Chronisches vs. Akutes Leberversagen
Akutes Leberversagen
Definition und Stadien
= Ausfall der Leberfunktion bei Patienten die vorher keine chronische Leberkrankheit hatten; Tritt auf begleitet von klinischen Trias: Ikterus, Gerrinnungsstörung, Bewusstseinsstörung
Hyperakut: 0 bis 7 Tage
Akut: 8 bis 28 Tage
Subakut: 29 Tage bis 12 Wochen
Ätiologie
Virushepatitis (HA, HD, HE)
Medikamentös toxisch (z.B. Vergiftung, Knollenblätterpilz, Drogen)
Paracetamol (D: ansteigend), Paracetamol Vergiftung
Unklare Genese (AIH?)
Kinder: metabolische Erkrankungen, Paracetamol/ Medikamente
Fernost: viralen Hepatitiden (HBV/HEV)
Knollenblätterpilzvergiftung
Knollenblätterpilzvergiftung: Silibinin (alleine) als „Antidot“ (vorher + Paracetamol)
Cave: Latenzphase 24 bis 48 h mit Besserung der Symptome
Labor
Labor: Transaminase ↑, Bilirubin ↑, Gerinnungsfaktoren ↓, Hypoglykamie
Therapie
Kausale Therapiemaßnahmen
Symptomatische Therapie (z.B. Substitution von Gerinnungsfaktoren)
Antidotgabe bei Paracetamolvergiftung (Acetylcystein)
Lebertransplantation
Prognose Kriterien
Kings College Kriterien
Kriterien zum Abschätzen der Prognose bei akutem Leberversagen
man unterscheidet ein durch Paracetamol ausgelöstes Leberversagen von anderen
Schlechte Prognose bzw. Transplantationsindikationen:
bei Paracetamol: va. pH Wert des arteriellen Blutes < 7,3 ist
bei anderen Ätiologien: INR > 6,7
Chronisches Leberversagen
Dauerhafte hepatische Funktionseinschränkung
Unbehandelt können chronische Lebererkrankungen zu einer irreversiblen Leberzirrhose führen
Ätiologie/ Ursprung:
toxisch (z.B. alkoholtoxischer Leberschaden)
entzündlich (z.B. Hepatitiden, PSC, PBC)
metabolisch (z.B. Hämochromatose, Morbus Wilson) oder
vaskulär (z.B. Budd-Chiari-Syndrom)
Verlust der leberfunktion führt zu:
Eingeschränkter Synthese- und Stoffwechselfunktion
Eingeschränkter Gerinnungsfunktion und somit gesteigerter Blutungsneigung
Anstieg toxischer Stoffwechselprodukte (führt zu hepatischer Enzephalopathie)
Portale Hypertension (durch Fibrosierung) → Aszites und Varizen
Leberzirrhose
Definition
Zerstörung der Läppchen und Gefäßstruktur der Leber
mit entzündlicher Fibrose (Knotiger Bindegewebeumbau des Parenchyms)
Funktionelle Folgen: Leberinsuffizienz, Portale Hypertension
Leberzirrhose ist eine Spätfolge verschiedener Lebererkrankungen
z.B Virushepatitis B, C, D; Alkoholabusus, PBS, PBC, Hämatochromatose
Unterscheidung/ Stadien
Kompensierte Zirrhose: Vernarbung, aber noch ausreichende Leberfunktion
Dekompensierte Zirrhose: eingeschränkte Leberfunktion mit Komplikationen
Diagnose
Anamnese, Klinik
evtl. Nachweis einer Portalen Hypertension
Bildgebung: Sono, Elastografie,, Laparaskopie
Portale Hypertension
Definition und Ätiologie
Druckerhöhung in der Pfortader (V. portae hepatis) > 10mmHg
tritt ua. auf bei fortgeschrittener Leberzirrhose (chronischem Leberversagen)
Prähepatisch: Pfortaderthrombose
Intrahepatisch: Leberzirrhose
Posthepatisch: Budd Chiari Syndrom
Leberzirrhose = Fibrotischer Umbau der Leber (Verhärtung)
verursacht Stauung von Blut vor der Leber (= Hypertension)
Diagnostik
Transjuguläre Messung des Pfortaderdrucks
Duplexsonografie/ CT für Nachweis einer Pfortaderthrombosen
Erste Messung:
10 mmHg: klinisch relevante PH
12 mmHg: Risiko Varizenblutung/Aszites
Wiederholte Messung:
weniger als 12 mmHg/ 20 % Reduktion: keine Reblutung
10 % - 12 % Reduktion: Besserung Aszites/ SBP
Risiko
Entstehung von Varizen und Varizenblutungen
Umgehungskreisläufe um die Leber herum (durch erhöhten Druck)
Screening Verfahren: Leberzirrhose und Portale Hypertension
Verfahren nach Invasivität, Leberhautzeichen
Screening Zirrhose: Elastographie
Diagnose Zirrhose: Histologie, ÖGD, HVPG
Diagnose PH: Goldstandard HVPG
bei HBV/HCV: TE ≥ 20 - 25 kPa + Milz/Plt
Alternativ: Bildgebung/Endoskopie
Methoden (nach Invasivität geordnet)
Untersuchung - Labor - Ultraschall - Elastographie - CT/MRT - Kapsel - Endoskopie - HVPG
Sichere Leberhautzeichen:
Spider naiv (Lebersternchen), Caput medusae, Palmar-, Plantarerythem, Ikterus
Varizen
Screening
Bei Erstvorstellung und V.a. Leberzirrhose
Zirrhose ohne Varizen: ÖGD alle 2 Jahre (aktive LD) bzw. alle 3 Jahre (inaktive LD)
Zirrhose mit Varizen: ÖGD jedes Jahr (aktive LD) bzw. alle 2 Jahre (inaktive LD)
Blutungspropylaxe, Reduktion des Pfortaderdrucks
Responder: Abfall des HVPG um ≥ 20 % oder < 12 mmHg
Erstmaßnahmen und Notfall
Akute Varizenblutung: Erstmaßnahmen:
Stabilisierung, Transfusionsbedarf
Korrektur der Gerinnung
Antibiose (Cephalosporin)
Terlipressin / Octreotid
Prokinetikum (Erythromycin)
Notfall: Notfallendoskopie
Sonden, Ösophagusstent, Stillung der Varizenblutung
Transjugulärer portosystemischer Shunt (TIPS)
Hepatorenales Syndrom
Potenziell reversible Nierenfunktionsstörung bei Leberzirrhose bzw. Leberinsuffizienz mit portaler Hypertension und Aszites; Abhnahme der GFR bei Patienten mit dekomp. Leberzirrhose
Pathophysiologie
Portalen Hypertension bei Leberzirrhose + arterielle Vasodilatation im Splanchnikusgebiet → Steigerung der Gefäßpermeabilität mit Aszites
Im Verlauf: Entwicklung eines intravasalen Flüssigkeitsmangels
Um den renalen Perfusionsdruck zu erhalten, kommt es zur einer renovaskulären Vasokonstriktion
Die renale Ausscheidung verringert sich
Verläufe
Typ I rasches Nierenversagen (< 2 Wochen, Se Creatinin > 2,5 mg/dl)
→ Überleben ca. 1 Monat = Niedrig
Typ II langsam fortschreitendes Nierenversagen (Se Creatinin > 1,5 mg/dl)
→ Überleben bis zu 1. Jahr
Differentialdiagnose
Prärenal: Volumenmangel
Intrarenal: Nephrotisches Syndrom, akute Tubulusnekrose (ATN)
Postrenal: Obstruktion der Harnwege
Therapie (Aszites und HRS)
Stufentherapie der Aszites:
Natriumrestriktion (10% Therapieerfolg)
Aldosteronantagonist z.B. Spironolacton max. 400 mg/die (75%)
Schleifendiuretika z.B. Furosemid max. 160 mg (90% Erfolg)
Hepatorenales Syndrom:
Terlipressin 2-12 mg/die (Perfusor oder Kurzinfusion) + Albumin
Frühelektiv TIPS oder LTx, Dialyse nur zum Bridging
Spontan bakterielle Peritonitis
Definition, Risikofaktoren, Therapie
Spontan bakterielle Peritonitis = Entzündung der Aszitesflüssigkeit
Häufig keine spezifischen Symptome (im Zweifel immer Punktion)
Bei fehlender Differenzierung im Labor 500 WBC/μl
Hepatische Enzephalopathie
Episodisch auftretende, reversible Enzephalopathie bei Leberversagen
durch Ansammlung von toxischen Stoffen im Gehirn
Pathophysiologie: Astrozytenschwellung und Gliaödem
Verlauf: Episodisch, Rezidivierend, Persistierend
Klassfikation nach Erkrankung
Typ A = akutes Leberversagen
Typ B = Portosystemischer Shunt
Typ C = Leberzirrhose
Klassfikation nach Schweregrad
MHE (latent) = Konzentrations- und Reaktionsschwäche in Testverfahren
Grad 1 (latent) = gestörter Schlafrhythmus, kognitiv/im Verhalten verändert
Grad 2 (overt) = Persönlichkeitsänderung, Tremor, Dysarthrie, Zeit Desorient.
Grad 3 (overt) = Somnolenz, Verwirrtheit, Inkontinenz, Ataxie, Ort Desorient.
Grad 4 (overt) = Leberausfallkoma
Klassfikation nach Auslösern
Sekundär (z.B. Infektionen, GI Blutungen, Elektrolytstörungen, Konstipation)
Spontan
Klinisch ± EEG (Delta-Wellen)
CT und Ammoniak i.S. nur zum Ausschluss anderer Genese
Ausreichende Ernährung (keine Eiweiß-Reduktion!)
Therapie auslösender Faktoren (GI-Blutung/ Elektrolytstörungen/ Infektion)
Unterdrückung der Ammoniak bildenden Darmflora
Anregung Stuhlgang
Therapeutikum 1. Wahl Lactulose alle 12 Stunden (2 - 3 Stühle/Tag)
Antibiotika: Rifaximin, Flumazenil
Außerdem: Shuts zur Reduktion der Okklusion
Child Pugh Score
MELD Score
Spezielle Behandlungsmöglichkeiten
Child Pugh
Zuletzt geändertvor 2 Jahren