Bauaufgaben und Fassadengestaltung im Historismus

Der Historismus, der etwa vom späten 19. Jahrhundert bis zum frühen 20. Jahrhundert dauerte, war durch die Wiederaufnahme historischer Baustile gekennzeichnet. Es wurden verschiedene Stile aus vergangenen Epochen wie Gotik, Renaissance, Barock oder Romanik wieder aufgegriffen und in zeitgenössischen Kontexten angewendet. Die Bauaufgaben im Historismus waren vielfältig und umfassten sowohl öffentliche als auch private Gebäude. Die Fassadengestaltung variierte je nach gewähltem historischen Stil, wobei oft ornamentale Details, Verzierungen und unterschiedliche Materialien verwendet wurden.

Reichstagsgebäude in Berlin 1984-1894:

von Paul Wallot

Aussehen:

• Grundriss inklusive Innenhöfen gleicht einem italienischen Renaissance-Palast.

• von innen v.a. neubarock, aber auch klassizistisch repräsentativ gestaltet.

• Stilvermengung “Historismus” erkennbar: Rundbögenfenster im Erdgeschoss (römisch), Dreiecksgiebelfenster im ersten Stock (klassizistisch) und Halbsäulen an der Fassade (griechisch)

Besonderheiten:

• Steinerne, geschlossen Fassadengestaltung

  -> konservativ + historierend

• Eckrisalite (Mauervorsprünge) in Gestalt von Turmbastionen

• Doppelstöckige Fenster durch Kolossalordnung zusammengefasst (klassizistisch)

• Eingänge an allen 4 Seiten mittig, Haupteingang mit Portikus und Dreiecksgiebel sowie Freitreppe in Breite der Säulenstellung (griechisch)

• Dachkonstruktion aus Eisen und Glas

  -> Ingenieurstil

• reizvoller Kontrast zwischen Baugerüst verstecktem Mauerwerk (Historismus) und sichtbarer Kuppelkonstruktion (Ingenieurskunst)

1995 Umbau wegen Brand: Innenbau komplett neu ebenso wie gewagte begehbare Glaskuppel

1. Neogotik:

   • Spitzbögen

   • Fialen (verzierte Spitzen)

   • Maßwerkfenster

   • Zinnen und Türme

1. Neorenaissance:

   • Strenge Symmetrie

   • Säulen und Pilaster

   • Bögen und Gewölbe

   • Verzierungen wie Reliefs und Skulpturen

1. Neobarock:

   • Opulente Fassadengestaltung

   • Rundbögen und Kuppeln

   • Stuckverzierungen

   • Prunkvolle Eingangsportale

1. Neoklassizismus:

   • Klare, symmetrische Formen

   • Säulenordnungen (z.B. ionisch, dorisch, korinthisch)

   • Dreiecksgiebel

   • Einfache Verzierungen

• Reichstag Berlin

• Pariser Oper 1861-1874

• Evangelischer Dom in Berlin 1894-1905

• Die Villa Schröder in Leipzig

• Das neogotische Rathaus Essen (1878–1964)

• Schloss Drachenburg auf dem Drachenfels am Rhein, erbaut 1882–1884

Austellungshalle für die erste Weltausstellung

Wirkung: riesig, lichtdurchflutet aber noch recht statisch

Historismus und Ingenieurarchitektur

Der Crystal Palace ist ein architektonisches Meisterwerk, das für die Great Exhibition (Große Ausstellung) von 1851 in London erbaut wurde. Es repräsentiert den Stil des Viktorianischen Zeitalters, das zur Epoche des Historismus gehört.

Der Historismus war durch eine Rückbesinnung auf vergangene Epochen und Stile gekennzeichnet. Architekten und Designer im Viktorianischen Zeitalter orientierten sich an verschiedenen historischen Stilen wie Gotik, Renaissance und Barock. Der Crystal Palace hingegen war eine Neuinterpretation und ein innovatives Beispiel für den Einsatz von Stahl und Glas in der Architektur.

Der Architekt des Crystal Palace, Joseph Paxton, entwarf eine großflächige Konstruktion aus Gusseisen und Glas, die als Ausstellungshalle für die Great Exhibition diente. Das Gebäude war eine technische und ästhetische Meisterleistung seiner Zeit und gilt als eines der bekanntesten Beispiele für die Architektur des Viktorianischen Zeitalters und des Historismus.

Es ist wichtig anzumerken, dass der Crystal Palace selbst keine spezifische architektonische Epoche repräsentiert, sondern ein herausragendes Beispiel für die innovative Nutzung von Materialien und den Stilmix des Historismus im 19. Jahrhundert darstellt.

• europäische Gegenbewegung

• orientiert sich an Pflanzenformen

• außer sich in der Architektur in einer organischen Ornamentik bei der Fassaden und Innenraumgeschtaltung

• Wichtige Architekten: Henry van de Velde (1863-1957), Victor Horta (1861-1947) und Antonio Gaudi (1852-1926)