Buffl

VL Strafvollzug

LD
von Livia D.

Methodische Herausforderung bei der Untersuchung von Strafvollzug

  • Geeignetes Kriterium? 

    • Soziale Integration?

      • z.B. Arbeit, prosoziale Beziehung, Finanzierung eigener Lebensunterhalt) 

      • Schwer messbar zu machen, daher selten 

    • Rückfall?

      • Kriterium der Wahl in bestehender Forschung 

      • Schwierigkeiten: 

        • Rückfälle im Dunkelfeld --> Wirksamkeitsbeurteilung verzerrt 

          • Gefängnisaufenthalte können zu Expertenwissen führen, dadurch mehr Wissen über Verdeckung --> Gefangene “erscheinen” weniger rückfallgefährdet als ambulante Straftäter

      • Hier auch sinnvoll zu untersuchen, ob sich dynamische Schutz- und Risikofaktoren durch die Haft ändern & dies Auswirkung auf die Rückfallwahrscheinlichkeit hat 

        • selten untersucht 

        • Erfassung oft per Selbstauskunft --> Verzerrte Antworten (Hoffnung auf Lockerung o. vorzeitige Entlassung) + eingeschränkte Zugänglichkeit für Selbstauskunft (z.B. Kompetenzen im Bereich Emotionserkennung & sozialen Verhaltens)

  • Kausale Zusammenhänge? Konfundierung? Kaum Aussagen über kausale Zusammenhänge möglich, weil

    • JVA nur ein Teil der Resozialisierung; Einflüsse weiterer Resozialisierungssysteme (Jobcenter, Bewährungshilfe, usw.) 

    • Kritische Lebensereignisse, v.a. bei längeren Follow-Up-Intervallen 

    • Geeignete Kontrollgruppe (RCT kaum möglich)

      • Gesetzliche Regelungen des Strafmaßes 

      • nur Quasi-Experimente möglich mit Vergleichsgruppen (Versuch Rückfallrisiko zu matchen)

        • Restunsicherheit der Äquivalenz bleibt bestehen

        • Gute Studien selten, oft zu kleine Stichproben, da große Stichproben schwierig

      • Gegenüberstellung "Behandelt vs. Unbehandelt" kaum möglich --> Strafgefangene nehmen oft an vielen Maßnahmen teil 


Zusammenfassung Studienlage Strafvollzug

- Freiheitsstrafe vs. Bewährung

- Dauer der Haft 

- Probleme

Deutschland:

  • 12 Jahre bundesweite Untersuchung zur Legalbewährung nach strafrechtlicher Sanktion, d.h. wie bewähren sich Personen nach der Sanktion (Rückfall oder nicht)

  • keine gute Vergleichbarkeit zwischen den Gruppen --> Ergebnisse wenig aussagekräftig

  • Tendenz: Personen mit Bewährung weniger rückfällig als Personen mit Freiheitsstrafe 

Angloamerikanischer Raum 

  • Rückfall höher bei Inhaftierten im Vergleich zu Bewährungsprobanden 

    • Bales & Piquero --> bis zu 8-12% höhere Rückfalligkeit

    • Cochran et al.

    • Wermink et al. 

  • Kein Unterschied und tendenziell weniger Rückfälligkeit bei Inhaftierten 

    • Gaes et al. (bei strengem Matching kein Unterschied, bei weniger strengen Matching weniger Rückfälligkeit bei Inhaftierten) 

    • Mitchel et al. --> kein Unterschied 

  • Meta-Analyse Villetaz et al. 

    • Unterschied bei Quasiexperimentellen Studien (höhere Rückfälligkeit im Anschluss an Freiheitsstrafe im Vergleich zu ambulanten Sanktionen)

    • Kein Unterschied bei echten Experimenten 

  • Dauer der Haft (Mears et al.)

    • Kurvilinearer Zusammenhang zwischen Inhaftierungsdauer und Legalbewährung 

    • 1-12 Monate --> positiver Zusammehang Dauer und Rückfallwahrscheinlichkeit 

    • 13-24 Monate --> negativer Zusammenhang 

    • 2-5 Jahre --> 0-Befund 

    • -> Nulleffekte könnten auf mangelnde Differenzierung zurückgeführt werden

--> Fazit: Zweifel an Legalbewährung des Strafvollzugs angebracht. Ergebnisse stützen die These der Austauschbarkeit von Sanktionen = Im Zweifel, eher eingriffsschwächere Sanktionen wählen 

--> Probleme 

  • Studien vergleichen Bewährungsstrafen mit Personen mit kurzer Haftdauer --> keine Aussage über Personen mit langer Freiheitsstrafe, hier fehlt passende Vergleichsgruppe (unterscheiden sich in ihrem Risikowert)

    • --> Länge der Haft konfundiert mit Variablen, die Rückfälligkeit beeinflussen 

  • Fragliche inwiefern angloamerikanische Daten sich auf deutschsprachigem Raum übertragen lassen 

  • Häufig mangelnde Differenzierung (siehe Mears et al.) 

    • Haupteffektanalyse bieten unbefriedigte Erklärungen, Realität eher Interaktion/Moderatoren/ Mediatoren (z.B. Alter, Geschlecht, Vorinhaftierungen, Bewältigungskompetenzen, Substanzabusus, soziale Ressourcen, Geschehen in der Haft, Erfahrungen nach der Haft und Merkmale der Entlassumgebung) 


Author

Livia D.

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