Welche Gesetzbücher bilden die Grundlage für das Arbeitsrecht?
Es gibt in Deutschland kein einheitliches Arbeitsgesetzbuch, daher u.a. zu beachten:
§ 611 BGB (Dienstvertrag)
§ 622 BGB (Kündigungsfristen)
Arbeitszeitordnung
Bundesurlaubsgesetz
Teilzeit- und Befristungsgesetz
Kündigungsschutzgesetz
Besonders geschützte Gruppen (Schwerbehinderte, Schwangere, etc.)
Wer hat Anspruch auf einen Arbeitsvertrag? Welche Pflichten gehen für den Arbeitgeben damit einher?
Arbeitnehmer, die über einen längeren Zeitraum als einen Monat eingestellt werden, haben einen Anspruch darauf, dass die wesentlichen Inhalte des Arbeitsvertrages schriftlich niedergelegt werden.
Diese Niederschrift ist vom Arbeitgeber zu unterzeichnen und dem Arbeitnehmer auszuhändigen. (Nachweisgesetz)
Was kann bei Verletzung der Nachweispflicht passieren?
(wichtig)
Die Verletzung der Nachweispflicht durch den Arbeitgeber kann Schadensersatzansprüche des Arbeitnehmers begründen.
Befristungen von Arbeitsverhältnissen bedürfen zu ihrer Wirksamkeit immer der Schriftform!
Welche Aspekte muss der Arbeitsvertrag mindestens beinhalten?
(Wichtig)
Name und die Anschrift der Vertragsparteien,
Zeitpunkt des Beginns des Arbeitsverhältnisses,
bei befristeten Arbeitsverhältnissen: die vorhersehbare Dauer des Arbeitsverhältnisses, (max. 2 Jahre und Verlängerung max. 3x in den zwei Jahren wenn kein Sachgrund vorliegt)
den Arbeitsort
eine kurze Charakterisierung oder Beschreibung der vom Arbeitnehmer zu leistenden Tätigkeit,
die Zusammensetzung und die Höhe des Arbeitsentgelts einschließlich der Zuschläge, der Zulagen, Prämien und Sonderzahlungen sowie anderer Bestandteile des Arbeitsentgelts und deren Fälligkeit,
die vereinbarte Arbeitszeit,
die Dauer des jährlichen Erholungsurlaubs,
die Fristen für die Kündigung des Arbeitsverhältnisses,
ein in allgemeiner Form gehaltener Hinweis auf die Tarifverträge, Betriebs- oder Dienstvereinbarungen, die auf das Arbeitsverhältnis anzuwenden sind.
Was ist zu den Arbeitszeiten des Arbeitnehmers geregelt?
Die Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf grundsätzlich 8 Stunden werktäglich nicht überschreiten. Sie darf jedoch auf bis zu 10 Stunden werktäglich verlängert werden, wenn innerhalb von 6 Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt 8 Stunden werktäglich nicht überschritten werden. Pausen zählen nicht zur Arbeitszeit.
Arbeitnehmer dürfen nicht länger als 6 Stunden ohne Ruhepause beschäftigt werden. Bei einer werktäglichen Arbeitszeit von 6 bis 9 Stunden ist eine im Voraus feststehende Ruhepause von mindestens 30 Minuten erforderlich, bei mehr als 9 Stunden von mindestens 45 Minuten.
Nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit muss Arbeitnehmern grundsätzlich eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden gewährt werden.
Die Ruhezeit kann für Arbeitnehmer in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, etc. um bis zu einer Stunde verkürzt werden, wenn jede Verkürzung der Ruhezeit innerhalb eines Kalendermonats oder innerhalb von 4 Wochen durch Verlängerung einer anderen Ruhezeit auf mindestens 12 Stunden ausgeglichen werden.
Welche Besonderheiten gehen bei stillenden und werdenden Müttern in Bezug auf die Arbeitszeit einher?
werdende und stillende Mütter dürfen nicht mit Mehrarbeit (> 8,5 Std./tgl.) beschäftigt werden.
Werdende und stillende Mütter dürfen nicht in der Nacht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr und nicht an Sonn- und Feiertagen beschäftigt werden.
werdende Mütter dürfen in den letzten 6 Wochen vor der Entbindung nicht beschäftigt werden, es sei denn, dass sie sich zur Arbeitsleistung ausdrücklich bereit erklären.
Mütter dürfen bis zum Ablauf von 8 Wochen nach der Entbindung nicht beschäftigt werden. Bei Früh- und Mehrlingsgeburten gilt eine Frist von 12 Wochen.
Wie hoch ist der Urlaubsanspruch für einen Arbeitnehmer? Wo ist der Anspruch geregelt?
gesetzlichen Anspruch auf einen jährlichen Mindesturlaub, der im Bundesurlaubsgesetz geregelt ist
Dieser beträgt jährlich mindestens 24 Werktage.
Ansonsten ergibt sich der Urlaubsanspruch in der Regel aus dem Arbeitsvertrag oder dem Tarifvertrag.
Werktage sind die Tage von Montag bis Samstag (= 6-Tage-Woche).
Arbeitnehmer haben also - ohne eventuelle Feiertage - einen gesetzlichen Mindesturlaubsanspruch von 4 Wochen pro Jahr (24 Werktage/6 Werktage
Welche Besonderheiten gibt es für Schwerbehinderte?
Besonderheiten bei Schwerbehinderten (GdB >= 50%)
Urlaub
Schwerbehinderte haben Anspruch auf einen bezahlten zusätzlichen Urlaub von 5 Arbeitstagen (= 1 Woche) pro Urlaubsjahr.
Besonderer Kündigungsschutz:
Die Kündigung von schwerbehinderten Arbeitnehmern bedarf der vorherigen Zustimmung des Integrationsamtes
Zwischen welcher “Arten” der Kündigung kann unterschieden werden?
Betriebsbedingter Kündigung
Personenbedingte/Verhaltensbedingte Kündigung
-> Ordentliche vs. Außerordentliche Kündigung
Was setzte eine betriebsbedingte Kündigung voraus? Was ist zu beachten?
Setzt voraus: einen betriebsbedingten Kündigungsgrund. Ein solcher kann sich aus außerbetrieblichen Umständen (z.B. Auftragsverlust) oder aus innerbetrieblichen Umständen (Umstrukturierung) ergeben.
Zu beachten: Es kommt nicht auf die finanzielle Situation des Unternehmens an, sondern auf die Frage des Wegfalls von Beschäftigungsbedarf.
Der Wegfall kann gerichtlich überprüft werden (Kündigungsschutzklage)
Weiterbeschäftigungsalternativen sind zu prüfen
Die soziale Auswahl ist zu beachten
Wie kann der Unterschied zwischen personenbedingten und verhaltensbedingten Gründen verdeutlicht werden?
Bei personenbedingten Gründen kann der Arbeitnehmer seine arbeitsvertraglichen Pflichten nicht ordnungsgemäß erfüllen (keine vorwerfbare Verletzung der arbeitsvertraglichen Pflichten),
während er bei verhaltensbedingten Gründen seine arbeitsvertraglichen Pflichten nicht ordnungsgemäß erfüllen will (vorwerfbare Verletzung der arbeitsvertraglichen Pflichten).
Die Unterscheidung zwischen nicht Können und nicht Wollen ist wesentlich für die Frage, ob vor Ausspruch einer Kündigung eine vorherige Abmahnung erforderlich ist.
Was ist bei der Verhaltensbedingten Kündigung in Bezug auf eine Abmahnung zu beachten?
Will ein Arbeitnehmer seine arbeitsvertraglichen Pflichten nicht ordnungsgemäß erfüllen, ist eine vorherige Abmahnung als milderes Mittel gegenüber der Kündigung grundsätzlich geeignet, eine Verhaltensänderung herbeizuführen.
Wenn ein Arbeitnehmer, z. B. durch körperliche Einschränkungen, seine arbeitsvertraglichen Pflichten nicht erfüllen kann, hilft auch keine vorherige Abmahnung weiter
Was ist eine ordentliche Kündigung und was eine außerordentliche Kündigung?
Ordentliche Kündigung = unter Einhaltung der gesetzlichen, tarifvertraglichen oder einzelvertraglichen Vereinbarungen
Außerordentliche Kündigung = fristlose Kündigung
Wo sind die Kündigungsfristen geregelt? Wie lange ist die Grundkündigungsfrist?
Kündigungsfristen (Geregelt in § 622 BGB oder Tarifverträgen)
Grundkündigungsfrist
Das Arbeitsverhältnis eines Arbeitnehmers kann mit einer Frist von vier Wochen zum Fünfzehnten oder zum Ende eines Kalendermonats gekündigt werden
Wann kommt es zu einer verlängerten Kündigungsfrist?
gilt nur für den Arbeitgeber
wenn das Arbeitsverhältnis in dem Betrieb oder Unternehmen
zwei Jahre bestanden hat, einen Monat zum Ende eines Kalendermonats,
fünf Jahre bestanden hat, zwei Monate zum Ende eines Kalendermonats,
acht Jahre bestanden hat, drei Monate zum Ende eines Kalendermonats,
zehn Jahre bestanden hat, vier Monate zum Ende eines Kalendermonats,
zwölf Jahre bestanden hat, fünf Monate zum Ende eines Kalendermonats,
15 Jahre bestanden hat, sechs Monate zum Ende eines Kalendermonats,
20 Jahre bestanden hat, sieben Monate zum Ende eines Kalendermonats
Wie sieht die Kündigung während der Probezeit aus?
Während einer vereinbarten Probezeit, längstens für die Dauer von sechs Monaten, kann das Arbeitsverhältnis mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden
Kündigungsschutzgesetz für Arbeitnehmer
Wartezeit = 6 Monate
Klagefrist = 3 Wochen nach Zugang Kündigung
Gilt für Unternehmen in denen in der Regel mehr als 10 Arbeitnehmer ohne Auszubildende beschäftigt werden
Teilzeitbeschäftigte werden anteilig gerechnet
Bis einschließlich 20 Std./W. = 0,5
Bis einschließlich 30 Std./W. = 0,75
Mehr als 30 Std./W. = 1,0
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