Was ist eine soziale Phobie?
Starke Angst und Unsicherheit in interaktions- oder leistungsbezogenen Situationen (zentral i.d.R.: Befürchtung vor negativen Bewertungen durch andere)
Unterscheidung von:
Spezifischer Form (soziale Ängste begrenzt auf eine/wenige sehr ähnliche Situationen)
Generalisierter Form (zahlreiche verschiedene Situationen mit beeinträchtigenden Ängsten verbunden)
Folge: Vermeidung Angst auslösender Situationen oder Aushalten nur unter Einsatz von Sicherheitsverhalten zur kurzfristigen Angstreduktion
Was versteht man unter Sicherheitsverhalten?
Versuch des Betroffenen, Angst(symptome) in der sozialen Situation zu minimieren oder zu verbergen
Kurzfristig: Situation erscheint erträglicher oder kontrollierbarer
Langfristig: dysfunktional , denn vermehrte Lenkung der Aufmerksamkeit auf Angstsymptome und Verhinderung korrektiver Erfahrungen
trägt maßgeblich zur Angstaufrechterhaltung bei!
Beispiele:
Auswendiglernen von Gesprächsbeitrag
Tragen bestimmter Kleidung, um Schweißflecken/Rotwerden zu verbergen
Alkohol trinken, um „locker“ zu werden
Wie kann die soziale Phobie unterschieden werden?
Interaktionstyp (»interaction-type«):
Angst davor, eine (fremde) Person anzusprechen, in einer kleineren oder größeren Gruppe Alltagsgespräche (Small-Talk-Situationen) zu führen, hinzuzutreten oder alltägliche Small- Talk-Situationen nicht meistern zu können
Leistungsbezogener Typ (»performance- type«):
Angst vor alltäglichen Situationen (Essen und Trinken in der Öffentlichkeit, Benutzung öffentlicher Toileuen, Sprechen oder Darbietungen in der Öffentlichkeit)
Was sind Merkmale der sozialen Phobie?
dysfunktionale Gedanken
„Mir wird die Sprache wegbleiben; die Leute werden mich anstarren und denken, dass mit mir etwas nicht s9mmt oder ich psychisch nicht in Ordnung bin“
körperliche Symptome
Schwitzen, Zittern, Erröten
spezifische Verhaltensweisen
Vermeidungs- oder Fluchtverhalten; Sicherheitsverhalten; ungeschicktes bzw. wenig kompetentes Interaktionsverhalten
Was sind die Diagnosekriterien für eine soziale Phobie nach ICD-10?
Wie sieht die Epidemiologie der sozialen Phobie aus?
Lebenszeit-Prävalenz:
4 – 12% (Raten abhängig von Definition des Schweregrades)
Keine Geschlechterunterschiede
Beginn überwiegend in Jugend und im frühen Erwachsenenalter
Hochrisikoalter für erste Symptome 10 – 17 Jahre
Bei > 90% vor 25. Lebensjahr
Wie ist der Verlauf der sozialen Phobie?
Bei Jugendlichen variabler
Bei Erwachsenen oft chronischer Verlauf
Bis Behandlungsbeginn durchschnittlich 10-12 Jahre
Komorbidität hoch:
Andere Angststörungen
Depression
Substanzmissbrauch
Was für Beeinträchtigungen gehen mit einer sozialen Phobie einher?
verringertes Bildungsniveau
unterqualifizierte Beschäftigungen
geringere Arbeitsproduktivität
geringeres Einkommen
Beeinträchtigung sozialer Beziehungen
u.a. weniger häufig verheiratet, häufigere Trennungen)
soziale Isolation
psychische Folgeprobleme
v.a. Angst-,Substanz- und depressive Störungen
Wie sieht die Ätiologie aus?
Genetische und Umgebungsbedingungen
Disposition zu erhöhter physiologischer Erregbarkeit
Ängstliches Modellverhalten der Eltern
Erziehungsstil, z.B. Normen, Perfektionismus
Negative Vorerfahrungen, z.B. mit Gleichaltrigen, anderem Geschlecht
=> Annahmen über soziale Situationen
Genetische Vulnerabilität:
Verhaltenshemmung (Angst in und Rückzug aus ungewohnten Situationen als spezifischer Vulnerabilitätsfaktor)
Neurobiologische Erklärungsansätze:
Beteiligte Neurotransmiuersysteme:
serotonerges, noradrenerges und GABA-System
Hirnanatomisch: Amygdala
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