Warum bestrafen wir überhaupt 5 Punkte
General - und Individualprävention
General= Personen, die noch keine Straftat begangen haben, sollen davon abgehalten werden
Individual= Bereits Straffällige sollen für Rückfall bewahrt werden
Erhoffte Wirkung:
Normverstärkung und Normakzeptanz
Abschreckung
Schuldausgleich
Wiederherstellung der Gerechtigkeit
Prinzip der Proportionalität --> Strafe wird gemessen an Schuld
Schutz der Allgemeinheit
--> geregelt im Strafvollzugsgesetz: Vollzug der Freiheitsstrafe dient dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten
Resozialisierung
--> Im Vollzug der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen
--> Ziel: Ursachen für kriminelles Verhalten ergründen und mit Behandlung entgegenwirken
(Machterhalt)
Formen des Justizvollzugs
Haftart (4), Alter, Geschlecht, Offen vs. Geschlossen
Getrennte Unterbringung nach Haftart
Untersuchungs-, und Strafhaft
Untersuchungshaft= Noch kein Urteil, Gefahr der Verdunklung o. Flucht
Erwachsenen-, und Jugendvollzug
Jugendvollzug mehr Fokus auf Erziehungsgedanke
Trennung zwischen den Geschlechtern
Strafhaft vs. Sicherheitsverwahrung
Offener vs. geschlossener Vollzug
Offen--> JVA darf unter Bedingungen verlassen werden (z.B. Arbeit)
Geschlossen --> JVA darf nicht o. nur in Ausnahmefällen verlassen werden, strengere Sicherheitsvorkehrungen
Unterbringung sozialtherapeutische Anstalt o. Abteilung
In Jugend-, Erwachsenenvollzug & Sicherheitsverwahrung möglich
Intensivere Therapie --> Hoffnung auf günstigere Resozialisierungsprognose
Bewährung: müssen sich regelmäßig vorstellen, und ggf. Auflagen erfüllen (Arbeitsstunden, bestimmte Therapieform)
Empirische Bewährung von Strafvollzug, wieso notwendig?
Freiheitsstrafe muss legitimiert werden, darf nicht zweckfrei sein.
Empirische Überprüfung nötig aus ethischen, sicherheitspolitischen und monetären Gründen.
Evaluationskultur junges Phänomen in Deutschland, Evaluation mittlerweile im Strafvollzuggesetz verankert --> Hoffnung auf mehr Forschung
Bisher geringe Datenbasis, Befunde meist aus dem Ausland
Methodische Herausforderung bei der Untersuchung von Strafvollzug
Geeignetes Kriterium?
Soziale Integration?
z.B. Arbeit, prosoziale Beziehung, Finanzierung eigener Lebensunterhalt)
Schwer messbar zu machen, daher selten
Rückfall?
Kriterium der Wahl in bestehender Forschung
Schwierigkeiten:
Rückfälle im Dunkelfeld --> Wirksamkeitsbeurteilung verzerrt
Gefängnisaufenthalte können zu Expertenwissen führen, dadurch mehr Wissen über Verdeckung --> Gefangene “erscheinen” weniger rückfallgefährdet als ambulante Straftäter
Hier auch sinnvoll zu untersuchen, ob sich dynamische Schutz- und Risikofaktoren durch die Haft ändern & dies Auswirkung auf die Rückfallwahrscheinlichkeit hat
selten untersucht
Erfassung oft per Selbstauskunft --> Verzerrte Antworten (Hoffnung auf Lockerung o. vorzeitige Entlassung) + eingeschränkte Zugänglichkeit für Selbstauskunft (z.B. Kompetenzen im Bereich Emotionserkennung & sozialen Verhaltens)
Kausale Zusammenhänge? Konfundierung? Kaum Aussagen über kausale Zusammenhänge möglich, weil
JVA nur ein Teil der Resozialisierung; Einflüsse weiterer Resozialisierungssysteme (Jobcenter, Bewährungshilfe, usw.)
Kritische Lebensereignisse, v.a. bei längeren Follow-Up-Intervallen
Geeignete Kontrollgruppe (RCT kaum möglich)
Gesetzliche Regelungen des Strafmaßes
nur Quasi-Experimente möglich mit Vergleichsgruppen (Versuch Rückfallrisiko zu matchen)
Restunsicherheit der Äquivalenz bleibt bestehen
Gute Studien selten, oft zu kleine Stichproben, da große Stichproben schwierig
Gegenüberstellung "Behandelt vs. Unbehandelt" kaum möglich --> Strafgefangene nehmen oft an vielen Maßnahmen teil
Theorien zur Wirkung von Freiheitsstrafe
Abschreckungstheorie --> spezialpräventive Wirkung
Labeling Theorie
Rückfallgefahr durch Haft höher als durch Sanktionen mit geringerer Intensität durch Stigmatisierung
Durch Stigmatisierung übernehmen die Gefangen die Rolle des Kriminellen in ihr Selbstbild
Nachteile:
Primäre Devianz wird vernachlässigt
Strain-Theorie
Negative Wirkung aufgrund von Stressoren der Haft (Deprivation, Unsicherheit, Gewalterfahrungen)
Bindungs- und Kontrolltheorie
Prosoziale, förderliche Beziehungen nach Außen eingeschränkt
Kriminogene Kontakte durch Haft vermehrt
Soziale Lerntheorie
Unterschiedliche Ausgänge möglich je nach Lernerfahrungen
Viktimisierung, Subkulturen vs. Förderung prosozialer Entwicklungen in Behandlungsmaßnahmen
Zusammenfassung Studienlage Strafvollzug
- Freiheitsstrafe vs. Bewährung
- Dauer der Haft
- Probleme
Deutschland:
12 Jahre bundesweite Untersuchung zur Legalbewährung nach strafrechtlicher Sanktion, d.h. wie bewähren sich Personen nach der Sanktion (Rückfall oder nicht)
keine gute Vergleichbarkeit zwischen den Gruppen --> Ergebnisse wenig aussagekräftig
Tendenz: Personen mit Bewährung weniger rückfällig als Personen mit Freiheitsstrafe
Angloamerikanischer Raum
Rückfall höher bei Inhaftierten im Vergleich zu Bewährungsprobanden
Bales & Piquero --> bis zu 8-12% höhere Rückfalligkeit
Cochran et al.
Wermink et al.
Kein Unterschied und tendenziell weniger Rückfälligkeit bei Inhaftierten
Gaes et al. (bei strengem Matching kein Unterschied, bei weniger strengen Matching weniger Rückfälligkeit bei Inhaftierten)
Mitchel et al. --> kein Unterschied
Meta-Analyse Villetaz et al.
Unterschied bei Quasiexperimentellen Studien (höhere Rückfälligkeit im Anschluss an Freiheitsstrafe im Vergleich zu ambulanten Sanktionen)
Kein Unterschied bei echten Experimenten
Dauer der Haft (Mears et al.)
Kurvilinearer Zusammenhang zwischen Inhaftierungsdauer und Legalbewährung
1-12 Monate --> positiver Zusammehang Dauer und Rückfallwahrscheinlichkeit
13-24 Monate --> negativer Zusammenhang
2-5 Jahre --> 0-Befund
-> Nulleffekte könnten auf mangelnde Differenzierung zurückgeführt werden
--> Fazit: Zweifel an Legalbewährung des Strafvollzugs angebracht. Ergebnisse stützen die These der Austauschbarkeit von Sanktionen = Im Zweifel, eher eingriffsschwächere Sanktionen wählen
--> Probleme
Studien vergleichen Bewährungsstrafen mit Personen mit kurzer Haftdauer --> keine Aussage über Personen mit langer Freiheitsstrafe, hier fehlt passende Vergleichsgruppe (unterscheiden sich in ihrem Risikowert)
--> Länge der Haft konfundiert mit Variablen, die Rückfälligkeit beeinflussen
Fragliche inwiefern angloamerikanische Daten sich auf deutschsprachigem Raum übertragen lassen
Häufig mangelnde Differenzierung (siehe Mears et al.)
Haupteffektanalyse bieten unbefriedigte Erklärungen, Realität eher Interaktion/Moderatoren/ Mediatoren (z.B. Alter, Geschlecht, Vorinhaftierungen, Bewältigungskompetenzen, Substanzabusus, soziale Ressourcen, Geschehen in der Haft, Erfahrungen nach der Haft und Merkmale der Entlassumgebung)
Zuletzt geändertvor 8 Monaten