good to know
Renales Nierenversagen: Natriumkonzentration im Harn↑
Prärenales Nierenversagen: Natriumkonzentration im Harn↓
Drei-Gläser-Probe: Hämaturie im ersten oder letzten Teil der Miktion deutet auf urethrale Läsion hin, permanente Hämaturie auf vesikalen oder supravesikalen Ursprung
Natrium
Hyponatriämie:
Mild: 135–130 mmol/L
Moderat: 129–125 mmol/L
Schwer: <125 mmol/L
oder zeitlich als akut vs chronisch
Angaben zum Volumenstatus beziehen sich auf das Gesamtkörperwasser, nicht auf das intravasale Volumen.
Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom (Urin-Natrium-Konzentration <30 mmol/L)
Chronischer Alkoholismus insb. bei Bevorzugung niedrigprozentiger Alkoholika ,
TUR-Syndrom, Trinken von destilliertem Wasser
Psychogene Polydipsie
normalerweise ist Natriumverlust stärker ausgeprägt als der Wasserverlust.
Renal (→ Urin-Natrium-Konzentration↑, >30 mmol/L)
—>Diuretika, insb. Thiazide. Nebennierenrindeninsuffizienz (Cortisonmangel , Aldosteronmangel), Zerebrales Salzverlust-Syndrom, Renal-tubuläre Azidose
Extrarenal (→ Urin-Natrium-Konzentration↓, <30 mmol/L)
—>Erbrechen, Diarrhö, Pankreatitis, Peritonitis
Schwartz-Bartter-Syndrom (SIADH, Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)
->es wird vermehrt ADH ausgeschüttet. Die Hemmung der Diurese kann dann bei hoher Flüssigkeitszufuhr (z.B. durch Infusionen oder hohe Trinkmengen) zur Entwicklung einer Hypervolämie führen.
Exsikkose jeglicher Ursache (extrarenal), bspw. bei Fieber/Schwitzen, Verbrennungen u.a.
Renal: Diabetes insipidus
Gastrointestinal: Wässrige Diarrhöen
neurologischen Symptomen,
leicht: Übelkeit, Cephalgien, kognitive Funktionsstörungen, Verwirrtheit
schwer: (Wiederholtes) Erbrechen, Koma bzw. schwere Vigilanzstörung (Muskeleigenreflexe meist↑), Auftreten von Krampfanfällen, Kardiopulmonale Dekompensation
Medikamentenanamnese: Diuretika? Natriumretinierende Medikamente?
Grunderkrankungen von Herz, Leber oder Niere?
Risikokonstellationen für eine akut einsetzende Hyponatriämie?
Auslösende Erkrankungen oder Zustände für ein SIADH?
Beurteilung Wasserhaushalt
Serumnatrium
Hämatokrit, Serumosmolalität, Kreatinin, Harnstoff
Serumkalium, Blutzucker, TSH
Einmalurin ausreichend
Urinosmolalität und Urin-Natriumkonzentration:
->anhand dessen Aufschluss über mögliche Grunderkrankung zB bei Hyponatriämie
->Urinosmolalität ≤100 mosmol/kg: Am ehesten Polydipsie bzw. Aufnahme größerer Mengen elektrolytarmer Flüssigkeit
->Urinosmolalität ≥100 mosmol/kg: Weitere Einordnung nach Bestimmung des Urin-Natriums
—>Urin-Natrium ≤30 mmol/L: Hinweis auf erniedrigtes effektives arterielles Blutvolumen
—>Urin-Natrium >30 mmol/L: Häufig bei Diuretikaeinnahme und bei chronischer Niereninsuffizienz, daher im Zweifel schlecht zu beurteilen
Serumnatriumwerte <120 mmol/L oder >160 mmol/L bzw. jede schwer symptomatische Form einer natriumbezogenen Elektrolytstörung bedürfen einer intensivmedizinischen Behandlung!
—>Vorsichtiger Ausgleich
—>Durch zu raschen Natriumanstieg kann eine zentrale pontine Myelinolyse entstehen
—>Eine zu schnelle Senkung des Natriumwertes kann ein Hirnödem auslösen
==>kausale Therapie anstreben
Hypovolämische Formen: Infusion isotoner Kochsalzlösung, ggf. unter Nutzung der Formeln und Größen zur Therapie von Störungen des Natriumhaushalts
Normovolämische Formen: Trinkmengenbeschränkung auf 500–800 mL/24 h, Beseitigung der auslösenden Ursache, bei symptomatischem Leidensdruck Gabe von isotonischer Kochsalzlösung wie bei hypovolämischen Formen möglich
Hypervolämische Formen: Trinkmengenbeschränkung auf 500 mL/24 h, Furosemid zur Erzielung einer Wasserausscheidung erwägen, dabei Hypokaliämie-Risiko beachten
Hyponatriämie mit schwerer Symptomatik: (Sehr) vorsichtige Gabe von hypertoner Kochsalzlösung (NaCl 3%) unter sehr engmaschigen Kontrollen
->Anhebung des Serumnatriums um max. 5 mmol/L in den ersten 1–5 h (1 mmol/L stündlich)
Hypo- oder normovolämisch: Halbisotone Lösungen (z.B. NaCl 0,45%) zum Ausgleich des Volumendefizits bzw. zur Dilution einer Hypernatriämie
Hypervolämisch: Furosemid mit 5%iger Glucoselösung als natriumfreier Träger
Zerstörung der Myelinscheiden bei zu schneller Korrektur einer Hyponatriämie, insb. in der zentralen Region des Pons (sog. „zentrale pontine Myelinolyse“) oder auch deutlich weniger häufig z.B. im Thalamus, Putamen oder Marklager (sog. „extrapontine osmotische Myelinolyse“)
Diagnostik: Veränderungen im MRT häufig erst nach Wochen nachweisbar, daher klinische Diagnosestellung
Prävention: Maximaler Anstieg der Natriumkonzentration im Serum um 6–8 mmol/L je 24 h
Kalium
Hypokaliämie = Serumkalium <3,6 mmol/L
->Schwere Hypokaliämie = Serumkalium <2,5 mmol/L
Hyperkaliämie = Serumkalium >5,2 mmol/L
->Schwere Hyperkaliämie = Serumkalium ≥6,5 mmol/L
Kaliumverluste
->renal: Hyperaldosteronismus, Hypercortisolismus, Diuretika (exkl. kaliumsparender Diuretika), Glucocorticoide, Clindamycin
->gastrointestinal: Erbrechen, Diarrhö (CAVE: Abführende Maßnahmen vor medizinischen Eingriffen!), Medikamentös: Laxanzien
Umverteilung:
->Alkalose, Insulintherapie, Katecholamine, Hypomagnesiämie
->renal: Akute Nierenschädigung, Chronische Niereninsuffizienz
->endokrin: Hypocortisolismus, Hypoaldosteronismus, Insulinmangel
->medis: Heparin(nur in Kombination mit anderen Medikamenten), Kaliumsparende Diuretika, ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker, NSAID, Cotrimoxazol, Ciclosporin A, Digitalisglykosidem Lithium
->Erhöhte Kaliumfreisetzung: Rhabdomyolyse, Hämolyse, Tumorlyse-Syndrom, Verbrennung, Traumata, Massentransfusion bzw. Transfusion inadäquat gelagerter Erythrozytenkonzentrate
->Umverteilung: Azidose, Hyperglykämisches Koma
Hyperkaliämie oft ein Messfehler
Aldosteron ist Natriumsparend auf Kosten von Kalium—>Hohes Aldosteron, niedriges Kalium und umgekehrt
—>Aldosteron bewirkt in der Niere eine vermehrte Kaliumausscheidung zugunsten einer verstärkten Natrium- und (sekundär) Wasserretention
—>Somit führt ein Hyperaldosteronismus zu einer Hypokaliämie
—>Da Cortisol auch einen mineralocorticoiden Effekt besitzt, führt ein Hypercortisolismus ebenfalls zur Hypokaliämie
Erregbarkeit↑
->Muskelschwäche, Muskelzuckungen
->Langfristig: Paresen (durch gestörte Repolarisation), Parästhesien
Herzrhythmusstörungen: Typischerweise Bradykardien bis hin zum Sinusarrest, bei schweren Hyperkaliämien auch Kammerflimmern und Herzstillstand möglich
Verringerte Erregbarkeit von Nervenzellen
->Ermüdung
->Muskelschwäche, Muskeleigenreflexe↓, Paresen, aber auch Krämpfe möglich
->Obstipation
Herzrhythmusstörungen: Extrasystolen, Neigung zur Rhythmusinstabilität bis hin zu Kammerflimmern
Serum-Elektrolytwerte (Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Phosphat, Chlorid )
->Bestimmung von Chlorid erlaubt in Zusammenschau mit der BGA die Berechnung der Anionenlücke.
Ggf. Kalium im Urin
BGA: vor allem pH interessant
“No Pot, no Tea”
->Abflachung der T-Welle
->ST-Senkung und andere ST-Streckenveränderungen
->Betonte U-Welle, evtl. TU-Verschmelzungswelle
->Vermehrte Extrasystolen und Herzrhythmusstörungen (insb. bei Digitalisglykosid-Medikation)
bei Hyperkaliämie:
->Hohe und spitze T-Welle
QRS-Verbreiterung ≥0,11 s
ST-Streckenveränderungen mit ST-Senkung und ST-Verschmelzungen (Sinuswelle) möglich
Kaliumsubstitution
Ggf. kausale Behandlung oder Modifikation der Therapie, bspw.
Absetzen der auslösenden Medikation
bei schwerer Hypokaliämie Substitution i.v.
->Magnesiumgabe bei schwerer Hypokaliämie und unzureichendem Anstieg unter alleiniger Kaliumsubstitution, da die Na+/K+-ATPase Mg2+-abhängig arbeitet
bei leichter Form: Ausreichende Hydratation gewährleisten
->Kaliumarme Ernährung: Kaliumzufuhr täglich max. 2.500 mg anstreben
->Vormedikation bezüglich Hyperkaliämie-Risiko prüfen
->Kaliumaustauschharze
bei mittelgrad bis schwer:
->Calciumgluconat i.v. (Kardioprotektion)
->Glucose-Insulin-Infusion (Verschiebung Kalium ins Zellinnere)
->β2-Sympathomimetika inhalativ (Verschiebung Kalium ins Zellinnere)
->Furosemid und isotone Kochsalzlösung (Kaliumelimination)
->im schlimmsten Fall Dialyse
akute Nierenschädigung
Akut einsetzende, potenziell reversible Abnahme der Nierenfunktion mit reduzierter glomerulärer Filtrationsrate und ggf. Abnahme der Diurese
Diagnosekriterien der akuten Nierenschädigung
->Anstieg des Serumkreatinins um ≥0,3 mg/dL (26,5 μmol/L) innerhalb von 48 h oder
->Anstieg des Serumkreatinins auf das ≥1,5-Fache oder
->Neu aufgetretene Reduktion der Urinmenge auf <0,5 mL/kgKG/h über 6 h
Alle Zustände, die zu einer renalen Minderperfusion führen
->Hypovolämie, Vermindertes, zirkulierendes Blutvolumen bzw. Abfall des arteriellen Blutdrucks etwa aufgrund von Schock, Sepsis, HI
Eine lang anhaltende, prärenale Genese führt durch die Minderperfusion der Niere zusätzlich zu einem intrarenalen Nierenversagen durch eine Tubulusnekrose!
Tubulär: akute Tubulusnekrose, tubulo-interstitielle Nephritis, Pigment-Nephropathie
Makrovaskulär: Nierenarterienstenose, Nierenvenenthrombose, Niereninfarkte
Mikrovaskulär: Cholesterinembolie-Syndrom, Thrombotische Mikroangiopathien
Glomerulär: Glomerulonephritiden
Lokale bakterielle Infektion: Pyelonephritis, Nierenabszess
Angeborene Fehlbildungen
Erworbene Abflussbehinderungen
Generell keine spezifischen Symptome
ggf symptome der Grunderkrankung wie etwa flankenschmerz bei Pyelonephritis
Leitsymptom: Oligurie bzw. Anurie, auch Polyurie möglich
Parameter: Kreatininanstieg, Urin-Ausscheidung
->höhere Parameterstadium entscheidend
1 Anstieg um 0,3 mg/dL (26,5 μmol/L)(innerhalb von 48 Stunden) oder 1,5- bis 1,9-facher Anstieg (innerhalb von 7 Tagen
Urinausscheidung <0,5 mL/kgKG/h für 6–12 h
2 2- bis 2,9-facher Anstieg (innerhalb von 7 Tagen)
Urinausscheidung <0,5 mL/kgKG/h für ≥12 h
3 ≥3-facher Anstieg (innerhalb von 7 Tagen) oder
Anstieg auf ≥4 mg/dL (353,6 μmol/L) oder
Beginn einer Nierenersatztherapie oder
Patienten <18 Jahre: Abfall der eGFR auf <35 mL/min/1,73 m2
<0,3 mL/kgKG/h für ≥24 h oder
Anurie für ≥12 h
Anstieg je nach Stadium, bei Urinausscheidung vor allem die dauer entscheidend
anhand des Kreatininwertes bzw. der ausgeschiedenen Urinmenge
in der Anamnese: Stattgehabter Flüssigkeitsverlust oder Hypotonie (z.B. Diarrhö, Erbrechen, OP, Sepsis, Blutungen), Medikamenteneinnahme , Vorausgegangene Kontrastmittelapplikation (umstritten,)
Nebendiagnosen, insb. Leichtkettenerkrankungen, Rhabdomyolyse, Harnsteine
Vorbestehende chronische Niereninsuffizienz
Symptome von Vaskulitiden, Glomerulonephritiden und Kollagenosen
KU mit Hinblick auf den Wasserhaushalt
Blutentnahme:
-> Krea, Harnstoff, cystacin c, BB
->BGA
->Kreatinkinase, LDH, Lipase, Amylase
->Die rechnerische Abschätzung der GFR nur über das Serumkreatinin (oft auf dem Laborzettel angegeben) ist bei akuter Nierenschädigung nicht sinnvoll – sie ist nur bei einer stabilen Nierenfunktion aussagekräftig!
Urinuntersuchung:
->U-Status Insb. Frage nach Hämaturie und Proteinurie
->Urinsediment „Aktives Sediment“: Hinweise auf entzündliche glomeruläre Erkrankung
->Akanthozyten, Erythrozytenzylinder( Beweisen einen renalen Ursprung der Erythrozyten), Leukozytenzylinder( Bei entzündlichen Erkrankungen der Niere)
->Bestimmung von Kreatinin und Natrium im Urin,
Bildgebung:
-> Sono der Nieren
-> Biopsie bei V.a. rapid-progressive Glomerulonephritis
Differenzialdiagnose
Untersuchung
Minderperfusion der Niere
Volumenstatus
Ggf. Natrium und Kreatinin in Serum und Urin
Vaskulitis
Thrombotische Mikroangiopathie
Akute Glomerulonephritis
Interstitielle Nephritis
Urinsediment
Serologie
Blutbild
Postrenale Obstruktion
Ultraschall
Meiden bzw. Absetzen nephrotoxischer Medikamente
->Häufig verabreichte Substanzen, die abgesetzt werden müssen: Sartane, ACE-Hemmer, NSAID, Diuretika (Ausnahme: Überwässerung, siehe unten), Metformin (Gefahr der Lactatazidose)
->nephrotoxische substanzen
Kontrolle des Wasser-, pH- und Elektrolythaushalts
->Bei Oligurie/Anurie: Balancierte Volumengabe
->bei Überwässerung: Therapieversuch mit Schleifendiuretika zum kurzfristigen Volumenmanagement
ggf Dialyse
Ggf. Verlegung auf die Intensivstation und intensivmedizinische Maßnahmen
->Volumenmanagement: Flüssigkeitssubstitution mit kristalloiden Lösungen und ggf Gabe von Vasopressoren
—>Ziel: weiterhin Perfusion der Niere
Glomerulonephritis: Immunsuppressive Therapie
Ischämische Genese: Ggf. Revaskularisation
Toxische Genese: Ausreichende Hydrierung, ggf. Dialyse
Postrenale Genese
->Entfernung des Abflusshindernisses
Eine zeitgleiche Gabe von Schleifendiuretika und Flüssigkeit zur „Nierenspülung“ soll nicht erfolgen.
Die Gabe von Schleifendiuretika beim oligoanurischen Patienten mit ANV soll nicht erfolgen.
chronische Nierenerkrankung
Irreversible Abnahme der exkretorischen (glomerulären, tubulären ) und inkretorischen (endokrinen ) Nierenfunktion
In Deutschland gibt es >60.000 Dialysepatienten
Diabetische Nephropathie (= Glomerulosklerose Kimmelstiel-Wilson, 40%)
Hypertensive Nephropathie (ca 20%)
Glomerulonephritiden (10-15%, häufigster Grund bei jungen erwachsenen)
Polyzystische Nierenerkrankungen (10%)
Tubulo-interstitielle Nierenerkrankungen (rezidivierende Pyelonephritis, Analgetikanephropathie, 10%)
Überwässerung (Hypertonie, Periphere Ödeme, Lungenödem)
Urämie („Intoxikation“ durch Ansammlung harnpflichtiger Substanzen.)
->Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen
->Typische Anzeichen: Urämischer Foetor, Hautflecken (Café-au-lait-Farbe, „schmutziges Hautkolorit“), Häufig Pruritus
->auch möglich: Hämolyse durch Urämietoxine (Hautblässe, Anämie), Urämische Pleuritis, Urämische Perikarditis
urämische Enzephalitis und urämische Polyneuropathie
Elektrolyte
->Kalium↑, Phosphat↑, Calcium, Natrium↓/↑
Renale Anämie
->: Erythropoetin-Mangel → Geringere Stimulation der Erythrozytensynthese bei „vorhandenen Substraten“
Renale Osteopathie
->edeutsam ist v.a. die Genese über einen sekundären Hyperparathyreoidismus („high-turnover-Osteopathie“)
Durch die Hyperphosphat- und Hypokalzämie bei Mangel an Calcitriol kommt es zum sekundären Hyperparathyreoidismus und zur renalen Osteopathie!
Stadieneinteilung der chronischen Nierenerkrankung erfolgt anhand der errechneten GFR und des Ausmaßes einer bestehenden Albuminurie
Stadium
Bezeichnung
GFR (in mL/min/1,73 m2)
G1
GFR normal oder erhöht
≥90
G2
GFR leichtgradig reduziert
60–89
G3
GFR mittelgradig reduziert
G3a: 45–59
G3b: 30–44
G4
GFR hochgradig reduziert
15–29
G5
Nierenversagen [3]
<15
Albuminurie (in mg/24 h)
A1
<30
A2
30–300
A3
>300
Blutuntersuchung
->Hämoglobin↓, MCV unverändert, ggf. Erythropoetin-Spiegel↓
Elektrolyte: Insbesondere Kalium↑, Calcium↓, Phosphat↑
Retentionsparameter↑
BGA (pH-Überwachung)
Bestimmung von Vitamin D und PTH
Sonografie (Größe der Nieren, Parenchymdicke u.a.)
Ggf. Nierenbiopsie zur Ursachenklärung
Verlaufsuntersuchungen bei Risikopatienten sollen Kreatinin-Bestimmungen und Urinstatus beinhalten
Zur renalen und kardiovaskulären Risikoabschätzung soll bei Patienten mit chronischer Nierenkrankheit (CKD, GFR <60 mL/min) neben einer eGFR-Abschätzung eine quantitative Bestimmung der Proteinurie (zum Beispiel als Albumin-Kreatinin-Ratio im Spontan- oder Sammelurin) erfolgen.
Bei Patienten mit chronischer Nierenkrankheit und einer GFR <45 mL/min (CKD-Stadium 3b oder höher) soll eine Bestimmung von Serum-Phosphat, iPTH und 25-OH-Vitamin D3 erfolgen
Aufrechterhaltung der Nierenfunktion
->Ausgeglichene Flüssigkeitszufuhr (etwa 2 Liter/Tag) mit Vermeidung einer Exsikkose oder Ödemen
->Kontrolle und Korrektur der Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalte
Reduktion von Risikofaktoren
->Vermeidung nephrotoxischer Substanzen (NSAR, Nikotin)
->Strenge Blutdruckeinstellung
Renale Anämie: Gabe eines synthetischen EPOR-Agonisten: Erythropoetin
Sekundärer Hyperparathyreoidismus (renale Osteopathie)
->Diätische Phosphatrestriktion (u.a. Vermeidung vonSchmelzkäse, Nüssen)
->Phosphatbinder: Calciumacetat, Calciumcarbonat
Vitamin-D-Substitution: Calcitriol (aktives 1,25(OH)2-Vitamin D oral)
->Cinacalcet (Allosterische CaSR-Modulatoren): Senkung der Parathormon-Freisetzung → Calcium- und Phosphatspiegel↓
->Bei Therapierefraktärität: Operative Entfernung der Nebenschilddrüsen
glomeruläre Erkrankungen
Glomerulonephritis = Abakterielle, immunvermittelte, entzündliche Erkrankung der Glomeruli verschiedenster Genese, die stets beide Nieren betrifft
Nichtentzündliche Glomerulopathie = Strukturelle Erkrankung der Glomeruli verschiedenster Genese
Idiopathisch
Autoimmunerkrankungen
Diabetes mellitus
Hypertonie
Malignome
Infektionskrankheiten
Genetisch
Primär oder sekundär
sekundär vor allem durch Kollagenosen oder Vaskulitiden
Metabolische Genese
Diabetische Nephropathie
Mechanische Genese
Hypertensive Nephropathie
Ablagerungen
Amyloidose (vor allem AA- und AL-Amyloidose)
Leichtkettenerkrankung
Kryoglobulinämie
Vaskuläre Erkrankungen
Angeborene Defekte
Alport-Syndrom
Syndrom der dünnen Basalmembran
Toxische Genese
Gold, Quecksilber, Heroin
Medikamente
Schädigung der glomerulären Kapillarwand → „Nephritisches Syndrom“ → Geringe Proteinurie, Mikrohämaturie, GFR↓, Kreatinin↑!
Störung der glomerulären Filtrationsbarriere → „Nephrotisches Syndrom“ → Starke Proteinurie, keine Hämaturie, initial GFR und Kreatinin normal!
Schädigung der glomerulären Kapillarwand → Führt zur „Einblutung“ in die Bowman-Kapsel, also in den Primärharn. Die Funktion des Nierenkörperchens ist eingeschränkt oder erloschen
->Unselektiv alle vorkommenden Serumproteine, egal ob klein- oder großmolekular = Unselektiv-glomeruläre Proteinurie
->Nachweis von Erythrozyten, die gekennzeichnet sind durch ihren Weg vom Nierenkörperchen bis in den ausgeschiedenen Harn = Dysmorphe Erythrozyten (Akanthozyten) und Erythrozytenzylinder
->Sowohl die Menge der Proteine als auch der Erythrozyten im Harn ist typischerweise gering, da die Perfusion des Nierenkörperchens und somit seine Aktivität abfällt oder erlischt. Sind viele Nierenkörperchen betroffen, sinkt die glomeruläre Filtrationsrate und die Retentionswerte steigen an → Meist geringe Proteinurie, Mikrohämaturie, GFR↓, Kreatinin↑—>nephritisch
Gestörte glomeruläre Filtrationsbarriere → Führt zum Selektionsverlust des Filters bei erhaltener Perfusion der Glomeruli und fortgesetzter Erzeugung von Ultrafiltrat
->Selektiv großmolekulare Proteine wie Albumin und Transferrin, die normalerweise nicht in den Primärharn gelangen und für die keine suffizienten Mechanismen der Rückresorption im Tubulussystem bestehen = Selektiv-glomeruläre Proteinurie
->Typischerweise können bei diesem pathologischen Vorgang große Mengen Protein in den Harn gelangen, da die glomeruläre Filtrationsrate erhalten bleibt und die geschädigten Nierenkörperchen laufend großmolekulare Proteine in den Primärharn filtern → Meist starke Proteinurie, keine Hämaturie, inital GFR und Kreatinin normal
Metabolisch: Hyperglykämie → Toxische Effekte, Ausschüttung von Wachstumsfaktoren → Hypertrophie, Sklerosierung → Störungen der glomerulären Filtrationsbarriere
Mechanisch: Hypertonie → Nekrosen, Sklerose, Atrophie → Störungen der glomerulären Filtrationsbarriere
Ablagerungen: Leichtketten- und Amyloid-Ablagerungen → Störungen der glomerulären Filtrationsbarriere
nephritische Ursachen: immunologisch, toxisch, kongenital
Calcium
Hypokalzämie = Gesamtcalcium <2,2 mmol/L bzw. ionisiertes Calcium <1,15 mmol/L
Hyperkalzämie = Gesamtcalcium >2,65 mmol/L bzw. ionisiertes Calcium >1,35 mmol/L
Hypoparathyreoidismus, bzw. Pseudohypoparathyreoidismus
Vitamin-D-Mangel jedweder Genese
Medikamente wie Schleifendiuretika, Glukokortikoide
Nekrotisierende Pankreatitis, renal-tubuläre Azidose
eine Hypalbuminurie kann eine Pseudohypokalziämie verursachen
Primärer Hyperparathyreoidismus: 80% der Hyperkalzämien, im ambulanten Patientenkollektiv handelt es sich um die häufigste Ursache einer Hyperkalzämie.
Hyperthyreose, Morbus addison, Akromegalie
Paraneoplasie, Osteolysen
Vitamin-D-Intoxikation, lange Immobilisation
Grundsätzlich ist zwischen Gesamtcalcium und ionisiertem (= freiem bzw. aktivem) Calcium zu unterscheiden. Da das Gesamtcalcium im Serum etwa zur Hälfte über die Bindung an Proteine (v.a. Albumin) transportiert werden muss, geht ein erniedrigter Proteingehalt im Blut mit einem verringerten Gesamtcalcium einher.
Niedrige Calciumspiegel steigern zwar die neuromuskuläre Erregbarkeit und gehen bspw. mit Tetanien einher, am Herzen führt eine Hypokalzämie jedoch über die Hemmung calciumsensitiver Kaliumkanäle zu einer Verlängerung des Aktionspotenzials und einer QT-Zeit-Verlängerung!
Die Zusammenhänge des Calcium- und pH-Stoffwechsels sind nur akut und damit lediglich für die Hyperventilationstetanie von Relevanz! Die Verminderung des ionisierten Calciums besteht nur sehr kurzfristig, so dass eine Substitution keine Bedeutung hat!
„Parathormon stellt Calcium parat!“
Leitsymptom: Tetanie bei gesteigerter Neuromuskulärer erregbarkeit
->Kribbelparästhesien (typischerweise perioral)
->Karpopedalspasmen: Pfötchenstellung der Hände und Spitzfußstellung
->Generalisierte Hyperreflexie
kardial umgekehrt: Herzrhythmusstörungen infolge einer QT-Zeit-Verlängerung (z.B. Torsade de pointes), Hypotonie
Neurologisch: Epileptischer Anfall (alle Formen möglich)
Gastrointestinal: Diarrhö
bei chronischer Hypokalziämie: Depression, Haarausfall
Symptome treten meist ab höheren Werten (>3 mmol/L) und bei raschem Anstieg der Calciumkonzentration auf.
generell sehr variable Symptomatik
Verringerte neuromuskuläre Erregbarkeit: Muskelschwäche, Obstipation, Paresen
Gefäßverkalkungen, Herzrythmusstörungen
Renal: Polyurie, Erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, Urolithiasis, Nephrokalzinose
Psychisch: Lethargie, Verwirrtheit, kognitive Beeinträchtigungen, Angststörung, Depression, Psychose, Bewusstseinsstörung: Somnolenz, Koma (hyperkalzämische Krise!)
Gastrointestinal: Übelkeit, Erbrechen, Gastroduodenale Ulzera, Pankreatitis
->Calcium und Pankreatitis → Eine Hyperkalzämie kann eine Pankreatitis auslösen; eine Hypokalzämie bei Pankreatitis deutet auf einen nekrotisierenden Verlauf hin!
Provokation von Tetaniezeichen bei Hypokalzämie
->Chvostek-Zeichen = Mundwinkelzucken bei Beklopfen des N. facialis (im Wangenbereich, ca. 2 cm ventral des Ohrläppchens)
->Trousseau-Zeichen = Nach Anlegen einer Blutdruckmanschette mit einem Druck oberhalb des systolischen Drucks kommt es nach mehreren Minuten zu einer Pfötchenstellung der Hand
->Fibularis-Zeichen = Beklopfen des Fibularandes führt zu Pronation
bei allen Calciumstörungen: Serumcalcium inkl. ionisiertem Calcium
->Phosphat im Serum
->Albumin im Serum
Hypokalziämie
->Parathormon im Serum (intaktes PTH)
—>PTH↓ und Phosphat↑: Hypoparathyreoidismus (am häufigsten nach operativen Eingriffen an der Schilddrüse)
—>PTH↑ und Phosphat↓: Vitamin-D-Mangel bzw. Pankreatitis
—>PTH↑ und Phosphat ↔︎ bzw. ↑: Rhabdomyolyse, Renal-tubuläre Azidose, Pseudohypoparathyreoidismus
->Magnesium↓: Bei postoperativem Hypoparathyreoidismus, Malabsorptionssyndrom und/oder Alkoholismus
->25(OH)-Vitamin-D im Serum↓: Vitamin-D-Mangelzustände
->Lipase im Serum: Bei V.a. Pankreatitis
Hyperkalziämie
Parathormon im Serum (intaktes PTH)
—>PTH↑: Primärer Hyperparathyreoidismus
—>PTH↓: Osteolytische Formen der Tumor-Hyperkalzämie
->PTHrP↑ (Parathormon Related Peptide): Paraneoplastische Formen der Tumorhyperkalzämie
->25(OH)-Vitamin-D im Serum↑: Überdosierung bzw. Vitamin-D-Intoxikation
->1,25-Dihydroxy-Vitamin-D↑: V.a. Sarkoidose
->Calcium im Urin >200 mg/24 h: Primärer Hyperparathyreoidismus
->Calcium im Urin <100 mg/24 h: Familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie
TSH↓: Hyperthyreose
Bei Hinweisen auf eine Tumorhyperkalzämie bzw. unklarer Hyperkalzämie ist stets ein noch unerkanntes Tumorleiden als Ursache in Betracht zu ziehen!
Hypokalzämie: QT-Zeit-Verlängerung
Hyperkalzämie: QT-Zeit-Verkürzung
Kausale Therapie: Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung
Bei klinisch symptomatischer Hypokalzämie bzw. Notfall (z.B. Tetanie, Herzrhythmusstörung): Gabe von Calcium i.v
Zur längerfristigen Substitution: Tägliche Gabe von Calcium p.o. , ggf. zusätzlich Vitamin D bei Mangel
bei Hyperventilation: in Tüte atmen lassen
Bei Behandlung mit Digitalis-Präparaten niemals Calcium i.v. verabreichen, da dies ein Kammerflimmern auslösen könnte!
Therapieindikation je nach schweregrad:
->Ambulante Behandlung: Bei länger bestehender Hyperkalzämie >2,65–3,5 mmol/L ohne klinische Symptome
->Intensivmedizinische Betreuung: Bei rasch entwickelnder Hyperkalzämie oder Werten ≥3,5 mmol/L
kausal: Behandlung einer zugrunde liegenden Erkrankung, Absetzen ggf. auslösender Medikamente (insb. Thiaziddiuretika)
Viel trinken, calciumarme Kost
Elimination erhöhen: Volumengabe (verdünnungseffekt)
->Forcierte Diurese mit Schleifendiuretikum (unter Berücksichtigung des Hypokaliämierisikos!)
->Ggf. Dialyse
Darmresorption und Knochenfreisetzung verringern
->Calcitonin: Hemmung der Osteoklastenbildung und -aktivität
->Bisphosphonate: Hemmung der Osteoklastenbildung und -aktivität sowie zytotoxische und proapoptotische Wirkung auf Osteoklasten
->Glucocorticoide: Hemmung der Bildung von aktivem Vitamin D3
->Volumengabe (unter intensivmedizinischem Monitoring): Isotone NaCl-Lösung i.v. DOSIS
->Forcierte Diurese (falls Volumengabe nicht ausreichend ): Furosemid 20mg i.v.
->Calcitonin (falls vorherige Maßnahmen nicht ausreichend): Calcitonin s.c.
->Bisphosphonat (zusätzlich bei schweren Hyperkalzämien) : Zoledronat i.v.
->Glucocorticoid (zusätzlich bei Sarkoidose, Lymphomen, multiplem Myelom): Bspw. Hydrocortison i.v. DOSIS
->Dialyse mit calciumfreiem Dialysat: Ultima Ratio bei Anurie/Nierenversagen oder Misserfolg der bisherigen Therapie
->Kausale Therapie: Behandlung einer zugrunde liegenden Erkrankung
Hyperparathyreodismus
Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT): Erhöhter PTH-Spiegel durch eine autonome Überfunktion der Nebenschilddrüsen
Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sHPT): Reaktiv erhöhte PTH-Sekretion durch erniedrigte Calcium- und/oder erhöhte Phosphatspiegel
Tertiärer Hyperparathyreoidismus (tHPT): Autonome Überproduktion von PTH infolge einer langjährigen Überstimulierung der Nebenschilddrüsen im Rahmen eines sekundären Hyperparathyreoidismus
Geschlecht: ♀ > ♂ (3:1), vor allem ab dem 50.Lj bei einer Prävalenz von ca 1-7/1000
Primär: Adenome (85%) oder Hyperplasie (15%) der Nebenschilddrüsen
sekundär: renale genese infolge einer chronischen Nierenschädigung oder durch einen Mangel an Calcium und/oder aktivem Vitamin D
->renale Schädigung führt zu Phophatretention
—>Verringerte glomeruläre Filtration → Phosphatretention → Gesteigerte PTH-Sekretion
—>Verminderte Aktivierung von Vitamin D in der Niere
—->Hypokalziämie-> PTH-Stimulation
Beim primären Hyperparathyreoidismus kann eine Hyperplasie der Nebenschilddrüse die Ursache sein. Beim sekundären Hyperparathyreoidismus entsteht sie hingegen reaktiv!
meist asymptomatisch
Symptome einer Hyperkalziämie
->Polyurie, Nierensteine, Übelkeit erbrechen, Gastrointestinale Ulzera, depressive Verstimmung, Atherosklerose, Muskelschwäche
Symptome des Hyperparathyreodismus
->Knochen- und Gelenkschmerzen, Verringerung der Knochendichte (Osteopenie) mit Frakturneigung, Chondrokalzinose, Osteolysen, bspw. Akroosteolysen an den Fingerknochen
„Stein-, Bein- und Magenpein und ein bisschen traurig sein“!
->Der Großteil der Betroffenen mit pHPT ist asymptomatisch oder hat nur unspezifische Beschwerden (Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit)!
Symptome der Grunderkrankung stehen im Vordergrund, ggf Frakturneigung
Diagnosestellung:
->Serumcalcium und Berechnung des korrigierten Calciums, PTH
Möglichst mehrfache Bestimmung!
Zur Differenzialdiagnostik:
->Phosphat, Alkalische Phosphatase, Vitamin D3, Kreatinin, GFR, Ggf. Calcium-Kreatinin-Quotient im Urin
Parathormon ist erhöht,
->primär: AP und Ca erhöht, Phosphat erniedrigt
->sekundär: Calcium erniedrigt, AP erhöht
->tertiär: Phosphat, Ca, AP alle erhöht
Beurteilung der Nebenschilddrüsen per Sono
->Indikation: Zur Adenomsuche bei pHPT mit geplanter Nebenschilddrüsen-Resektion
Ggf. nuklearmedizinische Verfahren (SPECT-Szintigrafie oder PET/CT)
Sonografie der Nieren: Zum Ausschluss von Nierensteinen und Nephrokalzinose
Osteodensitometrie (DXA): Zur Beurteilung der Knochendichte, insb. bei weiteren Risikofaktoren für eine Osteoporose [2]
Operativ oder Konservativ
operativ:
->Entfernung der Nebenschilddüsen und damit Heilung
—>Bei symptomatischem pHPT immer, auch bei asymptomatischen Pat empfohlen
->totale Parathyreoidektomie mit Reimplantation von Anteilen der explantierten Nebenschilddrüse im Bereich des M. sternocleidomastoideus oder M. brachioradialis (7/8-Resektion: 1/8 wird autolog reimplantiert).
konservativ:
->nur bei KI gegen Operation
->Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Vermeidung von Thiaziddiuretika, Ggf. Osteoporosetherapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab, Ausreichende Zufuhr von Vitamin D und Calcium
->spezifisch Calcimimetikum Cinacalcet
Behandlung der (meist renalen) Grunderkrankung
dazu Bei bekannter Niereninsuffizienz frühzeitig Gabe von Vitamin D3 (Cholecalciferol)
Bei stark fortgeschrittener Niereninsuffizienz Substitution von aktivem Vitamin D3 (Calcitriol)
->Ggf. Cinacalcet
->Ggf. totale Parathyreoidektomie mit Autotransplantation von Nebenschilddrüsengewebe
beruht auf rein deskriptiven anatomischen Unterschieden
Potter 1: Autosomal-rezessive polyzystische Nierenerkrankung (ARPKD) ->
2 Multizystische Nierendysplasie
3 Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD)
4 Zystische Nierendysplasie bei fetaler Obstruktion des unteren Harntrakts
Potter
Manifestationsalter
Lebenserwartung
Leberbefall
Befall der Nieren
Zystengröße
Potter I
Geburt bis Kindesalter
I.d.R. nur Kindesalter
ja
beidseitig
relativ gleichmäßig klein
Potter II
I.d.R. höheres Erwachsenenalter
nein
einseitig, ggf. beidseitig
unterschiedlich
Potter III
Erwachsenenalter
Potter IV
einseitig o. beidseitig
Beginnt ab Geburt bis Kindesalter
Vergrößerte Niere mit multiplen Zysten relativ gleichmäßiger Größe → chronische Niereninsuffizienz und arterielle Hypertonie
Obligate Leberfibrose mit möglicher hepatischer Insuffizienz und portaler Hypertension
Früher Beginn führt zu einer Lebenserwartung von wenigen Monaten
Bei spätem Erkrankungsbeginn: Lebenserwartung bis zu 10 Jahre bei adäquater und erfolgreicher Therapie
auch beginn aber Geburt
Meist einseitig → Stark vergrößerte, tastbare Niere, selten symptomatisch
Selten beidseitig → Niereninsuffizienz bei relevanter Funktionseinschränkung möglich
Beginn: Erwachsenenalter
Multiple zystische Umwandlung umschriebener Nephronabschnitte (Mark und Rinde) beidseits → Chronische Niereninsuffizienz
Kardiovaskulär: Herzklappenfehler, Hirnarterienaneurysma, arterielle Hypertonie, linksventrikuläre Hypertrophie → zusätzliche Ursachen einer geringeren Lebenserwartung
Sehr häufig multiple Leberzysten , seltener Pankreas-, Milz-, Ovarial- und Hodenzysten
Weiterhin häufiger: Dickdarmdivertikel, Hernien
Prognose: Dialysepflichtigkeit selten bei 40-Jährigen, bei etwa 25% der 50-Jährigen und 50% der 70-Jährigen
Je nach Ausprägung kann die Störung symptomlos verlaufen oder über eine massive Stauung im Nierenbecken zu einer akuten Niereninsuffizienz führen
Während der Schwangerschaft: Oligohydramnion bei der Mutter
Familienanamnese
Sonografie mti typischen Befunden
bei unklarem Befund: CT
Labor zur Beurteilung der Nierenfunktion und weiteren Symptomen durch niereninsuiffizinez wie zb Anämie oder Langzeitblutdruck
Markschwammniere oder einfache Nierenzysten
Frühzeitiges Erkennen, Prävention und Behandlung einer Niereninsuffizienz
->Regelmäßige sonografische Verlaufskontrollen und Bestimmung der Nierenparameter
->Meidung nephrotoxischer Substanzen (z.B. NSAR)
->Frühzeitige Behandlung eines arteriellen Hypertonus: ACE-Hemmer zeigen gute Studienergebnisse
->später Dialyse
In kurativer Intention: Ggf. Nierentransplantation
Bei ADPKD (Potter III): Tolvaptan (selektiver Vasopressin-2-Rezeptor-Antagonist)
Bei ARPKD (Potter I) und ADPKD (Potter III): Beobachtung und Behandlung einer Leberinsuffizienz
Bei zystischer Nierendysplasie bei fetaler Obstruktion des unteren Harntrakts (Potter IV): Beseitigung der Obstruktion in kurativer Intention
Hereditäre Typ-IV-Kollagen-Erkrankungen (Alport-Syndrom)
Gruppe von Erkrankungen, bei denen sich infolge erblicher Genmutationen fehlerhaftes Kollagen Typ IV (wichtiger Bestandteil u.a. der glomerulären Basalmembran) bildet und dadurch eine progrediente Nierenschädigung entstehen kann
->heterozygotenfrequenz 1% weltweilt
Bei Homozygotie:
->Hämaturie und Proteinurie
->Innenohrschwerhörigkeit
->Typische Augenveränderungen
bei Heterozygotie ggf Mikrohämaturie
Diagnostik besteht aus Anamnese, Nierenfunktionsüberprüfung und später Nierenbiopsie
->Klinisch und elektronenmikroskopisch sind Personen mit heterozygoter Genmutation und mit X-chromosomal hemizygoter oder autosomal homozygoter Mutation in frühen Stadium der Erkrankung nicht zu unterscheiden!
keine therapie möglich
IgA-Nephropathie (Morbus Berger)
IgA-Nephropathie: Nierenerkrankung, die durch mesangiale Ablagerungen von IgA-Immunkomplexen gekennzeichnet ist und verschiedene Verlaufsformen annehmen kann
Häufigste primäre Glomerulonephritis weltweit, in Deutschland Prävalenz 1-2%
Ätiologie noch nicht sicher geklärt, ggf Autoimmun, vererbt,
Meist asymptomatisch
Ggf. rezidivierende Phasen mit Makrohämaturie, insb. wenige Tage nach Infekten
->Selten Verlauf als nephrotisches oder nephritisches Syndrom oder als RPGN
in KU fällt Hypertonie auf, im Urin eine Mikrohämaturie,
zur Diagnosesicherung: Nierenbiopsie
Blutdruckeinstellung (Zielwert <130/80 mmHg )
Bei Proteinurie >0,5 g/Tag: ACE-Hemmer oder AT1-Blocker
Salzrestriktion (<5 g/Tag)
Nikotinverzicht
Bei persistierender Proteinurie (>1 g/Tag über 3–6 Monate): Ggf. Prednison-Therapie für 6 Monate
Dialyse
Indikationen zur Dialyse: A-E-I-O-U (alle Vokale) → Azidose, Elektrolytentgleisung (Kalium), Intoxikationszeichen, Overload (Überwässerung), Urämie
Bei chronischer Nierenerkrankung ohne urämische Symptome sollte eine Dialyse erst bei stark eingeschränkter GFR durchgeführt werden!
Akut über Sheldon-Kather, dauerlösung wäre Demers-Katheter
oder über Cimino-Shunt = Anastomose zwischen A. radialis und V. cephalica am distalen Unterarm
oder peritoneal-dialyse
Vor allem bei dialysepflichtigen Patient:innen mit chronischer Nierenerkrankung → Aufbereitung des Dialysats je nach Bedürfnis der Patient:innen—>Hämodialyse
->Entzug harnpflichtiger Substanzen dient und die Diffusion v.a. niedermolekularer Stoffe an einer semipermeablen Membran zur "Entgiftung" nutzt. Im Gegensatz zur Hämofiltration werden zu eliminierende Substanzen nicht durch gefiltertes Wasser mitentzogen, sondern bewegen sich entlang eines Konzentrationsgradienten (der durch eine Dialyseflüssigkeit aufgebaut wird) aus dem Körper heraus.
Hämofiltration:
->Extrakorporales Dialyseverfahren, bei dem harnpflichtige Substanzen durch gefiltertes Wasser dem Körper "mitentzogen" werden (ohne Dialyseflüssigkeit). Dabei werden dem Körper große Mengen an Plasmavolumen entnommen, die durch entsprechende Volumensubstitution ersetzt werden müssen
->Vor allem als Akut-Entgiftung oder Akutdialyse anwendbar (z.B. bei akuter Nierenschädigung), als dauerhaftes Verfahren ambulant ungeeignet
Definition/Pathophysiologie: Durch die (zu schnelle) Elimination von osmotisch wirksamen Substanzen (z.B. Harnstoff, NaCl) kann es während der Hämodialyse zu akuten zerebralen Ödemen kommen
Übelkeit, Erbrechen, Bewusstseinsstörungen, epileptische Anfälle
Prophylaxe: Regelmäßige und schonende Hämodialyse
Pyelonephritis
bakterielle Entzündung der Nierenbeckenstrukturen und geht i.d.R. mit Fieber, Flankenschmerzen und Nierenlagerklopfschmerz einher
Meist gehen bakterielle Infekte der Harnblase (Urozystitis) voraus, daher ist die Pyelonephritis häufiger bei Frauen
erreger sind meist Enterobacteriaceae (gram negative Stäbchen), vor allem E.coli (70%)
Flankenschmerzen, Fieber, schüttelfrost, Dysurie
Körperliche Untersuchung: Nierenklopfschmerz
Labor: U-Stix mit Leukozyturie und Mikrohämaturie
->Urinkultur zum Keimnachweis mit Resistogramm
->Blutuntersuchung: Entzündungsparameter, Retentionsparameter, Blutkultur
Sonografie der Nieren und der Harnblase
->Vergrößerte, im Parenchym aufgelockerte, gut atemverschiebliche Niere (dezente Veränderungen)
->Mark-Rinden-Trennung evtl. unscharf
bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen
->Kompliziert ist eine Infektion der Harnwege bei jeglicher struktureller oder funktioneller Abnormalität des Urogenitaltraktes; darunter fallen
->Vesikoureteraler Reflux, Neurogene Harnblasenentleerungsstörung, Jegliche Form der Obstruktion: Urolithiasis bzw. subvesikale Obstruktionen (z.B. bei Prostatitis)
Ergänzende Diagnostik
Kontrastmittel-CT des Abdomens/Urogramm zur Darstellung der Abflussverhältnisse
Miktionsurethrogramm zur Verifizierung eines vesikoureteralen Reflux
Urodynamik zum Ausschluss einer neurogenen Harnblasenentleerungsstörung oder subvesikalen Obstruktion
Statische DMSA-Nierenfunktionsszintigrafie zur Bestimmung der Nierenrestleistung im Seitenvergleich
Die Diagnosestellung einer Pyelonephritis rechtfertigt immer den Einsatz einer antibiotischen Therapie!
viel trinken
Bei Harnverhalt, Restharn oder Pyurie: Einlage eines transurethralen Dauerkatheters zur sicheren und prompten Harnableitung
Fluorchinolone: Ciprofloxacin (z.B. Keciflox®, Gyracip®) 500–750 mg p.o. 1-0-1 für 7–10 Tage
alternativ Cephalosporin :Ceftibuten (z.B. KEIMAX®) 400 mg p.o. 1-0-0 für 10 Tage
oder je nach Resistogramm des erreger
schwere Verlauf wird über das Vorhandensein systemischer Symptome wie hohem Fieber, Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Übelkeit und Erbrechen definiert
Bei hospitalisierten Patienten oder bei Symptomen, die eine orale Gabe erschweren (z.B. Erbrechen/Übelkeit) intravenöse Therapie, nach klinischer Besserung Umstieg auf orale Therapie
Dauer der Therapie i. d. R. 7–14 Tage
Nach Identifizierung des Erregers sollte die empirische Therapie überdacht und ggf. angepasst werden
1.Wahl: Cephalosporine 3.Gen: Cefotaxim (z.B. Claforan®) 2 g i.v. 1-1-1,
oder Fluorchinolone Ciprofloxacin (z.B. Keciflox®) 400 mg i.v. 1-0-1
oder Ampicillin/Sulbactam (z.B. Unacid®) 2 g/1 g i.v. 1-1-1
Empirische Initialtherapie
->Renal ausgeschiedene Fluorchinolone, insb. Ciprofloxacin
->oder Cephalosporine der Gruppe IIIa
->oder Aminopenicilline plus β-Lactamase-Inhibitoren
Ausweitung der Therapie entsprechend des individuellen Risikoprofils (Insb. bei nosokomial erworbenen oder katheterassoziierten Harnwegsinfekten): Gabe von Breitspektrumantibiotika unter Berücksichtigung lokaler Resistenzmuster
->Cephalosporine der Gruppe IIIb (wirksam gegen Pseudomonas aeruginosa) als zusätzliche Therapie zu Ciprofloxacin
->oder Acylaminopenicilline plus β-Lactamase-Inhibitor (wirksam gegen Pseudomonas aeruginosa sowie Enterokokken bei katheterassoziierten Infekten) als zusätzliche Therapie zu Ciprofloxacin
->oder Carbapeneme
nephrotisches Syndrom
Symptomkomplex aus Proteinurie >3,5g/d + Hypalbuminurie + Ödeme
primär glomeruläre Erkrankungen
->Minimal-Change-Glomerulopathie (MCD), membranöse Glomerulopathie, fokal-segmentale Glomerulussklerose, membranproliferative Glomerulonephritis
systemisch durch Diabetes, Lupus oder Amyloidose
Einem nephrotischen Syndrom liegt immer eine Schädigung des glomerulären Filters zugrunde. In der Folge werden Proteine während der glomerulären Filtration nicht mehr ausreichend zurückgehalten und es kommt zu einem ausgeprägten Proteinverlust. Dieser verursacht die für das nephrotische Syndrom typischen Symptome wie bspw. Ödeme.
KU+ Urinuntersuchung (Nachweis, Quantifizierung und Differenzierung von Protein im Urin) + Blutuntersuchung + Nierenbiopsie
Urin: primär U-Stix, danach Quantifizierung direkt aus 24-h-Sammelurin oder Schätzung mittels Albumin-/Protein-Kreatinin-Quotient (Spot-Urin)
Erniedrigt: Gesamteiweiß, Albumin, Immunglobuline, Antithrombin
Erhöht: Cholesterin, LDL, Triglyceride
Krea, GFR, Harnstoff, HbA1c, Hep B, Hep C, HIV, SLE, Syphilis
Goldstandard, zur Diagnosesicherung und Entscheidung für die weitere Therapie i.d.R. erforderlich
Verringerung der Proteinurie durch ACE-Hemmer i.v., sowie Verzicht auf nephrotoxische Substanzen
Therapie der Ödeme mittels Schleifediuretikum, ggf sequenzielle Nephronblockade (+Thiazid)
->nicht mehr als 1kg pro Tag Gewichtsverlust anstreben
Blutdruckeinstellung
Reduktion des Thromboserisikos durch Gabe von Vitamin-K Antagonist (durch Hypoproteinämie auch Antithrombin Mangel)
ggf Lipidsenkung
Infektionsprophylaxe mittels Pneumokokkenimpfung
Behandlung der Ursache
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