Hyperthyreose
Morbus basedow Inzidenz: 40/100.000 Einwohner pro Jahr, mit Frauen:MÄnner 5:1
Für M.Basedow genetische Prädisposition
ansonsten Ursächlich Exogen zugeführtes Hormon(Hyperthyreosis factitia), Amiodaron,
Neoplasien können eine Hyperthyreose verursachen, oder passagere Entzündungen
TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) wirken stimulierend auf die Schilddrüsenhormonproduktion und führen zur Hyperthyreose
T4 ist die Depotform, T3 das aktive Schilddrüsenhormon
Merserburger-Trias: Struma, Tachykardie, Exophtalmus
ggf Prätibiales Myxödem
Struma
vegetativ aufgrund Indirekter sympathomimetischer Wirkung durch gesteigerte Sensibilität auf Katecholamine
->Tachykarde Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris , arterieller Hypertonus, Wärmeintoleranz, Hyperreflexie, Tremor und Schwitzen
->Diffuser Haarausfall
Neuropsychiatrisch Psychomotorische Unruhe und Reizbarkeit, aber auch Apathie sowie Schlafstörungen und rasche Ermüdbarkeit
Metabolisch : Gewichtsabnahme und Pathologische Glucosetoleranz
Manifeste Hyperthyreose: TSH basal↓, fT3↑ und/oder fT4↑
Latente Hyperthyreose: TSH basal↓, fT3 und fT4 normal
bei Basedow: TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) in >90% der Fälle nachweisbar, Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO-AK) in etwa 70% der Fälle nachweisbar
->Bei Verdacht auf Hyperthyreose müssen immer auch T3 und T4 bestimmt werden, da es auch isolierte T3-Erhöhungen gibt!
Bildgebung mittels Dopplersonografie
Vergrößerte Schilddrüse (♀ >18 mL bzw. ♂ >25 mL)
Vermehrte Vaskularisation des Schilddrüsengewebes
ggf noch Szinti mit erhöhtem Uptake
Psychosen, Kokain, Unbehandelter Diabetes mellitus (Gewichtsverlust trotz Heißhunger), Drogenentzug, Chorea, Parkinson, Klimakterium,
Bei Gewichtsabnahme trotz adäquatem Essverhalten muss auch immer an eine Tumorkachexie gedacht werden. Ebenso ist bei jedem unklaren Gewichtsverlust im Alter auch an eine Hyperthyreose zu denken!
Thyreostatika-Therapie: Bei allen Formen der Hyperthyreose zur Einstellung einer euthyreoten Stoffwechsellage (vor OP)
Symptomatische Therapie: Symptomatische und supportive Behandlung von Symptomen der Hyperthyreose
->Unselektive Betablocker, z.B. Propranolol (Hemmung der Konversion von T4 zu T3) Zieldosis: Propranolol 80–160 mg p.o. tägl.
Kausale Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, bspw. Absetzen auslösender Medikamente
->Operative bzw. interventionelle Verfahren: Die Indikationsstellung richtet sich nach der Grunderkrankun
Wenn Thyreostatika präoperativ nicht ausreichen:->Iod-Plummering
->Gabe von hohen Dosierungen (>5 mg/Tag) Iod zur Unterbindung der Iodaufnahme und der Hormonproduktion der Schilddrüse(Wolff-Chaikoff-Effekt)
auch bei schwerem nuklearen Zwischenfall
1.Thyreostatische Therapie über 12–18 Monate, i.d.R. mit Thionamiden (= Hemmung der Thyreoperoxidase)
->Remission in 50%, versuchen der Dosisreduktion da ansonsten die endokrine Orbitopathie verschlimmert wird
->Verlaufskontrolle: Kontrolle der TRAK-Spiegel nach 6 Monaten: Bei Werten >10 IU/L → Remission unwahrscheinlich, Operation bzw. Radioiodtherapie indiziert
2.Anschließend: Auslassversuch (CAVE: Gefahr einer Hyperthyreose!)
3.Bei Rezidiv/persistierender Erkrankung: Definitive Behandlung mit:
->Operation (Schilddrüsenchirurgie): Eine totale Thyreoidektomie ist der subtotalen Thyreoidektomie bzgl. der Hyperthyreose-Kontrolle überlegen
->oder Radioiodtherapie
Radioiodtherapie: Nach Erreichen einer Euthyreose ist aufgrund der hohen Rezidivrate eine definitive Therapie mittels Radioiodtherapie oder Operation indiziert,
Indikation für OP: Malignomverdacht (kalte Knoten)
oder Kompressionsymptome, große Struma
->Sofortige Therapienotwendigkeit (thyreotoxische Krise, schwere Nebenwirkungen einer thyreotoxischen Medikation, Hyperthyreose in der Schwangerschaft mit hohem Thyreostatikabedarf)
Definition: Akute lebensbedrohliche Exazerbation einer Hyperthyreose
Ätiologie: Für eine thyreotoxische Krise besonders gefährdet sind Patienten mit nicht oder nur unzureichend behandelter Hyperthyreose. Die thyreotoxische Krise kann spontan auftreten oder durch folgende Faktoren ausgelöst werden: iodhaltiges KM, schwere erkrankungen, Schilddrüsen-OP in hyperthyreotem Zustand
Stadium I
->Tachykardie, oft absolute Arrhythmie
->Fieber, Erbrechen, Durchfälle → Exsikkose
->Adynamie, Muskelschwäche
->Tremor, Agitation
Stadium II:
Symptome aus Stadium I sowie Bewusstseinsstörungen (Somnolenz, Stupor), Desorientiertheit und psychotische Zustände
Stadium III:
Symptome aus Stadium I + II sowie Koma und Kreislaufversagen mit Nebennierenrindeninsuffizienz
Thyreostatische Therapie
->Thiamazol hochdosiert (Hemmung der Schilddrüsenhormon-Synthese)
->Natrium-Perchlorat (Hemmung der Iodidaufnahme in die Schilddrüse)
Bei bedrohlicher thyreotoxischer Krise: Plasmapherese oder Notfall-Thyreoidektomie
Symptomatisch:
->Intensivstationäre Überwachung
->Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution DOSIS, parenterale bzw. enterale Ernährung
->Betablocker → Senkung des Tremors und der Agitation
->Glucocorticoide, bspw. Prednisolon (wegen relativer Nebennierenrindeninsuffizienz und Hemmung der Konversion von T4 zu T3)
->Fiebersenkende Medikamente, z.B. Ibuprofen oder Paracetamol
->Thromboseprophylaxe
Hypothyreose
ca 1% der Bevölkerung haben eine erworbene Hypothyreose, bis zu 10% eine Latente
Häufigste Ursache ist die hashimoto-Thyreoditis
auch iatrogen oder durch Iod, bzw Selenmangel
Amiodaron kann sowohl eine Hypo- als auch eine Hyperthyreose auslösen!
sekundär: Hypophysenvorderlappeninsuffizienz → Mangel an Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH)
tertiär: Hypothalamische Insuffizienz (TRH-Mangel)
Lithium und Amiodaron können eine Hypothyreose verursachen
->nach Absetzen häufig Remission, währenddessen L-Thyroxin-Substitution
allgemein: Gesteigerte Ermüdbarkeit, schnelle Erschöpfung, Verlangsamung, Antriebsarmut, Teilnahmslosigkeit, Depressivität
Kälteintoleranz, Gewichtszunahme, Obstipation
Haut: Kühle, trockene Haut, Brüchiges, trockenes Haar
Haarausfall, Hypohidrose, Hertoghe-Zeichen
kardio: Bradykardie, ggf. Herzinsuffizienz
neurologische Erregbarkeit ist herabgesetzt
->Hyporeflexie und verlangsamte Erholung der Reflexe
—>Gut zu prüfen anhand des Achillessehnenreflexes!
Gynäkologisch: Sekundäre Amenorrhö bzw. Zyklusanomalien
Bei Patienten mit depressiven Symptomen sollte zu Beginn der Abklärung stets die Schilddrüsenfunktion geprüft werden!
Generalisiertes Myxödem
TSH-Laboranalytik: TSH-Bestimmung unterliegt sowohl interindividuellen (bis zu 40%) als auch laborspezifischen Schwankungen
Zur Optimierung der Vergleichbarkeit und Aussagekraft erhobener Werte gilt: Bei Erstdiagnose: Bei einmaliger Erhöhung des TSH-Wertes über 4,0 mU/L ohne auffällige Anamnese sollte zur Erhärtung der Diagnose die Untersuchung wiederholt werden
Akutdiagnostik: Bei schweren Hypothyreosen können akute behandlungspflichtige Begleitsymptome vorliegen
->Blutzuckerbestimmung: Hypoglykämie, insb. bei insulinpflichtigen Diabetikern (verminderter Insulinbedarf)
->Screening auf Elektrolytstörungen, insb. Hyponatriämie
Abklärung: Schilddrüsen-Antikörper: Insb. Anti-TPO und Thyreoglobulin-Antikörper
->Schilddrüsensonografie: Bei auffälligem Palpationsbefund oder bei Hashimoto-Thyreoiditis
metabolisches Screening: Screening auf Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie (Gesamt-Cholesterin, LDL, HDL, Triglyzeride)
Bei Diabetes mellitus: Engmaschigere Überwachung des Blutzuckers und Anpassung der Therapie (verminderter Insulinbedarf)
Low-T3-Syndrom
->törung der Schilddrüsenhormonkonzentration, i.d.R. mit vermindertem fT3 und normalem oder seltener erniedrigtem TSH einhergehend
->orkommen: Bei ca. 60% der schwer kranken, intensivpflichtigen Patienten im Krankheitsverlauf
->Zytokin-vermittelte (Interleukin-6) Dysregulation der Deiodasen mit konsekutiv verminderter Umwandlung von T4 in T3 bzw. vermehrtem Abbau von T4 und T3
->Therapie: Nicht notwendig
Manifeste Hypothyreose: Lebenslange L-Thyroxin-Substitution unter regelmäßiger Kontrolle der relevanten Laborparameter
Latent: bei folgenden Indikationen
->Bei TSH >10 mU/L und einem Alter jünger als 70 Jahren
—>bei ü70 Jahren nur bei ausgeprägtem kardiovaskulärem Risikoprofil
-><10 mU/L bei Therapiewunsch zB Kinderwunsch
Substitution
->i.d.R. nur mit L-Thyroxin-Präparaten (syn. Levothyroxin, entspricht dem körpereigenen T4)
->Anhand regelmäßiger TSH-Kontrollen sowie des klinischen Befindens wird die korrekte Dosierung überwacht
Myxödemkoma
Symptome: Hypothermie und gleichzeitiges Myxödem (Leitsymptome)
Hypoventilation mit Hyperkapnie
Hypotonie und Bradykardie
Hyporeflexie
Schocksymptomatik
Therapie: Intensivmedizinische supportive Behandlung mit balancierter Zufuhr von Flüssigkeit, Elektrolyten und ggf. Ernährungstherapie
->L-Thyrox gabe, Glukokortikoide, langsames Erwärmen
Osteoporose
Systemische Skeletterkrankung mit Verringerung der Knochenmasse und Verschlechterung der Mikroarchitektur des Knochens und dadurch erhöhter Frakturanfälligkeit
->Bei Stattfinden einer Fraktur gilt es als manifeste Osteoporose
WHO-Kriterien: T-Score ≤ -2,5
Osteopenie: Vorstufe der Osteoporose
->T-Score < -1, aber > -2,5
Osteomalazie: Isolierte Reduktion der Knochenmineralisation
Prävalenz: 7,8% bei Frauen, 2% bei Männern (erwachsene Bevölkerung)
Erkrankung des höheren Alters
Typ I: Postmenopausale Osteoporose
Typ II: Senile Osteoporose
Idiopathische Osteoporose (selten)
Systemische Langzeittherapie mit Glucocorticoiden : Dosisabhängig, insb. erhöhtes Risiko für vertebrale Frakturen
Außerdem: Langzeittherapie mit Protonenpumpenhemmern, Antiepileptika , Aromatasehemmern , inhalative Glucocorticoide, SSRI
Endokrinologische Erkrankungen mit Einfluss auf den Knochenstoffwechsel: Endogenes Cushing-Syndrom, Hypogonadismus, Klimakterium praecox, primärer Hyperparathyreoidismus, Hypophyseninsuffizienz, Hyperthyreose, Diabetes mellitus Typ 1
Essstörungen
positive Familienanamnese, Lange Immobilisation
frühe Menopause, Mangel an Vit D und Calcium
niedriges Körpergewicht
Noxen: Alkoholabusus , starker aktiver Nikotinabusus (>15 Zigaretten/d) , Cadmium
Pathologische Frakturen, sog. Fragilitätsfrakturen
Rückenschmerzen als Frühsymptom
Sinterung von Wirbelkörpern nach Frakturen → Kyphosierung und Verminderung der Körperhöhe
Tannenbaumphänomen: Charakteristische Hautfalten des Rückens, die durch die Abnahme der Körperhöhe entstehen
je nach Risikoprofil 3-stufig
1.Anamnese
2.Risiko-Scores berechnen (bspw. FRAX-Score)
3.Osteodensitometrie (mittels DXA)
Hinweise auf Osteoporose-typische Frakturen?
->WS klopfschmerz? Kröpergröße abgenommen? Frakturen nach Bagatelltraumata?
Risikofaktoren vorhanden für Osteoporse?
->. Frage nach Medikamenteneinnahme, Familienanamnese, Beginn der Menopause
Ermittlung des Sturzrisikos, bspw. mittels Tinetti-Test
Goldstandard: Dual X-ray-Absorptiometry (DXA): Messung der Knochenflächendichte in g/cm2 (nicht die echte Dichte sondern der Mineralisierungsgrad)
->Durchführung: LWS, Femur (gesamt) und Femurhals vermessen
->Ergebnis: Ermittlung des T-Scores: Abweichung in Standardabweichungen (SD) der mittels DXA gemessenen Knochenflächendichte von der Referenzknochenflächedichte (gesunde Kohorte um das 30. Lebensjahr)
—>Vorliegen einer Osteoporose bei T-Score ≤ -2,5
Eine Osteodensitometrie (mittels DXA) ist sinnvoll, wenn ein erhöhtes Risiko für eine erniedrigte Knochendichte und/oder Stürze vorliegt und eine Therapie möglich und gewünscht ist!
Röntgen bei V.a. Frakturen
Labor:
->Blutbild, BSG, CRP zum A.v. rheumatischer erkrankung oder malignom
->Alkalische Phosphatase: Normwertig bis leicht erhöht
γGT (zum A.v. hepatischer ursache), Serumcalcium und Serumphosphat, Kreatinin (a.v. renaler Osteopenie), TSH (a.v. Hyperthyreose)
Körperliche Aktivität: Wichtig! Mobilisation, Krankengymnastik, Muskelstärkung, Gleichgewichtstraining
->ohne Aktivität ist die substitution von Calcium und Vitamin D3 nutzlos
Ernährung: BMI >20 kg/m2 anstreben
Verzicht auf Alkohol und Nikotin
Ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D
Vermeidung/Reduktion Osteoporose-begünstigender Substanzen, insb. Glucocorticoide
Absetzen sedierender Substanzen, insb. Benzodiazepine
Geriatrisches Assessment, insb. Tinetti-Test zur Evaluation des Sturzrisikos
Indikation: Deutlich erhöhtes Risiko für osteoporotische Frakturen
->Fragilitätsfraktur und T-Score ≤-2
->Postmenopausale Frauen unter hochdosierter Glucocorticoid-Therapie
->Berechnetes Frakturrisiko mittels Risikoscore oberhalb des Schwellenwertes von 30% (FRAX-Score)
->Individuelle Entscheidung bei besonderem Risikoprofil
->Altersabhängig bei erniedrigtem T-Score
Vor beginn der Therapie:
->Kontrolle von GFR und Serumcalcium, falls nicht bereits erfolgt
->Ggf. zahnärztliche Vorstellung (Gefahr von Kieferosteonekrosen unter Therapie mit Bisphosphonaten sowie Denosumab)
—>Orale Inspektion zur Früherkennung
->Ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D sicherstellen! ggf Substitution
Auswahl Wirkstoff
richtet sich nach der Ausprägung der Osteoporose (antiresorptive vs. osteoanabole Therapie), nach eventuellen Begleiterkrankungen (insb. Niereninsuffizienz) und nach der gewünschten Einnahmemodalität (p.o./i.v./s.c.) und dem Einnahmeschema (z.B. täglich, monatlich)
Situation
Wirkstoff
1. Wahl
Bisphosphonate: Alendronat, Risedronat (nur ♀), Zoledronat
Alternativen
Wechsel auf anderes Bisphosphonat
Denosumab
Teriparatid*
Bei ♀ zusätzlich: SERM
Fortgeschrittene Niereninsuffizienz [12]
Bei ♀ zusätzlich: Romosozumab**
Sehr niedrige T-Scores und hohe Frakturgefahr
* Na
Bisphosphonate:
->Wirkung: Antiresorptiv (Minderung des Knochenabbaus durch Hemmung der Osteoklasten)
Durch Einlagerung in den Knochen Wirkung noch 2 Jahre über Therapieende anhaltend
Wichtige Nebenwirkungen
->Hypokalzämie durch Komplexbildung mit Calcium
->Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose
->Erhöhte Anfälligkeit für atypische Femurfrakturen
—>30 min vor dem Essen morgens nehmen in aufrechter Körperposition
Selektive Östrogen Rezeptor Modulatoren
Wirkstoff: Raloxifen
Wirkung: Antiresorptiv
->Senken v.a. das Risiko für Wirbelkörperfrakturen
Indikation: Therapie der 2. Wahl bei postmenopausalen Frauen bei Kontraindikationen gegen Bisphosphonate/Denosumab
Erhöhtes Thromboembolie- und Thromboserisiko (tiefe Beinvenenthrombose, Lungenembolie oder retinale Venenthrombose)
Klinische Verlaufskontrollen zunächst alle 3–6 Monate mit Schwerpunkt auf
Compliance und Verträglichkeit
Änderung von Risikofaktoren (insb. Sturzrisiko), Komedikation,Nierenfunktion
Mögliche Frakturen im Verlauf
Tinetti Test
FRAX-Score
Indikation: Berechnung empfohlen bei ♀ ≥65 Jahre und ♂ ≥75 Jahre sowie bei allen Personen ≥50 Jahre mit Risikofaktoren für eine osteoporotische Fraktur oder eine sekundäre Osteoporose
Auf epidemiologischen Datensätzen basierender Score zur Berechnung des absoluten 10-Jahres-Risikos, eine Osteoporose-typische Fraktur zu erleiden
Parameter: Alter, Geschlecht, BMI, vorausgegangene Fragilitätsfraktur, Hüftfraktur bei Elternteil, gegenwärtiges Rauchen, Glucocorticoid-Einnahme, rheumatoide Arthritis, mit sekundärer Osteoporose assoziierte Erkrankung , Alkoholabusus, optional Knochendichte
Limitationen: Unterschätzt das Risiko bei hochdosierter Glucocorticoid-Therapie, starkem Alkohol-/Nikotinkonsum und bei mehreren vorausgegangenen Frakturen
Metabolisches Syndrom und nicht-alkoholische Fettlebererkrankung
Kriterien der International Diabetes Federation (IDF, 2005)
1.Zentrale (stammbetonte) Adipositas mit Taillenumfang von ≥80 cm (Frauen) bzw. ≥94 cm (Männer) oder BMI >30
2. mind 2 der folgenden Kriterien
Erhöhte Triglyceride: ≥150 mg/dL (>1,7 mmol/L)
oder Erniedrigtes HDL-Cholesterin (Männer <50, Frauen <40)
oder Erhöhter Blutdruck (>130/85 mmHg)
oder Nüchternblutzucker ≥100 mg/dL bzw DM2
Definition: Nicht-alkoholisch bedingte Verfettung (5–10% Fettanteil) der Leber mit Gefahr der Entzündung und Zirrhosebildung
ca 14-27% der Bevölkerung betroffen
metabolisches Syndrom, DM2
Medikamente:Amiodaron, Glucocorticoide, Östrogene, Antiretrovirale Therapie
parenterale Ernährung, Z.n. gastrointestinales Eingriffen
1.Nicht-alkoholische Fettleber (asymptomatisch)
2.Nicht-alkoholische Steatohepatitis (Mit Leistungsminderung und Oberbauchbeschwerden bei 50%)
3.Leberzirrhose
Anamnese mit Ausschluss eines Alkoholabusus
->hepatotox. medis, Vorerkrankun
->Erhöhung von AST, ALT, γGT, Ferritin
->A.v. Alkoholgenese: CDT im Serum
->A.v. sekundärer Genese: Hepatitis B- und C-Serologie, Coeruloplasmin im Serum sowie Kupfer im Sammelurin, Ggf. Schwangerschaftstest
Diagnostik eines metabolischen Syndroms: HbA1C, Nüchtern-Blutzucker, OGTT, Ggf. Blutzucker-Tagesprofil, Lipidprofil
Apparativ:
Sono-Abdomen: Nachweis einer Steatose, ggf. Fibrose oder sogar Zirrhose
Leber-Elastografie: Bei V.a. fibrotischen oder zirrhotischen Leberumbau
Diagnosekriterien:
->Bildgebender oder histologischer Nachweis einer Lebersteatose
->Ausschluss einer sekundären Steatose
->Ausschluss einer alkoholischen Genese
Morbus Wilson
Hungerzustände, Essstörungen
Langfristige parenterale Ernährung, Kurzdarmsyndrom
Hepatitis C (insb. Genotyp III)
Lipodystrophie
A-β-Lipoproteinämie
Reye-Syndrom
Akute Schwangerschaftsfettleber
Störungen des Cholesterinstoffwechsels
Medikamenteninduziert
Insb. Lebensstiländerung
Optimierung der Diabetes-Behandlung
Auslösende Medikamente absetzen
halbjährliche Verlaufskontrollen
->Klinik, Labor, Sono-Abdomen zum HCC-Screening und ggf. AFP
NAFLD-Fibrosis-Score
->Abschätzung der Progression zur Fibrose
->Parameter: BMI, Diabetes, ASAT, ALAT, Thrombozyten, Albumin
->Positiver Vorhersagewert: 82–90%
->Negativer Vorhersagewert: 88–93%
Allgemeine Maßnahmen zur gesunden Lebensführung
->Ernährungsumstellung, ggf Verhaltenstherapie
Medikamentöse Behandlung der einzelnen Komponenten des metabolischen Syndroms
konservative Therapie der adipositas
->Basisprogramm: Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie
->Ggf. ergänzend medikamentöse Therapie: Orlistat (Hemmung von Lipasen im Gastrointestinalbereich → Hemmung der Absorption von Fetten)
chirurgisch: bei versagen der konservativen Maßnahmen
->Definition: Operative Verfahren mit dem Ziel, die Nahrungsaufnahme des Körpers zu reduzieren
->Verfahren:Meiste Evidenz: Roux-Y-Magenbypass, Schlauchmagen
FIB-4-Score
Ausschluss einer fortgeschrittenen Leberfibrose bei Personen mit bekannter Lebererkrankung
Parameter: Alter und Laborwerte (GOT, GPT und Thrombozytenzahl)
Einschränkungen: Aussagekraft bei Personen ≤35 Jahren eingeschränkt
Anwendung auch möglich bei: Chronischer Hepatitis, alkoholischer Fettlebererkrankung, PBC, PSC, metabolischen Lebererkrankungen (insb. Hämochromatose und Morbus Wilson
Diabetes Mellitus
Lebenszeitprävalenz (D): Ca. 8% der 18- bis 79-Jährigen, ab dem 60. Lebensjahr deutlich zunehmend
starke regionale Unterschiede
Ätio:
Typ 1:
->Autoimmun, HLA-Assoziation (HLA-Typisierung zur Berechnung des Wiederholungsrisikos bei werdenden Eltern möglich)
->Assoziation zu Hashimoto-Thyreoiditis, Typ-A-Gastritis, Zöliakie, Morbus Addison
Typ 2:
->Meist mit metabolischem Syndrom assoziiert, auch Starke erbliche Komponente
Immunologisch (1A) oder idiopathisch (1B, ohne Nachweis von Antikörpern)
->Sonderform ist der LADA bei 1A: Latent insulinpflichtiger Diabetes mellitus mit Manifestation im Erwachsenenalter.
MODY: Verschiedene Formen von autosomal-dominant vererbtem Diabetes mellitus, welche vor dem 25. Lebensjahr beginnen und weder mit Adipositas noch mit Autoantikörpern einhergehen
genetische Defekte der Insulinwirkung
Erkrankungen des exokrinen Pankreas
verminderte Leistungsfähgkeit
Polyurie → Quälender Durst (Polydipsie): Polyurie ist bedingt durch Glucosurie
Wadenkrämpfe, Pruritus, Sehstörungen
ggf Gewichtsabnahme bei absolutem Insulinmangel
Rasche Manifestation des Krankheitsbildes bei meist jungen Patienten
Coma diabeticum als Erstmanifestation möglich
Häufiges Auftreten im Anschluss an eine Virusinfektion
Schleichende Entwicklung bei meist älteren Patienten
Häufig als Zufallsbefund
im Verlauf oft abnahme der Insulinsekretion
Pathologischer Nüchternblutzucker (nach 8 h Nahrungskarenz)
Bestimmung aus venösem Blutplasma
Diabetes mellitus
„Prädiabetes“
Gesund
Glucose in mg/dL (nüchtern)
≥126 (≥7,0 mmol/L)
100–125 (5,6–6,9 mmol/L) = Abnorme Nüchternglucose
<100 (<5,6 mmol/L)
HbA1c in %
≥6,5 (≥48 mmol/mol Hb)
5,7–6,4 (39–47 mmol/mol Hb)
<5,7 (<39 mmol/mol Hb)
2-h-Wert des oGTT* in mg/dL
≥200 (≥11,1 mmol/L)
140–199 (7,8–11,0 mmol/L) = Pathologische Glucosetoleranz
<140 (<7,8 mmol/L)
Albuminurie Grad A2 als Frühzeichen der diabetischen Nephropathie
Glucosurie (Ab Überschreitung Nierenschwelle von 150–180 mg/dL)
Nicht routinemäßig zu bestimmen, nur bei unklarer Diagnose bzw. zur Differenzierung zwischen Typ-2-Diabetes und Sonderformen des Typ-1-Diabetes (insb. LADA)
->GAD65-AK (gegen Glutamatdecarboxylase, GAD65A)
->IA-2-AK (gegen Tyrosinphosphatase 2)
->Zytoplasmatische Inselzell-AK (gegen Ganglioside, ICA)
->Insulin-Autoantikörper (IAA)
->Zink-T8-AK: Autoantikörper gegen den Zinktransporter 8 (ZnT8)
C-Peptid↓ beim Typ-1-Diabetes, da ein absoluter Insulinmangel besteht
Diabetesschulungen des Patienten sind unerlässlich
Vorbeugen einer Depression
alle 3–6 Monate:
->BZ, HbA1c, Kontrolle der Injektionsstellen bei Insulintherapie
->Medikamentenkontrolle
einmal im Jahr.
->Parameter des metabolischen Syndroms kontrollieren (Gewicht, RR, Lipoprofil)
->Kardiovaskuläre Vorsorgeuntersuchungen zur Vorbeugung arteriosklerotischer Komplikatione (inklusive Ankle-Brachial-index)
->Vorbeugung des diabetischen Fußsyndroms: Untersuchung der Füße (Inspektion, Fußpulse, Stimmgabeltest)
->Vorbeugung der diabetischen Nephropathie mittels GFR-Bestimmung, Elyte, Krea, Retentionsparameter, Urintest auf Albuminurie Grad A2 und Urinstatus
->augenhintergrund untersuchung
Diabetes Mellitus - Therapie
Lebensstil: Insb. werden körperliche Aktivität und Tabakentwöhnung empfohlen
->Körperliche Bewegung führt zu Blutzuckerspiegel↓ und Insulinempfindlichkeit↑
Körpergewicht, Blutzucker(HbA1c <7,5%), Blutdruck(<130/80mmHg), Lipidstatus
festlegung individueller Ziele und Zielvereinbarungen zB
->Erhalt bzw. Wiederherstellung der Lebensqualität und Unabhängigkeit
->Funktionseinschränkungen verhindern bzw. reduzieren (bspw. Sehstörungen, reduzierte Mobilität, erektile Dysfunktion)
->Arbeitsfähigkeit erhalten
->Reduktion von Beschwerden
Partizipative Entscheidungsfindung
->Initiale und wiederholte gemeinsame Evaluation und ggf. Anpassung der allgemeinen und individuellen Therapieziele
->Verständliche Kommunikation über Vor- und Nachteile der Therapieoptionen
->Berücksichtigung personen- und umweltbezogener Kontextfaktoren und ggf Bereitstellung von informationen oder Hilfestellung um diese zu Bewältigen
bei Typ 1 steht Im Vordergrund die optimale Abstimmung von Kohlenhydrataufnahme (durch die Nahrung) und Insulinzufuhr
Eine Gewichtsnormalisierung (durch energiereduzierte Kost, körperliche Aktivität) kann die Manifestation des Diabetes mellitus Typ 2 verhindern oder zumindest verzögern
->Häufige kleine Mahlzeiten
->Zusammensetzung der Nahrung: ca. 55% Kohlenhydrate, ca. 25% Fette , ca. 15–20% Eiweiße
—>keine Diabetikerprodukte mit Zuckeraustauschstoffen empfehlen, keine einfache Zucker zu sich nehmen, Süßstoffe sind erlaubt
->Ballaststoffreiche ernährung für gleichmäßigere Resorption der KH
->Alkoholkonsum sollte (wenn überhaupt) möglichst zusammen mit der Einnahme von Kohlenhydraten erfolgen, um Hypoglykämien zu verhindern
Kohlenhydrateinheit
1 KE umfasst 10 g Kohlenhydrate und steigert den Blutzucker um etwa 30–40 mg/dL (früher BE, 12g Kohlenhydrate)
Grundsätzlich: HbA1c zwischen 6,5 und 8,5% anstreben
richtet sich nach Lebenserwartung, Komorbiditäten, Polymedikation, Risiko für Hypoglykämien und weitere Nebenwirkungen, Belastung durch die Behandlung, soziale Unterstützung, kognitive Fähigkeiten, Diabetesdauer
Auswahl der Antidiabetika: Individuelle Entscheidung, basierend auf einer integrativen Beurteilung der Risikofaktoren
Beginn mit nicht-medikamentöse Maßnahmen
Jede Stufe soll 3-6 Monate beobachtet werden
Therapie-Eskalation, wenn der HbA1c anschließend ≥7,5% (≥58 mmol/mol Hb) bzw. oberhalb des individuell festgelegten Therapieziels liegt, davor jedoch Ursachenforschung weshalb es nicht geklappt hat, dann individuelles Vorgehen
regelmäßig auch Therapiedeeskalation reevaluieren
Liegen mehrere Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen vor, sollte individuell über die Möglichkeit einer direkten Kombinationstherapie unabhängig vom HbA1c entschieden werden
Stufe I
Basistherapie: Gewichtsnormalisierung, körperliche Aktivität, Ernährungstherapie, „Lifestyle“-Schulung
Stufe II
Monotherapie: 1. Wahl Metformin
Stufe III
Zweifachtherapie: Antidiabetische Kombinationstherapie oder Antidiabetikum in Kombination mit Insulin
1. Wahl Metformin +
Zweites orales Antidiabetikum
GLP-1-Rezeptor-Agonisten oder
Insulin
Stufe IV
Dreifachtherapie: Zwei Antidiabetika + Insulin oder drei Antidiabetika
Zweites orales Antidiabetikum oder GLP-1-Rezeptor-Agonisten +
Drittes Antidiabetikum oder Insulin
Stufe V
Intensivierte Insulintherapie, ggf. in Kombination mit Antidiabetika (insb. Metformin)
Wichtig ist, aus dem bestehenden Bouquet von Empfehlungen und Kombinationsmöglichkeiten die für den Patienten am besten geeignete Therapie herauszuarbeiten. Dabei sind neben Zielwerten und Präventionsaspekten die Lebensqualität, die Vermeidung von Nebenwirkungen und die Förderung der Therapieadhärenz entscheidend!
Tagesbedarf: Als Faustregel und Merkhilfe gilt, dass der durchschnittliche Tagesbedarf 40–50 Insulineinheiten (IE) beträgt
dabei 1:1 Aufteilung zwischen Basis und Bolusinsulin
Es wird grob 1 Insulineinheit für 1 Kohlenhydrateinheit gerechnet
Es besteht eine Tageszeiten-abhängige Insulinempfindlichkeit
->Insulinbedarf pro Kohlenhydrateinheit ändert sich im Tagesverlauf
->Pro KE: Morgens 2 IE, mittags 1 IE, abends 1,5 IE
ggf Deeskalation der Insulintherapie
CAVE: bei typ 1 Nach Beginn der intensivierten Insulintherapie: Häufig vorübergehende Reduktion des Insulinbedarfs
bei Typ 2: Dosis des Basalinsulins: Eher vorsichtige Dosierung zum Therapiebeginn; Dosistitration mit schrittweiser Dosissteigerung um 2–4 IE/Tag alle 2–3 Tage nach Nüchternblutzuckerwerten
Blutzuckermessungen: Vor allen Insulininjektionen (und Mahlzeiten)
Vor und nach größeren körperlichen Anstrengungen
Vor dem Autofahren (bzw. vergleichbaren Tätigkeiten)
Vor dem Schlafengehen
In allen unklaren Situationen, wie z.B. Unwohlsein, Infekte, Durchfallerkrankungen, Wechsel des Tagesablaufs (z.B. auf Reisen)
Basal-Insulin zur Nacht ab Stufe 3 o. 4
konventionell mit Feste Insulindosierungen morgens und abends, entsprechend auch feste Vorgaben zur Nahrungsaufnahme, 2× täglich Insulinapplikation (Kombinationsinsulin aus Normalinsulin und NPH-Insulin) mit jeweiliger Blutzuckerselbstmessung
Intensivierte Insulintherapie mit Basis-Boluskonzept zu jeder Mahlzeit
Dawn-Phänomen ->Insulin später abends geben, ggf Insulinpumpe
Somogy-Effekt durch nächtliche Hypoglykämien: Senkung des abendlichen Basalinsulins
Je nach Belastungssituation und Lebenssituation andere Insulinbedarf
bei Sport: Bei kürzerer Ausdauerbelastung (z.B. 30 Minuten Ausdauersport im aeroben Leistungsbereich)
->Reduktion der Insulindosierung um 25–50%
->Bei für den nächsten Tag geplanten Aktivitäten: Basalinsulindosierung bereits am Vortag (Vorabend) reduzieren
Bei höheren und längeren Belastungen
->individuelles Vorgehen
->Reduktion der Insulindosierungen um bis zu 90% kann erforderlich sein
Diabetes Mellitus - Komplikationen
akut: Hypo oder Hyperglykämien
Diabetische Makroangiopathie mit KHK oder Mönkelberg-Mediasklerose
Diabetische kardiomyopathie
Fettleber, erhöhte Infektanfälligkeit
Necrobiosis lipoidica
->Prädilektionsstelle: Streckseiten der unteren Extremitäten
->Effloreszenz: Scharf begrenzte, rötliche Plaques mit zentraler Atrophie und papulösem Rand
->Meist symptomlos
->therapeutisch ggf intraläsionale Glukokortikoidinjection
Mit dem Diabetes mellitus assoziierte chronische Nierenkrankheit mit progredienter Funktionseinschränkung
Ca. ⅓ der Patienten mit Diabetes mellitus entwickelt im Krankheitsverlauf eine diabetische Nephropathie (Wertung ab Nachweis einer Albuminurie Grad A2)
Progrediente Niereninsuffizienz mit Gefahr der Urämie (u.a. urämische Polyneuropathie)
Arterielle Hypertonie (frühzeitige antihypertensive Therapie verzögert Progression der diabetischen Nephropathie!)
Diagnostik: Urin: Albuminurie-Screening
->initial Albuminurie A2, im Verlauf A3
Therapie:
Bei Albuminurie: Reduzierte Proteinzufuhr
Renale Anämie bei diabetischer Nephropathie: Erythropoetin-Substitution (Ziel-Hb: 10,5–11,5 g/dL)
Optimale Mitbehandlung der arteriellen Hypertonie
Mitbehandlung nephrotisches Syndrom
Bei Progredienz zur terminalen Niereninsuffizienz: Vorbereitung auf eine Nierenersatztherapie und Anmeldung zur Nierentransplantation bzw. bei Typ-1-Diabetikern kombinierte Pankreas- und Nierentransplantation erwägen
Krankhafte Veränderung der Netzhautgefäße durch die bei Diabetes mellitus auftretende Mikroangiopathie
Ca. 90% der Typ-1-Diabetiker und ca. 25% der Typ-2-Diabetiker entwickeln nach spätestens 15 Jahren eine Retinopathie
->häufigste erblindungsursache in Deutschland
Lange symptomlos, später Sehverschlechterung bis Erblindun
->Warnsymptome: Verzerrtes Sehen, Rußregen, Sehverschlechterung
D: Regelmäßige augenärztliche Vorstellungen
entweder Nicht-proliferative oder proliferative Retinopathie
T: Bei proliferativer Retinopathie sowie ggf. bereits bei schwerer nicht-proliferativer Retinopathie
->Panretinale Laserkoagulation in mehreren Sitzungen
nter dem Begriff „diabetische Neuropathie“ werden an den peripheren Nerven auftretende Schädigungsmuster zusammengefasst, die infolge eines Diabetes mellitus auftreten
Periphere sensomotorische Polyneuropathie (ca. 80%): Insb. distal und symmetrisch (small fibre Neuropathia)
Autonome diabetische Neuropathie
->Erektyle Dysfunktion, Stummer HI, Gastroparese, HF-Starre, orthostatische Synkopen
Screening auf sensomotorische Polyneuropathie
->Plussymptome: Schmerz, Dysästhesie mit gestörter Reizwahrnehmung
->Minussymptome: Taubheitsgefühl, "einschlafende Füße"
->Basisdiagnostik: Stimmgabeltest, Testung der Druck- und Berührungsempfindlichkeit
keine kausale Therapie
Schmerztherapie mit dem Ziel einer Schmerzreduktion und Verbesserung der Lebensqualität (Pregabalin, Opioide, Amytryptilin)
Autonome diabetische Neuropathie: Symptomatische Therapie der jeweiligen Ausfallerscheinungen und Beschwerden bzw. Erlernen des Umgangs mit den jeweils vorliegenden Einschränkungen (z.B. kreislaufwirksame Gymnastik vor dem Aufstehen bei orthostatischer Dysregulation)
->Diabetische Gastroparese: Versuch einer prokinetischen Therapie, z.B. mit Domperidon
->Stuhlunregelmäßigkeiten: Stuhlregulierende Maßnahmen, z.B. mit Macrogol oder Flohsamenschalen
häufigste Form
Klinik: Warme, trockene Haut
D: Sensibilität und Vibrationsempfinden↓
->Schmerz- und Temperaturempfinden↓
->Fußpulse tastbar
komplikationen:
->Malum perforans (neuropathisches Ulkus) : Schmerzlose neuropathische Ulzera (insb. an Fußballen und Ferse), die Ausgangspunkt für eine lebensgefährliche Phlegmone sein können
->Diabetisch-neuropathische Osteoarthropathie (Charcot-Fuß): Deformierende Erkrankung der Gelenke und Knochen
->Fehlstellungen (Verlust der Fußquer- und Längswölbung), Osteolysen, Frakturanfälligkeit, Destruktion des Fußskeletts
Bei etwa ⅓ der Patienten mit diabetischem Fußsyndrom handelt es sich um eine kombinierte Form aus ischämischem und neuropathischem Fuß!
Bei mangelhafter Durchblutung sollte von einer Exzision eines diabetischen Ulkus ohne vorherige, erfolgreiche Revaskularisation abgesehen werden, da aufgrund der schlechten Wundheilung die Gefahr besteht, dass hierdurch lediglich ein noch größerer Defekt geschaffen wird!
Gestationsdiabetes
Diabetes Insipidus
Seltene Erkrankung mit 4 Fällen/100.000 Einwohner:innen
Man unterscheidet den Diabetes insipidus centralis vom Diabetes insipidus renalis
meist idiopathisch, auch häufig nach neurochirurgischen Eingriffen an der Hypophyse
ggf nach Einblutung, bei einem Hirntumor, bei manchen Infektionen
nach Bestrahlung
hereditär (10%) Mutation im AVP-Gen (autosomal-dominant, häufigste hereditäre Form)
ADH↓ durch verminderte Synthese, fehlenden Transport in Hypophyse oder fehlende Ausschüttung
->Bindung von ADH an Rezeptoren der Niere ↓ → Expression und Einbau von Aquaporin-2 (AQP2) ↓
->Rückresorption von freiem Wasser aus dem Urin ↓ → Ausscheidung von unkonzentriertem Harn ↑ (Polyurie)
->Serumosmolalität↑ → Durstgefühl↑ → Trinkmenge↑ (Polydipsie)
Verursacht durch fehlende hormonelle Wirkung des ADH am distalen Tubulus und Sammelrohr der Niere infolge insensitiver Rezeptoren
erworben durch Medikamnte: Lithium,
durch eine Elytstörung: Hypokaliämie, Hyperkalzämie
ADH normwertig, aber verminderte Sensitivität der V2-Rezeptoren in den distalen Tubuli und Sammelrohren der Niere
->Expression und Einbau von Aquaporin-2 (AQP2) ↓
Leitsymptom: Polyurie-Polydipsie-Syndrom
->wichtig ist das Bestehen einer Nykturie
Schlaflosigkeit
Bevorzugung kalter Getränke
Dehydrierung
Symptombeginn: Meist plötzlich
Bei fehlender Nykturie ist ein Diabetes insipidus praktisch ausgeschlossen!
Beginn der Symptome plus Beschreibung
Medikamenten und Vor-OP Anamnese
Symptome einer Hypophyseninsuffizienz (Wachstumsminderung, Zyklusveränderungen, Adynamie
Psychiatrische Vorgeschichte, Familienanamnese
Dehydrierung, Augenuntersuhcung
24-h-Sammelurin
Allgemeine Labordiagnostik
Spezielle Diagnostik
Häufige und einfach auszuschließende Differenzialdiagnosen einer Polyurie sollten zunächst ausgeschlossen werden, insb. Diabetes mellitus, Hyperkalzämie oder eine (übermäßige) Diuretika-Einnahme!
zum Nachweis einer hypotonen Polyurie
->Polyurie: Erwachsene: >50 mL/kgKG/24 h oder >3 L/d
->Hypoosmolalität des Urins: <800 mOsm/kg
Durchführung: 24-h-Sammelurin mit Kreatininbestimmung, vorher absetzen von Diuretika etc
Natrium und Osmolalität im Serum:
->Natrium↓ (<135 mmol/L) und/oder Osmolalität↓ (<280 mOsm/kg): Primäre Polydipsie
->Natrium und Osmolalität sind normwertig [13] → Spezielle Diagnostik
->Natrium↑ (>147 mmol/L) und/oder Osmolalität↑ (>300 mOsm/kg): Verdacht auf Diabetes insipidus → Spezielle Diagnostik
Kreatinin im Serum: Ausschluss einer Nierenfunktionsschädigung
Elektrolyte im Serum (Natrium, Kalium, Calcium): Ausschluss von Elektrolytstörungen
Glucose, HbA1c: Ausschluss eines Diabetes mellitus
Üblicherweise ist bei einem Diabetes insipidus die Urinosmolalität vermindert, während die Serumosmolalität erhöht ist!
Durstversuch: Diagnostischer Test, um einen Diabetes insipidus mittels fehlender Hydratation („Dursten“) festzustellen; normalerweise wird beim Dursten der Harn zunehmend konzentriert, beim Diabetes insipidus bleibt diese Regulation aus
Desmopressin-Test: ist im Durstversuch eine Harnkonzentrierung ausgeblieben, kann mittels anschließender Desmopressin-Gabe (ADH-Analogon) zwischen Diabetes insipidus centralis und Diabetes insipidus renalis differenziert werden
Copeptin-Basiswert-Messung: Nachweis von Copeptin im Blut, das die ADH-Konzentration widerspiegelt
Behandlung der Grunderkrankung ist entscheidend (z.B. Tumorresektion
Flüssigkeitsgabe p.o. hypoosmolarer Flüssigkeit
Aufklärung mit dem Ziel: Dehydrierung und Elektrolytstörungen verhindern
->Anpassung der Trinkmenge an Alltag, Bewegung und Wetter
->Wichtigkeit der Desmopressin-Einnahme
->Trinken nach Durstgefüh
Desmopressin-Gabe
->ADH-Mangel wird durch synthetisches ADH-Analogon (Vasopressin-Analogon) Desmopressin ausgeglichen → Besserung durch Gabe hat auch diagnostischen Wert
->Um häufige Hyponatriämien unter Desmopressin zu vermeiden, sollte eine langsame Eindosierung unter engmaschiger Überwachung mit Kontrolle des Serumnatriums erfolgen!
bei Renalis:
->Desmopressin in (sub‑)maximaler Dosis
->Thiazide (in Kombination mit natriumarmer Ernährung)
->Natriumarme Ernährung
->Ggf. NSAR
Übermäßiger Flüssigkeitskonsum (Polydipsie) unterschiedlicher Ursache führt zu Polyurie trotz zunächst adäquater ADH-Freisetzung und -Wirkung, differenzialdiagnostisch schwierig vom Diabetes insipidus zu unterscheiden
Verminderter osmotischer Grenzwert für das Durstempfinden
Assoziiert mit Tumoren, Schädelhirntraumen und vaskulären Veränderungen
Medikamentös-toxisch: Bspw. Anticholinergika
Psychogene Polydipsie: Assoziiert mit psychiatrischen Erkrankungen, insb. Schizophrenie, schizoaffektive Störung, bipolare Störung und Anorexia nervosa
Habituelle Polydipsie: Steigende Prävalenz bei gesundheitsbewussten Menschen
Beer Potomania
Langsamer Beginn
Polyurie
Polydipsie
Nykturie
Therapie: Bislang keine evidenzbasierte Therapie verfügba
Karzinoid Syndrom
Symptomkomplex aufgrund von Freisetzung großer Mengen von insb. Serotonin, Tachykininen, Bradykininen und Histaminen v.a. durch NEN des Dünndarms
Serotonin: Kontraktion der glatten Muskelzellen → Diarrhö, Koliken und Malabsorption
Histamin und Bradykinin: Vasodilatierende Eigenschaften → Flush-Symptomatik
Leitsymptome: Diarrhoe, Flush-Symptomatik, abdomnilelle Krämpfe
5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIES) : Bestimmung im 24-h-Sammelurin
->Zweifachmessung empfohlen, da intraindividuelle Schwankungen der 5-HIES-Ausscheidung möglich sind
NT-proBNP: Bestimmung im Serum
Echokardiografie: Zum Ausschluss einer Karzinoid-Herzerkrankung
CT bzw. MRT: Raffung des Mesenteriums („Desmoplastische Reaktion“ ) durch autokrine Freisetzung von Tumorprodukten
Somatostatin-Analoga (SSA): Erstlinientherapie
Interferon-α: I.d.R. zusätzlich zu SSA und in vergleichsweise geringer Dosierung
Serotonin-Synthesehemmer: Zusätzliche Gabe bei SSA-refraktärer Diarrhö im Rahmen eines Karzinoid-Syndroms
Prävalenz: >30% im Nordosten Deutschlands (SHIP-Studie), in Mittel- und Süddeutschland geringere Prävalenz
Frauen mehr betroffen (4:1)->Das häufigere Auftreten einer Struma bei Frauen ist auf die höhere Prävalenz von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse zurückzuführen. Zudem bestehen bei Frauen häufiger situative Iodmangelzustände.->Auslöser insb. bei Frauen im Rahmen von Pubertät, Schwangerschaft und Klimakterium aufgrund des steigenden Schilddrüsenhormonbedarfs
häufigste Ursache ist eine genetische Prädisposition und Iodmangel
Auch Selenmangel und Zystenbildung ursächlich
ggf bei Schilddrüsenerkrankungen wie Basedow, Thyreoditis de Quervain, Karzinomen oder Riedelstruma
auch durch Malignome möglihc
extrathyreodale Ursachen eher selten
Nach Morphologie und Topografie:
->Erhöhtes Schilddrüsenvolumen: ♀: Schilddrüsenvolumen >18 mL; ♂: Schilddrüsenvolumen >25 m
->Struma diffusa: Vergrößerung ohne Knotenbildung, häufig euthyreote Stoffwechsellage
->Struma nodosa: Struma mit einem oder mehreren abgrenzbaren Knoten
—>Stroma kann uninodosa oder multinodosa sein
Dystope Struma: Lokalisation intrathorakal oder am Zungengrund
Nach FUnktion:
Euthyreotes Struma, oder Hyper-/Hypothyreotes Struma
meistens asymptomatisch
ggf zervikales Enge- oder Globusgefühl
ggf bei extremen Struma Verdrängungssymptomatik (zb Lacurrens-Parese, Phrenikus-Parese, Dysphagie)
Einteilung nach WHO
Grad 0: Vergrößerung der Schilddrüse weder sicht- noch tastbar; Feststellung nur sonografisch möglich
Grad 1: Vergrößerung tastbar
->1a Tastbar und auch bei Reklination des Kopfes nicht sichtbar
->1b Tastbar und nur bei Reklination des Kopfes sichtbar
Grad 2: Sichtbar auch ohne Reklination des Kopfes
Grad 3: Bereits lokale Komplikationen (Behinderung von Atmung oder Blutzirkulation)
Red Flags bei Struma: Bei Nachweis folgender Zeichen in der klinischen Untersuchung steigt das Risiko für eine maligne Ursache der Struma
->Tasten von harten, unregelmäßig geformten und schlecht bzw. nicht verschieblicher Knoten
->Tasten vergrößerter Halslymphknoten
->Tastbare Struma bei männlichen Patienten
->Bestrahlung der Halsregion im Kindes- und Jugendalter (bspw. bei Hodgkin-Lymphom)
->Jugendliches (<16) bzw. hohes Alter (>60) der Patienten
->Positive Familienanamnese bezüglich Schilddrüsenkarzinomen (z.B. MEN2)
Schilddrüsenfunktion: Bestimmung von TSH, ggf. fT3 und fT4
Bei Tumorverdacht: Calcitonin und Thyreoglobulin als Tumormarker
Indikation: Screening auf Raumforderungen („Schilddrüsenknoten“), dabei morphologische Einordnung der Struma (siehe Klassifikation)
Malignitätshinweise:
->Solide echoarme Knoten
->Mikrokalzifikationen
->Intranoduläre Vaskularisationsmuster
->Unscharfe Randbegrenzung, fehlendes Halo
Bei v.a. Tumor sollte eine Schilddrüsenszintigraphie erfolgen, ergibt sich dort ein kalter Knoten->Feinnadelbiopsie
Indikation: Szintigrafie mit dem Radiopharmakon Technetium zur Detektion von autonomen Arealen (hohe Anreicherung, warmer Knoten) bzw. kalten Knoten (keine Anreicherung, kalter Knoten)
Suppressionsszintigrafie: Bei Nachweis eines warmen Knotens und Euthyreose zur Demaskierung echter autonomer Areale
Schilddrüsenszintigrafie mit 123I: Bei Verdacht auf Ektopie bzw. bei retrosternaler Struma
Zervikale Lymphadenopathie:
->Halslymphknotentuberkulose, Katzenkratzkrankheit, HIV-Erstinfektion, Mononucleosis infectiosa, Sarkoidose
Schilddrüsenerkrankungen, Malignome, Abszesse, angeborene Erkrankungen
bei Euthyreotem Struma:
->Iodid-Monotherapie vor allem bei Kindern und Jugendlichen Mittel der 1. Wahl
->Iodid- und Levothyroxin-Kombinationstherapie, bei erwachsenen Patienten zu bevorzugen
—>Relative Kontraindikation: Bei älteren bzw. kardial vorerkrankten Patienten aufgrund der Gefahr einer iatrogenen Hyperthyreose (Risiko für Osteoporose, kardiovaskuläre Ereignisse!)
Alternativ: Nach Ausschluss von behandlungsbedürftigen Ursachen ist auch ein Watchful-Waiting mit Kontrollen des Schilddrüsenvolumens und der Funktion sowie Vergleich der Knoten bzgl. Anzahl und Morphologie bei Struma nodosa alle 6–18 Monate erlaubt
Indikation: Große benigne Strumen (100–300 mL) bzw. nachgewiesene Schilddrüsenautonomie in der Struma-Abklärung als Alternative zur OP
->Im Vergleich zur medikamentösen Therapie effektivere Volumenreduktion, jedoch auch als NW eine Hypothyreose und ggf Neuauftreten einer Neoplasie im bestrahltem Gebiet
bei Malignitätsverdacht, Retrosternale oder mediastinale Struma oder Kompressionssymptome
Für die Struma-Behandlung bestehen leider keine schlüssigen evidenzbasierten Konzepte – daher sind regelmäßige Kontrollen essenziell, um insb. das Auftreten von Schilddrüsenfunktionsstörungen, Schilddrüsenautonomien und Schilddrüsenkarzinomen nicht zu verpassen!
Hashimoto-Thyreoditis
Häufigste Ursache für eine Hypothyreose
Prävalenz: ca. 5% der Bevölkerung mit Antikörpernachweis, nicht alle Patienten weisen eine manifeste Hypothyreose auf
Geschlecht: ♀ > ♂ (9:1)
Alter: Auftreten in allen Altersgruppen, insb. aber Frauen mittleren Alters (30.–50. Lebensjahr)
Assoziation zu anderen Autoimmunerkrankungen
->Polyendokrines Autoimmunsyndrom: Kombiniertes Auftreten der Hashimoto-Thyreoiditis mit Diabetes mellitus Typ 1, Morbus Addison und ggf. weiteren Autoimmunerkrankungen
Genaue Genese und Ätiologie unklar->am weitesten verbreitet ist eine Interaktion von genetischen und geschlechtsabhängigen individuellen Dispositionen mit diversen Umwelteinflüssen, dies führt zu
->Autoimmunkrankheit: T-Lymphozyten-vermittelte Destruktion des Schilddrüsengewebes
Angenommen wird, dass Östrogene die Krankheitsentstehung begünstigen, während Progesteron und Testosteron eher hemmend auf die Krankheitsaktivität und -entstehung einwirken
Umwelteinflüsse wie Stress, Vit D Mangel, Selenmangel, oder Infektionen
meist asymptomatisch in der Frühphase
im Spätstadium Klinik einer Hypothyreose
Antikörpernachweis:
->Schilddrüsenperoxidase-Antikörper positiv (Thyreoid-Peroxidase-Antikörper = TPO-AK): Bei ca. 90% der Patienten
->Thyreoglobulin-Antikörper positiv (Tg-AK): Bei ca. 50% der Patienten
CAVE: TPO-AK sind auch in ca. 70% der Fälle beim Morbus Basedow erhöht!
Schilddrüsenfunktion
Anfangs Hyperthyreose mit niedrigem TSH, dann latente Hypothyreose und schliesslich manifeste Hypothyreose
Sono
Schilddrüse echoarm mit inhomogener Gewebestruktur, Vereinzelt echoreiche, narbige Areale, generell Schilddrüse verkleinert
Seltene IgG4-positive Sonderform der Autoimmunthyreoiditis, die sich durch invasives Bindegewebswachstum mit Destruktion des Schilddrüsengewebes auszeichnet
->„Eisenharte“ Struma mit Kompressionssymptomatik sowie Heiserkeit (Rekurrensparese)
Diagnostik:
->Schilddrüsenhormonstatus: Anfangs häufig euthyreote Stoffwechsellage, später in 30–40% der Fälle Hypothyreose möglich
->IgG4 ↑/↔︎
->Thyreoglobulin-AK↑, TPO-AK↑
->Serumcalcium: Erfassung einer Hypokalzämie als Komplikation
->Histologie: Nachweis von lymphoplasmazellulären Infiltraten und IgG4-positiven B-Lymphozyten als Leitbefund
->Sonografie: Diffus hypoechogenes, hypovaskularisiertes Gewebe, das die angrenzenden Strukturen infiltriert
Therapie
konservativ mit Glukokortikoiden
Operatives Vorgehen: Bei Therapieversagen der konservativen Therapien
ggf symptomatisch l-thyrox
L-Thyroxin-Substitution: Analog zur Therapie der Hypothyreose
->je schwerer die Hypothyreose desto langsamer die Eindosierung aufgrund kardialer Komplikationen
Lebenslange Kontrolle der Schilddrüsenfunktion
Selten Enzephalopathie die man mit hochdosierten Glukokortikoiden behandelt
Schilddrüsenkarzinom
Inzidenz ♀ 8,7/100.000 pro Jahr; ♂ 3,5/100.000 pro Jahr
->weltweit steigend, bei stabiler Sterberate
Risikofaktoren:
->genetisch MEN 2 und MEN 3
->ionisierende Strahlung, evtl. Hashimoto
erfolgt histologisch in die differenzierten (Papillär oder follikulär), medullär und anaplastisch
Papillär: differenziert, von Thyreozyten ausgehend, häufigste Schilddrüsen Ca, Lymphogene, zunächst zervikale Metastasierung
follikulär: differenziert, von Thyreozyten ausgehend, hämatogene Metastasierung in Lunge und Knochen, 2. häufigste Schilddrüsen-Ca
anaplastisch: undifferenziert, von Thyreozyten ausgehend, schnelles lokales Wachstum mit sowohl lymphogener als auch hämatogener Metastasierung, tritt vor allem nach dem 60. Lj auf
medullär: undifferenziert, von C-Zellen ausgehend, überwiegend sporadisch auftretend
TNM
Ausdehnung
T1
Begrenzt auf Schilddrüse: Ausdehnung <2 cm (T1a: ≤1 cm, T1b: 1–2 cm)
T2
Begrenzt auf Schilddrüse: Ausdehnung 2–4 cm
T3
T3a: Begrenzt auf Schilddrüse: Ausdehnung >4 cm
T3b: Extrathyreoidale Ausbreitung, begrenzt auf die infrahyale Muskulatur
T4
Infiltration jenseits der Schilddrüse (T4a: Kapselüberschreitend , T4b: Ausgedehnt organübergreifend )
N1
Befall regionärer Lymphknoten (N1a: Prä- oder paratracheale, prälaryngeale oder (vordere) mediastinale Lymphknoten, N1b: Zervikale oder retropharyngeale Lymphknoten)
M1
Hämatogene Metastasen oder Befall nicht-regionärer Lymphknote
ab T3b extrathyreodale Ausbreitung
kaum Frühsymptome, meistens Zufallsbefund
Spätsymptome
->Dysphagie, Heiserkeit (Rekurrensparese)
->Horner-Trias
->Obere Einflussstauung, Stridor, Lymphknotenvergrößerung zervikal bzw. supraklavikulär
Medulläres Schilddrüsenkarzinom: Bei fortgeschrittenen Erkrankungen Symptome infolge exzessiver Hormonsekretion
->Calcitonin: Diarrhö, Flush-Symptomatik
->Paraneoplastische Sekretion anderer Hormone durch Karzinomzellen zB SIADH durch ADH-Sekretion
Papilläres Mikrokarzinom (≤1 cm, pT1a N0 M0) geht nicht in diese Stadieneinteilung ein
Positiver BRAF(B-Raf Protoonkogen)-Mutationsstatus: Prognostisch ungünstiges Merkmal beim papillären Schilddrüsenkarzinom, aggressiverer Verlauf
Infiltrationstiefe und Gefäßinvasion: Minimal invasives vs. breit invasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom
bei papillär und follikulär Unterschiedliche Stadien bei Patienten je nach dem Alter: bei Alter >55Jahre stadien 1-4 (1 füt T1,T2, 2 für T3N0 oder T1/2 N1 und 3 T4a, 4 für M1 oder T4b) und für Patienten <55Jahre nur Stadien 1 und 2 (1: Alle T, alle N, M0, 2 jedes M1)
anaplastisch immer Stadium 4
medullär 1-4 ähnlich follikulär und Pappilär
meist unauffällig, siehe red flags bei Struma
Tumormarker:
->Thyreoglobulin (Tumormarker): Zur Verlaufskontrolle des follikulären und papillären Schilddrüsenkarzinoms nach Thyreoidektomie->Thyreoglobulin-Antikörper-Messung und Thyreoglobulin-Wiederfindung: Zugabe von Thyreoglobulin zur Patientenprobe und erneute Bestimmung
->Calcitonin: Zur Diagnostik und Verlaufskontrolle des medullären Schilddrüsenkarzinoms
Schilddrüsenfunktionswerte normalerweise unbeeinträchtigt
Suspekt sind unregelmäßig begrenzte, echoarme Schilddrüsenherde , die größer als 1 cm sind, häufig Mikroverkalkungen
kalte Knoten sind auffällig
Feinnadelpunktion: mit Aspirationszytologie bei sonografischem bzw. szintigrafischem Karzinomverdacht
->bei unklarer Biopsie am besten operieren
Staging:
->Röntgen-Thorax
->Abdomensonografie
->CT/MRT Hals
->Insb. bei klinischem Verdacht: Knochenszintigrafie, CT Thorax, CT/MRT Abdomen
bei medullärem karzinom genetische Untersuchung hinsichtlich RET-Protoonkogen
Erstlinientherapie bei allen Schilddrüsenkarzinomen: Totale Thyreoidektomie mit Lymphknotendissektion des zentralen LK-Kompartiments
->bei differenzierten Karzinomen anschließend postoperative Radioiodtherapie zur Destruktion von Schilddrüsenrestgewebe (gute kurative Prognose)
->bei undifferenzierten Karzinomen Postoperative externe Strahlentherapie, da Radioiodidtherapie wirkungslos ist (schlechte kurative Prognose)
->bei medullärem Karzinom keine postoperative Therapie notwending
Bei Inoperabilität oder Progress und Metastasierung unter o.g. Maßnahmen: Palliative Chemotherapie bzw. Tyrosinkinaseinhibitoren
Totale Thyreoidektomie mit lokaler Lymphadenektomie
->Indikation: Primäre Therapie der Wahl für alle Schilddrüsenkarzinom
->Umfang: Standard: Entfernung des zentralen Kompartiments (Nodi lymphoidei cervicales centrales)
->Erweiterung der Lymphknotendissektion: Bei LK-Metastasen durch zusätzliche Entfernung des lateralen Kompartiments
->Verzicht auf Lymphknotendissektion bei nodal-negativem papillären Karzinom bzw. follikulären Schilddrüsenkarzinom
Hemithyreoidektomie
->Indikationen: Papilläres Mikrokarzinom (≤1 cm, pT1a N0 M0) und minimalinvasives follikuläres Schilddrüsenkarzinom ohne Gefäßinvasion
prinzip: Destruktion von Iod-aufnehmendem Schilddrüsenrestgewebe bzw. Metastasen, i.d.R. mit 131Iod
->nur bei differenzierten Karzinomen wirksam
Nach Radioiodtherapie: L-Thyroxin-Substitution hochdosiert mit dem Ziel einer TSH-Supprimierung → Reduktion der Wachstumsstimulation von ggf. nicht erfasstem minimalen Malignomgewebe
->bei Resistenz : chirugische Optionen ausschöpfen und ggf Bestrahlung
Kontrolle der Schilddrüsenfunktionswerte unter L-Thyroxin-Substitution
Bestimmung des Tumormarkers: Thyreoglobulin (bzw. Calcitonin beim medullären Karzinom)
Schilddrüsensonografie
Papilläres Schilddrüsenkarzinom
Beste Prognose, da eher späte lymphogene Metastasierung
Papilläres Mikrokarzinom: >99%
Ohne Fernmetastasierung: >90%
Follikuläres Schilddrüsenkarzinom
Gegenüber papillären Karzinomen etwas schlechtere Prognose, da bei Erstdiagnose häufiger (hämatogen) fernmetastasiert
Minimal invasive Formen: 95%
Breit invasive Formen: Ca. 50%
Medulläres Schilddrüsenkarzinom
Lokoregionäre Lymphknotenmetastasen und Fernmetastasen verschlechtern die Prognose wesentlich
Bei auf die Schilddrüse limitierten Karzinomen: 95%
Bei lokoregionärer LK-Metastasierung: 75%
Bei Fernmetastasen: 25–50% [12]
Anaplastisches Schilddrüsenkarzinom
Mittlere Überlebenszeit von wenigen Monaten
Conn-Syndrom/ Hyperaldosteronismus
Zählt zu den häufigsten Ursachen einer sekundären Hypertonie
Geschlecht: ♀ > ♂ (2:1)
Idiopathische, meist bilaterale Hyperplasie der Nebennierenrinde (⅔ der Fälle, sog. idiopathischer Hyperaldosteronismus)
Aldosteronproduzierendes Nebennierenrindenadenom (⅓ der Fälle)
Klassifikation
->in normokliämisch oder Hypokaliämisch
Physio
Aldosteron sorgt für natrium und wasser retention und zu einer vermehrten Ausscheidung Kalium
Physiologische Stimulation: Über Angiotensin II im Rahmen einer Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und über eine erhöhte Kaliumkonzentration
Exzessive Aldosteronausschüttung → Natrium- und Wasserretention → arterielle Hypertonie mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko(!)
Ggf. mangelnde Kaliumretention → Hypokaliämie
Hinweise auf primären Hyperaldosteronismus: Autonomie von den üblichen Regulatoren und Nicht-Supprimierbarkeit durch Volumen- und Natriumbelastung
Medikamentös schwer einstellbare arterielle Hypertonie
Bei Vorhandensein einer Hypokaliämie : Adynamie, Muskelschwäche, Obstipation, milder Diabetes insipidus mit Polyurie und Polydipsie
metabolische Alkalose mit Missempfindungen der Haut
(Aufgrund des Kaliummangels werden vermehrt Kalium-Ionen im Austausch gegen Wasserstoff-Ionen (H+) aus dem Intra- in den Extrazellulärraum verlagert. Zudem gibt auch die Niere H+Ionen ab, um vermehrt Kalium rückresorbieren zu können, weshalb es insgesamt zu einer Verminderung der H+ Ionen im Extrazellulärraum kommt. Das führt zu einer alkalotischen Stoffwechsellage.)
klassischen Trias aus Hypertonie, Hypokaliämie und Alkalose
->sehr selten so anzutreffen
Indikation: Allgemeine Hinweise auf das Vorliegen einer sekundären Hypertonie, z.B. therapieresistente Hypertonie (>140/90 mmHg) bei Einsatz von mind. 3 Antihypertensiva
Bestimmung des Aldosteron-Renin-Quotienten nach vorherigen Pausieren von Medikamenten mit Einfluss auf RAAS-System ((Diuretika, Betablocker, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptor-Blocker und Aliskiren))
->eine Erhöhung des Aldosteron-Renin-Quotienten (z.B. auf >19 bei Angaben der Hormonkonzentrationen in pg/mL) deutet auf einen primären Hyperaldosteronismus hin → Durchführung eines Bestätigungstests für einen primären Hyperaldosteronismus
im Blut: Aldosteronkonzentration↑, Reninkonzentration und -aktivität↓
->Hypokaliämie und Metabolische Alkalose
Urin: Aldosteronkonzentration↑ und Aldosteronmetabolite↑ im 24h-Urin
Messung der Supprimierbarkeit von Aldosteron durch zb Kochsalzbelastungstest oder Fludrocortisonhemmtest
CT oder MRT des Abdomens: Darstellung von Raumforderungen, zum Ausschluss von adrenalen Karzinomen
Differenzialdiagnosen Adenom und idiopathische Hyperplasie der NNR durch einen Orthostase-Test
->Das Adenom ist von der physiologischen Regulation entkoppelt und "autonom", Aldosteron steigt nicht an (wenn auch Cortison nicht ansteigt ist der test nicht verwertbar)
Bei weiterhin unklarer Befundlage (Nicht-Übereinstimmung von hormoneller und bildgebender Diagnostik, Großteil der Fälle ):Katheterisierung der Nebennierenvenen und seitengetrennte Bestimmung der Aldosteronkonzentration
Pseudohyperaldosteronismus durch massiven Lakritzkonsum
->Lakritze bewirkt eine Hemmung der 11β-Hydroxysteroiddehydrogenase. Dieses Enzym ist am Aldosteronrezeptor der Nieren lokalisiert und bewirkt den Abbau von Cortisol zum inaktiven Cortison. Ist das Enzym gehemmt, sind die Aldosteronrezeptoren einer verstärkten Stimulation durch Cortisol ausgesetzt
Sekundärer Hyperaldosteronismus: Stimulation der Aldosteronfreisetzung durch eine Reninerhöhung, ->Nierenarterienstenose, Chronische Niereninsuffizienz, Fortgeschrittene Herzinsuffizienz, Diuretika, Laxantienabusus, Fortgeschrittene Leberfunktionsstörung
Inzidentalom
->80%: endokrin-inaktiv und benigne: Kein Therapiebedarf (meist Adenome)
->20%: endokrin-aktiv und/oder maligne: Conn- oder Cushing-Adenom, Phäochromozytom, Nebennierenkarzinom, Nebennierenmetastasen
Medikamentöse Therapie mit Aldosteronantagonisten zb Spironolacton
->aber häufig endokrine Nebenwirkungen (gynäkomastie, Zyklusstörungen)
Alternativ eplerenon
->nicht so effektive RR-Senkung, dafür weniger NW
laparoskopische Unilaterale Adrenalektomie→ Senkung des Blutdrucks (Zielwerte < 140/90 mmHg) in ca. 50% der Fälle
Phäochromozytom
adrenalinproduzierender Tumor des Nebennierenmarks
Alter: Häufigkeitsgipfel im 30.–50. Lebensjahr
Lokalisation zu 80% im NNM, 20% in anderen Paraganglien
In den meisten Fällen gutartige, katecholaminproduzierende Tumoren (neuroendokrine Tumoren)
->25% der Phäochromozytome sind hereditär (MEN Typ II, Neurofibromatose, Von-Hippel-Lindau-Syndrom)
häufig:
->Hypertonie: Persistierend oder paroxysmal, teilweise hypertensive Krisen
->Tachykardie und Palpitationen
->Kopfschmerzen
->Schweißausbrüche
->Unruhe, Angst
selten:
->Tremor
->Blässe (auffällig im Gesicht)
->Gewichtsverlust (durch Hypermetabolismus)
->Übelkeit
gelegentlich Auftreten einer Kardiomyopathie
Blutdruckkrisen können durch eine Palpitation des Abdomen ausgelöst werden
->Typische anfallsartige Symptomatik aus Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen und Tachykardie sowie Blässe, Palpitationen und Tremor
->Therapieresistente Hypertonie oder Hypertonie in jungen Jahren
->Familiäre Belastung (z.B. MEN Typ II, Von-Hippel-Lindau-Syndrom, Neurofibromatose Typ I)
->Inzidentalom in der Bildgebung
Sensitivste Bestimmung: Bestimmung der Meta- und Normetanephrine (Katecholaminmetabolite) im Blutplasma
im 24h-Urin: Bestimmung der Metanephrine und Normetanephrine im angesäuerten Urin (nicht Adrenalin oder Noradrenalin da diese zu sehr schwanken)
Bestätigungstest: Clonidinhemmtest
->Testprinzip: Bei gesunden Probanden sinken nach Clonidingabe die Plasmakatecholamine normalerweise deutlich um mind. 30%
->Auswertung: Bei Vorliegen eines Phäochromozytoms bleibt nach Gabe von Clonidin das Abfallen des Katecholaminspiegels infolge der autonomen Katecholaminsekretion aus
Nachdem mithilfe der oben genannten Tests ein Phäochromozytom diagnostiziert wurde, sollte eine Bildgebung mittels CT oder MRT zur Lokalisationsdiagnostik erfolgen. Erst wenn dabei keine Läsion gefunden wird, sollte eine Szintigrafie durchgeführt werden.
CT:
->Indikation: Meist nur zur Lokalisationsdiagnostik, kann auch ohne Kontrastmittel durchgeführt werden
->Befund: Gut abgrenzbarer, großer und inhomogener Tumor
MRT
Bei chirurgischen Clips, die Artefakte in der CT hervorrufen
Kontrastmittelallergie
Bei Patienten, bei denen eine CT aufgrund der Strahlenbelastung zurückhaltend eingesetzt werden sollte
->Befund: Typischerweise hyperintense, scharf begrenzte Läsion in der T2-Wichtung („Lightbulb Sign“)
Szinti
bei extraadrenergen Tumoren
DOPA-PET oder Somatostatinrezeptor-Szintigrafie
Verfahren: Tumorentfernung
Besonderheiten bei der Durchführung und präoperativen Vorbereitung
->Präoperative Gabe eines unselektiven Alphablockers : Phenoxybenzamin blockiert in gleichem Maße irreversibel den α1- und α2-Adrenozeptor
->Bei auftretenden Tachyarrhythmien: Kombination mit Betablockern
->CAVE: Die alleinige Gabe eines Betablockers ist ohne suffiziente Alphablockade kontraindiziert!
->Benigne: Dauerhafte Gabe von Phenoxybenzamin
->Maligne: Bei 123Iod-MIBG-Positivität → 131MIBG-Therapie, alternativ Palliation (Chemotherapie, Tumorembolisation)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren