Wie kann man die Fertigungsverfahren nach DIN 8580 einteilen?
Nenne je ein Beispiel zu jeder Hauptgruppe bei der Einteilung der Fertigungsverfahren
Hauptgruppe 1 -> Kokillenguss, Spritzgießen
Hauptgruppe 2 -> Presswerk (Tiefziehen)
Hauptgruppe 3 -> Presswerk (Werkzeugbau)
Hauptgruppe 4 -> Rohbau (Punkt- und Laserstrahl-schweißen)
Hauptgruppe 5 -> Lackierstraße
Definiere den Vorgang des “Urformen” und nenne Vorteile davon
Definition Urformen: Fertigen eines festen Körpers aus formlosem Stoff durch Schaffen des Zusammenhalts
Vorteile:
gute Rohstoffausnutzung
Einstellbare mechanische Eigenschaften des Werkstücks
Wirtschaftlichkeit bei hohen Stückzahlen
Einsatz teilweise ohne aufwändige Nachbearbeitung möglich
Definiere den Vorgang des “Gießen”
Wie lautet die Grundlage der Erstarrung?
Definition Gießen: Füllen einer Form mit schmelzflüssigem Metall und die Erstarrung zum Gussstück mit der durch die Form vorgegebene Geometrie
-> Grundlage der Erstarrung:
Abhängig vom Temperaturgradienten und der Erstarrungsgeschwindigkeit
-> je schneller, desto feiner das Gefüge
Beschreibe den Drei-Zonen-Aufbau des Gussgefüges
Erstarrungsvorgang wird in Keimbildung und Keimwachstum aufgegliedert
Feinkörnige Randzone: starke Unterkühlung an der Formwand -> viele Keime, feinkörniges Gefüge
Transkristallisationszone: Stengelförmige gröbere Kristallite wachsen entlang des Temperaturgradienten von außen nach innen
Globulistisches Gefüge im Gussstückinneren: Verunreinigungen haben höhere Schmelztemperatur -> im Kern des Gussstücks -> erhöhen die Keimzahl -> mehr oder weniger feinkörniges, globulistisches Gefüge
Vergleiche die Volumenkontraktion metallischer Werkstoffe mit und ohne eutektischen Legierungen
Wie sieht die schematische Darstellung der Erstarrung aus?
Erkläre die Formtechnischen Grundbegriffe “Modell”, “Form” und “Kern”
Modell: Abbildung des Gusswerkstückes unter Berücksichtigung von Schwindmaß
Dauermodelle: Entnahme aus der Form vor dem Gießen (Holz, Metall, Kunststoff, Gips)
Verlorene Modelle: ein Modell je Gussteil für komplexe Gussteile (Feinguss), aufgeschmolzen/herausgelöst
Form: Hohlraum zur Aufnahme der Schmelze
Dauerform: wiederholt verwendbar für das Gießen von Nichteisenmetallwerkstoffen (Bsp.: Druckguss einer Heckklappe)
Verlorene Formen: Zerstörung beim Entformen, mineralischer, feuerfester Formstoff und Bindemittel
Kern: Abblidung eines Hohlraums des Gusswerkstücks (Bsp.: Sandkern bei Zylinderkopf)
Beschreibe das folgende Bild:
1) Einlauf: senkrecht oder schräg zur Verringerung der Einlaufgeschwindigkeit
2) Zulauf: Verunreinigungen zurückhalten, oben schwimmende Schlacke aufhalten
3) Auslauf: Liegt tiefer, damit reines Material ohne Schlacke zugeführt wird
4) Steiger: Kanäle für überschüssiges Material, gleichzeitig Reservoir zum Ausgleich des Schwundes und Aufnahme von Verunreinigungen
5) Windpfeifen: Druckausgleich durch Gasentweichung
Wie lassen sich Form- und Gießverfahren einteilen?
-> Einteilung nach Rohstoff, Gussart, Art der Form und Modelle
Erkläre den Prozess des “Maschinenformen” und nenne Beispiele
Beispiele: Getriebegehäuse, Bremsscheiben, Abgaskrümmer
Erkläre den Prozess des “Feingießen” und nenne Vor-/Nachteile, sowie Beispiele
Vorteile: Gestaltungsfreiheit, hohe Genauigkeit, hohe Oberflächengüte
Nachteile: hoher Aufwand, Schmelz- und Brennöfen
Beispiele: Felge, Turbinenschaufel, Getriebeteile
Erkläre den Prozess des “Druckgießen” und nenne Vor-/Nachteile, sowie Beispiele
Schmelzflüssiger Werkstoff (v.a. Nichteisen-Legierung) mit hohem Druck und hoher Geschwindigkeit in geteilte metallische Dauerformen pressen
-> Nicht mit Schwerkraft, sondern mit Druck -> auch in enge Querschnitte -> dünnwandig möglich
Maschine muss Form öffnen, schließen und geschlossen halten (Formschließeinheit) und Metall in Form pressen (Gießeinheit)
Engste Querschnitte möglich
Dünnwandige und maßgenaue Gussstücke mit hoher Oberflächenqualität möglich
Hohe Produktivität
Nachteile:
Nicht alle metallischen Werkstoffe möglich
Beispiele: Querträger, Ölwanne, Kupplungsgehäuse
Was sind Gusswerkstoffe? Wie lassen sie sich unterteilen?
1) Nichteisenmetallgusswerkstoffe: Aluminium, Megnesium, Titanlegierungen
2) Gusseisenwerkstoffe (2% < C-Gehalt < 4%)
Unterteilung:
Weißes Gusseisen: hohe Abkühlgeschwindigkeit, hart, spröde, verschleißfest, Kohlenstoff als Zementit
Graues Gusseisen (mit Silizium legiert) -> Kohlenstoff als Graphit, entweder mit Lamellengraphit (EN-GJL) oder mit Kugelgraphit (EN-GJS)
gutes Urformen, schlechtes Umformen
dämpft gut -> Zylinder- und Motorblöcke
Was sind die 4 Gestaltungsrichtlinien?
Formgerechtigkeit -> keine spitzen Innenkanten
Beanspruchungsgerechtigkeit -> Zug-Druckbelastung beachten
Erstarrungsgerechtigkeit -> Materialanhäufungen und Wanddickensprünge vermeiden
Bearbeitungsgerechtigkeit -> Nacharbeit vermeiden, Zugang für Werkzeuge beachten
Erkläre den Prozess der “Pulvermetallurgie”, nenne Vor-/Nachteile, sowie Beispiele
Definition: Herstellung von Bauteilen aus Metallpulvern durch einen Formgebungsprozess (Verdichten) und anschließender Wärmebehandlung. Kommt zum Einsatz, wenn Aufschmelzen vermieden werden soll oder nicht möglich ist.
Einstellbare mechanische Eigenschaften
Werkstoffe mit sehr hohem Schmelzpunkt verarbeitbar
Kein Faserverlauf -> isotrope Festigkeitseigenschaften
Enge Toleranzen möglich (Masse, Form und Maß)
Hinterschneidungen mit axialem Pressen nicht herstellbar
Poren verschlechtern die mechanischen Eigenschaften und unterschiedliche Schwindung bei inhomogener Verteilung
Beispiele: Ventilführungen, Pleuel, Staubkappe für PKW-Schloss
-> Anwendung aus werkstoffspezifischen Gründen (Materialeigenschaften) oder aufgrund spezieller Anforderungen (Oberflächenqualität, Maßtoleranzen)
Je höher die geforderte Dichte, desto teurer das Bauteil
Wie sieht der Fertigungsablauf bei der “Pulvermetallurgie” aus?
Definiere “Pulver”
Was ist der Unterschied zwischen unregelmäßig geformten und kugelförmigen Pulvern?
Pulver = Haufwerk von Teilchen.
größer als 1mm Durchmesser -> Granulate
kleiner als 1mm Durchmesser -> Formteile
kleiner als 1μm Durchmesser -> Kolloide
Unregelmäßig geformte Pulver: gutes Press- & Sinterverhalten, ungünstige Fließeigenschaften (langsames Füllen der Form)
<-> Kugelige Pulver: Bessere Fließeigenschaften, geringere Dichte beim Sintern
Wie läuft die Herstellung von Pulver ab?
Mechanische Verfahren: Durch das Mahlaggregat erzeugte Bewegungsenergie wird in mechanische Spannung umgesetzt -> Sprödbruch oder Bruch infolge zu starker Kaltverfestigung
-> für spröde Metalle
Verdüsungsverfahren: Schmelze oder lokal aufgeschmolzener Werkstoff durch Gase, Flüssigkeiten oder Ultraschall in Tröpfchen verteilt -> Erstarren rasch
-> für duktile Metalle
-> Druckluft und Druckwasser häufigste genutzte Variante
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