Wie unterscheiden sich Psychose und Schizophrenie?
Psychose:
Oberbegriff für psychische Störung mit starker Beeinträchtigung des Realitätsbezugs
Schizophrenie:
umschriebenes Krankheitsbild
Endogene Psychose:
veralteter Begriff, vor allem als Oberbegriff für Schizophrenie und „endogene“ Depression
Was sind Positivsymptome?
Formale und inhaltliche Denkstörungen (Wahn)
Wahrnehmungsstörungen/Halluzinationen
Affektstörungen (v.a. Inadäquatheit; nicht Affektverflachung)
Störungen des Selbstgefühls
Psychomotorische Störungen
Was sind Negativsymptome?
Sozialer Rückzug
Affektive Verflachung
Antriebsarmut
Interessenverlust
Sprachliche Verarmung
Was sind die Symptome?
Formale Denkstörungen (= WIE denkt der Betroffene)
Zerfahren/inkohärent, Hemmung, Perseveration, Ideenflucht
Inhaltliche Denkstörungen (= WAS denkt der Betroffene)
Beziehungswahn, Verfolgungswahn,Liebeswahn, Größenwahn, körperbezogene Wahnideen, Beeinflussungswahn, bizarrer Wahn, Gedankenausbreitung, -entzug, -eingebung, -lautwerden
Wahn: eine offensichtlich falsche Überzeugung, von der der Betroffene sich jedoch nicht distanzieren kann
Halluzinationen: wahrnehmungsähnliche Erfahrungen, die ohne adäquate externe Reize auftreten
Stimmenhören (häufig kommentierende oder befehlende Stimmen)
optische Halluzinationen, taktile Halluzinationen, Geruchs- und Geschmacks- halluzinationen
Affektstörungen
Affektarm, Ambivalent, Parathymie (unangemessener Affekt)
Derealisation, Depersonalisation
Maniriert/bizarr, Mutistisch (stumm), Katatone Erregung, Katatone Haltungsstereotypie, Negativismus
Was für Typen der Schizophrenie gibt es?
3 Subtypen der Schizophrenie (nach ICD-10):
Paranoid (F20.0)
Hebephren (F20.1)
Kataton (F20.2)
Undifferenzierte Schizophrenie (F20.3):
Merkmale von mehr als einem der drei Subtypen erfüllt
Schizotype Störung F21:
2 Jahre wiederholte oder ununterbrochene Symptome
Wahnhafte Störung F22.0:
Wahnideen vordergründig; Fehlen übriger charakterisRscher Symptome
Schizoaffektive Störungen F25:
Vorliegen schizophrener und affekRver Symptome zu etwa gleichen Teilen
Was ist eine paranoide Schizophrenie?
häufigster Subtypus
Gekennzeichnet durch:
Wahnideen und/oder Halluzinationen
Gefühl, verfolgt zu werden
Überzeugung, besondere Mission erfüllen zu müssen
Halluzinationen oder Wahnphänomene müssen vorherrschen
Verfolgungswahn, Beziehungswahn, Abstammungswahn, Sendungswahn, körperbezogener oder Eifersuchtswahn; drohende oder befehlende Scmmen, Geruchs- und Geschmackshalluzinaconen, sexuelle oder andere körperliche Sensationen
verflachter oder inadäquater Affekt, katatone Symptome oder Zerfahrenheit dominieren das klinische Bild nicht
Alle diese Phänomene können jedoch in leichter Form vorhanden sein
Was ist eine hebephrene Schizophrenie?
Veränderungen im affektiven Bereich im Vordergrund
Wenig planvolles Verhalten
Ungeordnetes Denken und Sprechen
Stimmung und emotionaler Ausdruck oft nicht situationsangemessen (Parathymie)
Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein:
eindeutige und anhaltende Verflachung der Affekte
eindeutige und anhaltende Inadäquatheit oder Unangebrachtheit des Affekts
zielloses und unzusammenhängendes Verhalten, statt Zielstrebigkeit,
eindeutige Denkstörungen, die sich als unzusammenhängende, weit- schweifige oder zerfahrenen Sprache äußern
Halluzinationen oder Wahnphänomene bestimmen das klinische Bild nicht, können jedoch in leichterer Form vorhanden sein
Was ist eine katatone Schizophrenie?
motorische Störungen vorrangig
Motorische Übererregung
Haltungsstereotypien
Stupor
Negativismus
Rigidität
Flexibilitas cerea
Befehlsautomatismus
Für mindestens 2 Wochen müssen mindestens eins oder mehrere der folgenden katatonen (=psychomotorischen) Merkmale vorhanden sein:
eindeutige Verminderung der Reaktionen auf die Umgebung sowie Verminderung spontaner Bewegungen und Aktivität) oder Mutismus
Erregung
anscheinend sinnlose motorische Aktivität, die nicht durch äußere Reize beeinflusst ist
freiwilliges Einnehmen und Beibehalten unsinniger und bizarrer Haltungen
anscheinend unmotivierter Widerstand gegenüber allen Anforderungen oder Versuchen, bewegt zu werden
oder statt dessen Bewegungen in gegensinniger Richtung
Beibehaltung einer starren Haltung gegenüber Versuchen, bewegt zu werden
wächserne Biegsamkeit
Erhöhung des Muskeltonus bei passiver Bewegung und Verharren der Glieder oder des Körpers in Haltungen, die von außen auferlegt sind
automatische Befolgung von Anweisungen
Wie sieht die Epidemiologie aus?
Lebenszeitprävalenz 1%, unabhängig von Kultur und Herkuno
Inzidenz: in Berlin (ca. 3.5 Mio Einwohner) jährlich ca. 350
Erkrankungsgipfel ca. 20-25 Jahre
Geschlechterverteilung:
50:50
Männer früher erkrankt, ca. 15. - 25. LJ;
Frauen ca. 20. - 30. LJ; bei Frauen zweiter Erkrankungsgipfel 45. - 50. LJ
Hohe Komorbidität mit Substanzkonsumstörungen, Angststörungen, Zwangsstörungen; prämorbid schizotypische oder paranoide PS
Verminderte Lebenserwartung aufgrund somatischer Begleiterkrankungen
Wie sieht der Verlauf aus?
meist verschiedene Erkrankungsphasen voneinander abgrenzbar
In der Regel geht einer akut psychotischen Phase eine Prodromalphase voraus
Prodromalphase:
Besteht aus unspezifischen Symptomen
Häufig treten Konzentrationsschwierigkeiten, sozialer Rückzug, Ängste und Schlafstörungen auf
Akute/ floride Phase:
Positivsymptome dominieren
Desorganisiertes u. sprunghaftes Denken und Verhalten
Residualphase:
Negativsymptome dominieren
Was für Verlaufstypen gibt es?
Was sind biologische und psychoziale Faktoren für Schizophrenie?
Genetische Komponente unbestritten
Kein „Schizophrenie-Gen“, sondern Beteiligung und Zusammenspiel verschiedener Genorte
Störung von Neurotransmittersystemen
Dopaminhypothese: Überaktivität des dopaminergen Systems (insb. mit Positivsymptomatik assoziiert)
Antipsychotische Wirkung von Substanzen, die Dopaminrezeptor blockieren
Veränderungen anderer Transmiuersysteme (z.B. serotonerg) -> Dysbalance zwischen und innerhalb verschiedener Transmiuersysteme angenommen
Strukturelle Veränderungen des Gehirns
Prä- und perinatale Risikofaktoren
Was sind prä- und perinatale Risikofaktoren für Schizophrenie?
Geburtskomplikationen
"Season of birth": Wintermonate
Erkrankungen oder Unterernährung der Mutter während der Schwangerschaft
Ältere Väter (Mutationsrate der Spermien)
Was sind psychoziale Risikofaktoren der Schizophrenie?
Stressoren: Belastende Lebensereignisse, aber auch kleinere, chronische Alltagsstressoren
High-Expressed Emotion
Migration, Diskriminierung
Städtische Ballungsgebiete
Drogenabusus
Traumatische Erlebnisse (aber Ausmaß und Spezifität noch umstritten)
Wie sieht die Ätiologie aus?
Was sind Prädiktoren für einen guten Verlauf?
Gute prämorbide Anpassung
Akuter Erkrankungsbeginn
Vorwiegend Positivsymptome
Ländlicher Hintergrund
Unterstützendes Umfeld (Familien mit geringer Expressed Emotion)
Weniger belastende Ereignisse
Höheres Alter bei Ersterkrankung
Weibliches Geschlecht
keine hirnstrukturellen Auffälligkeiten
Kurze Dauer der akuten Symptome
Wie sieht die Therapie aus?
Dauerbehandlung mit Neuroleptika (= Antipsychotika)
Hochpotente Neuroleptika z. B. Haldol, Fluanxol, Glianimon
Miuelpotent z.B. Nipolept, Taxilan, Melleril
Niederpotent z.B. Neurocil, Truxal, Atosil
Atypische Neuroleptika, z.B. Leponex, Zyprexa, Nipolept, Risperdal
Depot-Neuroleptika, z.B. Haldol-Decanoat, Fluanxol-Depot, Imap
Z.T. Zusatzbehandlung mit Benzodiazepinen, Antidepressiva, manchmal auch Carbamazepin
ABER: 73 % setzen Medikation innerhalb von 18 Monaten ab; auch bei neuen, atypischen Antipsychotika
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