Was ist die Darstellungskluft?
Art der Darstellung des behandelten Textes unterscheidet sich stark vom eigenen Text (wegen zeitlichem Abstand oder Textgattung)
z.B.:
Gedichtanalyse erfolgt nicht in Form eines Gedichts
Analyse mittelalterlicher Quellen unterscheidet sich von Quelle in der Sprache
Welche Argumentationsebenen gibt es? Worauf beziehen sie sich? Und was ist zu beachten?
deskriptive Ebene
beschreibende Ebene (Wie ist etwas?)
“Hans lügt.”
normative Ebene
Gebote oder Verbote (Wie sollte etwas (nicht) sein?)
“Du sollst nicht lügen.”
axiologische Ebene
Berwertungen (Wie ist etwas zu bewerten?)
“Es ist nicht gut dass Hans lügt.”
Beachte: logische Unabhängigkeit!
> Ebenen sollten nicht vermischt werden
> Beschreibungen ziehen keine Gebote oder Verbote nach sich (“naturalistischer Fehlschluss”)
> Beschreibungen führen nicht zu Bewertungen, es bracuht einen Bewertungsrahmen
> aus Geboten/Verboten ergeben sich auch keine Bewertungen (Gebote können auch schlecht oder sinnlos sein)
zwischen den Ebenen unterscheiden
überlegen welche Ebene beim Thema berücksichtigt werden muss
jede Ebene braucht andere Begründungsstrategie
Formen der Textanalyse
editorische Textsicherung
Quellenkritik
Interpretation
Inhaltskritik
Was ist die Quellenkritik? Und wie wird hierbei vorgegangen?
= Methode, um Quellen (im geschichtswissenschaftlichen Sinne) zu erschließen und zu interpretieren
> Unterscheidung zwischen Bestandsaufnahme und Interpretation
Quellensicherung
Quellenbeschreibung
Quellenart (Zeitungsartikel/Wahlkampfrede/…); Quellenüberlieferung (Fund-, Entstehungsort; Datierung); Quellenzustand (Vollständigkeit; vollständig Entzifferung)
Textsicherung
Echtheit der Quelle; Güte der Übersetzung
Äußere Kritik
Informationen zur formalen Beschaffenheit der Quelle sowie zu ihren Entstehungsbedingungen
Innere Kritik
sprachliche und sachliche Ebene der Quelle
Wörter, Formulierungen in zeitgeschichtlichen Kontext sehen (Bedeutungswandel; Wertungskontext?)
Quelleninterpretation
Inhaltsangabe
textimmanente Wiedergabe des Inhaltes in der Logik der Quelle
Eingrenzung des Aussagenbereichs
Einschätzung des Informationswertes einer Quelle
VerfaserInnen, ImpulsgeberInnen, historischer Kontext (Nazi-Zeit)
Bewertung der Quelle für eigene Fragestellung
Welche Rolle spielt die Quelle für mein Thema?
Inwiefern trägt sie zur eigenen Darstellung und Argumentation bei?
Welche zusätzlichen Informationen werden benötigt, die die Quelle nicht bietet?
Wasist die editorische Textsicherung? Welche Editionsarten gibt es?
Methode, um Texte zu sichern
Originaldokument wird durch unterschiedliche Methoden reproduziert
wird von Forscher*innen herausgegeben
Editionsarten:
Ausgabe letzter Hand
letzte Ausgabe, die von Autor*innen so autorisiert wurde
keine historische Entwicklung, dafür Text, der wahrscheinlich so publiziert worden wäre
Faksimile
originalgetreue Abbildung (z. B. Kopie oder Foto)
Diplomatische Ausgabe
möglichst originalgetreue Maschinenabschrift
Historisch-kritische Ausgabe
Abschrift, die sämtliche Textfassunge, Dokumente, Randnotizen übernimmt
werden in sog. Apparaten (Fußnoten; Endnoten) dargestellt
Studienausgabe
Abschrift, mit deutlich kleinerem Apparat (z. B. historische Entwicklung des Textes nicht nachvollziehbar)
Was ist eine Interpretation? Was ist bei Interpretationen zu beachten?
= Methode, um den Sinn eines Textes zu erschließen
Sinnebenen eines Textes:
Mitteilungsebene
Interpret klären Verständnisprobleme; sollten sich demnach einer anderen Sprache bedienen
implzierter Sinn
liegt nicht offen vor, muss erörtert werden
! Interpretationen müssen begründet werden, da es selten eine einzige Interpretation gibt
Vorkenntnisse, Denkschulen, Gewichtungen der Interpretierer
Kontexte und Begriffe können unterschiedlich ausgelegt werden
Angemessenheitskriterien:
Kohärenz
Einheit des interpretierten Textes wird gewahrt
Korrespondenz
Passgenauigkeit der Interpretation auf den interpretierten Text
Was ist eine Inhaltskritik und wie verfasst man sie?
= Untersuchung der Richtigkeit inhaltlicher und argumentativer Aspekte eines Textes
wohlwollende Rekonstruktion des Textes
wohlwollend, damit nicht kleinere Unstimmigkeiten zum Ziel der Kritik werden
Paraphrasieren des Textes
Aufbereitung des Textes so, dass herangetragene Fragen beantwortet werden können
eine auf einen bestimmten Zweck hin orientierte Komprimierung
Externe Kritik
Interne Kritik
Was ist Argumentationstheorie?
Untersuchung von Begründungsstrategien und Argumentformen
> Begründen setzt sich aus Belegen und Argumentieren zusammen (drückt sich in Geschichts-, Literaturwissenschaft und Philosophie unterschiedlich aus)
Wie funktioniert Belegen und wie stellt es sich in den verschiedenen Disziplinen dar?
= eigene Aussagen sollen durch den Verweis auf Aspekte (Textstellen, Dokumente, Ereignisse, Handlungen, Gegenstände, …) bewiesen werden
> bei Interpretationsfragen und Konstruktion von Zusammenhängen
> klassich durch direkte und indirekte Zitate
> Intertextualität !
Geschichtswissenschaft:
durch Quellen
können Annahmen beweisen
Literaturwissenschaft und Philosophie:
durch analysierten Text o. Texte die mit diesem in Bezug stehen (Briefe, Selbstdarstellungen, andere Sekundärliteratur)
Interpretationen können nicht einfach “falsch” sein, jedoch unangemessen, unpassend
Wie lassen sich Belege kritisieren?
Unzutreffende Belege
z. B. weil Missverständnis oder Beleg aus Kontext gerissen
besonders bei All-Aussagen (Aussagen über gesamten Text) > hier reicht ein Gegenbeispiel
Gegenbelege
bei alternativen Interpretationen oder Erläuterungen
durch Suche von Belegen die eigene These stützen, ggf. Kombination mit unzutreffenden Belegen
> problematisch bei mehreren Lesarten
dann müssen eigene Belege weitreichender sein z. B. durch zahlenmäßige Überlegenheit oder sich auf grundlegendere Stellen beziehen
Was bedeutet “argumentieren” und wie wird es in den Disziplinen eingesetzt?
systematische Probleme (keine zeitliche oder persönliche Kontexte) sollen durch Argumente (Prämissen & Konklusionen) bewiesen werden
Argumentationsstrategie muss wohlwollend rekonstruiert werden
häufig sind Argumente nur rudimentär dargestellt
Gegenargumente ergeben sich vorallem aus Angriff auf Prämissen
Gesichts- und Literaturwissenschaft:
> insbesondere in Methodologie und Metadiskurs der Fächer
Philosophie:
> in Objekt- und Metadiskurs
Welche Argumentformen gibt es?
deduktive Argumente
induktive Argumente
Wie ist ein deduktives Argument aufgebaut? Wie wird ein Argument gültig? Welche Prüfkriterien sollten eingesetzt werden?
= Argumente, bei denen die Konklusion aus den Prämissen durch eine gültige Schlussregelung zwingend hervorgeht
> stellt auf die Form ab (nicht den Inhalt)
Beispiel:
(P1) Wenn Lisa und Hans Süßigkeiten essen, dann sind Lisa und Hans glücklich.
(P2) Lisa und Hans essen Süßigkeiten.
(K) Also: Lisa und Hans sind glücklich.
Untersuchung erfolgt nur auf formaler Ebene, ist also nur eine logische. Prämissen müssen hierfür nicht wahr sein. (wenn sie es wären, ist das Argument zusätzlich schlüssig, Überprüfung meist durch empirische Untersuchung)
(P1) Wenn r, dann s.
(P2) r.
(K) Also: s.
Achtung!!:
(P1) Wenn die Wissenschaften unterschiedliche Gegenstände bearbeiten, dann unterscheiden sich die Wissenschaften voneinander.
(P2) Die Wissenschaften bearbeiten nicht unterschiedliche Gegenstände.
(K) Also: Die Wissenschaften unterscheiden sich nicht voneinander.
= ungültiges Argument
(P1) Wenn p, dann q.
(P2) Nicht p.
(K) Also: Nicht q.
> ungültig, weil die Verneinung des Vordersatzes nicht zur Verneinung des Nachsatzes führt. (andersherum wäre es wieder gültig)
es könnte trotz des gleichen Gegenstandes unterschiedliche Wissenschaften geben, da jede den Gegenstand durch eine andere Methode untersucht.
Prüfkriterien:
Prämissen müssen wahr sein, also mit der Wirklichkeit korrespondieren (schlüssiges Argument)
Konsistenz
Prämissen dürfen sich nicht widersprechen (damit Argument gültig ist)
Wie ist ein induktives Argument aufgebaut und was ist zu beachten?
> beruhen auf induktiven Schlüssen (verallgemeinernde Schlüsse die auf begrenzter Menge von Daten aufbauen)
induktive Schlüsse sind keine gültigen Schlüsse
Allsätze
“Ich habe beim Spazierengehen im Park nur weiße Schwäne gesehen, also sind alle Schwäne weiß.”
unmöglich von einer begrenzten Menge auf einen Allsatz zu schließen, da dieser alle vergangenen und zukünftigen Fälle mit einschließt
können nicht verifiziert, aber falsifiziert werden
es können nicht alle Fälle überprüft werden, jedoch reicht ein Gegenbeispiel
Existenzaussagen
“Es gibt mindestens einen schwarzen Schwan.”
behaupten Existenz mindestens eines Gegenstandes
können verifiziert, aber nicht falsifiziert werden
ein Beispiel reicht als Beweis, der Fall könnte immernoch auftreten
Strategie, die induktive Argumente dennoch zulässt: Vorläufigkeit
> Gesetzesformulierung wird in den Bereich der Heuristik verlagert, Wissenschaft beschäftigt sich nur mit Überprüfung der Theorien
> Theorien werden als vorläufig betrachtet, sie können scheitern oder sich bewähren (Hypothesen)
Was sind Defintionen? Woraus bestehen sie? Wo sollten sei in Hausarbeiten auftauchen? Wozu dienen sie?
besteht aus:
Definiendum
= Ausdruck, für den die Definition erstellt werden soll (“das zu Definierende”)
Definiens
= Ausdruck, der das Definiendum bestimmt (“das Definierende”)
> müssen nicht direkt zu Beginn einer Hausarbeit abgehandelt werden, weil:
bei etablierten Fachbegriffen meist überflüssig
man nimmt sich Möglichkeit Begriffe im Rahmen einer Begriffsexplikation zu entfalten (müssen sinnvoll in den Kontext passen)
Was sind Extension und Intension?
Extension
= Begriffsumfang (was alles unter einen Begriff fällt)
z. B. “Planet” Menge aller exsitierenden Planeten
Intension (=/ Intention)
= Inhalt bzw. Sinn eines Begriffs (was der Begriff meint)
> Eigenschaften oder Merkmale, die allen unter ihn fallenden Entinitäten zukommen, aber nur diesen Entitäten
Wie kann eine Definition kritisiert werden?
anhand der Extension oder Intension
oder anhand der notwendigen und hinreichenden Bedingungsverhältnissen
Was sind Bedingungsverhältnisse und welche gibt es?
Teil des Definiens einer Definition
notwendige Bedingungen
= ohne Erfüllung der Bedingung kommt es nicht zur Folge
es kann sein das noch andere Bedingungen erfüllt werden müssen
z. B. “zum Tee kochen brauche ich Tee” aber ich brauche auch heißes Wasser usw.
Konjunktive Form des Definiens: mehrere durch “und” verknüpfte Bedingungen; müssen alle erfüllt werden
hinreichende Bedingungen
=Erfüllung der Bedingung führt zur Folge, aber diese kann auch anders erreciht werden
z. B. bei Durst kann ich Tee trinken, aber könnte auch Wasser trinken
Disjunktive Form des Definiens: mehrere durch “oder” verknüpfte Bedingungen; mindestens eine muss erfüllt sein
Wie werden Argumente rekonstruiert?
> zur Textanalyse
Argumentationen lassen sich auf inhaltlicher und formaler Ebene beurteilen
These(n) identifizieren und herausstellen
Prämissen identifizieren und herausstellen
alle finden!
müssen untereinander konsistent sein
Konklusionen identifizieren und herausstellen
ebenfalls prüfen ob Konklusionen zu Thesen und somit zu Argumentationszielen passen
Logische Beziehungen identifizieren und herausstellen
gültige Schlussfolgerung (also passt Konklusion zu Prämissenmenge)
Vollständigkeit prüfen
der Prämissen
> Reihenfolge der Schritte egal
Anstreichungen für Funktionseinheiten (Prämissen, Konklusionen, logische Beziehungen)
P1, P2, K1, K2
und, oder, wenn-dann, nicht, weil
somit, daraus folgt, folglich
alles sortiert separat notieren
(P1)
(P2)
(K1)
(P3)
(K2)
Wie lassen sich Argumente kritisieren?
formale Kritik
Gültigkeit des Schlusses
inhaltliche Kritik
Wahrheit der Prämissen
Schlüssigkeit?
Sprachkritik:
Mehrdeutigkeit
Lexikalische
verschiedene Wortbedeutungen z.B. “Bank”, “Hahn”
Kontextuelle
unklarer Zusammenhang zw Äußerungssituation und außersprachlichen Kontext z.B. “Soll ich dir zeigen, wo mich der Hund gebissen hat?” (Körperstelle oder Ort)
Kompositionale
unklare syntaktische oder grammatikalische Bezüge z.B. “Hans und Petra tanzen.”, “Die wesentlichen Fakten und Argumente, die genauer zu analysieren wären […]”, “Viele Tiere und Menschen […]”
tanzen zsm? sind nur Argumente oder auch Fakten zu analysieren? viele Menschen oder alle?
Wortwiederholungen teilw. unvermeidbar
Vagheit
unklar welche Gegenstände zur Extension eines Begriffs gehören (bei subjektiven Eigenschaften wie “gut” “schön” “arm” “erwachsen”
zu prüfen, ob operative Definitionen eingeführt werden können, Übersetzung in überprüfbare und diskutierender theoretische Konzepte
Definitionen für “arm” “schön” “gut”…
Unklare Begriffe
sind nur unzureichend bestimmt, Intension nicht deutlich
insb. bei neuen Fachtermini und geläufigen und neuen Kontexten
Was ist bei der Erstellung von Definitionen zu beachten?
zunächst ist das Ziel zu klären
feststellende Definition
Gebrauch eines Wortes in einer Sprache abbilden
deskriptiv, können wahr o falsch sein
festlegende Definition (stipulative Definition)
Gebrauch eines Wortes in einer Sprache regeln
z. B. Einführung eines Fachterminus
präskriptiv, nicht wahr o falsch, sondern zweckmäßig o nicht
Mischformen
Welche Definitionsarten gibt es?
Realdefinition
beziehen sich auf das Wesen einer Sache (Was ist etwas?)
zielt nicht darauf ab wie ein Begriff verwendet werden sollte
eine Methode: “genus poximum” (nächsthöhere Gattung) und “differentia specifica” (spezifizierender Unterschied)
Was ist der Mensch? vernunftbegabtes (differentia specifica) Lebewesen (genus poximum)
Nominaldefintion
Verwendung eines Begriffs
beginnt mit der Defintionsformel und fragt nach Bezeichnung
Wie sollen wir ein junges Pferd nennen? nicht: Was ist ein Folen? Antw: Ein Folen ist ein junges Pferd.
Operative Defintion
eingesetzt um theoretische Konzepte für die Forschung handhabbar zu machen
Festsetzung , von denen die Ergebnisse abhängig sind
Nimmt die Armut zu? > Wie ist Armut zu definieren > pro Kopf Einkommen wird bspw. herangezogen
Welche Defintionsregeln gibt es?
Äquivalenz / Zweckmäßigkeit
Definiens und Definiendum müssen die gleiche Extension und Intension haben
bei festlegenden Def. ist auf Zweckmäßigkeit zu achten
Vollständigkeit
Bedingungen (Definiens) müssen notwendig und hinreichend sein
Klarheit
keine vagen oder unklaren Begriffe, keine Metaphern
Zirkelfreiheit
Definiendum darf nicht im Definiens vorkommen
Knappheit
nicht mehr als die notwendigen und hinreichenden Bedingungen
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