Welche 6 Paradigmen lassen sich innerhalb der klinischen Psychologie unterscheiden, die bestimmen, welche Fragestellungen Wissenschaftler untersuchen und wie sie dies tun?
Das biologische Paradigma
Das Psychodynamische Paradigma
Das humanistische Paradigma
Das lerntheoretische Paradigma
Das kognitive Paradigma
Das integrative Paradigma (Diathese-Stress-Modell)
Was ist ein Paradigma?
Ein Paradigma stellt ein System grundlegender Annahmen dar.
Wodurch entstehen psychische Störungen laut dem biologischen Paradigma primär?
Was ist ein Beispiel dafür?
Den biologischen Paradigma zufolge entstehen psychische Störungen primär durch gestörte biologische Prozesse, zum Beispiel aufgrund einer genetischen Veranlagung.
In Zwillingsstudien konnte für manche Störungen, beispielsweise für die Schizophrenie und für bipolare Störungen, tatsächlich eine besonders hohe Erblichkeit aufgezeigt werden.
Was ist ein relevanter Ansatz des biologischen Paradigmas?
Die Biochemie des Nervensystems ist ein relevanter Ansatz des biologischen Paradigmas.
Was besagt der Ansatz der “Biochemie des Nervensystems” des biologische Paradigmas?
Das Neuron als Grundeinheit des Nervensystems (bestehend aus Zellkörper inklusive Nucleus, den Dendrten, dem Axon und dessen Verzweigungen und Endknöpfchen)
Informationsaustausch zwischen den Neuronen über chemische Substanzen über den synaptischen Spalt
Ausschüttung Neurotransmitter
Andocken der Neurotransmitter an Rezeptor, entfalten dort ihre Wirkung (zb weitere biochemische Prozesse aktivieren/hemmen)
Weiterleitung des biochemischen Signals
Abbau der Neurotransmitter im synaptischen Spalt oder Reuptake
Welche Neurotransmitter spielen eine relevante Rolle bei psychischen Störungen?
Im Zusammenhang mit welcher psychischen Störung konnte die Bedeutung von Dopamin gezeigt werden?
Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA)
Die Bedeutung von Dopamin konnte vor allem im Zusammenhang mit der Schizophrenie gezeigt werden.
Wofür sind biologische Erklärungsansätze psychischer Störungen von Relevanz?
Was ist bei biologischen Ansätzen jedoch zu beachten?
Biologische Erklärungsansätze psychischer Störungen sind für den Einsatz von Behandlungsmethoden (zum Beispiel Medikamenten) von Relevanz.
Eine Reihe von Besonderheiten auf biologischer Ebene, unter anderem in der Stressachse und dem Immunsystem, werden heute mit psychische Störungen in Verbindung gebracht.
Es ist jedoch zu beachten, dass psychische Prozesse hoch komplex sind und nicht auf biologische Abläufe reduziert werden sollten.
Was wird aus Sicht des psychodynamischen Ansatzes als Ursache für die Entwicklung einer psychischen Störung gesehen?
Unbewusste Konflikte sowie Störungen in der Entwicklung (va in der Kindheit) werden nach dem psychodynamischem Ansatz als Ursache für psychische Erkrankungen gesehen.
Wer zählt zu den bekanntesten Vertretern des psychodynamischen Ansatzes?
Sigmund Freud
Aus welchen 3Teilen besteht die Psyche laut Freud?
Es, Ich und Über-Ich
Was repräsentiert das “Es” nach Freud?
Das “Es” repräsentiert Triebe und Impulse und ist bereits seit der Geburt vorhanden.
Wann entwickelt sich das “Ich” nach Feud und was sind seine Aufgaben?
Das “Ich” entwickelt sich etwa ab dem sechsten Lebensmonat und folgt dem Realitätsprinzip. Seine Aufgabe besteht darin, zwischen der äußeren Realität und den Impulsen des es zu vermitteln.
Wann entwickelt sich das Über-Ich nach Freud und womit reagiert es nach dem Erleben unangenehmer Empfindungen?
Das “Über-Ich” entwickelt sich erst ab dem dritten beziehungsweise vierten Lebensjahr, wenn das Kind mit dem (moralischen) Anforderungen und Normen, der Eltern konfrontiert wird und diese übernimmt.
Das “Ich” reagiert, bei dem Erleben unangenehmer Empfindungen (Ängste, Unbehagen etc.) mit unbewussten, Angst reduzierenden Strategien, den so genannten Abwehrmechanismen.
Was ist der wohl bekannteste Abwehmechanismus?
Die Verdrängung, unter der das fernhalten unangenehme Impulse oder Wünsche aus dem Bewusstsein verstanden wird.
Warum wurden die Arbeiten Freuds im Laufe der vergangenen Jahrzehnte mehrfach heftig kritisiert?
Vor allem, weil seine psychoanalytische Theorie auf subjektiven Beobachtungen und nicht auf objektiven wissenschaftlichen Kriterien basiert.
Welche drei Annahmen können aus Freuds Arbeit, abgeleitet werden, welche noch heute anerkannt werden?
Kindheitserfahrungen beeinflussen die Persönlichkeitsentwicklung und -bildung des Erwachsenen, wobei heute vor allem Eltern-Kind-Beziehungen im Vordergrund der klinischen Praxis stehen
Menschliches Verhalten wird von unbewussten Prozessen beeinflusst
Ursachen und Zweck menschlichen Handelns sind nicht immer offenkundig und erfordern die Bereitschaft, hinter die Fassade zu blicken
Wovon gehen Therapien, denen ein humanistische Ansatz zu Grunde, liegt aus?
Therapien, denen ein humanistischer Ansatz zu Grunde liegt, gehen davon aus, dass das bewusst werden, problematischen Erlebens und Verhaltens das zentrale Element in der Änderung des Patienten darstellt
Wer war ein bekannter Vertreter des humanistischen Prinzips und was entwickelte dieser?
Ein bekannter Vertreter des humanistischen Prinzips war der Psychologe Karl Rogers, der die klientenzentrierte Therapie entwickelte.
Was sind die drei Basisvariablen der klientenzentrierten Therapie von Carl Rogers?
Die drei Basisvariablen dieser Therapieform sind…
Empathie (einfühlendes Verstehen)
Akzeptanz (unbedingte Wertschätzung)
Kongruenz (Echtheit).
Welche Eigenschaft wird als eine therapeutische Grundhaltung verstanden und wozu soll diese beitragen?
Empathie, d.h. die Fähigkeit zur Einfühlung und Perspektivübernahme, wird als eine therapeutische Grundhaltung verstanden, die zur Förderung der Selbstempathie des Patienten beitragen soll.
Was versteht man unter der Eigenschaft Akzeptanz in Bezug auf die klientenzentrierte Therapie?
Akzeptanz bzw unbedingte Wertschätzung heißt, den Patienten ohne Vorbehalt, so wie er ist, anzunehmen.
Das bedeutet nicht, dass das Verhalten des Patienten immer positiv gesehen wird; dennoch soll der Patient respektiert und geschätzt werden, weil er ein Mensch ist, der mit seinen Problemen zurecht kommen möchte.
Welche Bedeutung hat die Kongruenz als Eigenschaft in der klientenzentrierte Therapie?
Kongruenz bzw Echtheit bedeutet, dass der Therapeut in der Interaktion mit dem Klienten authentisch auftreten sollte, ohne eine Rolle zu spielen oder fassadenhaft zu wirken.
Wer bereicherte die Psychologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen Ideen zum Behaviorismus?
Der amerikanische Psychologe John B. Watson, revolutionierte damit die Psychologie.
Was ist der Fokus des behavioristischen Ansatzes und welche Rolle spielen hier Kognitionen?
Der Fokus dieses Ansatzes ist das beobachtbare Verhalten, das das menschliche Bewusstsein als eine “Black Box” betrachtet.
Im Vergleich zum Verhalten sind Kognitionen diesem Paradigma zufolge von nachgeordneter Bedeutung.
Was ist eine “Black Box”?
Die Black Box ist eine Metapher für psychische Prozesse, die sich nicht objektiv beschreiben, messen oder reproduzieren lassen
Was sind drei zentrale Formen des Lernens, die für die psychotherapeutische Richtung der Verhaltenstherapie noch immer von großer Bedeutung sind?
Die klassische Konditionierung
Die operante Konditionierung
Das Modelllernen
Das Prinzip der klassischen Konditionierung
Iwan Pawlow (Wollte ursprünglich das Verdauungssystem von Hunden untersuchen)
Pawlow bemerkte, dass der Speichelfluss (UCR) bereits in Erwartung des Futters (UCS) ausgelöst wird, nachfolgend nutzte Pawlow eine Glocke (CS)
Er verknüpfte beide Reize (Essen und Glocke), so entstand eine konditionierte Reaktion (CR)
Bei Angststörungen beispielsweise steht die Veränderung der Reaktion auf den phobischen Reiz die zentrale Komponente der (Verhaltens –) Therapie dar.
Durch die Prinzipien der Konfrontation (mit dem gefürchteten Objekt/der gefürchteten Situation) und Habituation soll langfristig eine Abschwächung bzw Löschung der Angstreaktion erfolgen.
Das Prinzip der operanten Konditionierung
Unter der Operanten Konditionierung wird je ne Art des Lernens verstanden, welche auf Basis der Konsequenzen der eigenen Handlungen entsteht
Positive Verstärkung (zb Geschichte Vorlesen zum schlafen)
Negative Verstärung (zb Wegfallen des Handy-Verbotes bzw Vermeidung und damit Wegfallen der Angst-> Abbau durch Konfrontation)
Positive Bestrafung (zb Schimpfen)
Negative Bestrafung (zb Handyverbot)
Das stellvertretende Lernen bzw das Modelllernen
Albert Bamdura
Bandura und Menlove konnten zeigen, dass Kinder, die Angst vor Hunden erlebten, diese zunehmend abbauen konnten, nachdem sie andere Kinder bei einem angstfreien Kontakt mit einem Hund beobachtet hatten.
Was wird unter kognitiven Prozessen verstanden?
Unter kognitiven Prozessen werden Prozese des Wahrnehmens, Erkennens, Begreifens, Urteilens und Schlussfolgerns verstanden.
Was steht beim kognitiven Paradigma im Vordergrund?
Wie werden neue Infos demnach verarbeitet?
Beim kognitiven Paradigma steht im Vordergrund, wie eine Person über eine Situation denkt, wie sie diese bewertet und interpretiert.
Demnach werden neue Informationen bewusst verarbeitet und in ein organisiertes Netz bereits erworbener Kenntnisse (sog. Schemata) integriert.
Was versucht man in der kognitiven Therapie?
In der kognitiven Therapie versucht man Kognitionen zu verändern, die sog Denkfehlern unterliegen.
Was ist ein Beispiel für den “Alles-oder-Nichts”-Denkfehler?
Zb “Wenn ich in der Prüfung schlecht abschneide, kann ich das gesamte Studium direkt abbrechen”
Was ist ein Beispiel für den Denkfehler des “willkürlichen Schlussfolgerns”?
zb Eine Person, die aus der Ferne eine Freundin sieht und denkt: “Sie hat mich nicht gegrüßt, weil ich ihr egal bin”
Wer entwickelte die rational-emotive Therapie und wovon geht diese aus?
Albert Ellis entwickelte die sog rational-emotive Therapie, die davon ausgeht, dass die Gedanken der Menschen über sich selbst (zb “Ich sollte/muss dies oder jenes perfekt erledigen”.) auf irrationalen und dysfunktionalen Überzeigungen beruhen, die negative emotionale Reaktionen auslösen können.
Ellis zufolge ergeben sich versch psychische Belastungen langfristig aus unrealistischen “Soll- und Muss-Forderungen”, die eine Person an sich und ihre Umwelt stellt.
Was ist die Ätiologie?
Die Ätiologie ist die Lehre von Ursachen (va bezogen auf Krankheiten).
Was ist eine Diathese?
Als Diathese wird die Veranlagung für eine Krankheit bezeichnet.
Wovon geht die heutige Annahme zur Ätiologie psychischer Störungen aus?
Heutige Annahmen zur Ätiologie psychischer Störungen gehen von einem integrativen Ansatz, dem sog Diathese-Stress-Modell (auch: Vulnerabilitäts-Stress-Modell) aus
Wovon geht das integrative Paradigma (bzw das Diathese-Stress-Modell) aus?
Nach dem integrativen Paradigma entstehen psychische Störungen durch die Interaktion von biologischen, psychologischen, sozialen und Umweltfaktoren.
Was sind Beispiele zu der biologischen Diathese des Diathese-Stress-Modells?
Was sind Beispiele der psychologischen Diathese?
Welche sozialen Faktoren können zu der Entstehung einer psychischen Störung beitragen?
Biologisch
Bestimmte genetische Ausprägungen, die beispielsweise bei der Schizophrenie von Bedeutung sind, können demnach als genetisch übertragene Disposition verstanden werden.
Prä- und perinatale (Zeitraum kurz vor, während und nach der Geburt) Komplikationen können ebenfalls zu der biologischen Diathese gezählt werden.
Psychologisch
Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften (zum Beispiel Neurotizismus) und dysfunktionale kognitive Schemata werden als psychologische Dia These gesehen, die für die Entstehung von Depressionen und Ängsten von Bedeutung sind.
Sozial
Gesellschaftliche Normen können zu der Entstehung einer psychischen Störung beitragen (zb Esstörungen).
Welche 2 Komponenten sind dem integrativen Ansatz zufolge für die Entstehung einer psychischen Störung verantwortlich?
Sowohl die Diathese- als auch die Stress-Komponente
Was wird zur Stress-Komponente des integrativen Ansatzes gezählt?
Schädliche oder ungünstige Umweltreize, zum Beispiel in Form kritischer Lebensereignisse (Verlust des Arbeitsplatzes, Trennung oder Tod einer wichtigen Bezugsperson) oder chronische Stressoren werden zu der “Stress-Komponente” des integrativen Ansatzes gezählt.
Diathese-Stress-Modell-Komponenten für Schiophrenie oder bipolare Störung…
Bei einer Schizophrenie oder bipolaren Störung liegt beispielsweise eine hohe genetische Komponente vor. Dennoch muss ich bei Personen mit einer entsprechenden Prädisposition keine Störung manifestieren, wenn der Stress Level die individuelle Belastungsgrenze nicht überschreitet.
Diathese-Stress-Modell-Komponenten für PTBS…
Bei manchen psychischen Störungen spielt das Stresserleben eine größere Rolle als die genetische Veranlagung, zum Beispiel bei der posttraumatische Belastungsstörung.
Was ist eine Prädisposition?
Unter Prädisposition wie die angeborene oder erworbene Anfälligkeit für eine Krankheit verstanden.
Auf welches Rahmenmodell wird bei der Erarbeitung individueller Störungsmodelle im Rahmen einer Psychotherapie zurückgegriffen?
Auf das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, da dieses für psychische Störungen individuell als ein integratives, multifaktorielles, bio-psycho-soziales Modell formuliert werden kann, dass die Entwicklung psychischer Störungen im Allgemeinen erklärt.
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