Entstehungsbedigungen der Weimarer Republik
Hauptziel der deutschen Außenpolitik: Revision des Versailler Vertrags
Rapallo Vertrag:
UdSSR-DR, Verzicht auf Forderungen aus dem Krieg; Intensivierung der Handelsbeziehungen, diplo. Beziehungen
Berliner Vertrag:
UdSSR-DR, militärischer Neutralitätsvertrag auf Wunsch der UdSSR
Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund
10.09.1926, mit ständigem Sitz im Sicherheitsrat, bedeutet Außenpolitische Gleichstellung Deutschlands
Locarno (16.10.1925)
Westpakt, Schiedsabkommen, Schiedsverträge
Bedeutung: Garantie der Westgrenzen (=Anerkennung des territorialen Status quo im Westen)
Die Etablierung der Weimarer Republik
Lässt sich in drei Phasen einteilen:
09.11.1918-1923
1924-1929
1929-30.01.1933
Etablierung der Republik
permanente Bedrohung durch Aufstände, Putschversuche, Räterepubliken, Ruhrkampf, Separatismus, Inflation, Hitler-Putsch
Ruhige innere Entwicklung
große außenpolitische Erfolge (Rapallo, Locarno, Mitglied im Völkerbund), prägender Einfluss Stresemanns
Weltwirtschaftskrise
erstarkender Rechts- und Linksradikalismus
Auflösung des parlamentarischen Systems, Präsidialkabinette, bürgerkriegsähnliche Verhältnisse
Parteien und politische Gruppierungen 1918/19
Bürgerliche
Verteidigung der bürgerlichen Privilegien
Ziel: Liberalisierung
staatstragend bis antidemokratisch
Antidemokraten
Offiziere; Soldaten, Verwaltung, Justiz, Adel, Großgrundbesitzer, Großunternehmer
gegen Sozialismus und Demokratie, koservativ
Weimarer Koalition
Demokratie, Verhinderung “russischer Verhältnisse”
ruhige, evolutionäre Entwicklung
Regierungsgewalt und Legitimation durch Wahlen
Arbeiter- und Soldatenräte
Beseitigung des alten, Systems
Räterepublik
Sozialismus
Spartakus/KPD
Diktatur des Proletariats
Weltrevolution
Beseitigung des kapitalistischen Systems
Weimarer Verfassung
Volk:
ist Souverän
Wille wird durch Reichstag verkörpert
wählt den Reichstag und den Reichspräsidenten
kann durch Volksentscheide an Legislative mitwirken
Reich & Länder
aus Staaten werden Länder (=Verlust an Souveränität)
Reichsbrecht bricht Landesrecht
sind über Reichsrat schwach an Legislative beteiligt
Reichspräsident:
höchster Repräsentant des Staates
kann Reichstag auflösen
ernennt und entlässt Regierung
hat militärischen Oberbefehl
wird direkt vom Volk gewählt
für 7 Jahre gewählt
wichtigste Kompetenz: Notstandsparagraph 48 —> Diktaturgewalt (beinhaltet bewaffnetes Vorgehen)
Wahlrecht:
allgemein, gleich, geheim, direkt
reines Verhältniswahlrecht ohne Sperrklausel, begünstigt kleine und kleinste Parteien, macht Koalitionsbildung kompliziert und Koalitionsregierungen labil
Reichstag:
Zentrales Organ
hat in Friedenszeiten Gesetzesinitiative, überwiegender Teil der Legislative
kontrolliert die Regierung
entscheidet über Krieg und Frieden
Reichsrat
Ländervertretung; geringe Beteiligung an der Legislative, ins. schwach
Reichsregierung:
Doppelt abhängig (Reichstag und Reichspräsident)
Grundrechte:
Schwächer als heute; Weimarer Grundrechte nach Maßgabe der Gesetze, Bundesrepublik: Gesetzte nach Maßgabe der Grundrechte
Der Versailler Vertrag
Entwaffnung und Abrüstung (Heer 100 000 Mann, Marine 15 000 Mann —>gilt als Schmach
Reparationen
Elsass-Lothringen (an Frankreich)
Eupen-Malmedy (Belgien), Nordschleswig (Dänemark)
Große Teile Westpreußens, Posen, Teil Hinterpommerns und Ostpreußens (polnischer Korridor), östliches Oberschlesien (urdeutsche Gebiete)
Danzig wird “Freie Stadt”
Parteien, Reichswehr, paramilitärische Organisationen
KPD: Kommunistische Partei, reine Klassenpartei, will Kommunismus nach russischem Vorbild, größere Bedeutung in Krisenzeiten
SPD: Arbeiterpartei, 1/3 bürgerliche, Ziel: demokratische Republik, staatstragend, bestimmt die Anfangsphase, stärkster parteilpolitischer Faktor
DDP (Deutsche Demkokratische Partei): Liberales Bürgertum, staatstragend, Ziel: Anwendung und Schutz der Verfassung, in Anfangsphase stark, sinkt ab in Bedeutungslosigkeit
Zentrum: Interessenvertretung des Katholizismus, staatstragend; Ziel: Durchdringung des Staats mit christlichem Geist; stabilste Partei, stellt 9 der 18 Kanzler von 1919-33
DVP (Deutsche Volkspartei): Besitzbürgertum; 1923-29 Mitarbeit am Staat, dann antidemokratisch
Bayrische Volkspartei (BVP): Kath. Landespartei, vertritt bayerischen Förderalismus, monarchistisch, antidemokraitsch, obstruktiv, oppositionell, Ablehnung der Republik
Deutschnationale Volkspartei (DNVP): Sammlungspartei der Rechten und Nationalen: Großlandwirte, Industrielle; Ziel: Monarchie, stark antirepublikanisch.
NSDAP: Mittel-Kleinbürgertum; Ziel: totale Umstrukturierung, entscheidende Partei in der Endphase
Reichswehr: Geringschätzige Loyalität gegenüber dem Staat, kein Vorgehen gegen rechts, brutales Vorgehen gegen Links, permanenter Unsicherheitsfaktor, destabilisierendes Element, wiederstandslose Vereinnahmung durch Hitler
Das Krisenjahr 1923
Ruhrkampf: F, Belgien besetzen Ruhrgebiet, passiver Widerstand, harte Maßnahmen Frankreichs, Gewalt auf beiden Seiten, Ende Sep.: Stresemann beendet den Widerstand
Inflation durch Kriegsschulden, Versailler Vertrag, falsche Wirtschaftspolitik, soziale und politische Folgen
Hitler-Putsch (8./9. November): Abesetzung der Regierung; Ausrufung der “provisorischen deutschen Nationalregierung” durch Hitler; NSDAP-Demonstrationszug zur Feldherrnhalle stoppt Polizei; Verhaftung und Inhaftierung Hitlers
Separatismus (von Frankreich unterstützt) “Rheinische Republik”, “Autonome Pfalz”
zeigt die Instabilität der Weimarer Republik in den Anfangsjahren
Das Problem der Reparationen
Versailles 1919
Begründung der Reparationsforderungen mit der Kriegsschuld Deutschlands; Fesetzung der Gesamthöhe bis 1921
Boulogne 1920
GB und F einigen sich auf 269 Mrd. Goldmark
Paris 1921
Gesamtsumme: 226 MRD GM; zahlbar in 42 Jahresraten plus jährlich 12% des Wertes der deutschen Ausfuhr
London 1921
Reparationssume wird von den Alliierten auf 132 Mrd. GM festgelegt, ihre Annahme durch Ultimatum erzwungen
Dawes-Plan 1924
rein wirtschaftlich orientierter Plan, deutliche Verbesserung z.B. durch US-Kredit in Höhe von 800 Mio. GM
Young-Plan 1929
erstmals Beteiligung der Deutschen; erträgliche Bedingungen: 112 Mrd. Reichsmark (RM) zahlbar in 59 Jahren; Beendigung der alliierten Reparationskommission, vorzeitige Räumung des Rheinlandes
Hoover-Moratorium 1931
1-jähriger Zahlungsaufschub durch US-Präsident, Gründe: Weltwirtschaftskrise, Stabilisierung der Regierung Brüning
Lausanne 1932
Restliche Reparationsleistunge: 3 Mrd. RM
1934: Endgültige Einstellung der Reparationen
Die ruhigen Jahre
Wirtschaft
Rasches Wachstum (Dawes-Plan, Kredeite)
Investionen in neugartige Industriezweige (Flugzeuge, Autos, Rundfunk, Filmindustrie)
permanent hohe Arbeitslosenzahl
unrentable Landwirtschaft
zunehmende Konzentration von Großunternehmen
Fazit: Relative Stabilität, “Scheinkonjunktur”, “Konjunktur auf Pump”
Sozialpolitik
Staatliche Armenfürsorge, Angestelltenversicherung, Arbeitsgerichte, Unterstüztungsanspruch bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit, Kündigungsschutz, Arbeitslosenversicherung
Kultur
einzigartige Vielfalt des geistigen Lebens: Überregionale Zeitungen, literarisch-politische Zeitschriften, neue Massenmedien (Presse, Runfunk, Schallplatten, Filme), vielfältige Stilrichtungen in der Malerei; Vielfalt der Musik, der bildenen Künste und der Literatur, kulturelles Zentrum ist Berlin, konkurriert mit London, Paris
Technik, Wissenschaft
Aufsehen erregende Großprojekte (Zeppelin); zahlreiche höchste Wissenschaftliche Auszeichnungen
Reichspräsidentenwahl 1925
staatstragende Parteien können im 2. Wahlgang den Antidemokratischen Hindenburg nicht verhindern; sein Sieg ist entscheidende Niederlage Deutschlands
Der Anfang vom Ende
Scheitern der Großen Koalition
Fazit: Das Scheitern der Großen Koalition ist der Anfang vom Ende Weimars
Präsidialkabinett:
Hindenburg ernennt Brüning zum Kanzler, Kabinettsbildung ohne SPD
Richtlinien der neuen Politik: antiparlamentarisch, antimarxistisch, grundlegender Wandel der Politik im Kernland Preußens als Ziel
an die Stelle der parlamentarischen Demokratie tritt nicht-verfassungskonforme Notverordnungsdiktatur die den Reichstag ausschaltet und parlamentarische Kontrolle verhindert
Fazit: Ende des parlamentarischen Systems
Das Kabinett Brüning
Außenpolitik
erfolgreich: Hoover-Moratorium, Konferenz von Lausanne etc.
Innenpolitik
2. Kabinett Brüning hat keine parlamentarische Bindung mehr, deutliche Tendenz nach rechts, Harzburger Front, Einbindung und “Zähmung” der NSDAP scheitert an Hitlers Forderungen, Zuspitzung der innenpolitischen Krise vor allem wegen seiner Wirtschaftspolitik, bürgerkriegsähnliche Zustände
Beurteilung:
völlige Unterordnung der Wirtschafts- unter die Außenpolitik
Rigoroser Sparkurs, bewusste Inkaufnahme der extremen Arbeitslosenzahlen
Abbau verfassungsgemäßer Elemente bereiten Hitler den Weg
fast ausweglose innere Situation Weimars
Das Kabinett von Papen
—> auch “Kabinett der Barone”
Ernennung Franz v. Papens, 6 der 9 wichtigen Kabinettsmitglieder sind konservative Adlige, übergeordnetes Ziel: autoritäterer, monarchistischer “neuer Staat”
Innenpolitik:
Aufhebung des SA- und SS Verbots Brünings (=Aufwertung der NSDAP)
Preußenschlag: Papen erreicht bei Hindenburg Abesetzung der preußischen SPD Regierung Braun, übernimmt gesetzliche Berechtigung —> Staatsstreich
Nov. 1932. Papen will “neuen Staat”: Reichspräsident=preu. Ministerpräsident, Regierung noch Reichspräsident verantwortlich, Entmachtung des Reichstags durch adeliges Oberhaus, öffentliche, ungleiche, indirekte Wahlen
Erfolgreiche Ankurbelung der Wirtschaft mit staatlichem Arbeitsbeschaffungsprogramm
ins. wirtschaftliche Verbesserung
Forderung: Streichung der Reparationen, Löschung des Kriegsschuldartikels; völlige Gleichberechtigung Deutschlands
Ergebnisse: Erreicht 1932 Festsetzung der restlichen Reparationen auf 3 Mrd. RM; Anerkennung der militärischen Forderungen
Papens Entlassung:
Installierung des “neuen Staates” geht nur per Staatsstreich; diesen verweigert von Schleicher (Reichswehrminister); Hindenburg entlässt Papen “ungern”.
Reichspräsidentenwahl 1932
wegen Chancenlosigkeit eines eignen Kandidaten unterstützend staatrstragende Parteien den politischen Gegner Hindenburg (=paradox) um größeres Übel Hitler zu verhindern
Bedeutung: zeigt antidemokratische Einstellung der meisten Deutschen und die extreme Schwäche der Weimarer Republik
Das Kabinett von Schleicher
nur eine Alternative zu Hitler: “graue Eminenz”, General von Schleicher
will “sozialer General” sein, Ziele: Arbeitsplätze, Verbesserung der sozialen Situation
Versuch der Zusammenarbeit mit SPD; Mittelparteien und Gewerkschaften, scheitern am Misstrauen der SPD, an seinem vagen Programm und der Ablehnung seiner Sozialpolitik durch Großlandwirte, Unternehmer und die DNVP
Alt ultima ratio plant Streicher einen Staatsstreich; Hindenburg befürchtet Bürgerkrieg und entlässt ihn
Die Ursachen des Scheiterns
Schwäche der demokratischen Tradition; Stärke der obrigkeitsstaatlichen Einstellung
Strukturelle Fehler der Weimarer Reichsverfassung
Wirtschaftliche Belastung
Rolle der Parteien und Interessenvertretung
Versagen bzw. Rolle einzelner Politiker (Hindenburg, Brüning, Papen, Hitler)
Außenpolitische Belastungen als Folgen des Ersten Weltkriegs
Autoritäre und totalitäre Herrschaftsformen
Ursachen:
1. Weltkrieg
schnelle Ablösung der Monarchie durch Demokratie, bewirkt innenpolitische Instabilität
Demokratie gilt als ineffektiv, da sie Probleme nicht rasch lösen kann
Verlust traditioneller Bindungen und gesellschaftspolitischer Bedeutungsverlust von Adel, Militär, Justiz, Beamtentum, Besitzbürgertum
soziale, wirtschaftliche Folgen der Industriellen Revolution gefärdeten und verunsicherten das mittelständische Bürgertum, lehnen deshalb die “neue Zeit” ab und verklären die alte
diese Faktoren bewirken Krise in der Demokratie, ermöglicht Antidemokraten emotionale Propaganda
Folgen: Vergiftung der innenpolitischen Atmosphäre und Radikalisierung der Politik
Charakteristika des Faschismus
Undemokraitscher Entscheidungsprozess
extremer Nationalismus und Rassismus
Gesellschaftsideologie, stellt Volk in den Mittelpunkt, Wert des Individuums wird geringgeschätzt
Einparteienstaat
skrupellose Anwendung von Gewalt und Terror
Antibewegung gegen Demokratie, Parlamentarismus, Liberalismus & Kommunismus
Schaffung von Sündenböcken und Feindbildern
agressiver Militarismus
Durchsetzung der eigenen Ideologie mit Hilfe modernster Technik
Zuletzt geändertvor 2 Jahren