VL 7 Kostenrechnungssysteme

Die Vollkostenrechnung erfasst:

alle Leistungen und Kosten (Vollkosten), d.h. sowohl fixe Kosten (Gemeinkosten wie z.B. Miete und Abschreibungen) als auch variable Kosten (z.B. Rohstoffe, Bauteile), und rechnet diese den Kostenträgern (Produkten, Dienstleistungen) zu.

Mittels der Vollkostenrechnung können u.a. die

• Selbstkosten eines Produktes sowie die

• Herstellungskosten für die Bewertung der Vorräte in der Bilanz ermittelt werden

• Praxiskosten für unser Zentrum für seelische Gesundheit (Coaching/Psychotherapie KV-System) bestehend aus:

• Personalkosten

• Miete

• Strom

• Heizung

• Reinigung

• Büromaterial

• Telefon

• Versicherungen

  Summe der Kosten: 6.000 €/Monat

Zentrum aus zwei Trägern (Coaching & Psychoterapie)

Ist nicht verursachungsgerecht. Weil nicht geprüft wird, welche Kosten von wem mehr verursacht wird (Coach o. Psychotherapeut)

• Mittels der Vollkostenrechnung können die Selbstkosten der Kostenträger ermittelt werden, d.h. -> die langfristige Preisuntergrenze, die auf dem Absatzmarkt erzielt werden muss, damit das Unternehmen kostendeckend wirtschaftet.

• einfach, schnell, übersichtlich

• Aber nur bei EINEM Kostenträger

• Dem grundlegenden Ziel der Kostenrechnung, der verursachungsgerechten Zuordnung der Kosten auf die Kostenträger, wird nicht entsprochen

• Gemeinkosten werden einfach auf die Produkte umgelegt

Nutzen der Teilkostenrechnung

• Werden hingegen nicht alle Kosten auf die Kostenträger verrechnet, liegt eine Teilkostenrechnung vor.

• Beispiel: Vollkostenrechnung vs. Teilkostenrechnung

  • Angenommen, man möchte die Kosten pro km für das eigene Auto ermitteln.

  • Die Vollkostenrechnung bezieht alle Kosten (Treibstoff, Versicherung, Abschreibung, Kfz-Steuer, Wartung etc.) mit in die Berechnung ein.

  • Die Teilkostenrechnung hingegen bezieht nur die variablen Kosten (Treibstoff) ein

    • letzteres kann als Grundlage für Entscheidungen ("morgen von München nach Hamburg mit dem Auto oder Zug fahren?") durchaus sinnvoll sein

• Die Deckungsbeitragsrechnung ist eine Teilkostenrechnung.

• Im Gegensatz zur Vollkostenrechnung verrechnet sie nicht die kompletten Kosten auf die einzelnen Kostenträger (Produkte)

• Bei der Deckungsbeitragsrechnung werden zunächst nur die variablen Kosten auf die Kostenträger verrechnet, da nur diese verursachungsgerecht zuzuordnen sind

• Der Deckungsbeitrag stellt dabei den Differenzbetrag dar, um den die Erlöse eines Kostenträgers seine variablen Kosten übersteigen.

• Dieser Differenzbetrag steht dann zur Deckung der Fixkosten zur Verfügung

• Beurteilung einzelner Produkte bzw. Produktarten:

  • "welche liefern den höchsten Deckungsbeitrag?„

• Entscheidungen bzgl. des Produktprogramms bzw. Sortiments:

  • Produkte mit hohen Deckungsbeiträgen könnte man fördern (z.B. durch Marketing) und mehr davon anbieten,

  • Produkte mit negativem Deckungsbeitrag könnte man einstellen

Gefahr: Retrospektivität

Ideal: Kontinuierlich /moantlicherweise -> Ist aber nur quartalsweise möglich (Kontenübersicht)

Risiko: Wir wissen immer erst im Nachhinein, ob die Gesamtkosten gedeckt sind oder nicht

Die Kostenartenrechnung ermittelt, welche Arten von Kosten angefallen sind.

Sie stellt die Frage: "Welche Kosten fallen in welcher Höhe in einer Periode an?"

• gliedert die Kosten nach der Art der verbrauchten Produktionsfaktoren,

  • z.B. Materialkosten, Personalkosten etc.

  • sowie nach den betrieblichen Funktionen,

  • z.B. Fertigungskosten, Verwaltungskosten, Vertriebskosten etc

• Grundsätze der Kostenerfassung

• Bei der Kostenerfassung im Rahmen der Kostenartenrechnung sind folgende Grundsätze zu beachten

  • Vollständigkeit;

  • Einheitlichkeit (inhaltlich gleiche Kosten sind den gleichen Kostenarten zuzuordnen);

  • Eindeutigkeit (Abgrenzung) sowie

  • Wirtschaftlichkeit

(Buchhaltung)

• Die Kostenstellenrechnung verteilt die Kostenarten auf die einzelnen Kostenbereiche.

• Sie zielt auf den Ort der Kostenentstehung und den „Verantwortlichen“

• Die Kostenstellenrechnung stellt die Frage: „Wo fallen die Kosten in welcher Höhe an?“.

• Die Kostenstellenrechnung unterteilt das Unternehmen in

  • Kostenbereiche (z.B. Vertrieb) und weiter in

  • Kostenstellen (z.B. Vertrieb Inland Nord, Vertrieb Inland Süd, Vertrieb übriges Europa etc.)

Ein wichtiges Instrument der Kostenstellenrechnung für die Verteilung der Gemeinkosten auf die Kostenstellen ist der Betriebsabrechnungsbogen (BAB) (über den auch die innerbetriebliche Leistungsverrechnung vorgenommen wird)

Interessant ist nur der rechte untere Teil der Grafik

• Betriebsabrechnungsbogen

• es handelt es sich primär um ein Instrument, um die nicht als Einzelkosten der Leistung direkt zurechenbaren Kosten (also die Gemeinkosten) gegliedert nach Kostenarten in den Kostenstellen zu erfassen.

• ist ein Instrument im Rahmen der Vollkostenrechnung !!!

• liefert die Kalkulationssätze, die zur Kalkulation der Leistung benötigt werden

• die Höhe der auf den einzelnen Kostenstellen angefallenen Kosten

  • damit dient sie der Kostenkontrolle bzw. dem Controlling;

• die Höhe der Gemeinkosten, die über Zuschlagssätze auf die Produkte verteilt werden

Kostenträger sind insbesondere die Produkte bzw. Dienstleistungen des Unternehmens, können aber je nach Bedarf auch andere Objekte sein, denen z.B. für Controllingzwecke Kosten zugeordnet werden bzw. deren Kosten man überwachen möchte.

• Die Kostenträgerrechnung – als nach Kostenartenrechnung und Kostenstellenrechnung letzte Stufe der Kostenrechnung – rechnet die Kosten den einzelnen Kostenträgern zu

  • Mit Hilfe der Kostenträgerrechnung werden

  • die Herstellkosten,

  • die Selbstkosten,

  • mögliche Angebotspreise bzw. Preisuntergrenzen sowie

  • interne Verrechnungspreise ermittelt oder auch

  • Kalkulationen von Aufträgen durchgeführt sowie

  • Vorräte (unfertige Erzeugnisse etc.) bewertet