Nenne Definition und Ziele von Arbeitsgestaltung!
Arbeitsgestaltung
Definition und Ziele
Der begriff Arbeitsgestaltung steht für systematische Veränderung technischer, organisatorischer und (oder) sozialer Arbeitsbedingungen
Ziel der Arbeitsgestaltung ist o.g. Arbeitsbedingungen an die Leistungsvoraussetzungen des arbeitenden Menschen anzupassen, sodass sie der Erhaltung und Entwicklung der Persönlichkeit sowie der Gesundheit der arbeitenden Menschen im Rahmen effizienter und produktiver Arbeitsprozesse dienen
Nenne die Gegenstandsbereiche der Arbeitsgestaltung!
Gegenstandsbereiche der Arbeitsgestaltung
Arbeitsumgebung
Arbeitsmittel
Arbeitsplatz
Arbeitsinhalte
Arbeitszeit
Arbeitsablauf bzw. Arbeitsorganisation
Gehe näher auf die einzelnen Gegenstandsbereiche ein!
Optimierung der Umgebungsbedingungen wie Lärm, Klima, Beleuchtung, Gase, Stäube (z.B. durch Einbau von Schallschutzwänden, Luftfeuchtigkeitsregelung mithilfe einer Klimaanalage, Schaffung natürlicher Beleuchtung durch Fenster etc.)
Anschaffung von Gehörschutz, Headsets für Callcentermitarbeiter, elektronische Schraubern für Montagemitarbeiter, Hebelifte für schwere Lasten etc.
Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung durch höhenverstellbare Büro-/Arbeitstische, Höhe Monitor, Sitzgelegenheiten, Berücksichtigung von Tätigkeitsabfolgen (bücken, drehen, Überkopf-Arbeiten etc.)
Vollständigkeit von Arbeitsaufgaben (Planung, Organisation, Durchführung und Prüfung)
Schicht-/ Arbeitszeitsysteme, Pausenzeiten
Optimale Prozessgestaltung, Erreichbarkeit von Arbeitsmaterialien und tätigkeitsrelevanten Arbeitsbereichen, Pausenräume
Gehe auf die Zieldifferenzierung der Arbeitsgestaltung ein!
Zieldifferenzierung
-> Mitarbeiterbezogene Ziele:
Gestaltung humangerechter Arbeit (Förderung der Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit und Leistungsfähigkeit)
-> Unternehmensbezogene Ziele:
Kosten-, Organisations- und Technikziele (z.B. Effizienz-/ Produktivitätssteigerung)
Nenne eine Definition für humane Arbeitsgestaltung!
Humane Arbeitsgestaltung
Definition
„Als human werden Arbeitstätigkeiten bezeichnet, die
Die physische Gesundheit der Arbeitstätigen nicht schädigen
Ihr psychosoziales Wohlbefinden nicht – oder allenfalls vorübergehend – beeinträchtigen
Ihren Bedürfnissen und Qualifikationen entsprechen
Individuelle und/oder kollektive Einflussnahme auf Arbeitsbedingungen und Arbeitssysteme ermöglichen
Zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit im Sinne der Entfaltung ihrer Potentiale und Förderung ihrer Kompetenzen beizutragen vermögen“
Gehe näher auf einzelne Komponenten der humanen Arbeitsgestaltung ein!
1. Ausführung der Arbeitstätigkeit
Die Arbeit muss zuverlässig, anforderungsgerecht und langfristig ausgeführt werden können
Physiologische und psychische Anforderungen dürfen die Kräfte des ausführenden Mitarbeiters nicht übersteigen (z.B. durch die Bereitstellung von Hebevorrichtungen bei schweren Werkstücken)
Berücksichtigung von Sicherheitsmaßnahmen bei der ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen, Möbeln und Werkzeugen (z.B. Einrichten von Schutzabdeckungen bei Maschinen, Einhalten von Abständen bei gefahrträchtigen Maschinenteilen)
2. Schädigungslosigkeit
Ausschluss psychophysischer Gesundheitsschäden (z.B. durch Lärm, schlechte Beleuchtung, Gefahrstoffe) bei Ausübung der Tätigkeit (Arbeitsgestaltungsmaßnahmen: schallabsorbierende Trennwände zur Lärmreduktion, zusätzliche Lichtquellen, Schulung Umgang mit Gefahrstoffen)
3. Beeinträchtigungsfreiheit
Die Arbeit sollte beeinträchtigungsfrei sein, d.h. keine bzw. nur zumutbare (subjektive) Beeinträchtigungen aufweisen (z.B. Vermeidung von Über-/Unterforderung, Monotonie, Stress)
Kriterien sind: (zeitliche) Spielräume bei der Aufgabenbewältigung, abwechslungsreiche Tätigkeiten auch hinsichtlich körperliche Haltung (Stehen/Sitzen)
4. Persönlichkeitsförderlichkeiten
Maßnahmen zur Aufgabengestaltung sollen dazu beitragen, dass Mitarbeitende ihre Persönlichkeit im Sinne der Entfaltung ihrer eigenen Potenziale entwickeln können
Arbeit sollte entsprechend vielfältig Anforderungen aufweisen (z.B. planerische, organisatorische Fertigkeiten, fachliches Wissen, analytische Fähigkeiten, Sozialkompetenzen usw.), damit und durch die Aufgabenbewältigung Kompetenzen weiter ausgebaut werden können
Persönlichkeitsförderlichkeiten:
Welche Aspekte sollten Arbeitstätigkeiten beinhalten?
Persönlichkeitsförderlichkeiten
Arbeitstätigkeiten sollten folgende Aspekte beinhalten:
Großer Entscheidungsspielraum
Angemessener zeitlicher Spielraum
Durchschaubar und gemäß eigener Ziele gestaltbar, selbstständige Auswahl von Arbeitsverfahren und schöpferische Veränderung der Verfahren
Frei von organisatorischen und/oder technischen Behinderungen/Belastungen
Ausreichende körperliche Aktivität
Konkreter Kontakt zu materiellen und sozialen Bedingungen des Arbeitshandelns sowie befriedigende soziale Kooperationen
Beanspruchung vielfältiger Sinnesqualitäten
Variationsmöglichkeiten bei der Erledigung der Arbeitsaufgaben
Möglichkeiten arbeitsbezogener Kommunikation und unmittelbarer zwischenmenschlicher Kontakte
Kompetenzanwendung
Kompetenzerweiterung
Anerkennung wertvoller Leistungen und persönliche Bestätigung des Arbeitenden
-> Zuordnung zu Grundmerkmalen menschlichen Handelns bzw. Tätigseins:
Zielgerichtetheit
Aktives veränderndes Handeln
Soziale Eingebundenheit
Erläutere unterbehmensbezogene Ziele bei der Arbeitsgestaltung!
Unternehmensbezogene Ziele
Kostenziele
Senkung der Material- und Arbeitskosten
Senkung des Krankenstandes und der Fluktuation
Senkung der Bestände
Bessere Auslastung der Betriebsmittel
Verkürzung der Durchlaufzeiten
Organisatorische Ziele
Verbesserung des Informationsflusses
Erhöhung der Flexibilität (Mitarbeitereinsatz, Fertigung)
Erhöhung der Kundenzufriedenheit
Technische Ziele
Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
Reduzierung von Störungen
Vermeidung von Schadstoffen
Erläutere (3) Konzepte der Arbeitsgestaltung!
Konzepte
Ansatz der soziotechnischen Systemgestaltung
Berücksichtigung der Interaktion zwischen sozialen und technischen Systemkomponenten
Handlungs- und tätigkeitstheoretische Ansätze
Fokussierung der Lern- und Persönlichkeitsförderlichkeit bei der Gestaltung von Aufgaben und Tätigkeiten
Motivationstheoretische Ansätze
Berücksichtigung von Gestaltungsmerkmalen der Arbeit / Aufgabe, die intrinsische (Arbeits)Motivation und (Arbeits)Zufriedenheit fördern (-> Arbeitsmotivation/ -zufriedenheit in Vorlesung OrgaPsych)
Gehe näher auf den Ansatz der soziotechnischen Systemgestaltung ein!
Gleichzeitige Optimierung von Teilkomponenten eines soziotechnischen Systems: Technik – Organisation – Mensch
Der Einsatz von Technik, die Gestaltung der Organisationsstrukturen und die Weiterqualifikation Mitarbeitender sind nicht isoliert voneinander zu betrachten
Fokussiert wird die „Primäraufgabe“ des Systems
-> Prinzipien des soziotechnischen Systems:
1. Bildung relativ unabhängiger Organisationseinheiten
Ganzheitliche Aufgaben bei relativ unabhängigen Arbeits- bzw. Produktionsprozessen ohne Verkettung
2. Zusammenhang der Aufgaben in der Organisationseinheit
Aufgaben bzw. Tätigkeiten in der Einheit mit inhaltlichem Zusammenhang weisen ein Bewusstsein einer gemeinsamen Aufgabe und Arbeitszusammenhänge auf und bedürfen gegenseitiger Unterstützung
3. Einheit von Produkt und Organisation
Qualitative und quantitative Arbeitsergebnisse sollten auf die Organisationseinheit rückführbar sein
Gehe näher auf tätigkeits- bzw. handlungstheoretische Konzepte ein!
Tätigkeits- bzw. handlungstheoretische Konzepte
Arbeitsaufgabe als zentrale psychologische Kategorie der Tätigkeitsbetrachtung und Schnittpunkt zwischen Organisation und Individuum
Arbeitsaufgabe als relevantester Teil der vorgegebenen Arbeitsbedingungen
Arbeitsaufgabe als Kern für Maßnahmen der Arbeitsplatzgestaltung
Unterscheidung von 4 Gestaltungskonzepten:
1. Konzept des Handlungs- bzw. Tätigkeitsspielraums
2. Merkmale zur Gestaltung lern- und persönlichkeitsförderlicher Aufgaben/Tätigkeiten
3. Konzept vollständiger Aufgaben bzw. Handlungen
4. Gruppenaufgabenkonzept (-> Team-/ Gruppenarbeit, in VL OrgaPsych)
Gehe näher auf das Konzept des Handlungs- bzw. Tätigkeitsspielraums ein!
Konzept des Handlungs- bzw. Tätigkeitsspielraums (Ulich, 2005)
Unterschiedliche Spielräume bei der Arbeit sind verbunden mit verschiedenen Möglichkeiten zur Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung
Selbstgestaltete, vielseitige und teamorientierte Arbeitsaufgaben bieten mehr Entwicklungsangebote, sind motivierender als fremdbestimmte, monotone und sozial isolierte Tätigkeiten
Größerer Handlungsspielraum geht einher mit
-> höherer Handlungsverantwortung (Handlungsverursacher)
-> größerer Kontrolle über Handlungen
-> höherer Verantwortung und Kontrolle für Handlungsergebnisse
Der Tätigkeitsspielraum setzt sich zusammen aus:
Handlungsspielraum
Flexibilität bei der Aufgabenbewältigung
Umfasst objektiv vorhandene und subjektiv wahrgenommene Wahlmöglichkeiten; z.B. bzgl. zeitlicher Organisation, Auswahl d. Arbeitsmittel, des Vorgehens
Gestaltungsspielraum
Ausmaß an Variabilität, selbstständige Strukturierung und Gestaltung der Aufgabe nach eigenen Zielsetzungen (z.B. eigene Planungen, Vielseitigkeit)
Entscheidungsspielraum
Ausmaß an Entscheidungskompetenzen, Arbeitsaufgaben selbst festlegen und voneinander abgrenzen zu können
Nenne die Merkmale motivations-, persönlichkeits- und lernförderlicher Aufgabengestaltung nach Ulich!
Konzept des Handlungs- bzw. Tätigkeitsspielraums
Gehe näher auf das Konzept vollständiger Aufgaben bzw. Handlungen ein!
Konzept vollständiger Aufgaben bzw. Handlungen
Zyklische Vollständigkeit
Arbeitstätigkeiten mit planenden, ausführenden und kontrollierenden Anteilen
Hierarchische Vollständigkeit
Ausmaß wechselnder Anforderungen der Handlungsregulation auf unterschiedlichen Regulationsebenen (sensomotorische, perzeptiv-begriffliche und intellektuelle Regulationsebene)
Merkmale vollständiger Arbeitsaufgaben (nach Ulich, 2004)
1. Zielsetzung: Selbstständiges Setzen von Zielen
2. Vorbereitung: Selbstständige Handlungsvorbereitung (Wahrnehmung von Planungsfunktionen)
3. Organisation und Entscheidung: Auswahl der Mittel, Aktionen zur Zielerreichung
4. Ausführung mit Feedback (Möglichkeit zur Korrektur)
5. Kontrolle mit Resultatfeedback (Qualitätskontrolle)
Erläutere das Job Characteristics-Model nach Hackman & Oldham!
Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung (BnpE)
-> das Bedürfnis nach persönlicher Entfaltung beeinflusst Erlebenszustände (kritische psychologische Erlebenszustände) und das Eintreten der Folgen
ABER: auch bei geringerem BnpE Nachweis signifikanter Zusammenhänge
Konsequenzen für die Arbeitspraxis
Gezielte Gestaltung der Arbeitsbedingungen gemäß dem JCM führt durchgängig zu größerer Arbeitszufriedenheit
Erläutere die Zwei-Faktoren-Theorie der Arbeitszufriedenheit nach Herzberg!
Zwei-Faktoren-Theorie der Arbeitszufriedenheit (Herzberg, 1969):
Ergebnis: Identifikation von 2 Klassen von Faktoren:
Hygienefaktoren (Kontextfaktoren, dissatisfiers):
Können Arbeitsunzufriedenheit verhindern, aber keine Arbeitszufriedenheit herbeiführen
Motivatoren (Kontentfaktoren, satisfiers):
sind für Arbeitszufriedenheit verantwortlich
Arbeitsunzufriedenheit ————— Nicht-Arbeitsunzufriedenheit
Arbeitszufriedenheit ——————— Nicht-Arbeitszufriedenheit
Erläutere die begriffe Job-Rotation, Job Enlargement und Job-Enrichment!
Motivationspsychologische Ansätze
Job-Rotation (Aufgabenwechsel):
Vermeidung von Monotonie, Verbesserung der Flexibilität, Verbesserung der Betriebskenntnisse -> Flexibilisierung der Arbeit
Job Enlargement (Aufgabenerweiterung):
Vermeidung von Monotonie, Erweiterung des Aufgabenfeldes um weitere gleichartige Tätigkeiten, Anteil der Arbeitsteilung wird verringert -> Humanisierung der Arbeit
Job-Enrichment (Aufgabenanreicherung)
Inhaltliche Vergrößerung des Arbeitsfeldes um z.B. Planungs- und Kontrollaufgaben -> Motivationssteigerung
Nenne grundlegende Strategien der Arbeitsgestaltung!
Grundlegende Strategien
a) Korrektive Arbeitsgestaltung
Zielt auf Beseitigung vorhandener Mängel ab
b) Präventive Arbeitsgestaltung
Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher und arbeitspsychologischer Erkenntnisse bei der Planung der Arbeit
-> a und b: zielen auf Vermeidung oder Beseitigung von gesundheitlichen Schäden und Bedrohungen
c) Prospektive Arbeitsgestaltung
Schaffung (auch) von Möglichkeiten zur Persönlichkeitsförderung; insofern ist eine prospektive Gestaltung der Arbeit anzustreben
d) Flexible Arbeitsgestaltung
Zielt auf die Realisierung unterschiedlicher Arbeitsweisen innerhalb einer vorgegebenen Arbeitsstruktur ab (Freiheitsgrade und Spielräume bei der Aufgabenbearbeitung) unter Einbezug interindividueller Differenzen der Arbeitsbewältigung
e) Differenzielle Arbeitsgestaltung
Zielt auf die Realisierung von Arbeitsformen, die eine Wahl zwischen verschiedenen Arbeitsstrukturen in Abhängigkeit von Kompetenz, Bedürfnis und Potenzial ermöglichen (keine einheitliche Arbeitsstruktur für alle: verschiedene Tätigkeiten i.d. Arbeitsgruppe oder am Einzelarbeitsplatz durch Aufgabenerweiterung)
f) Dynamische Arbeitsgestaltung
Zielt auf die Schaffung von Arbeitsbedingungen, die (parallel) zum Lernfortschritt den Mitarbeiterkompetenzen entsprechen (Aufgabenübertragung: Erfordernis höheren Kompetenzniveaus -> Berufserfahrung)
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