Distale Radiusfraktur: Extensionsfraktur
= Colles-Fraktur (Fraktur loco typico)
durch Sturz auf die extendierte Hand (typische Abstützbewegung
extrartikuläre Extensionsfraktur
Dislokation des distalen Fragments nach dorso-radial
Sonderfall Barton-Fraktur
Partiell-artikuläre distale Radiusextensionsfraktur mit dorsalem Kantenfragment
Colles Fraktur mit nach dorsal (Gabelrückenstellung) und radial (Bajonettstellung) verschobenem distalen Fragment
Distale Radiusfraktur: Flexionfraktur
= Smith-Fraktur
Sturz auf flektierte Hand
Extraartikuläre Flexionsfraktur
Dislokation des distalen Fragments nach palmar und radial
Sonderfall: Reversed-Barton-Fraktur
Partiell-artikuläre Radiusflexionsfraktur mit palmarem Kantenfragment
AO-Klassifikation
A - Extraartikuläre Fraktur
A1: Fraktur des Proc. styloideus radii (ohne Gelenkbeteiligung)
A2: Einfache Radiusfraktur
A2.2: Colles, A.2.3: Smith
A3: Mehfragmentäre Radiusfraktur
B - Partiell-artikuläre Fraktur
B1: Sagitalle Radiusfraktur
B2: Radiusfraktur mit dorsalem Kantenfragment (Barton-Fraktur)
B3: Radiusfraktur mit palmaren Kantenfragment (Reversed-Barton-Fraktur)
C - Artikuläre Fraktur
C1: Artikulär einfach, metaphysär einfach
C2: Artikulär einfach, metaphysär mehrfragmentär
C3: Artikulär mehrfragmentär, metaphysär mehrfragmentär
Distale Radialisfraktur: Begleitverletzungen
Karpale Begleitverletzungen
Fraktur oder Luxation der Handwurzelknochen
Bandverletzungen
Sonstige Begleitverletzungen
Abrissfraktur des Proc. styloideus ulnae
Verletzungen des ulnaren Bandkomplexes oder des distalen Radioulnargelenks
Frakturen des Radiusköpfchens
Nerven-, Gefäß-, Sehnenverletzungen
Aufgrund des ähnlichen Traumamechanismus treten karpale Verletzungen häufig in Kombination mit der distalen Radiusfraktur auf
Distale Radiusfraktur: Symptome/Klinik
Allgemeine klinische Frakturzeichen, z.B.
Schwellung der Weichteile mit Druckschmerz
Schmerzhafte Bewegungseinschränkung im Handgelenk
Fehlstellung der Hand
bei Extensionsfrakturen nach dorso-radial
Bajonett-Stellung: Sicht von dorsal -> Dislokation nach radial
Fourchette-Stellung: seitliche Sicht -> Dislokation nach dorsal
bei Flexionsfrakturen nach palmar
Indikationen für Notfalloperationen
Verletzung von großen Gefäßen oder Nerven
nicht reopnierbare Luxation oder Dislokation
offene Fraktur oder ausgeprägte Weichteilverletzungen
Kompartmentsyndrom
Distale Radiusfraktur: Klinische Untersuchung
Untersuchung auf klinische Frakturzeichen
Überprüfung der pDMS
Palpation
Druckschmerz des distalen Radius, der distalen Ulna oder des distalen Radioulnargelenks
bei Begleitverletzungen
DS Tabatiere -> Kahnbeinfraktur
DS Radiuskopf -> Beteiligung Radiuskopf- oder hals
DS Ossa metacarpalia oder Phalangen -> Beteiligung Hand
Funktionsprüfung: Beweglichkeit im Handgelenk und an den angrenzenden Gelenken
Die Untersuchung richtet sich nach der Auspräguung der Symptome, wobei offensichtliche Frakturen nciht unnötig manipuliert weren sollten
Distale Radiusfraktur: Apparative Diagnostik
Röntgenaufnahme des Handgelenks in zwei Ebenen: p.a./a.p. und streng seitlich
Nachweis einer (evtl. intraartikulären) Frakturlinie und Beurteilung des Frakturverlaufs (und ggf. einer Trümmerzone)
Veränderter Böhler-Winkel des distalen Radius
Radioulnare Inklination/Gelenkflächenneigung (Böhler-I-Winkel): Normwert ca. 20-25°
sichtbar im ap/pa-Strahlengang
Palmare Inklination/Gelenkflächenneigung (Böhler-II-Winkel): Normwert ca. 10-15°
sichtbar im seitlichen Strahlengang
Beide Böhler-Winkel sollten nach Reposition wieder ein physiologisches Maß erreichen
Extrartikuläre Colles-Fraktur
Geschlossene Reposition der distalen Radiusfraktur
Indikation: alle dislozierten Frakturen, die nicht notfällmäßig operiert werden müssen
möglichst frühzeitig
Analgesie
Systemische Opioidgabe, z.B. Piritramid 7,5-15 mg i.v.
Bruchspaltanästhesie
Durchführung
Reposition mittels manuellem Zug
Reposition und kontinuierlichem Zug (z.B. mithilfe sog. Mädchenfänger)
Danach Anlage eines fixierenden Unterarmerbandes, z.B. gespaltener Unterarmgibs oder dorsale Schiene
im Anschluss
radiologische Stellungskontrolle im fixierenden Verband
Kontrolle auf Druckstellen, Durchblutung und Nervenfunktion am Folgetag
klinische und radiologische Verlaufskontrolle innerhalb der ersten Woche
keine sekundäre Nachreposition (Gefahr CRPS)
Distale Radiusfraktur: Konservative Therapie
Indikation
nicht-dislozierte, stabile Frakturen
reponierbare und retinierbare Frakturen
allgemeine oder lokale KI gegen OP
Relativ: höheres Alter
Aufkläreung und Dokumentation über Vorgehen und alternative Therapieverfahren
Ruhigstellung im fixierenden Unterarmverband f+r 4-6 Wochen
Regelmäßige Verlaufs- und Röntgenkontrollen (z.B. nach 1,3 und 6 Wochen)
Fortführen der schmerzadaptierten Analgesie
Physiotherapie
eigenständiges Beüben der angrenzenden Gelenke
nach Gipsabnahme. Beginn mit Beübung des Handegelenks bis zur Wiedererlangung von Beweglichkeit, Kraft und Funktion
nach ca. 3 Monaten: uneingeschränkte Sportfähigkeit und Belastbarkeit
Distale Radiusfraktur: Operative Therapie
Indikation:
Instabile und dislozierte intraartikuläre Fraktur
Dislozierte Smith-Fraktur
Offene Frakturen Grad II und III in der Klassifikation nach Tscherne und Oestern
Geschlossene Frakturen und Weichteilschaden Grad II und Grad III in der Klassifikation nach Tscherne und Oestern
Gefäß- und Nervenläsion
Erfolglose Reposition und/oder Retention einer Fraktur
Mehrfachverletzungen
Patientenwunsch
Verfahren
Spickdrahtosteosynthse (bspw. bei Kindern)
Schraubenosteosynthese
(Winkelstabile) Plattenosteosynthese
Fixateur externe (z.B. bei Trümmerfrakturen)
Nachbehandlung:
Je nach Verfahren postoperative Ruhigstellung, z.B. in dorsaler Unterarmgipsschiene
Distale Radiusfraktur: Spezielle Komplikationen
Akutes posttraumatisches Karpaltunnelsyndrom
Sekundäre Dislokation
Heilung in Fehlstellung
Sehnenruptur (v.a. Sehne des M. extensor pollicis longus)
Implantatlockerung/-wanderung/-bruch nach Operation
Implantatfehllage
Arthrose
Instabilität des Handgelenks (v.a. bei übersehenen Begleitverletzungen (z.B. SL-Bandruptur))
CRPS (Inzidenz: ca. 3% aller distalen Radiusfrakturen unabhängig vom gewählten Therapieregime)
Allgemeine Komplikationen nach Osteosynthese/Endoprothese
Verletzung von umliegenden/umgebenden Strukturen (Sehnen, Nerven, Gefäße)
Thrombose, Embolie
Blutung
Materialbruch, Knochenbruch
Posttraumatische Arthrose
Fehlstellung/Fehlfunktion
Luxationsrisiko
Pseudarthrose
Komplikationen nach Knochenbruch
Blutung, Hämatom, Serom
Schäden durch Immobilisation: Thrombose/Embolie; Infektionen
Begleitverletzungen
Weichteilschäden (Nerven, Gefäße, Sehnen)
Organschäden
Wundinfektion, Osteomyelitis (insb. bei offener Fraktur)
CRPS
im Kindesalter: Wachstumsstörung bei Schädigung der Wachstumsfuge
Refraktur
Komplikationen nach Osteosynthese/Endoprotheses
Einteilung der Außenknöchelfrakturen nach Weber
Weber A: Fraktur der Fibula unterhalb der Syndesmose (intakte Syndesmose)
Weber B: Fraktur der Fibula in Höhe der Syndesmose (mit möglicher Läsion der Syndesmose)
Weber C: Fraktur des Außenknöchels oberhalb der Syndesmose (mit möglicher rupturierter Syndesmose und Membrana interossea)
Maisonneuve-Fraktur
Ruptur der Syndesmose
Gleichzeitige Zerreißung der Membrana interossea
Hohe/subkapitale Weber-C-Fraktur (bzw. knöcherner Ausriss des Lig. collaterale fibulare)
Mögliche Begleitverletzungen: Innenknöchelfraktur oder Riss des Lig. deltoideum
Sprunggelenksfraktur: AO-Klassifikation
Analog zur Weber-Klassifikation Einteilung in A-C aufgrund der Lokalisation in Bezug auf die Syndesmose
Jeweils zusätzliche Untergruppierung in 1-3
Isolierte Verletzung des Außenknöchels
Außenknöchel und Innenknöchel betroffen
Zusätzliche Absprengung eines dorsalen Tibiafragmentes
Mögliche Begleitverletzungen von Weber-Frakturen
Bei allen Weber-Frakturen
Fraktur des Innenknöchels (Malleolus medialis)
Ruptur des Lig. deltoideum (Verbindung zwischen Malleolus medialis und Calcaneus, Talus, Os naviculare
V.a. bei Weber-B- und Weber-C-Frakturen
Faktur der unteren Schienbeinfläche mit Abbruch der hinteren Tibiakante (Volkmann-Dreieck)
Sprunggelenksfraktur: Diagnostik
Körperliche Untersuchung
pDMS
Druck auf die Fibula im gesamten Verlauf bis zum Caput fibulae zum Ausschluss einer hohen Weber-C-Fraktur
Test der Syndesmose
Syndesmosedruckschmerz (= Squeeze-Test)
Frick-Test (Schmerzen bei Außenrotation und Dorsalextension)
Apparative Diagnostik
Röntgenaufnahme des Sprunggelenkes in zwei Ebenen: a.p.-Aufnahme in ca. 20° Innenrotation und seitliche Aufnahme
Indikations-Stellung unter Berücksichtigung der Ottawa-Ankle-Rules
Röntgen US in zwei Ebenen bei V.a. hohe FIbulafraktur
Sprunggelenksfraktur: Konservative Therapie
Indikationen
Weber-A-Frakturen
Undislozierte Weber-B-Frakturen
Mittels Unterschenkelgips in Neutralposition (etwa 6 Wochen lang)
bei stabilen Weber-A-Frakturen auch Knöchelschiene möglich
Nachbehandlung
Teilbelastung mit Unterarmgehstützen
Physiotherapie frühzeitiger Beginn mit Gangschulung
Röntgenkontrollen: z.B. nach 1,3 und 6 Wochen
Sprunggelenksfraktur: Operative Therapie
Dislozierte Weber-A-Frakturen
Weber-B-Frakturen
Weber-C-Frakturen
Zu beachten bei Durchführung
Naht der Syndesmose und anderer Bandstrukturen
Wen notwendig, Fixierung der Syndesmose mit temporärer Stellschraube (Entfernung nach etwa 6 Wochen, vor Vollbelastung)
Stabilisierung der knöchernen Fragmente mittels Stell- und Zugschrauben
Trümmerbruch, offene Fraktur, massiver Weichteilschaden: Zweizeitiges Vorgehen mit temporären Fixateur externe und späterer definitiver Versorgung
Postoperative Ruhigstellung (Unterschenkelgips/-cast oder Vakuumschiene) für etwa 6 Wochen, Physiotherapie, Thromboseprophylaxe
20 kg Teilbelastung für die ersten 6 Wochen, anschließen Belastungsaufbau bis zur Vollbelastung
regelmäßige Wund- und Weichteilkontrollen mit Fadenzug nach ca. 2 Wochen)
Röntgenkontrolle in 2 Ebenen (z.B. bei intraoperativer Rötgenkontrolle erneute Röntgenkontrolle nach 6 Wochen)
Ggf. Metallentfernung: Frühestens nach 12 Monaten bei abgeschlossener Frakturheilung
Sprunggelenksfraktur: Komplikationen
N. peroneus communis-Läsion oder N. saphenus-Läsion
Knorpelabscherungen des Talus (“Flake Fracture”)
Abrissfraktur des Volkmann-Dreiecks
Kompartment-Syndrom
Posttraumatischee Arthrose (häufigste Arthrose-Ursache des OSG)
Ottawa Ankle Rules
Röntgen des OSGs empfohlen bei
Schmerzen im Bereich des OSGs und
Druckschmerz am Malleolus lateralis oder
Druckschmerz am Malleolus medialis oder
Unfähigkeit, aufzutreten (sowohl direkt posttraumatisch als auch in der Notaufnahme)
Schmerzen im Bereich des Mittelfußes und
Druckschmerz an der Basis des Os metatarsale V oder
Druckschmerz am Os naviculare oder
Welche Tumore verursachen osteolytische Knochenmetastasen?
Prostata-Ca
Mamma-Ca
Nieren-Ca
Bronchial-Ca
Proximale Femurfraktur - AO-Klassifikation
31A - Trochanterregion
31A1: Einfach, pertrochantär
31A2: Mehrfragmentär, pertrochantär
31A3: Intertrochantär
31B - Oberschenkelhalsfraktur
31B1: Subcapital
31B2: Transzervikal
31B3: Basiszervikal
31C - Femurkopffraktur
31C1: Abscherfraktur
31C2: Impressionsfraktur
Garden-Klassifikation der Oberschenkelhalsfraktur
teil die Oberschenkelhalsfraktur nach dem Risiko einer Perfusionsstörung des Femurkopfes ein
je kleiner die Kontaktfläche und je gröber die Dislokation eienr Fraktur ist, desto größer ist das Risiko einer Perfusionsstörung und einer daraus resultierenden Femurkopfnekrose
Vier Stadien
Proximale Femurfraktur: Diagnostik
Blickdiagnose: Sichtbare Fehlstellung und Beinlängendifferenz (meist verkürztes, außenrotiertes Bein)
Palpation: pDMS, Druckschmerz über dem Trochanter major, in der Liste und/oder dem proximalen OS
Funktionsuntersuchung: Bewegungs- und axialer Stauchungsschmerz, Rotationsschmerz, keine aktiver Hebung oder Streckung des Beines möglich, Gang- und Standunfähigkeit
Bildgebung
Nativ-Röntgen: Tief eingestellte Beckenübersicht, Lauenstein-Aufnahme (falls möglich, ggf. axiale Aufnahme)
CT: Standarduntersuchung bei verdächtigen, pathologischen oder nicht beurteilbaren Befunden im konventionellen Röntgen sowie nach Hüftgelenksluxation
Operative Therapie der proximalen Femurfraktur
! Therapeutische Option der Wahl
Zeitpunkt: dringlich (< 24h), möglichst frühzeitiger Operationszeitpunkt
Bei Erhalt des Femurskopes signifikantr Anstieg des Femurkopfnekrose-Risikos beii späterem Operationszeitpunkt
Proximale Femurfraktur: Hüpfkopferhaltende Verfahren
junges biologisches Alter
Hohes Aktivitätsniveau und gute Knochenqualität
Eingestauchte, nicht-dislozierte Fraktur
Frische Fraktur (<24h)
oder: multimorbider, immobiler Patient
Extramedulläre Verfahren
Dynamische Hüftschraube
Schaubenosteosynthese bei proximaler Femurfraktur
Intramedulläre Verfahren
Gammanagel
Proximaler Femurrnagel (Weiterentwicklung Gamma-Nagel: schlankere und längere Form, obligate Antirotationsschraube)
Proximale Femurfraktur: Gelenkersetzende Verfahren
hohes biologisches Alter
Grobe Dislokation
Erhöhtes Risiko einer Femurkopfnekrose und Pseudarthrose
Schenkelhalsfraktur
Geminderte Knochnnestruktur (Osteoporose, -penie, -dystrophie)
Ausgeprägte Koxarthrose (bevorzugt TEP)
Pathologische oder nicht reponierbare Fraktur
Neurodegenerative Erkrankungen
Bipolare Hemi-Endoprothese: Duokopfprothese
Huft-Totalendoprothese: zementiert, zementfrei
Proximale Femurfraktor: Komplikationen
Akutkomplikationen
TVT
Pneumonie
HWI
Langzeitkomplikationen
Sekundäre Frakturdislokationen
Pseudarthrose (15%)
Posttraumatische Arthrose (Bei operativer Therapie deutlich geringer als bei konservativer Therapie)
Avaskuläre Femurkopfnekrose (20%): Risiko für eine Perfusionsstörung steigt mit zunehmendem alter und Ausmaß der Frakturdislokation
Beinlängendifferenz
Verminderte posttraumatische Mobilität und Funktionalität
Postoperative Komplikationen
Wundinfekt nach Frakturversorgung
Implantatversagen oder -lockerung
Proximale Femurfraktur: Nachsorge
Medikamentös
Thromboseprophylaxe
Adäquate Schmerztherapie
Ossifikationsprophylaxe mit NSAR für 3 Wochen
Röntgenkontrollen
engmaschig bei konservativer Therapie
Operative Therapie
Stabilitätsprüfung und Stellungskontrolle direkt nach OP-Ende, Röntgenkontrolle nach Mobilisation und vor Entlassung
Allgemeine Maßnahmen
Frühzeitge Mobilisation unter physiotherapeutischer Anleitung (möglichst innerhalb von 24h)
Vollbelastung bei Gelenkersatz, intramedullärer Osteosynthese und i.d.R. auch bei DHS möglich
Kontakt- oder Teilbelastung bei extramedullärer Osteosynthese
Wund- und Laborkontrollen (Infektparameter)
Rehmaßnahmen einleiten
Osteoporosediagnostik und Therapieeinleitung bei Bedarf
4-Fragment-Theorie nach Codman
4 Hauptfragmente mit typischer Dislokationsrichtung
Humeruskopf -> varische Verkippung durch Einstauchung
Tuberculum majus -> dorsokraniale Dislokation durch Zug des M. supraspinatus und des M. infraspinatus
Tuberculum minus -> anteromediale Dislokation durch Zug des M. subscapularis
Schaft -> anteromediale Dislokation durch Zug des M. pectoralis major
Klassifikation nach Neer
I: Keine oder minimale Dislokation
-> 1-Fragment-Fraktur
II: Dislozierte Fraktur am Collum anatomicum
-> 2-Fragment-Fraktur
III: Fraktur am Collum chirurgicum (=subkapitale Humerusfraktur)
A: Verkippt, B: disloziert, C: Trümmerfraktur
IV: Abrissfraktur des Tuberculum majus
-> 2-,3- oder 4-Fragment-Fraktur
A: isoliert B: + Collum chirurgcium C: + Tuberculus minor
V: Abrissfraktur des Tuberculum minus
-> 2-, 3- oder 4-Fragmentfraktur
A: isoliert B: + Collum chirurgcium C: + Tuberculus major
VI: Luxationsfrakturen
-> 2-, 3- oder 4 Fragmentfraktur
A: 1 Tuberkel oder Collum chirurgicum B: 1 Tuberkel und Collum chirurgicum C: 2 Tuberkel und Collum chirurgicum
AO-Klassifikation der proximalen Humerusfrakturen
A - Extraartikuläre 2-Fragment-Fraktur
A1: Abrissfraktur des Tuberculum majus oder minus
A2: Fraktur am collum chirugicum
A3: Einfache, schräge Fraktur
B - Extrartikuläre 3-Fragment-Fraktur
B1: Fraktur am Collum chirurgicum mit Abrissfraktur eines Tuberkels
C - 4-Fragment- und artikuläre Frakturen
C1: Fraktur am Collum anatomicum
C2: -
C3: Fraktur am Collum anatomicum in Kombination mit metaphysärer Mehfragmentfraktur
Gefährdete Strukturen bei proximalen Humerusfrakturen
N. axillaris besonders gefährdet, da Verlauf um das Collum chirurgicum -> Sensibilitätsminderung am lateralen, proximalen Oberarm
A. circumflexa humeri anterior und posterior
A. arcuata (bei Frakturverlauf am Collum anatomicum) -> Gefahr der Humeruskopfnekrose, da Endarterie
A. axillaris: selten
Proximale Humerusfraktur: Röntgen
True-a.p.
axial oder Y-Aufnahme (Neer und Morrison; schmerzärmer)
Prognosekriterien für die Entstehung einr Humeruskopfnekrose
Fraktur des Collum anatomicum
Dislokation des Kalkarsegments > 8 mm
Zertörung des medialen Scharniers (“medial hinge”)
Head-Split-Frakturen und Luxationsfrakturen
4 Segmente oder Angulation > 45°
Metaphysäre Trümmerzone
Mehfragmentäre Frakturen des Tuberculum majus
Starke Dislokation der Tuberkel > 10 mm
Proximale Humerusfraktur: DD
Traumatische Ursachen
Schulterprellung- oder distorsion
Schultergelenkluxation
Rotatorenmanschettenruptur
Scapulafraktur
Schultereckgelenksverletzung
laterale Claviculafraktur
distale Humerusfraktur oder Humerusschaftfraktur
Nicht-traumatische Ursachen
Prellung des Oberarms
proximale oder distale Humerusfraktur
Proximale Humerusfraktur: Konservative Therapie
Reponible, stabil retinierbarie Frakturen
Kontraindikationen für eine Operation
Keine oder geringe Dislokation
Proximale Humerusfraktur: Durchführung der konservativen Therapie
Frühfunktionelle Behandlung
1.-3. Woche: lagerungsstabil
Ruhigstellung je nach Frakturart (z.B. im Gilchrist-Verband)
Aktive Beübung von Ellenbogen und Hand
Ab ca. 2 Woche: Pendelübungen der Schulter
Verhaltenstraining
Röntgenkontrolle (z.B. am 4., 7. und 11. Tag)
bis 6. Woche bewegungsstabil
Passive und atkiv-assistierte Beübung der Schulter mit Physiotherapie
Ab 8. Woche belastungsstabil
Aktive, selbstständige Bewegungsübungen ohne Limit, Belastungssteigerung bis zur Vollbelastung
Ab 11. Woche trainingsstabil
Zunächst Rehasport, ab 4. Monat zyklische Sportarten, ab 6. Monat azyklische Sportarten erlaubt
Weitere Maßnahmen
manuelle Lymphdrainage
Klärung der häuslichen Versorgung
ggf. Sturzursache behandeln
Proximale Humerusfraktur: Indikationen für die operative Therapie
Notfallindikation: Gefäßverletzungen
Indikationen für eine dringliche Operation
Luxationsfrakturen
Offene Frakturen (2. und 3. Grades nach Gustilo/Anderson)
Frakturenn mit schwerem Weichteilschaden
Nich reponierbare Dislokation mit daraus resultierendem Schaden (z.B. Nervenläsion)
Proximale Humerusfraktur: Operative Verfahren
Die Wahl des geeigneten Verfahrens erfolgt indivdiuell je nach Knochenqualität, Frakturtyp und Ausmaß der Dislokation
Grundsätzlich wird unterschieden in:
Rekonstuktiv/gelenkerhaltend
Minimalinvasive Schraubenosteosynthese oder “Packing”
Plattenosteoynthese
Marknagelung
Endoprothetisch/gelenkersetzende Verfahren (Schultergelenkprothese)
Anatomische (Hemi-)Prothese
Inverse Endoprothese
Proximale Humerusschaftfraktur: Komplikationen
sekundäre Arthrose bei Gelenkbeteiligung
Verzögerte Knochenheilung und ggf. Pseudarthrose
Hämatom
Kompartmentsyndrom des Ober- oder Unterarms
Persistierende Bewegungseinschränkung und Kraftminderung
Persistierende Schmerzen bis hin zum CRPS
Neurologische Ausfälle
Humeruskopfnekrose
Versteifung der Schulter
subakromiales Impingement
Schraubenperforatin in das Schultergelenk durch Sinterung des Humeruskopfes
Pipkin-Klassifikation der Luxationsfraktur des Femurkopfes
Pipkin I: Luxationsfraktur des Femurkopfes: Frakturlinie befindet sich unterhalb der Fovea capitis bzw. nicht in der Belastungszone (horizontale Fraktur)
Pipkin II: Luxationsfraktur des Fremurkopfes: Frakturlinie oberhalb der Fovea capitis und damit in der Belastungszone (Fovea capitis)
Pipkin III: I+II mit medialer Schenkelhalsfraktur
Pipkin IV: I + II-Fraktur in Kombination mit einer Azetabulumfraktur
Garden-Klassifikation
Garden I: Inkomplette, subkapitale Abduktionsfraktur: Eingestaucht, Valgusstellung, nicht disloziert, Perfusion intakt
Garden II: vollständige Fraktur ohne Dislokation: keine Impaktierung, hintere Kapsel erhalten, Perfusion intakt
Garden III: Vollständige Fraktur mit teilweiser Dislokation: mediale Kontaktfläche erhalten, Varusstellung, hintere Kapsel und Kortikalis potenziell verletzt, Perfusionsstörung
Garden IV: Vollständige Fraktur mit kompletter Dislokation: kein Kontakt der Frakturfragmente, ungünstige Perfusionsprognose
Pauwels-Klassifikation der medialen Oberschenkelhalsfraktur
Pauwels I: Winkel < 30°: Abduktionsfraktur in Valgusfehlstellung, günstige Heilungstendenz
Pauwels II: Winkel 30-50°: Adduktionsfraktur in Varusfehlstellung, abnehmende Heilungstendenz
Pauwels III: Winkel > 50°: Abscherfraktur, schlechte Heilungstendenz
Einteilung der Oberschenkelhalsfrakturen
Medial
80%; intrakapsuläre Frakturlinie zwischen subkapitalem Oberschenkelhals und Schenkelhalsmitte
Adduktionsfrakturen (häufiger, durch Sturz auf seitliche Hüfte)
Abduktionsfrakturen (seltener, Sturz auf abduziertes Bein, relativ stabil durch Komprimierung des Frakturspalts bei Belastung)
Intermediär
10%; Frakturlinie in der Schenkelhalsmitte
Lateral
4%; meist extrakapsuläre Frakturlinie zwischen Oberschenkelhalsmitte und distalem Oberschenkelhalsende
Zuletzt geändertvor 2 Jahren