strategisches Lesen
da große Mengen Literatur gelesen werden müssen, sollte das Lesen Effizientzkriterien unterliegen
> vor Lektür sollte Ziel des Lesens und die Aspekte, nach welchem der Text gelesen werden soll, feststehen
> Hintergrundinformationen besorgen
Wer sind die Autor*innen?
Aus welcher Zeit stammt der Text?
In welchem wissenschaftlichen Kontext steht der Text?
Wie ist das Thema in der jeweiligen Disziplin zu verorten?
Leseformen
selektierendes Lesen
kursorisches Lesen
strukturierendes Lesen
studierendes Lesen
selektierendes Lesen - Vorgehen und Relevanzkriterien
> dient der Orientierung; schnelles Lesen, das dem Überblick dient
> Relevanz des Textes für eigenes Thema
Vorgehen:
Schlagworte, Inhaltsverzeichnisse, Einleitungen, Zusammenfassungen, verwendete Methoden, Stichproben, Rezensionen eines Werks
Relevanzkriterien:
Verfasser*innen: fachliche Reputation, weitere Arbeiten zum Thema, Forschungseinrichtung, akademische Ausbildung
Publikationsort: wissenschaftlicher Verlag, Zeitschrift
Erscheinungsjahr: Aktualität, historische Kontext (Schriften zum Antisemitismus zur NS-Zeit)
Begutachtung: Dissertationen, Habilitationsschriften
Rezeption
Inhalt/Gliederung: Erkenntnisinteresse, klare Aufgabenstellung, argumentativ gestaltete Gedankenschritte
Quellen-/Literaturapparat
Stil/Terminologie: Objektivität, Seriosität, übliche Fachterminologie
Zielgruppe: scientific community
kursorisches Lesen - Grenzen und Dokumentation
Grenzen:
> manchmal sind vorangegangene Kapitel für Verständnis wichtig
> Primärliteratur oder Quellen (Geschichte) sollten in Gänze gekannt werden
Dokumentation:
rekonstruiertes Inhaltsverzeichnis (ergänzende Schlagworte zum Inhaltsverzeichnis, kurze Übersicht)
> Vorbereitung der relevanten Kapitel für präzise Auseinandersetzung mit dem Text
> Erkennen und Kennzeichnen (mit Abkürzungen) der Textelemente
> Unterstreichungen
Textelemente:
Fragestellungen (FSt.)
Thesen (Th.)
Argumente (Arg.)
Beispiele (Bsp.)
Fakten (Fkt.)
Definitionen (Def.)
Differenzierungen (Dif.)
Kontexte (Ktx.)
Ziele (Z.)
Ergebnisse (Erg.)
Zusammenfassung (Zsmf.)
> Concept-Maps
> Berücksichtigung und Analyse des Inhalts und der Argumentation von relevanten Texten
> kein rezeptives Lesen, sondern kritisch-reflektiert
> durch Schreibprozess begleiten (eigene Gedanken notieren)
> Präzesion! “Kleinigkeiten” sind entscheidend (bestimmter o unbestimmter Artikel; Plural oder Singular)
Ebenen der Analyse:
Verständnis und Nachvollzug des Zusammenhangs von Thesen und Fragestellungen
Verständnis der argumentativen Stützung der Thesen sowie ihrer Gültigkeit
innerer Zusammenhang der Argumente
Exzerpte
Thesenpapiere
Concept-Maps
Dokumentation und Aneignung der Lektüre
Anstreichungen
> Legende mit Farben und Abkürzungen für Übersichtlichkeit
> separate Notizen zu Text
> wörtliche Übernahme und Seitennummerierung notieren
Thesenpapier
> These und Argumente abbildend
Schlagwortsystem
> an Exzerpte o. ä. für wiederkehrende Lektüre (ggf. in anderen Fachbereichen)
Cluster / Mind-Maps
> Zusammenhang des Textes
> Visualisierung der Argumentationsstrategie
> Relationen angeben
Kommentierte Bibliografie
> Bibliografie mit eigenen Gedanken, Angaben zu Autor*in, Bewertungen, …
Rekonstruiertes Inhaltsverzeichnis
> vorhandenes Inhaltsverzeichnis durch eigene Begriffe ergänzen
Wissenschaftliches Tagebuch
> Tageslektüre, eigene Erkenntnisse, Schlüsse, Fortschritte, Theorien, Zweifel, Positionen in Debatten
> tägliche Gedanken, Eindrücke, Einfälle, Beibachtungen
> Flrderung eigenständigen Denkens; Schreiben wird zu selbstverständlichen Teil des Denkens; Übung beim Schreiben, Darstellen, Festhalten
Präzesion der Dokumentation
> indirekte, direkte Zitate kennzeichnen
> Seitenzahlen
PQ4R (Preview, Question, Read, Reflect, Recite, Review)
> Preview: kursorischere strukturierendes Lesen
> Question: Erkenntnisinteresse def., Aufmerksamkeitsfilter, Fragen formulieren
> Read: studierendes Lesen
> Reflect: kritische Reflektion, Reformilierung von Inhalten, Belegen, Argumentationen; notieren von Einwänden, Gegenargumenten o zusätzlichen Argumenten
> Recite: Fragen aus Schritt 2 beantworten
> Review: Rückblick auf alle Schritte; Wiederholung
wichtige Relationen bei Concept-Maps
Womit kann man sich der Frage “Einheit oder Pluralismus der Wissenschaften?” nähern?
Methodologie und Ontologie
-> Unterscheidung nach Methode und Untersuchungsgegenstand
Unterscheidung nach:
Methode und Gegenstand
Methode, aber nicht Gegenstand
Gegenstand, aber nicht Methode
weder Gegenstand noch Methode
Was ist Methodologie?
methodisches Vorgehen in einzelnen Wissenschaften
> Erklären und Verstehen (Hauptdebatte)
Was ist Ontologie?
Untersuchungsgegenstände der Wissenschaften
> Ockham’s razor
=so sparsam wie möglich mit Theorien, Existenzbehauptungen, existierenden Entitäten umgehen
Was ist Physikalismus?
physikalische Sprache als Universalsprache (Sprache, in die alle wissenschaftliche Erkenntnisse übersetzt bzw. zurückgeführt werden können; Ausgangspunkt: nur empirische Wissenschaften)
Was ist empirische Forschung?
Wissenschaft, die Fragestellung so anlegt, dass diese methodisch (quantitativ o qualitativ) durch die Einbeziehung von Erfahrungen (Beobachtungen, Experiment, Datenerhebung) bearbeitet werden
nicht: Textinterpretation
Erklären und Verstehen
“Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir.”
Wilhelm Dilthey: Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie
Naturwissenschaften: Erklären
Geisteswissenschaften: Verstehen
(jedoch nicht der aktuelle Diskurs)
Was ist das D-N-Modell der Wissenschaft?
> Modell, dass das Erklären in der Wissenschaft darstellt
-> bestehenden oder angenommenen Sachverhalt unter allgemeines Gesetz o allgemeine Regel zu subsumieren
> zur Vorhersage eines Ereignisses
G1, G2, …, Gr (Gesetzesaussage)
A1, A2, …, Ak (Antecedensbedingung; Situation)
________________________________________
E (Explanans)
(G) Jedes Mal, wenn ein Faden mir einer Last von einer gewissen Größe belastet wird, reißt er.
(A1) Für diesen Faden beträgt diese Größe 1kg.
(A2) Das an diesem Faden angehängte Gewicht beträgt 2 kg.
(E) Der Faden reißt.
Was ist das I-S-Modell?
>ähnlich wie D-N-Modell, nur mit probabilistischen (aller Wahrscheinlichkeit nach) Gesetzen
D-N-Modell bewirkt deduktive Subsumtion unter Gesetze universeller Gesalt
I-S-Modell bewirkt induktive Subsumtion unter Gesetze probabilistischer Gestalt
Was sind historische Gesetze?
Diskussion in Geschichtswissenschaften die Modelle über den Erkenntnisgewinnung (I-S und D-N) für ungültig erklärt
> Positivismus vs Historismus
> bei Geschichtswissenschaften sollen keine allgemeinen Gesetze finden
> das Besondere steht über dem Allgemeinen
Beispiel für ein historisches Gesetz:
“Alle Könige reagieren auf soziale Unruhen mit repressiven Maßnahmen”
> eher historisch oder politisch?
aktueller Diskurs über Erklärung in Geschichtswissenschaften
> Historisches Gesetze (wird kritisch gesehen)
> Narrative Erklärungen (Verbindung von Erzählung und Erklärung) > Erklärungsanspruch vorhanden, aber keine nomologischer
> also keine Subsumierung unter allgemeinen Gesetz
> nach Paul Veyne ist die Erklärung der Geschichte keine Formel die bei Betrachtung der Französischen Revolution 1789 ergibt sonder die Erzählung der Vorgeschichte
> nach Donagan Erklärungen mit Hilfe einer Logik der Situation
> nach Oliver Scholz sind historische Darstellungen partiell datierte und partiell explantorisch und partiell kausal strukturierte Chroniken geschichtlicher Ereignisse
> nach Andreas Frings strukturindividualistisches Erklräungsmodell (verbindet narratives Erklären und nomologisches Erklären)
Situationswahrnehmung der Handelnden (nicht objektive Situation)
Logik der Selektion der Handlungsmöglichkeit; Annahme einer subjektiven Zweckrationalität (nomologische Vermutung, dass jeder Mensch der vor Handlungsalternativen steht, immer diejenige wählt, die subjektiv, das für die Realisierung des Zwecks angemessenste Mittel darstellt
Logik der Aggregation; Resultate der Handlungen, diese müssen nicht mit intendierten übereinstimmen
> demnach ist hermeneutische Rationalitätdpräsumption der nomologische Kern der narrativen Erklärung
Auf welche Gesetze greift die Geschichtswissenschaft zurück?
fachfremde Gesetzeshypothesen wie soziologische, ökonomische oder psychologische und auf ein Handlungsgesetz (Zweckrationalität handelnder Menschen)
Unterscheidung Metadiskurs und Objektdiskurs
Metadiskurs: beschäftigt sich mit Eigenschaft wissenschaftlichen Denkens, selbstreflexiv Rechenschaft über den eigenen Status, den Gegenstand und das Vorgehen innerhalb einer Disziplin
Objektdiskurs: beschäftigt sich mit der konkreten Arbeit am Gegenstand der jeweiligen Wissenschaft
Was ist die Wissenschaftstheorie?
Metadisziplin, die Rechtfertigungs- und Geltungszusammenhänge wissenschaftlicher Begründungen und Methoden untersucht
=> eine der konkreten wissenschaftlichen Arbeit übergeordnete Untersuchung der Begründungs- und Arbeitsweisen der Wissenschaften
Was erarbeitet die normative Wissenschaftstheorie?
Empfehlungen oder Vorschriften, wie Wissenschaftler im Sinne einer guten wissenschaftlichen Arbeit vorgehen sollten
Textstrukturen erkennen
Struktur des Textes
“roter Faden”
sinnvolle Verbindung von Thema, Fragestellung, Methode, Ergebnis
Systematischer Aufbau
Textelemente erkennen:
Textnähe vs Textdistanz
Textnähe: intensive Lektüre, Ausbau, Strultur
Textdistanz:
mit Abstand nochmal lesen
Korrekturphase planen
betrachten als “fremden” Text
systematisches Korrekturlesen
inhaltliche Prüfung
stilistische Prüfung
Prüfung der Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik
Prüfung der Zitate
Prüfung der Belege
Prüfung der bibliografischen Angaben
Prüfung der Formalitäten zur Seitengestaltung
Recherchieren (Komma-, Rechtschreibregeln)
Drucken des Textes (man sieht wohl mehr Texte)
Vorlesen lassen
Kommiliton*innen
Wissenschaftliche Texte zusammenfassen
Thema: Wer schreibt in welchem Text worüber?
Autor, Titel, Thema, Publikationsform, Erscheinungsjahr
“In ihrem Aufsatz Wie ich eine Textzusammenfassung schreibe (2018) betrachtet Manuela Musterfrau die einzelnen Bestandteile einer Textzusammenfassung.”
Fragestellung: Was ist die Aufgabe der Arbeit?
können auch nur implizit im Text aufkommen -> sind trotzdem herauszuarbeiten
“Die Autorin verfolgt die Frage, welche Bestandteile für eine gelungene Textzusammenfassung notwendig sind, damit diese auch nachvollziehbar ist.”
Erkenntnisinteresse: Was ist das Ziel der Arbeit?
muss mit Fragestellung korrespondieren
“Musterfraus Ziel ist es, durch eine Analyse der einzelnen Bestandteile einer Textzusammenfassung zu erläutern, was eine inhaltliche Textwiedergabe leisten kann und was nicht.”
Und der restliche Inhalt?
allgemeine oder spezifische Aussagen des Textes
“Eine Textzusammenfassung, so Musterfrau, ist immer auch eine Interpretation. Sobald ein Text rezitiert werde, stecke bereits ein subjektives Verständnis in der Wiedergabe. Dies führe dazu, dass der Text verändert wird, gleichsam werde jedoch der wissenschaftliche Diskurs aus dem gleichen Grund – der subjektiven Auffassung – aufrechterhalten.”
Konjunktiv bei indirekten Zitaten
kein Konjunktiv, wenn Namen genannt wird
“Mustermann stellt die These auf, dass die Erde eine Scheibe ist.”
Rhetorische Verwednung des Konjunktivs
kann trotzdem verwendet werden
z. Bsp. für Distanz zur Aussage
“Mustermann stellt die These auf, dass die Erde eine Scheibe sei.”
Konjunktiv für Paraphrasen/ Klassische Verwendung des Konjunktivs
bei längeren Passagen, um zu zeigen, dass es immernoch Zitat ist
“Mustermann stellt die These auf, dass die Erde eine Scheibe ist. Sie sei zudem auch das Zentrum des Universums und werde von drei Säulen getragen. (vgl. …) Dieses Beispiel zeigt, dass die Vorstellung der Welt als Schreibe noch heute präsent ist.”
Zuletzt geändertvor einem Jahr