Welche sind die 4 Staatsstrukturprinzipien? (bzw. die Strukturprinzipien des Grundgesetzes)
Demokratie
Bundesstaat
Rechtsstaat
Sozialstaat
Wie wird in Deutschland gewählt?
Was besagt das Bundesstaatsprinzip?
die BRD ist ein Bundesstaat
Sie ist in aus mehreren Teilstaaten (Bundesländer) bestehender Föderalstaat
Bundesländer haben Staatsqualität und nehmen mit dem Bund Hoheitsrechte wahr
Bund und seine Teilstaaten sind beide Träger der Staatsgewalt (Föderalismis)
Ziel: Staatsmacht soll nicht so stark zentralisiert werden (wie in NS und DDR)
Was zeichnet einen Zentralstaat aus?
das gesamte Land wird von einem Ort aus regiert
Nachteil: lange Verwaltungswege und hohes Potenzial für Machtmissbrauch
Was besagt das Demokratieprinzip? (Vorsicht - Lange Antwort)
alle Staatsgewalt geht vom Volk aus —> Volkssouveränität
Voll bestimmt durch allgemeine, unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahlen Volksvertreter:innen
die Volksvertreter:innen (die Abgeordneten) bilden das Parlament und damit den Gesetzgeber (=Legislative)
Legislative besteht aus Bundestag und Bundesrat
Parlamentsmehrheit im Bundestag kann eine Partei, eine Fraktion sein oder ein Zusammenschluss von Parteien oder Fraktionen
Die Parlamentsmehrheit bildet die Regierung (Regierungskoalition) und wählt eine:n Abgeordnete:n als Regierungschef:in
Diese:r Regierungschef:in (Bundeskanzler:in) schlägt die Minister:innen vor
Die Minister:innen müssen nicht zwangsläufig Mitglieder des Bundestags sein
Die Minister:innen werden dann vom Bundespräsidenten oder der Bundespräsidentin ernannt
Bundeskanzler:in und Minister:innen bilden die Bundesregierung (=Bundeskabinett)
Das Bundeskabinett und die Verwaltungsbehörden auf Bundes- und Landesebene bilden gemeinsam die ausführende Gewalt (=Exekutive)
Der Bundesrat wird aus Mitgliedern der 16 Landesregierungen gebildet (=Ländervertetung auf Bundesebene)
Der Bundesrat ist Teil der Legislative
Bundestag und Bundesrat wählen jeweils eine Hälfte der Mitglieder des Bundesverfassungsgerichts (als Teil der Judikative)
Was zeichnet einen Rechtsstaat aus?
Ausübung der Staatsgewalt erfolgt nur im Rahmen des geltenden Rechts und NICHtT willkürlich
Hoheitliches Handeln zeichnet sich dadurch aus, dass es formell und materiell rechtsmäßig ist
Wann ist hoheitliches Handeln materiell rechtmäßig?
muss den maßgeblichen rechtlichen Vorgaben entsprechen
Muss inhaltlich fair sein
Muss verhältnismäßig sein
Muss angemessen sein
Muss Gleiches gleich und Ungleiches ungleich behandeln
Darf nicht gegen höherrangiges Recht verstoßen (zB gegen die Grundrechte)
Bürger:innen müssen erkennen können, was zu tun ist und welche Rechtsfolgen das eigene Verhalten haben wird (=Bestimmtheitsgrundsatz)
Einzelfallgesetze (die nur in Hinblick auf einzelne Adressat:innen geschaffen werden) sind verboten
Zeitliche Rückwirkung von Gesetzen ist nur in Ausnahmefällen möglich (zB wenn neue Rechtslage für die Bürger:innen günstiger ist als die alte)
Definiere den Begriff “Elterngeld”?
ist eine Sozialleistung nach dem Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz
Wird bis zur Dauer von 14 Monaten ab Geburt des Kindes gezahlt
Was besagt der Generationenvertrag?
ungeschriebener Vertrag
Berufstätige Generation zahlt die Rente der Renter:innen
Erwirbt damit ihrerseits eine Anwartschaft auf Rentenzahlung im Alter
Wann ist hoheitliches Handeln formell rechtmäßig?
wenn es auf die richtige Art und Weise durch den zuständigen Hoheitsträger und dessen Organe zustande kommt
es muss den Form-, Verfahrens- und Zuständigkeitsvorschriften entsprechend zustande kommen
Wie werden Parlamentsgesetze erlassen?
Parlamentsgesetze = formelle (Bundes-)Gesetze
werden unter Beteiligung des Bundestags in förmlichen Gesetzgebungsverfahren erlassen
—> deswegen bezeichnet man sie auch als förmliche Gesetze / Gesetze im formellen Sinn
Sind Rechtsverordnungen auch Gesetze? Wenn ja - im förmlichen oder materiellen Sinne? Warum?
Rechtsverordnungen sind auch Gesetze
vereinfachtes Verfahren ohne Beteiligung des Bundestages —> daher Gesetze im materiellen Sinn
dennoch sind Rechtsverordnungen formell rechtmäßig hoheitliches Handeln, wenn die wahren die Form, die Verfassungsgeber und Gesetzgeber für die vorgesehen haben
Inwiefern sind alle drei staatlichen Gewalten (Legislative, Exekutive und Judukative) an die Verfassung gebunden?
die Verfassungsorgane stehen nicht bezugslos nebeneinander
kontrollieren sich wechselseitig, ergänzen sich —> sind so miteinander verschränkt = Gewaltenverschränkung statt Gewaltenteilung
alle staatliche Gewalt ist an Recht und Gesetz und damit an die Verfassung gebunden
Legislative erlässt selbst Gesetze und ist dadurch an die Verfassung gebunden (an das GG)
Exekutive und Judikative sind an Gesetz und geltendes Recht gebunden —> Judikative entwickelt dieses Recht fort
Auf wen oder was geht das “Sozialstaatsprinzip” zurück?
geht auf die Sozialgesetzgebung nach Otto v. Bismarck zurück (dt. Reichskanzler, 1815-1898)
Industrialisierung sorgte für eine Landfluht —> Menschen zogen zu Hauf in die Städte, weil sie auf Arbeit hofften —> Überangebot an Arbeitskräften —> Lohnsenkung bis ans Existenzminimum, Tagelöhnerarbeit und Massenarbeitslosigkeit
Folge: zunehmende soziale Not und Massenverelendung der Bevölkerung (Pauperismus)
Großgrundbesitzer, Adlige und Großbürger lebten in Wohlstand - proletarische Arbeiterschaft verarmte immer mehr (Schere klaffte immer weiter auseinander)
Arbeiterschaft beschäftigte sich vermerhrt mit der sozialen Frage (Missstände etc) —> Gewerkschaften, Arbeiterbewegungen und neue politische Parteien gründeten sich
Bismarck sah darin eine Bdrohung der Monarchie —> sah sich gezwungen, den besitzlosen Menschen eine Art Alters-, Krankheits- und Invaliditätssicherung anzubieten
—> Beginn des Sozialstaats im heutigen Sinne
Welche Versicherungen führte Bismarck (als Reaktion auf die Armut und die sozialen Missstände sowie das Hinterfragen der Monarchie) ein?
gesetzliche Krankenversicherung
statt vieler privater Krankenkassen sollte es nur noch eine gesetzliche Versicherung geben
—> Arbeitnehmer:innen mit einem geringen Einkommen wurden versicherungspflichtig
Krankenkassen damals wie heute von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen paritätisch selbstverwaltet
gesetzliche Unfallversicherung
arbeitgeber:innen-finanziert und dominiert
führte zu erheblicher Verbesserung der Absicherung der Arbeitnehmer:innen
—> hatten nun auch Schadensersatzansprüche, wenn Unfälle durch Unachtsamkeit von Kolleg:innen oder durch höhere Gewalt entstanden sind (und nicht nur nachweislich durch den Unternehmer)
“Gesetz betreffend der Invalidität und Alterssicherung der Arbeiter”
von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen hälftig finanziert
nicht für alle Arbeitnehmer:innen, sondern nur unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. niedriges Einkommen)
Was erwartete Bismarck im Gegenzug für die Sozialleistungen? Wie kamen diese in der Bevölkerung an?
erwartet im Gegenzug Bekenntnis zum Obrigkeitsstaat (autoritärer Staat ohne Demokratie —> Heer, Bürokratie und Diplomatie in den Händen des Reichskanzlers)
mehr Unmut als Begeisterung —> besonders das Gesetz zu Invalidität/Rente —> Rente erst ab 70 und Lebenserwartung lag deutlich unter 30, ausgezahlter Betrag reichte nicht zur Existenzsicherung
Wie entwickelten sich die Sozialleistungen weiter, nachdem die bismarcksche Sozialgesetzgebung 1898 abgeschlossen war?
man merkte, dass das bisherige Sozialversicherungssystem nicht ausreichte, als nach dem verlorenen ersten WK tausende schwerverletzte, behinderte, traumatisierte und arbeitsunfähige Soldaten nach Deutschland zurückkehrten
Folge (1927): Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung” —> Anspruch auf Arbeitslosengeld
1995 dann: gesetzliche Pflegeversicherung rundet deutsches Sozialversicherungssystem ab
Was verstehen wir (folglich) unter Staatsstrukturprinzipien?
Staatsstrukturprinzipien =
verfasssungsrechtliche Grundentscheidungen
geben dem Staatswesen sein Gepräge —> ergo: treffen Aussagen darüber, nach welchen Grundsätzen sich das Gemeinwesen gestaltet
Was versteht man unter der “Ewigkeitsklausel”? Welche Funktion hat sie?
weil es sich bei den Staatsstrukturprinzipien um elementare Aussagen zur Gestaltung des Gemeinwesens handelt, können diese nicht einfach aufgehoben/verändert werden
durch die Ewigkeitsklausel kann Deutschland z.B. nie wieder zu einem Zentralstaat werden
auch Abschaffung der Bundesländer oder Wiedereinführung der Monarchie oder Abschaffung der Gewaltenteilung kommt nicht in Frage
Achtung der Menschenwürde ist ebenso unantastbar
—> “Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1-20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.”
Wie lässt sich der Begriff des “Staatsziels” definieren?
Staatsziele =
Verfasssungsbestimmungen, die die Staatsgewalt rechtlich binden
schreiben der Tätigkeit der staatlichen Organe die Aufgabe vor, bestimmte Sachziele zu verfolgen (ohne zu regeln, wie diese Ziele konkret erreicht werden sollen)
Staatsziele folgen den jeweiligen Staatsstrukturprinzipien —> z.B. Staatsstrukturprinzip des Sozialstaates —> alle Ziele in diesem Bereich müssen auf eine Teilhabe aller Bürger:inenn ausgerichtet sein
Weche Ziele bestehen im Bereich des Staatsstrukturprinzips Sozialstaat?
soziale Sicherheit
soziale Gerechtigkeit
Was versteht man unter dem Ziel der “Sozialen Sicherheit”? Welche Menschen werden vom Staat (nicht) geschützt?
einerseits Schutz des Kollektivs - andererseits Schutz des/der einzelnen Bürgers/Bürgerin
Schutz vor existenzbedrohenden sozialen Risiken (Krankheit, Tod, Erwerbsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit, Arbeitslosigkeit etc.) SOWIE Schutz der Menschenwürde und der Familie
Schutz durch entsprechende Hilfeeinrihtungen (Kranken-, Pflege-, Unfallkassen, Bundesagentur für Arbeit, Arbeits- und Sozialämter etc.)
Staat als vertraglich gebildete Gemeinschaft —> kümmert sich um das Wohl seiner Bürger:innen, garantiert ihnen Schutz, lässt sie an allen Leistungen in dem Umfang teilhaben, wie es für die Betroffenen geboten ist
Schutz erfolgt unabhängig von Alter, Rasse, Herkunft, Gesundheit, Geschlecht, sexueller Orientierung etc.
soziale Sicherung ist primär auf Teilhabe ausgerichtet —> unter Mitwirkung des/der Einzelnen
Was versteht man unter dem Ziel der “Sozialen Gerechtigkeit”?
Ziel:
partieller Ausgleich zwischen Arm und Reich
—> insbesondere durch steuerliche Be- und Entlastungen, Gebühren- und Beitragsstaffelungen nach persönlicher Leistungsfähigkeit und durch Transferleistungen
Schutz der schwächeren Bevölkerungsgruppen im Rechtsverkehr aber auch im gesellschaftlichen Zusammenleben (z.B. durch Kündigungsschutzregeln im Arbeitsrecht oder Mietpreisbremsen im Mietrecht)
vollständiger Ausgleich zwischen Arm und Reich ist nicht angestrebt
Begründung:
—> denn jede:r das gleiche Einkommen hätte fiele der Anreiz weg, für ein höheres Einkommen (und damit mehr finanzielle Privilegien) länger zu arbeiten oder eine längere Ausbildung zu machen oder unter ungünstigeren Bedingungen zu arbeiten (z.B. Schichtdienst)
—> würde ich gern in Frage stellen
Welche sind die Grundprinzipien der sozialen Sicherung (bisher) und welche Alternativen gibt es?
Grundprinzipien der sozialen Sicherung (bisher und entspricht nach wie vor der überwiegenden Meinung im Sozialrecht):
Vorsorge, Versorgung und Fürsorge
in manchen Bereichen der Sozialwirtschaft gilt diese Dreiteilung als nicht mehr zeitgemäß, stattdessen:
Vorsorge, Entschädigung, soziale Hilfe und Förderung
Was versteht man unter dem Vorsorgeprinzip?
wesentliches Grundprinzip er sozialen Sicherung
nach dem Vorsorge- oder Versicherungsprinzip übernimmt jede:r Einzelne die individuelle Verantwortung für sich selbst
durch beitragsfinanzierte Versicherungseistungen sichert er/sie sich gegen existenzbedrohenden Risiken ab —> ergo: Er/Sie sorgt vor.
klassische Fälle privater Vorsorge sind die Sozialversicherungen
Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung —> beitragsfinanziert
Wonach richtet sich die Höhe der Leistungen der Sozialversicherungen? (Vorsorgeprinzip)
Versicherte der gesetzlichen Kranken- und sozialen Pflegeversichung erhalten die gleichen Vorsorge- und Versicherungsleistung (unabhängig von der Höhe der geleisteten Beiträge)
lediglich das Krankengeld richtet sich in der gesetzlichen Krankenversicherung nach dem Bruttoarbeitsentgelt
Arbeitslosenversicherung —> Höhe richtet sich nach dem zuletzt bezogenen Nettoarbeitsentgelt
Höhe der Leistungen der Rentenversicherung —> richtet sich maßgeblich nach den eingezahlten Beiträgen
nicht, dass alle Versicherten immer die gleichen Leistungen erhalten
sondern: Solidarität und individuelle Gerechtigkeit
bei Geldleistungen erscheint es durchaus fair, diese danach zu bemessen, in welchem Umfang der/die Versicherte zuvor seinerseits durch finanzielle Beiträge zur sozialen Sicherung der Gesellschaft beigetragen hat
Wie unterscheidet sich das VERSORGUNGSprinzip vom VORSORGEprinzip/Versicherungsprinzip?
Versorgungsprinzip:
im Gegensatz zum Vorsorgeprinzip ist es ein Ausfluss staatlicher Versichungen für diejenigen, die
in einem öffentlichen Dienstverhältnis zu ihm stehen
besonderen Belastungen ausgesetzt sind (insbesondere solchen im öffentlichen Interesse)
für den Staat ein Sonderopfer erbrachten
Was zeichnet das Fürsorgeprinzip aus?
dient der Linderung sozialer Not —> setzt individuelle Bedürftigkeit voraus
hat einen humanitären Charakter
Leistungen werden individuell, bedarfsgerecht und nach Subsidiaritätsprinzip (=Nachrangigkeitsprinzip) erfasst
—> nur dann, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind und der/die BEtroffene sich nicht (mehr) selbst helfen kann
erbracht werden Geld- und Sachleistungen sowie bedarfsgerechte Beratungs- und Unterstützungsleistungen
z.B. KJH und Grundsicherung für Arbeitssuchende
Fürsorge zielt stets auf Förderung: Betroffene sollen schnellstmöglich wieder selbst für sich sorgen können und von staatlicher Hilfe unabhängig werden
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