

  • Verpflichtung auf selbstgewählte, für Recht erkannte Prinzipien, die universellen Gerechtigkeitsstandards entsprechen (Menschenrechte)

Kritik

  • Unterschätzung des Moralverständnisses von Kindern (moralische Regeln vs. soziale Konventionen, Verständnis der Regelgeltung unabhängig von Sanktionen)

  • Anwendbarkeit des Klassifikationssystems auf westliche Kulturen und Männer begrenzt

  • mangelnde empirische Befunde zu Stufe 6

  • kein Nachweis einer diskontinuierlichen Stufenabfolge


Entwicklung sozialer Urteile

Mit dem prosozialen Verhalten hat auch die Entwicklung von sozialen Urteilen zu tun

  • schon 3-jährige glauben, dass moralische Verstöße schwerwiegender sind als Verletzungen sozialer Konventionen

  • mit 4 Jahren verstehen Kinder, dass moralische Regelverletzungen falsch sind, selbst wenn sie unentdeckt bleiben

  • schichtenspezifische Unterschiede: mehr Gewicht auf Autoritäten und weniger Autonomie in der Unterschicht


Gewissensentwicklung

  • innerer Regulationsmechanismus, der die Einhaltung kulturell akzeptierter Standards bewirkt

  • reflektiert bei jungen Kindern die internalisierten Standards der Eltern

  • verhindert antisoziales Verhalten und fördert prosoziales Verhalten

Einflüsse auf die Gewissensentwicklung

  • Beginn in früher Kindheit, langsamer Prozess

  • abhängig vom Temperament des Kindes

  • maßvolle Erziehung

  • wenig ängstliche Kinder entwickeln Gewissen in kooperativer Eltern-Kind Interaktion, motiviert durch Wunsch, die Mütter zu erfreuen (weniger durch Angst vor Strafen)

Was bedeutet das für die Schule?

  • gemeinsam Regeln erarbeiten

  • Regeln konsequent anwenden

  • Regelverletzungen konsequent ahnden

  • Modell sein

  • positives Verstärken (intermittierend!)

  • Gelegenheiten schaffen, sich in andere hinein zu versetzen

  • Gelegenheiten schaffen, die eigenen Emotionen und Kognitionen zu äußern

  • Eltern einbeziehen, Eltern beraten

  • Kooperation fördern

  • empathische und Perspektivenübernahme -fähigkeiten fördern

  • Hilfe in adäquater Weise geben und akzeptieren

  • Diskussion und Reflexion

  • Partizipation in Entscheidungsfindung über Normen und Regeln


Antisoziales Verhalten

Aggression

-> Verhalten, das darauf abzielt, andere zu verletzen oder zu schädigen

  • individuell

  • in ihrer Beziehung zu anderen

-> geleitet durch den Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen


Entwicklung antisozialen Verhaltens

Kinder zwischen 8 und 12 Monaten

  • haben zwar recht häufig Konflikte

  • tragen diese jedoch meist ohne Aggressionen aus

Kinder zwischen 18 und 24 Monaten

  • nutzen häufiger Formen körperlicher Aggressionen

  • schlagen und stoßen

Kinder ab 2 Jahren

  • vermehrt verbale Aggressionen in Form von Hohn, Spott und Beleidigungen


Merkmale antisozialer und aggressiver Kinder

  • schwieriges Temperament von früher Kindheit an

  • impulsive, irritable, leicht ablenkbare Vorschulkinder

  • Delinquenz zwischen 9 und 15 Jahren

  • defizitäre moralische Emotionen (Schuld, Mitleid, Empathie)

  • Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen sind Prädiktoren für antisoziales Verhalten und Kriminalität


Ursachen interindividueller Unterschiede

Genetische Faktoren

  • Temperament

Neurologische Defizite

  • Defizite in der Aufmerksamkeit und Fähigkeit zur Regulation

Kontextfaktoren

  • willkürliche elterliche Bestrafung, inkonsistente Disziplinierung

  • regellose Umgebung

  • Konflikte zwischen den Eltern

  • sozio-ökonomischer Status

  • Einfluss der Peers


Zusammenhang Biologie und Sozialisation

Anfängliches antisoziales Verhalten kann biologisch angelegt sein, negative Umweltreaktionen wirken verstärkend

  • schwieriges Temperament

  • Neigung der Eltern, zu bestrafen

  • erhöhte Aggressionsneigung

-> positive elterliche Erziehung kann Verhaltensprobleme reduzieren


Was bedeutet das für die Schule?

-> gemeinsam Regeln erarbeiten

-> Eltern einbeziehen, Eltern beraten


Anfangsunterricht als pädagogische Herausforderung

  • zusätzliche Rolle: nicht nut “Kindsein”, sondern auch “Schülersein”

  • mit erstem Schultag Hineinwachsen in eine neue Kultur

    -> Erweiterung des sozialen Bezugsfelds

    -> Teil von gesellschaftlichen Institutionen

    -> neue Erwartungen im motorischen, kognitiven und sozialen Bereich

Schulanfang als:

  • Leben in der Gemeinschaft (Schule, Klasse) -> gemeinsames Gestalten von Feiern/Aktivitäten, Morgenkreis, Regeln

  • neuer Lebensraum -> visuelles Kennzeichnen von Räumen, Funktionsräume, -ecken

  • Rhythmisierung von Lebenszeit -> Offenlegen der Tagesstruktur, symbolische Orientierung, Anfang und Ende des Schultages / Rituale

  • Schulpflicht -> schulisches Lernen als bedeutungsvoller Prozess

  • Erweiterung der Lebenswelt -> Anschlussfähigkeit der individuellen Erfahrungen


Erziehungsaufgaben im Anfangsunterricht

  • vom Aufgehobensein in der Familie zu eigenen positiven Lernerfahrungen -> Lernfreude/Leistungsmotivation; Interesse und Selbstkonzept

  • von der Nähe in der Familie zur Herstellung eigener sozialer Kontakte -> emotionale Geborgenheit und Vertrauen

  • vom durch Familie und nahe Umwelt strukturierten Leben zum Bewältigen von Anforderungen innerhalb einer Institution -> Herstellen von Schulfähigkeit (Regeln, Kommunikation, Hausaufgaben, Orientierung)

  • vom informellen Lernen zum Leisten-Wollen -> Lernfortschritte in allen Bereichen der Leistung und Persönlichkeit aber: kein Gegensatz zwischen Spielen und Lernen!


Ziele des Anfangsunterrichts

Berücksichtigung von individuellen Eingangsvoraussetzungen mit Ziel der Förderung von

  • Arbeitshaltungen/Lernmotivation

  • Wissensaufbau

  • Sozialkompetenz

  • Wahrnehmung/Motorik

  • Gesundheit

  • Sprachkompetenz

Einführung in (und Erweiterung des) Zugangs zu Symbolsystemen (Schrift, Zahlen, Graphiken/Notationen)


Von der Schulreife zur Schulfähigkeit

-> Wenn wir die Schulreife genauer betrachten, nehmen wir die Einschulungsdiagnostik genauer in den Blick

Einschulungsdiagnostik in den Bereichen:

  • körperliche Entwicklung und aktueller Gesundheitszustand

  • kognitive Entwicklung

  • sozial-emotionale Entwicklung


Das Schulreifekonzept

-> geht zurück auf Artur Kern (1902-1988): “Sitzenbleiben und Schulreife”

“Der Ausdruck der “Reife” ist ein dem biologischen Seinsgebiet entnommener Begriff. Er will andeuten, dass eine Entfaltung/ein Wachstum zu einem gewissen Abschluss gekommen ist. Schulreife will besagen, dass das Kind in einem bestimmten Stadium des Wachstums fähig ist, den Forderungen einer Schule, in unserem speziellen Fall der Volksschule, zu entsprechen.” (Kern, 1966)

Annahme:

  • es gibt einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Schulreife und Schulversagen

  • die meisten Sitzenbleiber sind bei der Einschulung noch nicht schulreif

  • durch eine Rückstellung vom Schulbesuch und durch das Abwarten der Schulreife kann das Scheitern dieser Kinder verhindert werden

Entwicklung von Schulreifetests

Grundleistungstest, Marburger, Göppinger, Münchener Schulreifetests

Im Zentrum stand die “visuelle Gliederungsfähigkeit”: Zeichen abmalen, Muster fortsetzen, Unterschiede kennzeichnen etc.

  • Sprachvermögen, auditive Wahrnehmung, soziale Kompetenzen bleiben unberücksichtigt

  • Prognostischer Wert: unter Berücksichtigung des Messfehlers ist die Vorhersageleistung sehr gering

  • in den 60ern und 70ern: Variabilität im Testalter je nach Schulbezirk; Rückstellungsquoten zwischen 0 und 25% je nach Schulen

Ist “Schulreife” tatsächlich reifungsabhängig?

Studie von Kemmler & Heckhausen (1962, nach Kammermeyer, 2014)

  • Kinder, die aufgrund des Schulreifetests noch nicht “schulreif” waren, wurden nicht zurückgestellt, sondern eingeschult

  • Nachuntersuchung nach 6 Wochen: 97% dieser Kinder waren nun “schulreif”

  • Erklärung: Die schulische Umwelt, (nicht umweltunabhängige) Reifungsfaktoren führten zu diesen Veränderungen


Die neue Eingangsstufe

  • nicht durch ein bestimmtes Lebensalter definiert

  • nimmt alle Kinder auf, weil Schulfähigkeit nicht mehr vorausgesetzt, sondern in der Eingangsstufe selbst entwickelt wird

  • nicht auf eine einheitliche Verweildauer fixiert

  • Jahrgangsübergreifend/altersheterogen

  • orientiert sich an Lerninhalten und sozialen Kompetenzen

Aufbau der Grundschule mit Eingangsstufe

  • 1. Und 2. Schuljahr werden als gemeinsames Jahr Angesehen

  • Hier gibt es dann Kinder die entweder überspringen, Kinder, die versetzt werden oder Kinder die aufrücken

Unterrichtsorganisatorische Umsetzung

  • Strukturierung von Lernsituationen: gemeinsames und zielgruppenorientiertes Lernen

  • Förderpläne und Förderdiagnostik: Lernbegleitung

  • Rolle der Lehrkraft: Bedingungsanalyse als Voraussetzung für Entwicklung, Auswahl und Modifikation von Materialien und Förderplänen

Vorteil neuer Eingangsstufe

  • Anerkennung von Heterogenität zwingend

  • ansonsten spiegelt sich in der “neuen” Zusammensetzung eine ähnliche Heterogenität wie bis anhin

  • Unterschiede

    • Kognitiv

    • Emotional

    • Sozial

    • Motorisch

  • Hiffnungen auf “neue” didaktische Formen und “verbesserte Lernbedingungen” häufig nicht erfüll -> nicht Oberfläche, nicht Organisation, sondern Tiefenstruktur spielen eine Rolle (Vogt, Zumwald, Urech, & Abt, 2010)

  • Akzelerierende Effekte werden nach 2. Klasse aufgeholt (Neuenschwander, Röthlisberger, & Roebers, 2011)

  • Vorteil: Heterogenität + Inklusion

  • inklusives Bildungssystem verpflichtend mit Behindertenrechtskonvention 2009 (Bentele, 2017)

  • Einbezug von Kindern mit

    • sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf

    • gleichberechtigte Betreuung und Förderung ALLER Kinder, “unabhängig von individuellen Voraussetzungen (u.a. Geschlecht, sozioökonomischer Status, Migrationserfahrungen, kultureller Hintergrund, soziale, emotionale und kognitive Kompetenzen, körperliche Voraussetzungen, Sprachkompetenz) zu ermöglichen


Umgang mit Heterogenität

  • Orientierung an heterogenen Voraussetzungen

  • Schaffen optimaler Lerngelegenheiten für alle Kinder

  • Herstellen von Chancengerechtigkeit

    -> Individualisiertes Lernen: Freiarbeit, Wochenplanunterricht

    -> Formen innerer Differenzierung

    -> Lernen durch Lehren (Lern-Patenschaften)


Äußere Differenzierung

  • Fördermaßnahmen (kompensatorische Lernangebote)

    • klassen-oderjahrgangsübergreifend

    • innerhalb der Klasse

    • “Willkommensklassen”

  • Fördermaßnahmen sind erfolgreich, wenn sie strategisch ausgerichtet, feedbackgebend, gut strukturiert und übungsbetont durchgeführt werden (Klieme & Warwas, 2011)

  • Neigungsdifferenzierung

    • AGs in den Bereichen Musik, Kunst oder Sport


Innere Differenzierung

  • Differenzierung hinsichtlich der Lernziele:

    • Zielindifferente Differenzierung: Verbindlicher Bestand an Mindestanforderungen (Fundamentum) und Zusatzaufgaben (Additivum)

    • Zieldifferente Differenzierung: Erstellung von Aufgaben mit unterschiedlicher Schwierigkeit (Kompetenzniveau/kognitiver Anforderung)

  • Möglichkeit, dass Leistungsunterschiede noch verstärkt werden

  • Differenzierung hinsichtlich der Selbstbestimmung:

    • selbstbestimmte Differenzierung

    • mitbestimmte Differenzierung (gemeinsam mit anderen / Lehrkraft)

    • fremdbestimmte Differenzierung (individuelle Bestimmung durch Lehrkraft)


Formen der inneren Differenzierung

  • Quantitative Differenzierung (nach Aufgabenumfang; “nach oben offen”) z.B. “mache so viele Umkehraufgaben wie die einfallen”

  • Qualitative Differenzierung (nach Schwierigkeit/Komplexitätsgrad): z.B. “Ordne Plättchen nach Formen und Größe (1), Form, Größe und Farbe (2)

  • Methodische Differenzierung (Methodeneinsatz und Grad an Hilfe)

  • Mediale Differenzierung (Abstraktionsgrad der Unterrichtsmittel / Repräsentationen)

  • Zeitliche Differenzierung


Forschungsbefunde

  • Umfrage: 72% der Lehrkräfte halten I.D. für wichtig, 44% praktizieren sie (Brügelmann, 2002)

  • Vergabe von Einzelarbeitsblättern nur geringe Effektstärke/isolierte Einzelarbeit (Hattie, 2009)

  • Wichtig: lehrkraftgestützte Weiterbehandlung/Strukturierung der Lernangebote

    -> kognititve Strukturierung und “scaffolding” von Lernprozessen

    -> Öffnung von Unterricht schließt nicht zwangsläufig individuelle

Forschungsbefunde zur fähigkeits-bezogenen inneren Differenzierung

Schülerinnen und Schüler mit:

  • niedrigen Leistungen profitieren in leistungsheterogenen Gruppen

  • mittleren Leistungen in leistungshomogenen Gruppen

  • hohen Leistungen in homogenen und heterogenen

Studie zur Differenzierung im Grundschulunterricht

  • Stichprobe: 26 Lehrkräfte von dritten Klassen

  • Fragebogen für Lehrkräfte und Tests für Schülerinnen und Schüler (Mathematik, Lesen)

  • Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Heterogenität, Einstellungen zum Lehren und Lernen und Einsatz von binnendifferenzierenden Methoden (Gruppenpuzzle, Aufgabenmaterial)

Ergebnisse:

  • kein Zusammenhang zwischen Heterogenität der Schülervoraussetzungen und Einsatz binnendifferenzierender Methoden

  • besonders für leistungsheterogene Gruppen wird differenziertes Aufgabenmaterial verwendet, wenn die Lehrkraft eine konstruktivistische Überzeugung hält (Deutsch und Mathe)


Migrationsbedingte Heterogenität

inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklung in der Migrationsgesellschaft sieht u.a. die folgenden Maßnahmen vor:

  • erkennen und Abbau institutioneller Diskriminierung

  • ungleichheitssensible Professionalisierung von Lehrkräften sowie Diversifizierung des pädagogischen Personals

  • durchgängige Sprachförderung insbesondere bildungssprachlicher Kompetenzen

  • Revision von Schulbüchern und weiterer Unterrichtsmaterialien, die Migration nicht als Normalfall darstellen

  • kritische Reflexion erziehungswissenschaftlicher Kategorien, mit denen aus Kindern solche mit so genanntem Migrationshintergrund konstituiert werden

  • Abkehr von der Assimilation, Implementierung interkultureller Pädagogik bzw. Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft


Institutionelle Diskriminierung

  • (Bildungs-) Ungleichheiten als Ergebnis sozialer Prozesse

  • Ursachen: im organisatorischen Handeln zentraler gesellschaftlicher Institutionen wie im Bildungssektor

  • Bsp.: sachlich nicht begründbare Zurückstellungen vom Schulbesuch, Sondern- bzw. Förderschulüberweisungen, sowie Haupt- und Realschulempfehlungen


Durchgängige Sprachförderung insbes. der Bildungssprache

Ziel durchgängiger Sprachförderung ist Förderung schul- und bildungsrelevanter sprachlicher Fähigkeiten im Kontext von Mehrsprachigkeit entlang der folgenden Dimensionen:

  • bildungsbiographische Dimension

  • thematische Dimension

  • Mehrsprachigkeitsdimension


Revision von Schulbüchern und weiterer Unterrichtsmaterialien, die Migration nicht als Normalfall darstellen


Eltern - Kinder: Die Rolle der Familie in der kindlichen Entwicklung

  • Interaktion von Anlage und familiärer Umwelt

  • Einfluss der Kinder auf die Sozialisationspraktiken der Eltern

  • Erziehungsstile sind kulturgebunden

  • Erziehungsstile, Sozialisationspraktiken und Familienstrukturen sind assoziiert mit Unterschieden in der sozialen und emotionalen Entwicklung der Kinder


Funktionen der Familie

  • Überleben des Nachwuchses sichern

  • Ökonomische Gemeinschaft

  • Enkulturation

  • Auswirkungen der Familiendynamik auf die Entwicklung

    • Alle Familienmitglieder beeinflussen sich gegenseitig

    • Effekte sozialer Unterstützung

    • Familiendynamik ist abhängig vom Entwicklungsstand der Kinder

    • Veränderungen der Familienstruktur


Einflüsse elterlicher Sozialisation

  • Sozialisation = Prozess des Erwerbs von Werten, Standards, Wissen und Fertigkeiten, sowie Verhaltensweisen, die von der jeweiligen Kultur als adäquat für die künftige Rolle des Kindes in der Gesellschaft betrachtet werden

  • Sozialisationspraktiken der Eltern beeinflussen die kindliche Entwicklung durch

    • direkte Unterweisung (Fertigkeiten, Regeln, Strategien)

    • indirekte Beeinflussung in täglicher Interaktion

    • Einfluss auf kindliche soziale Erfahrungen außerhalb der Familie


Erziehungsstile

  • Erziehungsstile sind Verhaltensweisen und Einstellungen, die die emotionale Eltern-Kind-Beziehung prägen

  • Diana Baumrind (1973) unterschied vier Typen von Erziehungsstilen:

    1. Autoritär (Machtmittel, keine Diskussion)

    2. Autoritativ (Verständnis, klare Erwartungen, offene Kommunikation, Förderung von Selbständigkeit)

    3. Permissiv (tolerant, wenig Regeln, wenig Forderungen)

    4. Indifferent


Kinder-Kinder: Bedeutung der Gleichaltrigen- Beziehungen für die kindliche Entwicklung

  • Peers = Kinder ungefähr gleichen Alters

  • Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Interaktion mit Gleichaltrigen (Vygotsky, Piaget)

  • emotionale und soziale Unterstützung, Quelle von Wohlbefinden


Freundschaften

  • intime, reziproke, positive Beziehung zwischen 2 Personen

  • Beginn schon im Alter von 2 Jahren

  • mehr Symbolspiel zwischen Freunden als Nicht- Freunden

  • mehr Konflikte zwischen Freunden als Nicht- Freunden (Funktion der gemeinsam verbrachten Zeit)

Entwicklungsveränderungen in Freundschaften

6-8 Jahre:

  • Definition der Freundschaft durch gemeinsame Aktivitäten (Einschätzung anhand Kosten-Nutzen)

Mittlere Kindheit bis Adoleszenz:

  • Definition durch wechselseitige Zuneigung, Nähe, Loyalität

Ab etwa 9 Jahren

  • Definition durch gegenseitige Unterstützung, Hilfe, Vermeidung von Alleinsein, Gefühle teilen

Ab etwa 10 Jahren:

  • Loyalität, gegseitiges Verständnis, Selbst-Offenbarung

Adoleszenz:

  • Freundschaft als Kontext der Selbstfindung, Problembewältigung

Ursachen Entwicklungsveränderungen im Freundschaftsverständnis

  • allgemeine kognitive Veränderungen

  • Veränderungen im Verständnis der eigenen Person und sozialer Beziehungen

Funktionen von Freundschaft

  • emotionale Unterstützung und Sicherheit

  • abfedern von unangenehmen Schulerfahrungen und Situationen des Alleinseins

  • Kontext der Entwicklung sozialer Skills und Ausbildung positiver Beziehungen zu anderen

  • Kontext der kognitiven und sozialen Entwicklung

Geschlechtsunterschiede in den Funktionen von Freundschaft

  • mehr intime Freundschaften, mehr soziale Unterstützung und Fürsorge bei Mädchen als bei Jungen

  • etwa gleiches Ausmaß an Konflikt bei beiden Geschlechtern, aber leichtere Konfliktlösung bei Mädchen

  • Unterschiede in den gemeinsamen Aktivitäten

Effekte von Freundschaft

  • Aggression wird häufig durch Interaktion mit aggressiven Kindern aufgebaut (korrelativ!)

  • Jugendliche mit Drogen- und Alkoholproblemen haben gleichgesinnte Freunde

  • bidirektionale Einflüsse

  • schon Kinder sind aktiv in der Wahl ihrer Freunde (auch devianter Gleichaltriger)


Einflussfaktoren auf die Wahl von Freunden

  • Nähe: Kinder spielen mit Freunden in der Nachbarschaft

  • Alter: Freunde in der eigenen Altersgruppe

  • Geschlecht: Wahl von gleichgeschlechtlichen Freunden

  • Gleiche Ethnie, soziale und kulturelle Herkunft

  • Ab etwa 7 Jahren sind ähnliche Interessen und Aktivitäten wichtige Freundschaftskomponenten


Gleichaltrige in Gruppen

  • Dominanzhierarchien schon bei sehr jungen Kindern

  • klare Dominanzhierarchie im Kindergarten

  • ethnologische Interpretation: dient der Aggressionsreduktion


Cliquen und soziale Netzwerke in der mittleren Kindheit

  • Cliquen: Gruppen von Freunden, ca. 3 bis 9 Kinder, meist gleichen Geschlechts

  • ab dem Alter von etwa 11 Jahren ist die Clique das Zentrum kindlicher sozialer Interaktionen

  • Ähnlichkeit der Interessen und der akademischen Motivation

  • Führer von Cliquen: Beliebt, sportlich, kooperativ, ehrgeizig (aggressiv)


Author

Lea H.

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