Welche Krankheiten werden durch Rhabdoviren hervorgerufen?
Tollwut
virale hämorrhagische Septikämie (VHS)
infektöse hämatopoetische Nekrose (IHN)
Taxonomie der Rhabdoviridae
Wer kann an dem Rhabdovirus erkranken?
Menschen
Haustiere
Fische
Wie sieht das Rhabdovirus aus?
einzelstränigees RNA-Genom
- Strand
ca. 12 kB
behüllt
stäbchen- bzw. geschossförmig
Helikales Nukleokapsid
Welche Seuchenformen gibt es beim Rhabdovirus?
Abhängig von der Tierart, die als Hauptüberträger für das Rabies- Virus (Genotyp 1) fungiert, werden unterschiedliche Seuchenformen beobachtet:
Silvatische Form: Rotfuchs (Mitteleuropa), Marderhund (Osteuropa), Stinktiere, Waschbären (USA), Fuchs und Wolf (Asien)
Urbane Form: Hund (und Katze), z.B. Asien, Afrika →menschliche Tollwut
Epidemiologie des Rhabdovirus?
Übertragung immer durch direkten Kontakt mit tollwütigem Tier (Biss!)
Unterschiedliche Empfänglichkeit einzelner Spezies:
Sehr hoch: Füchse, Schakale usw.
Hoch: Katzen, Kaninchen, Rinder
Moderat: Hund, Schaf, Ziege, Pferd, Mensch (Zoonose!)
Immer tödlicher Verlauf!
Wo sind Risikogebiete für Rhabdoviren?
Afrika
Asien
Ikubationszeit Tollwut?
i.d.R 2 - 3 Monate
Pathogenese der Tollwut?
Virusvermehrung in Nervenzellen, retrograder axonaler, transsynaptischer Transport Richtung ZNS
Vermehrung v.a. im Hirnstamm, Ammonshorn und Hippocampus
Speicheldrüsen: Vermehrung und Ausscheidung
Eher milde pathologische Befunde trotz ausgeprägter Klinik
Phosphoprotein P: Einfluss auf Zytokinproduktion (Il-6 ↑: antiinflammatorisch, neuroprotektiv)
Vermutlich neuronale Dysfunktion für klinisches Bild verantwortlich
Symptome Tollwut?
Tollwut bei Hund und Katze: Welche Formen gibt es?
Rasende Wut:
Inkubationszeit 2-8 Wochen; Katze: evtl. kürzer
Unruhe, Übererregbarkeit, Verbeißen in Gegenstände, Aggressivität,
starrer Blick, Tiere fressen ungewöhnliche Gegenstände
Schlundkopflähmung mit Salivation, Herabhängen des Unterkiefers,
heiseres Bellen (Lähmung der pharyngealen Muskulatur),
Krampfanfälle
Lähmungen, Paralyse, Tod
Katze: Deutlich aggressiv, seltener stille Wut
Stille Wut:
Prodromalsymptome gehen schnell in Paralysestadium über
Gelegentlich gastrointestinale Erscheinungen, Krämpfe
Good to Know: Informationsblatt
Wie erfolgt die Diagnostik bei Tollwut?
Klinische Verdachtsdiagnose
Untersuchung getöteter/verendeter Tiere:
Methode der Wahl (Amtliche Methodensammlung, FLI):
Virologische Untersuchung: Antigennachweis mittels direktem IFT = (Ammonshorn, Kleinhirn, Pons/Medulla oblongata, Hippocampus, Cerebellum) im histologischen Schnitt oder Abklatsch-/Ausstrichpräparat
RT-PCR, Virusisolierung (aus Gehirnmaterial)
Nachweis von Negri-Körperchen nicht ausreichend: Können fehlen! (Histologisch nur Verdacht)
Seit wann ist Deutschland Tollwutfrei?
Seit 28. September 2008
Bekämpfung Tollwut
Anzeigepflichtig, Zoonose
Bekämpfung nach der „Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut“
postinfektionelle aktive oder passive Immunisierung verboten! Heilversuche an tollwütigen Tieren sind verboten!
Impfung:
Lebendimpfstoffe (orale Immunisierung der Füchse u.a. Wildtiere)
Inaktivierte Impfstoffe, Genotyp 1 (Haustiere, Mensch)
Wirksamer Impfschutz bei Hund und Katze:
Erstimpfung im Alter von mind. 3 Monaten, zweite Impfung ca. 4 Wochen später und im Alter von 15 Monaten; Wiederholungsimpfungen wie vom Hersteller empfohlen
Wie wirkt sich Tollwut bei Rindern aus?
Fresslust
Milchleistung ↓
auffallende Neugier
Ohrenspiel
Verbeißen in Gegenstände
Speicheln
Brüllen
motorische Störungen
Wie wirkt sich Tollwut bei Pferden aus?
Unruhe,
leichtes Fieber
Scheuern
Benagen
Kolik
evtl. aggressives Verhalten
Paralyse
WIe wirkt sich Tollwut beim Menschen aus?
Fälle mit sehr langer Inkubationszeit sind beschrieben
im Prodromalstadium:
Kopfschmerzen
Inappetenz
Schmerzen im Bereich der Bisswunde
später: Hydrophobie, Speicheln, aggressive/depressive Phasen, Paralysen, Tod im Koma durch Lähmung der Atemmuskulatur
Wie wirkt sich Tollwut bei Füchsen aus?
Verhaltensänderungen
Lähmungen
Wie wirkt sich Tollwut bei Fledermäusen aus? Welcher Serotyp? Vorkommen?
Viele Spezies von Lyssaviren werden ausschließlich in Chiroptera (=Fledermaustieren) detektiert
Begrenztes geographisches Vorkommen
Nord- und Südamerika: Fledermäuse sind ein Hauptreservoir für RABV
Fledermäuse in Deutschland: z.B. Breitflügelfledermaus (European bat lyssavirus 1, EBLV-1)
Teich-, Wasserfledermaus: EBLV-2
Fransenfledermaus: Bokeloh bat lyssavirus (BBLV)
Menschen werden von erkrankten Tieren nicht aktiv angegriffen!
Symptome:
Abnormes Verhalten wie Attackieren von Gegenständen, Orientierungsschwierigkeiten, Schluckbeschwerden etc.
Im Endstadium Flugunfähigkeit, Tiere liegen am Boden, Beute für Hund, Katze, Marder etc.
Jede Fledermaus, die am Tage aufgefunden wird und/oder ein abnormes Verhalten zeigt, ist Tollwut-verdächtig!
Welche Serotypen gibt es und wie sind die verbreitet?
Taxonomie des Virus der Viralen hämorrhagischen Septikämie (VHSV) und des Virus der Infektösen hämatopoetischen Nekrose (IHNV)?
Familie: Rhabdoviridae
Genus: Novirhabdovirus
Vertreter: VHSV, IHNV
Wie siehen die Viren des Novirhabdovirus (Genus) aus?
Welche Tierart betreffen VHSV und IHNV?
v.a. Regenbogen- und Bachforelle
Epidemiologie VHSV?
Infektion ist bei >100 marinen und Süßwasserfischen beschrieben. In Kontinentaleuropa v.a. Vor allem Regenbogen- und Bachforellen
Seit 1937 seuchenhaft in Forellenfarmen in Deutschland und Zentraleuropa; außerdem Nachweis in Amerika und Asien
Ursprünglich eine Erkrankung mariner Fische?
Typisch: Ausbrüche im Frühjahr oder Herbst bei Wassertemperaturen von 4 - 14°C, darüber keine Krankheitsausbrüche
Krankheitsausbrüche können durch Stressfaktoren begünstigt werden
Infektionsquellen sind erkrankte Fische sowie besonders Carrier.
Wie werden VHSV übertragen und ausgeschieden?
Ausscheidung vor allem über Urin, Ovarialflüsigkeit, Sperma
Übertragung neben direktem Kontakt über kontaminiertes Wasser, Vögel (Kropfinhalt!), Geräte etc.
Lebende Fische -> Carrier
Zu-/Abfluss von Seen/Teichen
Wildtiere
Gegenstände
Ballastwasser
Fischabfälle
Pathogenese VHSV?
Das Virus wird vor allem über Kiemen aufgenommen
Endotheliotropismus: Schädigung der Gefäße
Replikation in Leukozyten und Zellen des hämatopoetischen Gewebes (Milz, Kopfniere)
Anämie häufig
Nieren vergrößert
Symptome VHSV?
Bei der Regenbogenforelle können drei Formen/Phasen unterschieden werden:
akut: Lethargie, „Randstehen“, Blutungen, Dunkelverfärbung der Haut, Exophthalmus (z.T. mit Blutungen), (serös- hämorrhagischer) Aszites, Anämie, blasse Kiemen
chronisch: Ähnliche, jedoch mildere Symptome, selten Muskelblutungen; Verluste rückläufig
nervös: Ähnliche, jedoch mildere Symptome, selten Muskelblutungen; Verluste rückläufig
=> Formen gehen typischerweise ineinander über
Erhöhte Blutungsneigung (typisch sind die „kommaförmigen“ Blutungen in der Muskulatur), blasse Kiemen
Leber bei akuter Form geschwollen, dunkelrot (in chronischer Phase eher blass), Nekrosen
Milz- und Nierenschwellung
Magen und Darm oft flüssigkeitsgefüllt (kein Futter)
DD zu Viren des VHSV?
Infektiöse Hämatopoetische Nekrose -> Klinisch ist der Ausschluss nicht möglich. Doppeltinfektionen können vorkommen
Infektöse Anemie des Lachse (ISA)
Epidemiologie IHNV?
1957: IHNV zum ersten Mal in Lachsen entlang der pazifischen Küste Nordamerikas nachgewiesen → Ausbreitung in USA und Kanada → Verluste in der Populationen der Süßwasserfische.
1992 erster Nachweis in Deutschland
Empfängliche Arten: v.a. Pazifische Lachse, Atlantische Lachse sowie Regenbogenforellen, v.a. Brut und Setzlinge, selten Adulte (Unterschied VHS!); andere Fischarten können Überträger der IHN sein.
Optimale Temperatur für Ausbreitung 8-15 °C. Hohe Mortalität; Temperaturen < 8°C: protrahierter Verlauf, Mortalität kann erhöht sein
Bei Temperaturen >15°C meist keine Krankheits-erscheinungen, aber
Carrierstatus möglich
Virusverbreitung: s. VHS
Vergleich Ausbrüche VHSV und IHNV?
Pathogenese IHNV?
• Als Eintrittspforte gelten Kiemen und GI-Trakt
• Danach Vermehrung besonders im hämatopoetischen Gewebe
• Überlebende Fische bleiben Carrier; erhöhte Ausscheidung während Laichzeit
Synptome IHNV?
IZ 5-15 Tage
Akuter Verlauf mit schnell einsetzender, hoher Mortalität
Dunkelfärbung der Haut Exophthalmus Blutungen
Aszites „Pseudofaeces“ (aus dem Rektum hängende mucoide Kotschnüre)
=> Im Gegensatz zur VHS zeigt sich bei der IHN kein typischer Phasenverlauf!
Pathologie IHNV?
Anämie
Blutungen (bes. Muskulatur, Fettgewebe, Peritoneum, Niere, Kiemen)
Schwere Degeneration/Nekrosen des hämatopoetischen Gewebes, bes. Kopfniere und Milz
Erregernachweis VHSV/ IHNV?
Klinisch und pathologisch-anatomisch sind beide Erkrankungen nicht voneinander unterscheidbar!
→ Parallele Untersuchung auf beide Erreger
Untersuchungsmaterial: Niere, Milz, Enzephalon, Herz
Molekularbiologischer Nachweis: qRT-PCR, Stammcharakterisierung durch Sequenzanalyse
Virologischer Nachweis: Virusisolierung auf Zellkultur (z.B. EPC, BF-2); Bestätigung mittels Ag-ELISA oder IFT
Anzeigepflicht!
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