Definiere Anaphylaxie, Anaphylaktoide Reaktion und Anaphylaktischer Schock
Anaphylaxie: akute, lebensbedrohliche Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ 1, die durch eine plötzliche IgE-vermittelte Freisetzung von Histamin, Leukotriene, PAF, Zytokine aus Mastzellen und Basophilen als Reaktion auf einen eigentlich harmlosen Auslöser (z.B. Lebensmittel, Insektenstiche, Medikamente) bedingt ist.
Anaphylaktoide Reaktion: Anaphylaktoide Reaktionen sind IgE-unabhängig und resultieren aus der direkten Aktivierung von Mastzellen.
Anaphylaktischer Schock: Maximalvariante einer anaphylaktischen Reaktion mit Schocksymptomatik bis zum Kreislaufstillstand
Was sind Prodromalsymptome?
Was sind charakteristische Symptome bei Anaphylaxie?
Juckreiz bzw. Brennen palmar, plantar und/oder genital
Angstgefühl, Desorientierung
Haut und Schleimhaut: Symptome mit systemischer Ausbreitung
Juckreiz, Erythem („Flush“), Urtikaria, (Angio‑)Ödeme
Missempfindungen oder Hitzegefühl palmar und plantar
Gastrointestinaltrakt
Krampfartige Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö
Obere Atemwege
Kribbeln, Brennen und/oder Juckreiz von Zunge oder Gaumen
Schwellung von Uvula oder Zunge
Larynxödem bis zum Erstickungstod
Untere Atemwege
Bronchiale Obstruktion
Lungenödem
Rechtsherzbelastung
Herz-Kreislauf-System
Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schwäche, Schwindel
Arterielle Hypotonie und Tachykardie
Arrhythmie und/oder Bradykardie
Schock, kardiovaskuläres Versagen
Zentrales Nervensystem
Verhaltensänderung: Unruhe, Todesängste oder Rückzugsverhalten
Bewusstlosigkeit
Krampfanfall
Wie ist der Schweregrad der anaphylaktischen Reaktion?
Was sind charakteristische Kriterien einer Anaphylaxie?
Plötzlich auftretende Hautsymptome zusammen mit
Respiratorischen Symptomen oder
Hypotonie bzw. deren Folgesymptomen
Plötzlich auftretende allergische Symptome an ≥2 Organsystemen nach Exposition mit wahrscheinlichem Allergen
Hypotonie nach Exposition mit bekanntem Allergen
Was sind Sofortmaßnahmen?
SOFORT: Allergenzufuhr stoppen!
Beruhigung von Patient (und Eltern)
Lagerung symptomorientiert: Flachlagerung ist präferiert.
Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
Bei hämodynamischer Instabilität: Trendelenburg-Lagerung (Beine hoch)
Bei Atemnot: sitzende oder halbsitzende Position
Beurteilung des Schweregrades: Erkennen und Behandeln des bedrohlichsten Symptoms
Gesicherten Zugang schaffen
Bei Atem- oder Kreislaufbeschwerden sollten schon vorher Adrenalin i.m. und Sauerstoff inh. gegeben werden!
Bei Herz-Kreislauf-Reaktion bzw. -Stillstand evtl. intraossärer Zugang
Wie ist die Behandlung bei:
Systemisch vermittelter, generalisierter Hautmanifestation?
—> Juckreiz, Urtikaria, Flush, Angioödem
H1-Antihistaminikum i.v. (bspw. Clemastin oder Dimetinden)
Glucocorticoid i.v. (bspw. Prednisolon)
Gastrointestinal
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen
Therapieeskalation
Spasmolytika i.v. (bspw. Butylscopolamin)
Und/oder Antiemetika i.v. (bspw. Dimenhydrinat)
Obstruktion der unteren Atemwege
Dyspnoe, bronchiale Obstruktion, Bronchospasmus
Adrenalin i.m.
Sauerstoff inhalativ
β2-Sympathomimetika inhalativ (bspw. Salbutamol)
Adrenalin
Bevorzugt i.m.
Ggf. i.v./intraossär
β2-Sympathomimetika s.c./i.v.
Atemwegssicherung in Narkose bei drohender respiratorischer Insuffizienz
Obstruktion der oberen Atemwege
Uvulaschwellung, Dysphonie, inspiratorischer Stridor
Legen eines i.v. Zugangs
Adrenalin inhalativ
Koniotomie in Narkose bei persistierendem Larynxödem
Herz-Kreislaufreaktion
Hypotonie, Bewusstlosigkeit, anaphylaktischer Schock
Legen eines i.v./intraossären Zugangs
Forcierte Volumensubstitution i.v./intraossär
H1-Antihistaminikum i.v./intraossär (bspw. Clemastin oder Dimetinden)
Glucocorticoid i.v./intraossär (bspw. Prednisolon)
Adrenalin i.v./intraossär(/i.m.)
ODER Dopamin i.v./intraossär
ODER Noradrenalin i.v./intraossär
Wie ist die weiterführende Therapie bei Anaphylaxie?
Überwachung
Bis zur anhaltenden Remission
Möglichkeit eines biphasischen Verlaufs berücksichtigen
Bei allen schweren Reaktionen (≥Grad II): Stationäre Überwachung
Bei Entlassung
Anaphylaxie-Notfallset (Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum und Glucocorticoid, ggf. Bronchodilatator-Dosieraerosol)
Indikationen
Patienten mit systemischer allergischer Reaktion und Asthma bronchiale (auch ohne Anaphylaxie in der Anamnese)
Zunehmende Schwere der Reaktionen in der Anamnese
Anamnese anaphylaktischer Reaktionen gegen nicht sicher meidbare Allergene
Systemische Allergie auf potente Allergene
Hoher Sensibilisierungsgrad
Mastozytose (auch ohne bekannte Anaphylaxie)
Anaphylaxiepass
Notfallplan
Zuletzt geändertvor 2 Jahren