Definiere qualitative Forschungsmethoden (auf Grundlage von Erkennnistheorien)!
Zusammenfassung Folie 4
Ausgangspunkt: vorrangig deutend und sinnverstehender Zugang zu der interaktiven und sprachlich repräsentiert gedachten “sozialen Wirklichkeit”
will detailliertes Bild von Wirklichkeitsausschnitten liefern
Vermeidung den Bereich “möglicher Erfahrungen” durch methodische Vorentscheidungen einzuschränken oder rationalistsich zu halbieren
gemeinsame Eigenschaft des qualitativen Forschungsprozesses: “Die Interaktion des Forschers mit seinen “Gegenständen” wird systematisch als Moment der “Herrstellung” des Gegenstandes selbst reflektiert”
—> bedeutet, dass der Forscher bei seiner Arbeit bewusst darüber nachdenkt, wie seine Interaktion mit den zu erforschenden Objekten dazu beiträgt, diese Objekte besser zu verstehen und zu analysieren; der Forscher formt den Gegenstand seiner Forschung selber, da er aktiv ist und interaktiv mitgestaltet
Welche drei Ebenen beschreiben die qualitativen Forschungsmethoden? (ähnlich/ ebenso wie quantitative Forschung)
(Methoden verstehender Psychologie)
wichtig für Klausur
Nenne die 5 Grundzüge qualitativer Forschungsmethoden!
(wichtig für Klausur!)
Fünf Grundzüge qualitativer Forschungsmethoden:
Prinzip der ganzheitlichen und rekonstruktiven
Untersuchung lebensweltlicher Phänomene
Prinzip der reflektierten theoretischen Offenheit
zwecks Bildung neuer Theorien
Prinzip der Zirkularität und Flexibilität des Forschungsprozesses zwecks Annäherung an den Gegenstand
Prinzip der Kommunikation und Kooperation zwischen Forschenden und Beforschten
Prinzip der Selbstreflexion der Subjektivität und Perspektivität der Forschenden
In welche zwei Teilprozesse unterschied Reichbach 1938 den gesamten Forschungsprozess der qualitativen Methoden? Welchen dritten Prozess kann man ergänzen?
(wichtig für Klausur)
Reichbach (1938) unterschied den Forschungsprozess in zwei Teilprozesse:
Entdeckungszusammenhang (context of discovery) meint die Phase der Theorieentwicklung, in den auch zufällige und idiosynkratische Merkmale des Forschers eingehen.
Begründungszusammenhang (context of justification) meint die analytisch fundierte Begründung einer wissenschaftlichen Aussage/Theorie frei von subjektiven und normativen Einflüssen (Wertefreiheitspostulat)
Man kann den Verwertungszusammenhang von Theorien als dritten Teilprozess ergänzen.
Die Annahme einer rein analytischen Begründbarkeit von Aussagen wurde durch wissenschaftshistorische Analysen (Fleck, Kuhn) widerlegt.
→ Qualitative Forschungsmethoden fokussieren stärker auf Entdeckung.
Welche erkenntnitheoretischen Grundlagen qualitativer Forschungsmethoden kennst du? Nenne Beispiele/Zähle auf!
Definiere das “Verstehen”! Welche zentralen Begriffe zeichnen das verstehen aus?
Was bedeutet der Begriff “Phänomenologie” bzw. “Phänomen”?
Was ist das Ziel der Phänomenologie ?
Welche vier phänomenologische Strömungen (geht er in VL nicht näher drauf ein)
Nenne die 5 zentralen Aspekte der Phänomenologie und beschreibe diese! nach Wendt 2020
Was ist die “Methode der phänomenologischen Reduktion”? Beschreibe! Was ist die phänomenologische Reduktion?
Beschreibe a) Die Darstellung der (natur-) wissenschaftl. Methode und b) diese der wissenschaftl. Methode der qualitativen Forschung! Wie sehen die jeweiligen Prozesse aus? Stelle Unterschiede dar.
(wichtig für Klausur-> Unterschiede beider Forshcungsprozesse kennen)
b) Parallelität der verschiedenen Aspekte als zentrales ELement dieses Prozesses der qualitativen Forschung!
Stelle dem Qualitativen Forschungsprozess dem Quantitativen Forschungsprozess gegenüber, gegliedert nach 3 charakteritischen Merkmalen:
1. Theoretisches Konstrukt,
2. Operationalisierung,
3. Empirische Ebene (Beobachtung)
Was passiert bei der “bewussten Stichprobenziehung” bei qualitativen Studien?
Was ist die bottom - up Strategie? Was top-down?
Beschreibe Beispiele für jeweilige Strategien!
Beschreibe ein Beispiel für einen qualitativen SP-Plan!
Gütekriterien Qualitativer Forschungsmethoden: Wie ist hier der aktuelle Stand?
Eine Übertragung der Testgütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) oder der Validität von Studienergebnissen und Schlussfolgerungen (interne Validität, externe Validität) erscheint problematisch und wenig vielversprechend (Döring & Bortz, 2016, S. 107)
Es existieren unterschiedliche Kataloge übergeordneter Gütekriterien (z.B. Lincoln und Guba, 1985; Mayring, 2002; Steinke, 1999).
Neben übergeordneten Qualitätskriterien existieren für einzelne Methodologien und Methoden verfahrensspezifische Kriterien (z.B. kommunikative Validierung).
Nenne und beschreibe die Sieben Kernkriterien zur Beurteilung der Qualität qualitativer Studien (nach Steinke, 1999)!
Wie könnte die Vielfalt qualitativer Methoden schematisch dargestellt werden?
Wie lassen sich in qualitativer Forschung verbale Daten erheben?
Wie lassen sich hier visuelle Daten Erheben?
Erhebung verbaler Daten:
– Einzelinterview
– Gruppeninterview
– Lautes Denken und Introspektion
– Verbale Selbstzeugnisse als Datenmaterial (z.B. Tagebuch, Briefe, Dokumente, Filme)
Erhebung visueller Daten:
– Beobachtung (Selbst-, Fremdbeobachtung)
– Nonreaktive Beobachtungsverfahren
Wie ist die Durchführung eines qualitativen Interviews zu beschreiben? Nenne und beschreibe die jeweilligen 10 Punkte (grob).
Beschreibe das narrative Interveiw!
Beschreibe das “Leitfadeninterview”!
Beispielmaterial für die Anwendung des lauten Denkens: Das Bestrahlungsproblem von Duncker (1935): Darstellung Folie 25
Stellen Sie sich vor, Sie seien Arzt, und es kommt ein Patient zu Ihnen, der einen bösartigen Tumor hat. Eine Operation ist nicht möglich, aber wenn der Tumor nicht beseitigt wird, dann stirbt der Patient. Nun gibt es Strahlen, mit denen man den Tumor zerstören kann. Wenn diese Strahlen mit genügend hoher Intensität auf den Tumor treffen, dann können sie ihn zerstören. Unglücklicherweise schädigt man bei dieser Intensität auch das gesunde Gewebe, das die Strahlen auf ihrem Weg zum Tumor durchdringen. Bei niedrigeren Intensitäten sind die Strahlen zwar für das gesunde Gewebe unschädlich, aber sie greifen dann den Tumor nicht mehr an. Wie könnte man vorgehen, damit zwar der Tumor, aber möglichst kein gesundes Gewebe durch die Strahlen zerstört wird?
Qualitative Erhebungsmethoden: Was war Dunchers Ziel?
Weiss grad keine bessere Frage hierzu…
Dunckers Ziel war die Untersuchung von Einsicht und Umstrukturierung beim Problemlösen
Duncker forderte seine Versuchspersonen auf, die Gedanken, die ihnen beim Lösen des Problems durch den Kopf gingen gleichzeitig laut zu äußern (Methode des lauten Denkens).
„Während bei der Introspektion das eigene Denken zum Objekt der Beobachtung gemacht würde, bliebe beim Lauten Denken der direkte Bezug zum Problem erhalten, die Problemlöseaktivität drücke sich nur zusätzlich verbal aus. Später erwuchs innerhalb der Kognitionspsychologie ein heftiger Streit um die Verwendung von Protokollen Lauten Denkens als Datenquelle (Deffner,1989; Ericsson & Simon, 1984, 1993; Nisbett & Wilson, 1977), der immer noch andauert“ (Knoblich & Öllinger, 2006)
Welcher Effekt zeigte sich bei diesem Experiment?
Schematische Darstellung eines Experimentes von Nisbett & Wilson (1977). Bei der Aufgabe ein Kleidungsstück auszuwählen (bei permutierter Reihenfolge der Kleidungsstücke) zeigte sich ein Recency-Effekt, der den Proband:innen aber nicht bewusst wurde. Sie nannten andere Gründe für ihre Wahl: Farbe, Stil, etc.
Qualitative Auswertungsmethoden: Welche Verfahren kennst du?
Beschreibe in den Punkten 1. Klassifikation und 2. qualitative Datenanalyseverfahren.
Welche allg. Merkmale der qualitativen Datenanalyse lassen sich beschreiben?
Allgemeine Merkmale der qualitativen Datenanalyse:
In nahezu allen Ansätzen ist die Ausgangsbasis ein Text, der häufig aus der
Transkription eines Interviews stammt
Analyseschritt: unvoreingenommenes Lesen (Offenheit). Eindrücke, die beim ersten Lesen entstehen festhalten (Memos)
Schritt: Kodierung des Textes (Kategorienbildung)
Schritt: finden bedeutsamer Muster und Strukturen
Die sequenziellen (und iterativen) Schritte 1 – 3 sind bezogen auf einen konkreten Fall/Interview. Der 4. Schritt ist fallübergreifend.
4. Schritt: Überprüfung und gegebenenfalls Modifikation von Kategorien, Mustern und Strukturen z.B. mittels Theoretical Sampling
• Varianten fallübergreifender Analysen:
– Thematische Analyse
– Typenbildung
– Theoriebildung
Eine gegenstandsverankerte Theorie („grounded theory“) zum Umgang von Familienmitgliedern mit kritischen Krankheiten bei ihren Angehörigen. Beispiel - Abbildung F. 30
Was ist eine Diskursanalyse?
Diskursanalyse
Diskursanalyse ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche konstruktivistische Ansätze
Gemeinsame Grundannahme ist: Die Art und Weise, wie Sprache verwendet wird, konstituiert soziale Realität.
Zentrale Frage: wie wird Sprache verwendet um Ziele und Interessen sozial durchzusetzen? Diskursive Psychologie (Potter & Wetherell, 1987)
Und umgekehrt: wie beeinflussen Diskurse Menschen? (Foucaultsche kritische Diskursanalyse)
Dabei wird das Verhältnis von (sprachlichen) Zeichen (Signifikanten) und Bedeutungen (Signifikaten) problematisiert und das Augenmerk auf die Veränderbarkeit sprachlicher und diskursiver Strukturen gerichtet
Die führende internationale Fachzeitschrift ist „Discourse and Society“(http://das.sagepub.com/).
Beispiel Wahnsinn vs Vernunft nach Paul-Michel Foucault (1926-1984); F. 32 (wahrscheinlich nicht prüfungsrelevant?)
Definiere und beschreibe die objektive Hermeneutik!
Auswahl führender Computerprogramme für die qualitative Datenanalyse. (Stand: August 2013; Treffer PsycINFO: Suche nach Programmnamen im Abstract) - Tabelle folie 34, nicht relevant?
Definiere das qualitative Experiment!
Kleining (1986) postuliert im Rahmen seiner qualitativen Heuristik vier Regeln zum Verhältnis von Forscher und Gegenstand bei qualitativen Experimenten: Welche sind diese? F. 36
Offenheit des Forschenden, sein Vorverständnis des Gegenstandes zu revidieren
Offenheit des Gegenstandes, der als vorläufig betrachtet wird und sich im Verlauf des Forschungsprozesses verändern kann.
Maximale strukturelle Variation des Gegenstandes, der von möglichst unterschiedlichen Perspektiven exploriert werden sollte, um eine einseitige Perspektive zu überwinden (Variation der Subjekte, Methode und Bedingungen)
Analyse der so gewonnenen Daten auf Gemeinsamkeiten. Ziel der Analyse ist es, eine Struktur zu erkennen, die alle Daten integriert.
Nenne ein Beispiel von Piaget für ein qualitatives Experiment.
Beschreibe die Phänomenologische Psychopathologie.
Phänomenologische Psychopathologie:
Die phänomenologische Psychopathologie ist eine Richtung innerhalb der Psychiatrie, die die Grundstrukturen subjektiven Erlebens und ihre Abwandlungen in psychischer Krankheit mit theoretischer und empirischer Methodik untersucht. Sie geht einerseits auf die "verstehende Psychopathologie"
von Karl Jaspers zurück, begreift sich darüber hinaus aber auch als angewandte Phänomenologie im Sinne Husserls.
Im Fokus steht die leidende Person, deren Symptome und Erfahrungen verstanden werden sollen.
Vertreter dieser Richtung sind: Jaspers, Gebsattel, Tellenbach, Fuchs, u.a.
Karl Jaspers (1913/1948) Allgemeine Psychopathologie, Beispiel Folie 39:
Welche Arten des Vertstehens werden unterschieden?
Definiere beide Arten jeweils.
Beispiel für qualitative Forschung in der Psychotherapieforschung:
Chancen und Herausforderungen der dolmetschergestützten Psychotherapie mit Geflüchteten aus der Perspektive von Psychotherapeuten (Hanft-Robert, Morgenroth & Metzner, 2019). —> Beschreibe die Methode sowie die SP und Ergebnisse (mit Haupt- und Unterkategorien)
Methode: Problemzentriertes Interview nach Witzel (2000) kombiniert mit Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring, 2010)
Stichprobe: fünf Psychotherapeut*innen mit Erfahrung in dolmetschergestützter Psychotherapie
Ergebnisse: 4 Hauptkategorien mit Unterkategorien
1)Eine gemeinsame Sprache entwickeln
2)Rollen und Herausforderungen von Dolmetschern in der Psychotherapie
Neutraler, empathischer Dolmetscher
Kultur- und Sprachmittler
Vorbildfunktion
Zeuge und Vertrauensperson
Re- und Sekundärtraumatisierung
3)Beziehungsdynamiken in der Triade
Passung Dolmetscher – Patient
Therapeuten-Dolmetscher-Beziehung
Therapeuten-Patienten-Beziehung
Dreiecksbeziehung Therapeut – Patient – Dolmetscher
4)Technische und strukturelle Aspekte (ohne Unterkategorien)
Abschließende Bemerkungen: Seit wann haben qualitative Methoden wieder an Bedeutung gewonnen?
Nur 1% aller Originalarbeiten in 15 führenden APA-Journals der Jahrgänge 1989, 1994 und 1995 waren qualitative Forschung (Kidd, 2002 nach Sedlmeier & Renkewitz, 2018, S. 992).
Qualitative Methoden haben seit dem „Cultural turn“ in den 1990iger Jahren wieder an Bedeutung gewonnen.
Die Vielfalt qualitativer Methoden erschwert eine allgemeine Festlegung von Gütekriterien.
Es bestehen unterschiedliche Positionen zum Verhältnis qualitativer zu quantitativer Forschungsmethoden (vgl. Sedlmeier & Renkewitz, 2018 und Döring & Bortz, 2016)
Ein Ansatz ist der pragmatische Mixed-Method-Ansatz. Man spricht auch von Methodentriangulation.
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