Pulpaanatomie Milchmolaren
im Verhältnis zur Krone größer als bei bleibenden Zähnen
unter jedem Höcker befindet sich ein Pulpahorn (v.a. mesiobukkal)
dünner Kammerboden
häufig akzessorische Kanäle in der Furkation (interradikuläre Infektion)
CAVE:
Schnell irreversible Pulpitis durch approximale Läsionen
Seltener durch okklusale Läsionen
MZ Endo - Möglichkeiten
Caries-Profunda-Therapie (indirekte Überkappung)
(direkte Überkappung)
Pulpotomie (Vitalamputation) -> häufigste
Pulpektomie
Indikationen MZ Endo
Nach DGZMK: MZ bis zur Exfoliation erhalten (untersch. Kriterien FZ und SZ)
Morphologie der Zahnkrone kann wiederhergestellt werden
Schmerzfreiheit, klinische und röntgenologische Symptomlosigkeit
keine Fistelbildung
keine erhöhte Zahnbeweglichkeit
keine internen oder externen Resorptionen
keine periapikalen oder furkalen Entzündungsprozesse
Spezielle Indikation: bei Nichtanlage des Folgekeims
Kontaindikation MZ Endo
Fisteln
Abszesse
Erhöhte Lockerung
Periapikale oder interradikuläre Transluzenz
Symptomatik einer irreversiblen Pulpitis (Nachtschmerz/Dauerschmerz)
Resorption über 1/3 der Wurzellänge (Resorption bei Milchfrontzähnen beginnt bereits im Alter von ca. 4 Jahren -> Sehr enges Zeitfenster für endodontische Therapie)
Bereits physiologische Exfoliation des kontralateralen Milchmolaren
Zähne, deren klinische Krone nicht wiederhergestellt werden kann
Patienten mit schweren Allgemeinerkrankungen bei Behandlung in Sedierung (Verhinderung eines Zweiteingriffs)
Kontraindikation MZ Endo
Pulpadiagnostik
Hohe diagnostische Unschärfe in der Kinderzahnmedizin!
Anamnese, Befragung der Eltern:
Häufigkeit und Frequenz der Beschwerden
Dauer der Schmerzen
Schmerzen in der Nacht
Aufbissbeschwerden
Anzahl verabreichter Schmerzmittel
momentane oder vorausgegangene Schwellungen
Klinische Untersuchung:
Inspektion: Karies, Fistel, Schwellung ...
Perkussionstest (Vorsicht: Schmerzprovokation!)
Sensibilitätstest (Vorsicht: Schmerzprovokation!)
Sensibilitätstest
Aussage von Sensibilitätstests erst mit zunehmendem Alter valide
elektrische Tests und Wärmetests nicht valide bei Milchzähnen
Milchzähne mit Schmerzanamnese, die aber „sensibel“ reagieren, haben in einigen Fällen im Pulpakavum eine Zone der Nekrose, die sich bis in die entsprechende Wurzelpulpa ziehen kann.
Pulpadiagnostik - Röntgen
Bei pulpitischen Beschwerden:
Röntgenbild zur Absicherung der Diagnose und des Behandlungsverlaufs
Zahnfilme: OK CAVE Überlagerung der bleibenden Zahnkeime
Bissflügel: auch zur Beurteilung der interradikulären/apikalen Situation geeignet
Folgen Pulpanekrose
interradikuläre Osteolyse durch akzessorische Kanälchen in der Furkation
Auflösung dünner Knochenlamelle
Störungen Entwicklung darunterliegenden Zahnkeims
Kompakta im Milchgebiss dünner als bei Erwachsenen -> schnellere Fistulierung, sumbuköser Abszess im Verhältnis seltener
Indikationen Milchzahnendodontie: Zahnebene - Frontzähne
Frühzeitiger Verlust Milchschneidezähnen ab Resorptionsbeginn meist ohne Folgen für bleibende Dentition
CAVE: Verlust Milchzähne vor Durchbruch der Milch 3er -> Wachstumshemmung anterior
Milchgebissprogenie
ästhetischer, phonetischer und psychologischer Nachteil für das Kind
Indikationen Milchzahnendodontie: Zahnebene - Eckzähne
Wichtigster Pfeiler für Steuerung der Wechselgebissphase
(zum Glück) selten komplett zerstört
Zahnerhalt extrem wichtig
Indikationen Milchzahnendodontie: Zahnebene - Seitenzähne
Milchmolaren bedeutsam für Gebissentwicklung
regelrechte Einstellung der Nachfolger + Sicherung der Kaufunktion
Besonders zweite Milchmolaren sollten möglichst bis zur Einstellung (nicht Durchbruch!) der Sechsjahrmolaren erhalten werden
Vermeidung von Lückeneinengung/ Lückenschluss für Prämolaren
Caries-Profunda-Therapie (Indirekte Überkappung) - Indikation, Voraussetzung, Ziele, Materialien
Indikation: pulpanahes Dentin exponiert
Voraussetzungen:
klinisch symptomlose Caries profunda
Vitaler Zahn
kein pathologischer Röntgenbefund
Ziele:
Vitalerhaltung der Pulpa
Förderung der Reizdentinbildung sowie Sklerosierung (Verschluss der Dentinkanälchen)
Materialien:
Ca(OH)2-Präparate
MTA
Biodentine
Kariesexkavation
Früher: vollständige Kariesexkavation
harter, unverfärbter Kavitätenboden, Sondenklirren
Heute: „selektive Kariesexkavation“
Vollständige Kariesexkavation in der Peripherie
in pulpanahen Arealen kann (ledriges) kariös-erweichtes Dentin belassen werden, um Pulpaexposition zu vermeiden
Voraussetzung: dichter Kavitätenverschluss (Seal is the deal)
einzeitige Kariesexkavation vorziehen
Kavitätenränder im kariesfreien Schmelz bzw. Dentin liegen
Restdentinstärke am Kavitätenboden: 0,5 bis 1,0 mm (sonst prognostisch ungünstig)
adäquate Trockenlegung (KD)
Caries-Profunda-Therapie (Indirekte Überkappung) - praktisches Vorgehen
(Lokalanästhesie)
Kofferdam (kein Speichelzutritt)
Kariesentfernung
adäquates Präparat zur Überkappung (CaOH2)
dichter Verschluss
Caries-Profunda-Therapie (Indirekte Überkappung) - Erfolgsraten
Erfolgsraten von 75% - 90% bei Beobachtungszeit bis zu 5 Jahren
Erfolgsrate in hohem Maß vom dichten Verschluss der Kavität abhängig (Klasse-I-Kavitäten erfolgreicher als Klasse-II-Kavitäten)
Direkte Überkappung
CAVE: OBSOLET
Indikation: punktförmige Freilegung der klinisch symptomlosen Pulpa im kariesfreien Dentin bei Kavitätenpräparation oder durch Trauma
Kontraindikation: (großflächige) Pulpafreilegung im Kariösen
Voraussetzungen: Zahn Klinisch symptomlos, vital, kein pathologischer Röntgenbefund
Ziel:
Förderung der Reizdentinbildung
Zahnerhaltung und Vitalerhaltung bis zur physiologischen Exfoliation
wässrige Kalziumhydroxid-Suspension
Problem direkte Überkappung
Die Voraussetzung einer direkten Überkappung im Milchgebiss ist die punktförmige Freilegung der klinisch symptomlosen Pulpa im KARIESFREIEN Dentin
Klinisch nie zu beobachten, Pulpafreilegung beim Milchzahn immer im Kariösen Dentin
Eine Pulpotomie ist der direkten Überkappung immer vorzuziehen!
Pulpotomie (= Pulpaamputation) - Indikation, Ziel, Material, Einteilung
am häufigsten durchgeführte endodontische Maßnahme im Milchgebiss
Indiaktion:
Eröffnung der Pulpa im kariösen Dentin bei klinischer Symptomlosigkeit (=reversible Pulpitis)
Freilegung der Pulpa (z.B. durch Trauma)
Ziel
Vitalerhaltung der radikulären Pulpa
Ausbildung einer Hartgewebsbrücke zwischen Pulpa und Wundverband
MTA, Zinkoxid-Eugenol-Zement (IRM),
(Wässrige CaOH2-Suspension)
Einteilung:
partiell
vollständig
hoch (=zervikal)
Pulpotomie - Voraussetzung
physiologische Wurzelresorption <1/3 der Wurzellänge
keine periapikalen und furkalen Entzündungsprozesse
(Schwellung, Fistel, pathologische Beweglichkeit)
keine internen und/oder externen Resorptionen
Symptomfreiheit (im äußersten Fall vorübergehend Schmerzen)
keine unkontrollierbare Blutung nach Amputation
CAVE: prä-operatives Röntgenbild erforderlich!
Pulpotomie - praktisches Vorgehen
Ausgangsröntgenbild
Lokalanästhesie
Kofferdam wenn möglich
Abtragen des Pulpendachs und der Dentinüberhänge (b)
Amputation der Kronenpulpa (i.d.R. vollständige Pulpotomie) mit einem (sterilen) Diamanten
Blutstillung (d)
Applikation eines geeigneten Überkappungsmaterials (e)
Unterfüllung (bei MTA) (f)
definitiver dichter Verschluss, ggf. Stahlkrone (g, h)
Pulpotomie - Erfolgsrate
Klinisch-röntgenologische Erfolgsraten 80-90% bei 2 Jahren Nachbeobachtungszeit
a) Ausgangsröntgenbild: interradiukulär ohne pathologischen Befund
b) Kariesexkavation und Pulpaeröffnung im kariösen Dentin unter absoluter Trockenlegung (Kofferdam)
c) Hellrosa Blutung (spricht für reversible Pulpitis)
d) Blutstillung mittels Eisen-III-Sulfat Pellet
e) Blutung steht
f) Abdeckung mittels MTA
g) Unterfüllung (GIZ)
h) Präparation für konfektionierte Stahlkrone
i) Eingegliederte Stahlkrone
Pulpotomie - Blutstillung
isotoner NaCl-Lsg. getränkten Wattepellets innerhalb von 4 Min zu ausreichenden Blutstillung führen.
Sehr lang für Kinderbehandlung
Schnellere Alternativen:
Eisen-III-Sulfat
NaOCl(0,1%)
H2O2
adrenalingetränkte Pellets
Suboptimale Blutstillung:
Ausbildung eines Koagulums
Begünstigung einer Entzündungsreaktion
keine Hartgewebsbarriere
Resorptionsprozesse/ Pulpanekrose
Keine adäquate Blutstillung nach 2 Durchgängen: Vorliegen einer irreversiblen Pulpitis -> (Pulpektomie oder) Extraktion
Applikation als 15,5%ige Lösung für circa 30 Sekunden auf die verbleibende radikuläre Pulpa
Abspülen mit Kochsalz
Ausbildung eines Eisen-Protein-Komplexes über der darunterliegenden vitalen Restpulpa; Herbeiführung eines mechanischen Gefäßverschlusses, der die Bildung eines Blutkoagulums verhindert
Bei unzureichender Blutstillung: ggf. erneutes Applizieren für 15-20 Sek.
Formokresol
Einführung 1932, heute absolut kontraindiziert
Klinische Symptomlosigkeit in 80-100% der Fälle
Aber: zytotoxische, mutagene, kanzerogene und genotoxische Veränderung durch Formaldehyd-Exposition
Calciumhydroxid als WF Material?
CAVE: OBSOLET -> Resorptionsgefahr
Eigenschaften: alkalischer pH-Wert (pH 12)
Aktivierung der alkalischen Phosphatase
Induktion der Hartgewebsbildung
Cave: bei Verwendung im Milchgebiss hohe Misserfolgsrate durch Koagelbildung (bei mangelhafter Blutstillung) -> Induktion von Osteoklasten -> interne Resorption
Zinkoxid-Eugenol-Zemente
Eigenschaften:
Eugenol:Antiinflammatorische und schmerzlindernde Wirkung in geringen Konzentrationen
in höherer Konzentration zytotoxisch
Histologisch: keine Hartgewebsbildung, sondern chronifizierte Entzündung
Im Angloamerianischen Raum weit verbreitet
Auch in der deutschen Leitlinie noch empfohlen
IRM: Kunststoffverstärkter Zinkoxid-Eugenol-Zement -> „Geisterzähne“
Hydraulische Kalziumsilikatzemente
Material:
MTA (Unterfüllung mit GIZ/Harvard Zement notwendig)
Biodentin (ohne Unterfüllung, aber teuer)
-> Mittel d. Wahl für Pulpotomie
Eigenschaften
biokompatibel und bioinduktiv (Freisetzung von Zytokinen)
Induktion der Hartgewebsbildung unter einer Nekrosezone
Abbindung in Gegenwart von Wasser
gute Abdichtung
komplette Aushärtung
im Gegensatz zu CaOH2 keine Nekrosezone
Problem:
(Zahnverfärbungen)
teuer
Erfolgsrate: 90-100%
Pulpektomie - Indikation und Ziel
-> Wurzelkanalbehandlung am MZ
Indikationen:
kariös bedingte, irreversible Pulpitis
Pulpanekrose
Trauma mit Pulpaeröffnung und bakteriell infizierter Pulpa
komplette Entfernung der irreversibel entzündeten oder nekrotischen Pulpa
Reinigung und Formgebung des Kanalsystems
Pulpektomie - Voraussetzung
Erhaltungswürdiger Milchzahn > 2 Jahre
abgeschlossenes Wurzelwachstum
keine apikale/furkalen Entzündung
keine Fistel/Abszess etc.
keine physiologischen oder pathologischen Resorptionen
Restaurationsfähige Zahnkrone
Mitarbeit Kind/Eltern
-> sehr limitierte Indikation
a) Milch FZ (I-II), da hier partielle Pulpotomie klinisch nicht/kaum umsetzbar
b) Milchmolaren ohne bleibenden Nachfolger
Pulpektomie - Kontraindiaktionen (klinisch + radiologisch)
Klinische Befunde:
erhöhte Zahnbeweglichkeit
physiologische Resorption von mehr als 1⁄3 der Wurzellänge
Perkussionsempfindlichkeit
vestibuläre Druckdolenz
submuköses Infiltrat, Abszess, Fistel
akute apikale Parodontitis
Röntgenologische Befunde:
Aufhellung in apikalen/bifurkalen Region
Vollständige Resorption des Knochens zwischen MZ und Zahnkeim
interne und externe Resorptionen
internes Granulom
geringe Dentinstärke im Wurzelbereich
CAVE: präoperatives RÖ bei klinischer Symptomlosigkeit erforderlich
Pulpektomie - praktisches Vorgehen
Kofferdamm wenn möglich
Pulpaexstirpation
(elektrische) Arbeitslängenbestimmung (AL 1-2 mm vor Apex)
Reinigung/Desinfektion des WK-Systems (NaOCl, CHX)
Applikation eines resorbierbaren Wurzelkanalfüllmaterials
röntgenologische Kontrollaufnahme
definitiver dichter Verschluss (direkte Füllung/konfektionierte Krone)
Pulpektomie - Erfolgsrate
Klinisch-röntgenologische Erfolgsraten liegen bei 31-96%
Anforderung an Wurzelfüllmaterial
Resorptionszeit gleich der Wurzelresorption
schneller Abbau bei Überstopfung
biokompatibel – unschädlich für den bleibenden Zahnkeim
leicht applizierbar
keine Zahnverfärbung
Produktgruppe WF Material MZ Endo (Eigenschaften, Präparate, KI)
Kalziumhydroxid-Jodoform-Pasten
resorbierbar
antibakteriell
Präparate:
Magipex (Endomagic)
Vitapex (Diadent)
Kontraindiaktionen:
Iod Allergie
Milchzähne - Abschluss Wurzelwachstum und Beginn Resorption
Milchgebiss
Abschluss Wurzelwachstum
Beginn physiologische Resorption
Frontzahn
~ 3 Jahre
~ 4,5 Jahre
Eckzahn
~ 3,5 Jahre
~ 8-9 Jahre
Milchmolaren
~ 3-4 Jahre
~ 7,5 bis 9 Jahre
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