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1. Sitzung

MM
von Marceline M.

Desiderata der transkulturellen Studien

Juneja identifiziert vier Bedarfe

1.       Kritisches Hinterfragen der modernen Wertigkeit beteiligter Disziplinen in den Geisteswissenschaften

Bsp.: Wir sehen einerseits das hegelianische Fortschrittsnarrativ des Westens (inkl. Musealer Vermittlung) mit Universalanspruch, andererseits kulturessentialistische Narrativen junger, postsowjetischer u.a. Nationalstaaten außerhalb Europas

—>wechselseitig bedingt & formen beide den Kanon der Kunstgeschichte (und anderer Disziplinen)

PROBLEM: Verflechtungen und konstitutive Wirkung von ethnisch-religiöser Pluralität wird häufig ausgeblendet, reduktionistisch von „Einfluss“, „Transfer“ oder „Anleihe“ gesprochen. Aber werden Untersuchungseinheiten anders, transkulturell gestellt, verlieren diese Kategorien und Taxonomien - wie „buddhistisch“, „christlich“, „Indisch“, „amerikanisch“ etc. - an Erklärungswert


Kritisches Hinterfragen damit verbundener Konzepte

Bsp.: künstlerische Moderne bedingte Erhöhung der „Originalität“ zum zentralen Wert und ihre dichotomische Abgrenzung von der „Kopie“. Folglich wurde Pablo Picasso als „originelles Genie“ verehrt, der sich kreativ bei angeblich anonymer, vormoderner, afrikanischer Plastik bediene (Stichwort: Primitivismus), während seinen afrikanischen zeitgenössischen Kolleg*innen negativ konnotiert eine „verspätete Nachahmung“ europäischer Modernismen vorgeworfen wurde, wenn sie sich umgekehrt mit westlicher Malerei auseinandersetzten.

PROBLEM: Diese Konzepte und ihre dichotomische Bewertung werden der historischen Vielfalt an Praktiken des Wiederverwertens, der Nachahmung und Replizierens nicht gerecht

—>Neue Begriffe werden benötigt, um Umgang mit angeeigneten, „eingewanderten“ Objekten/Konzepten als dialogische Beziehung mit kultureller Differenz, als Mittel der Domestizierung des Fremden oder als Anerkennung seiner Autorität sichtbar machen zu können.


2. Globale Vernetzung der Wissenschaft vs. Kommunikation in wenigen europäischen Sprachen

PROBLEM: Transkulturation erfordert differenziertere Begriffe und eine Zusammenarbeit, die sich aus Vielzahl von regionalen Expertisen speist, um kultureller Pluralität gerecht werden zu können.

Utopisch, aber unabdingbar:

—>analytisches Raster schaffen, um über mehrere Kulturen in einer gemeinsamen nicht-hierarchischen Wissenschaftssprache kommunizieren zu können.


3.      Überwindung von Anthropozentrismus des Kulturbegriffs

PROBLEM: Kulturbegriff wird durch „trans“-kulturelle Perspektivierung zwar dynamisiert, bleiben aber immer noch auf menschliche Gemeinschaften bezogen. Stellenwert von nicht-menschlichen Wesen oder Aktanten (Bruno Latour) und ihr Verhältnis bzw. Beziehungen zum Menschen bleiben „unsagbar“. Handlungspotential von Aktanten ist aber zentral, wenn es um beispielweise um Phänomene wie den Klimawandel, künstliche Intelligenz oder Pandemien geht.

—>Erweiterten Kulturbegriff erarbeiten


4.   Überwindung von institutionellen Hürden für Fokus auf transkulturellen Phänomenen

PROBLEM: Maßgebende Strukturen in der universitären Forschung und Lehre – Grenzen zwischen Fachbereichen, Methodische Differenzierung, Definitionen von Gegenstandsbereichen etc. – sind ebenfalls Produkt nationalstaatlichen Denkens weltweit sowie der Zivilsationskategorien des 19. Jhs. Diese transportieren entsprechende Wertigkeiten, statt notendige Voraussetzungen für neue Art der fachlichen und regionalen Zusammenarbeit.

—>Institutionellen Wandel fordern und fördern

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Marceline M.

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