Definiere den Begriff zerebrale Bewegungsstörung
Synonyme: Infantile Zerebralparese (ICP), zerebrale Bewegungsstörung, kindliche Hirnlähmung
Def:
Gruppe von Krankheitsbildern, die zu einer Störung der Haltung, der Bewegung und der motorischen Funktion führt. Es handelt sich um eine dauerhafte Haltungs - und Bewegungsstörung, die nicht progredient ist.
Welche Ursachen können zu einer zerebralen Bewegungsstörung führen? und welchen besonderen Risikofaktor kennst du?
Ursachen
Hauptursache ist ein Sauerstoffmangel (Asphyxie), vor während oder nach der Geburt (prä- peri- oder postnatal)
Risikofaktoren
besonderer Risikofaktor: Frühgeburtlichkeit (30-40% der Frühgeborenen)
Frühgeborene (FG): Kinder, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden, haben ein 40fach höheres Risiko eine Zerebralparese (CP) zu entwickeln, 30% aller ICP- Kinder sind Frühgeborene. Je unreifer ein Frühgeborenes ist, desto höher ist das Risiko eine CP zu entwickeln.
Angeborene Fehlbildungen des Gehirns
pränatale Infektionskrankheiten: Röteln, Zytomegalie, Toxoplasmose
Enzephalitis/ Meningitis
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Hirnblutungen
Kernikterus
Schädigung durch Medikamente, Alkohol, toxische Stoffe während der Schwangerschaft
Wie häufig tritt eine zerebrale Bewegungsstörung auf?
rückläufig, wegen einer verbesserten Schwangerschaftsvorsorge
1-2 von 1000 Geburten
a) Welche Formen der zerebralen Bewegungsstörung gibt es?
b) Wie ist ihre prozentuale Häufigkeit?
c) Welche Struktur des ZNS ist betroffen?
a) Formen
spastische CP 80 - 90 %
Ursache: Störung der Signalübertragung von der Hirnrinde über die Pyramidenbahn und das Rückenmark zur Muskulatur der Arme und Beine, es wird ein zu hoher Muskeltonus aufgebaut, eine Koordination von Beugern und Streckern gelingt nicht. Eine Bewegungskontrolle ist nicht möglich
spastische Hemiparese
spastische Tetraparese
spastische beinbetonte Tetraparese ( Diparese )
seiten-, gekreuzt-, und armbetonte Paresen
dyskinetische CP 6 %
Bewegungsstörung
ständiger Wechsel des Muskeltonus der verschiedenen Muskelgruppen aufgrund einer Schädigung der Basalganglien
Die Symptomatik nimmt bei Anspannung zu, somit ist die gezielte Willkürmotorik erheblich erschwert.
Bei den extrapyramidalen Formen findet man oft eine grimassierende Mimik.
ataktische CP 4 %
Schädigung des Kleinhirns durch Asphyxie unter der Geburt, insbesondere bei Frühgeborenen, oder bei angeborenen Fehlbildungen, Virusinfektionen und toxischer Schädigung in der Schwangerschaft
Nenne die Merkmale einer Spastik.
erhöhter muskulärer Grundtonus (Muskelhypertonie)
untere Extremität: Tonus der Strecker und Adduktoren erhöht
obere Extremität: Tonus der Beuger erhöht
Zunahme der Spastik bei Anstrengung und Erregung.
Gefahr von Kontrakturen, Fehlstellungen und Luxationen
Welche spastischen Bewegungsstörungen gibt es und welche Extremitäten sind betroffen?
Anhand der Lokalisation der motorischen Störung unterscheidet man:
a) Welche Formen der dyskinetischen Zerebralparesen gibt es?
b) Beschreibe ihr Aussehen.
Dyskinesie = Bewegungsstörung
extrapyramidal
ständiger Wechsel des Muskeltonus derverschiedenen Muskelgruppen aufgrund einer Schädigung der Basalganglien
Die Symptomatik nimmt beiAnspannung zu, somit ist die gezielte Willkürmotorik erheblich erschwert. Bei den extrapyramidalen Formen findet man oft eine grimassierende Mimik.
Die Intelligenz ist meist normal.
Ursache: Asphyxie unter der Geburt, genetische- oder Stoffwechselstörungen
Je nachdem welche Bewegungsstörung im Vordergrund steht, unterscheidet man:
Athetose
Chorea
Dystonie
Formen
gewundene, „wurmförmige“ Bewegungen, v.a. Hände
Schädigung der Stammganglien, vor allem Ncl. caudatus und Putamen, z.B beim Kernikterus
kurze, unwillkürlich einschießende Muskelkontraktionen
Störung im Bereich der Stammganglien und Ungleichgewicht der Neurotransmitter
Bei diesen Bewegungsstörungen sind schwere motorische Bewegungsstörungen möglich, auchdie Sprachentwicklung durch eine behinderte Mundmotorik kann beeinträchtigt sein. (Dysarthrie)
Die kognitiven Fähigkeiten sind dagegen ganz gut.
Es ist vor allem die Rumpfmuskulatur betroffen.
Die Sprachentwicklung ist oft beeinträchtigt.
Was versteht man unter einer Dyskinesie?
ständiger Wechsel des Muskeltonus der verschiedenen Muskelgruppen.
Da die Symptomatik bei Anstrengung zunimmt, ist die Willkürmotorik erheblich eingeschränkt. Man unterscheidet Athetose (wurmartige Bewegungen), Chorea (einschießende Bewegungen, ruckartige Bewegungsunruhe) und Dystonie (Tonuswechsel der Rumpfmuskulatur).
a) Beschreibe die Symptome bei der ataktischen Form der CP
Symptome oft erst im Laufe des 2. und 3. Lebensjahrs sichtbar
Schädigung des Kleinhirns durch Asphyxie unter der Geburt, insbesondere bei Frühgeborenen, oder bei angeborenen Fehlbildungen, Virusinfektionen und toxischer Schädigung in derSchwangerschaft
Muskelhypotonie
Es kann ein Nystagmus im 1. Lebensjahr auftreten
später schwere Störung in der Koordination, der Haltung und Bewegung, z.B. Greifataxie oder Gangataxie
Ataxie: überschießend zittrige Bewegungen
gesteigerte Muskeleigenreflexe
Störung des Sprachflusses und der kognitiven Leistungsfähigkeit
Welche Struktur des ZNS ist bei einer ataktischen Zerebralparese betroffen?
Schädigung des Kleinhirns
In den meisten Fällen sind Kinder mit einer zerebralen Bewegungsstörung schwer mehrfach behindert. Welche Zusatzerkrankung kennst du?
zerebrale Anfälle können sich entwickeln
Seh-, Hör- und Sprachprobleme sind häufig
Störungen der Augen- und Mundmotorik müssen beachtet und behandelt werden
Verhaltensauffälligkeiten (Aufmerksamkeitsstörung, Konzentrationsstörung, Impulsivität, Aggressivität) können Folgen der Zerebralparese sein oder durch psychosoziale Probleme entstehen.
Intelligenzminderung
Beschreibe die klinische Symptomatik eines an CP erkrankten Kindes.
eingeschränkte Willkürmotorik
persistierende Neugeborenenreflexe (Moro, Babinsky, ATNR)
pathologische Reflexe
inadäquater Muskeltonus, deres den Kindern nicht erlaubt, zielgerichtete Bewegungen auszuführen, dies führt zu
gestörter Fein- und Grobmotorik
Gleichgewichtsstörung
Fehlstellungen und Kontrakturen
oft zusätzliche Symptome einer Hirnfunktionsstörung wie
zerebrale Anfälle
Wahrnehmungsstörungen
Sprach- Seh- und Hörstörung
Verhaltensauffälligkeiten (Apathie, Affektinkontinenz)
Welche Aufgaben kommen auf den Physiotherapeuten bei der Therapie von Kindern mit einer CP zu?
Passives Durchbewegen und Dehnen zur Kontrakturprophylaxe
Lagerung zur Dekubitusprophylaxe
aktive Bewegungsübungen auf neurophysiologischer Grundlage (Bobath/ Vojta), Stehtraining, Gleichgewichtsübungen, Anwendung im Wasser
—> intensive funktionelle Behandlung unterstützt die Entwicklung der Kinder und beugt Veränderungen am Bewegungsapparat vor
a) Die Kinderneurologie beschäftigt sich mit Diagnostik und Therapie von Erkrankungen. Vervollständige diese Aussage.
b) Welche Arten von Störungen werden behandelt?
Die Kinderneurologie umfasst die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Zentralen Nervensystems (ZNS) (= des Gehirns und des Rückenmarks (RM)) und des peripheren Nervensystems
Folgende Störungen werden behandelt:
organische z.B. nach Verletzung
psychische
kognitive
das Verhalten betreffende
Aufgabe ist es, eine bestmögliche Unterstützung erkrankter Kinder und ihrer Familien mit dem Ziel eines eigenständigen Lebens, sowohl privat als auch beruflich zu erreichen.
Definiere den Ausdruck psychomotorische Entwicklungsstörung.
Nicht regelgerechte Entwicklung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten, was sich in unterdurchschnittlichen IQ-Werten sowie in der Limitierung von Fähigkeiten äußert, die für die Bewältigung des Alltags notwendig sind (z.B. Kommunikation, Selbstständigkeit, Sozialkompetenz).
a) Was ist die Pyramidenbahn ?
b) Wie äußert sich eine Schädigung der Pyramidenbahn?
Nervenbahn im Gehirn und RM, die die Nervenimpulse der willkürlichen Motorik überträgt.
die efferenten Bahnen laufen vom Kortex (Hirnrinde) ohne Umschaltung durch die Pyramide zum RM
Welche Strukturen gehören zum extrapyramidalen System?
dazu gehören alle motorischen Kerngebiete und ihre dazugehörigen Bahnen des ZNS, die nicht zu den Pyramidenbahnen gehören
anatomische Kerngebiete sind:
Corpus striatum = Ncl. caudatus und Putamen Globus pallidum
Claustrum
Corpus amygdaloideum
Ncl. subthalamicus
Substantia nigra
Ncl. ruber
Nuclei tigmenti (Formatio reticularis)
Kleinhirn
Ncl. olivaris
Von diesen Kernen entspringen Bahnen, die im Vorderseitenstrang des Rückenmarks absteigen und an den motorischen Vorderhornzellen enden.
Nenne 3 anatomische Kerngebiete des extrapyramidalen Systems.
Welche Aufgabe hat das extrapyramidale System?
Regulierung des Muskeltonus
der unwillkürlichen und Koordinationsbewegungen • der automatischen Bewegungsabläufe
der Körperhaltung
der Ausdrucks- und Abwehrbewegungen
des Gleichgewichts
Was ist eine Asphyxie? Nenne 5 Ursachen.
Unter einer Asphyxie versteht man einen prä-, peri- oder postnatalen Sauerstoffmangel
Intrauterin
Mutter: Präeklampsie, Hypertonie, Diabetes mellitus, Uterusruptur
Kind: Frühgebort, Nabelschnurkomplikation, fetale Wachstumsretardierung
Plazenta: Lösung, Insuffizienz
Postnatal
Welches Krankheitsbild entsteht bei einer periventrikulären Leukomalazie? Erkläre, warum dieses Krankheitsbild so aussieht.
periventrikulär = neben den Ventrikeln
leuko = Bestimmungswort in Zusammenhang mit der Bedeutung weiß
malazie = krankhafte Erweichung eines Gewebes oder Organs
Frühgeborene sind umso gefährdeter eine zerebrale Bewegungsstörung zu erleiden, je unreifer sie geboren werden. Durch Störungen im Atem- und Herzkreislaufsystem kommt es zur Mangeldurchblutung, Mangelversorgung, aber auch zu Blutungen in Hirnkammern und Hirngewebe. Wenn dadurch motorische Zentren oder Bewegungsbahnen betroffen sind, kann eine Bewegungsstörung entstehen.
Im Falle einer Minderdurchblutung des Gehirns zwischen der 20. und 30. Schwangerschaftswoche entsteht das Krankheitsbild einer Periventrikulären Leukomalazie.
Zu diesem Zeitpunkt stellt die periventrikuläre weiße Substanz ein arterielles Versorgungsgebiet der "letzten Wiese dar", d.h. dass bei einer Minderdurchblutung des Gehirns diese Gehirnabschnitte als erste geschädigt werden.
Klinik und Diagnostik
Da die motorischen Fasern der unteren Extremitäten im Gyrus präcentralis näher am Ventrikel verlaufen als die der oberen Extremitäten, entsteht bei einer beidseitigen periventrikulären Leukomalazie das Krankheitsbild der spastischen Paraparese (= partielle Lähmung beider Beine, die motorischen Funktionen sind praktisch immer betroffen).
Je nach Ausmaß der Schädigung kann auch die geistige Entwicklung beeinträchtigt sein.
Neben der typischen Klinik ist die Sonographie durch die offene Fontanelle das wichtigste diagnostische Mittel.
Was ist Epilepsie? Definiere.
Der Begriff Epilepsie stammt aus dem Griechischen = auf etwas fallen, umfallen, vonetwas plötzlich ergriffen sein
Definition Epilepsie
chronisch rezidivierende Krampfanfälle, in der Regel unabhängig von auslösenden Ursachen
nicht unterbrechbar
entstehen im Gehirn
Die Informationsübertragung zwischen den vielen Milliarden von Nervenzellen erfolgt nach einem festen Plan aus Erregung und Hemmung. Werden Prozesse an den Synapsen gestört, können die Nervenzellen ihre gesteigerte Aktivität nicht mehr hemmen und es kommt zu einer sich explosionsartig ausbreitenden Erregung großer Nervenzellverbände oder auch des gesamten Gehirns.
Was ist ein zerebraler Krampfanfall?
Definition zerebraler Krampfanfall
Der zerebrale Krampfanfall ist eine Hirnfunktionsstörung, bei der sich zentrale Nervenzellen gleichzeitig entladen.
Das Auftreten kann durch Auslöser provoziert sein (hohes Fieber, Schlafentzug, Enzephalitis, Intoxikation)
oder als Gelegenheitskrampf ohne Ursache
oder im Rahmen einer Epilepsie auftreten.
Was ist ein Affektkrampf?
Respiratorische Affektkrämpfe sind eine Differentialdiagnose zur Epilepsie bei Kleinkindern. Ausgelöst durch Wut, Schreck oder Zorn halten die Kinder die Luft an (Hypoxie) und werden bewußtlos. Durch den steigenden CO2 Partialdruck setzt der Atemantrieb wieder ein.
Was ist ein Grand mal Anfall? Beschreibe den Ablauf.
Grand mal Anfälle (= primär generalisierte große Anfälle)
gehen meist mit Missstimmung und Reizbarkeit einher, die schon Tage vorher den Anfall ankündigen können
es folgt ein Bewußtseinsverlust, meist mit Sturz und Verletzungsrisiko
anschließend tonisch- klonische, tonische oder klonische Krämpfe
Atemstillstand mit Zyanose (tonische Phase) und Zungenbiss
Schaum in und vor dem Mund
evtl. Einnässen (klonische Phase).
danach kann ein tiefer Schlaf folgen
Welche Anfallsarten gehören zu den Petit mal Anfällen?
primär generalisierte kleine Anfälle (Bewußtseinsverlust von Beginn an) - können im weiteren Verlauf in Grand mal Anfälle übergehen
dazu gehören:
Absencen
wenige sekundenlang dauernde Abwesenheit, keine wesentlich anderen Zeichen,
währenddessen ist der Betroffene nichtansprechbar,
hinterher besteht eine Erinnerungslücke (=Amnesie);
v.a. Mädchen zwischen 5 und 10 Jahren, Bewußtseinspause 10-30 sec, mit Nesteln,
Schmatzen, Erröten, Erblassen, bis zu 200mal am Tag
nach der Pubertät treten Absencen seltener auf, Spontanheilungen sind möglich
bei 30-50% Übergang zu einer Gran- mal Epilepsie
myoklonische Anfälle
pötzlich einschießende und kurze Zuckungen meist umschriebener Muskelgruppen,
meist ohne Bewußtseinsverlust.
manche Anfälle z.B. führen zu Zuckungen der Schulter und Arme, was wie ein Wegschleudern der Arme aussieht. Beispiel im Kindesalter:
myoklonischen - astatischen Anfälle
(sehr selten, zwischen dem 3.- 5. LJ,plötzlicher Tonusverlust mit Sturz und Myoklonien, vorwiegend Jungen)
Impulsiv Petit mal (Juvenile myoklonische Epilepsie, Janz Syndrom)
zwischen 12 und 20 Jahren, Aufwachmyoklonien im Bereich des Schultergürtels und der Arme, mehr Mädchen, Auslöser: Schlafmangel, Alkohol, Flackerlicht
Was sind BNS (Blitz-Nick-Salaam Anfälle)? Beschreibe das Aussehen.
C Pädiatrische epileptische Enzephalopathien
Blitz- Nick-Salaam Anfälle, syn. West- Syndrom oder BNS- Krämpfe - 3.-8. Lebensmonat
symptomatische Ursachen:prä-, peri- oder postnatale Hypoxie, eventuell intrakranielle Blutungen, Fehlbildungen, pränatale Infektionen, nur 10 % ohne symptomatischesKorrelat
fokal generalisierter Anfall: der Anfall beginnt in einer Hirnregion, das Gehirn des Säuglings ist noch nicht in der Lage den Anfall örtlich zu begrenzen und er breitet sich auf der gesamten Hirnrinde aus. Anfall des unausgereiften Gehirns!
Typisch sind myoklonische Blitzanfälle (der Rumpf wird nach vorne gebeugt, die Extremitäten blitzartig nach vorne geschleudert)
tonische Nick- Anfälle und
tonische Beugekrämpfe (Salaam), das Kind verneigt sich, wie beim orientalischen Gruß
Prognose aufgrund der ursächlichen Hirnschädigung sehr ungünstig, oft mit mentaler Retardierung, ein Übergang in eine Lennox- Gastaut-Störung ist nicht selten.
Was sind Säuglingsepilepsien? Wie äußern sie sich?
im Säuglingsalter oft sehr uncharakteristisch, äußern sich z.B. als Nystagmus oder kurzes Verharren mit Augenabweichungen (Deviationen) oder mit Lidflattern oder Apnoen (Atempausen).
Für eine Epilepsie sprechen sich wiederholende Reaktionen, die nicht unterbrochen werden können, die untypisch für das Alter des Säuglings sind und die durch einen Lagewechsel des Säuglings nicht auslösbar sind.
Davon abzugrenzen sind: Schlafmyoklonien, die nur im Schlaf auftreten als kurze rhythmische Zuckungen, die aber gestoppt werden können.
Was ist ein Hydrozephalus?
Als Hydrozephalus bezeichnet man die Erweiterung der inneren und/oder äußeren liquorführenden Räume. Liquorführende Räume sind die 4 Ventrikel (=Hirnkammern) und der Subarachnoidalraum des Gehirns und Rückenmarks.
Sind die Hirnkammern (1.-4. Ventrikel) erweitert spricht man von einem Hydrozephalus internus. Ist der Subarachnoidalraum erweitert von einem Hydrozephalus externus.
Zum Schutz vor Erschütterungen und Stößen werden Gehirn und Rückenmark von einer Flüssigkeit, dem Liquor umspült. Aufgrund verschiedener Faktoren kommt es bei einem Hydrozephalus (Wasserkopf), zu einem Missverhältnis zwischen Bildung und Abtransport des Gehirnwassers und somit zu einem intrakraniellen Druckanstieg.
Der Hydrozephalus ist ein Symptom, das unterschiedliche Erkrankungen begleitet.
Wie kann ein Hydrozephalus zustande kommen (3 Arten)?
Hydrocephalus occlusivus (Verschlusshydrozephalus)
Blockade des Liquorabflusses durch Fehlbildungen, Tumore, Entzündungen, Blutgerinsel (z.B. Ventrikelblutung bei Frühgeborenen), Arnold- Chiari- Syndrom
Hydrdrocephalus malresorptivus (kommunizierender Hydrozephalus)
Liquorresorptionsstörung nach Infektionen (wie z.B.Meningitis) und Blutung, durch Verklebung der Hirnhäute
Hydrocephalus hypersecretorius (hypersekretorischer Hydrozephalus)
z.B. Plexuspapillom
Welche Symptomatik zeigt ein Säugling mit Hydrozephalus?
Neugeborene und Säuglinge
bei noch offenen Fontanellen fallen die Kinder durch eine Zunahme des Kopfumfangs (> 97. Percentil) oder einen Perzentilensprung des Kopfumfangs auf.
Die Fontanellen sind vorgewölbt, am Schädel prominente Venenzeichnung.
Die Säuglinge trinken schlecht, erbrechen und sind apathisch.
Oft entwickelt sich eine vertikale Blickparese (Sonnenuntergangsphänomen)
ältere Kinder
Hirndruckzeichen: Kopfschmerzen,
Sehstörung
Übelkeit, Erbrechen,
zunehmende Bewußtseinseintrübung
Welche Formen eines Neuralrohrdefektes (Spina bifida) kennst du?
Formen:
A Spina bifida occulta
Spaltbildung des Wirbelbogens ohne Beteiligung der Rückenmarkshäute (Meningen) und des Rückenmarks (Myelon)
ein Lipom, Hämangiom, Haarnest oder Nävus können auf eine Spina bifida occulta hinweisen
ohne Krankheitswert
B Spina bifida aperta
findet man am häufigsten in der Lumbalregion, seltener in der Thorakalregion • Man unterscheidet:
Meningozele
Meningomyelozele
Myelozele
Wie kommt ein Neuralrohrdefekt zustande?
Während der 3.- 4. Schwangerschaftswoche verschließt sich die Vorstufe des Wirbelkanals, das sogenannte Neuralrohr, um sich zur Wirbelsäule mit dem Rückenmark zu entwickeln.
Bei Kindern mit einem Neuralrohrdefekt (dysraphische Störung) verschließt sich das Neuralrohr nicht.
Auffällig ist eine familiäre Häufung, d.h. ein Ungeborenes mit einem betroffenen Geschwisterkind hat eine höhere Wahrscheinlichkeit (5-8 %) auch betroffen zusein.
Was ist eine Meningomyelozele und welche Symptome zeigen die betroffenen Kinder?
häufigste Form
Das fehlentwickelte Rückenmark und die Meningen stülpen sich nach außen vor, der Defekt ist von Haut bedeckt.
Je höher sich die Meningomyelozele befindet, desto stärker sind die Kinder betroffen.
Symptome:
inkomplette Querschnittslähmung mit Lähmungen der Beine und Muskelatrophien, in der Folge mit der Entstehung von Kontrakturen, Fehlstellungen und Skoliosebildung
neurogene Blasen- und Darmentleerungsstörung in der Folge mit Restharnbildung und rezidivierenden Blasenentzündungen, die auch die Nierenfunktion beeinträchtigenkönnen
trophische und sensible Störungen der Haut, die zu Dekubitalulzera führen können
auch pathologische Frakturen, die nicht erkannt werden, sind möglich, da die Kinder keine Schmerzen verspüren. Deshalb sehr wichtig: Druck durch Schuhe, Orthesen und Lagerung vermeiden.
80 % der Kinder mit einer Meningomyelozele entwickeln einen Hydrozephalus, da der Liquor nicht ungehindert abfließen kann.
Was ist eine Meningozele?
Eine Form der Spina bifida aperta. In der Wölbung findet man Teile der Rückenmarkshäute (die Arachnoidea ist prolabiert), das Rückenmark ist nicht betroffen, der Wirbelbogen ist nicht verschlossen, der Defekt von Haut überzogen. Keine neurologischen Ausfälle.
Ordne dem Krankheitsbild
Myasthenia gravis
Muskeldystrophie
Spinale Muskelatrophie
Neuropathie
die Lokalisation der Störung zu
Muskulatur
peripherer Nerv
motorische Vorderhornzelle
motorische Endplatte
Einteilung neuromuskulräer Erkrankungen
Welche gemeinsamen Symptome neuromuskulärer Erkrankungen kennst du?
Gemeinsame Symptome aller neuromuskulärer Erkrankungen sind:
Muskelschwäche
Muskuläre Hypotonie
veränderte Muskeltrophik (Ernährungs- und Stoffwechselzustand)
Muskelschmerzen
Muskelzittern
abgeschwächte oder erloschene Muskeleigenreflexe
Welche Symptome erwartest du bei einem Säugling mit einer spinalen Muskelatrophie?
Spinale Muskelatrophie Typ I (SMA I)
• = Typ Werdnig-Hoffmann
• manifestiert sich im Säuglingsalter (0- 6 Monate)
floppy infant (extrem hypotones Kind) • Froschhaltung
paradoxe Atmung
Trinkschwäche
schwache Stimme, klägliches Schreien, normale Vigilanz (wache Augen und interessierter Blick)
häufig Faszikulation im Bereich der Zunge
kein freies Sitzen
keine Sensibilitätsstörung, da nur die motorischen Vorderhornzellen betroffen sind
Spinale Muskelatrophie II (SMA II)
• Intermediärform
• Manifestation: 6.-12. Lebensmonat
kein Drehen vom Rücken zur Bauchlage • in Bauchlage kein Abstützen
freies Sitzen ist möglich
Gehen oder Stehen ist nicht möglich
Kontrakturen
ab Schul- und Jugendalter zunehmende Ateminsuffizienz, die letztendlich zum Todführt.
Spinale Muskelatrophie III (SMA III)
• = Typ Kugelberg-Welander
• juvenil-adulte Form
primär freies Gehen möglich
Watschelgang
Probleme beim Rennen und Treppensteigen
Die spinale Muskelatrophie gehört zu den neuromuskulären Erkrankungen.
a) Was ist hierfür die Ursache?
b) Wo ist die Erkrankung lokalisiert?
c) Nenne die Symptome.
autosomal rezessive Erkrankung, die zur Degeneration der motorischen Vorderhornzellen mit progressivem Motoneuronverlust führt
Wie sieht die Therapie bei einer spinalen Muskelatrophie aus?
keine kausale Therapie
Physiotherapie
adäquate Heilmittelversorung
möglichst lange Teilhabe und Selbständigkeit
Integration
orthopädisch: Orthesenversorgung, Skoliosestabilisierung
Prophylaxe und Therapie von Atemwegserkrankungen
Welche Krankheitsbilder gehören zu den neuromuskulären Erkrankungen?
-
Was ist die Ursache für eine HMSN (heriditäre motorische und sensorische Neuropathie?
Gruppe von Polyneuropathien, phänotypisch und genetisch unterschiedlich
Degeneration der peripheren Nerven, die sekundär zu einer Muskelatrophie führen.
Beschreibe das Krankheitsbild einer HMSN (heriditäre motorische und sensorische Neuropathie ).
Charcot - Marie -Tooth- Neuropathie
=Typ1
autosomal dominant demyelisierende Form
Beginn: 1.- 2. Lebensjahrzehnt
Klinik & Verlauf:
langsame progredient even symmetrische Atrophie Fuß- & Unterschenkelmuskulatur (Storchenbeine)
führt zum Steppergang (peronäal betonte Parese)
distal betonten Sensibilitätsstörung
oft Hohlfußbildung
Muskeleigenreflexe oft nicht auslösbar
OE können betroffen sein
Muskelatrophie schreitet langsam über Jahrzehnte voran
Welche Untersuchungen geben schnell ein aufschlussreiches Bild über den Entwicklungsstand eines Kindes im 1. Lebensjahr?
Lagereaktion nach Vojta
Überprüfung der Neugeborenen- & Säuglingsreflexe
Vojta Reaktion 3 Phase nach dem 9. - 14 Monat
Traktionsversuch 4 Phase 9 - 14 Monat
Kopfhängeversuch 4 Phase ab 9 Monat
U6 10-12 LM
körperliche Entwicklung
psychomotorische Entwicklung
sprachliche Entwicklung
Welche Lagereaktionen kennst du?
Da es sich um komplizierte Reaktionen handelt, ist es terminologisch besser, nicht von Lagereflexen, sondern von Lagereaktionen zu sprechen.
Vojta-Reaktion
Traktionsversuch
Kopfabhangversuch nach Peiper
Kopfhangversuch nach Collis
Horizontalabhangversuch nach Collis
Landau-Reaktion
Axillarhängeversuch
Beschreibe wie die Seit-Kipp-Bewegung nach Vojta.
Auslösung: Anheben des Kindes aus der Bauchlage und rasches seitliches Kippen von der vertikalen in die horizontale Lage.
Beschreibe wie der Traktionsversuch erfolgt. Was kann damit beurteilt werden?
Diese Probe hat man seit Jahrzehnten in der Diagnostik angewandt um, bei dem aus der Rückenlage in die vertikale Sitzlage hochgezogenen Kind, die Kopfhaltung zu beurteilen. Wird jedoch das Kind in eine schräge Lage gezogen (ca. 45 Grad über die Horizontale), ist es möglich, in dieser labilen Lage die Reaktion des ganzen Körpers und der Extremitäten zu beobachten.
Es muss darauf geachtet werden, den Greifreflex der Hände auszunutzen. Dazu wird ein Finger von der ulnaren Seite her in die Hand des Kindes gelegt. Mit den anderen Fingern fasst man den distalen Unterarm des Kindes und berührt nicht den Handrücken. Dieser exterozeptive Reiz würde den Greifreflex bremsen.
Wie erfolgt der Axillärhängeversuch?
Ausführung: Vertikale Haltung. Das Kind wird am Rumpf gehalten, mit dem Kopf nach oben und dem Rücken zum Untersuchenden. Es ist darauf zu achten, dass das Kind
nicht in seinem Schultergürtel hängt,
dass der Untersuchende mit seinen Daumen nicht den unteren Trapeziusrand des Kindes berührt, da durch diesen propriozeptiven Reiz eine Streckhaltung der Beine ausgelöst wird.
Wie wird die Landau Reaktion untersucht?
Ausführung: Das Kind wird unter dem Bauch auf der flachen Hand streng in der horizontalen Lage gehalten.
Beschreibe den Kopfabhangversuch nach Piper-Isbert
Ausgangslage: In den ersten 4–5 Monaten Rücken-, danach Bauchlage. Kopf in Mittelstellung, Hände sollen geöffnet werden.
Auslösung: Beim Neugeborenen und jungen Säugling umfasst man den Oberschenkel weit proximal, beim älteren Säugling und Kleinkind den distalen Oberschenkel oder die Kniegelenke. Dann bringt man das Kind plötzlich mit dem Kopf nach unten in die Vertikale.
Beschreibe den Kopfabhangversuch nach Collis.
Ausgangslage: Rückenlage.
Auslösung: Man hält das Kind an einem Knie (beim jungen Säugling hüftgelenksnah am Oberschenkel) und bringt es plötzlich, mit dem Kopf nach unten, in die Vertikale.
Beschreibe den Horizontalabhangversuch nach Collis.
Ausführung: Das Kind wird am Oberarm und am gleichseitigen Oberschenkel proximal gelenknah gehalten. Zur Vermeidung einer Überdehnung der Gelenkkapsel des Schultergelenkes warte man auf das „Zupacken“ des Kindes, d.h., wenn es versucht, den gehaltenen Arm zum Körper heranzuziehen.
Wie viele Vorsorgeuntersuchungen gibt es im Kindes- und Jugendalter?
12 Untersuchungen (U1-U11 mit U7 & U7a)
J1 & J2
Was wird bei den Vorsorgeuntersuchungen im gelben Heft dokumentiert?
Seit 1971 besteht für jedes Kind in der BRD ein Anspruch auf regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen (U1 - U11) und für jeden Jugendliche ein Anspruch auf die J1 und J2 (Jugendvorsorgeuntersuchung), siehe auch Vorsorgeuntersuchungen.
Im gelben Heft wird der Gesundheitszustand des Kindes dokumentiert und zwar nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige, seelische und soziale Gesundheit.
Eltern werden mithilfe der Elternfragebögen in der Eltern-Kind-Beziehung unterstützt, um einer Überlastung vorzubeugen und rechtzeitig Hilfen anbieten zu können.
Ab den Jungendvorsorgeuntersuchungen bekommen die Jugendlichen eigenständige Fragebögen, die Eltern werden nicht mehr befragt.
Was ist ein Somatogramm?
Anhand der Somatogramme und der Perzentilenkurven kann der Arzt die altersentsprechende Entwicklung
der Körpergröße,
des Gewichts,
des Kopfumfangs,
den BMI (Bodymaßindex) und die
Wachstumsgeschindigkeit beurteilen.
Die Somatogramme wurden durch die Vermessung zahlreicher Kinder erstellt.
In den Somatogrammen wird mithilfe der Perzentilenkurven der Prozentrang ermittelt.
Liegt die Körpergröße des Kindes auf der Perzentilenkurve 25, so sind 25% aller Kinder kleiner und 75% aller gleichaltrigen Kinder größer als das betreffende Kind.
Für Jungen und Mädchen sind die Somatogramme unterschiedlich.
Welche Aussage erhält man, wenn die Körpergröße eines Kindes auf der ...Perzentile liegt?
Liegt die Körpergröße des Kindes auf der Perzentilenkurve 25, so sind 25% aller Kinder kleiner und 75% aller gleichaltrigen Kinder größer als das betreffende Kind.
Im Rahmen welcher Vorsorge erfolgt das Hüftdysplasiescreening?
U2 (3-10 LT)
spätestens U3 (4-6 LW)
Wann findet die J1 und die J2 statt?
J1: 12-15 Jahre
J2: 16-17 Jahre
Welche Parameter beinhaltet eine Jugendvorsorgeuntersuchung?
J1
allgemeine Entwicklung
Pubertätsmerkmale,
Wachstum
orthopädische Probleme
soziale, emotionale Entwicklung
Suchtprävention
Gesundheitsaufklärung (Haut,- Brust,- Hoden- krebsvorsorge)
J2
körperliche Untersuchung
Verhalten
Haltungsstörungen
Pubertäts- und Sexualstörungen
Berufswahl
Gesundheitsaufklärung ( Haut - Brust - Hoden krebsvorsorge )
Welche Parameter erfasst der Kinderarzt bei den Vorsorgeuntersuchungen im Kleinkindesalter?
Körperliche, psychomotorische, sprachliche Entwicklung, Sozialentwicklung, Sauberkeitsentwicklung, Sinnesorgane (Sehtest, Hörtest), Zahn-Mund-Kieferentwicklung, Koordination und Feinmotorik, Wachstum, Gewicht, Verhaltensauffälligkeiten, Schulreife
Definiere den plötzlichen Kindstod.
plötzlicher, unerwarteter Tod eines Säuglings
im Schlaf
ohne dass es dafür in der Obduktion eine erkärende Ursache gibt
Ausschlussdiagnose
Welche Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod kennst du?
Frühchen
niedriges Geburtsgewicht
Bauchlage
Mehrlingsgeburten
Säuglinge mit mehreren Geschwistern
sozial benachteiligte Familien
rauchende Mutter während der Schwangerschaft (7-fach erhöhtes Risiko) • rauchende Eltern (2-4 fach erhöhtes Risiko)
Mutter jünger als 20 Jahre
Säuglinge, die im Schlaf sehr schwitzen
Geschwisterkinder, die an SIDS verstorben sind
Überwärmung
Welche Maßnahmen können Eltern ergreifen, um dem plötzlichen Kindstod vorzubeugen?
rauchfreie Umgebung
Schlafzimmertemperatur 16-18 Grad
Schlafen in Rückenlage
bei den Eltern im Zimmer, aber im eigenen Bett schlafen
keine Bettumrandung
feste, luftdurchlässige Matratze
Stillen
Schlafsack, kein Kopfkissen oder zusätzliche Decken oder ähnliches
Warum ist die Zahl, der an plötzlichem Kindstod gestorbenen Säuglingen seit 1990 zurückgegangen, und welches andere Risiko birgt diese Empfehlung?
Die Ursachen für SIDS sind noch nicht vollständig bekannt, es ist aber nahezu sicher, dass eine multifaktorielle Genese zugrunde liegt.
Man geht von einer schlafbezogenen Atemstörung aus.
Wahrscheinlich ist eine Störung im Serotoninhaushalt, ein zu geringer Serotoninspiegel im Hirnstamm. Serotonin ist ein Gehirnbotenstoff (Neurotransmitter) und wichtig für die Steuerung der Atmung, der Körpertemperatur und des Herz- Kreislaufsystems. Bei zu geringem Serotoninspiegel versagt der Atemreflex und die Aufwachreaktion.
Wird die Atmung durch Bauchlage oder Kissen auf dem Gesicht behindert, sinkt der O2 - Gehalt im Blut.
Bei normalem Serotoninspiegel erfolgt der Atemreflex und das Kind wacht auf.
Ist der Wert zu niedrig, fehlt dieser lebensrettende Reflex.
Nach Studien wird seit 1990 die Rückenlage als bevorzugte Schlaflage für Säuglinge empfohlen. Seitdem ist die Zahl der an SIDS verstorbenden Säuglinge sehr zurückgegangen.
Welche Ursachen können bei einem Plagiozephalus vorliegen?
= Schädelasymmetrie / Gesichtsskoliose / Plagiozephalus
1. intrauterine Lage im Mutterleib
z.B. wenig Bewegung im Mutterleib, weil das Köpfchen schon früh in den Geburtskanal
gerutscht ist
z.B. bei Zwillingsgeburten der untere Zwilling
2. postnatal
Schlaf und Liegeposition
Seitdem die Rückenlage für schlafende Säuglinge 1992, wegen der erhöhten Gefahr für den plötzlichen Kindstod in Bauchlage, empfohlen wurde, ist die Zahl der Säuglinge mit Plagiozephalus angestiegen.
kongenitaler Torticollis (angeborener Schiefhals), siehe geburtstraumatischeVerletzungen 8.5.
Beschreibe den Befund eines Plagiozephalus.
Das Kind bevorzugt eine Seite und ist auf diese fixiert.
Der Gesichtsschädel der bevorzugten Seite wandert nach vorne.
Schaut man dem Kind von oben auf den Kopf, sieht man, dass das Ohr der bevorzugten Seite nach vorne gewandert ist.
Der Hinterkopf der bevorzugten Seite ist abgeflacht.
Oft geht die Schädelasymmetrie auch mit anderen Zeichen nicht seitengleicher Motorik einher, z.B. Stillen nur auf einer Seite möglich oder ein Arm wird beim Greifen oder Stützen bevorzugt.
Welche Maßnahmen können bei einer Schädelasymmetrie ergriffen werden, bevor eine physiotherapeutische Behandlung in Betracht kommt?
Das Kind wird auf die ungeliebte Seite gelagert, unterstützt durch Anreize wie Licht, Mobile, Orientierung zur Mutter (Beistellbett).
Auf der betroffenen Seite den Rücken gegen ein zusammengerolltes Handtuch lehnen: So fällt es dem Kind leichter den Kopf auf die ungeliebte Seite zu drehen (cave: aktuelle Empfehlung zur Prophylaxe des plötzlichen Kindstods: Bauch- und Seitlagerung sind verboten im unbeobachteten Schlaf).
Das wache Kind möglichst häufig in Bauchlage legen, auch wenn ihm das anfangs nicht gefällt, das Kind dabei aber kontrollieren.
Das tägliche Handling im Alltag beachten: Hochnehmen über die ungeliebte Seite, beim Füttern, beim Stillen ggf. auf Kopfhaltung achten.
Wenn sich der Zustand des Kindes nicht verbessert bzw. bei mittelschwerem bis schwerem Befund: Physiotherapie, evtl. Manualtherapie oder Craniosakraltherapie
Helmtherapie
hierbei wird den Kindern ein Helm angepasst, der den Kopf formen soll.
Nachteil: zusätzliches Gewicht für die Halsmuskulatur, eingeschränkte Wahrnehmung, kein Temperaturausgleich, Nutzen umstritten, keine Kostenerstattung durch die Krankenkasse
Wie ist die Prognose bei einer Schädelasymmetrie?
Die Prognose der Schädelasymmetrie ist bei guter Förderung sehr gut.
Der kindliche Organismus entwickelt sich nach dem Angebot der Umweltreize, Liegen und Spielen in Bauchlage fördern die Muskulatur, insbesondere wenn die Blockade oder die Schmerzreize gelöst sind.
Der weiche Gesichtsschädel ist noch gut verformbar und die Asymmetrie verbessert sich
schnell.
Bis jedoch eine vollständige Symmetrie wieder hergestellt ist, auch die des Hinterkopfes, kann es bis zur Einschulung des Kindes dauern.
Was ist eine Rachitis? Definiere.
gestörte Mineralisation der Knochen im Wachstumsalter, aufgrund eines mangelnden Angebots von Kalzium oder Phosphat.
Nenne 3 Ursachen für eine erworbene Rachitis.
1. erworbene Rachitis
zu geringe Zufuhr von Vitamin D durch Ernährung (z.B. vegetarisch/vegan) oder zuwenig Sonnenlichtexposition
mangelnde Aufnahme aus dem Darm bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, Mukoviszidose ...
Synthesestörung in der Niere z.B. chronische Niereninsuffizienz
2. konnatale Rachitis
sehr selten
Vit. D Resistenz (autosomal rezessiv)
Beschreibe den Untersuchungsbefund des Skeletts beim Vorliegen einer Rachitis.
Allgemeinsymptome: wie Unruhe, Missmut, Muskelhypotonie, verzögerte motorische Entwicklung, Blässe, Appetitlosigkeit, Infektanfälligkeit, hypokalzämische Krampfanfälle
Veränderungen am Skelett treten erst nach einigen Wochen auf:
Kraniotabes (weicher Schädelknochen, Tischtennisballgefühl bei Druck auf Os parietalis
und Os occipitalis)
Caput quadratum durch Abflachung des Hinterkopfes
Marfan-Zeichen an Malleolen und Handgelenken (sind aufgetrieben)
rachitischer Rosenkranz (Auftreibungen) am Knochenknorpelübergang der Rippen
Coxa vara, Genu varum (Genu valgum im Wachstumsalter)
im Spätstadium Knochendeformitäten (abgeflachtes Becken, Coxa vara, Genu valgum, Knick-Senkfüße, Kiel- bzw. Hühnerbrust, Skoliose, Sitzkyphose)
Zuletzt geändertvor 2 Jahren