Was versteht man wissenschaftlich unter Arbeit?
Arbeitspsychologie - Untersuchungsgegenstand?
Aufgabe der arbeitspsychologischen Forschung für die Praxis?
Arbeit:
Menschliche Tätigkeit mit dem Ziel der Herstellung oder der Veränderung eines Produkts. (Bzw. Auch einer Dienstleistung)
Arbeitspsychologie:
Untersuchungsgegenstand der Arbeitspsychologie ist das Erleben und Verhalten von Menschen bei der Arbeit
in Abhängigkeit von Arbeitsbedinungen, Arbeitsaufgaben und den dazu notwendigen Leistungsvoraussetzungen
Aufgabe von Arbeitspsychologischer Praxis? Nach Ulich (2011)
die aus der Forschung gewonnenen Erkentnisse für die menschengerechte Analyse, Bewertung und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten fruchtbar zu machen
Was ist eine Organisation ?
Organisationspsychologie
1) ein der Umwelt gegenüber offenes System, das
2) zeitlich überdauernd existiert
3) spezifische Ziele verfolgt
4) sich aus Individuen zusammensetzt (soziales Gebilde)
5) eine bestimmte Struktur aufweist (Regeln, Arbeitsteilung und Hierarchie von Verantwortung)
Gebert, 1978
befasst sich mit dem Erleben und Verhalten des Menschen in Organisationen
Ziel Verhalten zu beobachten, zu beschreiben und zu erklären
Verhalten zu prognostizieren
In Interventionsfällen auch zu verändern
Die Bedeutung von Arbeit
1) Was ist mit der Doppelgesichtigkeit der Arbeit gemeint ?
1) Arbeit als Pflichterfüllung und notwendiges Übel
2) Arbeit als Selbstentfaltung und persönliche Erfüllung
z.B. häufig wird in Deutschland auf die Frage “Wer bist du?” mit dem Beruf geantwortet
Was zeigte die Lottery Studies ? (Morse & Weiss)
61 % arbeiten würden trotzdem weiter arbeiten wollen
Kaum kulturelle Unterschiede
Weitere Faktoren haben einen Einfluss auf die Entscheidung (z.B. Arbeitszufriedenheit, Höhe des Gewinns usw.)
Bedeutung von Arbeit
Was erfüllt Arbeit ? (6)
Erfüllt Individuums, kultur und zeitübergreifend viele Funktionen
primär: Sicherung des Lebensunterhalts
Kompetenzerwerb (Handlungskompetenz)
Zeitstrukturierung (Tages- bis Lebensrhytmus)
Kooperation und Kontakt (Soziale Fertigkeiten)
Soziale Anerkennung (Nützlichen gesellschaftlichen Beitrag leisten)
Persönliche Identität stiften
Folgen von Erwerbslosigkeit (Jahoda, Lazarsfeld & Zeisel, 1933)
(Marienthal- Studie)
Verlust des Einkommens
Vermindertes psychisches Wohlbefinden
Psychosomatische Symptome
Vermindertes Selbstwertgefühl
Externale Kontrollüberzeugung
Soziale Isolation
Zunahme familiärer Konflikte
Stigmatisierung
Auswirkung auf das familiäre Umfeld, sowie Auswirkungen auf das allgemeine gesellschaftliche Klima
Erwerbslosigkeit und psychische Belastung (Mohr, 2010)
Schaubild
Verstärkende/ abschwächende Faktoren von Erwerbslosigkeit
1) Geschlecht
2) Bildung
3) Dauer
4) Soziale Unterstützung
5) Employment Commitment
6) Persönlichkeitsfaktoren
7) Alter
Geschlecht:
Männer zeigen höhere negative Beanspruchung durch EL (oder höhere positive Effekte durch Erwerbstätigkeit)
Bildung:
Menschen mit geringerer Schulbildung leiden stärker unter EL
Dauer:
Langzeitarbeitslose zeigen deutlich schlechteres Befinden
Soziale Unterstützung:
Starke Effekte von EL besonders bei niedriger sozialer Unterstützung
Employment Commitment:
Bei großer innerer Bindung an Erwertbstätigkeit sind die Effekte von EL stärker
Persönlichkeitsfaktoren:
Bei großer innerer Bindung an Erwerbstätigkeit sind die Effekte von EL stärker
Alter: kein gesicherter Effekt:
Bedingungsloses Grundeinkommen
(Vgl. Hüffmeier & Zacher)
Voraussetzung:
Eine Zahlung einer politischen Gemeinschaft an alle Einzelpersonen dieser
Gemeinschaft (nicht an gesamte Familien oder ganze Haushalte)
Bedingungslos = ohne Bedürftigkeitsprüfung (≠ Sozialhilfe) oder vorherige
Einzahlung (≠ Arbeitslosengeld)
Ohne die Verpflichtung oder Erwartung, dass im Gegenzug bestimmte
Aktivitäten gezeigt werden (wie bspw. die Annahme jeder Art angebotener
Arbeit; vgl. Vanderborght & Van Parijs, 2005)
Oberhalb des Existenzminimums (der Armutsgrenze), so dass gesellschaftliche, kulturelle und politische Teilhabe möglich ist (bspw. 1200 €, vgl. Werner, 2018)
Welche Evidenzen gibt es dazu, ob Menschen nach bedingungslosen Grundeinkommen weiter arbeiten?
1) Evidenz:
Menschen, die bedingungslose Geldtransfers bekommen haben, arbeiteten nicht weniger.
bspw. im Iran nach Subventionen auf Benzin und Nahrung (vgl. Salehi-Isfahani & Mostafavi-Dehzooei, 2017)
2) Evidenz:
Menschen, die ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen haben, arbeiteten insgesamt etwas weniger (Beschäftigungsquote fiel um ca. 4 %)
Rückgang ist zurückzuführen auf:
1) Frauen, die für kleine Kinder sorgen
2) junge Menschen, die in ihre Ausbildung, investieren statt prekäre Arbeit anzunehmen
3) Arbeitslose, die etwas länger nach dem richtigen Job suchen
Außerdem: positive Gesundheitswirkung (Forget, 2018)
Aber verschwenden die Menschen das erhaltene Geld nicht, bspw. für Alkohol, Drogen oder Zigaretten?
Evidenz hier:
(1) Menschen, die bedingungslose Geldtransfers bekommen haben,
konsumieren nicht mehr dieser Produkte (aggregierte Evidenz aus 19 internationalen Studien, vgl. Dasso & Fernandez, 2013)
(2) Zudem:
regelmäßigerer Schulbesuch, mehr Besitz von produktiven Gütern
(bspw. Kühe und landwirtschaftliche Geräte), Abnahme von Mangelernährung,
Zunahme an Erspartem, weniger Kinderarbeit, höhere Verwendung von Dünger
und Saatgut; umfassende Studie mit sehr großer Zahl an Geldempfängern, vgl.
Bastagli et al., 2016)
Was kann die Arbeits- und Organisationspsychologie Sie lehren? Konkret?
„Linsenfunktion“
Zur Reflektion eigener Arbeitstätigkeit
Zur Reflektion eigener Wünsche an die Arbeit
Zur Reflektion eigener hilfreicher Strategien bei der Arbeit
Zur Reflektion eigener Arbeitserfahrungen sowie der „Zustände“ in der
eigenen Organisation
Bspw.
Wie sollte Arbeit gestaltet sein, so dass Menschen produktiv und gesund
sind und bleiben?
Was motiviert Menschen dazu, sich bei der Arbeit zu engagieren?
Wie kann man herausfinden, welcher Bewerber/welche Bewerberin am
besten zu einer Stelle passt?
Wie sollte sich eine Führungskraft verhalten, wenn sie erfolgreich führen
möchte?
Was ist bei Beurteilung von Mitarbeiterleistungen und beim Führen von
Mitarbeitergesprächen zu beachten?
Ist Arbeit mehr als bloßer Broterwerb ?
Wozu führt Erwerbslosigkeit?
Arbeit ist „doppelgesichtig“ („lästige Pflichterfüllung“ vs. Entfaltung/Selbstverwirklichung)
Menschen wollen arbeiten und tun dies auch, selbst wenn sie ökonomisch nicht müssten
Erwerbslosigkeit führt zu vermindertem Zugang zu psychosozialen Funktionen (Mediatorvariable) und – dadurch – zu einer erhöhten psychischen Gefährdung („Resignation statt Revolte“)
1) Arbeiten Menschen weiter, selbst wenn sie nach einem Lottogewinn nicht
müssten?
2) Welche Menschen bzw. Menschen in welchen Situationen arbeiten nach
einem Lottogewinn insbesondere weiter und welche nicht?
3) Welche kulturellen Unterschiede gibt es hierbei ?
Wie viele Untersuchungsteilnehmer möchten an ihrem (versus einem anderem)
Arbeitsplatz weiterarbeiten? → 61% („middle class“)/34% („working class“; M & W)
3) (industrialisierte vs. nicht-industrialisierte Länder)? → kaum Interkulturelle Unterschiede in der Beantwortung (wenn überhaupt mehr positive
Antworten in nicht-industrialisierten Ländern; vgl. de Voogt & Lang, 2017)
Was sind die drift- und die social-causation-Hypothesen? Welche
Hypothese wird stärker durch die vorhandenen Daten gestützt?
Beschreibt den Zusammenhang von Erwerbslosigkeit und psychischem Wohlbefinden.
Beeinflusst sich gegenseitig/verstärkend
Was sind die latenten Funktionen von Arbeit? (5)
Latent functions/benefits von Arbeit:
(a) Aktivität/Kompetenzerwerb,
(b) Zeitstrukturierung,
(c) Kooperation/Kontakt,
(d) soziale Anerkennung,
(e) Identitätsstiftung
Wie stark ist der Rückgang an Erwerbstätigkeit nach der Einführung eines
bedingungslosen Grundeinkommens in Nordamerika gewesen?
Welche Personengruppe waren verantwortlich für diesen Rückgang?
Menschen, die ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen haben,
arbeiteten insgesamt etwas weniger (Beschäftigungsquote fiel um ca. 4 %, vgl.
Marinescu, 2017)
Dieser Rückgang ist zurückzuführen auf (i) Frauen, die für kleine Kinder sorgen, (ii) junge Menschen, die in ihre Ausbildung investieren statt prekäre Arbeit anzunehmen und (iii) Arbeitslose, die etwas länger nach dem „richtigen Job“ suchen (Forget, 2018; Hanushek, 1987)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren