Emile Durkheim 1858 – 1917
- 1858 in Épinal, Frankreich geboren àWeber und Durkheim Zeitgenossen gewesen
- Studium der Jurisprudenz, Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte in Berlin und Heidelberg
- 1885 – 86 Studienaufenthalt in Berlin und Leipzig
- 1887 Lehrauftrag für Sozialwissenschaft in Bordeaux (erster Soziologie-Lehrstuhl in Frankreich) Aufbau des franz. Erziehungssystems
- 1893/97 Durkheim schreibt und veröffentlicht seine drei berühmtesten Bücher („Über die soziale Arbeitsteilung“, „Die Regeln der soziologischen Methoden“, „Der Selbstmord“)
- 1902 Aufnahme der Lehrtätigkeit an der Sorbonne, Paris
- 1906 Lehrstuhl für Erziehungswissenschaften
- 1917 stirbt Durkheim in Paris
Gegenwartsgesellschaft
Was ist die Moderne?
Zusammengesetzte Arbeitsteilung, Loslösung der Menschen aus traditionellen Bindungen, Gefahr der Regellosigkeit (Anomie)
—>Für die zusammengesetzte Arbeitsteilung Moderne —> Spezialisierte Ausführung
Lösung der Menschen aus traditionellen Bindungen: Von Dorf in große Städte —>Herauslösung von traditionellen Bindungen führt zur Pluralisierung der Lebenswelten sieht das als kritisch wegen Anomie durch Regellosigkeit
Wie entsteht die moderne Gesellschaft?
Steigerung der moralischen Dicht —>Übergang von mechanischer zur solidarischen Solidarität
Moralische Dichten Steigerung = Menschen mit verschiedenen Vorstellungen über die Welt kommen zusammen was zu einem Übergang von mechanischen zur organischen Solidarität führt
Ausgangspunkt
Grundlegende Frage: Wie ist gesellschaftliche Integration möglich?
Soziale Ordnung als normative Ordnung
Menschen haben unendliche Bedürfnisse: Gesellschaft muss der individuellen Bedürfnisbefriedigung durch Normen Grenzen setzten
—>Gesellschaft sagt was wir wollen durch Normen, die Grenzen setzten
Modernisierung: Soziale Evolution von einfachen, segmentären Gesellschaften zu komplexen, funktional differenzierten Gesellschaften
Ausgangspunkt – Kritik an:
- Vertragstheorien: Verträge setzen Solidarität voraussetzt
- Ökonomische Theorien: Interessen bedingen keine Solidarität
—>Reduzieren auf Interessen, die keine Solidarität bedingen
-> Menschen müssen eine Solidarität stiftende und Gemeinschaft ermöglichende Zwangsinstanz verinnerlicht haben
—>Normen müssen verinnerlicht werden—>Erziehung—>Menschen müssen erzogen werden
Gesellschaftlicher Entwicklungspfad
einfache AT: Wenn eine Aufgabe in qualitativ gleichartige, gleichwohl untereinander unentbehrliche Aufgaben unterteilt ist
Beispiel Dorfgemeinschaft —>Landwirtschaft
zusammengesetzte AT: Wenn die Aufgaben verschiedener Natur sind, die durch vertragliche Vereinbarungen integriert sind
Beispiel Fabrik —>verschiedene Aufgaben, die auch aufeinander aufbauen
Ursachen für Arbeitsteilung
- Materielle Dichtung steigt
Menschen produzieren Überschüsse und es gibt immer mehr Menschen, die versorgt werden müssen
- Soziales Volumen steigt
Menschen rücken auf engen Raum immer näher aneinander
- Mit steigender Dichte und steigendem Volumen verschärft sich der Überlebenskampf
Beispiel in der VL Wählen zwischen 20 Bäcker
- Moralische Dichte als Motor: Arbeitsteilung schreitet in dem Maße fort, in dem Menschen sich räumlich näherkommen
Dabei steigt die moralische Dichte als Motor der Arbeitsteilung
- Ausdifferenzierung/Spezialisierung
Bäcker Möglichkeiten —>Bio-Bäcker, Vollkorn-Bäcker usw. —>Welt differenziert sich aus
Bei der räumlichen Nähe treffen Menschen mit verschiedenen Einstellungen aufeinander —>Wettkampf —>Ausdifferenzierung
„Aber die Arbeitsteilung ist nicht nur der ökonomischen Welt eigentümlich; man kann ihren wachsenden Einfluss in den verschiedenen Gebieten der Gesellschaft beobachten. Die politischen, administrativen und juristischen Funktionen spezialisieren sich immer mehr.“(S. 84)
Funktion der Arbeitsteilung
Wie lässt sich Integration von Gesellschaften herstellen?
Die moralische Funktion der Arbeitsteilung ist die Integration von Gesellschaft – sie schafft soziale Solidarität
Unterscheidung:
- Mechanische Solidarität: wenig differenzierte Gesellschaften, Integration auf Basis von Tradition, Sitten und Sanktionen. Kennzeichen sind daher gemeinsame Anschauungen und Gefühle, Rechtssystem ist repressiv (repressiv = unterdrückend, bei Abweichung Sanktionen)
- Organische Solidarität: Zusammenhalt durch kontraktuelle Strukturen, gemeinsame Anschauungen treten in den Hintergrund, Integration durch gegenseitige Abhängigkeit
—>Wenn komplexe Arbeitsteilung dann organische Solidarität; durch Interaktion können Arbeitsteilung nur Leben —>Gesellschaft = Organismus als Metapher —>Leber, Gehirn, Galle usw. müssen sich einigen und interagieren, damit der Körper funktioniert
Arbeitsteilung schafft soziale Solidarität —>versch. Arten von Arbeitsteilung —>versch. Arten von Solidarität
Solidarität(en)
Unterschiedliche Arten von Arbeitsteilung —>Unterschiedliche Arten von Solidarität
Anomie
= Was wenn org. Solidarität versagt
These: Industriegesellschaft —>Gefahr der Regellosigkeit
(nicht mehr moralisch integriert—>keine gegenseitige Abhängigkeit führt zur Regellosigkeit viele aneinander widersprechende Regeln —>Problem)
- Menschen haben unendliche Bedürfnisse
—>deswegen Regeln benötigt
- Gesellschaft muss der individuellen Bedürfnisbefriedigung durch Normen Grenzen setzten (Gussformen)
- Wenn sie dies nicht tut, „wird der Mensch leiden“ und die Gesellschaft wird anomisch (nicht Armut, sondern Wohlstand als Problem)
(Wenn in Armut gelebt wird, dann gibt es dennoch einen Normensystem; Wohlstand Problem, weil können uns immer mehr leisten und wissen, aber nicht mehr welche Regeln gelten)
- Indikator: Selbstmordrate
- (für Anomie —>hängt an der gesellschaftlichen Struktur zusammen—>nicht individuellàje weniger Integration höher Suizid)
- Suizid-Rate steht im umgekehrten Verhältnis zum Grad der Integration der sozialen Gruppen, denen ein/e einzelne/r angehör
- Egoistischer, althruistischer, anomischer, fatalistischer Selbstmord (Arten des Suizids/Selbstmord)
—>Anomie: Situation, in der die Geltung sozialer/moralischer Normen unbekannt oder uneindeutig ist
(Normen existieren noch nicht —>Bsp. Internet, rapider sozialer Wandel)
Durkheims Festlegung der Soziologie:
- Die Soziologie beschäftigt sich mit soziologischen Tatbeständen/sozialen Tatsachen
- dingliche Eigenschaften der soziologischen Tatbestände Welche Methode soll die Soziologie anwenden? (Vergleich als Methode)
—>Bedingungen von soz. Tatbeständen
- Statistik, damit Einzelfälle in der Masse der Daten verschwinden können
- Statistiken geben Informationen über den Zustand des Kollektivgeistes
- Warum ist die möglich? (das soz. Dingliche Eigenschaften hat)
- Weil soziologische Tatbestände Fakten oder Dinge sind, die sich messen lassen —> positive Wissenschaft der Moral
Die dinglichen Eigenschaften kann man analysieren und über die soz. Struktur —>kollektiv, nicht individuelle Informationen bekommen
Durkheims Methodologie
In welcher Hinsicht „existieren“ soziale Tatsachen?
- Weber: soziale Phänomene sind aus sozialem Handeln „zusammengesetzt“
- Damit sind nur Individuen und ihre sozialen Beziehungen kausal wirksame Ursachen
- Durkheim: Strukturen sind Resultat individueller Handlungen und sind gleichzeitig verursachend.
- Nur so könne sie als „Gussformen“ wirken
Strukturen sind was eigenes was kausal wirken kann
Wie genau soll das gehen?
„sui generis“ (Emergenz)
‚Gesellschaft ist mehr als die Summe von Individuen‘ Regeln der soziologischen Methode[1895] 1964: 103
‚Soziale Tatsachen sind von Menschen gemacht, sie sind das Produkt menschlicher Aktivität‘
Regeln der soziologischen Methode[1895] 1964: 17
Widerspruch?
NEIN! —>Für Durkheim kein Widerspruch
—> Sozialität entsteht durch Aktionen und Interaktionen
—> Struktur verselbständigt sich und wirkt „hinter dem Rücken der Akteure“
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ —>Emergenz
Durkheim als methodologischer Kollektivist
Emergenz = Herausbildung Eigenschaften, die die Bestandteile selbst nicht haben
WIE sind soziale Tatsachen emergent?
Allgemeinheit
- Gilt für alle Individuen, die sich in der Struktur integrieren
Soziale Tatbestände sind ÜBERINDIVIDUELL:
- Objektiv, vorgeburtlich, außerhalb der Person existent
- Sie umfassen Regeln des Denkens, Handelns und Fühlens, die außerhalb des individuellen Bewusstseins existieren
- Sie sind dauerhaft
Soziale Tatbestände sind ZWINGEND (kausal verursachend)
- Kollektivbewusstsein wird durch Erziehung internalisiert und durch Sanktionen abgesichert
- Soziale Tatsachen verpflichten
- Sie lassen sich nicht durch bloßen Willensentschluss und nicht ohne Widerstand ändern.
- Sie sind nicht notwendigerweise immer bewusst
Zusammenhang Individuum-Struktur
Badewanne anders als zuvor —>Form eher rundlich —> C unten
Emergenz —>nicht einfach die Aggregation, sondern es kommt was hinzu
Methodologischer Individualismus vs. methodologischem Kollektivismus
Zusammenfassung Durkheim
Betont Bedrohung d. sozialen Zusammenhalts und d. sozialen Ordnung in der Gesellschaft
—>soz. Tatsachen durch kollektiv Normen, Werte und Praktion zu analysieren, weil diese Gesellschaft prägen
Soziale Solidarität wichtiges Konzept
—>Unterscheidung organische und mechanische Solidarität
Mechanische Solidarität: Gesellshaft mit geringen Arbeitsteilung, indenen die Menschen ähnliche Werte und Normen teilen und im starken Maße homogen sind
Organische Solidarität: Moderne Gesellschaften mit hoher Arbeitsteilung, in denen die Menschen voneinander abhänig sind und spezialisierte Rollen und Funktionen in der Gesellschaft haben
Anomie = Zustand d. soz. Desorganisation oder des Wertverfalls, der auftritt, wenn die sozialen Normen und Regeln in einer Gesellschaft nicht klar definiert sind oder nicht mehr effektiv funktionieren.
—>führt zu soz. Unruhen und Anstieg Selbstmordrate
Religion
—>Religion als sozials Phänomen, Rolle bei der Schaffung von Gesellschaft, soz. Solidarität wegen Einfluss bei gemeinsamen Werten
—>Religion spielt zentrale Rolle bei der Integration der Meschen in der Gemeinschaft
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