Diabetes: Definition
= Gruppe metabolischer Erkrankungen, deren gemeinsames Kennzeichen eine Hyperglykämie ist
Diabetes: Epidemiologie
Weltweite Epidemie, Prävalenz zunehmend (Deutschland ca. 10 %)
insg. etwa 8 Mio. Diabetiker in DE
Hohe Dunkelziffer ca. 1 bis 2 Mio.
90% Typ 2 Diabetiker
5 % Typ 1 Diabetiker
etwa 15 Fällen pro 100.000 Einwohner/Jahr
Diabetes
Symptomatik
Unspezifische Allgemeinsymptome: Müdigkeit, Leistungsminderung u.a.
Symptome infolge einer Hyperglylämie und Glukosurie mit osmotischer Diurese:
Polyurie, Durst, Polydipsie, Gewichtsverlust
Symptome durch Störungen im Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt:
Nächtliche Wadenkrämpfe, Sehstörungen (wechselnder Turgor der Augenlinse und Glaskörper)
Hauterscheinungen
Amenorhoe, Potenzstörung
Diabetes: Folgeerkrankungen
Hohes Risiko für Herzinfarkte
Erhöhtes Infektionsrisiko
Durchblutungs und Nervenstörung können zu Verletzungen mit schlechter Heilung führen
ggf. Amputationen nötig
Mikro- und Makroangiopathien führen zu schwerwiegenden Organschädigungen insb. von Herz, Kreislauf, Nieren, Augen und Nervensystem.
WHO Klassifikation Diabetes
Typ 1 = Autoimmune Zerstörung der ß Zellen in der Bauchspeicheldrüse
absoluter Insulinmangel
HLA assoziiert
Typ 2 = Multifaktoriell, Prädisposition
meist mit metabolischem Syndrom assoziiert
Weitere spezifische Diabetestypen (Typ 3)
Gestationsdiabetes (Typ 4)
Diabetes Typen im Vergleich
Diabetes Typ II
Faktoren die eine Insulinresistenz begünstigen
Eng vergesellschaftet mit Adiposistas
Aber viele Adipöse haben nicht zwangsläufig eine Insulinresistenz
= „metabolically healthy obesity“
Faktoren an der Insulinresistenz mitbeteiligt sein könnten:
Ungünstige Fettverteilung (viszeral vs. Subkutan)
Fettleber (Hepatokine wie z.B. Fetuin-A)
Diabetes Typ II: Metabolisches Syndrom
Definition
Mehrzahl der Diabetes Erkrankungen entwickelt sich auf dem Boden eines metabolischen Syndroms (= Wohlstandssyndrom)
Abdominelle Adipositas; Taillenumfang:
≥ 94 cm (m) bzw. ≥ 80 cm (w)
oder BMI ≥ 30 kg/m2
Plus zwei der Faktoren:
Triglyzeride > 150 mg/dl (1,7 mmol/l)*)
HDL-Cholesterin < 50 mg/dl (1,29 mmol/l)*) w, < 40 mg/dl (1,04 mmol/l)*) m
Blutdruck > 130/85 mmHg*
Nüchtern-Plasmaglukose > 100 mg/dl (5,6 mmol/l) oder Typ 2-DM
-> mind. 3 von 5 Faktoren müssen erfüllt sein
Risikofaktoren für kardiovaskuläre und Diabetes Erkrankung
Nicht beeinflussbar
Lebensalter, Geschlecht, Ethnie
Familienanamnese, Schwanger, intrauterine Entwicklung
Beeinflussbar
Viszerale Adipositas, Fettleber
Depression, schlechter Schlaf
Körperliche Inaktivität
Energiereiche/ballasstoffarme Nahrung, starker Zuckerkonsum
Übermäßiger Alkoholgenuss, Rauchen
Diabetogene Medikamente, diabetogene Umwelt
Individuelle Risikofaktoren
Vorgehen bei einer Diabetes Diagnose
HbA1c und Blutzucker messen
HbA1c Wert
HbA1c markiert das ”Blutzuckergedächtnis”
Auskunft über Blutzuckerstoffwechsellage des Patienten in den letzten 6 - 8 Wochen
Hämoglobin wird durch nicht enzymatische Glykosilierung zu HbA1c
Hb hat eine Lebensdauer von 120 Tagen, somit kannn es 120 Tage lang glykosiliert werden
Therapieziele
Lebensqualität, Behandlungszufriedenheit, Adhärenz
Kompetenzsteigerung im Erkrankungsumgang, Senkung Krankheitsstigma
Risikoreduktion (kardiovaskuläre Ereignisse), Folgekomplikationen, Begleiterkrankungen
Therapie-Nebenwirkungen minimieren
Normalisierung Lebenserwartung
Prävention von Komplikationen!
Therapiestrategien
va. Lebensstilmodifkation
Ernährung, Gewichtsnormalisierung
Körperliche Aktivität
erhöht Sensitivität der Muskeln für Insulin und die nicht-insulinvermittelte Glukoseaufnahme!
Medikamente: a) orale Antidiabetika, b) GLP-1-Analoga, c) Insuline
Patientenschulung und -kontrollen
Therapie weiterer Risikofaktoren
Prophylaxe und Therapie von Komplikationen
Medikamente
Metformin
GLP-1-Rezeptor Agonisten (Liraglutid)
SGLT2 Inhibitoren
Hohes Hypoglykämierisiko: GLP-1-RA
Niedriges: Metformin, α-Glukosidase Hemmer, SGLT2-Hemmer
Medikamentöse Therapie: Metformin
Periphere Wirkung Behandlung der Insulinresistenz
Wirkung vor allem in früheren Erkrankungsstadien
First line drug in der Therapie des adipösen Typ 2 Diabetikers
Wirkung:
Verzögerte Glukoseresorption aus dem Darm
Hemmung der hepatischen Glukoneogenese
Verstärkte Glukoseaufnahme in die Muskulatur
Appetitsenkender Effekt (→ evtl. Gewichtsabnahme)
Effekt: Blutzuckersenkung, HbA1C Senkung
KI: Schwere Niereninsuffizienz
NW: Gastrointestinale Beschwerden
Medikamentöse Therapie: GLP1 Agonist
= Inkretinmimetikum
z.B. Ozempic
Starke Effekte auf Körpergewicht, Positive Effekte kardiovaskulär
Wirkung
Steigerung der Insulinsekretion ↑
Hemmung der Glukagonsekretion
Minderung des Appetits und Verzögerung der Magenentleerung
-> Gewichtsverlust
UAW: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, selten Pankreatitis
Medikamentöse Therapie: SGLT2i
Inhibitor des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 (SGLT2)
verhindert Rückresorption von Glukose in der Niere
Senkung des Glukosespiegels im Blut
Pharmazeutisch induzierte Glukosurie
Positive kardiovaskuläre Effekte
Reduzierte Herzinsuffizienz,Niereninsuffizienz
UAW: Genital- und Harnwegsinfekte, selten Ketoazidose
Therapiestrategie
Eskalationsmöglichkeit Insulintherapie
Metformin vs. GLP1 Agonist vs. SGLT2i
Inuslinarten und ihre Wirkdauer
Diabetes Typ I
Pathogenese
Autoimmun Erkrankung
Immunvermittelte Zerstörung der Beta-Zellen der Langerhansschen Inseln
Autoimmuninsuliitis mit absolutem Insulinmangel
wenn ca. 80 % aller Beta-Zellen zerstört sind steigt der Blutzucker
HLA System assoziiert (90%)
verwendete Inselantikörper bei Erstdiagnose
Stadien
Symptome der Hypoglykämie
Vegetativ: Schwitzen, Zittern, Heißhunger, Herzklopfen
Neuro: Gedankenflucht, Logorrhoe, Wertfindungsstörung, Reizbarkeit, Sehstörungen
Allgemeines Unwohlsein: Übelkeit, Kopfschmerzen
Therapie der Hypoglykämie
Milde: Kohlenhydratzufuhr
Bewusstlosigkeit: 3mg Glukagon i.m. oder 50ml 40% Glukose i.v.
Symptome der diabetischen Ketoazidose
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen
Dehydratations-Symptome (osmotische Diurese)
→ Mikrozirkulationsprobleme, Hyperviskosität
Respiratorische Kompensierung der Azidose
→ pCO2 Abfall, Kussmaul-Atmung mit Azeton-Geruch
Bewusstseinsverlust bei schwerer Azidose
Schweregrade der diabetischen Ketoazidose
Therapie der diabetischen Ketoazidose
Rehydratation
i.v. Insulin, Kalium
Pathogenese der diabetischen Ketoazidose
Tritt auf wenn der Insulinspiegel zu niedrig ist um normale metabolische Reaktion aufrecht zu erhalten = schwerwiegende Stoffwechselentgleisung
Stoffwechselübersäuerung durch die vermehrte Bildung von Ketonkörpern
Glukose kann durch Insulinmagel nicht ausreichend in die Zelle aufgenommen werden
Glukose steht somit als Energiequelle nicht mehr zur Verfügung
Körper deckt Energiebedarf dann über Abbau von Fetten
= Vermehrter Anfall von Ketonen
Gestationsdiabetes mellitus
Zellen entwickeln unter Einfluss versch. Schwangerschaftshormone eine Insulinresistenz
Zum Ausgleich der Insulinresistenz = Insulinsekretion ↑
Bestand vorher eine beginnende Zerstörung der ß Zellen wird diese nun aufgedeckt
Risikofaktoren: Genetische Prädisposition, Macrosomie, Adipositas
Adipositas und Mortalität
Mit erhöhter Mortalität verbunden
zahlreiche Adipositas-assoziierte Erkrankungen
Adipositas Therapie
Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität, Anleitung und Beratung, Verhaltenstherapie
Medikamentös:
Orlistat: Hemmt gastrointestinale Lipasen
Liraglutid: GLP1-R-Agonist
Glukose und HbA1c Normbereich
HbA1c-Wert zwischen 4,5 und 6,5 Prozent
Bei Patienten mit gut eingestelltem Diabetes bei 6 bis 7%
Glucose vor dem Essen 60 – 100 mg/dl oder 3,3 – 5,6 mmol/l
Glucose nach dem Essen 90 – 140 mg/dl oder 5 – 7,8 mmol/l
Zuletzt geändertvor 2 Jahren