als was wird Intelligenz definiert?
Intelligenz = theoretisches Konstrukt
sie charakterisiert die geistige Leistungsfähigkeit einer Person bestehend aus:
erfolgreicher Verarbeitung von Informationen
erfolgreicher Einsatz von Lernprozessen
Nutzung von Wissen zur Lösung von Problemen
Was war der Beginn der Intelligenzdiagnostik und somit auch der psychologischen Diagnostik? Woraus besteht letzteres?
= 1905 durch Binet und Simon, die sich um das Schaffen der Möglichkeit einer Selektion von Kindern nach ihrer geistigen Leistungsfähigkeiten bemühten (um nachgehend bessere Lernmethoden für Kinder mit Entwicklungsstörungen zu finden)
Psycholgische Diagnostik besteht aus: dem Einsatz festgelegter Testverfahren zur Bewertung von Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Persönlichkeitseigenschaften von Personen.
Was war die “Binet-Simon-Intelligenzskala2 ?
man wollte damit altersgerechte Intelligenzaufgaben finden.
durch das Lösen einer Aufgabe einer bestimmten Altersgruppe erlaubte die Zuordnung des Intelligenzalters
das Intelligenzalter wurde dan mit dem Lebensalter in Bezug gesetzt
Worin lag das Problem der “Binet-Simon-Intelligenzskala”? Wie konnte es gelöst werden?
Je mehr sich Intelligenzalter vom Lebensalter unterscheidet, desto mehr wich die Intelligenzleistung vom Durschnitt der Altersgruppe ab
Problem 1: die Differenz kann ja nach Lebensalter verschieden bedeutend sein (2 Jahre Differenz bei 3 Jährigem ist bedeutender als bei einem 15 jährigen Kind)
Lösung: Intelligenzquotien (von William Stern)
IQ = Intelligenzalter/Lebensalter x 100 (x 100 zum Ermöglichen ganzer Zahlen)
Problem 2: ab dem frühen Erwachsenenalter nehmen bestimmte Intelligenzleistungen wieder ab
Lösung: ersetzen dieses Intelligenzmaßes durch eine altersrelativierten Abweichungsquotienten (Terman 1916)
Quotient bezieht die Abweichung der individuellen Testleistung vom Mittelwert auf die Streuung aller Testleistungen der altersentsprechenden Bevölkerung
IQ = (Punktewert-Punktemittelwert)/Punktestreuung x 15
IQ = 100 => 50 % der Altersgruppe schneiden besser ab 50 % schlechter
IQ = 70 => 2,5% der Altersgruppe haben schlechtere Leistungen
Was ist der Flynn-Effekt?
= Phänomen des linearen Anstieges der Intelligenzleistung seit Beginn der Intelligenzmessungen (in mind. 14 Ländern)
bis zu 25 IQ Punkte mehr pro Generation
besonders bei kulturunabhängigen Intelligenzleistungen
vermutete Gründe:
Verbesserung der Ernährung
Hebung der Schulbildung
zunehmende Umweltkomplexität und Urbanisierung
ansteigende Testvertrautheit
Welche 2 Intelligenztests sind im deutschsprachigen Raum sehr gebräuchlich? Welche weiteren gibt es?
2 meistgebräuchlichen ziehen mehrere Intelligenzdimensionen mitein:
Wechsler Adult Intelligence Skale (WAISIV)
Intelligenz-Struktur-Test 2000 R (IST2000R)
weitere Test berücksichtigen nur einzelne Intelligenzdimensionen:
Raven-Matrizen-Test (Standard Progressive Matrices; SPM)
Dreidimensionaler Würfeltest (3DW)
Multifactor Emotional Intelligence Scale
Was ist beim Interpretieren geistiger Leistungsfähigkeit besonders zu beachten?
die geistige Leistungsfähigkeit ist eine Momenaufnahme
nur für einen bestimmten Zeitpunkt erfassbar
nur bestimmte Intelligenzformen sind erfassbar
psychische Verfassung spielt große Rolle: zb Depressionen drücken die Messwerte nach unten
=> Gewarnt wird vor der Betrachtung des globalen Intelligenzquotienten als genetisch fixierte und angeborene Eigenschaft
=> manche Forscher unterscheiden zwischen “Intelligenzstatus” (momentan erfassbar) und “Intelligenzpotenz” (potenziell entwickelbar)
Was ist in einer zuverlässigen Intelligenzdiagnostik nötig um die vielfältigen Bedingunden und Voraussetzungen für intellektuelle Leistungen richtig einzuschätzen?
zusätzliche Erhebung leistungsbezogener Persönlichkeits- und Einstellungsmerkmale wie zB:
emotionale Labilität
Belastbarkeit
Leistungsmotivation
Was sind die Vorteile des computergestützte Testen? (CAT - computer adaptive/assisted testing)
Testaufgaben von Leistungstest sind nicht mehr strikt in gleicher Sequenz vorgegeben
sie sind flexibel und maßgeschneidert auf das Fähigkeitsniveau der ProbandInnen
Zb. AID 3 von Kubinger und Holocher-Ertl
Voraussetzung ist probabilistische Testentwicklung mit wahrscheinlichkeitstheoretischer Berechnung von Test- und Personenkennwerten
Was ist ein Intelligenzprofil?
= Profil für diagnostische Zwecke, welches die Stärken und Schwächen einer Person enthält, die für die jeweilige Fragestellung interessant sind.
Warum ist eine vollständige Erfassung aller intellektuellen Qualitäten eines Menschen nicht möglich?
die bis heute analysierten Intelligenzformen sind zu vielfältig
sie reichen von einem “Generalfaktor” (Spearman) bis zu einem “Intelligenzstrukturmodell” mit 120 Aspekten (Guilford)
für viele solcher Intelligenzbereiche gibt es psychometrisch entwickelte Testverfahren mit statistisch begründeten Intelligenzdimensionen
Häufige Methoden zur Gewinnung statistisch fundierter “Mess- und Strukturmodelle” sind:
linearkombinatorische Faktorenanalyse
wahrscheinlichkeitstheoretische Testmodelle
Was versteht man unter Primärfähigkeiten oder Primärfaktoren der Intelligenz?
= statistisch fundierte Intelligenzkonzeption
sie charakterisieren die intellektuelle Leistungsfähigkeit des Menschen in unterschiedlicher Beteiligung
20 + solcher Primärfähigkeiten
ausgehend von ihren internen Korrelationen werden sie zu Fähigkeitsdimensionen höherer Ordnung zusammengefasst
Was beschreiben die kristalline und fluide Intelligenz ?
= zwei Hauptfaktoren der Intelligenzforschung
Kristalline Intelligenz: erfasst kulturabhängige Fähigkeiten (verbal, motorisch, Expertenwissen etc) wichtig bei wissen
fluide Intelligenz: kulturunabhängige Fähigkeiten, kognitive Grundausstattung der geistigen Leistungsfähigket (induktives, kombinatorisches Denken etc)
Was ist die theorie multipler Intelligenzen?
= Ausweitung des Konzeptes unabhängiger/unkorrelierter Intelligenzdimensionen von Gardner
Einbeziehung von Fähigkeitsbereichen, die davor nicht beachtet wurden (Musik etc)
unterscheidet 8 unterschiedliche Intelligenzformen:
sprachliche Intelligenz
logisch-mathematische
visuell-räumliche
musikalische
motorisch-kinästhetische
interpersonale
intrapersonale
naturalistische
nicht ausreichend empirisch evaluiert
Was ist die Erfolgsintelligenz?
Fähigkeit, im persönlichen Rahmen innerhalb des soziokulturellen Kontexts Erfolg zu haben
Begabung zu Nutzung eigener Stärken und Kompensation eigener Schwächen
erfordert Balance zwischen analytischer, kreativer und praktischer Intelligenz
Was beschreibt der Begriff der emotionalen Intelligenz?
soll Geschicklichkeit charakterisieren mit der:
eigene Emotionen richtig eingeschätzt werden
mit ihnen vernünftig umzugehen und sie unmissverständlich mitzuteilen
Emotionslage anderer richtig zu interpretiern und erfolgreich zu beeinflussen
aufgrund der schwierigen Erhebung von Formen der emotionalen aber auch sozialen und praktischen Intelligenz, sind diese noch kaum erforscht. Verwendete Datenerhebungsmethoden lassen oft keine eindeutige Bewertung zu => Probleme der Objektivität, Reliabilität und Validität
Wie verhält es sich mit der Erblichkeitsschätzung der Intelligenz?
leider durch verwerfliche Entgleisungen der Frühzeit geprägt (Umwelt- und Kulturabhägigkeit intellektueller Leistungen wurden nicht beachtet
Infos geschlossen aus Zwillings- und Geschwisterstudien:
Erblichkeitsanteil der Leistungsfähigkeit bei Intelligenztests liegt bei 50%
familiäre und Umwelteinflüsse tragen 25% bei
25% sind Zufall
mit Alter nimmt Einfluss der genetischen Austattung zu
wir schaffen uns gerne eine Umwelt, die der erblich bedingten Neigung am besten entsprechen
Wie unterscheiden sich Frauen und Männer in Bezug auf Intelligenz?
Gesamt IQ Wert unterscheidet sich nicht
gefundene geschlechtspezifische Intelligenzdiskrepanzen werden oft übertrieben interpretiert und verallgemeinert
Frauen besser in: Verbal- und Kommunikationsleistungen, weniger Lese- und Sprachstörungen
Männer: visuell-räumliche und mathematische Leistungen
Welche sozialen Einflüsse können geistige Leistungsergebnisse verfälschen?
= Stereotype = Kategorisierung von Personengruppen (bestimmte Konfigurationen von Eigenschaften werden als typisch angenommen)
entspricht eine bestimmte Eigenschaft einer Personen nicht mit dem Stereotyp => Bedrohung der Zugehörigkeit zur Bezugsgruppe
es erfolgt entweder ein Anpassen der Leistung an den Stereotyp oder eine Abschwächung mit der Identifikation des Leistungsbereiches
= Stereotypbedrohung
Zuletzt geändertvor 2 Jahren