Gliederung
Parteien: Kap 1-4
Konkrete Missstände: Kap 5-6
Ehe und Ehelosigkeit: Kap 7
Götzenopferfleisch: Kap 8 - 11,1
Gemeindeversammlung: Kap 11
Charismen: Kap 12-14
Auferstehung: Kap 15
Kollekte und Mitteilungen: Kap 16
"Im ersten Korintherbrief handelt es sich um folgende Themen: Verkündigung (V 5 - Kap 1,18-4,21), Erkenntnis (V 5 - Kap 8-10), Reichtum an Charismen (V 7 - Kap 12-14), Endvollendung (V 7-9 - Kap 15). Diese Zusammenhänge erweisen, dass Teilungshypothesen am Ersten Korintherbrief unangebracht sind, weil dadurch Verbindungen auseinandergerissen werden, die Paulus von vorneherein im Blick hat." (Wolf, 20)
Kap. 1
Paulus definiert die wahre Weisheit im Kontext vom Kreuz.
Die Berufung, Weisheit und Kreuz sind die zentralen Begriffe, um die der Glaube an Jesus Christus sich bewegt.
Paulus will die Gemeinde zur Wiederherstellung der Gemeindeeinheit bewegen, er nimmt sich selbst zurück und verweist auf das Kreuz Christi.
Er begründet die Gemeinde in dem Kreuz Christi und in ihrer Berufung zu dem Glauben.
Die verschiedenen Gruppen in Korinth werden von Paulus zu ihrer Einheit zurückgeführt. Wie?
Indem er sie an die Person und das Heilswerk des einen Christus verweist. Durch das Fundament des stellvertretenden Kreuzestodes auf dem die Taufe steht ist die innere Einheit ein Wesensmerkmal der Gemeinde.
Die Gemeinde kann nur durch das Kreuz Einheit finden, konkurrierende Gedanken werden allein durch die Rückbesinnung auf den Tod Jesu, der die Gläubigen zu Geschwistern macht, überwunden werden.
Kap. 2
Paulus schließt seine Rede von der wahren Weisheit und leitet in die nächste über: Die Korinther sollen selbst Sachen unter ihnen urteilen.
Es ist ein wahres pastorales Schreiben, das die Korinther in deliberativer Weise (als Gleichgesetzte) berät und ermahnt. Geistliche Menschen, wie die Korinther sind, werden es verstehen. Das kann auch eine Polemik gegen ihre Geistlichkeit sein.
Mit diesen Einleitungskapiteln bereitet Paulus die Korinther auf seine Behandlung von verschiedenen Missständen ab Kapitel 5.
Kap. 3
Paulus benutzt die Metapher vom Ackerfeld und vom Bauen, um den Korinthern zu visualisieren, wie die Gemeinde funktioniert.
Es wird nur auf einem Fundament gebaut, auf Jesus Christus, aber jeder soll aufpassen, wie er baut, damit sein Werk nicht vergeblich wird.
Man soll sich nicht rühmen, da die menschliche Weisheit eigentlich Torheit vor Gott ist.
Korinther sollen einheitlich sein und zusammen arbeiten an Gottes Bauwerk.
Kap. 4
Hier beendet Paulus den ersten Hauptteil seines Briefes.
Er beantwortet in diesem Kapitel die Frage wie ein Diener Christi und Apostel sein soll.
Es geht um die Eigenschaften eines Apostels.
Anscheinend gab es Anfrage an seine Person.
Er trachtet nicht nach menschlicher Weisheit und verträgt alles um des Evangeliums Willens.
Die Gemeinde soll ihn imitieren - der Zweck ist die Einheit und Erbauung der Gemeinde.
Kap. 5-7
Kap 5: Paulus definiert moralische Fragen, Ausschluss der Unzüchtigen aus der Gemeinde. Hier sollen die Korinther richten.
Kap 6: Frage der weltlichen Gerichtsverhandlungen, Rechtssachen unter den Christen & Warnung vor Unzucht und Freiheit in Verantwortung.
Kap 7: Frage der Ehe, Ehescheidung und Ehelosigkeit.
Kap. 8
Paulus stellt sich mit seinem Wissen auf die Seite der Starken der Gemeinde Korinth - auf die Seite der reichen Heidenchristen.
Er will sie damit gewinnen, dass sie Rücksicht auf die Schwachen in der Gemeinde nehmen - auf die armen Heidenchristen die aufgebaut sind gegen ihren Gewissen das Götzenopferfleisch zu essen.
Auch Juden in der Gemeinde haben mit solchen Fleisch Probleme und dadurch wird die Gemeinde gespalten.
Paulus will mit seiner Argumentation die Gemeinde vorsichtig zur Wiederherstellung der Gemeindeeinheit führen.
Seine Argumentation wird erst mit 11,1 enden. Er hat im Folgenden noch einiges dazu zu sagen.
Kap. 9
„1 Kor 8,13 hatte der Apostel sehr persönlich formuliert: Er würde Verzicht üben zugunsten des anderen, obwohl er durchaus die Möglichkeit hätte (8,4-6), seine Erkenntnis zu praktizieren. Dieses Verhalten könnte von korinthischer Seite aus als Ausdruck einer Unfreiheit des Paulus verstanden werden, er sei nicht frei, weil er seine Erkenntis nicht auslebe. Deshalb entfaltet Paulus seinen Gebrauch christlicher Freiheit in Kapitel 9, und zwar anhand eines anderen Problems: der Ausübung seines Apostolats.“ Wolf, 184
Sozialgeschichtlicher Hintergrund
Um eine Klärung des sozialgeschichtlichen Hintergrunds für Anrecht bzw. Verzicht auf den Lebensunterhalt hat sich Gerd Theißen bemüht. Er unterscheidet die insbesondere im sozial zerklüfteten Palästina wirkenden und den Lebensunterhalt beanspruchenden Wandercharismatiker von den in den wirtschaftlich aufblühenden hellenistischen Städten tätigen Gemeindeorganisatoren. Letztere verdienten sich selbst ihre Geld und entsprechen damit den Erwartungen ihrer vom Hauspatriarchalismus geprägten Umgebung, die nur wenig Verständnis für herumbettelnde Philosophen hatte. Bei dieser Sicht wird freilich nicht recht deutlich, warum man in Korinth Paulus seinen Verzicht überhaupt vorwarf.
Kap 9,1-18
In Kap 9,1-18 zählt Paulus seine Rechte auf, mit besonderem Nachdruck, auf sein Recht von der Gemeinde finanziell unterstützt zu werden. Obwohl er das Recht hat verzichtet er darauf, um "dem Evangelium von Christus kein Hindernis zu bereiten" (V.12).
Er hofft mit dieser Argumentation, dass die Korinther sein Beispiel in der Frage des Götzenopferfleisches folgen werden.
Es geht um einen Verzicht damit man das Gewissen der Schwachen nicht verletzt und den Schwachen nicht in die Sünde treibt.
Auf den Apostel bezogen hat das Bild den Verzicht zugunsten anderer und somit auch den Verzicht auf das apostolische Unterhaltsrecht im Blick;
dies alles macht das Leben des Paulus entbehrungsreich, trägt aber zugleich dazu bei, dass er erfolgreich wirken kann.
Die Bezeichnung der εγκρατεια (enthaltsam) auf die Korinther meint, dem Kontext entsprechend, den Verzicht auf eigentlich berechtigte Ansprüche.
Der gemeinsame Nenner ist also der Verzicht, um nicht anderen und damit auch sich selbst das Heil des ewigen Lebens zu gefährden
Kap. 9,19-27
Paulus ist allen in der Gemeinde Korinth alles geworden, um alle für die Gemeindeeinheit zu gewinnen. Dabei verzichtet er auf seine Rechte, um alle für die Wiederherstellung der Einheit zu gewinnen. Er bezwingt sich und versklavt sich um ein gutes Beispiel seiner Gemeinde zu sein. Er spricht alle Seiten an und bemüht sich alle für die Gemeindeeinheit zu gewinnen.
Praktische Konsequenzen
Der Prediger ist ein Knecht, ein Diener der Gemeinde. Dabei steht er vor keiner leichten Aufgabe, sondern ist gefordert, seine eigene Person zu zähmen und zu bezwingen, um im Dienst bis zum Ende durchzuhalten.
Das Ziel des Predigers ist die Einheit der Gemeinde. Er darf sich nicht für eine oder mehrere Gruppen in der Gemeinde gegenüber dem Rest der Gemeinde entscheiden.
Er soll alle für die Einheit gewinnen, indem er auf alle eingeht und allen alles ist. Eventuellen Vorwürfen der Inkonsequenz, die bei solch einem Verhalten entstehen soll er mit dem Hinweis auf das Ziel solch eines Verhaltens entgegentreten. Es geht nicht um eigene Vorteile, sondern um die Gewinnung der anderen für die Wiederherstellung der innergemeindlichen Einheit.
Seine besondere Aufmerksamkeit soll den Schwachen gelten. Sie sollen vor dem Rest der Gemeinde geschützt werden. Sie brauchen in ihrer Erkenntnis nicht auf die Stufe der Starken zu gelangen, sondern dürfen bleiben, wo sie sind.
Die Starken sollen dazu gebracht werden, den Schwachen mit ihrem Verhalten nicht zum Anstoß zu werden. Die Starken sollen sich durch ihr Verhalten auf die Stufe der Schwachen begeben, um ihnen zu dienen.
Kap. 10
Kap. 10,1-13
Die Wissenden in der korinthischen Gemeinde sind von sich selbst überzeugt, im Glauben so fest zu stehen, dass sie durch Teilnahme an heidnischen Kultmahlzeiten nicht gefährdet sind. (Wolf, 223)
Christliche Gemeinschaft soll unbefleckt bleiben - kein Götzendienst und keine geistliche Hurerei soll zugelassen werden unter ihnen.
Aus der Geschichte Israels soll man sich belehren lassen, wo solches Verhalten hin führt.
Das Anliegen des Paulus ist, die Korinther mit diesem Beispiel zu warnen.
Kap. 10,14-22
Zwar haben die Götter für die Christen keine Macht. Wer sich aber bewusst und geradezu demonstrativ an Festen und Gelagen beteiligt, die diesen Götzen zu Ehren veranstaltet werden, erkennt ihnen damit doch eine Geltung zu und fordert durch solch einen Abfall, durch die Verachtung der göttlichen Heilsgaben, in besonderer Weise den Zorn des Kyrios heraus. (Wolf, 209)
Paulus bespricht hier den Götzendienst. Seine Behauptung ist, dass man nicht gleichzeitig am Götzenopfer und am Herrenmahl teilhaben kann, da man durch das Essen des Mahls in einer kultischen Situation eins wird mit dem, was dahinter steht.
Die Korinther können nicht gleichzeitig mit Jesus und Dämonen eine Gemeinschaft haben.
Kap. 9-10 Zusammenfassung
Das Motto des Paulus im Kontext von Kapiteln 8-10 ist "suche das, was anderen dient!"
Dieses Motto ist gemeinschaftsfördernd.
Es soll die zerspaltene Gemeinde zur Wiederherstellung der Gemeindeeinheit führen.
Paulus unterscheidet bei Götzenopferfleisch einen kultischen und privaten Gebrauch.
Kultisch im Götzentempel kann man mit dem Herrenmahl nicht vereinbaren, aber privat kann man es zulassen, wenn das Gewissen der Schwachen dadurch nicht zum Anstoß gebracht wird.
Man soll nicht nach Ausübung eigener Rechte suchen, sondern danach trachten, was die anderen rettet und was die gesamte Gemeinde aufbaut.
Für Paulus sind abschließend fünf Gedanken wichtig, die den ganzen Zusammenhang von 1 Kor 8-10 prägen:
Keinen Anstoß erregen.
Keine eigenen Vorteile suchen.
Suchen, was vielen dient - Einheit.
Sich als ein nachahmenswertes Beispiel darstellen.
Jesus als Vorbild für sein Verhalten sehen.
Kap. 11
Kap. 11,1-16
Paulus diskutiert in diesem Abschnitt das Verhalten der Frauen im Gottesdienst.
Anscheinend haben einige Frauen kulturelle Normen damaliger Gesellschaft verlassen und haben libertinisches Verhalten praktiziert, indem sie ohne Kopftuch in der Gemeinde erschienen sind.
Paulus kritisiert solches Verhalten indem er auf die Schöpfungsordnung, Geburtsordnung, sowie Natur und Sittenordnung der damaligen Kultur, verweist.
Gemeinde soll keinen Kulturkrieg gegen die Gesellschaft führen in Sachen, wo keine Grundlagen des Evangeliums in Frage kommen.
Kap. 11,17-34
Was gedenkt man beim Abendmahl? "Durch das Brot erhalten die Glaubenden Anteil an Jesu Selbsthingabe, durch den Becherinhalt Anteil an dem eschatologischen Bundesschluss, der im Heilstod Jesu gründet und das neue Verhältnis der Glaubenden zu Gott und untereinander zum Inhalt hat. Spender dieser Gabe ist der beim Mahl gegenwärtig erhöhte Kyrios." Wolf
Zusammenfassung
Paulus hat schwere Missstände beim Feiern des Abendmahls beobachtet.
Die Reichen kommen früher und essen alles auf, während die Armen noch arbeiten und später kommen, wenn nichts mehr vorhanden ist.
So ein Verhalten spaltet die Gemeinde, ist ein absoluter Gegensatz zum Sinn und Zweck des Todes Christi und führt zum Gericht Gottes.
Sie sollen im Feiern des Abendmahls ein Leib sein (10,17) und aufeinander achten.
Die Einheit der Gemeinde soll nicht in Frage kommen und ihr Verhalten soll so gelenkt werden, dass sie die Einheit unter sich wiederherstellen.
Kap. 12
Kap. 12,1-11
Einige Korinther haben geprahlt höherwertige Gaben zu besitzen.
Besonders wurde die Gabe der Zungenrede hochgehoben.
Paulus geht es um eine Korrektur der korinthischen Vorstellungen von Gaben in der Gemeinde.
Alle Gaben kommen von Gott und werden vom Geist Gottes ausgeteilt.
Paulus will prinzipiell besprechen, wer eine geistige Person ist.
Die Gemeindeglieder sollen verschiedene Gaben praktizieren und alles soll zum Nutzen der Gemeinde sein. Die Zungenrede ist nur eine der vielen Gaben.
Kap. 12,12-31
„Mit seiner Verwendung des Bildes von Leib knüpft Paulus an einen in der Antike verbreiteten metaphorischen Gebrauch vom Leib für eine Einheit in der Vielfalt an.“ Wolf, 303
Paulus bemüht sich eine zerspaltene Gemeinde zur Einheit zu verhelfen.
In diesem Kontext scheint das Problem die Zungenrede zu sein, oder die Zungenredner – die Pneumatiker.
Sie haben anscheinend ihre Gabe höher geschätzt und die anderen aufgefordert auch nach der Zungenrede zu streben.
Paulus stellt alle Gaben als gleichwertig auf und betont, dass der Geist Gottes die Gaben so verteilt wie er will.
Alle Glieder sind nötig und alle tragen mit ihren Gaben dem ganzen bei. Wenn ein Glied leidet, dann leidet die ganze Gemeinde.
So soll man sich um das Wohlwollen des Einzelnen kümmern, damit die ganze Gemeinde vorwärts gehen kann.
Paulus spricht alle an und will alle für die Gemeindeeinheit gewinnen.
Kap. 13
Paulus will die zerspaltene Gemeinde zur Wiederherstellung der Gemeindeeinheit bewegen.
Er versucht ihnen zu vermitteln, dass ihre Streitereien schädlich sind und dass es nur einen guten Weg für eine Gemeinde gibt: Der Weg der Liebe.
Dieser Weg ist etwas was für immer bleibt und was eine Relevanz für die Zukunft hat.
Kap. 14
Fakten über die Zungenrede in Korinth:
Die Zungenrede ist eine Rede der Menschen
Es ist eine den Menschen nicht verständliche Sprache
Gott kann es verstehen, aber die Menschen nicht
Es geht um eine Rede im Geist, wobei Geheimnisse ausgesprochen werden (μυστηρια – siehe 13,2)
1 Kor. 14,1-25
Paulus stellt der Gabe der Zungenrede die Gabe der prophetischen Rede gegenüber.
Die Gaben in der Gemeinde sollen zur Erbauung der Gemeinde dienen. Prophetische Rede hat das Potential Ungläubige zum Glauben zu führen.
So soll die prophetische Rede bevorzugt werden gegenüber der Zungenrede.
Geistesmenschen und Geistesgaben haben eine zusätzliche Spaltung in der Gemeinde Korinth verursacht die Unordnung mit sich brach.
Paulus verbietet die Zungenrede nicht, verweist sie aber in bestimmte Rahmen. Er stellt die prophetische Rede der Zungenrede gegenüber und setzt sich dafür ein auf die Prophetie die Betonung zu setzen.
In der Gemeinde soll Ordnung herrschen und alles was gemacht wird soll zur Erbauung der Gemeinde dienen.
Damit hat Paulus die Prinzipien aufgestellt die zur Wiederherstellung der Gemeindeeinheit beitragen sollen und die Parteiungen enden sollen.
Paulus war ein kunstvoller Rhetoriker der große Fähigkeiten im Bereich Konfliktmanagement und Gemeindeleitung aufweist.
Kap. 12-14 Zusammenfassung
Lektionen von Paulus in Kapitel 12-14
Liebe ist das höchste Prinzip
Paulus verurteilt niemand
Paulus will entgegengesetzte Parteien für die Einheit gewinnen
Paulus behandelt Mann und Frau in gleicher Weise
Alles was man in der Gemeinde macht soll zur Erbauung führen
Kap 16
Durch die Kollekte entsteht Gemeinschaft (Einheit) zwischen heidenchristliche und judenchristliche Gemeinden
Paulus lehrt die Korinther mit einem einfach Motto die christlichen Werte zu leben: Die Liebe soll alles was ein Christ macht durchdringen (8,1; 13,1; 16,14).
Er belehrt sie im Brief, dass sie sich mehr sorgen sollen, um die Anderen, als um eigene Rechte zu kämpfen.
Wo jeder nur für sich selbst kämpft ist keine wahre Gemeinschaft möglich.
Paulus geht es um die Wiederherstellung der Gemeinschaft in der lokalen Gemeinde und um die Aufrechterhaltung der Einheit der Heiden- und Judenchristen weltweit.
Die Liebe definiert Kenntnis der Gemeinde, sowie ihre Rechte.
Die Liebe ist essenziell für die Christen, da sie alles was ein Christ macht definiert.
Schließlich inspiriert sich diese Liebe durch das Kreuz Christi und durch seine Gnade.
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