Buffl

Allgemeinmedizin

JT
von Jof T.

Anaphylaxie

akute, lebensbedrohliche Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ 1 (IgE vermittelte Histaminausschüttung)

im Kindesalter eher Nahrungsmittel als Allergen, im Erwachsenenalter vor allem Insektengift

körperliche Anstrengung kann als Augmentation dienen ->Auftreten einer Reaktion auf ein Allergen erst nach körperlicher Anstrengung (zb bei Weizen)

Klinik

prodromal Juckreiz, Brennen plantar/palmar, und auch psychische Symptome wie das Gefühl des drohenden Unheils

Anaphylaktische Reaktion je nach betroffenem Organ anders: zB Inspiratorischer Stridor bei oberen Atemwegen bis hin zu Larynxödem mit Erstickungstod, Obstruktion bei unteren Atemwegen, Erbrechen/Durchfall bei GIT,

Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schwäche Hypotonie+Tachykardie bis hin zum Schock bei Kreislaufbeteiligung

Schweregradeinteilung nach Ring und Messmer

1 Pruritus, Urtikaria, Flush, Angioödem

2 + Übelkeit/erbrechen oder Rhinorrhoe/Dyspnoe oder Tachykardie/Hypotension/Herzrythmusstörungen

3 1+ Erbrechen/Defäkation, oder Larynxödem/Bronchospasmus/Dyspnoe oder Schocksymptomatik

4 Apnoe oder Herz-Kreislauf-Stillstand


Diagnostik

typische Anamnese

Basisuntersuchung: Prüfung von Lebenszeichen, Puls und Blutdruck, Atmung, Haut und Schleimhaut

Nach Akutversorgung: Bestimmen von Mediatoren im Blut, insb. Serumtryptase


Charakteristika: plötzliches Auftreten Hauptsymptome (Stufe 1) mit Nebensymptomen (+1 anderes Organsystem) nach Eyposition gegenüber bekanntem oder wahrscheinlichen Allergen

Therapie

akut

Sofort Allergenkontakt unterbrechen (zB Rausziehen Bienenstachel ohne Quetschung), Beruhigung des Patienten, Lagerung je nach Symptomatik (Schocklagerung bei Hypotonie, Halbsitzende Position bei Dyspnoe)

Schweregrad bestimmen, sicheren Zugang schaffen

grad 1

Antihistaminikum H1 i.v. (zb Clemastin) + Glukokortikoid i.v. (Predni 250-1000mg)

grad 2 + 3

GIT: sowie Grad 1 + ggf Butylscopolamin i.v. oder antiemetika i.v.

Atemwege: Adrenalin i.m. + Sauerstoff 100% mit Flussrate 5-12 l/min + β2-Sympathomimetika inhalativ + Grad 1

Herz-Kreislauf: Adrenalim i.m. + Sauerstoff + Grad 1 + Volumensubstitution

grad 4

Reanimation, Advanced Life Support,

Adrenalin+Sauerstoff+Volumen

postakut

Überwachung bis Remission, stationäre Überwachung ab grad 2, biphasischen Verlauf beachten

Bei Entlassung: Mitgabe eines Anaphylaxie-Notfallset (Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum und Glucocorticoid, ggf. Bronchodilatator-Dosieraerosol)

->ausser bei vermeidbaren Allergenen und leichter Reaktion (bei allergie auf potente Allergene wie zB Haselnuss ist das Notfallset dementsprechend trotz vermeidbarkeit indiziert)

Ausstellung anaphylaxie-pass und Notfallplan sowie ggf Schulung


Angina Tonsillaris

Unterscheidung zwischen Tonsillitis, Pharyngitis und Tonsillopharyngitis

Ätiologie

viral in 70-90% der Fälle

->meist erkätungsviren, begleitend mit einer Rhinitis oder Pharyngitis

bakteriell

->Streptokokken (ß-hämolysierend Lancefieldgruppe A), v.a. Strept. Pyogenes

Sonderform

->Angina Plaut Vincentii (Durch Spirochäten+Fusobakterien ->Fauliger Mundgeruch, Ulcera), Tonsillen- bzw. Rachendiphterie


Unterteilung in Angina Catarrhalis, lacunaris und follicularis

Klinik

Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Allgemeines Krankheitsgefühl, ggf inspiratorischer Stridor

Diagnostik

KU mit Inspektion des Rachen

->zervikale Lymphadenopathie, ggf geröteter Rachen, ggf Rachenabstrich (hochspezifisch, nicht so sensitiv), ggf Blutuntersuchung mit Entzündungszeichen und Antistreptolysin-Titer (nicht routinemäßig empfohlen)

Bei Verdacht auf EBV oder Diphterie->Erregerspezifische Diagnostik

Scoring-Systeme

Differenzierung zwischen viraler und durch β-hämolysierende Streptokokken ausgelöster Tonsillitis

->Centor oder McIsaac-Score (<2 Punkte eher virale Genese, >3 Punkte wahrscheinlich Streptokokken)

Centor Score

Körpertemperatur >38°C

Kein Husten

zervikale Lymphknotenschwellung

Tonsillenschwellung

->alles je 1 Punkt

McIsaac-Score

auch “Modifizierter Centor-Score”

->nimmt Alter mit rein

->für Alter >45Jahre Punktabzug, für alter 3-14Jahre einen Zusatzpunkt

DD

Pharyngitis, Herpangina, Seitenstrangangina, EBV-Infektion, Tonsillenhyperplasie

Diphterie

Angina Ludovici (mit Mundbodenphlegmone), Peritonsillarabszess, Lymphom

Therapie

konservativ

Analgetika, Flüssigkeitszufuhr, ggf Glukokortikoide

KEINE Aminopenicilline

Bei Streptokokkeninfektion zusätzlich: Antibiotikum

->Penicillin V (1mio Einheiten 1-1-1-für 7Tage) oder Cephalosporin 1.Generation (1g 1-0-1 für 5 Tage)

->alternativ: Makrolide oder Clindamycin

operativ

Tonsillektomie oder Tonsillotomie

->Bei Abszess, rezidivierenden Tonsillitiden, bei sehr ausgeprägten Tonsillititden, bei post-Streptokokken-Infektion Organmanifestation wie Glomerulonephritiden

->häufigste Komplikation: Primärnachblutung und Sekundärnachblutung (Nach Abgang der fibrinbeläge)->keine ASS-Gabe perioperativ, jede Blutung bedarf eines RTW da aus dem Gebiet der A.facialis

Komplikationen

Peritonsillar- und Parapharyngealabszess

Immunvermittelte Poststreptokokken-Erkrankungen (bei Streptokokken-Tonsillopharyngitis)

->Akutes Rheumatisches Fieber (ARF)

->Akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis (APSGN)

->Endokarditis

->Chorea minor Sydenham

->Poststreptokokken-Arthritis



akute Otitis Media

betrifft ca 60% der Kinder bis 6 Jahre

Ätiologie

in knapp 70% der Fälle Mischinfektion aus Bakterien und Viren

->häufigste erreger: Strept. pneumoniae, Haemophilus influenzae, RS-Virus, Parainfluenzavirus, Influenzavirus

Prädisposition

->Eingeschränkte Tubenbelüftung, atopische Diathese, Infekt der oberen Atemwege, Immunsuppression

rezidivierend ab >3 Rezidive in 6 Monaten oder >4 Rezidive in einem Jahr

Klinik

Akut einsetzende heftige Ohrenschmerzen, mit

->Fieber, red. AZ, Hörstörung , Schwindel

im Falle einer Trommelfellperforation: Otorrhö sowie schlagartige Besserung der Ohrenschmerzen

Diagnostik

KU und Anamnese

->Prüfen des Tragusdruckschmerzes zum Ausschluss einer Otitis externa —>Entgegen weit verbreiteter Meinung weist der positive Tragusdruckschmerz auf eine akute Otitis externa hin und nicht auf eine akute Otitis media!

->Otoskopie mit anfangs gerötetem Trommelfell und Gefäßinjektionen

—>später: Paukenerguss, Vorwölbung des Trommelfells, „Schollige Trübung“ der Trommelfelloberfläche mit Reflexverlust

Ausschluss von Komplikationen

->Inspektion und Palpation des Mastoids

->Beurteilung des N. facialis (Grimassieren)

Diagnosekriterien

3 Stück

->Akuter Symptombeginn mit Fieber, Unruhe und reduziertem Allgemeinzustand

->Rötung des Trommelfells und Ohrenschmerzen

->Paukenerguss (Vorwölbung des Trommelfells, ggf. Spiegel/Blasen/Otorrhö)

Therapie

viel Flüssigkeit aufnehmen

Schmerztherapie, Abschwellende Nasentropfen

ggf Antibiotika-Gabe

->bei beidseitigen Verlauf, schweren Verlauf, Otorrhoe, Vorhandensein von Risikofaktoren (Immunsuppression)

->1.Wahl: Amoxicillin, bei Nicht-Ansprechen Amoxi/Clavulansäure, alternativ Cephalosporin 2. oder 3.Generation

Komplikation

Mastoiditis

Labyrinthitis

Zygomatizitis: Entzündung der Zellen des Jochbogens, auch als Komplikation der Mastoiditis möglich

Fazialisparese

Sinusvenenthrombose

Epiduralabszess

Prognose/Prävention

gute Prognose, persistiernder Paukenerguss bei kleinen Kindern häufiger in den ersten Monaten

Präventiv gilt Impfen, und das Aufhalten in einer rauchfreien Umgebung



Myasthenia Gravis

Autoimmunerkrankung mit Störung der Signalübertragung an der Synapse zwischen Neuron und Muskel (an der sog. motorischen Endplatte). Hierbei werden die Rezeptoren für Acetylcholin auf der postsynaptischen Seite von Antikörpern blockiert und auch langfristig zerstört, sodass bei wiederholter Reizung die Reizantwort stetig kleiner ausfällt (sog. Dekrement).

geht oft mit einer Thymusveränderung einher

klassifikation

nach symptomausprägung 1-5

->Grad 1 beschreibt die okuläre Myasthenia

Klinik

Hauptsymptom ist die unnatürliche Ermüdbarkeit

Zunächst okuläre Symptomatik mit Doppelbildern, Ptosis und temporären Augenmuskelparesen

Dysarthrie, Dysphagie und schlaffe Gesichtszüge

Proximal betonte Schwäche der Skelletmuskulatur

Patienten beklagen meist Doppelbilder sowie Schluck- und Sprechbeschwerden, da häufig zuerst äußere Augenmuskulatur sowie Lidheber, Kau- und Schlundmuskulatur ermüden

Diagnostik

Belastungstests: Einfache aber aussagekräftige Muskelbelastungstests zur Aufdeckung und Graduierung klinischer Symptom ->Simpsonstest (danach Ptosis) oder Halteversuch

Pharmakologisch: Edrophoniumtest (ehemals Tensilontest )

->Cholinesterashemmer, nach gabe sollte Besserung eintreten

Labor: Basisdiagnostik: Antikörper gegen den Acetylcholinrezeptor (Anti-AChR-AK)

EMG

Bildgebung:

CT oder MRT mit Kontrastmittel zur Darstellung von Thymusveränderungen

->Ein Thymom zeigt sich i.d.R. als solide kontrastmittelaufnehmende Raumforderung im vorderen Mediastinum

Therapie

Basistherapie mit Cholinesterasehemmern

->NW: Übelkeit, abdominelle Krämpfe, Durchfall, Miosis, Akkommodationsstörungen, Bradykardie und auch vermehrtes Schwitzen

Bei unzureichendem Ansprechen Immunsuppresion mittels Azathriopin

->NW: Gastrointestinale Beschwerden, Hepatotoxizität, Knochenmarksuppression mit Leukozytopenie, Anämie und Thrombozytopenie (Blutungen) bis hin zur Panzytopenie

Bei schwerer Exarzerbation: Immunglobuline oder Plasmapherese


Thymektomie

Komplikation

Myasthene Krise

->Krisenhafte Verschlechterung der Myasthenia gravis

->Schwere Muskelschwäche mit respiratorischer Insuffizienz und Aspirationsgefahr

->Therapie: Sicherung der Atemwege und Vitalfunktionen, Aufnahme auf Intensivstation, intravenöse Therapie mit Cholinesterasehemmern (Pyridostigmin oder Neostigmin) und/oder Neutralisierung der pathogenen Antikörper durch Plasmapherese/Immunadsorption oder intravenöse Immunglobuline (IVIG)


Kopfschmerzen

Unterscheidung zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen

->noch zu unterscheiden von Neuralgien

können anfallsartig, gelegentlich oder chronisch auftreten

Klassifikation

Primär

Migräne, Spannungskopfschmerz, Cluster, andere

sekundär

SHT, Substanz/Entzug, Gefäßanomalien, etc

RED FLAGS

Vernichtungskopfschmerz/noch nie dagewesener stärkster Kopfschmerz (z.B. bei Subarachnoidalblutung)

Fieber (z.B. bei Meningitis)

Fokale Ausfallssymptomatik (z.B. bei Schlaganfall)

Vigilanzminderung (z.B. nach Trauma)

Hirndruckzeichen (z.B. Bewusstseinsstörungen oder Übelkeit durch intrakranielle Raumforderung)

Meningismus (z.B. bei intrakraniellen Blutungen)

Augenschmerzen (z.B. bei Glaukomanfall)

Diagnostik

Ziel

Schnellstmögliche Identifikation von Patienten mit sekundären Kopfschmerzen

Erkennen häufiger oder akut behandlungsbedürftiger primärer Kopfschmerzformen

Anamnese

Ausführlich

->OPQRST-Schema

KU

allgemeien Untersuchung mit Untersuchung der Hirnnerven sowie einfacher neurologischer Untersuchung

HWS, Kalotte, Arteria Superficialis temporalis, Augendruckschmerz

Zusatz bei bestimmten Fragestellungen

Entzündunsparameter, Schilddrüse

Bildgebung bei V.a. Blutung oder Aneurysmen

Röntgen, EEG, Liquor

DD

Meningitis, Enzephalitis, intrakranielle Blutung

Sinusvenenthrombose, Aneurysma, Hypertensive Krise, Arteriitis tmemporalis,

Tumor, SHT, Glaukom


Spannungskopfschmerz

holozephal, drückend (Wie schraubstock), ohne vegetative Begleitsymptomatik, episodisch oder chronisch

T: NSAR oder Amitryptilin als Prohpylaxe, Verhaltenstherapie

Migräne

meist einseitig, pulsierend bohrender, starker Schmerz, Photo-, Phonophobie und Übelkeit

kann 4-72h dauern, wird durch körperliche Aktivität schlimmer

T: NSAR o. Triptane, Ausdauersport als Prophylaxe

clusterkopfschmerz

starke, einseitig periorbitale Schmerzen, ipsilaterales Auftreten von Schwitzen, Horner-Syndrom, Rhinorrhoe und konjuktivale Einspriessungen

dauert 30-180 min, >3 Anfälle /24h, tritt häufig nachts auf

T: Triptane, 100% O2, chronisch Verapamil

APOPLEX vorgehen

Erste 10min

Sicherung und Überprüfung der Vitalfunktionen

->cABCDE-Schema, EKG, Zugang, BGA, Labor (mit BZ, kl.BB, Leber und Nierenwerte, Trop, TSH, Ethanol, Gerinnung)

->neurologische Notfalluntersuchung

Basisanamnese und Fremdanamnese

Plausibilitätsprüfung

->Defizit lässt sich auf eine neurovaskuläre Lokalisation im Gehirn zurückführen

->Plötzlicher Symptombeginn

->Das vorliegende Defizit ist kein offensichtliches Stroke Mimic

Quantifizierung des Schweregrads mittels NIHSS


Bei hämorrhagischen Schlaganfällen ist es möglich, dass die Defizite sich nicht eindeutig an die neurovaskuläre Anatomie halten! Daher gilt im Zweifel bei plötzlich eingetretenen fokal-neurologischen Defiziten, mind. bis zur Befundung der ersten Bildgebung fortzufahren!


Bildgebung

CT des Kopfs + supraaortale CT-A

->Blutung? demarkierte Ischämie? Frischer Verschluss einer hirnversorgenden Arterie?


bei Blutung: Neurochirugen hinzuziehen

bei demarkierter ischämie: keine Therapie, Aufnahme auf Stroke Unit


keine Blutung, keine demarkierte Ischämie:

-> <4,5h: Lysetherapie

-> <9 aber >4,5h: Notfallbildgebung mit KM, bei Penumbra sofort Lyse

-> >9h, keine therapie


Interventionell erreichbare Thrombus

-> <4,5h: Lysetherapie des Schlaganfalls (Bridging) + Neurothrombektomie

-> <6h: Neurothrombektomie

-> >6h: bei Penumbra thrombektomie möglich


Verschluss der A. basilaris und/oder der A. vertebralis

-> <4,5h : Lysetherapie des Schlaganfalls („Bridging-Lyse“) + Neurothrombektomie

-> >4,5h: Neurothrombektomie, außer bei klinischen oder radiologischen Zeichen einer schweren und irreversiblen Hirnstammschädigung


Lysetherapie

Absolute KI sind INR >1,7, Dissetktionen, aktive Blutung, Endokarditis, demarkierte Ischämie


Voraussetzung: Blutdruck systolisch <180 mmHg und diastolisch <105 mmHg (sonst vorher Gabe urapidil)


Komplikationen: Blutungen (wenn peripher ggf. Lysetherapie weiterführen), Angioneurotisches Ödem:

-> 30–120 min nach Infusionsbeginn zumeist milde Schwellung von Lippen und Zunge, dann Ausweitung auf den Oropharynx


Aufnahme Stroke

Kontinuierliches Monitoring der Vitalparameter (EKG, Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, spO2), Temperatur- und Blutzuckerkontrollen mind. alle 8 h

Vigilanzkontrolle und Erhebung des NIHSS mind. alle 8 h, bei relevanter Verschlechterung notfallmäßige CT-Kontrolle, bei Blutung therapie einleiten

Orale Antikoagulanzien zunächst pausieren

Antihypertensive Medikation nach TIA fortführen, nach ischämischem Schlaganfall zunächst pausieren

Blutdruck-Zielwerte, z.B.: syst. 170 mmHg (Toleranz: 220–110 mmHg) und diast. 95 mmHg (Toleranz: 110–80 mmHg)

Beginn einer Thromboseprophylaxe

Beginn (oder Fortführung) der Thrombozytenaggregationshemmung nach ischämischem Schlaganfall am Folgetag


Nach Lyse:

Blutdruck-Zielwerte, z.B.: syst. 170 mmHg (Toleranz: 180–110 mmHg) und diast. 95 mmHg (Toleranz: 100–75 mmHg)

CT-Kontrolle 24 h nach Lysetherapie, bei Blutung siehe: Intrazerebrale Blutung - Therapie

Beginn der Thromboseprophylaxe und Thrombozytenaggregationshemmung nach Ausschluss einer intrakraniellen Blutung in der CT-Kontrolle


Ischämischer Schlaganfall

ÄT

80% der Schlaganfälle ischämisch

kardiale embolien, septisch, Arterioarterielle Embolie (z.B. an der Karotisgabel)

Karotis- und Vertebralisdissektion

zerebrale Vaskulitis

Risikofaktoren

Rauchen, Alkohol, Adipositas, Vorhofflimmern, Art. Hypertonie, Diabetes, Polyglobulie

Männer, genetische Disposition, Alter

Klassifikation

nach Zeit und Ausprägung(TIA, Progressive Stroke, Minor Stroke)

nach Morphologie (Territorialinfarkt, Endstrom oder grenzzoneninfarkt, lakunäre infarkte)

Klinik

richtet sich nach betroffenem gefäß

->allgemein gilt: plötzlich auftretendes fokal-neurologisches Defizit

Klassisch: Hemiparese, Hemihypästhesie, Sprach-, Sprech- oder Sehstörungen

am Häufigsten betroffen ist das Stromgebiet der A. cerebria media

->brachiofaziale (d.h. arm- und gesichtsbetonte) sensomotorische Hemisymptomatik, Aphasie, Apraxie, Dysarthrie

A. vertebralis: Symptome eines Kleinhirninfarkts

A. basilaris (Basilaristhrombose): Lebensbedrohlicher Notfall mit hoher Letalität, unbehandelt ca. 80%!

->Vigilanzminderung + Zeichen einer Hirnstammschädigung + schwere motorische Störung


Klassische Symptome von Infarkten im vertebrobasilären Stromgebiet sind die „4 D“: Dysarthrie, Dysphagie, Diplopie, Dizziness


Diagnostik

Anamnese: FAST (Neurologie): Als schnelles Screening (insb. in der Prähospitalphase, auch für (Laien‑)Ersthelfende)

->F („Facial Expression“): (Meist einseitige) veränderte bzw. verminderte Mimik

->A („Arm Weakness“): Unfähigkeit oder Schwierigkeit, einen Arm angehoben zu halten

->S („Speech Difficulties“): Gestörtes Sprachverständnis oder Sprachproduktion

->T („Time is Brain“): Bei Hinweisen auf einen Schlaganfall (= eines der 3 oberen Kriterien trifft zu) ist schnelles Handeln notwendig → Zügige Einweisung bzw. Bildgebung veranlassen!

Ggf. auch in erweiterter Form als BE-FAST mit zwei zusätzlichen Items

->B („Balance“): Gangunsicherheit/Gleichgewichtsstörungen oder Schwäche eines Beins

->E („Eye“): Sehstörungen oder Störungen der Augenbewegungen


Die Diagnose eines ischämischen Schlaganfalls wird in der Akutphase i.d.R. klinisch gestellt! Die Nativ-cCT dient initial dem Ausschluss einer intrazerebralen Blutung als Ursache der Defizite! Zeigt sich keine Blutung, wird von einer frischen Ischämie ausgegangen und eine Gefäßdarstellung (CT-A) für die Evaluation der Notfalltherapie eingeleitet!

Die cCT ist die wichtigste Untersuchung bei V.a. Schlaganfall und sollte innerhalb von 25 Minuten nach Eintreffen des Patienten oder der Patientin begonnen werden!


Perfusions CT: Alle Patient:innen im Zeitfenster >4,5 h: Einschätzung des Verhältnisses zwischen bereits infarziertem Gewebe und Penumbra

oder cMRT


Therapie

siehe Vorgehen bei Schlaganfall

nach Thrombolyse: Erneute cCT-Untersuchung 24 h nach Thrombolysetherapie (Kontroll-CT zum Blutungsausschluss)

->Danach Beginn einer antithrombozytären Therapie bzw. Antikoagulation in Abhängigkeit von Kontroll-CT, Klinik und ätiopathogenetischen Erwägungen

Prävention

Optimale Einstellung der Grundkrankheiten bzw. Beseitigung der veränderbaren Risikofaktoren

bei Schlaganfall ohne Vorhofflimmern: Frühe Rezidivprophylaxe mit einfacher Thrombozytenaggregationshemmung

bei Schlaganfall mit Vorhofflimmern:Therapeutische Antikoagulation mit DOAK oder Cumarinen


Symptomatische Karotisstenose: Bei einem Stenosierungsgrad >50% nach NASCET-Standard wird eine zeitnahe operative Versorgung empfohlen (meist mittels Thrombendarteriektomie)


Asymptomatische Karotisstenose: Bei einer Stenosierung von >60% ist eine Thrombendarteriektomie indiziert, wenn die Summe von Mortalität und Morbidität der Behandlung <3% (bezogen auf 30 Tage) und die Lebenserwartung >5 Jahre beträgt


Post-Stroke-Depression

Risikofaktoren: Schwere Behinderung, vorbestehende Depression oder Angsterkrankung, kognitive Beeinträchtigung, geringe Unterstützung durch das soziale Umfeld

Häufigkeit

Ca. 30–50% aller Patient:innen mit Schlaganfall

Häufiger jüngere Personen betroffen

Diagnostik siehe: Diagnosekriterien einer Depression

Therapie

  • Pharmakotherapie der 1. Wahl: SSRI

Scores

ABCD2-Score

->Risikostratifizierung für einen Schlaganfall nach stattgehabter TIA (als Zwei-Tages-Risiko)


NIHSS (National Institutes of Health Stroke Scale)

->Standardisierte und zeitsparende Beurteilung der Schwere neurologischer Defizite beim Schlaganfall

->Testung verschiedener neurologischer Funktionsbereiche anhand von 13 Items (7–9 Min.)->42 Punkte erreichbar


urozystitis

Unterscheidung Urozystitis, Urethritis, und Pyelonephritis

Unterscheidung zwischen komplizierter und unkomplizierter Urozystitis

->unkompliziert: Infektion der Harnwege ohne relevante funktionelle oder anatomische Anomalien, Nierenfunktionsstörungen oder Begleiterkrankungen, die eine Harnwegsinfektion bzw. Komplikationen begünstigen

->kompliziert: Alle Harnwegsinfektionen, die die Kriterien einer unkomplizierten Harnwegsinfektion nicht erfüllen


es gibt auch noch abzugrenzen die asymptomatische Bakteriurie und die rezidivierenden HWIs


ÄT

meist Darmbakterien (enterobacteriacae wie E.Coli)

prädisponierend: weiblich, Anomalien des harntrakt und Diabetes mellitus

oder katheterassoziiert

Klinik

Dysurie, Algurie, Strangurie

Pollakisurie

Hämaturie

Ungewollter Urinverlust durch Drangsymptomatik möglich

Suprapubische Schmerzen

Diagnostik

Urinteststreifen: Leukozyturie (bzw. hohe Aktivität der Leukozytenesterase) , Hämaturie, Nitrit positiv

Urinkultur: Keimnachweis, signifikante Bakteriurie ab 105 KBE/mL → Suprapubisch gewonnener Katheterurin ist bei jeder Bakteriurie auffällig!

->bei jedem HWI ausser unkompliziert bei Frauen

Apparativ Sono oder zystrographie

DD

Interstitielle zystitis (Seltene, abakterielle und schmerzhafte Zystitis mit chronischem Verlauf und Fibrosierung der Harnblasenwand)

Tuberkulöse Zystitis

Medikamentös induzierte Zystitis (z.B. durch NSAR, Cyclophosphamid)

Andere Erkrankungen der Blase (z.B. Urolithiasis, Harnblasenkarzinom, Fremdkörper)

Adnexitis oder Prostatitis

Therapie

Symptomatische Therapie (insb. erhöhte Trinkmenge) zunächst als alleinige Maßnahme möglich;

unkompliziert

Fosfomycin Granluat oder Nitroxolin

ggf Nitrofurantoin bei Frustraner Therapie

oder Fluorchinolone oder cephalosporine der 2./3. Gen

kompliziert

Renal ausgeschiedene Fluorchinolone, insb. Ciprofloxacin

oder Cephalosporine der Gruppe IIIa

oder Aminopenicilline plus β-Lactamase-Inhibitoren


für 7-14 Tage

Komplikation

Pyelonephritis, Nebenhodenentzündung

Prävention

Trinkmenge erhöhen, Miktion nach Geschlechtsverkehr

ggf bei rezidiviernden HWIs

->impfung gegen einige E-coli stämme,

->Cotrimoxazol für 6 Monate


Author

Jof T.

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